Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 23.03.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-03-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-194003236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19400323
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19400323
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1940
-
Monat
1940-03
- Tag 1940-03-23
-
Monat
1940-03
-
Jahr
1940
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 23.03.1940
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
08ter-6ei'1axe äer 8äcli8i8e1ien Vo1k826i1unL 24. Alsrr )skr^an§ 1940 08t6rdräueke urn äs8 8 rot Von Otto ttrback er kann nicht überwunden werden. Er hat das Gleichgewicht der Seele. Wohl gibt es Menschen, die auch schnldlos zu erliegen scheinen, vielleicht unter einer Qual, die ihnen von anderen angetan wird: durch das quälende Unrecht eines Freundes, durch ein Kind, das verdorben ist. Hier tritt das M i t leiden der Menschen mit der Welt vor uns hin. Auch hier ist eine Schuld vorhanden, wenn auch eine fremde, siir die der Schuldlose leidet: und je näher die Menschen sich stehen, um so mehr leide« der Gute für jenen: es ist das ein Geheimnis der menschlichen Geschlechter, und es ist Wahrheit, das; durch ein solches Leiden in jenem andern immer das Gute zum Lichte kommen kann. Um so mehr wird dieses der Fall sein, je weniger der Schuldlose hossnungslos ist — denn da begänne seine eigene Schuld — und je mehr er alle Hassnung aus das Gute seht. Immer und überall entschwindet der Schrecken der Leiden, wo der Mensch der Tilgung menschlicher Schuld aus Erden sich bemüht bleibt; und in dem Mähe, wie er selbst dem Guten dient, hat er Macht, den noch „Leidenden" zu helfen. Er ist das kleine Werkzeug jener anderen Welt, die ihr öster liches Licht anssendet, das am mächtigsten in den Schwächsten auf dieser Welt ist. In den am tiefsten Stehenden. In ihnen feiert das Freie seinen Triumph. Dort breitet das sich aus. was mir in der Unendlichkeit der Fülle nicht begreifen können. Dieses gröhte der Wunder hat dazu geführt, das; die vom Falle sich Erhebenden selbst die Vergangenheit, um des Lichtes willen, das sie voll Staunen erblicken, selig preisen. Augustinus schreibt das geheimnisvolle Wort: O felix culpa! — Glückliche, des Lichtes gewürdigte Schuld! Er rühmt seine Schuld nicht: in dem Uebermas; des Lebens aber, dessen er teilhaftig wird, sieht er nur nock das erbarmende Licht, das nm der Schuldige« willen da ist. Fest aller Feste! Auferstehung! Man kann es nicht ver gleichen mit den, Erwachen der Natur, mit allem Wunderbaren des Frühlings, denn es ist wunderbarer: c« stehen die Men- sckenseelcn auf zum unvergänglichen Leben. Zu Ostern bricht die Freiheit aller Freiheit an: die Welt verwandelt sich. Es gehen die Erlösten einher unter der Herrlichkeit des Men schensohnes. höchstgespannte Seele ist die, die von Leidenschaft zum Guten erglüht. Wie Kain, ein Unfreier stärker von etwaG bewegt werden, als der Freie, der keine Grenzen seiner Bewegung kennt? Hierin liegt der künftige, endgültige Sieg des Guten Uber das Böse angekiindigt. Und hier liegt auch der Grund, ivarum in einem verhärteten Mensck-en, der immer noch einen Funken von Freiheit besitzt, eines Tages das Bessere über alles Vergangene siegen kann. Das Gute ist der allerstärkste Beweger der der als der zem Ei. In der neueren Zeit sind freilich diese und andere Ge- bildbrote häufig ersetzt durch ähnliche Formen ans Schokolade und Marzipan, und selten denkt jemand daran, das; diese For men einst einen lebendigen Sinn hatten, der jedem gegenwärtig und verständlich war. Der Ostcrwols als Gcbildbrot ist seit 500 Jahren nachweisbar. Die nicht ganz leicht erkennbare Gestalt zeigt die vier Läufe sBeinej und den weit ausgesperrten Wolfs rachen. Im Badiscl-en lz. B. Amt Bichls ist eine Abart des Oster- wolfes bekannt, die „Wowöiflc" oder „Howölsle". die allerdings um die Weihnachts- und Nenjahrzcit erscheinen: Man kann sie vielleicht mit den „Hauswölsen" vergleichen, die in den an das badische Amt Bühl angrenzenden Gebieten in der Zeit vom 24. Dezember bis 6. Januar gebacken werden. Der alte Volks glaube zeigt sich, in einer Segenskraft, die man ihnen zuschreibt: Sie sollen vor Feuersbrunst bewahren! Eier und „Grünes" wird ost zu Osterspeiscn reichlich ver- wendet. Grün, die Farbe des jungen Psianzenwuchses. war nach altem Volksglauben auch die Farbe der Wald- und Wassergeister, ivie überhaupt aller Mächte der Fruchtbarkeit. Grün entspricht dem Leben und dem Herzen: heisst es nicht im Volksliede: „Ma del, ruck, ruck an meine grüne Seite", d. h. an meine Herzen seite? Ist nicht Ostern lPolmsonntag. Gründonnerstags das Fest der Fruchtbarkeit, des Lebens, der Auferstehung, des jun gen Grün? — Es ist nicht lange her. da buck man in Wien Osterkuchcn „so gras; wie ein Pslugrad". Ist diese Grötzenangabe nicht auffallend? Man hätte ja auch leicht andere, näherliegende Matze angeben können als gerade ein Pslugrad! Aber eben in dieser Angabe enthüllt sich eine tiefe Sinnbestehnng: Das Brot sollte Sinnbild der — durch den Pflug umgebrochenen, frischen, lebenschafscndcn — mültersichen Erde, kurz der Natur selbst sein. Gebildbrote iu dem von uns bezeichneten Sinne sind — häusig uralte — Brot- und Ku.bensarmen. denen eine sinnbild« Iick>e Beziehung zugrunde liegt. Mehr als wir modernen Men schen, denen das Brot etwas „Selbstverständliches" geworden, sahen untere Vorfahren im Brot das Sinnbild znsammengefatz- ter Kraft und die lebenserhaltende Speife. Es ist die Vereini gung aller Segenskrast und Fruchtbarkeit der Erde: daher die vielen Sinnbeziehungcn. die in den „echten" Ostergcbäcken zum Ausdruck kommen. Das Brot ist so ehrwürdig, das; man in seiner Gegenwart nicht fluchen darf, lässt man cs — auch nur aus Ver sehen — fallen, so mutz man cs nach geradezu wundervollem altdeutschem Volksglauben küssen und — um Verzeihung bitten. Hirlenjunaen, die Brotkügclchen formten nnd mit ibnev spiel ten. wurden nach einer mecklenburgischen Sage-in Steine ver wandelt. Noch schlimmer erging cs den Einwohnern von Vineta, die Mauerlöchcr mit Brot nusbesserten. lb'brigens durste auch das gute Hausbrot nie ans dem Tisckie fehlen, wenn an den Festtagen, z. B. zu Ostern. Festgebäck gereicht wurde, sonst ginge, wie man sagte, der Segen aus dem <öause! Das Brot sollte unter keinen Umständen „znrückgesetzt" werden. Das Bratapfel für die Segensmächte der Schöpfung war freilich kein Frevel. So wurde um das Jahr ttwn n. Ehr. im Frühjahr der Pflug besonders geweiht, dann nahm man van jeder Art Mehl und buk einen kleinen Brotlaib, „von der Breit« der inneren Handfläche", knetete ihn mit Milch und heiligem Wasser und legte ihn unter die erste Furche. Aehnlich ist es. ivenn in Tirol und Mähren die Bäuerin die mit Teig beklebten Finger an den Bänmen abstrcift. Brotopfer zu Himmelfahrt und St. Georg s23. Aprils sind in manchen Gegenden üblich. In die sen Fällen wird, wie gesagt, das Brot nicht verworien, sondern der mütterlichen Natur aufgeopfert, d. h. sinnbildlich zurück gegeben. von der es stammt. Seelen, der sie In Schwingungen setzt: in die Schwingungen Freiheit. — Was aber vermöchte sicherer uns zu bewegen, die Botschaft aller Botschaften, die Kunde von der Freiheit Erlösten, di« weder das Leid noch den Tod weiter kennen. Doch ist es wirklich so? Versinkt dies Lcidvolle alles vor uns? Bleibt die Erde nicht, auf der wir leben, voller Dishar monie und voll von Trostlosigkeit, so datz das zukünftige Leben erst alles verwirklichen wird? Es sck-eint, als habe sich seit dem ersten Ostertage nichts geändert, als reiche das alles nicht aus, um in die bitteren Kämpfe unseres Daseins einzugreife». Es scheint nur so. Diese von Leiden überschattete Welt ist ge blieben. um uns zwar weiter in einen» fort an die Abgründe des menschlichen Daseins zu führen, aber nicht, um in ihnen zu versinken, sondern um zu erleben, datz alles Leiden seinen Schreck, en verloren hat. Nur ein Schmerz erdrückt den Menschen, die eigene, in ihm liegende Schuld. Sie wirft jeden aus der Bahn, heute oder morgen, ob er sich wehrt oder nicht. Aber da die Hinwegnahme der Menschenschuld das alles überstrahlende Ereignis des Ostcrtages ist, so nimmt Ostern die Sckrecken des Lebens hinweg. Mag noch so vieles über einen Menschen kommen, steht er in der Nacht dieses Oster- tages und entscheidet sich für das Gute, so lebt er in Sicherheit, Es gibt ein altdeutsches Sprichwort: „Man soll das liebe Brot nicht init Fützen treten." Das ist gleichsam eines der unge schriebenen Gebote, di« uns Deutsch» von unseren Vorfahren her immer selbstverständlich waren. Das „liebe" Brot — ist nicht schon die Wortverbindung eigenartig, gemütstief und aus- schlutzreich? Wir sprechen vom lieben Brot — wie ctiva von der lieben Heimat, den lieben Eltern, den lieben Kindern oder vom lieben Gott. Wer das ermitzt, ahnt etwas von der Tiefe der un scheinbaren Wortverbindung: das liebe Brot. „Man soll das liebe Brot nicht mit Fützen treten." Wer denkt nicht an die vielen altdeutschen Geschichten, Sagen und Märchen, die von der Bestrafung eines Brotfrevels erzählen? Indes, das alle Sprichwort will mehr als ein blotzes Verbat aussprcchen. Es will uns zur Ehrfurcht vor dem Brote anhallen. Nicht genug ist cs, datz jemand das Brot nicht mitzachtet und nicht mit Fützen tritt: Dem Brot als Sinnbild der menschlichen Nahrung überhaupt gebührt ein besonderer Ehrenplatz und eine besondere Ehrfurcht. So nimmt cs uns nicht wunder, datz die Deutsckicn zu allen Zeiten das Brot mit eigenen Bräuck)en um geben haben. Auch das Osterfest kennt noch manchen tiefsinni gen und aufschlutzreichen Brauch um das Brot. Denken »vir nur an die heute oft nur noch gedankenlos hergcstellten und ebenso gedankenlos gekauften Gebildbrote. Ursprünglich hatte cs einen wirklichen Sinn, es »var also mehr als eine hübsche Spielerei, wen», z»' Ostern besondere Brot- und Kuchenformcn, die so genannten Ostergebäcke, hergcstellt wurden. Geivitz. manck>c Ge bäckform »var Laune und Spiel. Aber ivenn bewusst die Form -es Lammes odkr des Hasen oder -er Henne mit Kücken ge- »vählt wurde, so hatte das einen Sinn. Das Lamm ist swie z. B. auch die Taubes Sinnbild christlicher Gestalten: der Hase galt seit frühesten Zeiten der Menschheitsgeschichte csts ein — wegen seiner zahlreichen Nachkoinmensckmst — fruchtbares Tier und deshalb als Sinnbild der Fruchtbarkeit ülicrhauvt: die Henne mit ihrer unmittelbar gegebenen ?«cziehung zu Ei und Kücken mar von jeher Sinnbild der Fruchtbarkeit und Mütterlichkeit, ja der mütterlichen Natur überhaupt. Mancherorts ersck>eint als Ostergebäck der „Eicrmann", eine Figur mit eigebackenem gan- Ostern Jubelnde Glocken von allen Türmen. Freude und Glück am goldenen Tag. Der nach des Winters brausenden Stürme Selige Kunde vom Herrn uns gab! Schreite hinaus in leuchtende Fluren Lausche im Hain auf des Finken Lied. Sich, ivie die Erde in lieblichen Spuren Wiederum eivigcs Leben durchzieht I Auferstanden die grünenden Auen Und die schwellende Knospe im Hag. Grütze auch du in festem Vertrauen: Segen und Freude zum heiligen Tag? Leopold Schivarz. s V OZterkreucle unä Osterrrmt Von kisokok vr. Kares 1- lebt." Sic geht von den Wächtern zur Synagoge. von den Feinden zu den Freunden, von den Inden zu den Aposteln, von den Frauen zu den verschüchterten.Jüngern, von der Synagoge des Alten Bundes zur Kirche des Neuen Bundes. Wie arm und glatt nimmt sich gegenüber diesem christlichen Osterfeste und seiner aus tiefsten Tiefen quellenden Freude das profanierte und säkularisierte Ostern moderner Menschen aus! Ostern nicht mehr als ein Frühlingsfest, ein Spaziergang durch knospendes Grün und die mild wärmende Frühlingssonne! Wem Ostern nicht mehr Fest der Auferstehung Christi ist, der ist nicht mehr fern von dem Tage, wo cs ihm auch gleichgültig ist, ob Christus Gottes Sohn und Weltcrlöser ist. das heisst von dem Tage, wo es ihn, gleichgültig sein wird, ob er Christ oder Heide ist. Wie anders klingts aus unseren christlichen deutschen Landen, wo die Osterfreude von heute sich kleidet in den Oster- jubel von gestern und ehegestern: .Die ganze Welt, Herr Jesu Christ, in deiner Urständ fröhlich Ist." Und ein anderes Pflänzlein wächst und blüht an der Gra- besgruft Christi auf Kalvaria: es ist der starke christliche Opfermut. Es ist nun einmal so: »ver den Osterqlauben im Herzen trägt, der trägt das Geheimnis der Ueberwindung des Leidens in glücklicher Hand. Es ist, als ob die Kirck^ in der Osterliturgie diesen Gedanken besonders kräftig anschlagen wollte, wen», sie iin Offertorium des Ostersonntags das Psalm wort „Die Erde bebte und die Erde ward ivicder still, da der Herr aufstand zum Gerichte" auf das Festgeheimnis anwendet. Was war der Karfreitag anders als ein allgemeiner Aufruhr aller Nelder und Heuchler, aller Gesetzesfälscher und Propheten mörder gegen den Welterlöser: aber in einem Augenblick wur den sic zuschanden. So bleibt es durch die Jahrhunderte der Geschichte. Die Weltgeschichte Ist bis zur Gegcnwartsstundc ein ewiges Beben und Stlileiverdcn der Erde vor dem Gerichte des auf erstandenen Christus. Das ist der Trost und die Kraft und der Mut, die uns aus diesem Glauben entspringen. Man kann nicht In, Sonnenqlanz des Auferstandenen stehen, ohne datz herzerhebende Freude und heiliger Christenmut und starker Lebenswille uns erfassen und durchdringen. Und wenn unsere Religion so recht eine Religion der Freude nnd des Trostes ist. dann ist sic es. weil sie die Religion des mcnschgewordenen Gottessohnes ist, »veil sie uns an den auserstandenen Gott menschen glauben, auf ihn hoffen und ihn in Liebe umfassen lehrt. Die ganze Welt. Herr Jesu Christ, in deiner Urständ fröhlich ist, — so sangen unsere gläubigen Altvordern Jahr um Jahr, wenn die Osterglocken das Fest der Feste ins Land läu teten. Sie haben cs recht verstanden, dieses Fest in seinem Grund und Wcsensgehalt: Nicht der Tod, sondern das Leben, nicht der Schmerz und das Leid, sondern die Freude hat das letzte Wort in der christlichen Re ligion. Ostern ist das stärkste Lebenswort ivider allen Tod, das beste Trostwort ivider alle Trauer, das schönste Hoffnungswort wider alle Verzweiflung, das macht vollste Gotteswort wider alles Menschenmerk, das sich gegen Goit erhebt. Darum ertönt ai, keinem anderen Feste so macht- und schwungvoll, so aus wogender Seele das Alleluja wie am Osterfeste, welches Halt und Band, Gipfel und Krone aller christlichen Feste Ist. Ein Geheimnis in Christi Leben »var der Karfreitag: aber war nicht sein ganzes Leben ein Karfreitag?* Wie habe», seine Feinde ihm das Leben schwer gemacht! Was war er ihnen denn? Ein Aergernis, ein beständiges, wandelndes Aergernss. Seine Propheten ein Aergernis und seine Eltern ein Aergernis, ein Reden und Schweigen ein Aergernis, seine Milde nnd eine Strenge ein Aergernis, seine Macht in Wundern und seine rciwilllge Ohnmacht im Leiden ein Aergernis, seine Geburt, eine Jünger, sein Wirken ei», Aergernis. Das Ist eine Passionsgeschichte, lang und schmerzlich, jede Seite geschrieben mit Gottesblut, und das Herz ist zusammen geschnürt durch Mitleid und Weh, wenn man sie liest. Aber wie eine freundliche, frohe Vision überkommt es uns, wenn »vir nach den, „gestorben und begraben" bei Matthäus plötzlich an die Stelle kommen, wo es heitzt: „Und siehe, es entstand ein grosses Erdbeben. Und ein Engel des Herrn stieg von, Himmel hernieder. Er trat herzu, wälzte den Stein voin Grabe »veg und setzte sich darauf. Sein Aussehen war wie der Blitz. Sein Ge wand »var weiß wie Schnee. Die Wächter aber erbebten vor Furcht und lagen wie tot" (Matthäus 28, 2—4s. Der Herr, der Gefangene der ohnmächtigen Menschen, Ist auferstanden, und von dem weggewälzten Grabstein ergeht wie von einer Felsen kanzel die Osterbotschast des Engels: „Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auserstanden, er ist nicht hier: sehet da die Stätte, wo sie ihn hingelcgt hatten" Markus IS, Es. Wie ein zweiter Samson hatte er die Tore seines Grabes in göttlicher Kraft gehoben und von dannen ge tragen. Durch ganz Jerusalem wögt diese Osterbotschast: „Er Von )os. Albert Es gibt kein Wort in der menschlick;«n Sprache, das so tzock-gestimmt den Inbegriff aller menschlichen Hoffnungen um-, < faßt, wie das Wort: Auferstehung. Es erwacht in uns, ivenn' der Frühling kommt, wenn die Erde von ihrem Schlafe auf bricht, wenn die Wtnterstürme schweigen unL endlich wärmere Lüfte die Märztage durchwehen. Das menschliche Herz, das an -lese Erde gebunden ist, erhebt sich mit der Schöpfung am Frühlingsmorgen und ist von Hoffnungen angestillt. An einem solchen Morgen läuten die Osterglocken. Sie haben einen Klang, der uns alle bewegt, -er ln die aufbrechende Natur einstimmt und der -och eine ganz andere Sprache redet, als die Sprache -er Erde, die, so oft sie sich erneuern inag, einmal wieder dahinstirbt. Zu Ostern wird der Sieg alles Lebens eingeläutet. Die Worte, die von Menschen jemals zum Preise des Frühlings erfunden worden sind, reichen nicht aus, um das, ivas zu Ostern in Erfüllung geht, wahrhaft zu preisen. Zwischen diesem Einmaligen, dem Unwiderruflichen, nnd jenem, was die Natur uns verspricht, liegt -er unendliche Abstand zweier ganz verschiedener Welten. Aber gerade des halb, weil der Abstand alle unsere Begriffe übersteigt, und weil gleichzeitig der stille, mächtige Funken In uns nach einer noch unbegriffenen Ferne verlangt, wo das ganze Leben liegt, deshalb bewegt uns der Ostermorgen so unbegreiflich. In der Tat: es ist die Fülle alles Lebens, zu -er unser Streben geht. Das erfüllte Leben aber, das den Sieg über den Wechsel der Dinge und die Leiden der Welt davonträgt, ist im Besitz eines herrlichen Gutes: -er Freiheit. Die Glocken zu Ostern klingen, als ob Fesseln von uns fielen: ihre feierliche Weise schwebt so hoch über dem Alltag, weil sie den frei gewordenen Menschen preist. Das ist der wahre Sinn der Auferstehung, all unserer Hoffnungen aus Erden, denn die Freiheit ist das höchste aller Güter. Was ist die »vahre Freiheit? Wenn so dicht vor Ostern der Karfreitag liegt, der» Tag der Leiden, der erst voriibergchen mutzte, um der Verklärung Raum zu geben, so werden wir, um das Höchste zu erkennen, erst znm niedrigsten geführt. Das Niedrigste von allem ist der Tod. Der Karfreitag führ» die Welt an den Tod. um sie an die Wurzel ihrer Unfreiheit zu führen. Wer ist unfrei hier auf Erden — unfrei in der Welt des Geistes, die den Ausschlag In allen Belangen des Lebens gibt? Der Mensch, der nicht mehr gut i st. Wo das Gute aushört, wird die Menschenscele gehindert, sich zu entfalten, sich auszubreiten, so wie sie im Innersten verlangt, wie es ihr in den beivcgtesten Stunden, wo sie erleuchtet ist, vorschwebt. Sie wird in «ine Bahn gezwun- gen, die ihr nicht eigen Ist, wo sie verwelkt, trauern mutz, auch wenn alle „Freuden der Welt" ihr zu Gebote stehen. Dieses Nichtentfalten, das Verkümmern, ist die echte Unfreiheit: der tief« Grund der Uebel, durch die die Leiden und der Tod in die Welt kamen. Daraus wir- das Wesen des freien Men schen ohne weiteres klar. Frei sein im Reiche des Geistes ist nichts anderes als gut sein. Weder hier auf Erden, noch anderswo gibt es eine Freiheit, die nicht im freien Walten des Guten bestände, tn dem Ausgerichtetsein aller in uns lie genden Kräfte, die einfach und unverdorben sind. Darum ist das Höchste, das Freie, auch zugleich das Einfachste, das von uns allen Erreichbare. Es ist nicht das Leichteste, aber es ist das Einfachste, weil es uns angemessen ist. So kommt es. -atz wir von allem Guten In der Welt, das an uns herankommen kann, Irgendwie berührt werden. Schlechtes braucht unsere Herzen nicht zu berühren, aber das Gute mutz es tun, un weigerlich — auch wo wir ihm nicht folgen. Selbst der ver härtetste Mensch kann nicht verhindern, datz die guten Klänge etwas in Ihm anschlagen, das ihm eigen ist. Und es Ist auch nichts auf Erden, was einen stärkeren Grad an Erleben in uns auslösen könnte, als wieder das Gute. Man Irrt, wenn man glaqbt, das; das Schlechte die grötzten Leidenschaften in Mcnschenhcrzcn entfachen könnte — dies ist nur möglich In dem, der dem Guten keinen Raum mehr geben wird — die
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)