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Sächsische Volkszeitung : 22.03.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193903221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19390322
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19390322
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-03
- Tag 1939-03-22
-
Monat
1939-03
-
Jahr
1939
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 22.03.1939
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Mittwoch. 82. März 1939 Sächsisch« Volkszeitung Nummer 70. Sette 4 Sien« und Wert deutscher Seidenehrung In einer ganz einzigartigen Weise hat der Ehrenführer des Gauverbandes des Vvcksbundes Deutsche Kricgs- gräbersürsorge, Reichsstatthalter und Gauleiter Martin Mutschmann, erstmalig in ganz Sachsen eine Aktion für die Zeit vom 28. März bis 1. April ins Leben gerufen die dem Dienst und dem Werk deutscher Heldenehrung, vom DDK. be treut, neue für den deutschen Menschen richtungweisende Wege aufzeigen wird. Am heutigen Mittwoch 1V.30 Uhr gibt der Gau leiter den Auftakt zu der in seinem Austrag in Sachsen sorgfältig vorbereiteten „Woche des Dolksbundes Deutsche Kviegsgräber- fürsorge" in einer öffentlichen Feierstunde im gro ben Saale des Austellungspalastes in Dresden. Der Bundcs- fiihrer des VDK., Dr. E. S. Eulen sBerlin) wird Uber die Ve- deutung der Arbeit des von ihm ISIS gegründeten Volksbun- des sprechen. Die Feierstunde ist mit Musikdarbietungen um rahmt und wird eingeleitet durch den Dorspruch des Gauner- bandsfiihrers Sachsen des DDK., Gauamtsleiter G. Handge. Bor den alten Fahnen der Dresdner Friedensregtmenter erfolgt mit dem Lied vom guten Kameraden di« Gefallenenehrung. Der VDK., der seit 1919 im zähen Ringen an der Wieder erweckung der heldischen Lebensauffassung im deutschen Volke arbeitete und für den Dank, den wir unseren Gefallenen des Weltkrieges schulden, warb, baut seit 192g an den Fronten des großen Krieges Ehrenmale zum Andenken an das ungeheure Blutsopfer der dreieinhalb Millionen unserer feldgrauen Sol daten. Wenn wir setzt im März 1939, in der Stunde'herrlicher neuer Erfolge unseres Führers, anlätzlich der Heimkehr unserer uralten Reichslande, wahrend einer ganzen Woche in Sachsen spontan des großen Blutsopsers unserer Bäter und Brüder im Weltkriege gedenken, so gibt das dichtbesiedelte Sachsen hier durch allen deutschen Volksgenossen «in Beispiel. Dresden Sank durch dle Tat 899 Hitler-Urlauber kommen nach Dresden. Es gehört zu den Wesensgrundzügen des deutschen Men schen. dem Gefühl der Dankbarkeit durch Talen Ausdruck zu verleihen. Darum wurde auch in breitesten Kreisen der Be völkerung die Einrichtung der Adolf-Hltler-Freiplahspcnde auf richtig begrüßt. Am Montag ist nun die erste Hitlcr-Urlauber- Kameradschast dieses Jahres, die den Namen „Großdeutschland" erhielt, In Dresden eingetrosfen. Es sind über 50 Kameraden aus fast allen Gauen des Großdeutschen Reiches Als Auftakt ihres Urlaubs in Dresden wurden sie am Dienstag mittag in den Festräumen des Dresdner Rathauses empfangen. Zur Freude aller nahm an der Begrüßung der Beauftragte für die Adolf-Hitler-Freiplatzspcnde, SA-Brigadefiihrer Fürholzer, teil, der die Grüße des NZV-Reichsamtsleiters Hilgenfeldt über brachte. NSV-Kreisamtsle'ter Müller und Stadtrat Best hießen die Kameraden namens der NSV lind der Stadt Dres den willkommen. Im Verlaufe eines kameradschaftlichen Bei sammenseins erschien Bürgermeister Dr. Kluge selbst, der in herzlichen Worten den tieferen Sinn dieser Hitler-Urlauber- Kameradschaften deutete. Dieser ersten Kameradschaft der Hitler-Urlauber, die wie der alle Sehenswürdigkeiten unserer Stadt gezeigt bekommt, und in einer abschließenden Fahrt auch den Sudctcngau ken- nenlcrnen wird werden im Lause des Frühjahrs und Sommers noch elf andere folgen. Insgesamt werden etwa 800 Ka meraden durch dieses Werk der Gemeinschaft in die säch sische Landeshauptstadt kommen. : Schnlveranstaltungen im Kreise Dresden. Donnerstag, 23. März, 19 Uhr: WHW-Aussührung der 35. Volksschule in der Turnhalle. 19 Uhr: Entlassungsfeier der Technischen Mittel schule in der Maschinenhalle der Technischen Lehranstalten. — Sonnabend. 25. März. 10 Uhr: 50-Ighrfeier der 35. Volksschule in der Aula. : An der Arbeitsstätte tödlich verunglückt. In der Nacht zum Mittwoch ist der Maschinenputzer Waller Gäbert auf der Ausschlackanlage des Bahnbetriebswerkes Dresden-Friedrich stadt beim Uebcrschreiten der Gleise von einer Lokomotive erfaßt und getötet worden. d. Großenhain. Großenhain 25 Jahre Flieger stadt. Am 17. März 1914 begrüßte Großenhain feierlich die erste Fliegertruppe, nachdem es einen Militärflugplatz erhalten hatte, und zwar die 3. Kompanie des Kgl. prcuß. Fliegerbatail- Kons unter Hauptmann von Minkwitz. Das Jubiläum der Gar nison soll im Sommer dieses Jahres durch ein mehrtägiges Fest begangen werden. Zwei Tage hilflos ln einer Saugrobe Vermißtes Mädchen durch einen Arbeiter gerettet. d. Freiberg. Das als vermißt gemeldete Schulmädchen Marianne Jäckel aus Freiberg, das am Sonnabendnachmittag auf dem Weg von Bekannten nach Hause verschwunden war, ist am Montagabend in einer Baugrube in der Nähe der Ober- fchlesienstraße lebend aufgefunden worden. Das Kind war aus dem Nachhauseweg von der Straße abgewichen, über freies, für Bauzwecke vorgesehenes Gelände gelaufen und dabei in eine nur leicht bedeckte, etwa vier Meter tiefe Baugrube gerutscht. Infolge der Tiefe der Grube ist es dem achtjährigen Mädchen nicht möglich gewesen, sich von selbst wieder herauszuarbeiten, und alles Schreien und Rufen ist ungehört verhallt Das be dauernswerte Kind hat zwei volle Tage und Nächte in der Grube verbringen müssen. Das Mädchen dürfte aber, soweit sich bis jetzt übersehen läßt, schweren körperlichen Schaden nicht davongetragen haben. Die Auffindung der Vermißten ist einem Freiberger Ein wohner, der an der Ausschachtung der fraglichen Grube beteiligt gewesen ist, zu danken Beim Lesen der Vermlßtenmeldung waren ihm Gedanken gekommen, ob das Kind nicht etwa in eine solche Grube gefallen sein könne. Er hat deshalb dle Baugrube nachgesehen und das Kind gesunden. Dresdner Vollzetberlcht Reisender Geldwechselbetrllger sestgenommen. Am 24 Ok tober 1938 trat, wie berichtet wurde, in Dresden ein Betrüger unter dem Namen „Oberleutnant August von Kalten" auf. Er mietete sich in einem Fremdenheim ein und fragte, ob noch Zimmer für seine Kameraden frei seien. Dann bat er die Vermieterin, ihm einen Hundertmarkschein zu wechseln, damit er den vor dem Hause ivartonden Kraftdrosckkenfahrer bezahlen könne. Er erhielt das Wechselgeld und erklärte, als er auf- getordert wurde, den Hundertmarkschein auszuhändigen, daß er diesen dem Kraftfahrer zum Wechseln gegeben habe. Mit dem Bemerken, mit seinem Gepäck und seinen Kameraden bald wiederzukommen, verschwand -er Schwindler. Der Versuch, ani gleichen Tage eine andere Vermieterin in derselben Weise zu sckädigen, schlug sehl. In der Person des Handclsangestellten Wilhelm Stelzl, geboren am 3. Januar 1911 in Metz, wurde der Betrüger ermittelt und am 18. März von der Kriminal polizei in Salzburg festgenommen. Seit dem 12. Juli 1938 ist Stelzl mit dem gleichen Trick in mehreren Städten Deutsch lands aufgetreten. Der Festgenomimme nannte sich auch: Dr. mcd. von Stern. Fritz von Böhnecke, Viktor von Wede, Walter von Treptow, Karl von Knorr, Hans von Bergedorf und Hans Iurinek und führte falsche Papiere auf „Willi von G'asnov" bei sich. Stelzl hat angegeben, in Dresden in drei oder vier Fällen als Geldwechselbetrüger etwa 150 RM. erlangt zu haben. Geschädigte, die Anzeige bisher nicht erstattet haben, werden gebeten, sich Schießgasse 7, Zimmer 87. zu melden. Lichtbild des Stelzl kann bei der Kriminalpolizeileitstclle Dresden eingesehcu werden. Garderobedicbstahl. Am 15. März d. I. zwischen 18 und 20 Uhr wurden in einer Gastwirtschaft der Innenstadt ein dunkelbrauner, zweireihiger Herrenwintermantel, Ulsterform, ohne Gürtel, Firmenschild „Esders", und ein brauner Velour hut, im Schweißleder „V K" eingelocht, ver-achtlos gestohlen. Vor Ankauf der Diebesbeute wird gewarnt. Sachdienliche An gaben erbittet die Kriminalpolizei. Dresdner Lichtspiele Capitol: „Hoheit tanzt inkognito" Die Prinzessin von Romanza — ein Königreich, das irgendwo aus dSm Balkan zu denken ist — studiert inkognito in Amerika. Sie ist so sehr Amerikanerin geworden, daß sie sogar den Steptanz meisterlich beherrscht. Warum soll sie sich also nicht auch in einen Amerikaner verlieben? Es ist ein hüb scher Junge, ein Kadett der Militärakadenrie in West-Point. Unternehmend ist er auch: Als die Prinzessin von ihrem Vater nach Europa zurückgerusen wird, fliegt er einfach über den Ozean ihr nach. So kann von Anfang an kein Zweifel am .Happy end" sein. — Die ganze Handlung aber ist nur ein Vor wand, um alle Künste einer mit großen Mitteln ausgestatteten Revue entfalten zu können, in der es nicht an Prunk, an Sen sationen und schönen Frauen fehlt. Im Mittelpunkt steht Elea- nor Powcll, die aus „Broadway Melody" in Erinnerung ist; sie verkörpert die Prinzessin, die inkognito den: Steptanz huldigt. Nelson Eddy ist ihr Partner; er hat für seine Rolle nicht nur ein gutes Aussehen, sondern auch einen schönen Tenor einzu setzen. W. S. van Dyke hat Regie geführt. Der Film ist nicht nur als Probe amerikanischen Stils interessant. Er läßt mich erkennen, in welch naiver Weise von dem amerikanische» Publikum der Gegensatz zwischen amerika nischen und europäischen Verhältnissen gesehen wird. Diese Naivität in den Vorstellungen über Europa finden wir ja immer wieder in amerikanischen Filmen. Sie läßt uns manche an sich kaum begreiflich Verständnislosigkeit in den Vorstellungen man cher amerikanischen Kreis« über Europa als erklärbar erscheinen. Dr. Gerhard Desczyk. Alban Stolz Uebcr „Alban Stolz' Bedeutung für seine und unsere Zeit" sprach am Dienstagabend im Roten Saal des Belvedere Kaplan Schlirf sChemnItz). Ganze Generationen sind in ihrer see lischen Haltung durch die Lektüre der Schriften dieses Volks- chriftstellcrs aus Baden weitgehend beeinflußt worden. Auch >eute »och werden diese Schriften gelesen und verdienen ge- esen zu werden. Man muß sie verstehen aus der Zeit, in der ie entstanden sind. — Der Vortragende zeichnete in den Um- rißlinicn die kirchcngeschichtliche und gcistesgeschichtliche Ent wicklung der ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts, in denen Stolz Priester wurde: Herrschaft der Aufklärung, auch inner halb der Kirche. Versagen der kirchlichen Führung, Erschütte rung des religiösen Lebens. Stolz, auf den zunächst die Auf klärung Einfluß gewinnt, kommt aus der Erkenntnis der von ihr bereiteten Schäden schließlich zu einer entschiedenen Ableh nung. In der Seelsorge auf dem Lande lernt er das Volk kennen, sieht seine scelifchc Not lernt seine Sprache sprechen. Die Frucht jener Jahre sind seine später veröffentlichten Ka lender, deren erster, „Mixtur gegen Todesangst", 1843 erscheint. Das Geheimnis des Erfolges dieser Kalender und seiner an deren Schriften Itcgl in seinem eigenartigen Wesen beschlossen. Alban Stolz ist ein Mensch der scheinbar unvereinbaren Wider sprüche: ei» Melancholiker, der doch tiefen, gütigen Humor besitzt, eine verschlossene Natur, die sich doch den anderen mit teilen muß, ein Grübler, der doch mit einem unerschütterlichen Glauben begnadet ist. — Wir Heutigen sehen freilich auch die Grenzen, die für Stolz gegeben waren: Er kam Uber die kri tische Einstellung zu der Zeit und den Menschen, über die Ab wehr nicht heraus. Die große Linie der Romantiker, In deren Schassen der Wille zu einer geistigen Welteroberung zu spüren ist, setzt er nicht fort. Vieles tn seinen Werken ist zeitbedingt, für die Gegenwart nur noch von geschichtlicher Bedeutung. Aber auch auf den Leser von heute wirkt noch die Sprach gemalt, über die Alban Stolz verfügt; sie erinnert oft unwill- küttich an Luther. Er beherrscht die seltene Kunst, große Dinge einfach zu sagen. Stolz ist ein Meister der deutschen Prosa, der uns Freude an unserer Muttersprache schenkt. Don zeitloser Wirkung ist sein echter Humor, der oft mit Ironie und Sarkasmus gemischt ist. Wer einmal tn einer stillen Stunde herzlich lachen will, der mag nach einem Buche rwn Alban Stolz greisen. Auch den Leser von heute packt endlich die echte Religiosität, die aus jedem der Werke von Alban Stolz spricht. In diesem Enkel eines Hammerschmieds hat der Liberalismus einen sicher treffenden Hammer christlicher Ab wehr gefunden. Der innerste Kern des Schassens von Alban Stolz ist eine tiefe, christozentrische Frömmigkeit, ein männlich stolzer, unerschütterlicher Glaube. Der Vortrag wurde von den zahlreichen Hörern mit freund lichem Beifall ausgenommen und von Propst Beier mit herz lichen Worten bedankt. Dr. Gerhard Desczyk. Liederabend Srna Sack Die Liederabende von Kammersängerin Erna Sack, dem mit Recht gefeierte» Mitglieds der Dresdner Staatsoper, der Chicago O;»era und der Covcnt Garden Opera in London, gestal ten sich immer zu großen künstlerischen und gesellschaftlichen Ereignissen im Dresdner Musikleben. So auch am Dienstag abend im Gewerbehaus. Außergewöhnlich feinsinnig war schon die Programmmahl. Die italicnisö)« Musik und die deutsche Barockklassik zum Beispiel ivaren vertreten durch Giovdano und Händel, die französische Opernromantik durch Ambroise Tho mas, de» Mignonkomponisten, und Adolphe Adam die italieni sche Opernklassik durch Rossini. Auch Arditis beliebte und ge fällige Weisen fehlten nicht, und schließlich gab es noch allerlei Volkslieder. Die „Deutsche Nachtigall" gestaltete all Lies wieder mit reifem, strahlendem Künstlertum, mit wundervollem vortrag- lichem Scharm und einer stimmlich-technischen Vollendung, die schlechthin ohne Beispiel dasteht. Es gab für die herrliche Künst lerin Stürme der Begeisterung, auch für den bekannten fran zösischen Klavierbegleiter Charles Cern 4. In den Mozart- variationen von Adam war als meisterhafter Flötensokist Arno Birr gewonnen worden. Felix v. Lepel. Erfolg de» Dresdner Schauspielhauses ln Reichenberg. Am Dienstagabend gastierte im Theater der sudetendeutschen Gau- hauptstaot Reichenberg mit durchschlagendem Erfolg das Dresd ner Staatliche Schauspielhaus. Der SS-Abschnitt 87 Reichen berg hatte dieses Gastspiel mit einer Aufsührung von Otto Erlers dreiaktigem Bühnenwerk „Thors Gast" veranstaltet. Das bis auf den letzten Platz besetzte Haus feierte das ausgezeich nete Dresdner Ensemble unter der Spielleitung von Georg Kiesau mit stürmischem Beifall. Schaffende sammeln - Schaffende gehen Gib auch Du an den WHW-Sammeltagen der DAF am 28. und 28. März. Sin Merteljahr-imdert beim Nm! Emil Jannings jubiliert. Unnötig, Lmil Jannings Werdegang vom Schiffs jungen zum erfolgreichen Charakterdarsteller zu schildern, er ist jedem Kunstfreunde und Filmenthusiasten aus Zeitungsartikeln, Biographien und Interviews bekannt. Seine erste Begegnung mit der flimmernden Leinwand vollzog sich derart, daß «in Filmgewaltiger im Jahr« 1914 Jannings, der am Berliner Deutschen Theater den Mephisto spielte, für den Film engagieren wollte. „Sie haben in die Spree zu springen, weiter nichts", gab der Herr Generaldirektor al» Charakteristik seiner „Rolle" an, und er wird wohl sehr erstaunt gewesen sein, als Jannings ihn stehen ließ und di« Türe hinter sich zuknallt«. An ähnlichen Erlebnissen fehlt es nicht in Jannings bewegter Kllnstlerlauf- bahn. Tin ganzes Kapitel würde allein von seiner Hollywooder Filmtätigkeit zu schreiben fein. Amerika holte ihn nach seiner Filmrolle als Mephisto in ,Zaust", Gösta Ekman verkörperte damals den Faust, Camilla Horn das Gretchen, Pvette Gilbert di« Marthe Echwertlein. In Amerika hatte er seine großen Erfolge mit „Dem Weg alle» Fleisches", „Sein letzter Befehl", „Der Patriot", „Der letzte Mann"; aber auf die Dauer konnte Amerika Jannings nicht befriedigen. „Man kann wohl tn einer sremden Sprache spielen, aber das Letzte sagen, was tn einem lebt, kann man nur in der Sprache, in die man hineingewachsen ist wie in seine eigen« Haut", so drückt er e» selber aus, unb wenn man die Gestalten seiner deutschen Filme an sich vorüber ziehen läßt, so findet e» sich in ihnen bestätigt. Jannings war schon «in Begriff in der Stummfilmepoch«. Wer erinnert sich nicht seines Ludwig XV. in „Madame Du- barry"? Seines Heinrich Vlll. in „Anna Voleyn", seines Nero tn ,,Quo vadls", seines Pharao in „Weib des Pharao", seine» „Danton" und „Othello"? Der Mephisto war seine letzt deutsche Stummsilmrolle, denn als Jannings aus Amerika zurückkehrte, hatte der Tonfilm den Stummfilm bereits ver drängt. Die Bühne ries ihn und der Film, Jannings ist beiden bis heute treu geblieben. Aussehen erregte sein Professor Nath im „Blauen Engel" aus der ersten Tonsilmepoche, Jannings hat sich auch den Tonfilm erobert. Was vielen der Stummsilm« Stars zum Verhängnis wurde, bereitete ihm, dem Schauspieler, keine Schwierigkeiten. So führt der Ausstieg hin bis zu jenen Großfilmen, die von seiner Darstellerkunst getragen sind. „Der alte und der junge König", „Der Herrscher", „Der zerbrochene Krug", immer ist es ein Stück Leben, ein Stück Menschcnschickjal, das Jannings in seinen Rollen zum Erleben bringt. Jede ein zelne war eine „Lieblingsrolle", wie er auf Befragen zugibt; Rollen, die nicht seiner besonderen künstlerischen Eigenart ent sprechen, würde er niemals spielen. „Ich habe eine Abneigung gegen alle Gestalten", so äußert sich der Staatsschauspieler, dem der Führer die Eoethe-Medaill« verliehen hat, „die nicht zu einem bestimmten Bruchteil Jannings sind. Man wird mir dieses Wort nicht übernehmen. Es ist nur ein Ausdruck dafür, daß ich nicht über meinen Schatten springen will!" Alle seine Filmrollen find „Iannings-Rollen" gewesen, und auch jetzt er wartet ihn wieder eine solche. In dem neuen Robert-Koch-Film der Tobis, der dieser Tage ins Atelier geht, wird Jannings den großen, genialen Forscher darstcllen. Und wie in unvergeßlichen Stummsilmzeiten hat er in Werner Krauß als Virchow seinem Gegenspieler. Schon einmal haben sie zusammengesplelt, in dem Stummsilm „Othello", Jannings als Mohr, Krauß als Jago. 25 Jahre Filmschaffen; für Emil Jannings bedeuten sie keinen Schlußpunkt. Eine neue, große Ausgabe harrt seiner, und dieser Robert Koch, aus dessen Gestaltung der Künstler sich be. sonders freut, mag verheißungsvoller Auftakt sein für weitere erfolgreiche Jahre beim deutschen Film! Ser Brand am SochzeMage Bierundsiebzlgjährige wegen Unzurechnungssähigkeit sreigrsprochen. Am 20. März v. I. brannte in Sophienstädt bei Viesenthal im Kreise Niederbarnim ein der 71jährigen Rentnerin Emilie E. gehöriges Wohnhaus nieder. Ein darin befindliches Kind konnte noch rechtzeitig gerettet werden. Wie die Ermittlungen ergaben, halt» Frau G. das Haus mit einer Kerze betreten, das Licht war ihr entfallen und hatte dann den Brand ver ursacht. Während die Anklage zunächst nur wegen fahrlässiger Brandstiftung erhoben wurde, lautete der Erössnungsbeschluß zur Verhandlung vor dem Berliner Schwurgericht aus vorsätz lich« Brandstiftung. Am 2. August v. I. sand bereits eine Ver- Handlung statt, die aber vertagt wurde, weil man di« Ange- klagte noch einmal eingehend aus ihren Geisteszustand beobachten wollte. In der jetzigen neuen Verhandlung erstattete der Leiter des Instituts für gerichtliche Medizin, Professor Müller-Heß, da» Sachverständigen-Gutachten und kam zu dem Ergebnis, datz hier ein Fall von fortgeschrittener Arteriosklerose vorlicge, der die strafrechtliche Verantwortung der Angeklagten aus- schließe. Entsprechend dem Antrag des Staatsanwalts gelangt« dann auch das Schwurgericht zu einem Freispruch aus Grund von 8 bl Absatz 1 StGB. Dle neue Verhandlung stellte die ganze Sachlage in einem wesentlich anderen Licht dar al» die Ermittlungen. Am Brand- tag» hatte di« Enkelin der greisen Angeklagten gerade Hochzeit gefeiert. Frau G. räumt« einige Zimmer des von ihr bewohn ten Hauses aus und ließ die Möbel und zahlreich« Wäschestücke in das gegenüberliegende, später abgebrannt« Hau» schass-n, das sie ihrer Tochter zugedacht hatte. Im Laufe der Vorberei tungen der Hochzeitsseier stellte sich di« Notwendigkeit heraus, »inen Kochtopf vom Boden de» gegenüberliegenden Haust» zu holen. Die Enkelin hatt« all« Hände voll zu tun, und deshalb bat man die Großmutter selbst hinüber zu gehen. Und die alt« Frau, die ihr Leben lang stet» ihre warnende Stimme erhoben hatt«, wenn jemand Bodenräume mit einem offenen Lichte betreten wollte, beging nun selbst dies« Fahrlässigkeit und verursachte dadurch den Brand. Durch di» Aufregungen der bevorstehenden Feier hatte sich ihr ohnehin ungünstiger Ge- lundheitszustand noch «eiter verschlechtert. Während fi« auf dem Boden herumhantierte, wurde fl« von einem Unwohlsein befallen. Ganz mechanisch.verließ st« da» Hau» und merkt» dabei nicht einmal, daß da» brennende Licht zurückgeblieben war. Nach der Ueberzeugung de» Schwurgericht» sprach auch all« menschliche Erfahrung dagegen, daß ein Brand ausgerechnet an einem Hochzeitstage gelegt wird. Außerdem war da» Hau» unterversichert, und vom Standpunkt «ine» etwaigen Versiche rungsbetrug«» au, gesehen wäre e» sehr unpraktisch gewesen, tn da» Haus auch noch Möbelstücke und Wäsche hineinzuschassen, die von de, für diese» Hau» geltenden Versicherung ohnrhkir nicht erfaßt wurden.
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