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Sächsische Volkszeitung : 09.03.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193903098
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19390309
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19390309
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-03
- Tag 1939-03-09
-
Monat
1939-03
-
Jahr
1939
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 09.03.1939
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Sächsische Volkszeitung Nummer 59, Seite 1t Donnerstag, S. März 1SSS Seite 2 nur ein Irrtum! - Aus dem spanischen Bürgerkrieg über Erlebnisse einer Gefangenen llt neue«- Aufenthalt zugcwiesen wird, tut fick die Grau- Schase 50, er verteilt, 200V Diamanten als Hochzeitsschinrrck tz i t M nit einer n überall haben die i Unisange Notenbank Abbau der v. H. im mnerstag ) S6;nee» d Schorn- schlug in riftei, - ! Heinen be- Gold- und lM. erhöht, ld und 5,72 nmtheit oll und aöglichst nn aber Dienst. Sie er fahr im onatlich. Verwal- :r unter spcktor- ungszeit >er Prii. cichnung d an Ren- ihrend der Lei einem Mill. RM. nzen stellt rngsmittel- lvoche, 9020 , des Bor« >es mitt- in erster ige kom- st haben Vorrang, hr nicht ceitunqs- m. Der Anwär- stbezeich- rer Prü- mit der ent" ein« n. Wetter nde Winde . Wechselnd mperaturen st. s NSRL. m Berta« n Italien iannschast Zdsi - uL..ei'I(Str»tt stellt, als wolle, man augenblicklich zur Exekution Braunkohlen« rsten Notiz, Semrtzschein« chselten nur üeren zogen t waren bei Steigerung »nähme von Hungen aus« v. H. fester, iobel yehaii« unverändert, unverändert itze vor dem n internatio- ' Pfund mit ),01. liärz B. Büsten: d) 20-23. irr: a) 03, . Schweine: g) (Sauen) Bullen 24, Andr<'- Chönier Ist mehr als ein blohcs Talent roman tischer Dichtkunst, das der Französischen Revolution allzufrüh zum Opfer gefallen ist, er ist ein Dichter im schlichtesten und vollendetsten Sinne des Wortes, und hätte er nichts anderes geschaffen als >ene Klage der jungen Gefangenen, die den un vermeidlichen Tod der Gewalt nahen sieht, während vor den vergitterten Fenstern ihrer Zelle-alle Freuden eines noch kaum begannenen Daseins locken: er bliebe unvergessen, weil er das Leben in einem seiner dramatischsten und wahrsten Augen blicke erfahte, so wahr, das; sich nach anderthalb Jahrhunderten Kerkerhaft mit dem durch eine Augenblick Revolution Jeune rS'j Um Freundschaft der blanden, zwanzigjährigen Carmen, die dl« Milizsoldalen. vielleicht wühlen sie selbst nicht wegen welcher Schuld, an die „Todesmauer" stellten. Aber es gibt schlimmere Dinge als der schnelle, blutige Tod vor zwölf ausgestreckten Gcwehrläuien Da ist der Oberst Fanjul. der sich an siinszehn- und sechzehnjährigen Kindern vergreist und sie dann vor das Hinrichtunaskommando stellen lägt. Da sind die harten, un bewegten Gesichter der Gefängniswärterinnen, die nicht selten den ausgehungerten Gefangenen die halbe Portion ihrer Lin sensuppe verweigern und damit Geschäfte machen, denn die Lebensmittel waren selten in Barcelona Da ist eine unter ihnen, die kalilächelnd den Revolver zieht, als ein.' Todes kandidatin sich webrt. ihr in die Zelle zu folgen, und sie mit drei Schüssen hinstreckt. Da ist eine vor den Augen ihrer zwölfjährigen Tochter Hingerichtete Mutter. Und zwischen Hun- ger und Fieberansällen als einzige Freude und Erleichterung das ferne Fliegerrauschen in der Luft oder der ohrenzerreihende Lärm der Bombenabwürfe, von denen man wuhte, das; zwar auch sie den Tod bringen konnten, -ns; sie aber aus Freundes hand kamen. Am 20, Januar endete mit dem mancher anderen auch das dreijährige Leiden Olga P's. Und man darf annehmen, das; eine Frau, die darin so viel Widerstandskraft und so viel ungebrochenen Mut bewahrte, auch im Wiederaufbau des natio nalen Spaniens mit ihrer Einsatzbereitschaft nicht zurückhaltea wird. ein ganz ähnliches Erleben wiederholt: die lange einer Frau mit ihren Aengsten und Sehnsüchten, ständig im Hinterhalt lauernden Tod, der aber — glückliche Wendung des Schicksals — im lehten abgewandt wird. Die Parallele zur Französischen gibt der spanische Bürgerkrieg, die zu Andr'- Ch'-nier, Captive" Olga W., die Gattin eines spanischen Iournaliste i. die dreihig Monate hindurch Bccsolgung und Gefangenschaft ertragen muhte. Ihr Verbrechen bestand vornehmlich darin, zur bürgerlichen Mittelklasse zu gehören, dann aber auch, einigen Freunden die Flucht ermöglicht zu haben. Sie selbst wurde gefaugengenommen, als sie sich wegen der wachsenden Unsicherheit in Madrid nak Barcelona begeben wollte. In Besos aufgehalten, erreichte sie die katalanische Hauptstadt in einem geschlossenen Wagen unter strengster polizeilicher Bewachung und fünf drohend auf sie gerichteten Revolvern ausgesetzt. Die Gefängniszelle von Barcelona war klein und iibcr- mäs'.ig schmutzig. Einige Tage hindurch wurde der Gefangenen jede Nahrung vorenthallcn. Glücklicherweise lieh aber auch die Bewachung zu wünschen übrig, so das; cs Frau P. gelang, mit Hilfe einer Mitgefangenen zu entfliehe». Im Januar 1037 befand sie sich von neuem in Madrid, wo man gerade damals die Suche »ach verdächtigen Elementen verstärkte. Abermals gefangengenommen, wurde ihr diesmal im Marineministerium eine so enge Zelle zugewiesen, das; es ihr kaum möglich war, sich zu setzen, geschweige denn, sich niederzulegen. Allmächtlich wurde die Tür ihres Gelasses gcössnet, und von zwei bis siins Uhr blendete unablässig das unbarmherzige Licht eines mäch tigen Scheinwerfers ihre Augen. Man glaubte, damit die Gesangene. von der man wichtige Enthüllungen erwartete, mürbe machen zu können und verurteilte sie schliehlich, als alles nichts hals, weil Frau Olga P. eben nichts zu sagen hatte, zum Tode. Manchmal geschah es auch In Ratspanien, das; ein Todes urteil nicht zur Vollstreckung gelangte, wenngleich dabei auch nicht immer Gründe der Menschlichkeit eine Rolle spielten. Bei Frau P. war dies der Fast, weil man schliehlich doch noch etivas von ihr zu erfahren hoffte. Aus dem Marineministerium wurde sie in das Gefängnis Las Ventas von Madrid über geführt, wo sie erleben muhte, wie an Menschen jeden Alters, sogar an Kindern alle erdenklichen Martern ausgesührt wurden. Einen Manat dauerte diese doppelte Qual: eigenes Leiden ertragen und fremdes sehen zu müssen. Dann wurde Frau P. mit noch einer Gefährtin und 2!) Leidensacnosse» aus einen Lastwagen verladen, der nicht einmal ein Drittel hätte fassen können. Drei Tage dauerte die Fahrt ins Ungewisse, um schliehlich in Barcelona zu enden. Ehe den Gefangenen hier ein samkeit der Aufseher »och einmal an ihnen gütlich, indem man sie in langer Reihe an die Wand eines hochaufragcndcn Hauses ' " . ' " . .. , . . ".. schreiten. Aber auch dies ist nur ein Mittel, Furcht einzuflötzen und "'waige Geständnisse zu erpressen. Was aus ihren Reisegefährten wird, erfahrt Olaa B. nie mals. Sie selbst teilt zwei Monate hindnrck das Schicksal von 01 anderen Frauen In einer engen Kcrkerzello, sie teilt ihre Sehnsucht nach Licht und Freiheit, sie teilt ihren Hunger, wenn sic wieder einmal zu siins Personen non e'ner einzigen Bückie Fleischkonserven satt werden sollen. Hier gewinnt sie auch die Lvst Vev Mensch bringt die Zeit auf die Welt — und er nimmt sie wieder mit in sein Grab / von Dr. Elan» Schrempf wesen in Scheintod versenkt, zugleich soll dis Erde stillstehn und mit ihr alle Gest'rne. Wenn nun plötzlich ein Erwachen käme, und jede Bewegung singe wieder an. wo sic ausgchört halte, könnte man dann sagen, es sei eine halbe Stande verstrichen oder ein Jahrtausend? Was wäre da der Unterschied? Nein, es hat offenbar inzwischen überhaupt keine Zeit gegeben. Denn worin sollte sie bestanden haben, womit sollte sie gemessen iverdrn? Ohne Bewegung gibt es keine Zeit. Denken wir uns eine andere Situation: Die Erde sei völlig ausgestorbcn und kreise weiter als ein toter Planet. Gibt es dann noch Zeit? Ja. ivird man sagen, denn die Erde dreht sich doch Tag um Tag. Aber wenn der Uhrzeiger, der sich dreht, nicht das Wesen der Zeit ist, so kann es die Erde, bloh weil sie sich dreht auch nicht sein. Ihre Umdrehung ist wohl ein Mittel, die Zeit zu messen. Aber Matzstab und Gemessenes sind nicht dasselbe. Die ausgestorbene Erde dreht sich noch. Dauert ihre Umdrehung lang dauert sie kurz, dauert sie überhaupt? Eine Ahnung beschleicht »ns: Was wir suche», die Zeit, ist mit dem Leben ans d"r Well verschwunden. Der Junge im Traum hatte nicht so unrecht. Die Zeit ist der Mensch, wie er sein Dasein durchwände'!. Ohne Leben gibt cs keine Zeit. Die Zeit ist die Bewegung des Lebens, sie ist das Leben selbst, von einer gewissen Seite gesehen. Indem wir geboren werden, bringen wir sie mit auf die Welt und bestrahlen alles damit, was nahe oder ferne vor uns auftaucht. Die Zeit ist der innere Sinn, durch den ivir uns selbst und unsere Umgebung wahrnehmcn. erfahren, erleben. Sie begleitet den Menschen bis an die Grenze seiner Tage, dann bricht sie ab. Wenn er das Zeitliche segnet, das heitzt verabschiedet, tritt er in die Ewig« keit ein. Vor der Oapstkrönung Die Anteilnahme an allen bedeutenden Vorgängen 'm Vatikan hält so kurze Zeit »ach der Papftwahl und vor der Krönung des neuen Pontifex mit unverminderter Lebhaftigkeit nn. Die römische Presse bringt noch fpaltcnlange Ausführungen und Vorhersngungen. So kreist das Interesse besonders start uni die am nächsten Sonntag, dem 12. März, stattsindend« Krönung. Pius Xll. hat sich, um dem Verlangen des gläubigen Vol kes entgegenzukommcn. dazu entschlossen, die Krönung aus der äusseren Mittclloggia von St. Peter abhalten zu lassen. Zuletzt wurde dort am 21. Juni 1810 Pius IX. ge krönt. Das Trircgnum sdie dreifache Krone) wird dem neuen Papst durch den rangültestcn Kardinaldiakon Caccia Do« minioni aufs Haupt gefetzt werden. Eine grotzc Anzahl von Abordnungen ausländischer Regierungen zur Krönungsfeier ist schon angcsagt. Die polnische Regierung wird den Unterstaals sekretär im Autzenministerium Graf Szembck entsenden. Der irische Ministerpräsident de Valero wird mit einer Depu tation seines Landes erscheinen. Die Schweizerische Bundes regierung hat ebenfalls eine Sonderabordnung zur Krönung bestimmt, der u. a. der frühere Oberst der Schweizer Garde Hirschbuehl angehöre» wird. Zu der Krönung Pius' XII. wird auch eine Sonder abordnung der französischen Regierung erscheinen Führer derselben ist Minister Champetier de Ri des. Derselben gehören u. a noch an der Schriftsteller Botschafter Paul Clau del, Gesandter Graf Robin, Senator Leusse u. der frühere Mi nisterpräsident Laval. Sehr viel wird gegenwärtig auch von der feierlichen Besitzergreifung Pius' Xll. von seiner Bischofs kirche, der Erzbasilika des Laterans, gesprochen, und in der Presse sogar Vorschläge gemacht, wie der Zug vom Vatikan zum Lateran unter Anlehnung an historische Vorgänge aus der Kirchengeschichte möglichst Imposant zu gestalten sei. Das sind wohlmeinende Anregungen. Die letzte Entscheidung liegt hierü ber in der Hand des neuen Papstes. Gegenwärtig sind aber nock keine Anordnungen des Pontifex ergangen, und die Römer müssen sich daher mit ihrem Vorschlag, den Statthalter Christi in einem Galawagen vom Vatikan zu seiner Kathedrale San Giovanni fahren zu sehen, einstweilen getrosten. Die Nachfrage nach Plätzen für die Papstmesse am Krönungstagc ist über jedes Erwarten gestiegen. Sie wurde uns im päpstlichen Oberhof meisteramt mit 210 000 genannt. Infolgedessen kann den ge stellten Anforderungen nach Plätzen oder Einsatz in die Ba silika nicht annähernd entsprochen werden Sowohl das Ober- liosmcisternmt des Papstes wie die italienische Botschaft beim ,<äl. Stuhl haben sich autzerstande erklärt, noch weiterem Ver langen nach Plätzen zu genügen. Durch die Krönung ans der äusseren Loggia werden mehrere Hunderttausend Menschen vom Petersplatz und der via della Reconciliazione aus dem denk würdigen Ereignis beiwohnen können. General Franco richtete aus Burgos an Pius Xll fol gendes Telegramm: „Ich entbiete Eurer Heiligkeit meine Glück wünsche und meinen heitzen Wunsch für ein langes und gedeih liches Pontifikat in meinem Namen und im Namen des katho lischen Szxiniens, das im gegenwärtigen Kamps gegen die Glau- bensfeinde steht." Der Sinn sür eigenartige Begebenheiten der Geschichte ist bei den Betrachtungen zur Papstwahl wieder erwacht. So wird richtig erzählt, das; der Kardinalkämmcrer Pacclli als letzter Kardinal am 1. März gegen Abend ins Konklave ein trat und das; er die „Zelle" mit der angeblichen Unglückszisfer „dreizehn" hatte. Man mutz übrigens bis zum Jahre l»2t zu- rückgchen, wenn man eine Papstwahl von so kurzer Dauer ausfindig machen will. Sie galt Gregor XV. sAlessandro Ludo- visi), der bis 1623 regierte. Von ihm ging übrigens eine Reform der Disziplin des Konklaves aus. Pius Xll. hat am Dienstag mit den sog. Tabellandienzen, d. h. den regelmützig stattsindenden Audienzen von Kardinalen In Kairo werden für die am 10. März stattsindendc Hoch zeit des iranischen Kronprinzen mit der Schwester König Fa ruks mehr als eine Million Menschen erwartet, die als Gäste oder Zuschauer an den Feierlichkeiten leilnehmen werden. Seit einigen Wochen sind von Iran und Syrien mehrere Karawanen unterwegs, die die Hochzeilsgäste aus diesen beiden Ländern nach der ägyptischen Hauptstadt befördern. In Aegypten selbst ist bereits ein Vorgeschmack der Fcicrstimmung Z» spüren. Die Landstratzen sind mit zahllosen Menschen be völkert. die nach Kairo streben. Täglich tresfen in der Haupt stadt des Landes Reisende ein und täglich vergrötzert sich der Zustrom. Insgesamt schätzt man die Zahl der allein aus den ägyptischen Provinzen zusanimenströmenden Hochzeltsgäste und Zuschauer auf eine Million Menschen. Kairo, das etwas mehr als eine Million Einwohner zählt, wird also in den Tagen der Hachzcitsfeier die doppelte Zahl von Menschen beherbergen müssen. Die Hauptstadt Aegyptens entfaltet in diesen Tagen den ganzen Zauber morgenländlscher Pracht. Der Kronpriiiz tras vor etlichen Tagen in Alexandria ein, nachdem er seine Pilger fahrt nach Mekka beendet hatte. Kanonenschüsse wurden zu seiner Begrüssung abgefeuert, und als er in Kairo selbst einzog, ger surt OS) (^apid. Wien) Streits« zu bringen. Nicht nur enthält sic In ihrem Grundgedanken, ein Räderwerk selbsttätig und gleichmätzig in Gang zu setzen, das Ur bild für alle unsere Maschinen und Motoren. Sie ist der geheime Dirigent unseres ganzen Verkehrswesens. Sie ist der Matzstab für unsere „Leistungen" im technischen Sinne, das heitzt für die in einer bestimmten Zeiteinheit bewerkstelligte Arbeit. Wesen und Wert der Zeit, so wie wir sie verstehen, sind von der Ta schenuhr unzertrennlich. Aber was ist uns die Zeit selbst, die wir da auf dein Ziffer blatt ablesen? Ist sie der rückende Uhrzeiger? Wir zweifeln nicht, datz die Zeit vergeht, wenn der Zeiger stehenbleibt. Was ist sie dann also? Ein schwedischer Dichter erzählt uns eine Traumszcne. Da sitzen Kinder und Erwachsene miteinander in der Schulstubc, um die allcreinfachsten Dinge zu lernen, znm Beispiel, was eigentlich die Zeit ist. Der Lehrer sagt: „Die Zeit ist etwas, das flieht, während ich spreche." Ein Junge steht auf und läuft davon: „Ich fliehe, mährend der Lehrer spricht, also bin ich die Zeit!" Da ist der Lehrer belehrt, datz er die Zeit noch nicht verstanden hat. Dennoch scheint es uns. datz die Zeit etwas ist. was mit der Bewegung zusaminenhängt. Denken wir uns einmal alle Lebe- Aairs im Irich-n -ev iranisch-äayptisehen Lrinzrnheirat donnerten wiederum zu seinem Willkomm die üblichen 21 Sa lutschüsse über die Dächer der ägyptischen Residenz hin. Wie immer bei solchen Ereignissen bildet auch das Thema, welchen Schmuck und welche Kleider die künftige Gattin des iranischen Kronprinzen tragen wird, einen Hauptgesprächsstoff. In diesen Tagen werden aus Paris die Schmuckstücke erwartet, die die Prinzessin Fawsia und ihre Mutter, Königin Nazli, zur Hochzeit anlegen werden Es sind zwei kostbare Diademe, zwei ebenso wertvolle Halsketten und zwei Paar Ohrringe. In diese Schmuckstücke sind rund 2000 Diamanten hincingearbei- tet worden. Das Diadem der Prinzessin Fawsia enthält eine Doppelreihe von 54 Brillanten und 530 kleineren Diamanten. Die Halskette besteht aus einer Doppelreihe kleinerer Edel- steine und SO schweren Diamanten, nach denen man sechs Mo nate lang bei asten Juwelieren der Welt suchen mutzte, um sie In der jetzigen Anordnung zusamnicnstellen zu können. Der Schmuck der Königin-Mutter von Aegypten ist nicht minder prächtig. Ihr Diadem zeigt »eben 463 in dreifacher Parallele bogenförmig angeordneten Steinen 170 schwere runde Bril lanten. Dort, wo das Diadem die Stirn berührt, wurden schleifenförmige Ornamente angebracht, die ihrerseits noch mit 818 kleineren und IIS schweren runden Brillanten geschmückt wurden. „Ich habe keine Zeit!" — niit dieser abgegriffenen Wort münze pflegen wir uns von jeder Angelegenheit loszukaufen, zu der wir uns keine Zeit nehmen wollen. Was uns dabei fehlt, ist in der Regel weniger die Zeit als der Wille, sie dem betreffenden Zwecke zu opfern. Freilich ist der Mensch unserer Tage durch zeitraubende Entfernungen, Berufspslichten und Gemeinschastsdienst in der Verfügung Uber sich selbst beschränkt. Wir müssen mit unserm Stundenvorrat gewissenhaft haushalten, damit es nicht dahin kommt, datz die Zeit uns hat, anstatt datz wir sie haben. Aber wer da seufzt: ich habe keine Zeit, sagt eigentlich etwas ganz Verkehrtes. Er will im Gegenteil sagen: ich habe lauter Zeit, ich bin zu sehr von der Zeit ausgesiillt, zu sehr in der Zeit besangen. Wo die Zeit aufhört, ihren strengen Takt stock zu schwingen, da wünscht er sich eine Zuflucht zur Ausfül lung nach eigener Wahl. Da viele Zeitpunkte in unserm Asttag durch Fahr- und Arbeitspläne unverrückbar festgesetzt sind, so sinden wir uns nicht selten genötigt, in einem förmliä)en Galopp durch die Zwischenräume zu Hetzen, damit wir rechtzeitig beim nächsten Zeitpunkt zur Stelle sind. Dies nennen wir „Tempo", was auf Deutsche nichts weiter als „Zeit" bedeutet. Zeit und Eile sind für uns einfach dasselbe. Es hat eine Mcnsclzheit gegeben, die mit gewissem Recht hätte sagen können, sie habe keine Zeit, weil sie nichts davon wusste, was Zeit ist. Im Altertum nämlich war der Zeitliegriss, das Zeitgefühl, von dem wir heute beherrscht sind, noch durch aus unbekannt. Man lebte in den Tag hinein. Der einzige Zeitpunkt, der feststand, war die Tagcsmitte. wenn die Sonne genau im Süden stand und der Schatten am kürzesten siel. War schönes Wetter, so konnte man dies an der aus Aegypten stam menden Sonnenuhr ablesen, die bei den alten Griechen in Ge brauch war. Die andern Tageszeiten, nach denen man sich rich tete, waren Sonnenauf- und -untergang. Dazwischen konnte sich das Leben in gemachvollcr Unpünktlichkeit, um nickt zu sagen Zeitlosigkeit, abspielen. Beobachten wir zum Beispiel den Welt weisen Sokrates. Aus ihn patzt das Wort des Dichters Wilhelm Busch: „Er hatte keine Uhr und keine Eile und äusserst selten Langweile." Vor der letzteren bewahrte ihn sein tiefes Nach denken, zu dem er sich Zeit lies;. Wenn er nachmittags in einer der öffentlichen Hallen oder Anlagen seine Zuhörer um sich ver sammelte und in seine witzige Unterhaltung verstrickte, kam es niemand zum Bewusstsein, wie geschwind sich der Tag in den Abend verlor. War dann durch Rede und Gegenrede die Kehle trocken geworden so wurde die Sitzung in eine Schenke verlegt, wo mehr geleert als gelehrt wurde. Die Verlier kreisten, und da es keine Polizeistunde gab, fass der Philosoph, dem der Wein geist nichts nnhabcn konnte, als einzig Nüchterner unter den Bezechten, bis der Morgen graute oder seine Gattin Xanthippe erschien, um ihn aus dem Wirtshaus zu holen. Dann schlug cs allerdings dreizehn. Bei den Römern mar es nicht anders „Eine Stunde" war auch bei ihnen ein schwankender Begriff abseits vom praktischen Leben. Der Tag zerfiel von Sonnenaufgang bis -untergang in zwölf Stunde», so das; man winters kurze, sommers lange Stun den hatte. Danach konnte man sich natürlich nicht richten, aber es bestand auch kein Bedürfnis nach Pünktlichkeit. Den Römern wie dem gesamten Altertum kehlte die innerliche Be ziehung zur Zeit. Von Zeitausnutzung war daher keine Rede. Man lieh den Dingen ihren Lauf und liebte es nicht, der Gegen wart mit hastiger Ungeduld vorzugreifen. Stärkeren Gebrauch machten die Römer von der Wasseruhr, besonders um den Red nern die Redezeit vorzumcssen. denn es gab damals schon Dauer redner, die mit endlosem Wortschwall die Beschlutzfassung zu ver schleppen suchten. Im Rom der Kaiserzcit stand sogar eine öffentliche Normaluhr mit Wasserbetrieb. Ein Merkur aus Bronze zeigte mit seinem Fliigelstab aus einen sich langsam drehenden Zylinder, auf dem die Stundenzahl zu lesen ivar. Eine stumme Gebärde, mehr Spielerei als Ernst. Die Turmuhr mit dem Glockcnschlag, der wetthinschallend die Tagesstunde anzeigt, ist eine Schöpfung der abendländischen Menschheit und kündet von einem neuen Zeitgefühl. Der Mensch des Altertums war ganz der Gegenwart hingegeben und emp fand nur den jetzigen Augenblick als wirklich. Was vorher und nachher kam, mar ihm das Nichtseiendc. Die Frage, wie spät cs ist. bekommt ja erst dann einen Sinn, wenn ein Zeitpunkt In einem Verhältnis zu anderen Zeitpunkten steht, wenn also das Geschehen in einem zusammenhängenden Strom aus der Vergangenheit in die Zukunkt hinübcrflietzt. In dieser Weise er lebte der Christ das Kommen und Gehen der Zeit. Er fühlte die Verantwortung für das Gestrige und die Sorge für das Morgige. Jeder Tag, jede Stunde mar ihm Glied einer ununter brochenen Kette. Der Tag wurde jetzt in vierundzwanzig Kun den von gleicher und unveränderlicher Länge geteilt. Um recht genaue Zeit zu haben, schied man im 15. Jahrhundert die Stunde in sechzig Minuten sZeitteilchen). Nun fehlte nur noch, das; man sich immer und überall sofort von den Zeitverhättnissen unter richten konnte, und da er in seiner tiefen Notwendigkeit gefühlt wurde, ging auch dieser Wunsch in Erfüllung. Vor dem Hohen Rate der Stadt Nürnberg stand ein Mei ster der Schlosserzunst und verlangte, ins Gefängnis gesperrt zu werden, weil er der Ruhe bedürfe vor seinem Weibe zu einer grotzen Erfindung Nack ein paar Mocken legte Peter Hele dem Nate das „Nürnberger El", die erste Tasckenuhr auf den Tisch. Seitdem beherrscht uns aste dieser kleine Mechanismus. Heles Taschenuhr ist vielleicht das stärkste Sy in b o l des abendländischen Menschen' Sie ist der Aus druck seines Willens, das Leben in eine berechenbare Ordnung
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