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Dienstag, 9. Mai 1989 Sächsische Volkszeitung Nummer 198. Seite 8 Schmirgglerbetrieb mit Menschen Die „s«räuschlose Einwanderung" nach den vereinigten Staaten Vsn Harry v. Hafferberg Kein anderes Land hat bei der Bekämpfung der heimlichen Einwanderung mit so grotzen Schwierigkeiten zu Kämpfen wie die Vereinigten Staaten. Das liegt einerseits an der Beschaffen heit seiner Grenzen und andererseits an der starken Anziehnngs- krast, welche „das Land der unbegrenzten Möglichkeiten" aus Abenteurer und allerlei lichtscheue Elemente ausübt. Und so vergeht denn fast keine Nacht, ohne das; sich die Bevölkerung der Union nicht um einige Dutzend heimlich eingeivandcrter „neuer Bürger" vermehren würde. Es gibt hauptsächlich drei Grenzgebiete, in denen diese „geräuschlose Einwanderung" vor sich geht. Erstens an der ganzen kanadisch-amerikanischen Grenze, hauptsächlich aber auf der Strecke von Montreal und Detroit, warten in manchen Monaten Hunderte von Menschen auf den geeigneten Augenblick, um die verbotene Grenze zu überschreiten. Die ver. schiedensten Menschen sammeln sich hier, an diesem letzten Ziel der Wanderung: jugendliche, hossnungsfreudige Abenteurer, alte vom Leben noch nicht ganz enttäuschte Leute, allerhand östlicl>es Volk, das auf Aufnahme bei Verwandten hofft, wagemutige Wegelagerer, politische sgrötztenteils jüdisck)«) Emigranten, kom munistische Agenten usw. Einer besonderen Anziehungskraft erfreut sich die Gegend der kanadischen Grenze bei Mellon, wo zwei Brücken und sechs, undzwanzig Stratzen aus Kanada nach den Vereinigten Staa- ten führen. Bekannt ist auch die sichre, die zwischen Detroit und Windsor hin- und yersährt. Ihrer bedienen sich Tausende von Kanadiern, die als Gelegenheitsarbeiter nach den Staaten ziehen und unter die sich oft heimlicl)e Einwanderer mischen. Inmitten von MO 000 kanadischen Arbeitern, die im verflossenen Jahre diesen Weg benutzten, schlüpften schätzungsweise 10 000 bis 15 000 der „ungebetenen Gäste" an der Nase der amerika nischen Grcnzmannschaftcn vorbei. Nicht minder lebhaft geht cs an de: nordamerikanisch-mexikanischen Grenze zu. Die Be hörden in Buffalo haben errechnet, dass nicht weniger als 00 vom Hundert unter den eingcsangencn und abgcnrtcilten Ver brechern aus Rechnung der heimlich Eingewanderten kommen. Und mehr als 25 000 Einwanderer aller Schattierungen befinden sich ständig am dritten der hauptsächlichsten Schmugglerpunkte, d. h. auf der Insel Kuba, von wo in manchen Monaten ein heimlicher Einwandererverkehr nach dem amerikanischen Kon tinent geht. Hier lauern sie ost monatelang aus einen „Glücks fall", um über den schmalen Mceresstreisen, der Kuba von Nordamerika trennt, nach dem Dollarlands hinübersehen zu können. Ein Amerikaner, W. W. Hasband, der bis zur jüngsten Zeit die Stellung eines Direktors des Einwanderungsamtcs be kleidete, hat dem Kongretz einen besonderen Bericht einge reicht, in dem er diesen „Schmuggelbetrieb mit Menschen" recht anschaulich schildert. Die Zahl der Personen, die gesctzwidri- gerweise in den Jahren 1030 und 1037 nach Nordamerika ge langt sind, schätzt er auf etwa 250 000 Köpfe! Den meisten ge lingt es, dauernd tn den Staaten zu bleiben. Nur gegen 700 Menschen werden jeden Monat wieder abgeschobcn; doch bereits daraus erwächst der Washingtoner Regierung eine jährliche Ausgabe von etwa 500 000 Dollar. „Vieles", sagt Hasband, „erinnert bei diesem Schmuggel mit Menschen an spannende Wildwestromane. Dieses Kontra- bandcnlum ist voller Abenteuer und Gefahren und häufig auch mit Schiessereien, Blutvergictzcn und ganzen Schlachten verbun den. Die professionellen Schmuggler scheuen selbst nicht davor zurück, die „Fracht" einfach über Bord zu werfen, falls die Ge fahr eines Zusammenstotzes mit der Polizei droht." Erst vor kurzem fand man im Detroltslussc sieben Leichen als Opfer eines misslungenen Einwanderungsversuchcs, während es den Schmugglern gelungen war, zu entkommen. Und im Dezember vorigen Jahres entdeckte ein Poiizeikutter in Sandy Nock ein auf den Wogen treibendes, führerloses Motorboot. Im Boot wurden die Leichen von vier ermordeten und ausgcranbten Ein wanderern gefunden. Aber kein Stückchen Papier mar zu ent decken, woraus sich hätte Herkunft und Ziel des Dampfers er sehen lassen können. In den letzten Monaten des vergangenen Jahres standen sämtliche Häfen der Union, besonders aber die im Süden und an der Westküste, unter schärfster Bewachung der amerikani schen Einwanderungsbehörden, da man einer grotzen Schmugg lerbande mit „lebender und toter Ware" auf die Spur kom men wollte. Es gelang auch schlietzlich, in Neuorleans achtzehn Mitglieder der Bande zu verhaften, von denen viele dem Ein wanderungsdezernat in Washington als Menschenschmuggler schon bekannt waren. Einer von ihnen stand bereits unter der Anklage, einen Einmandcrungsbeamtcn ermordet zu haben, einem anderen wurde der Mordversuch an einem Beamten des Rauschgiftdezernants zur Last gelegt. Den Hauptoerbrecl>ern war cs aber gelungen, auf einer Jacht zu entkommen. Es ent spann sich eine wilde Verfolgung durch mehrere amerikanische Küstenwachtschiffe. Leider konnte die Jacht infolge starken Ne bels nicht eingeholt werden, doch einige Zeit später stellte man sie im Golf von Mexiko und brachte sie nach Neuorleans Man fand auf dem Schmugglerschiff grosse Laderäume. Die Bande schmuggelte autzer Einwanderern auch Rauschgifte und nahm auf dem Rückwege Massen nach Südamerika mit. Für die Hiniiberschassung über die kanndisch-amerikaniscln Grenze nehmen die Schmuggler durchschnittlich 35 Dollar. Di« Konkurrenz ist indessen recht grotz und hat stellenweise diesen Preis auf 10 Dollar heruntergcdrückt Nur für Chinesen gilt ein besonderer Tarif, der ost bis zu 1000, ja sogar 2000 Dollar je Kopf geht. Bei der Einzahlung des Geldes sind manche „Leiter" ehrlich genug, gleich zu erklären, datz im Falle von Ge fahr, „jeder kür sich selbst zu sorgen habe". Es ist so weit ge kommen, datz besondere Schmugglerorganisationen, die über grosse Geldmittel verfügen, ihre Tätigkeit nicht nur in den Ha fenstädten Amerikas, sondern auch in denen Europas entfal ten. Sie unterhalten Verbindung mit Gasthäusern und Wirt schaften und übernehmen die Verpflichtung, den betreffenden Einwanderer nach jedem beliebigen Punkte der Welt zu trans portieren. Diesen Schmugglerorganisaticnen sind ferner allerhand kor porative Institutionen angeschlossen; beispielsweise bringen die in Nordamerika lebenden Chinesen aus dem Wege der Selbst besteuerung riesige Summen zusammen -- zur Unterstützung derjenigen ihrer Landsleute, die sich heimlich dorthin durch schlagen. Ja. es gibt besondere Schmuggler Bersichernngsgeseli- schäften, die Prämien in den Fällen von Verhaftungen und Nücklransporten an die „Geschädigten" zahlen. Einwanderer, bei denen das Geld keine Nolle spielt, wer den für einen besonderen Fahrpreis mit Wasserflugzeugen nach Nordamerika befördert, wobei der Leiter gewöhnlich auch eine Ladung Heroin, Salvarsan. Kokain. Opium oder irgendeine ander: „leblose" Schmugglermnre milnimml Die organisierten Schmugqlerbanden führen im übrioen genau Buch über die Per sonen, die entweder mit grotzen Mitteln angekommen oder in der „neuen Heimat" nach kurzer Zeit reich geworden sind. Sie halten sich an ihnen noch nach Jahren schadlos; Erpressungen sind an der Tagesordnung, und erst kürzlich hat die Polizei in Middle-West, gelegentlich ihrer Nachforschungen nach den Mör dern von zwei heimlich eingewanderlen Emigranten, Erpressung von „Schmugglern", als den wahren Grund des Verbrechens aufgedeckt. Da» englische ASnigspaav aus der Fahrt nach Kanada Das englische Königspaar ver lieh au Bord der „Empretz of Australia" — des früheren deutschen Dampfers „Tirpitz" — Portsmouth, um die seit lan gem geplante Reise in das bri tische Dominion Kanada anzu treten. — Unser Bild zeig« den König und die Königin aus der Brücke kurz vor der Abreise. Unten am Kai die Mitglieder der Königlichen Familie. (Associated Press M.) Blattgrün als Mittel zur Mund- / 6ine neu» Lntdeckunq — Ist «in Vitamin / im Spiel? — Das Heilmittel al» Salbe Die Blätter der Pflanzen sind grün, weil in ihnen ein Farbstoff, das Chlorophyll, enthalten ist, der in Form ganz seiner Körnchen in den Zelle» der Blatter verteilt ist und dem Blatt, mit biotzcm Auge betrachtet, eine ziemlich glcichmätzige Färbung verleiht. Dieser Farbstoff ist schon häufig Gegenstand wissenschaft licher Untersuchungen gewesen, denn cs kommt ihm sozusagen die wichtigste Aufgabe zu, die man sich überhaupt denken kann: durch seine Vermittlung gelingt es der Pflanze nämlich, aus der Kohlensäure der Lust zusammen mit dem durch die Wurzel ausgenommen,!» Wasser Zucker bzw. Stärke herzustellen, und wenn die Tiere und die Menschen von Pslanzennahrung leben können, dann verdanken sie cs letzten Endes diesem grünen Farbstoff, durch dessen Anwesenheit, wie gesagt, die Bildung von Stärke, von nahrhaftem Material also, erst möglich ist. Dieses Chlorophyll nun soll sich, wie ein Schweizer Arzt festgestellt hat, besonders bewähren, wenn man es in Form einer Salbe, die wenige Prozente dieses Pflanzenfarbstosses enthält, zur Behandlung van Wunden benutzt. Blattgrün auf eine Wunde getan, facht also die Heilungsvnrgänge sehr stark an. — Wir müssen uns vorerst mit dieser Nachricht begnügen und abwarten, ob weitere Versuche mit diesem neuen Wund heilmittel die gute Wirkung, die cs haben soll, bestätigen. Wenn man sich aber einmal überlegt, wie denn diese Heil wirkung des Blattgrüns Zustandekommen könnte, woraus cs Das Schauen mit Nie ist eindringlicher der Rus nach Qualitätsarbeit er klungen als in der Zeit unseres völkischen und wirtichastlichen Zusammenbruchs. Wir erhoffen von der restlosen Erfüllung des Zmeckmätzigkeitsgedankcns. der Vorsicht im Verbrauch auslän discher Materialien und dem Hervorheben derjenigen ästhe tischen Werte, die auch in dem dürftigsten Material enthalten sind, die Erzeugung von Waren, die uns erlösen sollen von der drüchendsn Schuldenlast unserer Tage. Ein Traum, der Wirklichkeit werden könnte, wenn cs ge länge, die eben angeführten landläufigen Qualitätseigcnschasten mit dem für die Darstellung gewählten Motiv zu einer neuen Einheit zu verschmelzen, die nicht mit der natürlichen Welt in Wettbewerb tritt, aber auch nicht i„ der Vergangenheit wurzelt, also tatsächlich eine von innen heraus lebendig gewordene Form, sagen wir mal eine „deutsche" Form darstellt. Und in der Er füllung dieser letzten Forderung liegt das Entscheidende unseres Vorhabens, zugleich aber auch das unsagbar schwer zu Ueber- wältigende, weil die bisherige handwerkliche und damit auch künstlerische Erziehung vornehmlich auf die Entwicklung einer nerstandesmätzigcn Auffassung von Vergangenheit und Umwelt ausgcbaut mar. Wir Netzen nach geschichtlichen Formen in Lebensjahren studieren, in denen cs unmöglich scheint, die ab- gemandeUen Gebilde in sich abgeschlossener Kulturen frucht bringend zu verarbeiten. Wir Netzen Mensch, Tier und Pflanze kopieren und stilisieren und vertieften das Wissen van der naiürlichen Erscheinung durch anatomische Studien, wir betrach teten die Gebilde mit blotzem Auge und durchsuchten mit Hilke des Mikroskops ihr inneres Gesüge; lind versuchten wir. lins dann selbständig zu regen, so blieben wir weit zurück hinter den erträumten Bildern. Unsere zaghaft tastende Seele stietz sich wund an der Panzerung von erklügelten Gesetzen und machte sic unfrei in den Aentzerungcn eines Schaffens, das uns hätte hinaurhcben können über die Erzeugnisse anderer Völker. Der Anschauungskrast, die in den abgeschlossenen Kulturen frü herer Zeiten einem bestimmten Impuls ihr Dasein verdankte und in ihren kulturellen Regungen um diesen einen Mittel punkt sich oukbautc müssen heute, wenn man im Wirtschafts verkehr ernsthafte Begehr erwecken will, lebendigere Quellen zuoeführt warben; Quellen, die nickt in gesetzmätzig errechnetem Fall über kiesigen Grund dahinalcilen, auch nicht Quellen, die beruhen könnte, datz gerade dieses Chlorophyll die HeilkräftS des verletzten Gewebes in besonderem Matze ansacht, so mutz inan unwillkürlich daran denken, ob das nicht vielleicht aus die Anwesenheit irgendeines 'Vitamins zuriickgcfiihrt werden könnte. Und dabei fällt einem ein, datz das Vitamin A, bzw. eine chemische Vorstufe davon, inunar dort vorkommt, wo auch Chlorophyll anwesend ist und so könnte -'s vielleicht möglich sein, datz bei der oba» beschriebenen Heilwirkung des Blatt grüns diese 'Vorstufe des Vitamins A eine Rolle spielt Und diese Tatsache wäre dann gar nicht wehr so sehr verwunderlich, denn vom Vitamin A ist uns ja die wundheilende Wirkung schon längere Zeit bekannt. Seit mehreren T-obren gibt es ja schon eine sogenannte Lebertransalbe eine Salbe, in der zu einem gewissen 'Prozent satz Lebertran enthalten ist. und diese Salbe ist als besonders gute Heilsalbe bei alle» möglichen Wunden bekannt. Die hei lende Wirkung dieser Salben beruht aber wohl u a auch auf dem Gehalt des Lebertrans au 'Vitamin A. so datz mit dieser Feststellung die Brücke eines Verständnisses geschlagen wäre. Tas ist aber, wie gesagt, nur eine Vermntnng. Weitere Unter suchungen werden erweisen müssen ob sich die angegebene wundheilende Wirkung des Blattgrüns bestätigt und worauf sic beruht, ob. wie hier angenommen, ein 'Vitamin dabei ein« Nolle spielt, ob das vielleicht das Vitamin A ist. oder ob an dere Eigenschaften der neuen Eblorovhnllsalbe. die uns bisher nicht bekannt waren, hier ausschlaggebend sind. öök / Hüttwe^k^H inmitten euier ungezügelten Nalnr den Gesetzen dieser Natur folgen, sondcrn die in der Meufchcnseele selbst zu suchen sind und dort die fruchtbare Stimmung erzeugen, die in Verbindung mit handwerklichem Können aus wesenlosen Schemen Gebilde in einer für sie und nur für sie notwendigen Formenspraä/e greifbar zu gestalten vermag. An die erste Stelle der veredelten Qualitätserziehung ge hörte in unserer Zeit deshalb nicht irgendein verklungenes Ideal, nicht der Aklsaal und auch nicht der pflanzliche Sezier saal, sondern die Ausbildung der Geslailungsfahigkeit innerer Gesichte, Tage des Ausnehmens und Tage des werktätigen Ver arbeitens des Geschauten in irgendeiner dem 'Motiv angepatzten Aufgabe in ständigem Wechsel. So könnten die Träume un serer Sehnsucht sich zu Formen verdichten, die weder von histo rischem Geiste ummantelt, noch in Naturnachahmung stecken geblieben sind, sondern mit dem seelisch Empfundene» auch üutzerlich in ureigener Harmonie sich vereinigen. Tag diese Möglichkeit, innere Anschauung mit dem Werk stoss und seiner handwerksgerechten Bewältigung zu verschmel zen, bestehl, beweisen drz Versuche unserer Lehrlingsichülcr. Wir blicken dazu über unser / Schnitzbcmk hinaus in das Leben, versuchen im Wandern und Tchm.-n das Wesentliche der Er scheinungen mitfühlend zu verstehen und es einzuglicdern in den Kreis unserrr Anschauungsbilder. Wir skizzieren wohl auch nach freiem Ermessen, also ohne Zeichenunterricht zu be treiben, und stellen uns dann eine Ausgabe, die der gewonne nen Umschau entsprich». Die Vergangenheit verleugnen ivir dabei durchaus nicht. Unsere Einblicke in das uns tagtäglich umgebende Leben er gänzen mir durch Streiszüge im Reiche der Kunst und ver weilen plaudernd dort, ivo ei» gestastender, ausdrucksvoller Wille zur Geltung kommt. Mr sehen in de» Pyramiden den erfolgreich durchgcführten Willen, ein Mensrhenmerk ohne natu ralistisch gehaltene Vaustosse in Einklang zu bringen mit der gewaltigen, unnachahmlichen Scköpsung der Natur Wir er kennen an den Stusenpyramiden die einfachste Art der Glie» dcrung innerhalb der 'Masse und mact)en uns den Stimmungs eindruck waagerechter Testungen an den verschiedensten Gegen ständen klar, wie in der Pyramide, in der menschlichen Figur, im kunsthandwerkstct>en Erzeugnis die Betonung der Waage rechten das geruhsam Gelagerte, aber auch in Verbindung mit kurzen Senkrechten die in sich gefesselte Kraft versinnbildlicht und lernen so allmählich Massen- und Linienbcwcgungcn als Stimmungsn erte fühlen und handhaben. Wir bestaunen dl« Fistle des Ornamentes an den Mauern ägyptischer Tempel und den Trommeln ihrer Säulen und neigen uns vor einem reichen Eigenleben, das dienend dem Ganzen sich fügt; wir lauschen den ornamentale» Erzählungen von den Kräften, die in den Bauteilen der Griechen elastifch sich regen; wir lassen uns fort- reitzen von der handwerklichen Wucht romanischer Gebilde, sehen griechisch-römische Fäden in dcm mystischen Schleier nor discher Kunst sich verstricken und ein Gewebe bilden, das um die Vermählung zweier Welten die goldenen Schlingen adliger Handwerksgcsinnung legt; tastend bewegen sich unsere Sinne durch gotische Märchenwälder und ranke» sich an den sehn suchtsvoll sich streckenden und zugleich ergebungsvoll sich nei genden Linien über aste Erdenschwere in überirdische Welten hinein; und wie Typen durch Erfassen der geistigen Eigen schaften der Modelle geboren werden, dafür gibt uns Verrochios Callconi in körperlich-robuster Art und Bernini in seinen ner vös bewegte» Gestalte» Beispiele leuchte»der Art. Also auch mir treibe» „Kunstgeschichte". Namen und Daten machen uns wenig Sorge; mir durchschreiten die Welt aus Menschenhand, so wie wir es beim Wandern tun, mit schauendem Staunen rüsten wir die Seele zu eigenem Schassen. So wird das historisch Gewordene, als unmittelbare Wie derholung aber in unserer Zeit Ungenietzbarc, eine lebendig Ergänzung für den nach handwerklicher Gestaltung ringenden Menschen, und nur in seiner geistigen Erfassung lässt es sich nützen für eine Erziehung unserer Art, tn der aus Anschauung«, bildern lebhaftester iclblicher Bewegung das in seinen Ver hältnissen, in der Maserung des Hol,,es, In jedem Schnitt auf die Wucht der Vorwärtsbewegung eingefühlte rasende Pferd sich auftltrmt, In der au» der Art der Musikinstrument«, aus dem