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32 Nach Rankine 26 ) lollte die Anzahl von Läufer- und Binderfchichten von der bezüglichen Wichtig keit der Längen- oder Querfeftigkeit abhängen. Nach ihm ift das Verhältnifs von einer Binderfchicht auf je zwei Läuferfchichten dasjenige, welches der Mauer gleiche Zugfeftigkeit in der Längen-, wie in der Querrichtung verleiht und welches fonach in gewöhnlichen Fällen als das befte angefehen werden kann. Er fagt weiter: »Bei einer Fabrikelfe ift Fertigkeit in der Längenrichtung, welche einer Kraft, die den Schornitein zu fpalten ftrebt, widerfteht, von gröfserer Wichtigkeit, als wie die Fertigkeit in der Quer richtung ; defshalb ift es bei folchen Bauten räthlich, verhältnifsmäfsig mehr Läufer, alfo drei bis vier Läuferfchichten auf eine Binderfchicht anzuwenden.« Jedenfalls wird bei einem derartigen Verband die Abweichung vom erften Hauptgrundfatz für alle Verbände fehr grofs. Weiter ift zu berückfichtigen, dafs die lothrechte Druckrichtung fchon durch das Eigengewicht des Materials, aufserdem aber durch Gebälke und deren Belaftungen, die bei Weitem häufigfte ift und diefe nicht blofs einen Verband in der Längenrichtung, fondern auch in der Querrich tung verlangt. Es wird daher für die gewöhnlichen Fälle dem Kreuzverband fein Vorzug gewahrt bleiben mülfen. Der Vorzug des Kreuzverbandes vor dem Blockverband wird übrigens nur bei fchwächeren Mauern entfchieden zum Ausdruck gelangen, da bei ftärkeren Mauern der Unterfchied zwifchen beiden Verbänden nur in den */a Stein breiten Läuferreihen vorhanden ift, alfo nicht ftark in das Gewicht fallen kann. Lothrechten Drücken auf eine Mauer gleich zu achten find Beanfpruchungen derfelben, die in Folge von ungleichen Senkungen des Fundamentes zu Stande kommen. Drücke in der Längenrichtung der Mauer ergeben fich im Hochbau meift durch Ueberwölben von Oeffnungen in derfelben, Drücke in der Querrichtung durch gegen diefelbe gefpannte Gewölbe und Bogen, für welche befonderen Fälle fich der Blockverband, bezw. der Binderverband als die günftigften Verbände heraus- ftellten; der Kreuzverband fteht ihnen aber auch hier nicht viel nach. Da aber diefe Beanfpruchungen in der Regel zufammen mit der in lothrechter Richtung auf- treten und für diefen häufigften Fall der Kreuzverband der günftigfte ift, fo erfcheint der Vorzug, der demfelben in der Regel vor den übrigen eingeräumt wird, als be gründet. Auf die Mauern können unter Umftänden auch Drücke in wagrechter Richtung oder parallel den Lagerfugenflächen einwirken. Da diefe immer durchgehen, fo find für diefen Fall alle Verbände gleichwerthig. Treten folche Drücke vereinzelt auf, fo werden um fo weniger fchädliche Verrückungen eintreten, je mehr Verband innerhalb der einzelnen Schichten vorhanden ift, d. h. je weniger Stofsfugen durch die ganze Schicht hindurch laufen. 2) Zufammenftofs von Mauern unter rechtem Winkel. , 35 ' Gefchlöffene Räume ergeben fich durch den Zufammenftofs von Mauern. Diefer Arten # 0 des erfolgt meift unter rechtem Winkel und kann in der Weife ftattfinden, dafs zwei Zufammen- Mauern entweder eine Ecke bilden oder dafs eine Mauer auf die Flucht einer ftofses. anderen trifft oder dafs fie fich durchkreuzen. Alle diefe Fälle laffen fich auf die fchon befprochene Herftellung der lothrechten Endigung einer Mauer zurückführen 27 ), nur dafs hier der Abfchlufs der einzelnen Schichten abwechfelnd in der einen und der anderen Mauer aufzufuchen ift. Es follen die einzelnen Fälle für die verfchie- denen Mauerftärken für fich behandelt werden, aber nur für den Block- und den Kreuzverband und nur für Verwendung von Dreiquartieren zur Herftellung des Schichtenabfchluffes. 2ü ) In: Handbuch der Bauingenieurkunft. Deutfeh von F. Kreuter. Wien 1880. S. 431. 27 ) Siehe Art. 25 bis 28 (S. 23 bis 27).