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i8 19. Benennung der Steine und Schichten. Als Mittel zur Verhinderung der fchädlichen Wirkung der Ausdehnung der Steine durch Temperatur erhöhung fchlägt Bouniceau vor, bei lang ausgedehnten Mauer-Conftructionen, wie z. B. Umfaffungsmauern, Quaimauern etc., in Zwifchenräumen Schlitze von einigen Millimeter oder Centimeter Breite einzufchalten. Als eine andere Urfache für das Entftehen von Längsfpannungen mag hier noch das in Folge der Aufnahme von Feuchtigkeit eintretende Quellen mancher Steinarten, namentlich der thonigen Sandfteine, angeführt werden. Aus den gegebenen Beifpielen ergiebt fich als erfter allgemeiner Hauptgrundfatz für die Steinverbände, dafs in zwei auf einander folgenden Schichten keine Stofs flächen auf einander treffen dürfen, fondern gegenfeitig verfetzt fein müffen, und dafs ferner auch in der Richtung der Stärke und Länge des Mauerwerkes wo möglich keine Stofsflächen ganz durchlaufen follten. Berückfichtigt man weiter, dafs die Fertigkeit eines Verbandes nicht allein von der Anordnung der Stofsfugen abhängen kann, fondern auch von der eigenen Fertigkeit der einzelnen Steine abhängig fein mufs, und dafs in den Stofsfugen, wenn keine künftlichen Verbindungen zwifchen den Steinen angewendet find, irgend welche Fertigkeit nicht vorhanden ift, fo läfft fich weiter als zweiter Grundfatz für die Stein verbände folgern, dafs ein Verband um fo fefter fein wird, je weniger Stofsflächen innerhalb der Ausdehnung diefes Mauerwerkes in eine zur Hauptdruckrichtung parallele Ebene fallen. Diefen Grundfätzen kann man durch Verfchiedenheit der Abmeffungen der einzel nen Steine oder durch Verwendung verfchieden grofser Steine und durch verfchiedene Lage der gleich oder verfchieden grofsen Steine in den Schichten gerecht werden. Je nach der Anordnung der Steine in den Schichten erhalten diefelben ver fchiedene Namen, die für alle Mauermaterialien giltig find und defshalb gleich hier angeführt werden können. Diejenigen Steine, welche mit ihrer längften Seite in der Anfichtsfläche des Mauerwerkes oder parallel zu derfelben liegen, heifsen Läufer. Dagegen nennt man die Steine, welche mit ihrer Länge in das Mauerwerk eingreifen oder tiefer in daffelbe hineinreichen, als die über oder unter ihnen liegenden Steine, diefelben alfo überbinden, Binder. In demfelben Sinne wird auch die Bezeichnung Strecker verwendet, die man mitunter aber auch nur auf Binder bezieht, welche durch die ganze Conftructionsftärke hindurchreichen. Für diefen Fall werden auch die Namen Durchbinder oder Ankerfteine benutzt 18 ). Schichten, die nur aus Läufern oder nur aus Bindern zufammengefetzt find oder wenigftens in der Mauerfläche als fo zufammengefetzt erfcheinen, heifsen Läufer-, bezw. Binderfchichten. Die in der Anfichtsfläche des Mauerwerkes liegende Fläche des Steines, die alfo einen Theil der erfteren bildet, nennt man das Haupt oder die Anfichtsfläche. Mit diefer Bezeichnung im Zufammenhange flieht die Benennung von Verbandmauer werken , bei denen nur eine oder alle beiden Langfeiten zur äufseren Erfcheinung gelangen, als einhäuptige und zweihäuptige. In demfelben Sinne gebraucht man auch die Benennungen Stirn- und Kopf flächen. Bei den Lagerflächen unterfcheidet man das obere und das untere Lager. Die Längenrichtung der Aufsenfeite einer Mauer nennt man ihre Flucht. 13 ) Da die Bezeichnung »Strecker« auch manchmal für Läufer verwendet wird, fo erfcheint es zwcckmäfsig, diefelbe ganz zu vermeiden.