14 werden diefelben nur in einem Durchfchnitt fichtbar. Man nennt diefelben wohl auch gedeckte Fugen im Gegenfatz zu den äufserlich fichtbar werdenden offenen Stofsfugen. Der Mauerabfchnitt zwifchen zwei fortlaufenden Lagerflächen heifst Mauer- fchicht (Wölbfchicht). Durch die Lagerflächen wird der Hauptdruck von einer Schicht auf die benachbarte übertragen; defshalb hat man den Lagerflächen eine der Natur des Steinmateriales entfprechende Gröfse zu geben. Sie ift mindeftens fo grofs zu machen, dafs auch unter den ungünftigften Verhältniffen der Druck auf die Flächeneinheit die zuläffige Beanfpruchung nicht überfteigt. Bei Verwendung von künftlichen Steinen hat man die Beftimmung diefer Gröfse allerdings nicht in der Hand. Die Druckfeftigkeit der Steine, quadratifche Druckfläche vorausgefetzt, nimmt mit abnehmender Höhe zu; fie nimmt auch noch unter Würfelhöhe zu 7 ); daher ift es zweckmäfsig, die Höhe oder Stärke einer Schicht, die der Höhe einer Stofsfläche entfpricht, nicht gröfser als die kleinfte Abmeffung der Lagerfläche eines Steines - zu nehmen, fondern eher noch geringer. Die Länge der Lagerfläche hängt von der Biegungsfeftigkeit des Stein materiales ab. Es kommt diefe in Frage, weil beim Mauerwerk feiten ganz genaue Arbeit vorauszufetzen ift und defshalb einzelne Steine hohl zu liegen kommen können. Die Biegungsfeftigkeit der Steine ift bekanntlich fehr gering und daher die Länge der Lagerflächen und mit diefen die Länge der Steine eine entfprechend befchränkte. Unter Berückfichtigung deffelben Umftandes darf auch die Stofsfläche im Verhältnifs zur Lagerfläche nicht zu klein genommen werden. Daraus ergiebt fleh eine kurze gedrungene Form der Steine als die zweckmäfsigfte, wozu noch der früher befprochene wünfehenswerthe Parallelismus der gegenüber liegenden Flächen tritt. ’s Wären alle Steinmaterialien von durch und durch gleichartiger Befchaffenheit, der fo würden alle Seiten derfelben gleich gut im Stoff geeignet fein, als Druck Lagerflächen, empfangende Lagerflächen zu dienen. Bei den künftlichen Steinen kann diefe Eigenfchaft vorausgefetzt und auch befchafft werden. Bei den zu Hochbauten zumeift verwendeten natürlichen Steinen, bei den gefchichteten Gefteinen, ift diefe Eigenfchaft in Folge der natürlichen Schichtung gewöhnlich aber nicht vorhanden. Es befitzen diefelben fenkrecht zur natürlichen Schichtung gröfsere Druckfeftigkeit, als parallel zu derfelben. Man hat daher zu Lagerflächen die Bruch-Lagerflächen zu verwenden. Die Rückficht auf das innere Gefüge der Steine ift zum Theile auch für die Gröfse ® der Beftimmung der Gröfse derfelben mafsgebend. Da nach den vorhin angegebenen steine. Gründen die natürliche Schichtung immer fenkrecht zur Druckrichtung gelegt werden follte, fo ift die diefer Richtung entfprechende Abmeffung des Steines, die Höhe oder Dicke deffelben, abhängig von der Stärke der Gebirgsfchichten, von der Mächtigkeit der Bänke in den Steinbrüchen der Bezugsorte. Länge und Breite der Werkftücke aus natürlichem Stein müffen weiter zu ihrer Höhe in einem angemeffenen Verhält nifs flehen, das von der Biegungsfeftigkeit des betreffenden Materiales abhängig ift, wie dies fchon früher ausgeführt wurde. Im Allgemeinen kann man wohl fagen, dafs man bei nicht fehr feften Sand- und Kalkfteinen das Doppelte, bei feften Sand- und Kalkfteinen das Dreifache, bei Marmor das Vierfache, bei Granit und 7 ) Siehe: Bauschinger, J. Mittheilungen aus dem mechanifch-technifchen Laboratorium der k. polytechnifchen Schule in München. VI. Heft. München 1876. S. 7.