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13 fatzes abzuweichen wünfchen müffen, um Erleichterung der Arbeit und Ver minderung der Koften zu erzielen. Man wird defswegen häufig eine parallele Schichtung des Mauerwerkes, fenkrecht zu einer mittleren Druckrichtung, vorziehen, weil dann die Steine von parallelen Flächen begrenzt werden können, was die Ausführung erleichtert. Auch im Hochbau kommt es öfters bei lothrechten Mauerkörpern vor, dafs die mittlere Druckrichtung in denfelben nicht lothrecht ift, fondern fchief im Raume (bei Widerlagsmauern von Gewölben, Strebepfeilern, Futter- und Stützmauern etc.). In Folge der parallelen Schichtung — bei Einführung einer mittleren Druckrichtung — und weil die Mauern in den meiften Fällen lothrechte Begrenzungsebenen erhalten müffen, ergeben fich an diefen fpitzwinkelige Kanten der Steine, die fachliche Bedenken gegen fich haben. Spitzwinkelige Kanten werden leichter abgedrückt; auch werden fie leichter durch die Verwitterung zerftört, als rechtwinkelige oder gar ftumpfwinkelige. Die rechtwinkeligen Kanten kann man aber im vorliegenden Falle nur durch wagrechte Schichtung des Mauerwerkes erzielen, welche auch die im Hochbauwefen am meiften angewendete ift. Das, was man hierbei an Fertigkeit der Conftruction in holge gröfserer Abweichungen von der theoretifch richtigen Lage der Fugenflächen fenkrecht zur Druckrichtung einbüfst, mufs durch gröfsere Stärke der Mauer erfetzt werden. Wie man die fpitzen Winkel wenigftens an einer Seite der Mauern vermeiden kann, wird fpäter zu erörtern fein 4 ). Die aus den vorher angegebenen praktifchen Rückfichten auf die Art des Stein materiales wünfchenswerthe parallelepipedifche Geftaltung der Steine einer Mauer ift auch diejenige, die fich am leichterten, einfachften und billigften ausführen läfft. Bei den zumeift im Hochbauwefen zur Verwendung kommenden natürlichen Stein arten, den Sedimentär-Gefteinen, entfpricht fie auch gewöhnlich der natürlichen Schichtung und Zerklüftung, fo wie der Gewinnungsweife in den Steinbrüchen, während fie bei den künrtlichen Steinen die für die Fabrikation bequemfte ift. Das rechtwinkelige Aneinanderflofsen der Begrenzungsflächen eines Mauerfteines läfft fich übrigens auch theoretifch begründen. In jedem von äufseren Kräften angegriffenen Körper wirkt auf ein beliebiges Flächenelement eine Kraft, die man im Allgemeinen innere Kraft 5 ) oder, auf die Flächeneinheit bezogen, Spannung nennt. Es läfft fich nachweifen 6 ), dafs in jedem Punkte drei auf einander l'enkrechte Span nungen vorhanden find, welche auf den von ihnen angegriffenen Flächenelementen fenkrecht flehen. Man nennt diele Spannungen Hauptfpannungen. Im vorliegenden Falle find die Spannungen meid Drücke, die man daher Hauptdrücke nennen kann. Jeder andere Druck fleht auf der von ihm an gegriffenen Fläche nicht fenkrecht. Nach dem Gefagten läfft fich fonach folgender Satz aufflellen: Die Fugenflächen follen auf den Hauptdrücken fenkrecht flehen. Es ergeben fich hiernach drei zu einander fenkrechte Fugenflächen. Die Benennung der Fugenflächen ift je nach ihrer Lage zur Druckrichtung im Mauerwerk eine verfchiedene. In der Regel ift nur ein Hauptdruck vorhanden. Die im Allgemeinen zur Richtung diefes Hauptdruckes fenkrecht zu legenden Fugenflächen heifsen Lager flächen, die parallel zu derfelben liegenden Stofs flächen. Die Durchdringungslinien diefer Steinflächen mit den Begrenzungsflächen des Mauerwerkes heifsen Lagerfugen, bezw. Stofsfugen. Unter den Stofs flächen werden mitunter diejenigen, welche im Aeufseren des Mauerwerkes nicht durch Fugenlinien kenntlich werden, als Zwifchenflächen bezeichnet. Es 4 ) Siehe: Theil III, Band 2, Heft 1 (Abth. III, Abfchn. 1, A: Wände) diefes »Handbuches«. 5 ) Siehe: Theil I, Band x, zweite Hälfte diefes »Handbuches« (2. Aufl., Art. 2, S. 5). 6 ) Siehe: Winkler, E. Die Lehre von der Elafticität und Fertigkeit etc. 1. Theil. Prag 1867. S. 8. *4- Fugenflächen und Mauerfchichten.