Volltext Seite (XML)
IO 9- Ein Aufs des Stein materials. zo. Verwendung der Mörtel. a) Conftructionen aus natürlichen Steinen, und zwar aus folchen, a) die nach einer beftimmten Form genau bearbeitet und von gröfseren Abmeffungen find (Quader, Haufteine, Schnittfteine, Werkfteine, Werk- ftiicke), ß) die regelmäfsig bearbeitet, aber von kleineren Abmeffungen, wenig oder gar nicht bearbeitet find (Bruchfteine); b) Conftructionen aus künftlichen Steinen; c) Conftructionen aus Gufs- oder Stampfmaffen, und d) gemifchte Conftructionen, bei denen die Conftructionen unter a, b und c in den verfchiedenen möglichen Zufammenftellungen zur Ausführung von einem und demfelben Bautheil Verwendung finden. Will man zweckmäfsig bauen, fo mufs man die Eigenfchaften des Bauftoffes berückfichtigen. Es kommt hierbei namentlich der Widerftand gegen die möglichen Beanfpruchungen in Betracht. Die Steine leiften gegen Druck einen bedeutenden Widerftand, während ihre Fertigkeit gegen Zug und Biegung, fo wie ihre Elafticität eine verhältnifsmäfsig viel geringere ift. Es müffen demnach die Stein-Conftructionen namentlich auf Verwerthung der Druckfeftigkeit abzielen. Dadurch wird einerfeits die Art ihrer Lagerung im Bau bedingt, andererfeits ihre Verwendungsfähigkeit und Verbindungsweife befchränkt. Die oftmals bedeutende Härte des Steines, die Sprödigkeit und die geringe Fertigkeit delfelben gegen Zug und Biegung geftatten nicht oder nur ausnahmsweife Verbindungsarten, wie fie für die Holz- Conftructionen kennzeichnend find, als z. B. Zapfen, Verzahnungen etc. Die verhältnifsmäfsige Kürze, in der die meiften Steinftücke nur erlangt werden können, eben fo wie die geringe Elafticität und Biegungs- feftigkeit erlauben es nicht, Steine zu Balken in der Ausdehnung, wie Holz und Eifen zu verwenden. Die Steinbalkendecken der Aegypter, Syrer und Griechen wird man für heutige Verhältnilfe nicht mehr brauch bar finden, obgleich andererfeits ähnliche Verwendungsweifen, wie zur Herftellung von Treppen, wag rechten Ueberdeckung von Oeffnungen etc. gar nicht zu umgehen und unter Beobachtung der nöthigen Vorfichtsmafsregeln auch zweckmäfsig find. Wenn auch in Folge diefer befchränkteren Verwendungsfähigkeit der Stein gegen Holz und Eifen im Nachtheil ift, fo bietet doch die fachgemäfse Ausnutzung der Druckfeftigkeit in den Gewölben ein Mittel, Aehnliches wie mit jenen zu erreichen und fehr grofse Weiten mit Stein-Conftructionen zu überfpannen, die den Holz- und Eifen-Conftructionen durch ihre gröfsere Dauer, bedingt durch die gröfsere Feuer- und Witterungsbeftändigkeit, entfchieden voranftehen. Das gröfsere Gewicht bei einer durch das Material bedingten gewiffen Dicke giebt von Haus aus den reinen Stein-Conftructionen eine gröfsere Stabilität, als den Conftructionen von Holz, eben fo denen gegenüber, die aus Eifen hergeftellt werden, das zwar viel fchwerer ift, aber feiner grofsen Fertigkeit wegen in möglichft geringen Stärken verwendet werden mufs. Es ergiebt fich hieraus die im Allgemeinen weit gröfsere Einfachheit der Conftructionen von Stein gegenüber denen von Holz oder Eifen, deren Stabilität durch Einführung zufammengefetzterer Verbände und Ver bindungen, wie fie die Natur diefer Stoffe geftattet, erreicht werden mufs. In der vereinigten Ausnutzung der günftigften Eigenfchaften diefer drei Stoffe beruht u. A. die Anwendung der Holz- und Eifen-Fachwerke, bei denen die Felder des aus Holz, bezw. Eifen hergeftellten Gerippes mit Mauerwerk ausgefüllt werden. Eine Vorausfetzung zu letzterer Verwendungsweife und überhaupt ein grofser Vortheil für die Verwendbarkeit des Steinmateriales ift der Umftand, dafs gewiffe Stoffe, namentlich die Mörtel, zur Verfügung ftehen, die in weit ausgedehnterer