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Handbuch der Architektur. III. Theil. Hoehbau-Conftruetionen. . . . architecture is nothing niore or le/s than the art of orna mental and Ornamented conftruction. Fergusson, J. A hiftory of architecture in all countries. London 1865. Band 1, S. 9. . . . Dahingegen beruhet die Kenntnifs deffen, was dazu gehöret, um die Gebäude dauerhaft aufzuführen, auf Grundfätzen der Statik, ver bunden mit vielen Erfahrungen. Nach felbigen mufs der Baumeifter die ver langte Einrichtung der Gebäude zu entwerfen und die Dauerhaftigkeit damit zu verbinden wißen. Nach diefen Grundfätzen wird beftimmt, was ohne Gefahr möglich ift, oder was nicht erfüllt werden kann, ohne der Haupteigen- fchaft des Gebäudes, nämlich der Dauerhaftigkeit zu nahe zu treten. Gilly, D. Handbuch der Land-Bau-Kunft etc. Erfter Theil. Berlin 1797. S. 1. In den beiden vorhergehenden Theilen unferes »Handbuches der Architektur« wurden in erfler Reihe die Stoffe, aus denen unfere Bauwerke hergeflellt werden, vor geführt, alsdann die flatifchen Bedingungen und Grundfätze, denen das ganze Bauwerk fo wie feine einzelnen Theile unterworfen find, erläutert; endlich haben die Kunflformen, welche der Baufloff unter Berückfichtigung feiner befonderen Eigenfchaften und feiner Stabilitätsbedingungen in den einzelnen Bautheilen, fo wie in den Profan- und Monumental bauten während der bedeutenderen, uns bekannten Cultur-Epochen erhalten hat, eine eingehende Behandlung erfahren. Nunmehr gelangen wir dazu, die einzelnen Theile eines Bauwerkes an und für fich, fo wie auch in ihrer Zufammenfügung zum Bauwerke felbfl vom conflructiven Standpunkte aus zu betrachten. Damit ein Bautheil dem beabüchtigten Zwecke in thunlichfl vollkommener Weife entfpreche, mufs er eine beflimmte Geflalt und eine beflimmte Einrichtung erhalten. Damit das ganze Bauwerk diejenigen Bedingungen erfülle, denen es fein Entliehen ver dankt, damit deffen Benutzung in möglichfl weit gehender, einfacher und bequemer Weife gefchehen könne, müffen die einzelnen Bautheile in fachgemäfser und zweckmäfsiger Weife an einander gefügt werden. Den Haupttheil diefer Aufgaben hat die richtige Conflruction zu erfüllen, und das wefentlichfle Ziel des III. Theiles unferes »Handbuches« ift hiermit gekennzeichnet. Bereits in der allgemeinen Einleitung zum vorliegenden Werke') wurde die Stellung und Bedeutung der Conflructionslehre im Gefammtgebiete der Architektur charakterifirt; auch wurde an jener Stelle die Loslöfung des Ingenieurwefens vom Hochbauwefen erklärt und gedeutet. Gerade auf dem Gebiete der Conflruction find die Berührungspunkte zwifchen Architekt und Ingenieur die innigflen und zahlreichflen. Grofse Decken, Dach- und Hallen-Conflructionen werden bald vom Architekten, bald vom Ingenieur entworfen, und bei noch manchen anderen Projecten und Ausführungen des Hochbauwefens wird die Mitwirkung des Ingenieurs angeflrebt. Diefer Zufammenhang des gefammten baulichen Schaffens hat auch im »Handbuch der Architektur« durch die Vereinigung dreier Archi tekten mit einem Ingenieur als Herausgebern Ausdruck gefunden. Bei der Gruppirung des in der Conflructionslehre zu bewältigenden Stoffes mufften wir wefentlich neue, von den feither üblichen abweichende Bahnen einfchlagen. Wir flimmen allerdings mit Anderen darin überein, »dafs der gefammte Stoff eine flreng *) Siehe: Theil I, Band x, erfte Hälfte, S. 10 u. xi. Handbuch der Architektur. III. 1. (2. Aufl.) I