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Dienstag, 10. Mat 198» Sächsische Volkszeitung Vorrat an Vollmann ri^n weib- Versicherungs-Nachspiel zu einer Badestrand - Tragödie Wegen Morde», begangen an seiner Ehefrau, war im Jahr» 1934 ein in einer norddeutschen Stadt ansässiger Akademiker vor das Schwurgericht gestellt worden. Bei einem herbstlichen Wochenend-Ausflug des Ehepaares an die Ostseeküste am 10. No» vember 1934 war di« Frau beim Beobachten des Meerleuchten» von der schon in den Winterzustand gebrachten Landungsbrücke ins Meer gestürzt und ertrunken. Der Ehemann, der knapp drei Monate zuvor seine Ehefrau für den Todesfall oder des Er» lebens des 1. September 1973 in Höhe von 20 099 M. versichert, «nd dazu noch eine Unsall-Zusatzverstcherung über 20 099 M. abgeschlossen hatte, war in den Verdacht geraten, sein« Frau in, Wasser gestoßen zu haben. Die Schwurgerichtsverhandlung ergab, daß die Eheleute in glücklicher Ehe gelebt hatten; und auch im übrigen ergab sich keinerlei Anhalt dafür, daß etwa der Ehemann sein« Fra« absichtlich beseitigt, also einen Versiche rungsmord begangen habe. Festgestellt wurde auch, daß eins Rettung der in di« See gestürzten Frau durch den Mann ob» jektiv nicht möglich gewesen war. Durch Urteil des Lübecker Schwurgerichts wurde daher der angeklagte Ehemann wegen er wiesener Unschuld freigesprochen. Trotz dieses Freispruchs we» gen erwiesener Unschuld verweigerte die Versicherungsgesellschaft die Auszahlung der Versicherungssumme. Eie begründete ihre Weigerung damit, daß ihr gegenüber der Versicherungs nehmer zu beweisen habe, seine Frau nicht von der Brück« gestoßen -u haben. Diesem Standpunkt gegenüber haben di« Ee» richte bis zum Reichsgericht hinauf entschieden, daß es unter den gegebenen Verhältnissen die Versicherungsgesellschaft s«i, di« zu beweisen habe, daß der Ehemann sein« Frau von dem Landungs» steg hinabgestürzt hab«. Dl« Versicherungsgesellschaft mutz also zahlen. ,H>«r Lebensversicherer sdie Gesellschaft), der die Her beiführung des Versicherungsfall«, Lehairptet, muß Nachweisen, daß derjenige, auf dessen Person die Versicherung genommen ist, Selbstmord begangen hat oder vom Versicherungsnehmer vor sätzlich und widerrechtlich getötet worden ist. (NG. VII. 140/37 „IW." Nr. 18.) Der Maur«, al, Mathematiker: ,Menn t 120 Arbeitstag bruche, um es Hu, z'bau«, dann müßte zwölf Manne da, Hus in 10 Tage fertig ha . . .1 Da, stimmt doch? — Gueti... und 120 Manne würde in etm Arbeitstag — 900 Manne in einer Stund — 67 600 Manne in einer Minute — und 3 460 000 Manne in einer Sekunde das Hu, baue, nach dr Mathematik «sch also es Hu, fertig, bevor überhaupt «n «inzige Stet gmuret würde cha .. .l" ' (Schweizer Illustrierte.) L0. Fortsetzung. ,Zst dir« da« neueste Modell?" „Jawohl mein Herr!" .Kenden Sie zwei Stück davon in» »Lotel Europs"! Auf diesen Namen? Und er gab dem verblüfften Mann «kn» Visitenkarte. „Wieviel kosten die Maschinen?" - Der Mann nannte den Preis. Wernoff zog eine Tausend-Guldennot« heraus, nahm den Nest und die Quittung und ging. „Solche Kunden möchte ich jeden Tag haben", dachte d«r Verkäufer im stillen. Beinahe noch kürzer glfig e, km nächsten Laden. Zu erst besah Wernoff durch die großen Spiegelscheiben die Kraftwagen, die darin ausgestellt wgren. Eie kamen von einer berühmten englischen Fabrik, die als Reklamespruch di» Worte „Der beste Wagen der Welt" gewählt hatte. Di« Preise, welche sie forderte, waren aber auch danach. Nach kurzer Musterung von außen trat Wernoff ein. Würdevoll trat ihm der tadellos g«kletd«te Geschäft,sührer «ntgHen. Wernoff schritt an ihm vorbei und blieb vor einem großen, geschlossenen WMen mit Jnn,nlenkung stehen. „Was rostet dieser Wagen?" Der Geschäftsführer nannte etwa« von oben herab den «normen Preis. „Ist er elngefahren und fahrtbereit?" „Liefern Sie ihn um zwei Uhr mittag beim „Hotel Lurode" ab. Auf diesen Namen!" Wieder kam «ine Visitenkarte zum Vorschein. Der Geschäftsführer war später ungemein stolz darauf, daß er damals Geistesgegenwart genug aufbrachte, um zu frag«n: * „Mit oder ohne Thaufseur, Herr Wernoff?" yEinen Augenblick." Wernoff ging zur Tür und winkt« den Lenker seines Wagens herein. „Ich habe diese, Auto gekauft. Können Eie mit der Marke umgeben?" „Ich habe bei Baron Schimmelpoort drei Jahre lang so »inen Wagen gefahren." „Wollen Eie in meine Dienste treten?" Ohn« Pause — wie «in Schlag — kam dis Antwort: „Jawohl, mein Herr!" „Also ohn« Thaüffeur", wandte wernoff sich an den V«rkäufer und ging hinaus. „ . . . „ . Da» war da» Tempo Wernoff». Atemraubend! Und dabet wußte der Mann genau, wa» er wollte, und sprach j«in Wort zu viel oder zu wenig. Am selben Tage fuhr er noch zur Diamantschleiferet Asscher, dann zur Amsterdamfchen Bank, dann zu einer Auskunftei, dann auf die Börse und auf das russische Gene ralkonsulat. Am Abend gab Wernoff dem Thaufseur fünfzig Gulden. „Stellen Eie den Wagen heute nacht in eine Garage «in und kommen Sie morgen pünktlich um neun Uhr." Der Thaufseur grüßte und fuhr weg. Sein neuer Herr hatte ihn nicht einmal nach feinem Namen gefragt. Wernoff ließ sich die Mahlzeiten auf sein Zimmer bringen. Schnellsegler für die Muskatnuß Der Kampf um das holländische Monopol / von Alfred Seincrau Als die im Zeitalter der großen Seefahrer entdeckten Länder und Inseln mit ihren Naturschätzen ihre Besitzer ge funden hatten, suchten diese das Monopol für die wertvollen Erzeugnisse ihrer Gebiete mit allen Mitteln zu behaupten. Eie übten eine unbeschränkte Preisdiktatur und verfolgten jede unerlaubte Ausfuhr mit den härtesten Strafen. Da ein gesetz licher Kampf gegen die unmäßigen Preise der für Handel und Gewerbe notwendigen Waren unmöglich war, bemühte sich die Konkurrenz, ihrer auf jede Weise habhaft zu werden. Ein riesiger Schmuggclhandsl setzte ein und war trotz grau samster Gegenwehr nicht zu unterdrücken. Die Holländer, die den ursprünglichen Entdeckern der reichen Länder einen großen Teil der Beute abgesagt hatten, fürchteten aber nicht nur den Schmuggel mit den Erzeugnissen ihrer wertvollen Pflanzen und Bäume, sondern noch weit mehr den mit deren Sämereien, die, wenn sie außer Landes und in ein gleiches Klima ge bracht und kultiviert wurden, ihr Monopol sehr schwer schä digen konnten. Die Holländer, die das Monopol für Zimt, Muskatnuß und Gewürznelken, die Spanier in Mexiko, die das Cochenille-Monopol, Peru und Bolivien, die das Chinin- Monopol hatten und Brasilien mit seinem Gummi-Monopol — alle diese Staaten kühlten sich in gleicher Weise durch die andern Mächte, besonders durch Frankreich und England, bedroht, die danach trachteten, den kostbaren Samen, Keime oder Setzlinge in den Bereich ihres Landes zu bringen. Todesstrafe um einen Zimtzweig Die Holländer auf Ceylon bestraften unnachsichtlich Per» kauf oder Berschenken der geringsten Zimtmenge, sa schon das bloße Abschälen eines Zweiges vom Zimtbaum mit dem Tode und hielten auch wirklich so ihr Monopol bis zur Besitznahme der Insel durch die Engländer im Jahre 1798 aufrecht. Gleich hart verfuhren sie aus den Molukken. Die Nicderländisch-Ost- indische Kompagnie zerstörte, um das Vorkommen des Mus katnuß- und des Gewürznelkenbaums zu beschränken, alle Pflanzungen dieser Gewürze außerhalb der Inseln Banda, Amboina und Saparna. Auch wurde den Eingeborenen bei Todesstrafe jede Kultur dieser Bäume auf den andern Inseln untersagt. Der gleichen Strass verfielen auch die, welche ihre Pflanzungen verheimlichten, die zufällig infolge der Exkre mente der die Muskatnuß sehr bevorzugenden Waldtauben entstanden waren. Ein Pfund Muskatnüsse kostete damals zwanzig holländische Gulden, und der ebenso tüchtige wie tat kräftige Gouverneur von Mauritius, Poivre, war mit gutem Grund erbost Uber die wucherischen Holländer. Er wußte auch von jenen trotz aller Strafen geheimgehaltenen, durch die Wald tauben entstandenen Pflanzungen und beschloß, den Holländern ein Schnippchen zu schlagen. Er rüstete 1770 zwei Schnellscgler au«, deren Kapitäne Insgeheim die Molukken anliesen und von den Eingeborenen gegen viel Geld «ine Menge Samen des Lowrm vov vr. v. Orkeder-KechtLiedutr Drei Que!Ioa-V«rl»z, KLoixednlelc-L». Am nächsten Tag hatte der Portier viel Arbeit mit Wernoff. Erst kamen ein paar junge Damen, die nach ihm fragten. Der Portier verzog das Gesicht. Holland liebt« solche Dinge nicht. Aber dann stellte sich heraus, daß sie wegen einer Stelle als Privatsekretärin kamen. Eine davon kam glückstrahlend herunter, so daß der Portier sich nicht enthalten konnte, zu fragen: „Angestellt, Fräulein?" ,Ja, mit dreihundert Gulden im Monat? Aber ich kann auch vier Sprachen perfekt?" fügte sie stolz hinzu. Gleich daraus nahm Wernoff noch einen Sekretär auf, einen Deutschrusien mit vollendeten Manieren, der eben falls sehr sprachenkundig war. Dann fuhr er mit seinem Auto weg. Am Mittag kam er ins Hotel zurück. „Wenn der russische Generalkonsul und Vankdirektor Verftraaten kommen, sühren Sie die Herren zu mir hinauf. Gedeck für drei!" Am Abend des gleichen Tages verlangte er zur großen Betrübnis des Portiers seine Rechnung jür den nächsten Morgen. „Er hat ein Haus in der Bondelstraße gekauft", teilte der Thaufseur dem Portier im Vertrauen mit. Mit Betrübnis sah dieser den vornehmen Gast ver schwinden. Das fürstliche Trinkgeld, das er vorsichtig in seiner linken Hand hielt, linderte aber den Abschirdsschmerz. Wernoff stürzt», sich in di« Arbeit. In wenigen Tagen schwamm er mit kräftigen und sicheren Stößen in dem Strudel der damals kochenden und brausenden Börsen fluten Amsterdams. Zwar kannte er Holland noch nicht, aber doch hatte er selbst vor den geschäftstüchtigen und ge riebenen internationalen Holländern manches voraus. Vor allem hatte er in Rußland schon einen Währungsstur- mit gemacht. Er kannte den Rummel und wußte, daß eine stürzende Währung nur mit Niesenopfern zu hallen war. Woher sollten Deutschland und Oesterreich die Werte für solche Opfer nehmen? Und dann — er war ein harter und idealloser Mann, und seinem Denken entsprach die Spekulation auf das Fallen eines Wertes mehr denn die Hoffnung auf Besse rung. Er wars sich auf die Valuten der Mittelmächte. Er spielte mit Summen, über die man im Palast, den der berühmte Berlage für die Amsterdamer Börsenleute ge- mut hatte, besorgt die Köpfe schüttelte. Einmal wurde er ogar eingeklemmt. Die deutsche Mark stand auf fünf hol» ändlsche Tents. Plötzlich begann sie jäh zu steigen. Al te auf achteinhalb stand, warf Wernoff zehn Millionen Mark auf den Markt. Am nächsten Morgen stand die Mark auf zehn Cents. Sein Bankier telephonierte um weitere Deckung. Zn einer Viertelstunde war Wernoff bei ihm, legte 45,0 000 Gulden und ein Rehledersäckchen mit fünfundzwanzig Diamanten vom reinsten Wasser auf den Tisch. Der kleinste wog drei einhalb Karat, einige von sechs und sieben Karat waren darunter, und der größte, ein herrlicher Stein vom ersten Blauwciß, wog achtzehn Karat. Der Bankdirektor ließ sofort seinen Schatzmeister kom men, der, obwohl er ein abgehärteter Kenner seines Faches war, in Helle Bewunderung ausbrach. Die Bank nahm die Steine in Verwahrung, und Wer noff warf sofort weitere zwanzig Millionen Mark zu zehn Tents auf den Markt. Vier Tage später stand sie wieder auf fünf Cent Wer noff holte seine Diamanten zurück, und die Bank schrieb ihm beinahe voy» 1 SSO 000 Gulden gut. Muskatnuß- und Gcivürznclkenbaums aus den Geheimpslan- zungen erstanden. Sofort verschwanden die Segler wieder, die Holländer, die trotz aller Borlicht der Franzoien doch durch irgendeinen Umstand argwöhnisch geworden waren, jagten ihnen Kricgsschisse nach, aber die Franzosen waren schneller und kamen glücklich nach Mauritius, wo es Po vre, unterstützt durch den Deutschen Joseph Huber, glückte, die Kultur de« geschmuggelten Pslanzen aus alle westindischen französischen Besitzungen zu übertragen und so dein holländischen Monopol ein Ende zu machen. Nicht lange danach gelang einein andern Franzosen, Menouville, das Cochenille-Monopol der Spanier in Mexiko zu erschüttern. Die Spanier, die bei der Eroberung des Landes die Cochenille genannte, am Nopalkaktus schma rotzende Echildlaus, die Erzeugerin der Scharlachfarbe, kennen lernten, verboten bei Todesstrafe jede Ausfuhr der Cochenille und ihrer Nährpslanze. Aber nach unendlichen Schwierigkeiten und Aufwendung großer Geldmittel glückte cs Menonvillc, in den Besitz einer Anzahl mit der Cochenille besetzter Nopal» Kakteen zu kommen und seine Beute ungefährdet nach St. Domingo zu bringen. Ledger holt Chinin Auch das Chinin-Monopol wurde endlich, wenn auch sehr viel später, 1867, durchbrochen, und zwar von einem Engländer namens Ledger. Wenn auch Bolivien und Peru, die als Liefe ranten des Samens dieses ficberstittcnden Mittels in Frage kamen, nicht durch ein offizielles Gesetz seine Ausfuhr ver» boten, so waren doch alle Hasen- und Distriktsbehärden streng angewiesen, unter allen Umständen diese Ausfuhr zu verhin dern. Cs war auch bekannt, daß jeder Fremde, der die Pflan zungen besuchte, unter steter Aufsicht seiner einheimischen Die ner stand, die immer wieder heimlich sein Gepäck nach der verbotenen Ware durchsuchten. Ledger, der als Aufkäufer der Chinchonenrlnde und der Alpakawolle häufig und lange im Innern der beiden Länder geweilt hatte, versuchte besonders in den Besitz des Samens der berühmten wcißblühenden Nogo- Art zu kommen. Eines Tages sagte ihm sein langjähriger indianischer Diener Mamani, er werde nicht gesund davon kommen, wenn man bei ihm etwa Pslanzen oder Samen des Rogo-Chinabaums fände. Ledger dankte für die Warnung und erwiderte, er brauche den Samen zur Herstellung einer be stimmten Arznei und ob er ihm dazu verhelfen könne. Der Diener, dem er öfter wirksame Heilmittel gegeben hatte u d der ihn für einen Arzt hielt, bejahte. Aber erst nach ne Jahren konnte er ihm vierzig Pfund Samen nach Tacna n Peru bringen, wofür er zweihundert spanische Taler beim i. Ledger überließ die Hälfte des Samens dem Botanischen G - ten in Boitenzorg aus Java für tausend Mark. Hieraus züch tete der deutsch« Botaniker Iunghuyn 149 Pflanzen, die-sich in elf Jahren aus zivei Millionen vermehrten. Nummer 199. Seite 7 Daraufhin spielte er nicht mehr; er fiel di« Börse an mit der verbißenen Wut eines Rasenden. Die Währungest der Mittelmächte sielen manchmal unvermittelt um einen Punkt. Wernoff hatte wieder fünfzig bis hundert Millionen Mark oder Kronen aus den Markt geworfen. Dabei spielte er ganz leidenschaftslos. Der Mann wa« den anderen Börsianern ein Rätsel. Er blieb stets der gleiche, ob er Riesensummen ge wann, oder, rvas ja auch manchmal vorkam, eine halbe oder eine ganze Million verlor. In seinem Gesicht verzog sich nichts. Gleichmütig be zahlte er oder strich er ein. Pünktlich nach Börsenschluß bestieg er sein Auto und fuhr nach Haus. Dort nahm er ein spärliches Abendmahl, außer wenn er einmal Gäste hatte, was sehr selten vorkam. Aber dann waren es Finanzgrößen aus der ganzen Welt, manchmal auch der eine oder andere Politiker. Dann ließ er vom Haus Cou turier, jener berühmtesten aller Amsterdamer Gaststätten, eine fürstliche Mahlzeit kommen. Gewöhnlich aber arbeitete er am Abend. Selten — ganz selten hörte Jan, sein Kraftwagen lenker und Kammerdiener, oben die klagenden Tön« einer Geige klingen. Dann spielte Wernoff. Sacht« und weh mütige Melodien, die Jan nicht kannte. Manchmal sie plötzlich mit einem Mißton ab. Außer dem Schreibmaschinenfräulein kam kein liches Wesen ins Haus. Jan machte alle Arbeit. Einmal sagte Wernoff zu ihm: „Sie werden heute mit der Hausarbeit nicht fertig, wenn Sie mit mir fahren. Zeigen Sie mir, wie d«r Wagen geschaltet wird. Ich fahre elbst." Jan machte em verblüf tes Gesicht und gehorcht«. Da bei erlaubte er sich die Frage: „Haben Eie schon einen Führerschein, Herr Wernoff?" „Natürlich!" In der Kürze der Antwort lag die Zurechtweisung. Ob Wernoff gut lenken konnte, wußte Ian nicht. Nach der Heimkehr untersuchte er den Wagen und stellt« fest, datz alles in der besten Ordnung war. Die Kotflügel i«igten keine Abschürfungen, die Erhaltung ging so lautlos «t« früher, die Bremsen zogen ebenfalls gleich gut, ja sogar di« Handbremsen hatte Wernoff angrzogen, als er vor seinem Hause hielt. Jan war zufrieden. Sein Herr konnte fahren. Wie gut, das sollte er allerdings erst ein paar Tage später er fahren. Wernoff u>ar zum Lunch beim russischen Gesandten im Haag eingeladen. Noch während des Essens ging das Telephon. Sein Sekretär gab ihm eine Mitteilung durch, die er soeben von der Bank, mit der Wernoff arbeitet«, er halten hatte. Dieser entschuldigte sich beim Gesandten unK brach sofort auf. Beim Auto angekommen, an dessen Schlag Jan stand, sagte er kurz: „Setzen Sie sich hinten in den Wagen Ich fahr« selbst." Im nächsten Augenblick schoß der Wagen weg, so d«8 Jan gegen die Rückwand flog. Die Straße nach Leiden war damals eben in ziemlich schlechtem Zustand. Wernoff kümmerte sich darum nickt. Er drückte den Gashebel nieder, der Wagen flog mit acht zig Kilometer dahin, obwohl er auf der holprigen Straßen« decke so stieß, daß Jan einmal mit dem Kopf gegen di« Decke flog und sich eine Beule schlug. Aus einer so schlechten Straße war eine Schnelligkeit von achtzig Kilometern ein Wahnsinn, und Jan stand im wahrsten Sinne des Wortes Todesangst aus. Erst nach einigen Kilometern legte sich dies Gefühl bei ihm, als er nämlich bemerkte daß sein Herr ganz außergewöhnlich sicher und bei aller Schnelligkeit doch vorsichtig fuhr. Das zeigte sich beim Vorbeifahren an den anderen Kraftwagen und beim Dur^'rhren von Kreuzungen und Ortschaften. Schließlich . ,ann sogar eine Art Bewunderung in ihm aufzusteigen, wenn er sah, wi« Wernoff in Lagen, di« ent weder durch langsameres oder schnelleres Fahren aufgelöst werden konnten, mit unfehlbarer Sicherheit die größer« Schnelligkeit wählte. IForiletzung totgt.»