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Sächsische Volkszeitung : 10.05.1938
- Erscheinungsdatum
- 1938-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193805109
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19380510
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19380510
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1938
-
Monat
1938-05
- Tag 1938-05-10
-
Monat
1938-05
-
Jahr
1938
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 10.05.1938
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Dienstag, 1V. Mai 1988 Sächsisch« Volkszeitung Nummer 109, Seite 4 vrsscisn : Lin Ministerium fuhr ins Grüne. Gleich den Betriebs- führern und Gefolgschaften zahlreicher sächsischer Betriebe un ternahmen auch die Beamten, Angestellten und Arbeiter des Sächsischen Ministeriums für Wirtschaft und Ar beit in diesen Tagen eine frohe Fahrt ins Grüne. Mlt dem Dampfer „Blasewitz" strebte die gesamte Betriebsgemeinschaft bereits frühzeitig elbaufwärts. Im Gasthof Posta, dem Ziel der Fahrt ins Grüne, entwickelte sich bald ein fröhlicher Be trieb. Ministerialrat Dr. Florey begrüßte im Gasthof Posta die Gefolgschaft, die Gäste, unter ihnen Staatsminister Lenk. Dr. Florey gedachte in seiner Ansprache des Tages vor fünf Jahren da Pg. Lenk durch Retchsstatthalter Mutschmann zum sächsischen Minister sür Wirtschaft und Arbeit ernannt wurde, und wies darauf hin, daß dieser Tag ein Wendepunkt von ent scheidender Bedeutung für das Ministerium war. Von 718 ONO ging die Zahl der Erwerbslosen inzwischen auf 53 000 zurück. Der Redner versicherte dem Minister den aufrichtigen Wunsch seiner Mitarbeiter, daß es ihm noch lange vergönnt sein möge, zum Wohle der sächsischen Wirtschaft zu schaffen. Staatsminister Lenk gab in feiner Erwiderung der Freude Ausdruck, daß in seinem Ministerium sich jeder bemühe, sein Bestes zu geben und Immer im nationalsozialistischen Sinne zu handeln. Im weiteren Verlauf des mit allerhand Darbietungen und Vorträ gen ausgefiiilten Abends zeichnete Staatsminister Lenk fünf weibliche Gefolgschaftsmitglieder des Ministeriums aus, die be sonders gut beim Reichsleistungswettschreiben auf der Schreib maschine abgeschnitten hatten. : Ferien durch die NSV. Nachdem am Sonnabend, dem 7. Mai, die ersten österreichischen Hitler-Urlau ber In Sachsen elntrafen, sind am Montag die Wiener NSV-Fertenkinder der zweiten Gruppe nach vierwöchi gem Erholungsaufenthalt, verabschiedet vom Jungvolk und BDM, vom Dresdner Hauptbahnhof aus im Sonderzug in ihre Heimat zurückgefahren. Am Mittwoch, dem 11. Mat, werden auch die NSV-Ferienkinder aus Danzig an den heimatlichen Ostseestrand zurückkehren; sie stellen für den Son derzug um IS Uhr in der Halle des Bahnhofes Dresden-Neustadt. Im Rahmen der Hitler-Freiplatzspende trafen am Montag wie derum 70 Hitler-Urlauber in Malter (Kreis Dippoldiswalde) ein; weitere 20 werden am kommenden Montag für zwei Wo chen In Buschm Uh le (Kreis Pirna) Ferienwohnung nehmen. : Von der Technischen Hochschule. Dr. phil. habil. Karl Valentin Müller in Hellerau bei Dresden ist die Dozentur (Lehrbcrccktigung) sür das Fachgebiet „Soziologie rind Bevöl- kerungswissenschaft" in der Philosophischen Fakultät der Uni versität Leipzig verliehen worden. : Getränke-Fachmänner tagten. Am 0 Mai fand in Dresden eine Tagung der Fachschaften Obstwein. Mastbereitung, Mineralbrunnen und Mineralwasser sowie Brauselimonaden in der Deutschen Arbeitsfront statt. : Platzkonzert. Im Zwinger spielt Donnerstag. 12. 5., von 18 bis 10 Uhr das Musikkorps der Schutzpolizei unter Lei tung von Pasizeimeister Hiller. : Grundsteuer 1038. Der 1. Termin der Grundsteuer aus das Rechnungsjahr 1038 ist am IS. Mai 1038 fällig Steuer bescheide werden zugestellt. Insoweit die Zustellung noch nicht erfolgt ist. haben die Steuerpflichtigen am Fälligkeitstage eine Vorauszahlung auf die Grundsteuer in Höbe eines Viertels des Gesamtbetrages der für das Rechnungsjahr 10.37 festgesetzten Grund- und Zuschlagssteuer zu leisten. : In einem autzerordentlichen religiösen Vildungsabend hält heute abend 20 Uhr, Käuffcrstratze -1. Herr Dr. Getzenp, Stuttgart, einen Lichlbildervortrag über „Das altchristliche und frühmittelalterliche Marienbild". : Katholische Mllitärgemeinde. Donnerstag, 12. Mai, 20 Uhr, Im Soldatenheim, Königsbrückerstraße. Familienabend. Pfarrer Dr. Iakubasch (Dresden-Löbtau) hält einen Vortrag: „Die Missionsfrage in Rumänien". : Todesfall. Im 73. Lebensjahre verstarb am Montag Herr Postassistent i. R. Constantin Madeja, Kolumbusstraße 8. Die Beisetzung findet am Donnerstag, 12. 5., auf dem äußeren katholischen Friedl>ofc statt. : Der nasse Tod Am Montagnachmittag wurde unweit der Reichsautobahnbrücke bei Kemnitz eine männliche Leiche aus der Elbe geborgen. Der etwa 20 Jahre alte unbekannte Tote wurde dem Krematorium zugesiihrt. Dresdner volizelbericht Von Elnstelgedieben erbeutet. Am Sonnabend, dem 7. d. M., stiegen Diebe in der Zeit zwischen 4 und 0 Uhr durch ein offenstehcndes Fenster in eine Erdgeschoßwohnung auf der Malterstraße ein. Sic durchwühlten sämtliche Behältnisse und erbeuteten außer Geld folgende Sachen: 1 grauen Sportanzug, im Jackett die Firmenbezeichnung „Sobe, Freital", 1 lange, dunkelgestreifte Hose, 1 grau-schwarz-gesprenkeltes Sportjackett, dunkclgrau gefüttert. 1 braunlederne Brieftasche mit Papieren aus den Namen Tischler lautend. 2 Geldtäschchen mit Reißver schluß, schwarz und braun, 1 verchromte Herrenarmbanduhr. Marke Zentra, 1 goldenen Herrenrlng mit rotem Stein. 333 gestempelt. Die Sachen wurden In einem 15 mal 40 mal 60 cm großen Pappkarton mit der Firmenaufschrift Josef Witt. Wer den, weggebracht. Wer hierzu sachdienliche Anoaben machen kann, wird gebeten sich in der Kriminaldienststelle Löbtau, Grenzstraße 1, zu melden. Schwerer Unfall «Ines Radfahrers. Ein erneuter schwerer Unfall gibt Veranlassung zu der Warnung, vor Fahrzeugen die Straße zu überqueren. Durch ein solches Verhalten wurde ein Radfahrer am Dienstag, gegen 6.40 Uhr, auf der Glacisstraße lebensgefährlich verletzt. Der Mann wollte am Skagerrakplatz die Glaclsstraße noch vor dem daherkommenden Lastzug kreu zen, was ihm aber nicht gelang. Er wurde von dem Motor wagen ersaßt und 5 Meter mitgeschleift. Die Polizei stellte bei der Untersuchung eigene Unvorsichtigkeit des Radfahrers fest; es bestand kein Anlaß, die Fernverkehrsstraße vor dem Lastzug In so fahrlässiger Weise zu überqueren. Der Mann wäre nicht verunglückt, wenn er sich einige Sekunden Zeit genommen hätte, um erst den Lastzug vorüberfahren zu lassen. Aus Dresdner Gerichtssälen Die Bluttat in der Ammonstraße vor dem Schwurgericht. Dor dem Dresdner Schwurgericht fand am Montag in einer Verhandlung, die am Dienstag fortgesetzt werden wird, die schwere Bluttat ihr Nachspiel, die sich am 11. Dezember 1037 in Dresden in dem Grundstück Ammonstraße 44 ereignete. Dort war die 40 Jahre alte Olga Johanna Franz geb. Kaden von ihrem Ehemann mit einem Messer niederoestochen und töd lich verletzt worden. Der am 14. 0. 1881 in Ehemnitz geborene Adolf Emil Franz aus Dresden muhte sich jetzt vor dem Schwur gericht wegen Mordes verantworten. Aus der Anklage geht hervor, daß die Eheleute Franz seit 1034 getrennt lebten und 1035 geschieden wurden. Aus der Ehe waren drei Kinder hervorgegangen, Söhne, die zur Zeit der Tat 20, 17 und 10 Jahre alt waren. Zwischen den geschie denen Eltern gab es seit längerer Zeit Meinungsverschiedenhei ten wegen der Erziehung dieser Kinder, insbesondere des jüng sten Knaben, den der Angeklagte für sich beanspruchte. Wieder holt Halle der Angeklagte versucht, mit seiner Frau eine Aus sprache Herbelzuführen. Am 11. Dezember begab sich der An geklagte In das Haus Ammonstraße 44 und wartete auf seine Frau. Als sie erschien (sie wollte elnkausen gehen) stieß er ihr das Schlachtmesser, das er bei sich führte, in die Brust. Die Frau wurde tödlich verletzt. Der Angeklagte stellte sich selbst ver Polizei. Der Angeklagte, der voll geständig ist und auch einräumte, mit dem Gedanken, seine Frau zu töten, bereits früher gespielt zu haben, heiratete seine um 16 Jahre jüngere Frau im Jahre 1017 zu einer Zeit, als die Geburt des ersten Sohnes dicht be vorstand. Die Vernehmung des Angeklagten ergab, daß die Ehe von Anfang an völlig zerrüttet gewesen ist. 1034 trennten sich die Eheleute und im Januar 1035 erfolgte die Ehescheidung aus beiderseitigem Verschulden. Dann begann der Kampf um die Kinder, die der Angeklagte für sich beanspruchte. Da er aber ln seiner Lage schlecht für sie hätte sorgen können, blieben die Kinder bei der Mutter. Jahrelang gingen die Auseinander setzungen Uber die Frage des Fürsorgerechts für die Kinder, ins besondere für den jüngsten, letzt elfjährigen Sohn, hin und her, wobei bald die öffentlichen Wohlsahrtsorganlsationen eingriffen und entschieden, daß die Kinder zunächst bei der Mutter bleiben sollten. Vergeblich versuchte der Angeklagte seinen jüngsten Sohn auf seine Seite zu bringen. Als sich der Junge ablehnend ver hielt, reifte im Angeklagten der Entschluß zu der fürchterlichen Tat. Nachdem er am 10. Dezember vergeblich versucht hatte, seine Frau zu treffen, kaufte er am 11. Dezember ein spitzes Fleischermesser und begab sich mittags auf die Ammonstraße nach dem Grundstück, in dem seine Frau wohnte. Als diese er schien, sprach er sie an und versuchte ein letztes Mal. sie wegen Ueberlassung des Jungen umzustimmen. Als sie wortlos an ihm vorüberqinq, lief er ihr Ins Haus nach und stieß ihr das Mester in die Brust. Nach der Tat lief er davon, bestieg am Postplatz die Straßenbahn und fuhr zum Polizeipräsidium, wo er sich selbst stellte. Am Nachmittag des ersten Verhandlunqstaqes begann die Beweisaufnahme mit der Vernehmung von 25 Zeugen, unter denen sich Verwandte der getöteten Frau sowie die drei Söhne des Angeklagten befanden. Die Zeugen bestätigten im wesent lichen das trübe Bild der völlig zerstörten Ehe. Aus der KreiShauplmannschast Dresden d. Altenberg. 2. bankwtrtschoftllche Arbeits woche. In Altenberg begann am Montag im „Roupennest" die 2. bankwirtschaftliche Arbeitswoche, die von der Gausachab teilung Banken und Versicherungen veranstaltet wird und unter Leitzing des Gaubernfsreferen-ten Pg. Rathai steht. 60 Beirieds führer und Gefolgschasismitgsieder nehmen an dieser bis 14. Mai laufenden Arbeitswoche teil. d. Meißen. Mit dem Paddelboot verunglückt. Als am Sonntag nachmittags zwei junge Leute mit ihrem Pad delboot elbaufwärts segelten, schlug bei dem herrschenden star ken Wind das Boot um, da die Fahrer es nicht voll in der Ge walt hatten. Die Vaotssahrer fielen bei nur 0 bis 10 Grad Was serwärme In die Elbe, konnten sich aber selbst an das nahe Ufer retten, bevor der Fährmeister ihnen zu Hilfe eilte. d. Meißen. Gäste aus Chemnitz. 5000 Arbeits kameraden eines Chemnitzer Betriebes trafen am Sonntag In Meißen ein. Die Staatlich Porzellamnanusaktur, der Dom und die Aibrechtsburg wurden besichtigt. Eine Fahrt mit zwei Sonderdampfern brachte einen Teil der Gäste nach Dresden. Abends vereinigte sich alles in den Lokalen der Stadt. — Wei- tere 1500 Kameraden aus den Betrieben der Umgegend von Chemnitz weilten ebenfalls in der Stadt Meißen. d. Meißen. Goldenes Buch übergeben. Dietau- sendjiihrtge Stadt Meißen will den Besuch hoher Gäste in einem goldenen Buch festhalten. Ein Meisterstück deutscher Hand werkskunst ist von dem Dresdner Kunstgoldschmied Johannes Eckert geschaffen worden. Gold und Silber, Schweinsleder und handgeschöpftes Bütten sind das Material des Werkes.. Das Wappen der Stadt beherrscht das Kunstwerk. Der Oebrbürger- meister übernahm in den letzten Tagen dieses künstlerisch wert voll« und zeitüberdauernde Werk. Konzert des schwedischen Mnnerchores Der berühmte schwedische Männerchor ,.De Svenske" unter der Leitung seines Dirigenten Emil Carelius gab in Dresden ein Hochstehendes Konzert, das unter dem Protek torate des Königlich Schwedischen Gesandten, Exzellenz Richert, stand und vom Sachsenkontor der Nordischen Gesellschaft in verdienstlicher Weise in die Wege geleitet morden war. Das Präsidium dieses vracktvollen Männerchores, der schon auf vie len Konzertreisen in aller Herren Länder künstlerische Triumphe geerntet hat, führt Prinz Lennart Bernadotte, ein Änkel des schwedischen Königs. Der schwedische Chor verfügt über ein in jeder Beziehung prachtvolles Stimmaterlal, das eine vorbild liche Schulung verrät. Rhythmische Genauigkeit, tadellose mu sikalische Phrasierung. Klarheit der Textaussprache und sinn fällige Betonung und Abrundung des Vortrages stehen auf großer künstlerischer Höhe. Der Chor folgt seinem Dirigenten Emil Carelius, einem vorzüglichen Musiker, auf den leisesten Wink. Der Chor sang in schwedischer Sprache vielerlei Ton werke aus seiner nordischen Heimat, so von AlfoLn, Palmgren, RIeelus, Hedar, Peterson-Berger, originale Kompositionen wie Bearbeitungen, Kunstlieder wie auch Volkslieder. Man spen dete dem herrlichen schwedischen Chore und seinem Meisterdiri genten mit Recht am Schluß stürmische Huldigungen. Die Hymne „Sverige" wurde von den Hörern stehend andachtsvoll angehürt. Im Anschluß an das wohlgelungene Konzert aber fand eine sehr schöne, harmonische und zwanglose Festlichkeit statt, und zwar im Gewerbchause, gemeinsam mit der Chorverelni- gung „Dresdner Männergesangverein — Dresdner Orpheus", die der bewährten Leitung von Erich Schneider untersteht und mit erlesenen Proben ihrer Sangeskunst auswartete. Im Laufe dieser Festlichkeit wurden Prinz Bernadotte und der Di rigent Emil Carelius durch den Vorsitzenden des Dresdner Männergesangvereins Dr. Schulze gebührende'weise geehrt. Felix von Lepel. Im zweiten Konzert der „Beethoven-Tage", die von der Dresdner Philharmonie unter der Leitung von Paul van Kem pen veranstaltet werden, wird am Mittwoch, dem 11. Mai 1038, 20 Uhr. im Gcwerbchaus das Dresdner Trio (Richter-Haaser, Roth, Kropholler) das Tripel-Konzert von Beethoven spielen. Außerdem gelangen zur Aufführung die Ouvertüre „Ruinen von Athen" und die 3. Sinfonie (Eroica). I.siprig ) Für den Gauappell Sachsen der NSDAP am 21. und 22. Mai sind nun alle Vorbereitungen im vollen Gange. Die An kunstzeiten der 135 Sonderzüge stehen fest. Ucberall sind bereits die Standquartiere für die Gäste ausgemacht. Die um fassendsten Vorbereitungen werden auf dem neuen großen Auf marschgelände vor dem Frankfurter Tor getroffen. Pci einer Kundgebung, an der etwa 250 000 Menschen tetlnehmcn werden, wird cs sein großes Fassungsvermögen zeigen können. Gegen wärtig ist man nm Bau einer 120 Meter langen Tri büne, auf der ein Teil der über 5000 Standarten und Fahnen Ausstellung finden wird. ) Seit 200 Jahren Leipziger „Gose". Die Reichsmessestadt Leipzig feiert in diesem Monat ein besonderes Jubiläum. Vor 200 Jahren, im Mai 1738, führte ein Goslarer Brauermeister die „Gose" ein, ein nrit Hefe nngesetztes Gebräu aus Gerste, Weizen und Hopfen, das in slachbauchige, langhalsige Flaschen gefüllt und aus hohen, stangenförmiigen Gläsern getrunken wird. In vielen Stadtteilen gibt es noch alte Gosestuben, die Erinne rungen aus Leipzigs Biirgcrgeschichte bewahren und nicht nur von „waschechten Gosetrinkern" aus Leipzig, sondern gern auch von Gästen aus dem Reich und aus dem Ausland aufgesucht werden. Der zünftige Gosesreund genießt das «wenartige Ge tränk mit einem „Regenschirm", einem großen Glase Kümmel, oder einem „Sonnenschirm", womit ein kleineres Glas Kümmel gemeint ist. Wie zur Berliner Weißen, gibt es auch zur Gose einen „Schuß" Himbeersaft. Seinen Namen erhielt das be rühmte Leipziger Spezialgetränk übrigens nach dem Flüßchen Gose, cm dem Goslar liegt. ) Aus Anlaß des 25jährigen Bestehens der Deutschen Bücherei in Leipzig wird eine Jubiläumsausstellung „Aus den Schätzen der Deutschen Bücherei" veranstaltet, die den doppelten Rahmen des bisher zur Verfügung stehenden Aus- stellungsflügels im Erdgeschoß der Bücherei einnehmen wird und in etwa acht Tagen eröffnet werden soll. Ferner findet zum Internationalen Verlegerkongreß in Leipzig in der zweiten Juni-Hälfte eine große Sondern us st el- lung der Deutschen Bücherei im Grassi-Museum statt, zu der auch die anderen Leipziger Bibliotheken ihre Mitwirkung zu gesagt haben. ) Schutzpockenimpfung. In den Monaten Mai und Juni finden im hiesigen Stadtkreis die gesetzlich vorgeschriebenen Erstimpfungen statt für alle 1037 und früher geborenen Kinder, die noch nicht geimpft sind. Die wiederimpfpslichtigen Schul kinder werden erst im Herbst geimpft. ) Flucht eines Radfahrers. Am Sonnabend wurde in der Adolf-Hitler-Straße ein 71 Jahre alter Fußgänger von einem unbekannten Radfahrer angefahren. Beim Sturz erlitt der Greis einen Schenkelhalsbruch und mußte ins Krankenhaus ge bracht werden. Der ebenfalls gestürzte Radfahrer stand sofort wieder auf, bestieg imbekümmevt um den Verletzten dos Fahr rad und fuhr stodtwärts davon, ) Vermißt. Seit vier Tagen wird der 16 Jahr« 'alte Bäckerlehrling Karl-Heinz Kummer vermißt. Der Junge ist etwa 1,56 Mark groß, untersetzt, hat dunkelbraunes Haar, blau grau« Augen, längliches, blasses Gesicht. — Ferner wird der 51 Jahre alte Arbeiter Paul Werner aus der Pviehnihstrahe ver mißt. Er ist etwa 1,71 Meter groß, schlank, hat. graumeliertes Haar, ovales, blasses Gesicht, Narbe von der rechten Augen braue über die Nase bis unter das linke Auge. ) Bom Kraftrad geschleudert. Am Sonntognachmittag wurde auf der Kreuzung Kronprinz- und Kaiser-Wilhelm-Str. ein Krastradfrchrer von einem Personenwagen angefahren. Da bei wurde ein auf dem Kraftrads mitfahrender 48 Joch« alter Mann auf die Fahrbahn geschlorrdert. Mit erheblichen Verlet zungen mußte der Verunglückte ins Krankenhaus gewacht werden. f Halle. Ein Handtafchenräuber gestellt. Ein freches Räuborstückchen leistete sich in der Nacht zinn Sonn abend eln 24jähriger Bursche. Als er in der Nacht ein« Frau, mit der er vorher zusammen gezecht hatte, heimbealeitet«, ent riß er ihr plötzlich unterwegs die Handtasche und schlug ihr damit über den Kopf. Mit seiner Beute ergriff der Räuber die Flucht Auf die Hilferufe der llcbersallenen nahmen zwei Postbeamte die Verfolgung aus. Der Flüchtling konnte gestellt wcrden. f Borna. Der neue kommissarische Amts» Hauptmann von Borna, der bisherige Kreisleiter Gerischer, wurde am Dienstag durch Staatsminister Dr. Fritsch in sein Amt eingewiesen. Dr. Fritsch machte dabei Ausführungen über den Begriff der Einheit von Partei und Staat. Diese komme nicht in der Vereinigung von Aemtcrn bis in die letzten Ein heiten der Verwaltung zum Ausdruck, sondern in dem Einsatz des einheitlichen Willens, der die Träger verschiedener Auf» gaben zu erfüllen habe. Aus dem Leipziger Kunfiieben „Rheingold" und „Walküre" im Neuen Theater. Nach einer kurzen Unterbrechung geht nunmehr der Wag ner-Zyklus der Leipziger Oper mit dem „Ring des Nibelungen" seinem Abschluß entgegen. „Das Rheingold" und „Die Wal küre" eröffneten diesen letzten Abschnitt an zwei aufeinander folgenden Abenden. Beide Aufführungen waren musikalisch und szenisch getragen von einer echten Werktreue, die dem Geist und den Vorschriften des Meisters in gleicher Weise cMpricht. Die schöpferische Deutung der germanischen Göttersage, die künstlerisch wie weltanschaulich in völlig neue Bereiche vorstieß, übt noch heute ihre unvergleichliche Wirkungskraft aus. Sie mit allen Mitteln der Regie lebendig werden zu lassen, war da« Ziel von Wolfram Humperdincks Spielleitung, die zusammen mit dem Dirigenten Paul Schmitz und dem Bühnenbildner Karl Jacobs etne ungemein geschlossene Eindringlichkeit erreicht«. Klar entwickelten sich in dem Vorspiel die thematischen und charakterlichen Grundkräfte der Trilogie. Schön hoben sich die darstellerischen und gesanglichen Leistungen von der gebändig ten Tonflut des Orchesters ab: die Herrschergestalt Wotan« (Walther Zimmer), der den Unterirdischen Alberich (Walter Streckfuß) und Mime (Hanns Fleischer) den Nibelungenhort entwindet, um ihn den habgierigen Riesen (Friedrich Dalberg und Ernst Osterkamp) auszuliefern, gelenkt und begleitet von dem klug-geschäftigen Loge (Alfred Bartolitlus), angetrieben von der Hüterin des Herkommens Fricka (Camilla Kallab), ge warnt von der Urkraft Erdas (die Inger Karön-Dresden mlt zauberhafter Stimmkraft darstellte). Theodor Horand (Donner), Heinz Daum (Froh), Hilde Ostkamp-Chemnitz (Freia) sowie Lilly Trautmann, Maria Lenz und Edla Moskalenko als Rhein töchter fügten sich der Gesamtleistung wirkungsvoll ein. — Der zweite Abend stand im Zeichen der Gestaltungskraft von Mar garete Bäumer, deren Brünnhilde darstellerisch wie gesanglich keinen Wunsch offen ließ, und nicht minder Gotthelf Plstors. der den Siegmund mit vielfach erprobter Gewandtheit und Ausdruckskraft nachschuf. Ilse Schülers Sieglinde vereinte Lieblichkeit der Erscheinung mit berauschender Klangfülle der Stimme. Gelungen der finstere Hunding Friedrich Dalberg» und die Schar der Walküren sowie das herrische Götterpaar Woian — Fricka (Zimmer und Kallab). — An beiden Abenden entlud sich die begeisterte Anteilnahme des Publikums in lang» anhaltendem, stürmischem Beifall. Gerhard Geißler. „Kabale und Liebe" im Schauspielhaus. Zum letzten Male bevor das Schauspielhaus seine Pforten schließt, um nach gründlicher Erneuerung mit der neuen Spiel zeit zu einem städtischen Lustspielhaus zu werden, zeigte es eln klassisches Drama und schloß damit eine an künstlerischen Taten ungemein reiche Periode seiner Entwicklung würdig ab. Die Inszenierung von Rudolf Kalvius ließ die revolutionäre Tra gödie des sungen Schiller, die flammende Anklage gegen die hö fische Mißwirtschaft eines verrotteten Duodez-Absolutismus mit vollem dramatischen Schwung erstehen. Raimund Schelcher war ein ungestümer, leidenschaftlich bewegter Ferdinand, Lore Han sen eine innige, gefühlsstarke Luise, Karl Heinz Stein ein star rer Präsident, Brigitte König etne hoheitsoolle Milford, Karl Heinz Sedlak ein zynischer, kalt rechnender Wurm. Die klein bürgerliche Ordnung verkörperten Curt Paulus als Miller und Gertrude Langfelder als besten Frau. Kapriziös bis zur Karl- katur der Hofmarschall Kalb von Helmut Weih, ergreifend in seiner bewegten Schlichtheit der Kammerdiener von Bernhard Wildenhain. Der Eindruck der Ausführung war stark und ein heitlich. Gerhard Geißler.
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