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viel Schlamm aber der Hoangho auch unterwegs ah- rxisr übormückek, k-koik» weg dem und Kirche gebracht, wo er auf dem Altar aufgestellt oder über die sem aufgehängt wird. Nach einer schönen Sitte werden die Bilder der Gottesmutter, die „Maria im Aehrenkleide" wieder geben, mit einem Aehrcnkranz geschmückt: die Gottesmutter wird hier als die Beschützerin der Ernte verehrt. Im Nassau ischen pflegte man einige Aehren auf dem Felde zu verbrennen. Im Schwäbischen und im Bergischen wurde und wird das erste Brot nach der Ernte in die Kirche gebracht, nach den, Gottes dienst in Teile zerlegt und unter die Armen der Gemeinde aus geteilt. Hier zeigt sich in sinniger Weise, wie die Dankbarkeit gegen Gott für den reichen Erntcfegen zur Nächstenliebe an spornt. Festschmaus und Festtrunk, Tänze und Volksbelustigun gen wollen am Erntetag alt und jung ergötzen und erfreuen. Heute haben wir im nationalen Erntedanktag einen Volks feiertag von grotzcm volksgemeinschastlichem Wer», an dem die Land- und Stadtbewohner in inniger Volksverbundenheit in gleicher Freude und Dankbarkeit teilnehmen und zum Ausdruck bringen, datz sich unser geeintes Volk des Gottessegens einer guten Ernte und des geheimnisvollen Waltens einer uns aste umhegenden und nährenden Natur wieder von Jahr zu Jahr stärker bcwutzt wird. /asrrerr, wenn ckio /i'asirbnftn ocier L» H/ati ist ocker- kVebek Leoonrier« voi-«ioklki'S clurc/t KeHen, §ebneo cito oobrnrisrt/ Kraftfahrer, sei am Steuer ein Vorbild an Kameradschaft «nd Ritterlichkeiti Berkehrsgrmeinschaft ist ein Stück Volksgemeinschafti vergiss das nie! Priige Dir ein und behalt« gut und für immer: iKFNolktr Dein 8>aft/abrrouU 2u«tan«k, vor alten ö tViotlt batten unrt aueb ntebt narben in Kurven örter an unüberiic/lttle/ten Ktra/renstettent /teelltrettiA abbtenctent List Dn anLetrunben vom §teuert 24 000 Jahren nicht nur das Gelbe Meer dadurch aus sein wird, sondern sogar ein Fußweg nach Japan er öffnet werden kann. Verängstigt und verschüchtert steht Chinas Volk an den Ufern des mächtigen Strom» und wartet auf seine nächsten Launen. So tüchtige Ingenieure, so unendlich fleißig« Arbeiter sie haben — es fehlt ihnen an einem Plan, an Uebersicht, an einheitlichem Zusammenwirken, um das Schicksal abzuwenden« Holländische Ingenieure, di« sich verschrieben, stellten staunend fest, daß die Chinesen in wenigen Jahrzehnten nicht weniger als 640 Kilometer des Hoangho-Laufer elngcdeicht hatten, zum Teil sogar doppelt. St« mußten aber auch seststellen, daß dis Deiche sehr bald vernachlässigt wurden und daß nur äußerst» Not den Chinesen dazu zwingen kann, sich zu solchen Leistung«» aufzuraffen. Der groß« Gegner der Schlammfluten. Au» Unkenntnis gehen die Chinesen sogar gegen den ein zigen großen Gegner vor, der di« Versandung de» Lande» und die Verschlammung de» Flusses, dir Ursache seiner dauernde» lleberschwemmungen, wirksam aufhalten könnt«: gegen de« Walds Nur die Wurzeln de» Walde» vermögen d«n Löß so zu festigen, daß er nicht vom Strom mitgerlsten werden kann. Rücksicht»!«» «trd im Hoanghg-Pecken t«drr Baum umge« Heilige Zeit der Reife / Ausklang im Erntefest, im Erntedank. Unser Erntedankfest geht auf eine germanische Sitte zurück. Denn schon unsere Vorsahren wußten dem Gotte Wodan ihren Dank für den Er folg der Ernte zum Ausdruck zu bringen. Auch Uetz man ihm zu Ehren einige Früchte auf den Bäumen, etliche Aehren auf den Halmen, den sogenannten „Maul . Uralte Bräuche umranken das Erntefest, von denen sich manche erhal ten haben und wiederum durch neue ersetzt und ergänzt worden sind. Denn das Volksbrauchtum ist in stetem Wechsel begrif fen. Beim Erntefest hat von jeher der Erntekranz oder die Erntekrone eine bedeutsame Rolle gespielt, die die Fruchtbar keit versinnbildlichen soll: durch sie sucht man den Aehrenscgen für das ganze Jahr festzuhalten. Er wird gewöhnlich über dem Hoftor oder über dem Scheunentor oder auch an der Wohnstu bentür angebracht. In manchen Gegenden wird der aus allerlei Frucht- und Kornarten gewundene Erntekranz bzw. die Erntekrone in die immer in verbe/»r«»ickerem inHer» §teuerune, üremsen, Le- rsi/unA unci LeiouekilmA «toi» m OrcivunA tro/ien/ mit ... . . wie eine Schwalbe! Der kleinste Landschastsausschnitt ist schön, wenn man sich nur Zeit läßt, seinen Zauber anszukoften, sich in sein« Geheimnisse hineinzuträumen. Der nach Ueber- raschungen jagende Großstädter, der meist übersättigt, kaum erfrischt und oft gelangweilt von seinen Reisen heimkehrt, soll das intime Eingehen auf die Natur durchkosten lernen, jene Andacht des Schauens, der sich das Wunder des Kleinen auftut. Von der Karosse aus vermag der Reisende etwas vom Abglanz jener schwärmerischen Gemüter, etivas vom Ueber- schivang, von trä.umerischer Poesie und liedhafter Innigkeit der Betrachtungsweise eines Mozart, eines W. Kügelgen, Ernst Moritz Ärndt und Adalbert Stifter zu empfinden. Geschichte, Kultur und romantische Poesie, Jean-Paul- und Eichendorfs- Stimmungen haften an dem Verkehrsmittel des alten Deutsch land, an den „Postschnecken", dem Schwager Postillon und seinen Gäulen. Wenn man dem Postillon von Lonjumeau Glauben schenken darf, haben früher „Damen von hohem Rang und Stande" nicht zuletzt um der ausdrucksvollen Soli und der liebenswürdigen Unterhaltung des Schwagers willen die Reisefreuden und -leiden in der Chaise hingenommen. Zur Geschichte des empfindsamen Reisens in Karossen sdas indessen anfänglich, wie Adolph von Schaden erzählt, „eine Brust von Erz, Kaldaunen von Kupfer und einen Aller wertesten von Platina" erfordertes sei kurz an folgende Daten erinnert. 1504 schloß König Philipp der Schöne von Nieder landen mit Franz von Taxis ein Abkommen zur Errichtung von Postverbindungen zwischen den Hofhaltungen in Deutschland, Niederlanden, Frankreich und Spanien ab. Später erweiterte sich dieses Verkehrsnetz und umspannte Italien. Nürnberg, Frankfurt, Hamburg. Als 1615 der Graf Lamoral von Taxis Reichsgeneralpostmeister wurde und dieses Amt zu erblichem Lehen erhielt, verkehrten im gesamten Reich gelbe Postkutschen. 1646 schuf der Große Kurfürst eine brandenburgisch-preußische Post. In Oesterreich rollten seit 1720 neben den Wagen der Reichspost solche der eigenen Landpost. Dasselbe gilt für Bayern, nachdem es 1808 Königreich geworden war. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts rumpelten plumpe Rollwagen durch die Lande. Die langwierigen Reisen vertrieb man sich durch Erzählen von Schwänken. Derart ent standen die Rollwagenbüchlein. Auch ein anderes Fahrzeug, der Hauderwagen, -er sogar heute noch in Westfalen ein nicht nur kurioses Dasein fristet, ging in die Literatur ein, indem um ihn die sogenannte Hauderpoesie aufblühte. Der Hauderwagen ver einigte den Transport von Reisenden und Fracht und war für mlnderbegüterte Bevölkerungskreise das erschwinglichste Fuhrwerk. Während der preußische Postwagen in leuchtend blaue Farbe getaucht wurde, wählte man inSachsen die rote, wie Lichtenberg scherzte, „als Zeichen des «Schmerzes und der Marter", die es nämlich verursachte, lange darin zu reisen. Größer aber sind die Freuden, die die Postkutsclien ver mitteln, und mancher Dichter weiß davon zu berichten. So fckrcibt Friedrich Masmann in „Ein deutsches Künstlerleben": „Man braucht«' ach» Tage von Hamburg bis L->lvzig. Mond lag dämmernd aus der endlosen Lüneburger Heide, wie Traum- ^or/akrrt acklken unci beaokrtenk Lesonckor» vor //aupisira/ien, ciis Aoksnnroioknei »inei/ §iei» reaili» /a/meer, naokr link» ir» rvoiiom unci crack» rec/rt» in en-em öoAon einbisHsn/ ciem LinbieFon naok» iink» ciis oniHoHon- kommencien oorboiis»»oni ZkookiroitiS abkvinksni I-ink« überkrokon unci nur ciann, wenn ckackurok» cior übrige, insbesoncisrs cier eniAesenkommonci« kekrr nio/»i He/L/rrcioi wircii äoncierrsAsiunA bei cier LiraLsnbabn bsaobisni runks« s^onn Du übsrboii wirst, »toi» roobi« bkeiben unck eite 6e»obwintiick1?«it niobi «rböbsn/ -alte Dich stet, a» diel» «et-tel «er fie Übertritt, »ersü»d«gt sich a» der Gefnndheit u»d am Wohlstand seine» Bolkesi Es etwas Geheimnisvolles und Wundersames um die stille Zeit des Reifens in unseren Gärten und Feldern. Geseg nete Zeit der Mutter Erde, groß durch das Geheimnis der Fruchtbarkeit. Sie findet ihre köstliche Erfüllung, wenn nach muhereicher Arbeit der beladene Erntewagen in die Tenne schwankt. Mehr als zu einer anderen Zeit des Jahres spürt der naturvertraute Mensch in diesen Wochen das unsichtbare Wallen einer höheren Macht, und er beugt sich in Ehrfurcht vor den waltenden Vaterhänden des allmächtigen Gottes. Das Wissen um eine waltende Vorsehung hat im bäuer lichen Volkstum seit altersher schlichten, kindlichen Ausdruck ge sunden in den Wetterregeln, die man teils auf alte Be obachtungen, teils auf lengendäre Ueberlleferungen stützte und von denen man sich im Hoffen und Bangen der Reifezeit wie von ungeschriebenen Gesetzen umgeben wähnte. Der moderne Mensch mag über manche dieser Regeln lächeln, und doch sollte man die schicksalsgläubige Naturbeobachtung vieler Generatio nen und die bereitwillige Unterordnung unter eine wenn auch kindlich geschaute und nicht wissenschaftlich durchforschte höhere Gesetzmäßigkeit als einen Ausdruck naturgebuildenen Volkstums werten. Vom Wetter hängt der Ausgang der Ernte ab. Darum folgen nach dem Wettersegen des Frühjahres die mit dem Hei- ktgenkalender verknüpften Wetterregeln der Wachstums- und Reifezeit Der Beginn der gesamten Erntearbeiten wurde vor allem unter das Gebet gestellt. Dieses Gebet wurde vielfach schon draußen auf dem Acker, häufig in kniender Haltung getan. Auch fand man sich und findet mancherorts auch heute noch zu besonderen Ernte-Gebet-Stunden in der Kirche zusammen. In sinniger Weise brachte man den ersten Erntewagen sso in Oberkochen) oder auch den letzten Erntewaaen lso iin schwä bischen Ort Aalen) vor die Kirche, wo der Geistliche eine kurze Ansprache hielt, und schließlich die ganze Gemeinde in das alte Lied „Nun danket alle Gott" einstimmte. In manchen Gegen den, so in der banerischen Ostmark, wurde der erste Erntewaaen mit Weihwasser besprengt. Auch rief man die Heiligen des Himmels um ihren Schutz an, wie: ...Heiliaer Michel, gib ackt auf meine SIchell". „Heilige Anna, treib's G'witter von danna!" Mancher frohe Zuruf pflegte und pflegt die Erntearbeiter zu ihrer Arbeit zu geleiten: auch sollte sonntägliche Kleidung oder eine besondere feierliche Tracht die Bedeutung der Stunde unterstreichen und die Ehrfurcht vor dem Svender der Ernte gaben dartun. So pflegte in Hannover der Hofbesitzer in einem weißen Leinenkittel nnd mit Zylinder auf d-m Haupt zum ersten Kornschnitt auf das Feld zu gehen. Allerdings wurde auf dem Acker der für die Erntearbeit reichlich binderliche kohe Hut abgelegt und geaen ein Kopftuch eingetauscht. In Ober franken trugen die Mädchen zur Heuernte die sogenannten „Heuleibcken". In Sacksen und Schlesien wurden die Burschen von den Mäaden mit Sträußchen aus künstlichen Blumen be schenkt, die sie am Hut befestigten. Mit einem Megenivunsch wurde dann der erste Scknitt aetan. und die ersten Halme übers Kreuz gelegt. Der Glocken feierlicher Klang kündete in man chen Gegenden Im Westen und Norden Deutschlands den Anfang der Erntearbeiten an. Eine besondere Rolle spielte und spielt zum Teil in man chen Gegenden auch heute noch die erste und letzte Garbe. Der ersten Garbe, die als besonders heilig gilt, wurde in manchen Orten unseres Vaterlandes ein würdiger Platz in der Wohnstube des Bauern zugeteilt. So wurden In Ueberlingen am Bodensee die ersten drei Halme nach der Ernte am Kruzifix im Herr- gottswinkel angebracht. Auch pfleate man die ersten drei Gar ben in dem sogenannten „Krautmüsch" einzubinden, der am Fest tage Mariä Himmelfahrt geweiht wird und besonders heilkräf tige Wirkung hat. Ein besonderer Brauch besteht in der Frei burger Gegend teilweise heute noch: es werden die ersten Gar ben vom Erntewagen für die Mäuse unter folgenden Worten in die Ecke gelegt: „So, das g'hört euch, Müs, die andern laßt mer geh!" Auch an die letzte Garbe knüpft sich eine besondere Volks meinung. Man glaubte, daß beim Schneiden des Korns der Felddämon von Halm zu Halm springe und schließlich Im letzten Ehrenbüschel seine Zuflucht nehme, wo er dann durch den letz ten Schnitt gefangen werde. Im nördlichen Deutschland heißt dieser Feldgeist „der Alte", wird nach den verschiedenen Ge- treidearten Welzenmann, Roggenmann, Gerstemann. Hafermann genannt. Im Süden Deutschlands hat er die Bezeichnung: Wei zen-, Roggen-, Gersten-, Hafermockel. Kornbock, Haferhenqst. Dem. der den letzten Schnitt tut, ruft man zu: „Du hast den Alten, du mußt ihn halten." Im Badischen pflegt einer die letzten Aehren, je 8 auf einmal, zu schneiden, während die übri gen dabei de englischen Gruß beten. Diese Aehren werden oann zu einem Bündel, dem sogenannten ..Glückshaempflt" zu- sammengebunden und unter dem Kruzifix anfgehängt. Die Körner werden im folgenden Jahr unter den Samen gemengt. „Gott, sei Lob und Dank, der letzte Scknitt, der ist ge fallen", betete man auf dem abgeernteten Felde in Schlesien. Feierlich mit Blumen, auch mit einem Erntekranz geziert, schwanken die Erntewaaen. reich beladen, heim in die Scheu nen. Die lange, bange Besorgnis um-in gutes Erntewetter und die Sorge um ein richtiges Einbringen der Erntegaben, schließ lich der schöne Erfolg des Arbeit»- und Erntcjahres finden ihren gesicht sah Ich ferne Eichenwälder und Bauernhöfe mit hohen Ziehbrunnen vorübergleiten, während der Postillon durch den tiefen Sand watend neben dem Wagen ging, hier und da Feuer anschlug für die Pfeife . . ." Und Wilhelm von Kügelgen f1802—1861): „Wir reisten mit Intervallen. Jede Schenke bot eigentümliche Leckerbissen. Borsdorf ivartete mit Sandkuchen auf. der so schwer war, datz nur Postreisende ihn zu verdauen imstande waren: in Wurzen gab es dickes, schwarzes Bier, in Luppe Ziegenkäse mit Danziger Goldwasscr. in Meißen Fummeln, hier atz man Preßkopf, dort Rühreier, anderswo gab es Landwein. Ma» hatte von Stunde zu Stunde Gelegenheit, die Löcher wieder zuzustopfcn, welche Wca und Wagen un ablässig in den Magen stießen ..." — „Als auf einmal und mir zum erstenmal die Elbe zwilchen zivci Bergen heraustrat, schrie ich laut aus vor Freude!" bekennt Schiller. — „Die Fremde gibt uns erst die Heimat ganz!" erkannte Dogumll Goltz, der von seiner Fahrt nach Königsberg sagte: „Und somit wußten wir in Seelen- und Gemütsruhe zu verarbeiten, was uns gemütlich langsam in Raum und Zeit unterbreitet ward." Von den berühmten Schwärmern für die Postkutsclw sei neben Goethe, Schinkel. Fontane und Lhamisso erinnert an die Münsterländerin Annette Droste von Hülshoff, die bekannt«, datz sic für alle Schönheit nichts ist „gegen das erste Knistern des Heidekrautes unter den Rädern, nichts gegen das mut willige Andringen der feinen Blütenstaubwolke, die die Nutz hecke uns in den Wagen wirbelte . . ., dann kamen meine klaren, stillen Welker mit den gelben Wasserlilien, mein« Schwärme von Libellen, meine blauen, goldenen Schmetter linge. welche bei jedem Hufschlag ein flatterndes Menuett ver anstalteten." Vielfältige Freuden harren unser, wenn wir, de» Spuren der Romantiker folgend, unter Polthornklängen mK Gottfried Kellers Mahnung in die Ferien rollen: „Trinkt, o Augen, was die Wimper hält. Von dem gold'nen Uebersluß der Welt!" Der Hoangho, Chinas Schicksal Zum zwölften Mal« im Lauf« sein« lang«n Geschichte hat sich König Hoangho in seinem Bette henimgewälzt. Oder besser: während sonst all« Flüsse schlafenden Riesen gleichen, dl« nur selten einmal ein« andere Lage wählen, ist der Hoangho et» fiebergeplagter Kranker, der bald tn diesem, bald in jenem Zimmer seines Hause» Ruhe sucht, ohne si« zu finden. Und unter dessen Umherjagen Landschaften versinken, Million«» Menschen umkommen, fruchtbare Gegenden durch dl« lehmige» Sand, und Schlammbelagerungcn zur Wüst« werden. Der Mörder des Katfertum». Ist es das schlechte Gewissen, das den Hoangho uni her treibt? Oder plagt ihn der Sand der Wüste Gobi, den sein» gelben Wasser mit sich schleppen? Iedensalls hat der Hoangho seinen Beinamen „Der Kummer Chinas" voll verdient, Seit Jahrtausenden kreist di« Geschicht« China» in immer d«» gleichen Bahnen: Verlagerung des Hoangho — Ueberschmem- mung — Hungersnot — Aufstand — Vernachlässigung der Deich« — größere Flutkatastrophe — größere Ausstände bi» zum Sturz des jeweils herrschenden Kaisers. Jeder, der in Abständen von Jahrzehnten mehrfach durch den Großen Nordwestcn Chinas gereist ist, muß bestätigen, datz in diesem stetigen Wechsel das lehmige Wilstenland vordringt, die Bevölkerung sinkt. Während Marco, Polo beim Anblick des Völkcrgewimmels noch erstaunt ausrusen könnt«, ob denn Chinas Frauen 12 Kinder aof einmal bekämen, trifft man heut« in den Gegenden, die der Hoangho durchfließt, völlig verlassene Dörfer, Städto, deren Wälle Ruinen umschließen und deren ganzes Leben sich auf einem kleinen Fleck innerhalb oder außerhalb der Tore zusamm«ndrängt. Städte, di« im Schlamm versinken ... An einem Haus« unweit des Stromes hat man nachge« messen, daß der Schlamm der Hoangho-Ueberschwemmunge» innerhalb von fünfzehn Jahren drei Meter hoch die tzauswänd« bedeckt. Ganze Dörfer sind so im Löß erstickt, und nur wenig« Chinesen hatten den Mut, ihr« Häuser wieder auszugraben und darin — die nächste Ueberschweinmung abzuwarten. So viel Schlamm aber der Hoangho auch unterwegs ah« setzt — er trägt dem Meer« noch genügend zu, um di« Kilst« jährlich um 100 Meter vorzuichieden. Man hat ausgerechnet, daß tn gestillt Postkutschen fahren wieder durchs Land! In wunderbarem Gegensatz zu dem gehetzten Leben unserer vom „Tempo" besessenen Zeit steht der Entschluß des Reichspostministers, die Postkutschenromantik wieder auslcben zu lassen. So märchenhaft diese Nachricht auch klingen mag. es handelt sich keineswegs um ein Märchen, sondern um die Tatsache, daß federnde Kutschen auf hohen Rädern, gelenkt von uniformierten Schwagern, die sich auf die edle Kunst des Hornblascns verstehen, Uber wunderliche Zickzackwege der Heide rollen werden, durch stiLr, waldige Täler des Harzes, durch die Tannendunkelheit Thüringens, durch tiefblaue Klüfte des Riesengebirges, hindurch unter den Mondausgängen über Feldbcrg bis zu den stillen glatten Seen Meckienburgs Ostpreußens . . . Dem „Zeit-ist-Geld"-Ruf wird ein entschiedenes „Eile Weile" entgegengesetzt. Reisen um des Reisens willen, froh