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Nummer143 — 37. Iahrg SachMe volßsseitung Dienstag, 21. Juni 1938 SchUsMttung: D«,!XK.«., VoU«ist!°b« 17. geinius MN rioir Diack »nd Verlag: Termanla vuch»r«ck«r,l un» Verlag lh. »ns ». Winkel. Pollechiab« 17. gernruf Uvir, Past,check: Nr. USr, Lank: kladlbank Dreeden Nr. IN7S7 Im Fall, oon höher«« Gewalt, verbat, «tntietender Vetrieb» PSrungen ha« der Vepehe« »der werbungttetbend« tet« Ansprüche, lall, dl» geUun, In beschrSnltem Umsang». »er» IpSIet °»er nicht «rlchelnl. «rlllllnnid-rttßv«»»»»». grhtzelnt I mal mSchentltch. Manatltche, Bezug,»!,I, v»rch Tröger «tnschl «0 vsg b,w. M> Pir lrögerlah» 1.70; durch »t, Pall 1.7» «Inschltepttch Poflüberwetsungsgedllbr, p-zllgttch »» PIg Poll-Bellellgel». «Ingel-Nr. 1» PIg., Sonnabend, un« g,fttag,>Nr. » PIg. «lbbellellungen müssen spätepen, «In, wach« ,o, Adlaus «er vejugezell schrtstllch bet« Verlag «Ingegang«, sein Unter, IrSger dür,e» KI»« Pbbestellungcn enlgegennehmr». verlagert D«««d«» Anzeigenpreis«: »I« lspalttg« » mm »re«« 8«»» » V!»l sür AamIIIenanzelge» » Ps«. §»r Platzwünsch« ann«, »l» Kl« SewStz» KID«». MM gegen aradifche Demonsiranien Frankreich unnachgiebig im Sandschak Französisch-türkische Mühlung — Nach dem Abbruch der Generalstabskonferenz in Antiochia Damaskus, 2t. Juni. In hiesigen politischen Kreisen will inan in der Vertagung des für heute erwarteten gemeinsamen Einmarsches türkischer und französischer Truppen in den Sandschak sowie in der Unterbrechung der Generalstabsbesprechungen die Folge einer Versteifung der französischen Haltung sehen. Die Gene- ralstabsbesprcchungcn, die gestern abgebrochen wurden, sind noch nicht neu anbcraumt worden. Der französische Oberkom- „laudierende, General Huntzinger, ist mit dem Flugzeug nach Beirut gereist. Syrische politische Kreise führen diesen mutmaßlichen Hal» «ungsumschtvuug Frankreichs allerdings nicht auf eine Rück sichtnahme auf rein syrische Interessen zurück. In diesem Zusammenhang wird auch auf die ultimative Ankündigung, daß das syrische Kabinett im Falle einer prvtürkischcn Sand schaklösung zuriicktrcten werde, hingemiescn und daran erinnert, daß im Jahre 1926 in einer ähnlichen Lage der Rücktritt des syrischen Kabinetts einen blutigen Ausstand im ganzen Lande ausgelöst hat. Vielleicht, so erklärt man hier, habe ein fran zösischer Hinweis auf diese Vergleichsmöglichkeit bei den Mene- ralstabsbesprechungen in Antiochia eine entsprechende Wirkung gehabt. Die in drei Parteien gespaltenen Armenier Syriens be schlossen, eine Einheitsfront zur Verteidigung der armenischen Sandschakinteressen zu bilden. Im Sandschak sind seht Arme nier eingetroffen, die aus Istanbul hergerelst kommen, um an scheinend mit direktem türkischen Auftrag die türkenfcindlich eingestellten Armenier im Sandschak selbst umzustimmen. Es bestätigt sich, daß die Unterbrechung der französisch- tlirkischen Generalstabsbesprechungen von längerer Dauer sein wird. Es ist ganz ungewiß, wann die Verhandlungen wieder ausgenommen werden. Der Grund dafür wird hier darin ge- London, 21. Juni Das Ergebnis der Wahlen in Irland, das seht bis auf vier EIHe bekannt ist, zeigt eine beträchtliche Mehrheit für de Valero. Bisher haben erhallen: de Dalera 76 Sihe sim letzten Dail 69), Eosgrave 42 (48), die Labour-Party 9 (13), die Unabhängigen 7 (8). Aus diesem vorläufigen Ergebnis geht hervor, daß alle Oppositionsparteien gegenüber ihrer früheren Stärke Verluste erlitten haben. Die absolute Mehrheit de Valero» dürfte im Endergebnis voraussichtlich 16 Sitze ausmachen. Aegrins Flucht tu die Oeffentllchkelt Paris, 21. Juni. Der zunehmende militärische und politische Krästeversall bei den spanischen Bolschewisten wirkt sich immer mehr in Revolten und Intrigen innerhalb der kommunistischen Reihen aus. Bezeichnend dafür ist, daß der bolschewistische Minister präsident Negrin nach der Rückkehr von einer Besichtigungs fahrt an der Levantefront mit folgender Aeuherung die Flucht an die Oeffentlichkett antreten mußte: „Während meiner Ab wesenheit ist in Barcelona eine gewisse Unruhe entstanden. Es gibt Leute, die soweit gingen, dem Feind die Hand reichen zu wollen und im Innern Mißtrauen zu säen und gleichzeitig im Auslande zu intrigieren, um Spanien von außen her zu vergiften." Die Sowjets in Barcelona hielten jedoch die Macht fest in Händen. Diese Erklärungen Negrins beweisen einmal das Vor handensein bolschewistischer Cliquenkämpse hinter den Kulissen, offenbaren aber gleichzeitig die Kriegsmüdigkeit und die Panikstimmung auf sowjetspanischer Seite. Reue erfolgreiche Tellattionen der Rationalen Ein« sowjetspanisch« Maschinengewehrkompanie gesangen genommen Salamanca, 21. Juni Wie der Heeresbericht mitteilt, konnten die national spanischen Truppen ihre Stellungen an der Teruelsront weiter verbessern. Im Abschnitt von Easttllo de Vtllamaless wurden alle den Ort beherrschenden Stellungen von den Franeotruppen besetzt. An der Küste konnten die Nationalen wiederum Ge- ländegowinn verzeichnen. Bet sämtlichen Unternehmungen wurden zahlreiche Gefangene gemacht, darunter ein« geschlos- sene MG-Kompani« mit sämtlichen Waffen. Das Vorgehen der Infanterie gegen die bolschewistischen Stellungen wurde wieder von der Luftwaffe entscheidend unterstützt. Bevölkerung der deutsche« Städte nahm 1SZ7 ,u In einem Bericht über die Bevölkerungsentwicklung der deutschen Städte tm vergangenen Jahr macht das Statistische Reichsamt auch Mitteilungen Uber die Wanderungo- bewegung. Die Zuwanderung in die deutschen Grotz- und Mittelstädte, die von 68,6 zugezogcnen Personen je 1666 Ein wohner im Jahre 1932 bis zum Jahre 1936 wieder aus 86,8 sehen, daß die Türken Forderungen gestellt haben, aus die die Franzosen nicht eingehen konnten. Auf türkischer Seite macht sich über diesen Verlauf in der Konferenz starke Enttäuschung bemerkbar. Die Türken hatten anscheinend vor, die politische Lage Frankreichs weitgehend auszunuhen, und hassten, sehr rasch zu ihrem Ziel gelangen zu können. Sie stießen dabei aber bei den Franzosen, die nicht über bestimmte Zugeständnisse hinausgehen wollten, auf Widerstand. Diese Enttäuschung bei den türkischen Verhandiungsführern steht in einem gewissen Kontrast zu der Stimmung bei der türkischen Bevölkerung, die ihre Häuser reich geschmückt und geflaggt hat und des Einmar sches der türkischen Truppen harrt. Mehrere hundert arabische "Männer und Frauen, die einen Dcmonstrationsmarsch nach Antiochia veranstalteten, um für die Freilassung arabischer und alautischer Führer cinzutrcten, werden weiterhin durch französisches Militär nm Betreten der Stadt gehindert. Die Soldaten haben die Demonstranten bis auf 3 Kilometer von Antiochia zurückgedrängt. Moskau schaltet sich tu Sandschak- Verhandlungen ein Gebletssorderungen an die Türkei? Arabische und armenische Zeitungen melden, die Sowjet union habe von der Türkei die Rückgabe von Kars und Ardahan verlangt. Beide türkische Provinzen wurden bekanntlich der russisch-armenischen Sowjetrepublik im Jahre 1922 durch die Türkei mit Waffengewalt abgenommen. Man ist hier der Ansicht, daß di« Sowjetrussen diese Forderungen in diesem Augenblick deshalb steifen, weil sie durch eine eventuelle Zu stimmung zu den türkischen Wünschen hinsichtlich des Sandschak bester« Bedingungen herauszuschlagen hoffen. gestiegen waren, hat 1937 weiter auf 89 zugenommen. Die Abwanderung aus den Städten war im ganzen eher etwas schwächer als im Vorjahr. Infolgedessen hatten die Städte, die schon im Jahre 1936 einen nur noch sehr geringen Wan derungsverlust aufwiesen, im Jahre 1937 einen Wanderungs gewinn von im ganzen 74 060 zu verzeichnen. 41600 entfallen hiervon allein auf die Stadt Berlin, wie überhaupt die 58 Großstädte mit 65 000 den Hauptanteil des Wandcrungsgewinns für sich buchen. Die Bevölkcrungszahl der Groß- und Mittel städte mit mehr als 50 000 Einwohner stieg um mehr als 200 000 auf 24 227 600. Dabei wirkten der Wandcrungsgcwiun und die natürliche Bevölkcrungszunahme zusammen. Allein die Einwohnerzahl der Großstädte stieg um fast 160 000 auf nahezu 21 Millionen. Dle Einwohnerzahl Berlins hat um 48 300 zugenommeii. Dagegen haben 13 Großstädte, deren natürliche Bevölkerungszunahmc nicht ausreichte, um die verhältnismäßig starke Abwanderung auszuglcichen, im Jahre 1937 einen Bevölkerungsverlust zu verzeichnen. Eine verhältnismäßig starke Abnahme der Einwohnerzahl ergab sich in Hamburg (— 1,9 auf 1000 Einwohner), Breslau (— 3,2), Wuppertal (— 4,2), Chemnitz (— 6.9), Gelsenkirchen (— 9,7), Stettin (— 7,3), Hindenburg (— 11,9) und Bcuthcn (— 18,8 aus 1000). Anschaltung der RSDAP. ln die Gnaden- ordnung Wenn der Berurteitte der Partei oder einer Gliederung angehört Reichsjustlzmlnister Dr. Gürtner gibt eine Aenderung der Gnadcnordnung bekannt. Danach wird folgende neue Bestim mung eingesügt: „Gehört der Verurteilte der NSDAP oder einer ihrer Gliederungen an, so gibt die Gnadenbehörde in Sachen, die wegen der Art oder Schwere der Straftat, wegen der Stellung oder Betätigung des Verurteilten in der Bewe gung oder aus sonstigen Gründen sür die NSDAP von beson derem Interesse sind, der Kanzlei des Führers der NSDAP, Amt für Gnadensachen, in Berlin unter Uebcrsendung der hierzu erforderlichen Vorgänge Gelegenheit zur Stellungnahme. Einer Anhörung der Kanzlet des Führers bedarf es nicht, wenn das Gnadengesuch bereits durch ihre' Hand der Gnaden behörde zugeleitet worden war." Kommunlstenprozeffe ln Brasilien Rio d« Janeiro, 21. Juni. Dao Nationale Sicherheitsgerlcht wickelt zur Zeit einige Prozesse gegen Kommunisten ab. die sich an der Revolte von 1935 beteiligt hatten. Am Montag wurden 65 Kommunisten abgeurtettt, die an der Revolte im Staate Rio Grande do Norte tcilgenommcn hatten. 16 von ihnen wurden zu 8 Jahren und 8 zu 5 Jahren Gefängnis ver urteilt. Außerdem steht ein Prozeß gegen 172 kommunistische Matrosen bevor, die sich an der Revolte in Rio de Janeiro be teiligt hatten, sowie ein Prozeß gegen 200 Kommunisten wegen Teilnahme an der Revolte in Pernambuco. London und Paris Im Schatten des Königsbesuchs. Der Staatsbesuch des englischen Königspaares in de» französischen Hauptstadt wirft seine Schatten voraus. Di« Spalten der Pariser Presse sind gefüllt mit Einzelheiten über die Empfänge und Veranstaltungen, Sicherheitsmaß« nahmen und Ehrungen, die die letzten Tage des Juni dem Leben Frankreichs und der Richtung der französischen Po litik das Gepräge ausdrücken. Auch die französische Diplo matie, die französische Regierung rüstet zum Empfang. Sie bereitet schon jetzt die politische Atmospl-äre vor, sucht alles an Hindernissen hinwegzuräumcn, was der Herzlichkeit und Würde dieses demonstrativen Staatsbesuchs aus Groß britannien Abbruch tun könnte. Diese Ausräumung von Hindernisten, diese Reinigung des inner- und nutzen- rolitischen Klimas durch Ministerpräsident Daladier und eine Mitarbeiter erstreckt sich auf jegliches Gebiet, das dem Linsluß der von Parlainentsgnaden abhängigen sranzo- ischen Negierung zugänglich ist. Den Auftakt tonnte man n der Verhängung von Parlamentsferien ehe«. Durch diese Ausschaltung der in der französischen Politik der letzten Jahre die Nolle eines Störenfriedes spie- lenden Kammer bannte Frankreichs Negierung zunächst ein mal alle Gefahren, die der englisch-französischen Entente von feiten der nichteinmischungsmüden Blumsozialisten und Komm uni st en drohen. Das energische Drängen des Londoner Außenamtes nach sorgfältigerer Absperrung der Pyrenäengrenze und klarerer Befolgung der Nichtcinmischungsprinzipien am Wochenend« zeitigte Teilerfolge. Außenminister Bonnet willigte in das britische Ansinnen ein. die Entladung des Dampfer» „Patria" mit russischen Sllasfen- und Munitionstrans porten in Le Havre zu verhindern. Hinzu kommt der Ver such gewisser englischer Kreise, das britisch-italie nische Ausgleichsabkommen vom Ostersonnabend zu akti vieren und auf diesem Wege der französischen Regierung die Wiederaufnahme der vertagten Gespräche mit Nom zu er leichtern. Wie sehr weite französische Kreise den unheil vollen Einfluß der inneren und äußeren Quer treibereien Moskausin den Kurs der französischen Außenpolitik erkennen, davon zeugte erst vor wenigen Tagen der Vorstoß des angesehenen Politikers Flandin. Dieser ehemalige Ministerpräsident stellte klipp und klar die For derung auf, Frankreich müsse das Steuer seiner Politik mehr nachdem K u r s e L o n d o n s als deii Moskaus ausrick- ten, und bereitete damit auch seinerseits den Voden für die Festtage des Juniendes. Prestestimmen Uber die einmütige Ablehnung des.französischen Volkes, sich an dem Spiele Mos kaus zu beteiligen und an drei Fronten, in den Alpen, in den Pyrenäen und am Rhein sür die Ziele der Volksfront zu bluten, zeugen weiter davon, daß, je näher die Besuchstage des britischen Königspaares heranrücken, sich London im Tauziehen zwischen Großbritannien und Sowjetrußland um das Schwergewicht Frankreichs als der Stärkere erweist. Man darf nicht übersehen, daß selbstverständlich neben dem Königsbesuch noch eine ganze Reihe anderer Faktoren sür das Steigen der Waagschale Großbri tanniens herangezogen werden müssen. Durch die Mai manöver der westeuropäischen geheimen und prestemäßigen Nachrichtendienste mit der Weltmeinung hat sich in Frank reich der Eindruck gefestigt, daß nur durch allerengstes Zu sammenarbeiten mit den Bundesgenossen des Weltkrieges und diplomatischen wie militärischen Partner im Kräftcspiel oer Zukunft der Weltfrieden aufrecht erhalten könne. Wenig, stens der Weltfrieden so, wie ihn sich der französische Bürger nach den Predigten der französischen Presse vorstcllt. Di« kritischen Wochen während der tschechoslowakischen Ee- meindelvahlen haben die Mehrzahl der Franzosen vom Wert der englischen Karte überzeugt. Was beim Aprilbesuch Daladiers und Bonnets in London noch mehr oder weniger als Wunsch in den Plänen der französischen Politik spukte, hat durch die Ereignisse der Zwischenzeit den Charakter einer Nealität angenommen. England arbeitet mitFrank - reich Seite an Seite zur Regelung der mitteleuropäischen Probleme. Man darf gewiß sein, daß die verantwortlichen Führer Frankreichs und Englands die verschiedenen Ge legenheiten, die ein Staatsbesuch bietet, nicht versäumen werden, um diese Erkenntnis als unerschütterlichen Glauben vor aller Welt auszusprechen. England hat zwar wie bisher auch weiterhin vermie sen, eine Garantie für die Integrität der t f ch e ch o s l o wa- kischen Republik zu geben, etwa in der Form eines Bündnisvertrages, wie ihn Frankreich und Sowjetrutzland mit der Regierung in Prag eingegangen sind. Selbst nach den pythial-aften Worten Chamberlains, niemand könne wissen, welche Staaten alle in einen neuen Krieg hinein gezogen würden, und nach der undurchsichtigen Haltung in den kritischen Maitagen, spielt die Londoner Politik weiter die Rolle der Sphinx. Niemand kann auch in Frankreich mit Gewißheit voraussagen, ob der Glaube von der Uner schütterlichkeit der Zusammenarbeit -wischen London und Beträchtliche Mehrheit für -e Valera