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LIoc)1caä68Okut2 in 6er Kon8er V6N6086 Länäer bauen vor — Xapoleon msokte ein preissussekreiben — Konäen8milck mit 50 )akren Verspätung — Line Ve8ckieüung mit Iion8ervendücb8en Alle europäischen' und außereuropäischen Länder, die im Kriegsfall durch eine Blockade in bezug auf die Volksernährung bedroht werden können, sind zur Zeit bemüht, mit Hilfe der Konserven einen Blockadeschutz zu schassen. So modern das Worl Konserve klingen mag, — so alt ist doch die Idee, wie die nachfolgende Geschichte des Kampfs gegen die Blockade mit Hilfe der Konservendose beweist. Wenn heute Professor R. B. Harvey von der Universität von Minnesota versichert, daß es für ein Land im Kriegsfälle unter Umständen wichtiger sei, Konservendosen statt grober Goldvorräte zu haben, dann steht er aus dem gleichen Stand punkt, den schon Napoleon Bonaparte einnahm, als er be hauptete. daß „eine Armee auf dem Magen marschiert". Nicht nur die Armee, sondern auch die Bevölkerung wird den Krieg mit gesicherter Ernährung länger und erfolgreicher durchhalten. Aus diesen Gedankengängen heraus setzte im Jahre 1705 Napoleon ein Preisausschreiben mit 12 MV Franken aus, um e'ne neue, erfolgreiche und auf lange Frist brauchbare Methode der Konservierung von Nahrungsmitteln zu erhalten. durch besondere Verfahren behoben worden. Man kann heute in Büchsen nicht nur die frischen Gemüse, die empfindlichsten Obstsorten kaufen, man liefert auch Fleisch, Käse, Brot und selbst Bier In Büchsen, ohne datz der Charakter sener Nah- rungs- oder Genußmittel auch nur im mindesten darunter leiden würde. Es ist im Augenblick schwer, die Weltproduktion an Kon serven abzuschähen. Man weih jedoch, dah in England die Pro duktion ungeheuer gesteigert wird. Aus den 80 englischen Konservenfabriken konnten nach Abschluß der letzten Saison 100 Millionen Büchsen in die Krieasvorratskammern gestellt werden. In Zukunft sollen bis zu 3 Millionen Konservenbüchsen täglich die englischen Fabriken verlassen. Daß man eine ge waltige Menge solcher Konservenvorräte benötigt, ergibt sich aus der Schätzung, datz die englische Bevölkerung für eine Woche rund 350 Millionen Konservenbüchsen zur Ernährung im Blockadesall benötigen würde. Eine rettende Beschießung Die Engländer setzen ihre ganze Hossnung aus diese Konservenbüchsen — wie übrigens schon einmal tausend Eng länder vor genau 80 Jahren ihre Rettung durch die Konserven büchsen fanden. Diese Engländer waren von rebellierenden Indianern in einem Fort eingeschlossen morden. Die Ver stärkungen, die man dringend angcfordert hatte konnten frühestens in drei bis vier Wochen eintresfen. Nun hatten aber die Indianer eine Anzahl Geschütze erobert und auch die Lebensmitteloorräte in ihren Besitz gebracht. Als bei den Indianern nun die Munition knapp wurde, glaubten sie, datz >ene Mctalldosen gleichsalls Granaten seien und schickten diese mit einer entsvrechendcn Pulverladung in das Fort hinüber. Dort hatte man sckon seit Tagen nichts mehr zu essen. Als plötzlich die Konservenbiicksen ankamen und durch den Aufprall zerplatzten, glaubten die Eingeschlossenen anfangs nicht, ihren Augen trauen zu dürfen. Die Indianer schossen ihnen Fleisch. Heringe, Gemüse und was man sich sonst nur wünschen konnte, in ausreichendem Matze herüber. Nur durch diese Beschickung, die nach drei Tagen durch Erschöpfung der Konscrvenvorräte ihr Ende fand, konnten sick die belagerten Engländer so lange halten, bis die Hilfstruvven eintrafen. Man hatte bis zu jenem Augenblick genug zu essen im be lagerten Fort. Punkt 86ek8 iin blauen Oape Appert begann mit Flaschen Aber jenes Preisausschreiben schien anfangs ein großer Fehlschlag zu sein. Neun Jahre gingen ins Land, ehe ein gew'iter Francois Appert Napoleon Bonaparte seine Idee unterbreitete. Er hatte beobachtet, daß nach einem entsprechen den Abkochen, nach einem luftdichten Abschluß, Nahrungsmittel sich in Gesäßen vorzüglich hielten und sogar frisch blieben. Natürlich hatte er noch keine Ahnung von der Möglichkeit, Zinndosen für diesen Zweck zu verwenden. Er nahm Flaschen mit großer Ocssnung, die er verkorkte und versiegelte. Es handelte sich also genau genommen, um den Anfang des Ein kochens, wie es heute jede Hausfrau in ihrem Privalhaushalt noch varnimmt. Man ordnete eine strenge Prüfung an. Appert ging mit großem Erfolg aus jenen Kontrollen hervor und erhielt die Belohnung. Aber Glas war teuer und zerbrechlich. Obwohl also Francois Appert die Bedingungen erfüllt hatte, konnte man sein Verfahren in ganz großem Umfang für die Armee kaum zur Anwendung bringen. Erst Kensett nahm ein Patent Doch das Verfahren Apperts wurde in England bekannt und regte einen Engländer Peter Durand an, mit gewissen Metallen zu experimentieren. Dabei stieß er schließlich aus das Zinn und begann Austern, Salm und Krabben in solchen Zinn büchsen verpackt nach Amerika zu verschicken. Aber er behielt seine gute Idee für sich, verwertete sie nur in seinem Betrieb und konnte nicht verhindern, daß ein gewisser Thomas Kensett einige Jahre später ein erstes Patent aus Zinn dosen als Konservenbüchsen nahm. Inzwischen hatte Appert ein umfaffgreiches Buch über Konservierungsmethoden veröffent licht. Darin fand man auch einen Vorschlag, Milch durch Ver dampfung zu verdicken, zu kondensieren. Aber die Kondensmilch war damit noch keineswegs entdeckt. Es dauerte noch viele Jahre, bis ein gewisser Gail Borden als Pressekorrespondent und als Arzt mehrfach Schiffahrtslinien benutzte und aus die Not der Kleinkinder hinsichtlich des Milchmangels aufmerksam wurde. Die gleichen Gcdankengänge, die er damals für die Kondensierung der Milch entwickelte und die in Amerika als „lächerlicher Unfug" verlacht wurden, veranlaßten einige Jahre später einen gewissen Charles Page, die kondensierte Milch in größerem Umfang Herstellen zu lassen. Als er als amerikanischer Konsul nach der Schweiz kam, gründete er eine Fabrik, die heut noch besteht und auf diesem Gebiet international einen Namen hat. Gemischte Gemllse ... Heute gibt es praktisch nichts mehr, was man nicht in Konservendosen kaufen könnte. Sogar die anfangs ost er wähnten und als gefährlich bezeichneten Vitaminmängel sind Das wiederholt sich jeden Tag: Punkt sechs erscheint das hohe Fräulein im blauen Cape, bückt sich ein wenig zu dem kleinen Schiebefenster des Beamten, fragt ihn, ohne den Mund zu öffnen, nickt, wenn er verneint und geht davon. Es wartet öfter ein ganzcr Stoß Briefe postlagernd; doch niemals einer sür die junge Dame im blauen Cape. Sie zeigt ihre Enttäuschung nicht. Sie lächelt mit gemachter Munterkeit, wenn sie leichtfüßig das Amt verläßt. Sie hat aus ein Glück gebaut, das sich als null und nichtig erweist. Aber sie kann es noch nicht ganz ausgebcn. Sie wehrt sich dagegen, in dieser dürren Gewißheit zu welken. Sie gibt sich Immer wieder einen Anschwung. Sie tritt vor den Schalter, die Augen hoheitlich niedergeschlagen. Der Beamte schüttelt den Kopf. Schließlich scheint ihr, er schüttele über sie den Kopf. Es verletzt sie. Ihr Gesicht wird noch starrer. Ihr Lächeln bleibt im rechten Mundwinkel wie vergessen liegen. Postlagernd I. V. D. P. Inge von der Parten. Das Fräulein im blauen Cape be sitzt nicht viel mehr als diesen ihren Namen. Aber sie sollte ihn nicht abkürzen. Es klingt nicht gut. Es klingt sogar abscheulich. Sie empfindet es selber. Aber sie kann es nicht mehr rück gängig machen. Sie hat den Vorschlag damals schweigend an genommen. Jetzt schwelgt der Mann, dem sie diese tägliche Er niedrigung verdankt. Vielleicht schreckt ihn der Aufwand an Lettern, vielleicht die Vorstellung des blauen Capes, das ein wenig verblichen ist und zu den matten Farben dieses Menschen lebens paßt. Wie lang« soll das weitergehen? Einmal muß sich das Fräulein entschließen, aus diesen niegeschriebenen Vries zu ver zichten. Hätte sie ihn nicht lieber zu Hause erwarten sollen in der kleinen, bescheidenen Wohnung ihrer Eltern, die mit ihr di« Armut teilen, den Stolz und die Strenge? Eines Tages aber geschieht das Wunder: Es ist ein Brief da. I. V. D. P. Ein« schmetternde Freude, dann ein Schrecken: Er ist im Ort abgestempelt worden I Sie erbricht den Vries irgendwo aus der Straße, im Windschatten einer Säule. Alles, was um sie ist, scheint gleichgültig. Und sie liest. „Ich konnte nicht eher schreiben. Auf Wiedersehen über morgen abend im Brllckencast. Wenn möglich, 20 Uhr 15." Von /V. Krieger Keine Unterschrift! Zu Hause erfährt sie durch den Bries einer Berwandten, daß der Mann, dessen Vries sie in Händen zu halten wähich schon vor Wochen an Bord eines Amerikadampsers gegangen sei. Das ist zu viel! Am nächsten Tag pünktlich um sechs ist sie wieder aus dem Postamt. „Hier ist Mißbrauch getrieben worden", sagt sie mit bebenden Nasenflügeln zu dem Beamten; „jemand muß Einblick in meins Initialen bekommen haben." „Unmöglich" „Sie haben das Dienstgeheimnis verletzt." Das Fräulein kennt sich nicht wieder vor Zorn. Der Beamte spielt mit seinem Federhalter: „Ausgeschlossen. Ich habe es für mich behalten. Aber cs muß sich ja irgendwie ausklären." Zu Hause sucht sie früher als sonst ihr Lager auf. Sts weint die halbe Nacht vor Scham und Enttäuschung. Am nächsten Abend überfällt sie groß« Unruhe. Sie be- ginnt sich fertigzumachen, sehr sorgfältig sogar. Die Eltern be kommen nichts aus ihr heraus. Fast hätte es einen Auftritt gegeben. Mit Herzklopfen betritt sie das Cafe Die Neugier war einfach unerträglich. Sie wagt nicht um sich zu blicken. Sitz schämt sich fürchterlich, will schon wieder fort. Da ist ein junger HLrr im Smoking bei ihr. „Ich freue mich, daß Sie gekommen sind." Die Stimme kennt sie. Auch das Gesicht. Sie muß es unlängst gesehen haben — allerdings in einem anderen Rahmen, im Rahmen des Schalterfensters. „Sie sind sehr überrascht", sagt der Herr, „Sie sind mir vielleicht sogar böse. Aber lasten Sie mich nur zwei Sätze sprechen, ehe Sie entrüstet davongehen." „Nein!" sagt sie, „Nein! Belästigen Sie mich nicht. Ich werde mich beschweren." „Ich weiß, daß ich mich unkorrekt benommen hab«. Aber dieser Schubbiak hat Sie nun lange genug im Stich gelosten. Ich hab« auch ein« dienstlich« Entschuldigung. Sie werden lacheni Dein käekelri, o plauäerei sm >Voekenen6e Von iAsrsbu. In Traumen vielleicht magst Du Dir eine Stadt vorstellen, in der kein Lärm des Straßenverkehrs dröhnt, keine Motorräder ihren unfreundlichen Spek takel ryachen, keine Autos fahren, keine Radfahrer heu Spaziergang hemmen. Eine Stadt, in der die Luft leicht und frei macht, Uber der ein ewig blauer Himmel lächelt und in der kein Staub fällt . . . In Träumen vielleicht magst Du eine solche Stadt filr möglich halten. Aber wenn Du aus dem Traum erwachst, lächelst Du Uber Dich selbst. Eine Stadt ohne Staub und ohne Autos — so etwas gibt es auf dieser unvollkommenen Erde nicht. So meinst Du — bis Dich die Wirklichkeit eines besseren belehrt. Denn die Wirk lichkeit ist reicher als die reichste Phantasie. Auch die Stadt Deiner Phantasie, in der Verkehrslärm und Staub keine Rechte mehr haben, existiert: die entthront^ Königin der Adria, Venedig . . . Aus dem Meere gewachsen Nicht sogleich erschließt sich Dir das Wesen dieser Stadt, wenn Du vom Lande her in ihren Bereich ge langst. Eine halbe Stunde fast fährst Du von Padua her Uber die „Auto-Strada" immer zwischen mehr als mannshohen Sträuchern dahin. Der Blick auf die Land schaft ist verdeckt; fast möchtest Du meinen, Du könntest auf dieser Straße der Wirklichkeit entfliehen, die sonst fllr jedes entschwindende Landschaftsbild ein neues setzt. Dann aber öffnet sich der Blick und Du steht: das Meer. Nicht die heimischen Fluten des Nordens, die Dir bekannt sind, sondern das erste Stllck SUdmeer, die Adria. Oder das Vorspiel der Adria. Denn die Wasser- Kella Venezia ... fläche, die sich Deinen Augen hier bietet, ist noch durch ein Rankenwerk von Inseln von der Adria getrennt. Und auf einer der Inseln, gerade vor Dir, ist eine Stadt emporgewachsen, von lustigen TUrmen Uberkrönt. Ein Damm fährt hiniiber, den kannst Du noch mit dem Auto bezwingen. Dann aber sage dem treuen Wagen Ade, der Dich hierhergetragen hat. Eine riesige Garage, vier Stockwerke hoch, nimmt ihn auf. In Venedig ist kein Platz fär Autos. Denn die Gassen dieser Stadt bieten nur Platz fär Fußgänger. Und die Fahrstraßen dieser Stadt sind — Kanäle . . . Nein, dies ist keine Insel unter andern Inseln, wie Du zuerst gemeint hast. Wenn Du nun in das Motor-' boot eingestiegen bist und Uber die schmalen Wasseradern zu Deiner Wohnung gefiihrt wirst, erkennst Du es wohl. Es sind 117 Inselchen, die diese Stadt bilden. Nicht die Natur hat sie geschaffen, sondern Menschenhand. Auf Pfahlrosten sind die 18 Ml) Häuser der Stadt Venedig erbaut, Pfahlrosten, die Menschenkraft miihsam in die Schlammbänke der Lagune eingerammt hat. Meerwasser hat die Pfähle versteinern lassen. Ein Pfahlbaudorf von gigantischen Ausmaßen ist da erwachsen. Denn diese Pfahlroste tragen eine schier sinnverwirrende Fälle von prunkvollen Palästen, die Überreich sind an Marmor und an edlem Gestein. Der schönste Platz der Welt Komm, wir wollen bet San Marco aussteigen. Der Platz, ven wir hier betreten, umbrandet von den Rufen der Gondolieri, die uns ihre schlanken Kähne fär eine Fahrt durch den Canal Grande anbieten, ist Dir aus Bildern bekannt: Rechts der Dogenpalast, dessen gewaltige Marmorivände auf einem schier zer brechlichen Rankenwerk von Arkaden ruhen, links die Markusbibliothek, im Hintergrund die Markuskirche. Vorn am Anlegeplatz erheben sich zwei schlanke Säu len, die Sinnbilder der Stadt tragen: den geflügelten Löwen des heiligen Markus und Sankt Gevrg, zu dessen Füßen der Drache besiegt liegt. Dieser Platz ist nicht der Markusplah, wie Du nach den Bildern bisher gemeint hast, sondern die „Piazzetta", der kleine Platz, der Vorsaal gewissermaßen, Uber den man hinweg muß, um in den eigentlichen Festsaal der Stadt zu gelangen. Erst wenn Du zwischen den Säulen hindurch am Dogenpalast vorbeigeschritten bist, erst wenn Du vor der Markuskirche stehst und Dich nun nach links wen dest: dann sieht Du den Markusplatz vor Dir, von dem ein Napoleon sagte, es sei „der schönste Platz der Welt". 175 Meter ist er lang und 86 breit, Marmor und Trachqt bedecken ihn, in Marmor gehalten sind die Fassaden der Prokurazien, der einstigen Verwaltungsgebäude der Republik von San Marco, die ihn umgeben. An der Ostseite, an der wir stehen, bildet der Ul) Meter hohe Glockenturm und die Markuskirche den prunkvollen Abschluß. Es ist der schönste Platz der Welt — und er liegt ganz gewiß in einer der schönsten Städte der Welt. Dafür zeugen erlauchte Geister aus allen Völkern Europas, die nach Venedig gepilgert sind. Eine fast un wirkliche Lebensgemeinschaft ist hier der Mensch mit dem Meere eingegangen, dessen Flut und Ebbe bis in die Kanäle der Stadt hineinwirkt und mit seinem feuch ten Anhauch allen Staub verschlingt. Auf dem phan tastisch leichten Fundament der ins Meer gerammten Pfahlroste lind nicht nur marmorbedeckte Plätze, Pa läste und Kirchen errichtet worden, sondern auch eins Weltmacht, die jahrhundertelang das Mittelmeer be herrschte und diese Stadt zur reichsten der Erde machte . . . Glorie großer Erinnerung Wende Dich hin zur Markuskirche, wenn Du diese Vergangenheit begreifen willst. Ein Geschenk des Ostens ist diese Kirche, Du erkennst es sofort. In byzantinischem