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SSchfifche BolkSFettung Sonnabend Sonntag, L.V. JuN 1V88. Nummer 158, Selle S : 158, Sette » Die Gefahren des Spiritismus Z«li !,« tLrenz« vo» > Regierung « jedoch um di« mmen hab« er« I das neu« Ab* >ie Anwendung i sei, wobei er ngsabkom« orden sei. Dis ;r sagt«, gleich« » denen sie in i, daß sie nicht »en überschreite, Stapel liegen« ischütze erhalten bereits gediehen der Bande der es ist, der noch jerrenbund genen Anordnung aten im NS-Alt- n den Altherren» ntendundes keine Aemtern ist nicht Haftet slir in Deutsch« ipest, 2. Juli. die sich seit Papiere zum ilbstammung Zuden und Halb» rmeinde Lovasz- gelegt werden. Stelle verhaftet, onen, die in die ihren eingeleitct. er Jälscherbande rksam, denen es chen Stellen ein Üausscheine aus m Rom ;etellt, daß Mini« >on Kanya sich sie» Besuch nach z zu einer Be- >en Deutschland > deutschen Bot- enten des sran- Präsidenten des zahlreiche Mit» r und die Vor- , Vertreter der :n Vizepräsiden- de Brinon, be- den ehemaligen Mgnac, Grafen retär für Sport dankte langan- Nom Straßenjungen zum Millionär, das Ist in den Ver einigten Staaten ein Werdegang gewesen, der sich jährlich einige Male wiederholte. Der umgekehrte Fall, aus einem Millionär durch Dummheit und Eigensinn wieder einfacher Bau- oder Erd arbeiter zu worden, ruft indes in der amerikanischen Oesfent- lichkeit noch immer Sensation hervor. Francis Jrench, der Buenos Nives hat 2,S MM. Linrvohnev Pari», 2. Juli. Havas meldet aus Buenos Aires, daß nach der letzten Volkszählung die argentinische Hauvtstadt 2 415142 Einwohner besitzt. Davon sind ein Drittel Ausländer. Liebe» Erdarbeiter als Milliardär! Amerikaner verachtet sein« steinreiche Tochter. Francis French, das „Enfant terrible" der amerikanischen Geldaristokratie, arbeitet zum Entsetzen seiner reichen Ver wandten setzt als Bauarbeiter für monatlich 30 Dollar aus dem Grundstück, auf dem seine Tochter als Dollarprinzessin lebt. Schrecken der amerikanischen Geldaristokratie und das Enfant terrible seiner steinreichen Verwandten, ist dafür ein Muster beispiel. Sein neuester Streich, sich ausgerechnet aus einem Ge lände als Erd- bzw. Bauarbeiter zu verdingen, auf dem seine Tochter als Frau I. Astor das Leben einer der reichsten und elegantesten Frauen Amerikas führt, hat ihn gegenwärtig wieder zum Tagesgespräch Newyorks gemacht. Erdarbeiter French war einstmals selbst steinreich wie ein Nabob. Nach fröhlicher Studienzeit aus der Harvarduniversität steckte er sein Vermögen In ein zweiseihaftes Unternehmen und machte pleite. Kurz entschlossen zog er die Konsequenzen aus seinem Versagen und wurde Taxenchausfeur. Alle Unterstützungs angebote seiner bemittelten Verwandten schlug er eigensinnig aus überempfindlichem Ehrgefühl aus. Er Hatzte die amerika nischen Geldaristokraten und beschloss sich an ihnen zu rächen, sie durch Veröffentlichung von Skandalartikeln über die Inti mitäten im Privatleben zahlreicher Dollarmillionäre zu krän ken. Seine Artikelserien, geschrieben aus genauer Sachkennt nis als einstiges Mitglied jener oberen Zehntausend, hielten den amerikanischen Osten zeitweise monatelang in Atem. Aber die Millionäre und Milliardäre, voran sein reicher Bruder, zahlten mit gleicher Münze heim. Amos French erbte in jenem Jahre das enorme Vermögen des berühmten Men schenfreundes und Sammlers Edward Tuck, weigerte sich indes, mit seinem verarmten Bruder zu teilen, ihm auch nur die ge ringsten Dollarbeträge zukommen zu lassen. Eine Zeitlang ver schwand Francis French dadurch aus dem Rampenlicht der öffentlichen Geschehnisse. Er erschien erst wieder, als seine Tochter den Milliardär I. Astor heiratete. Bekleidet mit einem zerschlissenen, ungebügelten Rock und einem deformierten Hut auf dem Kopf, reichte er seiner Tochter den Arm und be gleitete sie in die Kirche. Hinter ihm schritt die peinlich be rührte Verwandtschaft der Astors mit Frack und Zylinder. Die Astors wollten anfänglich diesen Fleck aus dem Fami lienschilde gutwillig beseitigen und boten dem Vagabunden French 25 000 Dollar an, wenn er endlich mit dem Schreiben von Skandalgeschichten aushären würde, ein Angebot, das er übrigens schon vor der Einheirat seiner Tochter in die Plulo- kratie Amerikas entschlossen abgelchnt hatte. Als French etwas später eine Versicherungsgesellschaft gründete, glaubte man end- lich, einen Wandei im Leben dieses spleenigen Amerikaners er warten zu dürfen. Es war eine vergebliche Hoffnung. French machte wieder pleite und schlug sich als Tage- und Wochen löhner weiter durchs Dasein. Alle Welt fragte sich, was er nun mit seinem neuesten Streich beabsichtigt. Will er die Astors beschämen, das Herz seiner Tochter erweichen, wenn er Mörtel rührt, Ziegelsteine schleppt, mährend die verwöhnte Mrs. Astor in die Luxusjacht steigt oder sich nicht entschlichen kann mit wei, chem Auto sie zur Schneiderin nach Newyork fahren soll? »resden. Wetter« Wolkia. Mäßig her nordwestlicher lsstchtttch ruhiger, und Berlin baut abgelenkt werden würden. So ist die Geräuschlosigkeit ein jahrelanges Problem unseres Handwerksmeisters gewesen, das er endlich glücklich gelöst hat und das eins seiner Haupt- patente ist. Diese Apparate machen es z. B. mittels einer be sonders laufenden roten Glasscheibe möglich, einen Brand er schreckend echt auf der Bühne vorzutäuschen, sie lassen Schnee auf die Bühne fallen oder Nlxen im „Wasser" schwimmen, wir können leichte Wellen oder ein tobendes Meer sehen, Nebel zieht auf und ganze Dörfer erscheinen lebensecht im Hinter» gründ der Bühne. Ob es sich um einen Biihnenscheinwerfcr, Proszeniums lichtkegel oder um Scheinwerfer für die Dietrich Eckart-Bühne, die auf 150 Meter Entfernung die Darsteller noch ausleuchten müssen, handelt, alles wird in Berlin wunschgcmätz hergestellt. Es gibt keinen deutschen oder ausländischen Spielleiter, der seine Wünsche — manchmal hat er selbst erst ganz vage Vor stellungen von seinen Wünschen, wenn er zu unserem Meister kommt — hier nicht erfüllt bekommt und die Apparate aus unserem Handwerksbetrieb geliefert erhält. So hat sich auch auf diesem Gebiet deutsche Facharbeit gegen internationale Konkurrenz behauptet und nimmt heute eine nicht zu ersetzende Stellung in der Welt der Bühne ein. iwmmen tistischen Reiclis- » Deutschen Reich striche wie 1036. >ng der höheren cklichkeitvverhüll- zahl der Sterbe- 0 steigen. Unter im Vergleich der ,er 20 000 Perso- bender Sterblich- ch die Säuglings« nen so niedrigen i der yesundheit- lriebevolkerungen nn nach früheren »er größeren Le den fein soll, so r Sorge für das Einsluh, so dah Zahlen bemerkt, mit verbessertem > Hand geht. Die am Iahresschluß ; zählt am 1. Ja« i Einwohner. Es treten in den offenkundig rein spiritistischen Sitzungen wirkliche Phänomene ein, deren Urheber in den meisten Fällen geistige Wesen sind. Die spiritistische Erklärung dieser Phäno mene wird nur noch von denen bestritten, die nur eine mangel, hafte Kenntnis dieser Sachen besitzen. Zu dieser spiritistischen Erklärung im weiteren Sinne gehört nicht die Zuhilfenahme des sogenannten Unterbewutztseins und die animistische Er klärung, nach der alle diese Dinge von unerforschten Kräften der Seelen Lebender kervorgedracht würden. Diese beiden letz teren Arten der Möglichkeiten müssen dort ganz fallen gelassen werden wo sie die Dinge eben nicht erklären können, während mit der streng spiritistischen Erklärung, welche das Ein greifen fremder geistiger Intelligenzen dabei voraussctzt, vieles seine Erklärung findet, was die Lehre vom Unterbewutztseln nicht erklären kann. Was lehren uns diese Geister? Diese geistigen Wesen belehren uns im wesentlichen, datz sie berufen sind und zu dem Zweck gesendet sind, mit der materiellen Menschenwelt in Ver bindung zu treten, um sie eines Besseren zu belehren. Die Menschheit sei in große Irrtümer gefallen. Die Gedanken über Menschwerdung und Erlösung des Sohnes Gottes seien Irr gedanken der Theologie, Christus war nur ein edler, hoch- begabter Mensch, der sich selbst über sein Wesen nicht klar geworden fei und seine Gaben fälschlich einer im Innewohnen den göttlichen Kraft zugeschrleben habe. Seine besonderen Werke wären seiner medialen Kraft zuzuschreiben. Seine Auf erstehung und seine Erscheinungen wären nur ganz normale Materialisationen geivesen. Ferner werden die ewigen Höllen strafen gänzlich verleugnet. Als ein Gemisch von Darwinismus und Modernismus läßt die spiritistische Osfenbarungslehre den Menschen aus dem Tierreiche sich entwickelt haben, verwirft die Ideen der Erschaffung des Menschen, wie die Heilige Schrift es lehrt; ebenfalls verwirft sie den Sündenfall, die Erb sünde und kennt auch keine persönliche Sünde, sondern nur ein Slchselbstschädigcn, mit dem man sich die höhere Entwicklung verzögere. Diese höhere Entwicklung solle man im Fleischesleben beginnen, nach dem Körpertode werde sie richtungnotwendig weitergeführt und gelange schließlich weit über die Grenzen unserer menschlichen Erkennungsmöglichkeiten hinaus. Bei gleichbleiben« h am Sonnabend ,rn. Der Abschluß :en trug dazu bet, » waren auch ver» voraus ergab sich stontanaktienmarki mann setzten ihre konnten Deutsche e blieben mangel» Bersorgungswert« rgobafls gehandelt, t plus S Prozent, ngen. Bon Auto« eraktien Aschaffen» » Eisenbahnverkehr ine Lokal 1,5 nach. Reicheanlelhe Alt« chlcige wurden 0,25 mschuldungsanleihe Wie werden uns diese Lehren der neuen Offenbarung mißt geteilt? Meistens durch die Technik des medialen Schrei« bens. Es wird die sogenannte Planchette benützt, ein Brettchen mit zwei Holzfüßchen und einem Bleistiftsuß. Dieses kleine Tischchen kommt aufs Papier, die Zirkcltcilnchmer legen die Fingerspitzen daraus (natürlich muß ein Medium dabei sein), und bald fängt das Tischchen an. sich zu bewegen, fügt Buch stabe an Buchstabe, Wort an Wort und kehrt am Ende der Zeile zielsicher zum linken Rande des Papiers zurüch, macht ivciter, bis durch einen langen Ausstrich angezeigt wird, daß die Mitteilung vollendet ist. Die weitere Stufe der Entwicklung ist dann direkte» Schreiben durch das Medium. Dieses nimmt den Stift in die Hand, setzt ihn an das Papier und, zuerst ein regelloses Zucken, fährt dann der Stift mit Blitzesschnelle über das Papier. Das Medium ist dabei in Trance oder auch bei nor malem Tagesbewußtsein, kann während des Schreibens sich mit anderen unterhalte», Kopfrechuungcn machen, singen usw. Die Schrift geht automatisch weiter. Ueber dieses Schreiben des Mediums hinaus geht dann das psychische Schreiben, wo ein Stift ohne sichtbare Hand etwas nicdcrschrcibt. Wer ist cs, der da schreibt? Wer gebraucht das Medium derart als Schreibmaschine? Ist es wirklich Goethe, Martin Luther, Papst Leo XIII u. a. m„ die da ihre Unterschrift her setzen? Zuerst müssen wir »och über das Medium sprechen, bevor wir diese Frage anschncide». Das Medium ist das Mittel, mit Hilfe dessen ein geistiges Wesen seine Existenz und Gegen wart kundtun kann, daß es in der Welt der Sinne wahrnehm bar und sichtbar werden kann. Und nun, wer sind die Spirite, die sich in den spiri tistische» Zirkeln betätigen, die uns eine Ossenbarungsreligion zu bringen vorgeben? Sie selber behaupten durchweg, daß sie Seelen von Verstorbenen seien. Den Beweis, den strikten Beweis der wirklichen Identität mit einem Verstorbenen, haben diese Gel st wesen aber bis heute noch nicht erbringen können. Wohl aber sind sie dabei ost fchon auf fchwerem Betrug und bei gröblichen Lügen ertappt worden. Das ganze System also des Offenbarungsspiritlsinus ist von vornherein der Gefahr ausgesetzt, von Lug- und Trug- geistern, von Dämonen, vom Satan in die Welt gesetzt zu sein. Es bleibt keine andere Antwort übrig auf die Frage: Wer sind sie?, als daß cs Liigcngeister, darum böse Geister sind, die darauf es abgesehen haben, diejenigen, so sich mit ihnen ad- geben, durch Betrug und Täuschung um ihr ewiges Glück zu bringen. Jedenfalls sind jene Spiritisten betrogen, welche bei den Sitzungen glauben, es mit den Seelen ihrer lieben An gehörigen zu tun zu haben. Die Spiritisten selbst warnen vor Ihren Geistern: „Es Ist immer mit der Möglichkeit zu rechnen, daß Angaben über mittelt werden, die böswillig oder aus Unkenntnis unrichtig sind... Es würde gründlich verkehrt sein, allen Mitteilungen bedingungslosen Glauben bcizumessen .. ." sOlhaven, ll. S. 140). Damit ist von den Spiritisten selbst zugegeben, daß man bos haften, also schlimmen Gesellen in der Geisterwelt in die Hände laufen kann, daß es auch böse Geister gibt, in deren Tätigkeits kreis wir Menschen hincingezogen werden können. Wir müssen uns fragen: Kann man all dem, was die Spirite über sich selbst aussagcn, überhaupt noch Glauben schenke»? Können und dürfen wir noch annehmen, daß diese Aussagen absolute Wahrheit sind? Können und dürfen wir ats gläubige Mensche» mit gesundem, kritischen Menschenverstände Ihnen noch glauben, wenn sie durch Medien, durch mediales Sprechen und Schreiben behaupten, sie seien himmlische Geister oder höllische Dämonen, sie seien im Reinigungsort oder sie seien die Geister dieses oder jenes Verstorbenen, dieses oder jenes Verwandten? Wir misten bereits, was wir von ihnen zu halten haben! Das, was sie aussagcn, kann und darf für yns nicht als Wahrheit und Glaube maßgebend sein, auch bann nicht, wenn es scheinbar noch so religiös, so fromm, so christlich klingt. Ihr Geist ist Lug und Trug. (Aus: Arbogast Netterer „Brücke zum Jenseits". Um gearbeitete und erweiterte Auslage des Werkes „Stimmen au» dem Jenseits", 212 S., Kart. 2,50 RM, Verlag Styria, Graz- Leipzig.) Lin Or-enLmanrr im Als Theaterfachmann und Literarhistoriker ist Pater Expe- ditus Schmidt O. F. M., der am 3. Juli in Dettelbach bei Würzburg seinen 70. Geburtstag feiert, in ganz Deutschland be kannt geworden. Es erregte immer wieder Aussehen, daß ein Ordensmann sich so lebhaft und sachkundig für die Fragen des Theaters Interessierte. Schon vor dem Kriege war das so, als Expedilus Schmidt Dozent an der Universität München war, durch eine ausgedeknte Vortragstätigkeit Uber Fragen der Literatur und des Theaters im ganzen Reiche herumkam und 1l>12 in Erl (Tirol) als Spielleiter der alten, nach langer Pause wieder aufgenommenen Passionsspiele wirkte. Nicht anders war es nach dem Kriege, als Expedilus Schmidt, der während des Feldzuges vom Januar 1017 bis zum Ende als Feldgeistlicher an der Westfront gestanden hatte, 1022 in Vilsbiburg das Lieb- frauenfestspiel schuf. Damals erschien auf der Titelseite der größ ten illustrierten Wochenschrift Deutschlands ein Bild des Paters, wie er gerade dem Darsteller der Rolle Satans Anweisungen gab, mit der Unterschrift „Der Mönch belehrt den Teufel". Die Hinwendung zum Theater, die Pater Expeditus Schmidt im Verlauf feiner literarischen Studien vollzogen hat, ist aber keineswegs zufällig oder gar auf Sensation abgestellt. Sie Ist begründet in einem tiefen Erfassen der Uel erlieferung des Theaters und bedingt durch ein fein ausgeprägtes Gefühl für die Formen und Mrkungsmäglichkeiten dieser Kunstart. Eine Arbeit über das deutsche Schuldrama des 16. Iahrhun- derts war 1000 das erste Werk, mit dem der junge Gelehrte hervortrat. Er gewann damit die von der philosophischen Fa kultät der Universität München gestellte Preisfrage und wurde zum Dr. phil. promoviert. Das Pupvenspiel, Goethes Faust und Henrik Ibsens Dramenwerk beschäftigten Pater Expeditus Schmidt besonders gern bei seinen Vorträgen. 1007 gab er eine Auswahl au» Poecis Komödienblichlein heraus. 1023 er schien als Frucht vierzigjähriger Studien «in gaustkommentar „Das leuchtende Herz" Ein -Lutscher han-wevksbetvieb, -ev die Bühnenbildes für Newyork, Tokio London, Lari« Auf einer Opernbühne in London steht eine Frau t m Scheinwerfer licht und singt. Sie verkörpert nach ihrer Rolle — einer bekannten romantischen Oper — ein junges Mädchen, das „ohne Herz" leben muß und das erst durch die Liebe ihr Herz wiederbekommt. In dem Augenblick, in dem Dichter und Komponist dem seelenlosen Körper das Herz zu- rückgeben, glüht tatsächlich das Herz der Darstellerin leuchtend rot auf, ohne daß die Bühne etwa dunkel wird. Gebannt sehen die sonst so Kühlen Engländer auf diesen Vorgang, den sie sich so gar nicht erklären können. Ein technisches Wunder hat sich hier auf der Bühne vollzogen. Die Zeiten der primitiven Ku lissen und Petroleumlampen sind ja längst vorbei. Dafür hat sich die moderne Wissenschaft und Technik in den Dienst der Kunst gestellt. Ein deutscher Handwerksmeister hat durch seine Erfindung erst den oben erwähnten geheimnisvollen Vorgang auf der Bühne möglich gemacht. Die Erklärung für das Ge schehene ist folgende: Die Darstellerin trug während der ganzen Szene unsichtbar ein Herz aus Paraffin, in der gleichen Farbe, aus der ihr Kleid war. Dieses Paraffinherz war. ehe es aus dem Kleid befestigt wurde, mit einem roten Farbstoff getränkt worden. Im entscheidenden Augenblick wurde dieser unsicht bare Farbstoff durch ultraviolette Strahlen zum Glimmen und schließlich zum Aufleuchten gebracht. Das „Wunder" war ge schehen das Herz war einem Menschen wiedergegeben. Während einer Szene in der Pariser Oper setzt sich der Held, der in einer hellerleuchteten Grotte steht, eine Tarnkappe auf und wird im gleichen Augenblick unsichtbar, mährend seine Stimme noch immer von derselben Stelle ertönt. Gewiß, auch früher sind Personen von der Bühne durch einen sinkenden Biihnenfahrstuhl verschwunden, aber alle Zuschauer merkten an der absinkenden Stimme, was geschah. Hier aber hört man die gleiche kräftige Stimme noch von demselben Platz. Wieder ist es unser Berliner Meister, der dies Bühnenbild verwirk licht oder besser ver„un"wirklicht hat. Der Darsteller hat sich nämlich, während er die Tarnkappe sichtbar aufsetzte, langsam umgedreht und sein Rücken ist mit einer sonst unsichtbaren Leuchtschminke bestrichen, die erst im ultravioletten Licht die selbe Farbe annimmi wie die leuchtende Grotte. So war von dem Darsteller nichts mehr zu sehen, während er in der Tat auf der Bühne blieb. Bester kann man die Wirkung einer Tarnkappe wirklich nicht zeigen. Kürzlich erregte ein schweres Gewitter während einer Theatervorstellung in Tokio die Bestürzung vieler Zuschauer. Nachdem der Thcaterhlmmel immer dunkler geworden war, zuckten plötzlich Blitze auf der Bükne und ein Wolkenbruch überschwemmte die Szene. Wenige Minuten nur dauerte dieser Wettersturz und plötzlich lachte wieder die Sonne auk der Bühne, weiße Schäfchenwolken zogen am blauen Himmel vor bei. Erstaunt waren die Zuschauer Zeugen dieses Naturwun ders geworden und minutenlang vergaßen sie, daß lie ja im Theater saßen und daß alles „nur Kulisse" ist. Die Apparate, die für diese schmierige — aber heute überall übliche — Büh nentechnik notwendig sind, stammen von unserem deutschen Handwerksmeister, der feine Bühnen- und Projektionsapparate nicht nur für fast alle deutschen, sondern auch für fast alle großen Theater der Welt liefert. Cs war am 24. März 1867, als eine große norddeutsche Zeitung meldete, daß während der Ausführung von „Minna von Barnhelm" auf zahlreichen Wunsch „die Wundersontaine ge nannte „Kalosplnthechromokrene" der Herren Hagedorn und Fischer aus Berlin" noch einmal als Zwischenakt zu bewundern fei. Mit der Vorführung dieser Wundersontaine begann der damalige Klempnermeister seine Laufbahn als Bühnenbild bauer Dieser Klempnermeister lernte auf seinen vielen Schau reise» in die Welt aber zufällig die Laterna magica kennen und erkannte schnell die Möglichkeit, dies im Großen für Zir kus und Varlctt und später für die Bühne auszunuhen. Aus kleinen Anfängen entwickelte sich mit der „Laterna magica" In Hunderten von Verbesserungen, Abänderungen, Patenten und Erfindungen der keutige Wcltbctrieb, der noch immer Im Fa milienbesitz ist. Auch heute arbeiten — mitten im Zentrum Berlins — nur Handwerksmeister und Gesellen an dem Bau der schwierigen Bühnenapparaturen, nichts ist Serienarbeit. Täglich sitzen über 25 Menschen an der Fertigstellung neuer Projektion«- und Bühnenbeleuchtungsapparate und der Betrieb Könnte wokl 50 Männer beschäftigen, wenn er soviel Fach arbeiter austreiben könnte. Das Prinzip der Laterna Magica ist auch heute noch überall bcibehaiten worden. Allerdings sehen die heutigen Apparate ganz anders aus als vor fünfzig, ja als noch vor zehn Jahren. Statt einer Petroleumlampe aber brennt heute eine elektrische Birne von 5000 Watt, statt einer einfachen Linse finden wir Spezialllnsenkonstruktlonen eingebaut, die Avvarate laufen auf Mummirädern, feine Gewinde machen eine Einstel lung auf Millimeter möglich, und nicht zuletzt vermissen wir dankbar jedes Surren des Apvarates. Es gibt Schauspieler, die in der höchsten Konzentration durch das geringste Surren ^ater Expeditus Schmidt 7Vjährig Vienste des Theatev« (100. Band der Sammlung Kösel), In dem Pater Expeditus den christlichen Gehalt von Goethes Menschhcitsdichtung würdigt und die Betrachtung eines Kunstwerkes mit den Augen des Christen als gleichberechtigt neben andere Formen der Betrach tung stellt: „Möge man denn mein Schauen mit gläubigen Augen als eine wissenschaftliche Hypothese gelten lassen, die neben der anderen, die mit ungläubigen Augen sieht, auch ihr gutes Recht hat." Studienreisen, die Pater Expeditus 1025 und 1028 nach Spanien führten, galten dem spanischen Drama der Barockzeit. Eine erste Frucht dieser Reisen war 1034 eine Arbeit über „Das spanische Fronleicknamsspiel". Gegenwärtig schreibt Pater Expeditus an einem Buche über Caldcron. Mit dieser Arbeit im Dienste des Theaters hat sich das Wirken von Pater Expeditus nicht erschöpft. Von seinen Bü chern am meisten gelesen ist wohl der Bericht Uber seine Lehr- und Wanderjahre „Vom Lutheraner zum Franziskaner" (10l2). Einen Aufriß der christlichen Glaubenslehre für Katholiken und Nichtkatholiken gab er 1023 unter dem Titel „Magualia Del (Gottes Großtaten). Eine Reihe seiner in Zeitschriften ver streuten Aufsätze faßte er 1000 unter dem Titel „Anregungen" zusammen. Nach 1008 war er als Herausgeber der literarischen Zeitfckrist „Ueber den Mastern" tätig. Expeditus Schmidt stammt aus Zittau in Sachsen. In Bayern wurde er katholisch und trat 1888, als Zwanzigjähriger, in den Franziskanerorden ein. Unter Protestanten wie Katho- liken hat sich Expeditus Schmidt durch seine durch Sachkenntnis und guten Stil ausgezeichneten Bücher ebenso wie durch seine lebendigen, von gesundem Humor gewürzten Vorträge viele Freunde gewonnen. Sie gedenken anläßlich seines 70. Geburts- tage» des verdienten Gelehrten, der durch sein Schaffen das seine dazu begetragen hat, der Im Zeitalter des Liberalismus drohenden Entfremdung zwischen Volk und Theater «ntgeqen- zuarbeiten. Dyk.