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Mittwoch. 8. Iunl 1988 Sächsische Volkszeitung derrrsuer Srn -L'e-en unA ^?re6e Vk«i^or^si^i.7^^ur.>gunc«k^ « KO^I^s^ VOk^ K. ^Ikix^skk » xrrk »kc«7k voeeenn^kn 8. Fortsetzung. „Nun, und was willst du damit sagen, Schwester?" fragte Herzog Albrecht. „Was ich damit sagen will, Albrecht", antwortete Bea trix und hielt wie zur Erklärung die Hände mit gespreiz ten Fingern vor sich hin, „die Mutter lebt nicht ewig. Dann werden es die Mailänder Visconti unterlassen, wei tere Abgaben zu schicken. Dann wird man kargen müssen." „Du hast doch mit dem Amberg genug, meine ich", wandte Albrecht ein. „Man hat nie genüg", hielt ihm die Schwester ent gegen. „Geld ist Macht, der Fürst, der keinen Heller hat, ist nichts weiter als ein Bettelmann. Du denkst leicht fertig. Mein Geschick steht auf deinen Augen. Oheim Wilhelm ist mir nicht verpflichtet. Aber der Vater ist es und du. Wenn auch der Vater stirbt —" „Hör auf, alte Unke", sagte Albrecht, „du verdirbst den schönen Morgen. Kaum daß ich besserer Stimmung bin, kommst du mit deinen Sorgen." Er wollte sich erbeben, aber Beatrix driickte ihn wie der in den Sessel zurück und setzte sich ihm gegenüber. „Bleib, Albrecht", bat sie. „Wenn es mit der Württem bergerin schon nichts sein sollte, so mutz du dir ein ander Gemahl nehmen, deren Truhen voll Gold sind." „Wenn ich aber zu einer solchen keine Neigung emp finde, Schwester?" fragte der Herzog. „Neigung? Minne?" Die Pfalzgräfin lachte. „FUr- stenkinder heiraten nicht nach dem Herzen. Das wäre ein Verbrechen, das sich rächt. Du hast dich in Prag genug ausgetobt", fuhr sie spöttisch fort, „jetzt kannst du doch ein mal die Vernunft sprechen lasten." „Schwester, deine Philosophie ist köstlich", gab Herzog Albrecht zur Antwort; „dann weitzt du für mich vielleicht schon ein häßliches Ehegespons?" Die Pfalzgräfin Beatrix schüttelte den Kopf. „Ich glaube, eine zu kennen, aber die Sache ist noch nicht reif. Eie mutz noch in München beraten werden." ,^o. Und wie teuer wird der Kuppelpelz psür dich zu stehen kommen? Und wenn ich mich weigere, anders zu ehelichen, als mein Herz mir rät, was dann?" „Du mutzt eine ebenbürtige Hausfrau aus reichem Geschlechte haben, oder du bist das Unglück des Landes und schmähst deine Sippe", entschied die Pfalzgräfin. „Lasten wir das nun, Schwester", antwortete der Her zog. „Mich gelüstet wahrhaftig nicht, jetzt solche Dinge zu hören. Bald kommt der Mai, da soll es fröhlich sein. Kommst du mit nach Augsburg, Beatrix?" „Nein, Albrecht. Ich werde hier noch eine Zeit weilen und zum Himmel beten, datz er deine Schritte lenke." „Oder es reut dich das Geld, und du magst fröhliche Gesichter nicht leiden", lachte der Herzog, „aber es mag deine Sache lein." Er erhob sich und nickte mit dem Kopf; ein Zeichen, datz der Herzog die Gräfin zu entlasten gedachte. Aber Beatrix griff nach dem Beutel auf dem Tisch. „Halt, Echwesterlein!" rief jetzt Albrecht, „latz das Geld nur da, es ist für mich bestimmt!" „Ich glaubte dem Bruder zu dienen, wenn ich sein Gut in treues Verwahr nehme", sagte entschuldigend Beatrix. „Sorge nur um deine Seligkeit, Schwesterlein, für die meine rat ich mir schon selber!" „Du wirst ja sehen was kommt, wenn du mir nicht folgst", sagte Beatrix, die aufgestanden war und sich lang sam und zögernd der Tür näherte. „Hinaus!" rief Herzog Albrecht. „Ich gehe doch schon", sagte noch einmal die Pfalz- gräfin. Herzog Albrecht wandte sich ab. Er wußte, das letzte Wort würde er der Schwester gegenüber nie behalten. Die kleine Tür schloß sich hinter der Pfalzgräfin ziemlich unsanft und Herzog Albrecht nahm den Beutel vom Tisch, trug ihn zur schweren Truhe hinüber, öffnete den Deckel, den er, nachdem er den Sack in einer Ecke ge borgen hatte, krachend zuschlug. Dao Dorle Bernauers Häuschen in der engen Gaste hatte auch ein oberes Stockwerk, das als Gade vorstieß. Und hier oben lag die Kammer, die von Agnes bewohnt wurde. Am Fensterbrett standen ein paar sonnenfrohe Gera nien und daneben in einigen Töpfen mit Sand unbe- kannte, runde stachelige Gewächse, die vor vielen fahren von niederdeutschen Rittern, die ins Land der Mauren gezogen, mit heimgebracht worden waren. Bernauer war kein Augsburger von Geburt. Er stammte vom unteren Rhein. Das Schwäbische hatte er nie ganz beherrschen können. Er war vor langen Jahren hierher gekommen, weil hier in der reichen Stadt Handel und Wandel blühte, da schwäbischer Fleiß seine Verbindungen nicht nur übers Reich hinweg, sondern noch weit hinaus ins Welsche und, weiß Gott wohin, zog. Als sein erstes und einziges Kind, die Agnes, zur Welt kam, hatte seine Frau die Welt verlassen müssen und war in das bessere Jenseits hiniibergegangen. Es hatte Bernauer arge Mühe gekostet, die Agnes groß zu bringen. Mit Ziegenmilch und Haferbrei hatte er angefangen, bis das Dingelchen laufen konnte, dann aber kräftiger ward und mit seinen himmelblauen Augen dem Vater entgegen lachte. Als dann die ersten zehn schweren Jahre herum waren und sie ihm schon mit dem und jenem an die Hand gehen konnte, da erwischte er sie, wie sie in das und jenes Buch guckte. Da fragte sie, was diese wirren Zeichen be deuten möchten. So hatte er seine freie Zeit hin und wieder dazu ge nommen, einen Buchstaben nach dem anderen sein säuber lich hinzumalen, und die kluge Agnes hatte es nachge strichelt und langsam, langsam lesen und etwas schreiben gelernt, worum sie vielleicht von mancher Patriziertochter beneidet worden wäre, wenn denen der Kops nicht nach anderen Dingen gestanden hätte. Die Witwe des Plattners, die jahrelang das Haus wesen des Baders versehen hatte, war auch in die Grube gefahren. Aber Agnes war jetzt fünfzehn Jahre alt und nahm sich all dieser Dinge mit Verständnis an. So konnte der Bernauer in den letzten Jahren jeden Heller, den er sonst hätte ausgeben wüsten, zu Pfennigen mehren; ans diesen Pfennigen wurden Kreuzer, und aus diesen wieder schöne runde Gulden, und dabei war alles so, als schalte eine kluge Hausfrau in diesem Heim, Nummer 132, Seite 7 Agnes wußte aber auch eine Salbe zu machen und ein gutes Träntlein zu mischen. Kam da einer mit seinen Gebrechen zu Bader Der nauer, so gab ihm Agnes fast so guten Rat wie ihr Vater. Es war ja zu jener Zeit so, datz die Frauen der Ritter in den Burgen auch ein wenig heilkundig waren, denn bei einer Belagerung der Burg, bei der es auch Verwundete geben konnte, war nicht immer ein Arzt zur Stelle. Neben des Bernauers Haus lag das des Webers, der sich Bartholomäus Frey schrieb, wenn er nämlich überhaupt seinen Namen zu schreiben verstanden hätte. Auch er war Wittiber und hatte auch eine Tochter, die jedoch schon an die Dreißiger ging. Die junge Freyln, Dorothea getauft, aber allgemein Weber-Dorle gerufen, war schon etwas zu hutzelig für ihre Jahre. Sie trug schütteres Haar und einen leichten An flug von Schnurrbart. Daß kein Freier gekommen war, hatte auf sie mit Bitternis eingewirkt. Was an ihr am lebhaftesten war, war das Mundwerk, denn es mahlte den ganzen Tag Uber und konnte ebenso wenig stillstehen wie die Mühle an der Wertach. Und da sie viel redete, erfuhr sie viel. Und da sie viel erfuhr, wurde ihre Neugier noch größer. Und des halb klapperte ihr Mühlwerk zu Nutz und Schaden der Nachbarschaft immer lustig weiter. Zuerst hatte sie mit Scheu über des Baders Garten mauer geguckt, dann war sie zutraulicher geworden, hatte mit der viel jüngeren Agnes Freundschaft geschlossen und war nun im Nebenhaus ebenso daheim wie im eigenen. Es kann daher nicht wundernehmen, daß an einem so wichtigen Tage, da Herzog Albrecht der Augsburger Einladung folgen sollte, die Freyin schon gleich mit der Morgenhelle in des Baders Haus kam. Der Bernauer ließ sie ein; da er aber selber in der zweiten Küche, wo allerlei gebraut wurde, zu tun hatte, kümmerte er sich nicht weiter um sie. So verging eine kurze Weile, bis das Dorle an die Kammertllr klopfte. „Ich bin's, Engel", rief sie beim Eintreten. „Was, bist schon wieder fleißig? Schaffst den ganzen Tag über und hast noch nicht genug. Du rackerst dich schon ab, wenn früh der Mond noch am Himmel steht." Agnes ließ den Faden vom Spinnrocken aus den Fingern gleiten. „Guten Morgen, Dorle", grüßte sie. „Es ist wohl notwendig, daß der Mensch arbeitet, denn da kommt er weniger auf dumme Gedanken." „Du, Engel, sag mir was", unterbrach sie das Dorle? „Ich war da ein wenig unten in Eurer Stube. Und da hab ich was gesehen. Es schaut aus wie ein kleines ver- schrumvfeltes Männle." „Du warst wieder einmal neugierig, Dorle", sagte Agnes mit einem leisen Vorwurf. „Ach was, neugierig hin, neugierig her, ich bin wttz- begierig", antwortete das Dorle. „Aber kannst du mir nicht sagen, was das für ein Würzle ist?" Agnes zauderte eine Weile, dann aber gab sie die Auskunft. „Was du gesehen hast, ist ein Heckmännle, ein Al räunchen." Dorle schlug die Hände über dem Kops zusammen. „Ein Heckmännle ist das! Ein Heckmännle, das unter dem Galgen wächst?" „Man sagt so", entgegnete Agnes, „aber ich glaub es nicht. Es wächst halt dort, wo es der liebe Gott wachsen läßt." Das Dorle fand diesen Gesprächsstoff sicherlich sehr aufregend, denn sie flüsterte fast, als sie weiter fragte: .Das Heckmännle schreit doch, wenn man es bei Monden bein aus der Erde schneidet?" lForUenung 'olgt.» Eis essen — aber mit Vorsicht! R. A. In ü: — „Ueberoll sieht man fetzt Angebote: „Eis balte Getränke!" „Prima Sahneeis!" uff. Sämtliche „Eis dielen" sind wieder geöffnet. Was hältst Du von solchen Er frischungen?" — Eis ist etwas für Feinschmecker. Wer eine zarte Zunge hat, wird sich an „Fürst Pickler", „Pfirsich Melba" und wie alle die feinen Kompositionen erfahrener Konditoren heihen, ost und gern erfreuen. Aber er wird nie auf den Gedanken kommen, datz Speiseeis ein Mittel sei, um den Durst zu stillen. Im Gegenteil: man bekommt erst recht Durst davon! Warum also bei warmem Wetter so viele Schleckermäuler beiderlei Geschlechts di« Umsätze der Eisdielen steigern, wird mir nie ganz klar werden. Der augenblicklichen Erfrischung der Zunge folgt sofort ein verstärktes Durstgesiihl. Den Inhabern der Eisdielen gönne Ich ja einen flotten Geschäftsgang, da sic ohne hin auf eine kurze Saison beschränkt sind Aber mir tun alle die Eisesscr leid, die kariöses Zahnmaterial haben und üch leichtfertig in Gefahr bringen, den schmerzlichen Gang zum Zahn arzt einmal mehr antreten zu müssen. — Achnlich ist es mit den „eiskalten" Getränken. Zum Durststillen ist das nichts! Das Durstgesiihl vergeht am ehesten durch den Geuutz warmer Getränke, bei denen der Körper nur so viel Flüssigkeit auf nimmt, als er braucht. Kalte Getränke dagegen verführen dazu, sich den Magen rasch und übermäßig mit Flüssigkeit zu füllen. Wer empfindliche Magennerven hat, mutz das bitter blitzen. Besonders wenn der Körper erhitzt ist, nach Wanderungen usf„ sollte man es unbedingt vermelden, in den erhitzten Körper ein kaltes Getränk zu schütten. Erst etwas Warmes nehmen: einen Kaffee oder Tee. oder Fleischbrühe, dann erst, nach der Abkühlungspause. Limonade oder Bier oder andere kalte Getränke! — Niemandem soll die Freude am Eis und an Eis getränken genommen werden. Aber die Zähne sind kein Eis brecher und der Magen kein Eiskeller. Die Gesundheit Ist wichtiger als ein freundlicher Gaumenkitzel. Eiscsscn — meinet wegen! Aber mit Vorsicht! Marabu. Verhinderte en. Landeskirchenleiler Neue Verordnung regelt ihre Vertretung. Auf Grund des Gesetzes zur Sicherung der Deutschen Evan gelischen Kirche vom 24. September 1935 hat der Reichs minister für die kirchlichen Angelegenheiten, Kerrl. für das Alt reich verordnet, datz die Vertretung der Leiter der Landeskirchen in Fallen ihrer rechtlichen oder tatsächlichen Behinderung durch den Leiter der Deutschen Evangelischen Klrchenkanzlet geregelt wird. Er stellt in Zweisclsfällen fest, ob ein Fall der Behin derung gegeben ist. und bestimmt auch die Fälle, in denen die Maßnahmen der Vertreter seiner Bestätigung bedürfen. Die Vertretung des Leiters der Deutschen Evangelischen Kirche be stimmt der Reichsmlnlster für die kirchlichen Angelegenheiten. Die Verordnung tritt am 1. Juni 1938 in Kraft. Hauptschristletler: Georg Winkel. verantworUUH für Inhalt »nd VNd-r: T««rg Ivtslel Ui verles, v«iantwoill!ch«r An^Ig«nl»U<r: I v. kkuia PlSnzt», rn«»«n. D»«ck »- r» p tt- >»„< N D. A. V. 38: über 4390. — Z. Zt. ist Preisliste Ar. 4 gültig. Fragen hinter der Wand Freundliche Antworten für humorige Leute „Ich simuliere hin und her .. M. H. in D. — „Das Wort „simulieren" wird in unserer Gegend oft im Sinne von: nachdenken, überlegen venvendet. Eigentlich heitzt es doch aber: etwas Vortäuschen, heucheln. Wie kommt es zu der anderen Bedeutung?" — Durch eine Verwechslung. Der Gleichklang verführt dazu, „simulieren" mit „sinnieren" zu verwechseln. Beides sind Wör ter aus der Schriftsprache, die der mundartlicknm Redeweise fremd sind und daher ohne sicheres Gefühl für die Sinnbedeu tung übernommen werden. Dabei ist „sinnieren" ein gutes deutsches Wort, gewissermaßen eine Steigerung von „sinnen". „Simulieren" dagegen kommt von dem lateinischen Worte „similis", d. h. ähnlich. Es bedeutet also ähnlich machen, im übertragenen Sinne: etwas Vortäuschen, sich verstellen. Die beiden Wörter haben also nicht das geringste miteinander zu tun, werden nur verwechselt, weil man sich über ihren Sinn nicht klar ist und weil sie im Klange einander ähneln. Ich habe sogar schon die Wortform „simbulieren" oder „simbelie- ren" gehört. Wobei nicht klarzustcllen war, ob der Betreffende an Symbol lSinnbild) oder an Simpel (Einfaltspinsel) gedacht hat. Jedenfalls ist diese Wortverwechslung «in hübsches Beispiel dafür, welcher Unsinn entstehen kann, wenn man Wärter ge- braucht, über deren Sinn man sich nicht im klaren ist. Einfach und schlicht soll man reden, wie einem der Schnabel gewachsen Ist — dann braucht der aichere nicht zu „simulieren", was man eigentlich gemeint hat! „Barocker Humor" G. K. In Z. — „Kürzlich las ich in der Würdigung eines Schriftstellers, er habe einen „etwas barocken Humor. Was soll man sich darunter vorstellen?" — Das Barock, das Zeitalter der großen Entdeckungen und weltanschaulichen Auseinandersetzungen, schuf in der Kunst einen Stil, der von denen vorhergehender Zeitalter wesenhast unterschieden war. Während die Renaissance, aber auch vor her Gotik und Romanik streng das Gesetz der Harmonie beob achteten, des Zusammenstimmens der einzelnen Teile eines Kunstwerks, verwendet das Barock bewußt die Disharmonie, um besonders starke Wirkungen auszulöscn. Während vorher im Drama stets die Einheitlichkeit des Stils gewahrt wurde, entweder Tragödie oder Komödie, entsteht nun die etwa von Shakespeare genial gehandhabte Mischsorm, die ernste, in Der en gehaltene Szenen hohen Stils mit -erbkomischen Zwischen- pielen in Prosa mengt. Als Beispiel nenne ich Dir die Fal taff-Szenen in Shakespeares „Heinrich IV.", die einfach zwischen die Szenen der Haupthandlung yineingestellt sind. Die Wirkung ist eine große: der stete Wechsel hält die Aufmerksam keit des Zuschauers wach, die Lebensnähe der komischen Szenen gibt auch der Haupthandlung stärkeren Wirklichkeits wert. Disharmonie und Antithese sind die großen Wirkungs mittel des barocken Humors: tödlicher Ernst in komischen Szenen und ein Lächeln mitten im Grauen der Vernichtung. So können allerdings von einem großen Künstler Wirkungen ganz eigener Art erzielt werden: Niemand wird sich der Ge walt der Narrcnszcnen im „König Lear" entziehen können. Und im bedeutendsten Roman deutscher Zunge, dem „SimpU- zissimus" Grimmelshausens, verklärt der barocke Humor selbst die grauenvollen Szenen des 39jährigen Krieges. So wenn er die Plünderung feines Heimatdorfs durch die entmenschte Sol dateska schildert: „. . . sie durchstürmten das Haus von oben bis unten, ja das heimliche Gemach war nicht sicher, gleichsam ob wäre das göldcn Fell von Cglchis darin verborgen: etliche schütteten die Federn aus den Betten, und füllet«« hingegen Speck, ander dürr Fleisch und sonst Geräth hinein, als ob darauff alsdann besser zu schlafen wäre, andere schlugen Ofen und Fenster ein, gleichsam als hätten sie einen ewigen Som mer zu verkünden . . ." Da hast Du eine treffliche Probe barocken Humors! Freilichtbühnen und Feierstätten F R. In Z. — „Ihr schriebt neulich von Freilichtbühnen und von Spielen auf Feierstätten. Was ist da der Unterschied?" Unter Freilichtbühnen versteht man jene Sommcrtheater, die mit einer Schauspielertruppe regelmäßig eine im Freien liegende Bühne bespielen. In Sachsen sind die markantesten Beispiele dieser Art die Felsenbühne Rathen, das Waldtheater Oybin, die Freilichtbühne an den Grcifensteinen bei Ehren friedersdorf. Wohl davon zu unterscheiden sind gelegentliche Aufführungen im Freien, wie sic etwa bei Stadtfubiläen und anderen feierlichen Anlässen stattfindcn. Bei solchen Gelegen heiten wird in der Regel nur eine Aufführung zu verzeichnen sein, an der In erster Linie Laien Mitwirken. Schauplatz eines solchen Feierspiels kann der Marktplatz einer Stadt sein, ein historischer Park o. ä. Wenn der Anlaß des Feicrspiels ein bedeutender ist und wenn eine Feierstätte von besonderer Art zur Verfügung steht, dann kann das Feierspiel durch die Zahl der Zuschauer und Mitmirkenden und durch die Größe des Rahmens eine hervorragende Bedeutung erhalten. So sind die Ausführungen zu würdigen — es sind ganz wenige — die auch in diesem Sommer auf den bekannten Feierstätten in Borna und aus dem Hutberg bei Kamenz stattsindcn. außerdem aus der neu zu eröffnenden Feierstätte Schwarzenberg >. E. — Der Unterschied Ist also nun wohl klar: bei der Freilichtbühne Schauspielertruppe, regelmäßige Aufführungen, verhältnismäßig kleine Zuschauerzahl, beim Feierspicl vorwiegend Laien als Mitmlrkende, einmalige Ausführung. Massen von Zuschauern, die das Spiel miterleben und in gewissem Sinne mit gestalten. Die Freilichtbühnen führen die alte Tradition des Freilicht- fpiels (alle griechischen Dramen wurden im Freien ausgesührt!) in einem zeitnahen Stile fort, die Spiele auf Feierstätten be deuten eine neue, wertvolle Form nationalen Gemeinschafts erlebens.