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Sächsische Volkszeitung : 08.06.1938
- Erscheinungsdatum
- 1938-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193806083
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19380608
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19380608
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1938
-
Monat
1938-06
- Tag 1938-06-08
-
Monat
1938-06
-
Jahr
1938
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 08.06.1938
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Mittwoch. 8. Juni tSW Sächsische Volkszeitung Nummer 182. Seite it ^lottrsn Vie krodenong «len I.migttsl-Vr»kn Monate hindurch haben di« Japaner mit den Chinesen um den Besitz der etwa 1200 kw mngen, vom Selben Meer sich westwärts in Las Land hineinziehenden Lunghai-Vahn gerungen. Erst als sie zu einer Umgehungsossensive schrit ten, gelang es ihnen, den chinesischen Widerstand zu lockern. Heute dürfen sie seftstellen, daß ihnen rund 1000 Kilometer der Bahnstrecke gehören. Die Bahnlinie dürfte allerdings nickt in dem Zustand sein, der eine sofortige Wiederauf nahme des Betriebes gestattet, zumal manche Eisenbahn überführung in die Luft gesprengt wurde. Für die künf tigen Pläne und Absichten der Japaner jedoch ist es von ungeheurem Wert, diesen Schienenstrang in Händen zu haben, der die Provinzen Kiangs», Honan, Schenst und Kansu erschließt, also wirtschaftlich nicht mit Gold aufzu wiegen ist. Die Bahn überschneidet die von Norden nach Süden laufenden Linien der Tientsin—Pukau- und der Peking—Hankau-Bahn. Wer China beherrschen will, mutz im Besitz der Bahnen sein. Sie waren deshalb für die Japaner stets die vornehmlichsten Angriffs, und Erobe- rungsobiekte. So schoben sich die japanischen Truppen an den Bahnkörper vor, wie sie andererseits die Bahnen be nutzten, um von hier aus das umliegende Land in ihre Gewalt zu bringen. Heute beherrschen sie dank dieser Taktik den ganzen Norden des chinesischen Reiches und den Osten Mittelchinas. Die Bahn, deren Erträgnisse von Jahr zu Jahr gestiegen sind (ein Beweis für die richtige Linien führung), bleibt jedoch, wirtschaftlich gesehen, für die Ja vaner wertlos, wenn sie nicht die dazu gehörenden Wirt schaftsgebiete ebenfalls beherrschen. Folglich sind sie ge nötigt, ihre Linien weiter vorzuschteben. Und da man in Hankau Räumungsabsichten hegt und nach einer neuen Frontlinie Ausschau hält, darf wohl als feststehend ange nommen werden, daß sich die Japaner nun an der Hankau- Bahn entlang nach Süden Vorarbeiten. Jedenfalls haben sie mit ihrem Sieg nicht nur einen militärischen, sondern für die Zukunft auch einen großen wirtschaftlichen Erfolg erzielt. VerilAeklIgttngen knglsn6s Die Umbildung des japanischen Kabinetts hat, wie zu er warten war, in Moskau ein ganz besonders starkes Interesse er regt. Schon di« Einbeziehung des Generals Arakt in das neue Kabinett ergibt für Moskau einen Grund zu gehässigster Beur teilung der umgestaltcten Tokioter Regierung, weil dieser japanische Gcneral schon seit langer Zeit von der Sowjet regierung als ein besonders gefährlicher Gegner eingcschäht wird. Dies erklärt sich in erster Linie dadurch, daß General Lvaki die gefährlich« Rolle der Eowjetpolitik und der Komin tern in Asten erkannt und richtig eingeschäht hat. Aber auch abgesehen von der Ernennung dieses Ministers bringt man dem neuen japanischen Kabinett in Moskau Mißtrauen und Besorg nis entgegen. Das zeigt sich u. a. darin, daß mehrere führend« bowjetblätter ihr« in den letzten Tagen veröffentlichten außen politischen Betrachtungen großenteils Japan widmen. Die ^Krasnaja Swesda", das Blatt der Roten Armee, steht das Tokioter Kabinett als ein solches an, welches ganz Japan für einen „großen Krieg" mobil zu machen hat. Mit diesem Ausdruck pflegen die Sowjetblätter schon seit langer Zeit den «mgeblich von Japan geplanten Krieg gegen die Sowjetunion P» benennen. In diesem Zusammenhang behauptet das Blatt, baß Japan zunächst auf England (dessen „Schwäche" in der abessinischen und in der spanischen Frage sich gezeigt habe) «inen Druck ausüben wolle, um es in den asiatischen Angelegenheiten ^u einer Verständigung auf Kosten einer dritten Seit« zu be wegen". Daran knüpft nun das Armeeblatt schwülstige Drohun« gen. London und Tokio sollten lick» nur nickt etwa einbilden, daß »re Sowjetunion diese dritte Seite sein könnte. Vie gewaltige Rote Armee stehe auf der Wacht usw. Zn ähnlichen Gedanken gängen bewegt sich auch di« letzte außenpolitisch« Umschau der „Prawda" Dieses Blatt sieht das neue Kabinett als „Ver tretung des zunehmenden japanischen Aggressionsdranges" an. DI« Ausdrücke Aggression und Aggressoren werden bekanntlich schon lang« von den Sowjetblättern in ihren Polemiken gegen Deutschland, Italien und Japan abwechselnd immer wieder ge braucht. Sandel mit Ssterrelchlschen Wertpapieren Durch Runderlah sind mit Wirkung vom 1. Juni 1938 sämtliche Beschränkungen des Kapitalverkehrs mit d«m Lande Oesterreich aufgehoben. Angesichts dieser neuen Rechtslage «eist di« Wirtschaftsgruppe Privates Bankgewerbe in einem Rundschreiben an ihre Mitglieder darauf hin, daß nach wie vor gemäß § S des österreichischen Gesetzes zum Schutze der österreichischen Wirtschaft vom 14. April 1938 der Erwerb und Berkaus von Anteilsrechten sAktien und Kuxen) an öster reichischen Erwerdsunternehmen durch altreichsdeutsche natür lich« oder juristische Personen der Genehmigung des Rrichsstatt- halters bedarf. Geschäfte, die ohne diese Genehmigung ab geschlossen sind, werden erst mit Erteilung der Genehmigung rechtswirkfam. Der Eriverb und Verkauf von österreichischen Staatspapieren und Renten bedarj keiner solchen Genehmi gung. Der Relchswirtschaftsminister ersucht mit Schreiben vom 8V. Mai 1938 die Kreditinstitute, von der Mitwirkung bei spekulativen Wrrtpaptcrgeschästen, soweit sie genehmtgungsfrei sind, abzufchen, um nicht unerwünschte Kursbewegungen Hervor zurufen. Urber di« Aufhebung des Depotzwanges für di« öster reichischen Wertpapiere wird denmächst Näheres bekannt gegeben. Reue Kreis, u. Gemeindenamen in Ostpreußen Königsberg, 8. Juni. Durch Erlaß des Oberpräsidenten der Provinz Ostpreußen wurden mit Wirkung vom 3. Juni d. I. zahlreiche Namen von Gemeinden und Kreisen innerhalb der Provinz Ost preußen geändert. Bei der Auswahl der neuen Namen wurde das urkund liche Material des Staatsarchivs in Königsberg in großem Um fange verwertet. In vielen Fällen konnte der historisch belegte deutsche Name, unter dem der Ort gegründet wurde, wieder hergestellt werden. So erhielt die Stadt Pillkallcn den ur sprünglichen Namen aus der Ordenszeit „Schloßberg" wieder. Für die Stadt Bialla wurde der Name „Gehlenburg" wieder hergestrllt. In einer Reihe von Fällen konnte an die Namen von Ordensrittern oder Ordenskomturen angekniipft werden, die den Ort begründeten; so wurde beispielsweise Dlottawen lKr. Iohannisburg) nach dem Komtur Erasmus von Fisch born in „Fischborn" umbenannt. Auch die Namen von ost preußischen Herzögen und Kurfürsten sowie ihrer Mitarbeiter konnten, soweit sie Gründer der Gemeinden gewesen sind, ver wandt werden. Weitere Ortsnamen wurden an die Namen erster durch Verleihungsurkunden nachqewiesener Siedler an gelehnt. Ferner konnte auf geschichtliche Ereignisse oder Per- Gln Schatz, ebenbürtig dem WelfeMah Die Reiche Kapelle der Münchener Residenz eröffnet. Die miederhergestcllte Reiche Kapelle der Resi denz zu München und ihre Sä>atzkammer mit den kostba ren Kirchensckstitzen der Wittelsbacher werden setzt bei der Be sichtigung des Residenzmuseums gezeigt. Damit sind einer der schönsten Innenräiime der deutschen Spätrenaissance und ein Kirchenschatz, der dem weltberühmten Wclfcnschatz ebenbürtig ist, der Oefscntlichkeit zugänglich gemacht. Die Reiche Kapelle wurde von Kurfürst Maximi lian I. 1007 eingerichtet. Die Wände enthalten Architektur perspektiven mit dem Marienleben von Dürer; die Decke ist überrankt von Goldarabesken auf tiefblauem Grund Kostbar sind die Orgel mit ihren goldenen Pfeifen, der berühmte Wand schrank mit den Gläsern aus geschliffenem Bcrgkristall und der von Augsburger Goldschmieden geschossene Altar, dellen silber nes Mlttelbild von 20 Silberrcliefs, Szenen aus der Bibel dar stellend, umrahmt ist. Seit mehreren Jahrhunderten war die Kapelle das Depot für die Kirchenschähe der Wittclsbachcr, für die nun eine eigene Schatzkammer mit Indirektem Lickt und beleuchteten Schaukästen erbaut wurde. In diesem Raum befinden sich Sckstitze von europäischer Bedeutung, wie z. B. der Tragaltar Kaiser Arnulfs, der um 890 entstand, das um das Jahr 1001 Deutscher Pfarrer am Besuch eines Sterbenden gehindert Passau. 8. Juni. Am Dienstag morgen begab sich der deutsche Pfarrer Plus Fischer von Obermoldau lm Böhmerwold mit einem Begleiter nach Eleonorenhain, um dort einen Sterbenden zu versehen. An der Kleidung und der mitgesührten Tasche war klar zu erkennen, daß es sich um einen Geistlichen handelte, der aus einem Bersehgang war. Trotzdem wurde der Geistliche kurz vor dem Ort aus ein« Entfernung von sechs Metern von tschechischen Soldaten angerusen und, da er mit seinem Motor rad nicht so schnell brsmsen konnte, samt der mitgesühr ten kirchlichen Geräte von de, Maschine her untergerissen und zu Boden geworfen. Der Pfarrer erlitt mehrer« Verletzungen. Trotzdem wurde er In diesem Zustand zur Gendarmerie geschleppt Erst durch die Gendarmerie wurde dem Pfarrer, nachdem ihm notdürftige Hilf« zuteil geworden war, der Gang zu dem Sterbenden er laubt. Der Pfarrer begab sich später zum Arzt, um sich ein Zeugnis über seine Verletzungen ausstellen zu lassen. Der Arzt war jedoch inzwischen von der Gendarmerie angerufen worden, die ihm bedeuiete, daß er kein Zeugnis ausstellen dürfe, (i) Verschärfte militärische Maßnahmen der Tschechoslowakei während der pslngstselerlaae Linz, 8. Juni. Der „Arbeiter-Sturm" berichtet unter dem Titel „Terror im Böhmerwald": „Der Kriegszustand und die grotesken Maßnahmen der wildgewordenen tschechischen Solda ten im sudetendcutschrn Grenzgebiet sind zu den Psingstseier- tagen neuerlich verschärft worden. Die Folgen waren im Böh- merwaid geradezu katastrophal. Das Gebiet von Plöckenstetn, der Heimat Adalbert Stifters, war vollkommen gesperrt, und MG-Stellungen waren errichtet. Den Gästen wurde der Besuch des Plöckensteiner Sees untersagt. Aehnlich wurde auch an anderen Orten verfahren. Die tschechische Soldateska ist an den Feiertagen bedeutend verstärkt worden. In der Gegend von Böhmisch-Röhren sind tschechische Soldaten neuerdings in großer Zahl mit dem Bau von Barrikaden und sonstigen Hin dernissen beschäftigt, ileberall sieht man Militärpatrouillen, die sinnlos in den Wäldern umherschleichen und sich geheimnis voll zu schaffen machen. Jede Annäherung wird mit angeleg tem Gewehr adgewehrt. Vater alag mll seinen beiden Kindern in -en To- Stuttgart, 8. Juni. Wie aus Ueberlingen gemeldet wird, hat sich am Pfingstsonntag in der Nähe des Hohnutehvse« bei Owingen eine rätselhafte Bluttat ereignet. Der Besitz«! des Hofes, der Bauer und Geologe Erich Folkert. Hot in der in der Nähe des Hofes gelegenen Kiesgrube sein« beiden Kinder und dann sich selbst erschoss«». Folkert und sein Skjährigcs sönlichkelten zurückgegangen werden. So heißt die Gemeinde Glodowen (Kr. Sensburg) zum Gedächtnis an den heldenmü tigen Verteidiger von Pillau, General von Herrmann, „Herr- mannsruh". Die 1810 entstandene Beleranensiedlung Rokeit- schen lKr Insterburg) wurde „Blüchersdors" benannt. Neue Namen wurden auch in Erinnerung an Schlachtfelder und Eh- renfricdhöfe des Weltkrieges gefunden. Schließlich mußten viele Namen beseitigt werden, dl? nach deutschem Sprachcmpsinden als unschön oder sogar anstößig empfunden werden und die den Einwohnern dieser Gemeinden viel unverdienten Spott einge tragen haben. Darüber hinaus werden folgende Kreisnamen nmbenonnt: Kreis Niederung in „Kreis Elcknlederung". Kreis Pillkallen in „Kreis Sckloßberg", Kreis Stnllupönen in „Kreis Ebenrnde", Kreis Darkchmen in „Kreis Darkeim". Den Erfordernissen des Verkehrs entsprechend, wird einst weilen bis zum 1. Oktober d I. der alte Name ans den Orts tafeln, Wegweisern und sonstigen Schildern unter den neuen Namen bzw in Klammern hinter der neuen Namen gesetzt. Dasselbe gilt für Postsendungen. Die Reichsbahn wird die neuen Namen erst in den Wintersahrnlan 1938 39 ausnehmen. Die Reichspostdirektion in Königsberg wird ein neues Ort schaftsverzeichnis für die Provinz Ostpreußen in Druck geben, das im Buchhandel erscheinen wird. in Regensburg angefertigte Giselakreuz. das die Schwester Kaiser Heinrichs ll. sür das Grab ihrer Mutter in Regensburg stiftete, und das herrliche Kreuzreliguiar Kaiser Heinrichs 11-, das ebenfalls eine Regensburger Arbeit aus dem frühen elften Jahrhundert ist. Die zweite Gruppe umfaßt Goldemaillc ar beiten, die die Herzöge Albrecht V. und Wilhelm V. bei Augsburger Goldschmieden Herstellen ließen. Berühmt sind der Hansaltar Albrechts V. und drei Goldaltärchen mit Hunderten von win zigen Emaillefiguren. Unter den Gold- und Sllbcrarbeiten ans dem 16. und 17. Jahrhundert sieht man als besonders kostbares Stück ein Wachsrelief, das Kurfürst Maximilian l. nach seinen eigenen Aufzeichnungen als eigenhändige Arbeit Michelangelos angekauft hat. Die Schätze der Reichen Kapelle haben ein recht vielge staltiges Schicksal erlebt. Zwölsmal wurden sie, nach allen Chroniken, in Kriegszeiten aus der Residenz geschasst. In Kisten verpackt wurden sie nach Salzburg, nach Rcacnsburg oder in Klöster verbracht. Während der Revolution 19>8 waren sie im Kloster Ettal verborgen. Die ältesten und kostbarsten unter ihnen sind der Nachwelt nur durch den Kunstsinn König Ludwigs I. bewahrt geblieben. Bei der Säkularisation 1803 waren sie schon als Einsckmelzgut für die Münze In München bestimmt, doch der junge Kronprinz Ludwig konnte sic noch in letzter Minute zurückkausen. Töchterchen waren sofort tot, das vier Jahre alte Mädchen gab mir noch schwache Lebenszeichen von sich. Folkert war seit einem Jahre tn Berlin als Geologe tätig und weilte über Htfingsten bei seinen Angehörigen. Die Gründe sür dies« schreckliche Tat konnten bisher noch nicht aufgeklärt werden. MseN'Glstmordprozeß in Lüttich In drei Jahren eis Personen durch Fingerhutgist ermordet Brüssel, 8. Juni. Einer der grössten Gistmordprozcsse aller Zeiten begann gestern in Lüttich. Die 09jährige Marie Pctitjean, verwitwete Decker, ist angeklagt, in den Jahren 1033 bis 1930 nicht weniger als eis Personen durch Gift er mordet zu haben. Ferner werden ihr fünf Mordversuche, zahl reiche Fälschungen, darunter eine Tcstamcnlsfäischung, und Diebstähle zur Last gelegt. Eine gewaltige Mcnsck-cnmenge hatte sich zu Beginn des Prozesses In der Umgebung des Gerichtssaalcs angcsammelt. Aus zahlreichen Ländern sind Sonderberichterstatter eingetrof- fcn. Annähernd 300 Zeugen sind ausgcbolcn worden, um Im Verlaus der Verhandlung, die sich voraussichtlich auf mehrere Wochen erstrecken wird, auszusagen. Das Uistcrsuchungsvcrsah- ren, das unmittelbar nach der Verhaftung der Witwe Becker im Herbst 1930 cingeleitct worden war, hat über anderthalb Jahr« gelauert, da sich bei den Nachforschungen Uber die ein zelnen Todesfälle außerordentliche Schwierigkeiten und Ver wicklungen ergaben. / Zu Beginn des Prozesses wurde der umsangreiche An klageakt verlesen, aus dem sich bemerkenswerte Einzelheiten Uber dir Vergangenheit der Witive Becker ergeben. Die Ange klagte, die In bescheidenen Verhältnissen lebte, hatte sich dem nach In allen Fällen vermögende» ällcrcn Frauen tn Lüttich genähert und deren Vertrauen gewonnen. Sie wird angeklagt, diese Frauen aus Habsucht und Geldgier durch Gift umgebracht zu haben. Zahlreiche Wertstücke, darunter Dia manten, die im Gerichtssaal ausgestellt sind, sowie hohe Geld beträge aus d^in Besitz der Opfer wurden nach deren Tod bei der Witwe Becker gesunden. Ferner wurde, scstgcstellt, daß sie In zwei Jahren zweihundert Gramm Fingerhutgift sDigitaltn) verbraucht hatte, wovon bereits eine geringe Menge tödlich wirken kann. Die Angeklagte hat bisher die ihr zur Last gelegten Mordtaten hartnäckig geleugnet. Dle Beweisführung wird dadurch erschwer!, daß die ärztliche Unter suchung der Opfer ln keinem Fall einwandfrei dir Verwendung von Fingerhutgist ergeben hat. Es konnte lediglich festgcflellt werden, daß alle Opfer unter ähnlichen seltsamen Vergiftungs erscheinungen des Magens gestorben sind. Vlamenpftücken am Felsabgrund Löblicher Absturz «ine» 16jährige« Rädchens. Graz, 7. Juni. Dle 16jährig« Margarete Altenburger aus Graz unternahm KIvins Lkronilc Wie erst jetzt bekannt wird, ereignete sich am Pfingstsonn- abend ln Turnau ein neuer Uebergrlff tschechischer Soldat««, wobei sogar eine Kranke tn wüster Weise belästigt wurde. Die Preßburger Autonomie-Kundgebung de« Slowaken- lum» hat in Budapest große Beachtung gefunden und wird als der Auftakt einer entscheidenden Auseinandersetzung zwischen dem Slowakentum und dem Lschechenlum bezeichnet. Ministerpräsident Daladler ist am Dienstagabend, von Ter- bire kommend, lm Flugzeug wieder ln Paris eingetroffen. Am späten Abend suchte Außenminister Bonnet den Ministerpräsi denten aus, um mit ihm die Ergebnisse dieser Reise durchzu sprechen. In der Wiener Hofburg wurde der Kontinentale Reklame« Kongreß 1938 eröffnet, an dem rund 1003 Bertreter des Werbe wesens aus 15 Staaten teilnehmen. Während der Pfingsttage haben sich zahlreiche weitere Verbände und Vereine der sudetendeuischen Volksgemeinschaft elngegllrdert. Die «eu« Weltbeftlelstung Generalmajor» Udet wird auch in der Pariser Mlttagspresse ausführlich und anerkennend be sprochen. Der Pfingstsonntag brachte der 8r»ßglo<kn«rstraß« einen Verkehr, wie er bisher noch nicht erlebt worden ist. Dle deutsche HimalaPickk-peditton hat am 2. Juni das Hauptlager errichtet, von wo aus der diesjährige Versuch zur Besteigung des Nanga-Parbat unternommen wird. England hatte am 10. Mat, dem letzten Etlchtag 1778805 Arbeitslose, d. h. 382 000 mehr als am gleichen Tage des Vor jahres. Der sawjetspanische Sender Bareelona hetzt unter Beru fung auf den getarnten sowjetspanischen Ueberfall auf sranzö- sisches Gebiet offen -um Kriege. Maßnahmen zm Aeiwerseramg für kl« minderbemittelt« Bevölkerung werden fortgesührt. Berlin, 8. Juni. Die von der Relchsreglerung zur Verbilligung der Speise fette sür die minderbemittelt« Bevölkerung und zur Sicherung des Bezuges von Konsummargartne getroffenen Maßnahmen werden für die Monate Juli, August und September 1938 im bisherigen Umfange fortgesührt. Die nicht verbrauchten Ber- billigungsscheine sind nach den bisherigen Bestimmungen bi» -um 5. bzw. 19. Oktober 1938 zurückzugeden. am Pfingstsonntag mit ihren Geschwistern und einigen Bekann ten ein« Wanderung in das Hochschwabgebiet. Am Nachmitttag suchte sie auf der Sccmauer, in der Nähe der Stelle, wo einst der berühmte Afrikaflieger Walter Mittcholzcr abstürzte, nach Alpenblmnen. Durch einen unglücklichen Zufall, entweder durch Eteinschlag oder Abglcitcn, stürzte das Mädchen vor den Augen ihr^r entsetzten Geschwister ungcsähr 20 Meter tief ab und schlug dabet mehrmals mit dem Kops auf Felskanten auf. Margarete Altenburger erlitt außer anderen Verletzungen einen Schädel- basisbruch und verschied bald darauf. Vas SelratSatter ln -er Tüttel Istanbul, 8. Juni. Eine neue gesetzliche Bestimmung macht einigen Unklarheiten über das Mindestatter Heirats lustiger in der Türkei ein Ende. Von setzt an müssen männ liche Lhekandidaten das 17. Lebensjahr vollendet haben. Mäd- cl>en sind vom vollendeten 15. Lebensjahr an als heiratsfähig erklärt worden. Das Gesetz trägt somit -en Besonderheiten des Orient» Rechnung, wo Frühreife der Jugend von jeher zu jugendlichen Ehen geführt hat. Uebrigens enthält das Gesetz Ausnahmebestimmungen, nach denen in besonders gelagerten Fällen unter Zustimmung der beiderseitigen Eitern oder der gesetzlichen Bormünder Knaben nach vollendetem 15. .und Mädchen nach vollendetem 14. Lebensjahr tn den Ehestand treten könne».
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