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Sächsische Volkszeitung : 27.07.1938
- Erscheinungsdatum
- 1938-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193807270
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19380727
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19380727
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1938
-
Monat
1938-07
- Tag 1938-07-27
-
Monat
1938-07
-
Jahr
1938
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 27.07.1938
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^lotirsn angrenzenden Wohnnngcn. KIvinv Lkronilc Grelulati»» für rioen SimdrrliWrigcn Am Ri. Juli 1838 wurde der «rvsche» «»«gesützkt Lieber Groschent Als Du vor nunmehr 100 Jahren durch die Münzkonvention vom 30. Juki 1838 bei uns emgesührt wurdest, hattest Du schon einen langen wechselooklen „Umlaus" hinter Dich gebracht. Du stammst von einer sehr alten Familie ab, die sich stolz „grossus denarius" nannte, und es war Lud wig der Heilige, der Dich im Jahre 1260 unter dem nicht minder stolzen Namen „grossus turonensis" aus der Tause hob. Du wurdest schnell in ganz Europa volkstümlich und beliebt. Kein Volk, das Dich nicht haben wollte. In allen möglichen Farben und Formen von unterschiedlichsten Werten liesst Du um durch die Jahrhunderte. Hier hießest Du weißer Groschen, dort roter, zuweilen Apfelgrofchen oder Furstengrosciren. Ein mal schlicht Vauerngroschen und dann stolz Engel- und Löwen groschen. Was Du in all diesen Heilen eigentlich wirklich wert geivesen bist, das weiht Du wohl selbst nicht mehr. Im Jahre 1838 sedensalls, ' - -- begannst, kamen Es Ist kein in die Literatur 2 Tote, )0 Verletzte bei dem Attentat in San Zuan San Juan sPortorika), 27. Juli. Bei dem am Montag erfolgten erfolglosen Rcvolverattentat aus den amerikanischen Gouverneur Generalmajor Minsk,ip wurden, wie jetzt bekannt wird, zwei Personen getötet, und zwar ein Oberst der National garde von Portoriko, der an der Truppenparade teilnahm, und ein Mann, der mit vier anderen, die späterhin verhaftet wurden, am Attentat beteiligt war. Aus den Gouverneur wurden aus der 40 OOOKövsigen Zuschaucrmcnge etwa 15 Schüsse abgegeben. Ucbcr 30 Personen wurden dabei verwundet, darunter einige !m Gefolge des Gouverneurs. fall zwischen den Stationen Könitz und Dirschau. In der Nähe des Bahnhofes Schwarzwasser stürzte plötzlich ein Reisender in höchster Erregung aus einem Abteil, lief zur Wagentiir und sprang, ehe ihn jemand daran hindern konnte, aus dem fah renden Zug. Ein Zugbeamter zog sofort die Notbremse, und als man dann die Strecke zurückging. wurde der Reifende nach einigen hundert Metern mit erheblichen Verletzungen aufge- fnnden. Es handelt sich um einen Mann namens Schulz, der zusammen mit seiner Frau aus Amerika gekommen war und sich jetzt auf der Fakrt zu Benvandten nach Litauen befand. Es stellte sich heraus, daß eine Meinungsverschiedenheit zwischen Schulz und feiner Ehefrau ihn derart krregt hatte, datz er ver suchte. durch einen Sprung aus dem Zug aus dem Leben zu fcheiden. SanSeinsturz in der Hamburger Innenstadt Hamburg, 27. Juli. In der Neuslädter Straße in Ham burg stürzte ein Haus ein. Bei dem Gebäude handelt cs sich um einen alten Fachwcrkbau, der in der nächsten Zeit ab gebrochen werden sollte. Etwa fünf Meter der Außenwand stürzten plötzlich zusammen und nahmen einen Teil der Decke mit, so daß die Einrichlungsgcgcnständc und die Fußböden zu einem Teil wcggerisscn wurden. Die Wohnungen waren sämt lich geräumt, lediglich eine Frau war noch in ihrer Wohnung und hat den Vorgang beobachtet. Sie sah, wie sich der ein- ftiirzrnde Teil langsam senkte und stand plötzlich in einer Staubwolke. Die Wand ihres Zimmers war mit abgestürzt. Der Schreck, den die Frau dabei bekam, löste einen Nerven schock aus. Die sofort alarmierte Feuerwehr begann unverzüg lich mit den Aufräumungsarbeiten und sorgte sür die Räumung der als Du als Silbergroschen Deinen Umlauf 24 von Dir aus einen Taler. Wunder, daß Du bei Deiner Beliebtheit auch ringegangen bist. ,Ler Groschen, den man hat rrspart, ist mehr, denn der gewonnen wird", besingt Dich ein mittelalterlicher Sänger, und einen Spottoogel jener Zeit regst Du zu dem Vers an: Großes Wohnungsbauprogramm für München Gute Wohnungen zu billigem Preis München, 27. Juli. Die Münchener Gemeinnützige Wohn stätten- und Siedlungsgescilschast plant ini Norden Münchens die Errichtung einer großen Wohnanlage, die nach ihrem voll ständigen Ausbau gegen 3000 Wohnungen umfassen wird Zu nächst werden als erster Bauabschnitt 137 Füussamilienhäuser mit 685 Wohnungen errichtet, deren monatlicher Mietpreis zwischen 24 und 38 Mark liegen soll. Dazu kommt noch der Bau von 106 Heimstätten mit Gartenland. An der Finanzie rung der 4,4 Millionen NM betragenden Baukosten nehmen Reich und Stadt entsprechend teil. Ein weiteres Bauvorhaben, das vom Baunerein München- Haidhausen mit finanzieller Unterstützung der Stadtverwaltung -urchgesührt werden soll, sieht den Bau van 22 Häusern mit 176 Kleinwohnungen in einer Mietpreislage von 30 NM im Südosten dcr Stadt vor. Das Vollkornbrot Professor Reiter Uber den möglichen Verbrauch Der Präsident des Rcichsgcsundheitsamtcs, Professor ' Reiter, hat auf einem Kursus in der Berliner Akademie für ärztliche Fortbildung über ..Gesundhcilsführung in dcr Er ¬ nährung" referiert. Wir entnehmen seinem Vortrag, dellen Wortlaut „Die Ernährung" sZeitlchrist für das gesamte Er- nährungswcsen in Forschung. Lehre und Praxis) im Iul'hest veröffentlicht, folgende Darlegungen zu der Frage des Voll kornbrotes: In dein Bestreben, so l>cißr es da. das Volk ..gesund ernähren zu wollen, nehme die Frage des Vollkornbrotes einen breiten Raum ein. Eines sei allerdings klar: „Wir werden nie dazu kommen, hundert Prozent des Volkes mit Vollkornbrot ernähren zu können. Was wir an jungen Menschen des Arbeitsdienstes oder -es Heeres für richtig befinden, können wir noch längst nicht auf das ganze Volk anwende» mit seinen verschiedenen Allersklasfen und verschiedenen Anforderungen der Berufe. Es wäre aber zu begrüßen, wenn wir allmählich unser Volk wieder an eine Kost gewöhnen könnten, die zwar aus ernährungsphysiologischen Gründen zu empfehlen ist — heute allerdings noch mit dcr Beschränkung aus die Menschen, die In der Lage sind, ein solches Brot auch ernährungsphysio logisch zu vertragen. Wir haben Im Reichsgcsundhcitsamt an vielen Mitarbeitern, die sich für diese Arbeit zur Verfügung gestellt hatten, die Probe gemacht; ungefähr 70 Prozent haben das Vollkornbrot ablehnen müssen, mell sie ein Auftreten von Unzuträglichkeiten und ein Nachlassen ihrer Leistungen beob achten mußten. Damit soll aber nickt aesagt sein, daß nicht ein großer Teil dieser heute für de» Bollkornbrotgenuß noch un geeignet erscheinenden Menschen durch Erziehung. Gewöh nung oder Uebung vielleicht doch im Lause von Jahren einer größeren Ausnützung des Vollkornbrotes zugesührt werden könnte. Diese Entwicklung dars aber nicht zu stark beschleu nigt werden, denn höherstehend als die Einführung einer früher geübten zweckmäßigen Ernährungssorm ist immer die Siche rung -er Leistung." Zuchthausstrafe sür einen VottSschädling Steuern hinterzogen, Devisen nicht angemcldet Kiel, 27. Juli. Das Schleswig-Holsteinische Sondergericht verurteilte -cn 44 Jahre alten früheren Bankvorsteher Soenne Volkerts aus Nieblum aus Föhr wegen fortgesetzter Vcr- mögcnssteuerhinterziehung. sorlgcsehler Einkommenssteuer hinterziehung, Verbrechen gegen das Volksverrats gesetz vom 12. Juni 1036 und Verbrechens gegen die Pflicht zur Anbietung ausländischer Devisen zu einem Jahre neun Mo naten Zuchthaus, 24 000 RM Geldstrafe bzw. weiteren acht Monaten Gefängnis und siinj Iabren Ehrverlust. Volkerts hatte von 1925 bis 1937 über 1000 NB! Vermögens- und 2600 Reichsmark Einkommensteuer hinterzogen. Außerdem hat er 1933 nach dem Inkrafttreten des Volksverralsgesetzcs den Besitz von 3 227,50 Dollar nicht angezeigt und auch der Rcichsbank nicht angeboten. Sltllichteitsverbrecher aus der Nicht erschossen Vraunschmelg, 27. Juli. Im Ermittlungsverfahren gegen den geisteskranken Sittlichkeitsverbrecher Heinrich Kaiser, der vor einiger Zeit an einem zehnjährigen Mädchen ein furchtbares Sittlichkeilsverbrcchcn verüble und es dann erwürgte, wurde von der Kriminalpolizei ein Ortstermin abgehalten. Währen des Transportes im Walde versuchte -er Sittlichkeitsvrrbrccher an einer abschüssigen Stelle im Gebüsch zu flüchten. Da er trotz Zurufs nicht stehen blieb, wurde von -er Schußwaffe Ge brauch gemacht. Kaiser wurde tödlich getroffen. dem mit der Regierung des Fürstentums beauftragten Fürsten Franz Icsoph von Liechtenstein telegraphisch seine Anteilnahme übermittelt. Montag abend startete das Virfthansa-Hochseeslugzeug Ha 139 „Rordmeer" vom Katapultfchiff „Friefcnkand" zum ersten diesjährigen Rückflug nach den Azoren. Es gelang der „Rord meer", die 3850 Kilometer fange Strecke zwischen Newyork und den Azoren in 14 Stunden 20 Minuten zu bewältigen. Für die Teilnehmer an dem Iuteruatlonalen Kongreß für berufliches Blldungswese« fand am Dienstagabend im Weißen Saal des Berliner Schlosses ein Empsang der Reichsregierung statt. Wie der „Kurser Tzerwony" ans Teschen meldet, deser tieren fast täglich tschechische Soldaten und begeben sich auf polnisches Gebiet. Bon einem in dem tschechischen Teil der Stadt Teschrn stationierten Bataillon sollen im Lause eines Monats 200 Soldaten ihre Truppe verlassen haben. Im Verlauf der Dienstagsitzung de» Unterhauses erklärte Premierminister Chamberlain, die britische Regierung habe auf Veranlassung und Ersuchen der tschecho-ssomakischen Regierung -ugestimmt, datz Lord Runciman als Untersucher und Vermittler nach der Tschecho-Slowakei gehen soll. Ministerpräsident Dr. Hodza empsing am Dienstag cinrn Teil der amerikanischen Slowaken-Abordnung mit Dr. Hletko an der Spitze. Die Aussprache galt den Autonomieforderiingen der Slowaken, die durch die Ücberbrlngung des Pittsburger Bertrages eine wesentiiche Unterstützung erhalten haben. „Den tobten sie hin zum Grabe singen so lang dabey die groschen klingen." Selbst Goethe hat es nicht verschmäht, einen Gedanken an Dich zu verschwenden: „Wie sauer wird ein Taler ver dient, wenn man ihn groschenmelse verdienen soll" meint er. — Auch in der Umgangssprache hast Du Deinen Platz gesunden. Ein groschenslecher Geizhals, der seinen Zinsgroschen nicht ordentlich erlegte, konnte von einem Achtgroschenjungen, der sich ein Fünfgroschenbrot kaufen wallte, leicht ins Verderben gebracht werden. So viel über Deine reichbewegte Vergangenheit. Eine kleine Verwandlung mußtest Du Dir im Jahre 1873 nach der Gründung des Reiches noch gefallen lassen. Du wurdest ins Dezimalsystem gebracht und cingerciht in die Münzen, die ungesähr 200 Deiner Vettern — Mulden, Kronen, Taler. Schil linge — mit ihrer ganzen Familie an Scheidemünzen außer Kurs setzte. So bist Du bis zu uns gekommen. Erst warst Du aus Nickel und im großen Kriege warst Du aus Eisen. Aber dann tatest Du einen tiefen Fall. Du konntest ja nichts dafür, vielleicht grauste Dir so vor Leinen Herren und Meistern, daß Du von der Bildfläche verschwandest. Tein Wert mar ja auch nur noch eine mikroskopische Größe, als mir mit astrono mischen Zahlen rechnen mußten. In vielen Stürmen erprobt bist Du nun wieder da, hübsch goldgelb glänzend. Wir freuen uns, wieder ein paar von Dir in der Tasche zu haben und Dich aus die hohe Kante legen zu können, ohne befürchten zu müssen, daß Du „heruntersällst". Du bist und bleibst ein stabiler Bursche, auf den wir uns verlassen wollen — auch die nächsten 100 Jahre. Im Remter des Breslauer Rathauses begrüßte am Diens tag mittag der Oberbürgermeister der Feststadt Breslau die Vertreter der deutschen Tuen- und Sportvereine im Ausland. In der Aula der schlesischen Friedrich-Wilhelm-Universität findet mährend des Turn- und Sportfestes eine Tagung der Füh re» der ausiandsdeutschen Turn- und Spariverein« statt, die am Dienstag mit einer Ansprache des Reichssportsührers, Staatssekretär v. Tschammer und Osten, «Ingeleitet wurde. Auf Anordnung des Reichssportführers ist der fiir Freitag nachmittag vorgesehene Kongretz des Deutschen Relchsbundes für Leibesübungen abgesagt worden, weil der Einsatz der Amts träger durch die Größe des Festes so stark geworden «st, datz die Führer aller Grade von dieser Belastung frelgehalten wer den solle«». Am Dienstag wurde im Bayreuther Festspielhaus die Neu inszenierung von Richard Wagners „Tristan und Isolde" zum ersten Mal wiederhol«. Auch dieser zweiten Ausführung wohnte der Führer bet. Der Führe» stattete der Ludwlg-EIebert-Festhasse in Bay reuth einen Besuch ad, bet dem er von dem stellvertretenden Gauleiter Ruckdeschel und dem Oberbürgermeister der Stadt Bayreuth, Kempfler, begrüßt wurde. Aus Anlaß des Ableben» des bisherigen Regierenden Fürste?» von Liechtenstein hat der Führer und Reichskanzler ordnung über die Handelsspanne beim Ausschank von Trink milch erlassen, die im Reichsanzeiger vom 2«. Juli vcrössentlicht wird. Danach darf beim Ausschank von Milch nur noch eine fest umrissene Bruttoverdienstspanne auf den Einstandspreis berechnet werden. Soweit bisher geringere Derdienflspannen berechnet wurden, dürfen sie nicht erhöht werden. Der Ein standspreis setzt sich zusammen aus Einkaufspreis zuzüglich Fracht. Es ist verboten, Handlungen vorzunehmen, durch die milteibar oder unmittelbar diese Vorschriften »ingangcn werden oder umgangen werden sollen. Die zuständige Preisbildungs stelle kann zur Vermeidung non Härten Ausnahmen zulassen. Wer den Bestimmungen der Anordnung zuwidcrhondclt. wird mit Ovdnungsgeidstrose in undejzrenzter Höhe bestraft. Außer dem kann die Schließung von solchen Betrieben aus Zell oder Dauer «»geordnet werden. Die Anordnung ist mit sofortiger Wirkung in Krast getreten. Sin entsetzlicher Fang Rom, 27. Juli. In der Nähe der sardinischen Hauptstadt ereignete sich ein ebenso außergewöhnlicher wie tragischer Vor fall. Als der Fischer Santino Fanni seine Netze einholte und zunächst bei ihrer Schwere auf einen besonders glücklichen Fang hoffte, gewahrte er darin die Leiche eines Kindes. Zu seinem Entsetzen erkannte er In dem Toten seinen zwölfjährigen Sohn Nunzio, der bereits am Vormittag beim Baden von seinem Bruder vor dein Ertrinken gcrcllct worden war, aber nach mittags erneut ins Meer gegangen war und Len Tod gesuicken hatte. 7 Zatzre Zuchthaus für aewerbSmDtqe Abtreibung Hamburg, 27. Juli. Die 67jährigc Ehefrau Berta Sckü- nann wurde vom Schwurgericht Hamburg wegen gewerbs mäßiger Abtreibung in vier Fällen, darunter in einem Fall in Tateinheit mit fahrlässiger Tötung, zu sieben Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverlust verurteilt. Die Verurteilte hat ihr schändliches Geivcrbe schon seit dem Jahre 1903 ausgcübt und hat deswegen im Lause der Jahre mehrfach hohe Zuchthaus und Gesängnisstrafen erhalten. Sie ist geständig, seit 1933 mehrere Eingriffe gegen Bezahlung vorgenommen zu haben. 1937 ist eine Frau an den Folgen eines Eingriffs gestorben. GerllWreferendar svmlos verschwunden Bremen, 27. Juli. Seit einigen Tagen wird in Verden an der Aller der Gerichtsrefereudar Karl Barth, der erst kürzlich das juristische Eramen mit Auszeichnung ablegte, vermißt. Er brachte in der Nacht von Montag auf Dienstag mit dem Fahr rads Briefe zur Post und kehrte -richt in das Elternhaus zurück. Man nimmt an, daß der junge Mairn plötzlich einen Nerven zusammenbruch erlitten hat. Sprung aus dem fahrenden V-Zug Ausregender Zwischenfall nach einen, Ehestreit. Königsberg, 27. Juli. Zu einem merkwürdigen Zwischen kam es gestern morgen im D-Zug Berlin — Königsberg In -lesen Tagen waren -le Außenminister -er so genannten Oslogruppe, die außer den skandinavischen Slaa- aen Belgien, Finnland, Luxemburg und Holland umsaht, stn Kopenhagen versammelt, um zu der politischen Lage in Europa Stellung zu nehmen. Es hatte von vornherein «nicht die Absicht bestanden, weitergehende politische oder «wirtschaftliche Abreden zu treffen, nachdem frühere Ver- «srrche diefer Art nicht den erwarteten Erfolg gehabt haben. Die Grundlage der Zufammenkunst war der übereinstim mende Wille der vertretenen Mächte, ihre neutrale Stel lung im «uropiiischrn Großmachtseld zu verstärken und chärsere Abgrenzungen gegenüber den Gefahren der kollek- ivisttschen Methode v«Ainehmen. Es ist daher kein Wunder, daß die Genfer Institution und insbesondere der Sanktionsartiket 1k außerordentlich schlecht weggekommen sind, weil die vertretenen Mächte auf Grund der Erfah rungen des Sanktionskrieges gegen Italien die Gefahren sieser Art von Kollektivismus nur zu deutlich erkannt haben. Am entschiedensten bekannte sich der belgische Außen- iminister Spaak zur Neutralität, dessen Land erst vor wenigen Monaten den entscheidenden Rückzug aus der Ner- fflammerung der Weltkriegsverträge vorgenommen hat. Nicht die Genfer Liga als solche wurde als überholt er ¬ klärt, wohl aber das Genfer Eanktionssystem, das unter - ^L'Ä-7'L" I preWoi, siir »en «Eank den Trinkmilch ständen außerhalb eines etwaigen kriegerischen Konfliktes I Mit Zustimmung des Beauftragten für den Vierjahres bleiben, der zwischen den Großmächten ausbrechen könnte, I plan hat der Reichskommissar für die Preisbildung eine Air- und sie ist daher entschlossen, alle Maßnahmen zu fördern, " """"" - die sie aus der politischen Schußlinie der großen Politik fernhalten. Während Großbritannien den Weg der Iso lation gegenüber Europa weithin ausgegeben hat, ist also in Europa zwischen Luxemburg und dem Nördlichen Eis meer ein neutraler Bereich entstanden, dessen Staaten sick nach allen Seiten ihre Handlungs- und Entschlußfrerheit vorbehalten wollen. Inzwischen hat sich in Paris eine Konferenz anderer Art zusammengefunden, die genau de» umgekehrten Weg gehen will. Die Zusammenkunft, welche unter dem selt samen Namen „Welt-Sammlungsbewegung sür den Frie den" ihre Beratungen abhält, ist gleichfalls von einer Reihe europäischer Länder beschickt, aber ihre Vertreter sind zum Glück nicht in der Lage, im Namen ihrer Länder zu sprechen. Da ist der alte Völkerbundsenthufiast und Kollek- tivittitssanatiker Lord Robert Cecil, der einmal im Krieg Vlockademinister war, und seitdem immer von sich reden macht, wenn irgendwo in der Welt über humanitäre oder pazisistisch« Probleme gesprochen wird. Da ist der Pariser Kommunistensührer Cachin, der seit zwei Jah ren die Volksfront zum Eingreifen sür Spanien ausrust und als der unmittelbare Beauftragte Stalins und Dimi« trosss zu betrachten ist, da finden wir ferner den früheren französischen Außenminister Paul-Boncour und den unvermeidlichen Pierre Cot, der während seiner Ministerschast der Hauptlieferant französischer Kriegsslug- »euge an Sowjetspanien war. Diese Konferenz entrüstete sich, ihrem humanitärem Programm entsprechend, gegen die Bombardierung offener Städte, mit der man bereits im Unterhaus dem britischen Ministerpräsidenten die Hölle heiß zu macken suchte. Aber wir vermissen auch auf der Pariser Konferenz den Hinweis darauf, daß es rotspanische Bombenslieger waren, die frieoliche Städte in National spanien in Trümmer legten, wobei Hunderte von Menschen ums Leben kamen, wir vermissen die Verurteilung der Bombenwasfe als Polizeiinstrument der britischen Kolo- nialregierung in Palästina, Arabien und Nordindien. Es ist nicht verwunderlich, daß sich diese „Welt-Sammlnngs- hewegung" zum Kollektivismus als einzigem Friedens mittel bekannte und eine Lobeshymne aus die Genfer Grundsätze sang, die eben erst in Kopenhagen so vernichtend kritisiert worden sind. Es braucht uns auch nicht zu über raschen, daß diese Patentpazisisten erneut zur Einmischung für Sowjetspanien aufriefen und die Prager Negierung ermahnten, auf jeden Fall unnachgiebig gegenüber den Forderungen des „Pangermanismns" zu bleiben. Wäh rend sich in Kopenhagen die Front der Neutralen auf ein Programm der Nichteinmischung in fremde Konflikte ver einigt«, haben sich die Pariser Interventionisten verschwo ren, um die vorhandenen europäischen Konflikte unlösbar und zu einem zuverlässigen Instrument des Interventions krieges zu machen.
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