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Sächsische Volkszeitung : 14.07.1938
- Erscheinungsdatum
- 1938-07-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193807145
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19380714
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19380714
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1938
-
Monat
1938-07
- Tag 1938-07-14
-
Monat
1938-07
-
Jahr
1938
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 14.07.1938
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,Friedrich Wilhelm in tormentis z>inxit^ Briefe und Bilder de» SoldatenkSnig« Ueber der geschichtlichen Leistung des „rot sergant , seiner Sorge und Mühe für das arme und kärgliche Preutzen vergibt man leicht, nach der menschlichen Eigenart Friedrich Wilhelms I. zu fragen. Der Ruhm seines Sohnes Friedrich, vor allem aber dessen bitterer und zäher Kampf gegen den Vater stempelt diesen für den flüchtigen Betrachter leicht zu einem unbedeuten den, verständnislosen, harten und schwierigen Charakter. So ist es ebenso neu wie überraschend, die wenigen und kurzen Briefe des Soldatenkönigs zu lesen, und auf einmal zu spüren, wie menschlich er doch war, dieser seltsame, unglückliche, sein Leben lag mitzvcrstandene und wenig geliebte, ja von seiner eigenen Familie belächelte König. Seine Bilder und Briefe liegen jetzt in einer schönen, schlichten Ausgabe vor, die Deutsche Vcrlagsanstalt Stuttgart, Berlin, hat sie unter dem Titel „In tormentis ptnxit" herausgebrackt. Man staunt immer wieder beim Lesen, wie anders der König ist als man ihn sich dachte. Die Knappen, schnell hingeworfenen Zeilen an den alten Dessauer, den einzigen Vertrauten des einsamen Königs, kommen — das merkt man schon in den paar Briesen, die wir Im folgenden abdrucken — aus einem so selbstverständ lichen. schlichten und herzliche» Einverständnis, wie man cs von diesem als hart und verschlossen verschrieenen Mann nie erwartet hätte. Liest man dann noch von den merkwürdigen Malversuchen des Königs, datz der von Gichtschinerzen auf das schwerste Gequälte an den Rand seiner Bilder schrieb „in tormentis pinxit" s„unter Schmerzen gemalt"), so wird man still, und hütet sich, Uber den Diletantismus dieser „Schmiere reien" zu lächeln; gerade das so handgreiflich Misslungene wird auf einmal bedeutsam und tst seltsam ergreifend. Man denkt an sein Wort, „datz Könige mehr leiden müssen als andere Menschen"... Wusterhausen, den 3. Julius 1711. ... Euer Lieben haben Opinion, als wenn man was an mir von Ihnen geschrieben hätte. Das will ich nicht leugnen. Was 16; unter uns sage — Ich zweifle nicht, datz cs verschwiegen bleibet. Aus Wesel hat mir ein Vornehmer bet Hofe geschrieben, dah er einen Deserteur hätte in der Zitadelle gesprochen. Er hätte gefraget, warum er desertiert wäre; er hätte geantwortet, das Desertieren käme daher, weil der Fürst kommandierte. Das sind die grötzten Povertätcn die man schreiben und sagen kann. Ich habe geantwortet, datz man den schellm rädern sollte, der so was vom Offizier, geschweige vom Commandeur en Ches sagt.. Euer Lieben können versichert sein, datz 16; Ihr guter Freund bin und glaube nicht aste die Pauvertehten, was sie schreiben und sagen. Nur habe Ich nichts anderes zu bitten, als datz Sie fleissiger in die Kirche gehen, weil in Wahrheit cs viel Tort machet, datz Sie das en bahgateste traktieren. Euer Lieben misten wohl, datz ich es gut mit Ihnen meine und datz Ich kein Vietist bin. Aber Mott vor alles in der Welt. Mit Gottes Hilfe werden Euer Lieben mich noch mal danken für den guten Rat; und wenn Sie Reflexion machen, so werden Sie gestehen, 16) habe recht. Ich habe Sie lieb und wollte, datz es Ihnen wohs ginge hier auf Erden und auch Im hlmmest... Wusterhausen, den 0. September 1721. ... Die Herren werden mir erstlicher dage den kop wahrm machen, bis Ich ein exempcll statuiere, und dann pastiere ich in der weldt vor ein kolericus. Ist das meine schuldt? Gott weitz, datz Ich gar zu tranauist bin. Wenn ich mehr collericus wäre, ich glaube, es würde besser sein. Aber Gott will cs nit haben. Der ick stets Euer Lieben guter freundt sein werde. I6) habe 500 Hühner, sage 500 Hühner geschossen... Wusterhausen, den 17. Oktober 1725. ... Es wundert mir sehr, datz Euer Lieben darein sehtzen, datz das eine ungenade märe, datz Sie an Grumbkow eine declaracion gehben sollten. Ja, es ist wahr: wenn es sollte gegen Euer Lieben Ehre was darinnen stehen, alsdann Sie recht hetteni Aber es stehet nits anders darinnen, als datz Sie Grumbkow für einen ehrlichen Mann erkennen, wofür ihn die ganze Generalität hielte. Also sehe ich nit, warumb Sie es nit tun wollen. Dieses ist das wenigste. Wenn cs nach Gottes und weldtlichem Gesetze von rechtswehgen ginge. Euer Lieben viel mehr mützten tuhn. Alsdann Euer Lieben recht hetten, sich zu beschwehren, datz es gegen Ihre Honneur wäre. Aber in dieser Declaration nits gegen Ihre Ehre enthalten ist. Ich schlecke das Projekt hierbei. Umb gottcs willen, fatzen Sie sich und sein krlstlich und nit so Hardt. Denn Gottcs strasfe gewitz darauf erfolgen mutz. Wo dieses nit geschiehet, sagen Sie mir, wie kann die Sache ausgemachet werden? Sott ich Grumbkow weg jagen? Das werde mein dage nit tun. Darauf lasse ich alles ankommen. Denn wenn das sollte angehen, so würde... eins nach dem ander» so fordtgeschaffet werden und dann cntlich die Reihe an mir kommen. Also ich meine Ossicier und diener suttentrcn muhs, woferne ich selber mir suttenircn will. Euer Lieben sein so ein kluger und Penetranter Herr als einer mit in EnroPa und begreisfen dieses bester, als ich Sie sagen kann. Also wenn ich an Ihrem Platz wäre, so wollte ich viel! mehr tnhn, die gantze weldt zu desabusicren, datz sie von mir nit solche gedancken hegen solten. Gott gehbc Euer Lieben seinen raht der sanftmuht und gellndigkeit, alsdann alles nach seinem Witten guht gehen wterdt... Potsda, den 14. Juli 1727. ... Ich flatire es mir, was Preutzcn anbclangct, ist nit unsere schuldt; aber wir Dirigiren, und unser herGot mnhs sein sehgen gehben. Wenn er das nit gehben will, ist nit unser schuldt. Datz es mir nit nahe gehet, in die 14 jnhr nits gcmachet zu haben, und alle mein mühe, sorge und sleis, geldt altes umb- sonst dasl Wenn ich gedencke, datz ich es hette in Pommern und hiesiege lande angewendet und gühter gckausfet und meine Do- menen so examiniren latzen wie in Preutzcn, was zu verketzern, wehre ich sehr weit gekommen wehre, und meine Rcvenus sehr wohil stünden, und die grohtze sume gcldes in diese lcnder Rullirte — gewitz ein sehr grohtzcr sorielt wehre. Iho das geldt und zeit versptllert und ins Mehr geworfen. Gehet mir nahe. Wenn die 14 jahr wieder zurücke hette — a la bonncur. Aber die sein fordt, ohne was zu tuhn. Wenn ich veroperiret und Re- dutten, Komedte gemachet hette, so wützte noch wovor. Aber ich habe nits als chagrtn, Sorgen gehat, das geldt auszugehben. Ergo ich mich sehr Prostituiret habe vor die weldt, und ich vor fremde leutte nit gerne höre von Preutzcn sprechen, denn ich mich scheine. Gott hat mir bewahret, sonste hetie ich mützen nerrisch werden vor schimpf und Mockerie vor die ganze weldt. Aber Gott hat mir bewahret, denn der mir wcitter bewahren wlerdt. Anfeln, ich mache in meine asfercn eine ander Dis position. Den windt streiche ich aus und gehe auf das solide. Mit Gottes hülfe, so werde mir doch wieder hcrrautzer helfen, das die Machine nit übern Haussen gehe. Aber adieu verketzeren! Das bltzgen, was ich zu lehben habe, will in stille lehben und von die weldtlichen fachen mir so wenig Mcliren als meine schuldigkeit und ehre es leiden wlerdt... Berlin, 2. März 1740. ... Weil Ich in dieser Welt ausgejaget habe und also die Parforcejagd ganz aufgeben will, um die unnützen Kosten ein- zuzichen, indem Mein ältester Sohn doch kein Liebhaber der Jagd ist, noch werden wird, so habe Ich solches Ew. Liebden berichten mosten. Denn Ich habe recht schöne Hunde, welche Ich Derofelben am liebstene gönne. Also werden Ew. Liebden einen Piqueur anherosenden, um sich von diesen Hunden, soviel als Sie behalten wollen, auszusuchen. Vos zwei Jahren: Gin einziger Mann erobert Sevilla Die Stimme <yneipo de Llanos genügte Die alte Turmuhr der Sevistakathedrale halte bereits zehnmal geschlagen, als in -en späten Abendstunden des IS. Juli 1030 ein schweres Bombenslugzeug der spanischen Luftwasfe mehrere Schleifen über dem Zivilflughasen von Sevilla um schrieb und in einer Ecke des Flugplatzes — und nicht an der vorgeschriebenen Stelle vor dem Empsangsgebäude — landete. Ein Hoher Ossizier entstieg der Maschine. Das war General Oueipo de Llano, die rechte Hand General Francos, des Ober- besehlshabcrs -er Truppen In Marokko. Zwei Tage zuvor halten sich die spanischen Truppen in Marokko gegen die rote Herrschaft erhoben und gesclpvoren, nicht eher zu ruhen, bis das Joch Moskaus gebrochen wäre. Schon waren 180 Mann In Algeciras, unweit Gibraltar, auf spanischem Boden gelandet und näherten sich auf Lastkraft wagen der Hauptstadt Andalusiens. An ihrer Spitze stand der kampferprobte Oberst Tastegon. Was vermochte aber diese Handvoll entschlossener Helden gegen eine mit starker Garnison besetzte Grotzstadt mit 145 000 Einwohnern auszurichten? Mehrere Gestalten, vom Mondschein nur schwach be leuchtet, kamen im Laufschritt an das Flugzeug heran. Freunde oder Feinde? Hatte jemand die Ankunft de Llanos an die Roten verraten? Sollte ihm das Schicksal beschicken haben, unterzugehen, ohne die Aufgabe, seine Lebensaufgabe, erfüllt zu haben? Doch nein — das waren Freunde. Hastig schüttelten sich die Männer die Hände, und schon marschieren sie durch einen Ncbcnausgang des Flugplatzes und über eine unbeleuch tete Stratze gen Sevilla. Unteroffizier Iosö Aguilar, der einstige Bursche de Llanos, der vor Jahren diesem das Leben gerettet hatte — als in Melilla der Hauptmann de Llano von einem Marokkaner überfallen worden war — eilt voraus. Schon werden die Freunde Francos aus dem Schlafe geweckt: „Queipo de Llano tst da! Arriba Espana!" Hinter-einer Kurve, im Schutze einer Baumgruppe, steht Lastwagen; Oueipo de Llano besteigt ihn. Und mit ihm der grauhaarige Oberst Gomez, der ewige Spatzmacher Hauptmann Mendozas und noch einige Leutnants — alles Zöglinge der Militärschule Alcazar. Jetzt rollt schon der Wagen durch die abendlichen Stratzen Sevillas. Keiner beachtet sie. Jeder glaubt, das sei wieder ein Plünderkommando der Roten . . . Die Miliz posten erheben sogar die rechte Faust zum marxistischen Grutz... Am anderen Ende der Stadt, dort wo sich die grotzen Funa- türme erheben, hält der Lastwagen vor dem Sendehaus. Die Fenster sind hell erleuchtet. Die Tür ist nicht zugeschlossen. Aus dem Senderaum dringen die feurigen Weisen spanischer Tanz musik. Die Osfizlere rennen die Treppe hinauf. An ihrer Spitze General oe Llano. Er reitzt die Tür zum Senderaum auf. Gerade ist der letzte Musikakkord verklungen und der Sprecher vor das Mikrophon getreten, um die letzten Abendnachrichten bekanntzugeben. Wie aus Melista mitgeteilt wird, ist der Aufstand der Verräter, welche die Waffen gegen die gesetzmätzige Regie rung erhoben haben, elend zusammengebrochen. General Franco hat sich ergeben, de Llano, der bewaffneten Widerstand geleistet hat, ist tot . . ." Der Sprecher, der unvorschristsmätzige Geräusche an der Tiir härt, wendet den Kopf. Seine Haut wird fahl, das Kinn zittert, als er die zehn Offiziere im Scndcraum erblickt. Jeder von ihnen hält zwei Revolver. Sechs Läuse sind gegen ihn gerichtet. Die übrigen Waffen halten den Rest der Anwesenden in Schach. „Genug gelogen!" unterbricht de Llano die eingelrelene Stille. Er schiebt den Sprecher beiseite. „Schallet die Stratzcn- lauisprecher ein!" befiehlt er barsch einem der technischen An gestellten des Senders. Nun tritt er selber vor das Mikrophon. Auf einmal erschallen die auf öffentlichen Plätzen und in den Stratzen ausgestellten Lautsprecher, die in den letzten Mo naten die Hetzreden der Roten in das Volk getragen hatten. Sevilla wacht auf. Das ist eine neue, eine energische Stimme, die da sagt: „Hier Queipo de Llano. Ich fordere euch auf, die Truppen der Nationalen Erhebkng widerstandslos zu emp fangen. Das nationale Heer, 40 000 Mann stark, steht vor den Toren Sevillas . . ." Die Bewohner von Sevilla verlassen ihre Betten und eilen zu den aufgesperrten Fenstern. Gespannt lauschen die Rund funkteilnehmer und die Besucher öffentlicher Gaststätten der freudigen Botschaft, die man sich in -en Monaten des roten Terrors nicht einmal erträumen durfte. Mitten in seiner Ansprache hält Queipo de Llano plötz lich an. Was ist das? Ein entferntes Donnern dringt durch die sonst so schalldichten Wände des Senderaumcs. Schon schlägt eine Granate in der Nähe des Rundfunksenders ein. Die rote Artillerie hat den Befehl erhalten, die von den Nationalen besetzte Station zu beschicken. De Llano reitzt das Fenster auf und schaut hinaus. Immer näher schlagen die Granaten ein. Wenn richtige Artillerie offiziere das Feuer leiten würden, märe schon lange nichts mehr vom Gebäude geblieben. Aber auch so kann man sich ausrechnen, datz cs Treffer geben würde, noch ehe der Oberst Castegon mit seiner Kompanie in die Stadt einmarschiert. Festen Schrittes kehrt er zum Mikrophon zurück, ohne die Fenster wieder geschlossen zu haben. „Lauschet, ihr Bürger Sevillas!" ruft er in den Archer, „die Artillerie des nationalen Spaniens räumt mit dem roten Gesindel auf!" Die Lautsprecher tragen diese Worte durch aste Stratzen und Gassen der alten Stadt. Jeder härt das Donnern der Ge schütze, jeder eilt hinaus, um die Befreier zu empfangen, die Garnison streckt die Waffen, noch ehe Castegons 180 Mann an die Stadtgrenze herangerostt sind. Und als schliehlich die zehn Lastwagen ln den Stratzen Sevillas erscheinen, werden die Befreier begeistert begrützt. Sevilla ist die erste Grotzstadt, über welcher die nationalen Farben wieder wehen. So hat die Stimme des „Rundsunkgenerals" Queipo de Llano die bedeutendste Stadt Sildspanlens erobert, und seit lener denkwürdigen Nacht vor genau zwei Jahren kündet sie jeden Abend die Erfolge -er nationalen Truppen an. K. v. P. Hughes vsrr Abschlutz seines weltfiuges Der amerikanische Weltflicger Howard Hughes ist am Mittwoch um 13 Uhr MEZ in der ostsibirischen Stabt Jakutsk zum Weiterflug nach Alaska gestartet, wo er in Fairbanks die letzte Zwischenlandung vor Newport machen will. Hughes steht also kurz vor Vollendung seines Weltsluges. — Unser Bild zeigt den Flieger bei Ueberholungs- und Tankarbeiten aus dem Pariser Flughafen Le Bourget. (Scherl Bilderdienst, Zander-M.) Der Fesselballon inr Weltkrieg Eine „Waffengattung" von rasch gestiegener Bedeutung — Interessant, wichtig und gefährlich Oberstleutnant F. Kronberger schildert im Iuliheft der „Deutschen Kriegsopferversorgung" die Aufgabe und die Lei stung des Fesselballons im Weltkrieg: Acht Feldlustschisfer- Abtcilungcn mit sechzehn Ballons rücken 1014 ins Feld. Wäh rend des Bewegungskrieges erzielen sie beachtenswerte Erfolge. Die Ausgaben bestehen in der Erkundung der feindlichen Stel lungen und Bewegungen, Auffindung der gegnerischen Bat terien, Einschietzen der eigenen Artillerie, Photographieren des Kampsgeländcs. Im Lause der Zeit gelangt der Fesselballon zur wachsenden Bedeutung. Er ist das Auge des Heeres, nütz lich in der Feldschlacht, unentbehrlich beim Grabenkamps. Bei günstiger Beleuchtung und ruhigem Wetter können vom Korb aus die wechselnden Gefechtsausgaben schnell un sicher gelöst werden. Sobald aber stärkere Lustbewegung herrscht, ist der Aufenthalt im Ballon recht unangenehm. Di« erschütternden Schwankungen machen die Erkundung fast un möglich. Kein Schiff kann so umhergeworscn iverden, wie der Fesselballon von einem mitteleuropäischen Sturm. Plötzlich kommt die Seekrankheit. Der Schwelst rinnt Uber das Gesicht. In wenigen Augenblicken ist der Magen leer. Der Wind treibt das Wasser in die Augen. Es sällt schwer, sich am Telephon verständlich zu machen. Doch die eiserne Pflicht zwingt zur Selbstbeherrschung. Am härtesten Ist der Winterdienst. Starker Frost bietet meist wunderbare sichtige Luft. Der eisige Wind geht durch Mark und Bein. Nur mit Mühe können die steifen Finger das Glas halten. Wenn nächtliche Dunkelheit die anderen Waffen behindert, leistet der Ballon bewundernswerte Arbeit, Am Ausstiegplatz herrscht geschäftiges Treiben. Fast unmerklich geht der Ballon in die Höhe. Alle Nerven des Beobachters sind angespannt. Die Front ist überhellt von den ausblitzenden Leuchtkugeln. An dem Mündungsseuer der Geschütze erkennt man, von wo aus die Geschosse geflogen kommen. Der Ballon aber bleibt unkenntlich für Freund und Feind, eingetaucht in die Finsternis der Nacht. Häufig wird der Fesselballon das Opfer von Luftangrif fen. Unentwegt ist der Gegner darauf bedacht, die lästige Ueber- wachung aus der Vogelschau auszuschalten. Wie der Falke aus die Taube stützt, so stürzt sich der Jagdflieger aus den Fessel ballon. Der Lustschisscr kann sich nicht wehren. Durch den Ballon ist er an der Aussicht nach oben behindert. Hoch in der Luft kreist der feindliche Flieger. Drohend senkt er sich tiefer. Da schrillt das Telephon. Der Leiter des Erddienstes befiehlt „Abspringen". Der Beobachter schwingt sich über die Gondel und saust in die Tiefe. Bange Sekunden vergehen. Langsam öffnet sich der Fallschirm. Gleichzeitig sehen die Abwbhrwajfen ein. Flakartillerie und Maschinengewehre geben ein rasendes Schnellfeuer ab. Mit äutzcrster Krajt zieht die Motorwinde den Boston ein. Plötzlich schietzt eine Stichflamme empor. Wie eine lodernde Fackel stürzt das Luftschiff zu Boden. Mit Windeseile ist der Pilot in den Wolken verschwunden. Aber immer wieder erscheinen neue Ballone am Himmel, so viele auch der Feind zur Explosion bringt. Im Sommer 1018 verfügt die deutsche Luflschiffertruppe Uber 180 Ballonziige mit je einem Ballon. Noch in den letzten Vcrzweislungskämpfen leistet der Fesselballon der Front treu« Dienste. Bis zur äutzcrsten Steighöhe wird das Drahtseil ausgcnüht. Erfreuliches können wir nicht mehr melden. Di« Ucbermacht der Gegner wächst von Tag zu Tag. Im Weltkrieg haben wir 055 Ballone durch feindliche Einwirkung verloren, dazu 00 Offiziere und 040 Mann. Japanische Staatsschätze süv die Aus stellung altjapanischev Aunst in Berlin Als besonderes Zeichen deutsch-japanischer Freundfchast Tokio, 14. Juli. (Ostasiendicnst des DNB.) Der Ausschuß für die Betreuung -er Staatsschätze genehmigte siir die Aus stellung altjapanijcher Kunst in Berlin erstmalig in der aus wärtigen Geschichte Japans die Verwendung von 3V Staatsschätzen. Hierzu kommen erstmalig für eine aus wärtige Ausstellung überhaupt 13 Stücke aus kaiser lich japanischem Belitz sowie 100 weitere repräsen tative Kunstwerke. Aussenminister Ugaki erklärte im Ausschuß, datz der Beschlutz zur Beschickung der Berliner Ausstellung mit schönsten und wertvollsten Schätzen altjapanischer Kunst al« besonderes Zeichen der deutsch-japanischen Freundschaft dazu bestimmt sei, das Verständnis sür den Geist und das Wesen japanischer Kunst und damit des japa« Nischen Volkes in Deutschland und durch deutsche Vermittlung bei den europäischen Völkern zu verbreiten. Die Ausstellung möge als Ausdruck friedlicher Kulturester Zusammenarbeit auch für die Völkerverständigung wirken. Auch der japanisch« Kultusminister Baron Araki drückte seinen Wunsch in ähnlicher Weise au«.
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