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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.10.1918
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1918-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19181015012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1918101501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1918101501
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-10
- Tag 1918-10-15
-
Monat
1918-10
-
Jahr
1918
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Morgen «Ausgabe Bezugspreis: L W' »teNeliahNich M. «H0: t>r 4ldd»l», »oaotlich M. L00; »«»ch »s«r, «»SwLUigen Filialen in« Hau, gedrach« monatlich M. 7.SL oiariel- iädrilch M.7LV: durch dl» Post lan»rdal»v»a«Ichland« Valami-Audaad« „uaNlch M. L7S, »lerKllSdrlich Bi. SLS; Moraen-Aul-ad« M. 1,7^ Ld»ad-Aotaade M. l.00. Sonaiaad-Butgad« M. V,SÜ moaalllch tao«Ichlt»bUch PoftdefteUgeddhri. Sauptschrtttlelter: Dr. Erich Svertb. Leipzig. hcmdels-IeUung /iLntsblatt des Rates und des poUzeianrtes der Stadt Leipzig 112. Jahrgang Anzeigenpreis: S7M Anj«la»a »- B»dd«»«n I» «mll. r«U dl« S»l»„Ii,ll, SV ps, » »»»» »Iain« Anzeigen die Koleaelzeil« w Vi, «»«»er«» » Vie Eelchesieanzeiae, <nll Vlagnorlchrlst.a I» prell, erddd« B»N«,«n: Velamiaollaa, M. 7.— da« Laalin» »»«lchl. Post,»»Ihr. gl»»>>,,m«<r 10 Vf. - Sonn- an» Frstiaa« IL Pf. F«r»ie»«ch 2nlchlatz Ar. >«n»r. I««l» so» liiipl. - p»st,<d,z>d»ni» /NM Schrilileit», »ad V»i<desI«f>,I»i Z»ha„l«,all« N«. d. Verlag: Dr Reinhold L Lo. Leipzig. Nr S2S 1918 Dienstag, den 18. Oktober MWer 6tch in ZlNhern NsgefWen v<1». Berlin, 14. Oktober abends. (Amtlich.) In Flan dern griff der Feind auf breiter Front zwischen Dlk - muide und der LyS an. Wir fingen den Stoh auf. An der Oise und Alre und westlich derMaas scheiterten die Angriffe der Franzosen und Amerikaner. ist vtd. Berlin, 14. Oktober. (Drahjbericht.) Die schwierige RSu - muugdeSEHemludeSDameS konnte ohne Störung vom Gegner planmäßig durchgeführt werden. Während vorn die Infanterie die Franzosen beschäftigte, konnte nicht nur die gesamte Artillerie mit allen MunitionSvorräten zurückgeschafft, sondern auch durch Pioniere alle Unterstände, Höhlen und Stützpunkte gesprengt werden. Als alles zu rückgebracht war, begann auch die Infanterie, vom Feinde unbemerkt, sich zu lösen. Starke Kampspatrouillen deckten ihren Abmarsch. Erst viele Stunden nach der vollendeten deutschen Rückbewegung merkten die Franzosen, daß sie nur noch schwache Kräfte vor sich hotten und begannen nachzudrängen. Hinter einer Meute von Hunden, die verborgene deutsche Maschinengewehre und Stützpunkte der Kampfpatrouillen ver bellen sollten, ging die französische Infanterie vor, allein die deutschen Kampfpatrouilleu liehen sich durch diese neue Kampfmethode nicht schrecken und hielten die französische Insanlerie so energisch ab, dah der Gegner erst Artillerie aufmarschieren lasten muhte. Erst nach tagclangen Kämpfen, unter schweren Verlusten vermochten die Franzosen ein Ge lände zu besetzen, daS unsere Heeresleitung planmähig aufgegeden hatte. Die westlichen und südlichen Vororte von Lille erhielten gestern Feuer mittleren Kalibers. In TemplcmarS, südlich Lille, wurde durch erstmalige Beschiehung Häuserschadcn angerichtet. Wembrechies le QueSnoy und LandrecieS erhielten Feuer. Die Beschiehung von Guise forderte in den letzten Tagen erheblich« Opfer unler der Zivstbrrölke- rung. Die bisher unversehrt gebliebenen Orte Grandpre und Briquenay, 7 Kilometer nördlich Grandprö, wurden von feindlicher Artillerie in den vergangenen Wochen stark zosammengeschosten. Die deutsche Fronlverlegung zwischen Oise und AiSne „Maritime und militärische Garantien" Ein offiziöser Reuterkommentar zar Lage. ct. Haag, 14. Oktober. (E i g. Drahlbericht.) Reuter meldet auS London: Von mahgebender Seite vernimmt man, dah keine Aus sicht auf einen baldigen Waffenstillstand als Folge deS deutschen An erbietens besteht, wenn nicht deutscherseits maritime uud mili tärische Garantien dafür geboten werden, dah Deutschland nicht nur bereit ist, sein Schwert in die Scheide zu stecken, sondern dah eS auch absolut machtlos ist, seine Feindseligkeiten wieder aufzunehmen. Trotzdem im Augenblick noch keine offizielle Er klärung zu erwarten ist, so kann man doch folgendes für di« Ansicht Englands und der Alliierten ansühren: Man erwartet, dah «S einige Zeit dauern wird, bevor Wilsons Antwort an Dr. Solf abgehen wird, und dah Wilson, bevor er seine Antwort in endgültiger Form abgibt, die Alliierten zuvor um Rat fragen wird. Was di« geforderten Daran, tien betrifft, so ist man der Meinung, dah in dieser Hinsicht nicht d«r Schatten eines Zweifels übrigdleiben darf, lieber die Auftastung der Alliierten hierüber wird zusammenfastend folgendes gesagt: Alles, waS weniger wäre als die absolute militärische und maritime Garantie dafür» dah Deutschland, nachdem e< zuerst die politische Machtenlwicklung der alliierten Streitkräfte zum Stillstand gebracht Hal, den Krieg nicht wieder aufaimmt, wäre ein groher Verrat gegenüber unseren tapferen Soldaten und deren Führer und würde sie deS Sieges berauben, den sie so glän zend verdient haben, und den sie in so greifbare Nähe gebracht Haden. Haag, 14. Oktober. (Eig. Drahtberich 1.) Der Londoner Korrespondent deS NieuwS Bureau erfährt, dah die Alliierten darauf bestehen wollen, die wichtigsten Fragen definitiv zu regeln, bevor man einen Waffenstillstand bewilligt, so dah auf der Friedens konferenz nur noch Einzelheiten zu regeln sein würden. Die Bevölke rung Londons zeig! ohne grohe Erregung eine tiefe Genugtuung. Haag, 14. Oktober. (Eigener Drahtdericht.) Alle Lon doner Blätter widmen ihren Hauptinhalt der deutschen Antwort auf die Role Wilsons. Sie bringen alle umfangreiche Artikel, außerdem Interviews und Aeuhe-rungen führender Männer des Landes. Unter diesen vielen Aeuszerungen seien die folgenden hervorgehoben: Lord Haldane, der frühere Lordmayor und Kriegsminister erklärte: ,Ich denke, dah wir von Wilson erwarten dürfen, dah er nicht übereilt handeln wird. Es wäre nicht gut, irgendwelche Zusagen von Deutsch land anzunehmen, bevor man nicht sichere Garantien dafür hat, dah diese Zusagen auch gehalten werden.' Verschiedene Parlamentsmit glieder hielten Versammlungen in ihren Wahlbezirken und In London ab, um sich über das gleiche Thema zu äuhern. Einer der führenden Irenjührer 0 Conner hielt z. B. eine Rede, in Whitsield und sagte: .Ls wäre für jeden Iren unmöglich, über Friedensbedingungen zu sprechen, wenn man bedenkt, welchen Abscheu die Iren und Eng länder wegen der jüngsten Torpedierung ldes Postdampsers Leinster. D. Schriftitg.) erfüllt. Die Alliierten sollten Deutschland Be dingungen auserlezen, die die Wege gegen eine Wiederholung derartiger höllischer Verbrechen schützen würden. Haag, 14. Oktober. (Eig. Drahtdericht.) Der liberale Manchester Guardian' schreibt: Deutschland hat sich ergeben. Das ist die nicht mißzuverstehende Bedeutung der deutschen Antwort. Der Friede dürfte nicht unmittelbar devorstehvn, aber die allgemeine Basis dafür Ist umrissen und angenommen. Wilson wird sich wahrschein lich mit der Antwort auf seine Fragen über die konstitutionelle Regie- rungSsorm nicht begnügen. Das beste wäre vielleicht, wenn der Kaiser zugunsten seines Enkels auf den Thron verzichtet und Prinz Max Regent würde. Für einen Waffenstillstand soll- ten die Alliierten «ine militärische Entschädigung fordern als Gegen leistung dafür, dah der Feind sich aus einer gefährlichen Stellung sicher zurückziehen darf. Die beste Garantie wäre eine Räumung Elsaß- Lothringens durch Deutschland, welches bann vielleicht vorläufig durch eine neutral« Macht besetzt werden sollte. Ferner dürften Sch.fte jeder Art, insbesondere alle Transportschiffe, nicht mehr angegriffen wer den. Der Tauchbootkrieg müsse für immer aufhören. Dafür würde dl« Auslieferung -er deutschen Tauchboote «ine sofortige Garantie bieten. — — Der Papst an Wilson Bern, 14. Oktober. (Elg. Drahiber.) Die .Associated Preh' cldet auS Rom: Der Papst wandte sich persönlich au Wilson and drückte di: Hoffnung auS, dah sein erleuchteter Geist, sei» besonnenes Urteil und ark »enschllche« Empfinden de« Präsident«, er«-gsiche» »erden, eine eiderfelt» befried«,end« Regelnng ,» finden. wurde planmähig durchgcsührt. Die deutschen Nachhut, n, von einzelnen am Feinde belassen n Batterien und Geschützen unterstützt, hielten die nur vorsichtig und langsam nachdrängenden Franzosen in respektvoller Entfernung. Die Franzosen beschränkten sich in der Hauptsache darauf, die Ortschaften im deutschen Hintcrgelände mit Bombengeschwadern an zugreisen. In der Zwischenzeit wurde von den Deutschen in aller Ruhe die ungeheure Arbeit der Rückverlegung der Linien durchgeführt. ES handelt sich dabei nicht nur um Abbeförderung der gesamten KriegS- gcräte und Räumung groher Mvnilivnsbcstände und Verpflegungs magazine, sondern um den Abbau zahlr.ichcr Heeresbclriebe zur Instand setzung von Geschütz:«. Maschinengewehren usw. mit allen Maschinen und Vorräten an Ersatzteilen. Washington, 12. Oktober. (Reuter.) Die..T i c o n d e r o g a' ist infolge vonGranatfeuergesunken. Man befürchtet, dah der Rest der an Bord Befindlichen, etwa 250, verloren sei. — DaS Marin«, amt erhielt die Nachricht, dah 20 Mann der Besatzung an Bord eines englischen Frachtdampfers einen amerikanischen Hafen erreicht hätten; früher schon Halle daS Amt die Nachricht, dah die „Ticonderoga" von ihrem Geleitzuge getrennt wurde. "tb. Wien, 14. Oktober. Amtlich wird gemeldet: Italienischer Kriegsschauplatz. Stellenweise Artillerie- und Patrouillenkämpfe. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Unsere zurückgehenden albanischen Truppen hallen Nach huten- und Bandenkämpfe zu bestehen. Im Raume nördlich Nifch dauern die Aückzugskämpfe fort, an denen sich auch die Zivilbevölkerung beteiligt. Besonders starker feindlicher Druck macht sich im Morava- Tat fühlbar. Westlicher Kriegsschauplatz. Bei den k. und k. Truppen keine größeren Kampfhandlungen. Zufriedenheit in Frankreich Genf, 14. Oktober. (Eig. D r a h t b e r i ch t.) Rur uoch bi« nallonallstlschen Blätter haben Bedenken gegen die Verhandlungen Wilsons. Die gesamte übrige Presse läßt aber wohl erkennen, dah man in Frankreich mit der Entwicklung der Dinge sehr zu- frieden ist und daß von dieser Seite den Friedensverhandlungen keine Schwierigkeiten entgegengebracht werden, sobald einmal die elsaß-lothringische Frage gelöst sein wird. Der Lyoner «Röpu blicain" betont, dah Deutschland durch daS Verhalten Oesterreichs und der Türkei gezwungen sei, die FriedenSverhand- lungen einzuleiten, weil dies« beiden Länder keinesfalls mehr den Krieg forlsehen könnten. ^o ' Zürich, 14. Oktober. (Eig. D r a h t b e r i ch t.) U ber die Auf nahme in Frankreich berichiet der Pariser Korrespondent der «Neuen Zürcher Zeitung': Die Meldung von der Annahme der Wilsonschcn Be dingungen Hal eine grohe Erleichterung und Freude verur sacht. Man warte die Entschlüsse des Generals Foch ab in de^ Gewih- heil, dah er die Maßnahmen treffen wird, welche die Lage erfordert. * Genf, 14. Oktober. (Eigener Drahtbericht.) Die West schweizer Blätter bringen neben der Freude, dah der Krieg endlich zu Ende zu gehen scheine, Genugtuung darüber zum Ausdruck, daß Deutsch land zum Nachgebcn gezwungen sei. — «Journal de Gendve' schreibt: .In Paris ist man der Ansicht, die Annahme -er Wilsonschen Vorbe dingungen könnte nun das Resultat haben, dah Wilson den Alliierten den Vorschlag eines Waffenstillstandes jetzt unterbreiten könnte.' Der Pariser Korrespondent der Zeitung telegraphiert: .Die alliierten Regie rungen, zu denen auch die Vereinigten Staaten gehören, werden nach Annahme der Wilsonscken Vcrbedingungen gemeinsam die Bedingungen festsehcn, unter denen der Waffenstillstand gewährt werden kann. ES würde sich politisch, territorial und militärisch um Bedingungen sine qua non handeln, die Deutschland annohmen mühte.' — Die «Feuille" bemerkt: .Wir sind einen großen Schritt vorwärts gekommen, einen Schritt vorwärts nach -er Klarheit, nach dem Frieden. Die Dis kussion, nicht mehr zwischen Berlin und Washington, sondern zwi - sähen Washington und den Alliierten wird jetzt beginnen.' * * * Das neue Programm der cranzöfischen Sozialisten Gens, 14. Oktober. (Eig. Drahtber.) In den französischen Zeitungen liegt jetzt der Wortlaut des neuen Partei programms vor, das der sozialistische Parteitag Frankreichs auf Antrag von Longuet ausg st.llt hat. Er ist von Anfang bis zum Ende darauf zuqeschnitten, den französischen Cozialsmus zu den Grundsätzen des Klassenkampfes und des Internationalismus zurückzusührcn, die in den ersten Kriegsjahren durch die eigenen nationalen Rücksichten er schüttert worden waren. Der gegenwärtige Wcltkonflikt, den die Partei vorausgcsehen habe, könne — so he hl eS in der Erklärung —, in den Augen aller Sozialisten nur die Ileberzeugung bestätigen, dah der Untergang der kapitalistischen Gesellschaft eine Naturnotwendigkeit geworden ist, und dah diese durch ein Regime ersetzt werden muh, in dem der Widerstreit der Klassen, auS dem der Widerstreit der Völker hervorgeht, keinen Platz mehr hat. Die Erklärung bekennt sich zur Notwendigkeit der Verteidigung des Volkes und der Republik, erwartet aber vom Proletariat, dah «S jetzt gemeinsam mit der bürgerlichen Reaktion den Imperialismus ablehnt. Die Erklä rung verurteilt die Politik Clemenceaus aufs schärfste und fordert die Arbeiter auf, ihre Anstrengungen zu vervielfältigen, um die Regie- rungzumFrieden der Völker zuzwingen. Ein dauernder Fried« könne aber nur auf dem internationalen Sozialismus gegründet werden. D'e sozialistische Partei Frankreichs sei in Uebere'nstimmung mit den französischen Gewerkschaften bereit zur sofortigen Zusammen- arbeit mit den Arbeiterorgan sationen aller übrigen Länder. Schärfster Widerspruch wird erhoben gegen die Politik der Entente in Ruhland, die nur zu sehr an die Bekämpfung -er französischen Revolution durch -le heil ge Allianz erinnere. Den Gedanken eines Völkerbundes begrüßt die Erklärung als ein Mittel, die besonderen Forderungen der Völker zur Geltung zu bringen. Aber Schiedsgericht und Völker recht können nicht -a- letzte KrtegSziel des Sozialis mus sein, da der Welkfriedc nur dann gesichert werden könne, wenn der kapitalistische Kampf um die Eroberung des Weltmarktes ver- schwinde Der Brief des Prinzen Max (Drahtdericht unserer Berliner Cchriftleitung.) Der viel erörterte Reichskanzlerbrief hat folgenden Wortlaut: Karlsruhe, 12. Januar 1918. Mein lieber Vetter! > Vielen Dank für Deinen letzten Brief, den ich nur telegraphisch bo- antworien konnte und für die freundliche Sendung Deines interessanten und sehr schmeichelhaften Artikels. Mir geht eS sehr eigen mit meiner Ansprache. Ich meinte Selbstverständliches zu sagen, und niemand zu Liebe und niemand zu Leid, eS sei denn unseren Fremden, zu reden, und nun finden meine Worte «in Echo im In- und Auslande, das mich ver blüfft. Was für ein Bild machen sich die Deutschen, waS für eins die Ausländer von Deutschland? Mich erschöpft dies ordentlich. Die Schweizer Blätter konstruieren einen Gegensatz zwischen tzohenzollerq und Zähringcn, was ein direkter Unsinn ist, wenn man das Telegramm gelesen hat, daS der Kaiser mir sandte (dies unter uns), in -em er meine .Rede' eine .Tat' nannte und mir zu den hohen: und schönen Gedanken, die sie enthalte. Glück wünschte. Die; Alldeutschen fallen über mich her, obgleich ich ihnen? zum deutschen Schwert den deutschen Geist gab, mit dem sic Well-; eroberungen machen können, so viel sie wollen, und die Blätter der, Linken, voran die mir höchst unsympathische .Frankfurter Zeitung',; loben mich durch ein Brett, obgleich ich deutlich genug die demokratisch«! Parole und die Schlagworte der Parteidialcktik, zumal den Parlamen-' tarismus, geißele. .Ille «orlä is out ot joint und peoples minäs out ol bslauce.' Ein Wort sachlicher Vernunft, ernst gemeinten praktischen; Christentums und nicht sentimentalen Menschheitsgewissens können sie in ihrer suggerierten Verrücktheit einfach nicht mehr su pieä äs I» lettre: nehmen, sondern müssen eS erst durch den Dreck und Schlamm ihrer; Torheit hindurchziehen, um es ihrer niedrigen Gesinnung anzupassen. Da? bin ich stolz auf meine Badener. Sie wissen, daß ich kein Partei mann bin, noch sein kann, noch sein will, und deswegen haben sie mich von rechts wie links verstanden, und daS aus; meinen Worten genommen, was ein jeder gern beherzigen möchte,, den Feinden einmal ordentlich an den Kragen zu gehen undi, ihre affektierte Richterhaltung in Dingen der Schuldsragen und der? -emokratischen Parole zu verhöhnen, war mir schon lange ein Bedürfnis. Das gleiche Bedürfnis empfan- ich, dem heidnischen Gebaren die Bergpredigt entgegenzuhalten und mit ihrer Lehre der Liebe auch die- Pflicht des Starken, die Rechte der Menschheit zu wahren und in ein deutliches Licht zu stellen, da über beide Dinge eine beklagenswerte Un sicherheit und ein trauriger Wirrwarr der Begriffe bestand. Denn! einerseits verfälschen unsere Feinde diese heiligsten Gesichtspunkte durchs, ihre Lügen, Verleumdungen und anderseits reagieren wir unter den- Peitschenhieben dieser niederträchtigen Machenschaften auf eine zum" Teil geradezu sinnlose Weise auf diese feindlichen Anzapfungen. Ent-' spricht mein Eintreten für Christentum und Mcnschheitsgewissen meiner/ innersten Ileberzeugung, die In der Betonung dieser Anschauungen, di«' nach meiner Ileberzeugung dem deutschen Geist und seinem Wesen tiefer, inncliegen als dem der Engländer und Franzosen, ein Angriff auf di« feindliche Suggestion von Pazifismus und Humanität ist, so kommt doch auch ein praktisches Moment hinzu, das man, wenn man will, eine moralische Offensive nennen kann. Ich leugne nicht, daß mir dieser Gedanke unsympathisch ist, da ich von jeher der Anschauung war, daß Christentum und Menschenliebe sür sich allem austreten sollten, und der Gewinn, der in ihnen liegt, wcht' in ein besonderes Licht gestellt werden dürfte. Aber dieser Gewinn wohnt ihnen nun einmal inne, und wenn er dem Frieden d'ent, so dient er einer guten Sache. Anfang und Ende wären also mit der Offensive gegen die Lüge und Suggeston, und mit der sogenannten moralischen Offensive gegeben. Wollte ich aber die demokratische Parole der West-, Mächte verhöhnen, so müßte ich m ch mit unseren inneren Erscheinungen abfinden. Da ich den westlichen Parlamentarismus für Deutschland und Baden abkchne, so muß ich dem barschen resp. deutschen Vo'kc sagen,, daß ich seine Röte verstehe, daß aber die Institution kein Heilmittel sei. So gewinne ich eine Plattform, auf der ich d'e Wege, die ick gehen w o selbst in der Hand behalte, und die Badener lasten sich gern führen: denn sic fühlen, daß man für ihre Sorgen und Nöte Verständnis Kat. In der Friedensfrage stellte ich mich auf denselben Standpunkt. Ich wollte nur den G^st andcuten, dem wir an die Frage herantreten sollten im Gegen satz zu den Machthaber» deS Westens. Das.Wie'ist mir deshalb hier von großem Wert, weil das .Was' so schwer zu bestimmen ist. Denn auch ich wünsche natürlich eine möglichste Ausnützung unserer Erfolge, und im Gegensatz zu der sogenannten FriedenSresoiution, die ein scheußliches Kind der Angst und der Berliner Hundstage war, wünsche ich möglichst große Vergütungen in irgendwelcher Form, damit wir nach dem Kriege nicht zu arm werden. Meine Ansicht deckt sich hier wohl nicht ganz mit der Deinigen: denn ich bin heule noch nicht dasur, daß mehr über, Belgien gesagt werde, als schon gesagt ist. Die Feinde wissen genug,, und Belgien ist einem so schlauen und weltklugen Gegner gegenüber,' wie es England Ist, das einzige Objekt der Kompensation, das wir be- sitzen. Etwas anderes wäre es. wenn die Vor- bedingttngen eines dauernden Friedens zu gebe« wären, aber gerade hier haben Lloyd George und Clemenceau di« Brücken abgebrochen. Damit hast Du also die authentische Interpreta tion meiner Rede, die in Hunderttausenden von Exemplaren als Flugblatt zur Dolksaufklärung vom Ministerium ver. breitet worden ist, und wovon ich Dir sechs Exemplar«, einlege. Ich danke Dir nochmals sür alles Freundliche,' waS Deine Artikel und Deine Briefe für mich enthalten. Ich habe alle dem gegenüber das Gefühl, .ä'uvoir tust äs I» poesis, sun» I» suvoir'« Eins nur möchte ich noch dazu sagen: Die Red« ist ein Ganzes. Wer den Anfang wegläßt, mißdeutet daS Ende, und umgekehrt. Ich habe eine sehr schlechte Meinung von der moralischen Verfassung der Machthaber, unserer Feinde, von der horrenden Urteilslosigkeit ihrer Völker. Wi» haben gegen eine Niedertracht der Gesinnung zu Kämpfen, wie sie schänd, sicher nie bestand. Wir dagegen sündigen durch Dummheit, denn All deutsch« und FriedenSresoiution sind beides gleich dumme Erscheinungen, wenigstens in der Form, in der sie austreten. Auch sonst gibt es Gemein- heit genug, auch bei uns. Ader sie ist weniger bewußt, weniger Sünd» gegen den heiligen Geist. Wenn wir uns Wiedersehen werden, weih ich nicht zu sagen. DaS Bahnfahren ist kein Vergnügen mehr, und bei der Kälte erst recht nicht. Ich hoffe, das Frühjahr bringt unS wieder einmal zusammen. Bis dahtn leb« wohl und sei herzlich gegrüßt von Deinem treuergedenen Vetter Max.' Wir hoben schon gestern aesagt, daß der Reichskanzler den Mitgliedern des interfraktionellen Ausschusses seinen Brief psychologisch auszudeuten versucht Hai. Er bat dabei daran er-
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