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Nsris Iä6t keinen Dienst undeloknt ^Vie alt ist der Lauer? an k^ine wskre Oefrctiickte aus tVestkslen von >V. Kennern snn wisicu, wie alt dieser Hos sei." ist so alt wie Geschlecht und Name!" kam es selbst. wenigstens jeden Samstag des Marlcnmonates ihr Bildnis zu schmücken, damit sie ihr aus der Not Helse. Unterdessen hatten sie den Ort erreicht. Zu nicht ge ringem Erstaunen der Leute schritt der Student mit seiner Bürde auf den starken Schultern durch die Slrahen, bis das Mütterchen endlich In ein schmales Seitengähchcn einbog und vor einer armseligen Hütte stehen blieb. Mit schüchternen Dau- kesworten wollte es jetzt den Studenten verabschieden: doch lieh es sich dieser nicht nehmen, in das Haus einzutrcten und ihr das Kind zuriickzugeben. Doch welch trauriger Anblick bot sich ihm dar! Aus einer dürftig erleuchteten Stube starrten ihm fünf kleine Hungergestalten entgegen. In einer Ecke dieses kalten Raumes lag auf etwas Stroh gebettet ein noch junges Weib, das einem unheilvollen Siechtum anhcimgefallen war. Armut und Elend hatten hier Wohnung genommen. Sofort erkannte der Stu- sie- er, zu deut, dah es sich um den Mangel an den notwendigsten Be dürfnissen handle. Er griff in die Tasche und überreichte seiner Begleiterin seine ganze Barschaft. Nachdem er baldigen kräf tigen Beistand versprochen hatte, verschwand er im Dunkel der Nacht. Tief aufalmend von diesem entsetzlichen schauder baren Anblick,, blieb er an einer Straßenecke stehen und schien sich zu besinnen. Entschlossen wandte er sich dann dem Heimwege zu. Ge lage und Freunde hatte er ganz vergessen. Wiederum angekommen vor dem Bilde der Gottesmutter Maria, siel er auf die Knie, dankte ihr für das erhaltene Licht und gelobte Umkehr von seinem gottverlassenen Leben. Das tiefe Elend der armen Familie hatte ihm ins Herz geschnitten und der Borwurf eines üppigen verschwenderischen Leben» stimmte ihn zu dem festen Vorsatz der wahren Besserung. Er sagte sich los von seinen schlechten Freunden und Verbindungen und betrat wiederum die Bahn der ersten Jugend. So bekundete Maria auch in diesem Falle wieder einmal In wirksamer Weise ihre Macht. Eine arme Familie hatte sie aus der bittersten Not errettet und einen jungen Mann vor dem ewigen Verderben bewahrt. Bei dem Oberpräsidenten von Westfalen, dem Freiherr» von Vincke, weilte einst ein baltischer Gras zu Besuch. Das war ein gar feudaler Herr, der den Bauer gering achtete. Der volkstümliche und bäuerliche Freiherr kam darob des ösieren hart mit ihm aneinander. „Wenn Sie einmal westfälische Bauernart kennenlernten", sagte er, „so würden Sie sich beugen vor ihrer Kraft, ihrem Stolze und ihrer Würde!" „Auf das Wunder bin ich gespannt!" lachte der Balte über legen. Der Freiherr war kein Freund vieler Worte: an einem der nächsten Tage aber wußte er es einzurichten, das, ihr ziemlich ausgedehnter Morgenspaziergang vor einem groszen Bauern gehöft endete, das in einem Kranze viel wcttcrstarker Eichen lag. „Mit dem Bauer hätte ich wohl was zu berede»", meinte der Freiherr und trat durch das Tor in den Hof, an dessen Rückseite sich die massige und langgestreckte Vauernburg erhob. Wohl oder übel muhte der Balte ihm folgen. In dem Balken über der groszen Dielentiir standen wie mit dem Beil di« Wort« eingehauen: Die Welt vergehet — dies Haus bestehet. Der Freiherr wies daraus: der Balte lächelte und mur melte etwas von bäuerlicher Anmaszung. Aus der Niendör kam ihnen der Bauer entgegen, weih haarig, aber noch hoch, stämmig und bolzengerade. Der Frei herr begrüßte ihn und stellte seinen hohen East vor. Der Bauer reichte ihm die Hand, als sei er seinesgleichen und bat die bei den in sein Haus. Sie traten in die Diele, die sich hoch und weit wie eine Kirchenhalle reckte. Als der Eras dann aber über links sein unv und trat di« prächtigen und wohlgepslegten Tiere hinschautc, die und rechts aus ihren Ständen auf die Diele schauten und rechnender Verstand allsogleich die dazugehörigen Aeckcr Weiden ausmaß, verging ihm sein hochmütiges Lächeln, «in« Anerkennung und Bewunderung kam ihm auf: ja, er an eines der jungen Fohlen, befühlte und bemusterte cs, sagte aber kein Wort. Der Freiherr besprach indes mit dem Bauer seine Sache. Als der Balte dann nachdenklich ausschaute, waren die beiden schon ins Flett gegangen, wo die Bäuerin allsogleich aus trug: Pumpernickel und Schinken und Wurst und Eier und dazu «inen selbstbereiteten Wacholder. mären wir der Kernfrage ganz nahe: Also, wie alt ist Ihr Geschlecht!" Diese Frage, meinte der geschlechlerstolz« Gras, müsse den Bauer doch wohl in eine ntch, gering« Ver legenheit bringen und seinen bäuerlichen Dünkel dämpfen. Aber da stand der Bauer aus, ganz groß unv würdevoll: „Nich scheneert!" munterte der Bauer aus: und der Frei herr setzte sich auch gleich dazu, als habe er mit diesem Früh stück gerechnet. Auch dem Balten mundete die kräftige und reich liche Kost nach dem angestrengten Marsch wohl. Und der Bauer sah dabei, trank auch ein Glas oder zwei und schob zwischen durch seinen Gästen Fleisch und Brot gemessen zu, als sättige er da zwei Dürftige mit den Krumen seines Ueberslusses. Wie dann das Gespräch so lief, ging auch der Balte au» seiner vornehmen Zurückhaltung heraus und fragte nach diesem und jenem, nach Acker und Feld und Frucht und Vieh. Und der Bauer gab Bescheid und übertrieb nicht. Da kam dem Balten doch ein Staunen an, und er meinte anerkennend, da sei manch Edler in seiner Heimat, der nicht einen solchen Besitz sein Eigen nenne. Und der Westfale, aus einem inneren Lächeln heraus: „Da ist er eben kein Bauer!" „Oho!" begehrte der Graf auf, meisterte sich aber gleich und pflichtete spöttisch bei: „Sie haben recht, das sind Edelleute und keine Bauern!" Der Bauer hörte den Spott wohl, schob ihn aber wie ein Nickis beiseite: „Es gibt nur Bauern und Knechte, wi« sie sich sonsten noch nennen, ist gleichgültig!" „Zum Beispiel!" fragte er listig. „Zum Beispiel hier unser lieber Oberpräsident in seinem blauet, Kittel, der ist ein Bauer, ein echter, respektabler Bauer, unser erster Bauer im Lande!" Der also Belobte lachte herzhaft ob dieser Beweissiihrung. „Und Name, Stand und Herkunft gilt Ihnen nichts! Darf ich wissen, wie alt Sie sind?" Der Bauer verstand nicht sogleich: „Ich gehe ins 74. Jahr!" „So meinte ich es nicht", wies der Balte die Antwort zu rück, „das Alter ist eine Gnade des Herrgottes, aus die wir nicht stolz sein dürfen. Da Sie mit dem Besitz so eng verbunden sind, wollte ich „Der bewuht. „Nun Dem l^eden nackerrrililt von I^eräinsnä 8ildere!sen Ein Universitätsstudent, der im elterlichen Hause eine gute christliche Erziehung genossen, später aber aus der Hoch schule den guten Sitten seiner Jugend völlig entfremdet war, geriet, hauptsächlich durch das Beispiel leichtsinniger Studien genossen, auf schlimme Abwege. Man hatte ihn in eine schlechte Verbindung gelockt und bei den oftmaligen Versammlungen in der Kneipe fand die Tugend des ehemals so charaktervollen Studenten ihr Grab. Er ergab sich nach und nach einem unge zügelten. sittenlosen Leben. Die guten Gewohnheiten der Ju gend hatten nur allzu bald bösen Neigungen Platz gemacht. Selbstredend konnte jetzt kaum mehr von Religion und religiösen Uebungen die Rede fein Gebet und Gottesdienst paßten nicht mehr in den Rahmen eines so radikal veränderten Lebens. Jedoch eine fromme Uebung hatte er trotz allem noch aus den glücklichen Tagen seiner Kindheit beibchalten und aus dem seelisch-sittlichen Schiffbruch gerettet... es war die Verehrung Marlens. Seine fromme Mutter hatte ihm nämlich eine besondere Liebe zur Himmelskönigin einzuslöszen gewußt. Zu Ehren der unbefleckt Empfangenen verrichtete er von Ju gend auf jeden Sonntagmorqen eine kurze Andacht, mit der auch ein kleines Almosen verbunden war. Diese löbliche Ge wohnheit hatte ihn auch durch ein Leben voll Laster, Lust und Sünde begleitet. Eines Abends, als er soeben aus dem Stadttor heraus getreten war, um in der nahe gelegenen Vorstadt einem fest lichen Gelage unter seinen Studienfreunden anzuwohnen, sah er ein am Wege stehendes Muttergottcsbild mit Blumen und Grün geschmückt. Heute war ihm dieses Bildnis zum ersten mal ausgefallen. Es mar gerade ein Samstag des Maimonatcs. Während er nun das Bild im Vorübergehcn nach alter Ge wohnheit flüchtig ansah und grüßte, fiel ihm plötzlich ein, daß er heute die gewohnte Andacht zur Gottesmutter noch nicht ge halten habe. Da blieb er stehen und spähte umher, ob er un bemerkt sei Als er niemanden in der Nähe gewahrte, trat er vor das Bildnis hin und sprach leise ein kurzes Gebet. Dann ging er schnell seinen Weg weiter. Der rege Verkehr auf der Landstraße hatte bereits auf gehört und schon glaubte er sich allein, als er in einiger Ent fernung eine gebeugte Gestalt erblickte, die anscheinend eine schwere Last trug. Bald blieb dieselbe stehen um zu rasten, bald ging sie wieder langsam weiter. Der Student beschleunigte indessen seinen Marsch, da er sich ohnehin etwas verspätet zu haben glaubte. So hatte er schnell die Gestalt erreicht und konnte sich davon überzeugen. Es war ein altes, ärmlich ge kleidetes Mütterlein, das auf altersschwachem Arm einen " chen, schon herangewachsenen Knaben trug. Auch glaubte tiefe Seufzer wahrgenommen zu haben, die sich ab und ihren Lippen entrangen. Der Student redete die kummervolle, weinende Frau und erkundigte sich nach dem Ziel ihres Weges sowie nach dein Grunde ihrer Betrübnis. „Ich liehe zur Vorstadt zurück", sagte schluchzend die Frau, „und Homme soeben von dem Marienbilde, das dort am Wege vor der Stadt steht. Dieser Knabe, mein Enkel, ist todkrank und in Ermangelung jeden menschlichen Bei standes suche ich meine Hilfe bei Maria, der Hilfe der Christen und der Trösterin der Betrübten". „Geben Sie mir den Kleinen her", sprach der Student, „ich gehe gleichfalls zur Vorstadt!" Die Greisin zögerte anfangs trotz ihrer gänzlichen Ermat tung, willigte indessen, durch die Höflichkeit des jungen Mannes ermutigt, dennoch ein. Indem nun beide fürbaß gingen, er- kundlgte sich der Musensohn nach den Ursachen und dem gan zen Verlauf der Krankheit des Kindes und erkannte bald, dah derselben noch abzuhelfen sei durch gute Pflege und die Herbei ziehung eines Arztes. Auch wurde ihm klar, warum das Mut tergottesbild vor dem Stadttore heute so schön verziert mar. Das Mütterchen gestand ihrem Begleiter nämlich ihr großes Vertrauen auf den Beistand Marlens, weshalb sie gelobt hatte, „Heiterkeit, güldene, konun!" Plauderei sm >Voekenende Von Ittsrsku. Am ersten Tag im Monat Mai — da gibt es wohl nur einen würdigen Gegenstand für ein Gespräch unter Freunden. Steht nicht rings um uns alles in Blüte? Seit Jahrhunderten haben Dichter den Zauber des Maien mit immer neuem Entzückten besungen. Und Jahr für Jahr blüht in feder Brust mit dem Mai die Lebensfreude voll Kraft und Herrlichkeit auf. Wir rufen: Freude! Und mit uns ruft es die ganze Natur. Mit uns rufen es die Millionen von Män nern und Frauen, die heute am Nationalen Feiertag des deutschen Volkes sich ganz vom Glück, des wieder erstandenen Reiches ergreifen lassen. Und selbst der Kalender scheint in diesen Nus der Freude einzustimmen, da er diesen Feiertag mit einem Sonntag hat zusam menfallen lassen. Die gute Laune der Sonntagskinder soll uns an diesem ersten Mal ganz erfüllen. Die große Symphonie der Lebensfreude wollen wir an diesem Tage mit Lust und Innigkeit und wachem Bewußtsein erleben ... Bon den Sinnen zur Seele Denn die Freude ist eine Symphonie, in der ein ganzes Orchester munter zusammenspielen muß: Leib und Geist und Seele. Eine Symphonie, in der Helle Melodien mit dunklen wechseln, in der ruhevolle Träu merei genau so Platz findet wie der tolle Wirbel des feurigen Tanzes. * In dieser Welt der Körper wird uns auch die Freude am leichtesten faßlich, wenn wir von den Kör pern ausgehen. Nicht nur die Liebe, auch die Freude kann durch den Magen gehen. Erinnern wir uns doch der Ktnderzeit: die ersten bewußten kleinen Freuden des Kindes sind festliche Mahlzeiten und Mutters guter Kuchen. Der Erwachsene gesteht sich nicht immer so naiv wie das Kind, wie wichtig für sein Wohlbefinden die Freude des Magens und der Zunge ist. Aber wer wollte leugnen, daß der Anblick, einer gut gebratenen Gans geeignet ist, manchen Kummer vergessen zu machen? Wer wollte nicht Uhland zustimmen, wenn er von den Freuden des Schlachtfestes sein „Metzelsuppenlied" singt: „Wenn solch ein Fleischchen weiß und mild Im Kraute liegt, das ist ein Bild Wie Venus in den Rosen!" Gut essen und trinken hält Leib und Seele zusam men, sagt das Sprichwort, lind zur Freude am Trinken bekennen sich Dichter und Dutzendmenschen viel leichter als zur Freude am Essen. Obwohl die Lust am Esten gewißlich doch eine viel elementarere ist. Die Lieder zum Preise des Meines und des festlichen Trunks füllen eine ganze Bibliothek. Jeder, selbst wenn er ganz ohne Stimme und Sinn für Poesie ist, kennt wenigstens einige davon. „Brüder, fliegt von euren Sitzen, Wenn der volle Römer kreist, Laßt den Schaum zum Himmel spritzen: Dieses Glas zum guten Geist!" Die Begeisterung des Weins reißt die Herzen empor. Und vielleicht wird die Lust am Becher deshalb so gern gerühmt, weil sie die Schwere des Körpers überwinden hilft und uns zu den höheren Formen der Freude führt. Im Malen sich freuen! Mit Blumen bekränzten sich Griechen und Römer, wenn sie den Freuden der Tafel und des Bechers hul digten. Gottfried Keller, der große Dichter und große Zecher, hat in seiner herrlichen „Morgenwache", jenem Preislied auf die Wonnen einer durchwachten Sommer nacht, begeistert nach den Rosen gerufen: „Jungfrau! Geh und sieh mir nach Rings in allen Gärten, Ob die Rosen schon sind wach, Bring die tauverklärten! Rosen, Rosen bringe! Nosenduft soll wehn! Wenn ich trink und singe Muß ich Blumen sehn!" Doch es bedarf nicht erst einer begeisterten Nacht, um uns die Schönheit der Blüten zu erschließen. Ent zückung der Augen bedeutet fiir uns Menschen die Be trachtung der strahlenden Blüten. Man hat den Men schen ein „Augentier" genannt, und in diesem überspitz ten Wort steckt ein richtiger Gedanke: Das Auge ist für unser Schaffen und Wirken in dieser Welt das wichtiaste Organ. Vom Auge her begreifen wir die Fülle der Erscheinungen, das Auge ist uns wichtigstes Werk zeug bei unserer Arbeit. Sa viel höher die Bedeutung des Auges im menschlichen Körper gegenüber dem Magen ist, um so edler sind die Freuden des Auges gegenüber denen des wohlgefüllten Leibes . . . Gibt es für das Auge eine freudenreichere Zeit als den Mai? Mit Blüten sind Bäume und Sträucher geziert. Wie Augensterne blicken uns die Blumen vom Miesenrain her an. Die ganze Welt erscheint als ein festlicher Saal. Selbst die Nadelbäume, deren matt grünes Kleid sonst das ganze Jahr lang unverändert bleibt, stecken lustige hellgrüne Spitzen heraus. Doch auch den andern Sinnen wird der Mai ge recht. Tausend Stimmen dringen aus dem Gesträuch, um uns die Herrlichkeit des jungen Jahres zu künden. Nicht das kunstreichste Konzert kann unsere Obren so entzücken wie der Lobpreis des Schöpfers, der jetzt an jedem Morgen zwischen Dämmerung und Tag aus den