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Sächsische Volkszeitung : 30.04.1938
- Erscheinungsdatum
- 1938-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193804304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19380430
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19380430
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1938
-
Monat
1938-04
- Tag 1938-04-30
-
Monat
1938-04
-
Jahr
1938
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 30.04.1938
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Voin Kinn und Wcvt der Arbeit aus Die Muhle des Glückes Die Arbeit inr germanischen Mythus — Von Georg Brünbl Der,Aonig von Tabar^ dankt ab Aleine» Sü-fee«Lilanb soll schwedisch werden Arbeit für zugleich Sinn für den auch den Willen Gottes die und Butze, aber Damit sie diesen der Beseelung der Arbeit durch Diese ist es, welche die mit der Faeelli päpstlicher Legat für Budapest Der Papst hat zu seinem Legaten für den Internationalen Eucharistischen Kongreß tn Budapest den Kardinalstaatssekre- tär Pacelli ernannt. Noch eine grotze Parallele bringt den Arbcitsbcgriff unse rer Vorfahren dem heutigen Geschlecht nahe: Der uralte Thingtag der schassenden Gemeinschaft siel schon bei unse ren Vorfahren in den Mai: Das Maifest mit seinem Mai baum und Maifeuer, mit dem Maikönig und der Maikönigin, spielt in Volksbrauch und -sage, bis in unsere Tage eine be sondere Rolle. So schlietzt sich nun mit unserer Zeit ein Ring tausend jähriger Ueberlieferung: Was die Maiversammlung im arbeits reichen, harten Leben der Germanen bedeutete das ist inr neuen Deutschland der Nationalfeiertag des deutschen Volkes: Eine Hochfeier völkischen Schaffens. Vier Bischöfe besuchen Hildesheim Zur Feier des 900jährigen Jubiläums des Todeslager des hl. Godehard.'das vom 4. bis 29. Mai in Hildesheim feier lich begangen wird, werden Erzbischof Klein (Paderborn), 'Bi schof Graf von Galen (Münster), Bischof Berning (Osnabrücks und Koadjutorbischof Dietz (Fulda) nach Hildesheim kommen. Riesenstandbild des irischen volks heiligen In Irland wird auf dem Berge Slieve Patrick ein Rie senstandbild des irischen Nationalheiligen St. Patrick errichtet, bas am 12. Juni vom Bischof von Down und Connor. Msgr. Mageean, die kirchliche Weihe erhalten soll. Das Standbild ist das Werk eines irischen Künstlers, M. Doyle Jones. Es ist neun Meier hoch und steht auf einem Sockel von acht Meter Höbe. Von der Höhe des Berges überschaut inan die Bucht, in der im 5. Jahrhundert St. Patrick in Irland gelandet ist. Ehre und Gnade In einer umfassenden Studie behandelt Kurt Hutten im Aprilheft der „Zeitwende", der in Gemeinschaft mit Tim Klein und Friedrich Langenfatz von Otio Grundier und Helmut'; Schreiner herausgegebenen Monatsschrift, die Begriffe Ehre, Sünde, Gnade und ihre wechselseitige Verkeilung. Nach den Beziehungen zwischen Ehre — als Grundivcrt unseres Lebens — und der Sünde ent steht besonders aus dem Verhältnis der Sünde zur Gnade ein Bild des menschlichen und christlichen Gnaden- begrisfcs, de» folgende Sätze den anderen Begriffen gegenüber klärend Herausstellen. Die Botschaft der Gnade ist genau so universal und radikal wie die Wirklichkeit der Sünde. Sie steht auch über dem Men schen, der in der Haltung und Religion der Ehre lebt. Und damit stehen wir bei dem dritten Wort, das unser Thema nannte: der Gnade. Gnade! Er vergibt uns? Das bedeutet: er macht uns nicht frei von der Sünde. Wir werden nicht sündlos. Wir können ja nicht sündlos werden. Wir verlören sonst die Grund lagen unserer Existenz. Aber trotz unserer Sünde sieht uns Golt an, als wären wir ohne Sünde. Wir bleiben in der Sünde. Wir leben auch weiterhin aus der Eigensucht. Wir leugnen auch weiterhin Gott. Aber seine Liebe ist grötzer als unsere Schuld. Das ist das Wunder der Gnade. Und nun sehen wir auch, wie eng, ja notwendig die inne ren Beziehungen sind zwischen Ehre und Gnade. Die Ehre ist der Sünde untertan, so erkannten wir zuvor. Und weiter: Ohne Ehre können wir nicht lebe». So waren wir in einen unlösbaren Zwiespalt hincingcsührt, aus dem es keinen Aus weg mehr mit menschlichen Mitteln geben kann. Und nun gibt die Botschaft der Gnade die grotze Lösung: Gott vergibt! Viele behaupten heute: Ehre und Gnade — das s--»d un vereinbare Gegensätze. Entweder eine Religion der Ehre oder eine Religion der Gnade; entweder Stolz und Selbstbewusst sein, oder hündische Selbsterniedrigung und Bettlerhaltung. Wir antworten ihnen: Wüsstet ihr um den lebendigen, heiligen Gott, dann könntet ihr so nicht reden. Dann könntet ihr nicht Ehre und Gnade so falsch verstehen und auseinanderreitzen. Sondern das ist die Wahrheit: Ehre und Gnade gehören zu sammen. Die Ehre mutz aus der Gnade leben. Sie mutz der Gnade begegnen. Denn sie bedarf der Erlösung — nicht von sich selbst, sondern zu sich selbst. Die Gnade will die Ehre wissend machen — wissend um Gott und wissend um ihre Sünde. Erst das Erkennen der Krankheit ist die Vorausset zung der Heilung. Ist der Christ ein Verächter und Feind der Ehre? Nein, er lebt aus ihr und empfindet sie als Lebensmacht genau so ivic jeder andere deutsche Mensch. Auch er ist ein Mensch der Ehre. Aber als solcher ist er Gott begegnet — dem heiligen Gott und dem gnädigen Gott. Und in dieser Begeg nung ist ihm ein Doppeltes widerfahren: das Gericht und die Erlösung. Was bedeutet dies: die Ehre mutz der Gnade l>e- gegnen? Und: die Ehre bedarf wie alles 'Menschliche der Er lösung? Das bedeutet zunächst einmal die Anerkennung dessen, daß die Ehre in ihrer naturgeivachsencn Art nicht imstande ist, die tragende und aufbauende und erfüllende Lcbensmacht zu sein. Deshalb nicht, iveil in ihr das Grundgesetz der Sünde wirksam ist. Wir sahen, wie sich dieses Grundgesetz in religiö ser Beziehung äußert: cs führt in die Religion der Ehre, nicht zum Hören und Gehorchen; cs führt zu einer Haltung der Selbst herrlichkeit, da sich der Mensch nicht mehr dein lebendigen Gott stellt, um ihn anzubeten, sondern in der Selbstersüllüng und Selbststeigerung das höchste Ziel sieht. Wir sehen darüber hinaus aber auch in anderen Bezie hungen, wie das Gesetz der Sünde die Lebensmacht der Ehr« zerstört. Man denke nur an krankhafte Entstellungen des Ehr prinzips, wie sie etwa im Ehrgeiz zum Ausdruck kommen, der in der Sucht nach Ehre alles nur noch danach bemisst, ob es das eigene Ansehen zu steigern vermag. Oder die Entartung der Ehre in Eitelkeit, Empfindlichkeit, Geltungssucht. Oder die Veräußerlichungen in einen Standesdünkel, der nur An gehörige gewisser Berufs- und Bildungsschichten als „satis- saktionsfähig" betrachtet und alle andern zum „Pöbel" oder „Gesindel" degradiert. Oder man denke an jenen Mitzbrauch der Ehre, der darin besteht, das; man den andern sä)ändct und diffamiert, nur um aus diesem dunklen Hintergrund die eigene Ehre mts so wirksamer beleuchten zu können. Man hört oft den Vorwurf gegen die Kirche, sie habe den germanischen Werl der Ehre durch die Predigt des Liebesgcboles zersetzt und zer rissen. Mag sein, datz durch tlebertreibungen oder Verzerrun gen schwerer Schaden entstanden ist. Aber aus der andern Seite liefert gerade die germanische Welt einen anschaulichen Beweis dafür, datz ein Leben, das allein auf dem starr durch geführten Prinzip der Ehre ausgebaut ist. letztlich der Selbst zerstörung zum Opfer fallen mutz. kett Der all« das; . . . , , , vorbringende Ursache der Dinge. Daher sei es das Göttlichste von allem, ein Mitarbeiter Gottes zu werden, wie ja auch der. Apostel sagt, datz wir Helfer Gottes seien (1. Kor, 3, 9). Nicht anders hat auch der Herr seine Verpflichtung zu seiner eigenen Berufsarbeit gewertet. „Mein Vater wirkt bis diese Stunde, und auch ich wirke" (Io. 5, 97). Drittens ist nach dem gefallenen Menschen Sühne Heilmittel und Läuterung. Christen erfülle, bedarf er Opfer- und Butzgesinnung. Arbeit verbundene Anstrengung und Selbstüberwindung durch dringen und heiligen mutz. Dadurch erhält sie eine über den augenblicklichen Wert hinausführende bleibende und ewige Bedeutung und wird ein Werkzeug christlicher Selbsterziehung und Charakterbildung. Hinter der treuen und demütigen Arbeit seiner Hände wächst im Innern des Menschen etwas König liches, Grotzes und Freies leise empor, eine immer selbstlosere und gerechtere Seele, die frei und freier wird von der Per- strickung in den glitzernden Schein der Dinge. In der wahren Auffassung der Arbeit verliert der christliche Mensch nicht seine Serie an den Staub, den er gestaltet; er gewinnt diese Seele und gibt ihr mehr und mehr Freiheit und selbständiges Wirken. Menschen innerlich ungesund und führt zu leiblichem und see- lischem Siechtum. Wer nicht in irgendeiner Weise an der Aufgabe der Welteroberung und des Kulturschasfens teilnimmt, hat auch kein Recht, von Früchten der Arbeiten anderer zu genießen. Zweitens verwirklicht der Mensch durch Arbeit und Tätig- das Ebenbild Gottes, der selbst vollendete Tätigkeit ist. heilige Thomas hat den tiefen Gedanken entwickelt, datz Dinge danach trachten, dadurch Gott ähnlich zu werden, sie selber Ursachen werden, d. h. durch Tätigkeit die her- Dcv Gesundheitszustand des Papstes Kardinal Kakmvski gab der Warschauer katholischen Presseagentur «inen eigenen Bericht. In diesem hob er beson ders hervor, datz der Heilige Vater sich grösster körperlicher und geistiger Frische erfreue, datz ihm die im Vorjahre überstan dene schwere Erkrankung kaum noch anzumerkcn ist. Der Papst hat in letzter Zeit wieder die persönliche Leitung der Kongre gation für die geistlichen Seininarien und Universitäten sowie die persönliche Obsorge für das neue Zentralamt der Katholi schen Aktion übernommen. Er mutet sich selbst also auch wei terhin vermehrte Anstrengungen zu und ist unermüdlich in sei ner Teilnahme und seiner Fürsorge für die gesamte Kirche. Das Schicksal aber meinte es gut mit Karl Patterson. Er gewann schnell das Vertrauen der Wilden, und sä»on eine« Monat nach dem Friedensschlutz heiratete er ein braunes Süd« seemädchen, die Tochter des Kannibalenhäuptlings. Als nach mehreren Jahren abermals Wcitze an Land gingen, regiert« Patterson als König Karl I. die Insel als Naclssolger de» inzwischen verstorbenen Häuptlings. Zwar wollten die 'Be gabtesten unter den Wilden dem neuen König weismachen, er sei eigentlich ein Usurpator, die Engländer hätten bereits vor mehreren Jahrzehnten von -er Insel Besitz genommen. Aber Karl I. ging darüber zur Tagesordnung, leitete seine braunen Untertanen zum Fischfang großen Stils an, segelte eines Tage» zurück nach Australien, verkaufte seinen Fang zu glänzenden Preisen, erreichte von der Regierung in Sidney die Anerken nung seiner Autonomie über die Insel Tabar, aus der er mit den Jahren ein wahres SUdseeparadies machte. Karls Sohn, Friedrich, studierte in Neuseeland, als er di« Nachricht vom Tode seines königlichen Vaters und von der testamentarische» Einsetzung zum Nachfolger als Herrscher von Tabar erfuhr. Er verzichtete auf die Fortsetzung seiner Medi- zinstudien, mietete einen Dampfer, um sein väterliches Erb« anzutreten und ivährend einer Südseenacht unter Palmen de« Thron von Tabar zu besteigen. Alle Schönheiten der Süds«« konnten indes nicht verhindern, daß König Friedrich I. von Tabar eines Tages Sehnsucht nach seinem sagenhaften Vater lande bekam. Er beschloß nach Europa zu reisen, der schwedi schen Krone das Protektorat über sein Königreich anzubieten und seinem Vaterland« als Entgelt für seine Schutzherrschast die Hälft« seines Vermögens, das auf etwa 809 909 Mark ge schäht wird, zu stiften. Aber der Uebernahme der schwedischen Schutzherrschäft über das Südseeparadies steht bis heute dl« sagenhafte Besitzergreiking durch die Engländer entgegen, von der «inst die Kannibalen dem vat«r Friedrichs erzählten. Stockholm erwart«» gespannt die Ankunft des jungen Friedrich Patterson, der sein SUdseeparadies Tabar unter den Schutz der schwedischen Krone stellen möchte. Friedrich Patterson, dessen Name gegenwärtig in aller Stockholmer Mund ist, wird in der SUdsee unter dem Namen „König von Tabar" bewundert und gerühmt. Tabar ist eines jener kleinen polynesischen Atolls. Einige Palmen, Korallen risse, exotische Pflanzen, die Schreie seltsamer Vögel und ein wenig Phantasie genügen, um sich ein Bild vom Pattersonschen Königreich im Stillen Ozean zu machen. Di« Geschichte der Thronbesteigung allerdings mutet wie ein Abenteuerroman an, gegen den die Erzählung von Robinson Crusoe hannlos ist. Friedrich Patterson hat sein Vaterland Schiveden noch niemals betreten. Er kennt es nur vom Hörensagen, aus dem Film, den Zeitungen und aus den Erzählungen seines »Vaters, der als schwedischer Seemann im Jahre 1999 an den Risten der australischen Küste bei Sidney schiffbrüchig und nach abenteuer lichen Reisen aus chinesischen Dschunken und malaiischen Segel booten auf die Insel Tabar verschlagen wurde. Friedrichs Vater, Kavl Patterson, landete mit vier Kame raden auf der kleinen Kovallentnssl, um dort botanisä)e und zoologische Studien zu ergänzen. Bereits bei der Landung behauptete -er eine unter den Seefahrern, die Insel Tabar sei von Eingeborenen, ja vielleicht von Menschenfressern bewohnt. Aber die Abenteuerlust siegt«. Man ging an Land und durch streifte die Insel. Die Insulaner, erschreckt durch die Ankunft von Fremden, wurden schon nach wenigen Stunden aufsässig und jagten die Abenteurer zum Boot zurück. Man traf sich am Landungsplatz, mit Ausnahme von Karl Patterson, der auch auf Rufe nicht antwortete, und von dem die Seefahrer darauf annahmen, er sei ein Opfer der Kannibalen geworden. Man zog den Anker hoch und überließ den Schweden seinem Schicksal. Jesus wollte in einer Familie geboren werden, die durch ihrer Hande Arbeit das tägliche Brot sich verdiente. Dreitzig Jahre lang lebte er in der armen Handwerkerfamilie und legte selbst Hand an — ein herrliches Beispiel für alle, die mit ihrer Hände Arbeit sich ihr irdisch Brot und den ewigen Himmel verdienen. Und als Jesus später Apostel suchte für sein Werk, da ging er nicht in die „höheren" Kreise, sondern unter die klei nen Leute, die Handwerker, die Arbeiter, und berief sie zu sei nen Mitarbeitern. Und auch in seiner Lehr« sehen wir aus Schritt und Tritt, wie vertraut ihm die Welt der Arbeit war; seine herrlichen, ewig jungen und ewig anziehenden Gleichnisse entnahm er meistens der Welt und dem Erlebnisbereich des kleinen Mannes: vom Sämann spricht er, der seinen Samen ausstreut; vom Hirten, der seine Schafe hütet; von den Arbei tern, die unter der Hiße und Last des Tages den Weinberg be bauen. An dieses und manches andere denken wir als Christen wieder, wenn wir den Nationalfeiertag des deutschen Polkes feiern, der ja in erster Linie die Arbeit ehren will. Der Feier tag fei uns Gelegenheit und Anlaß, den Sinn und Segen der Arbeit kurz, aber eindringlich zu überdenken. Die religiös-sittliche Bedeutung der Arbeit hat man, wie Professor Tillmann tn seinem wertvollen Buch „Der Meister ruft" treffend und<Hlar darlegt, von jeher in einer dreifachen Hinsicht gesehen. Erstens bildet die Arbeit einen Teil der Be stimmung des Menschen, der zur Arbeit geboren ist, wie der Vogel zum Fluge (Job 5, 7). Daher ist Arbeit Leben, und erst dann ist ein Leben köstlich, wenn es Arbeit und Mühsal war. Dadurch, datz der Mensch die Kräfte in Tätigkeit setzt, die Gott ihm gegeben hat, bejaht er ihren Sinn und erfüllt ihn. Das bedeutet für ihn selbst eine Pereicherung seines Lebens, einen Zuwachs an seelischer Befriedigung und Freude. Sie macht ihn zu einem nützlichen Glieds der menschlichen Gemein schaft und gibt ihm ein Anrecht auf Achtung und Ehre. Un tätigkeit dagegen ist ein langsames Sterben, sie macht den Allen indogermanischen Völkern ureigen ist von jeher der Begriff „Ethik der Arbeit". Der Germane achtete das Werk des Bauern, wie der Römer der Frühzeit den Feldbau und der Grieche das Handwerk ehrte. Man hat oft daraus hingewiesen, datz dem Hellenismus ebenso wie der römischen Kaiscrzeit das Verständnis für die Arbeit als sittliche Leistung fehlte. Gewiß meint Aristoteles, datz bei der Arbeit die Tugend nicht gedeihen könne, doch stehen daneben Worte antiker Denker, die von einer hohen Auffassung von der Würde menschlicher Arbeit zeugen: Horaz war es bekanntlich, der den Ausspruch tat: „Nichts gab das Leben den Sterblichen ohne grotze Arbeit." Auch Sokrates mahnte sein Volk zu solchem Denken. Solche Aussprüche be weisen, datz auch die Griechen und Römer ursprünglich die Arbeit als sittliches Ideal achteten. Erst der Niedergang Späthellas und Spätroms führte zur Entwertung dieses sitt liche» Hochbegriffs — einer der tieferen Gründe, die zum Ver fall der alten Mittelmeervölker führten. Dank ihr»r bäuerlichen Verwurzelung auf ahnenübcr- kommener Scholle und einer gläubigen Naturverbundenheit blieb unseren Vorfahren ein solcher sittlicher Abstieg erspart. Mächtig kommt die Welt der Arbeit in der germanischen Sage zum Ausdruck. Wie tn der griechischen Mythe Dädalus, der „Vater der Kunst", zum Erfinder von Axt und Säge, Bohrer und Waage und sonstigen Arbeitsgeräts wird, so bändigt tn der nordischen Sage Wieland der Schmied des Feuers ver zehrende Macht, stellt die Schätze der Erde in den Dienst des Menschen Und wie ihn König Nidud in unmenschlicher Weise seiner Freiheit beraubt und ihn zwingt, Kostbarkeiten zu schmieden, da rächt er sich grausam an seinem Unterdrücker. Er tötet die Königsklnder und entflieht auf selbstgeschmtedeten Flügeln. So entrollt sich im grimm- und gramvollen Streit zwischen Herrn und Knecht der tragische Kampf zwischen dem schwcrtgewaltigen Herrscher und dem durch die Arbeit geadelten Menschen. Bis auf unsere Tage ist die Sage von Wieland dem Schmied Im deutschen Volke lebendig geblieben. So bildet Ent weihung der Arbeit und Bestrafung des Frevlers auch den Grundzug einer Sage, die heute noch in Westfalen in der Volkserinnerung fortlebt. Am Darnssee zwischen Bramsche und Walgarten vernahm man einst des Nachts ein Hämmern und Pinkern aus den Fluten erklingen. Einige Bauern wag ten sich auf die Mitte des Sees hinaus und trafen auch, halb Im Wasser sitzend, einen elbischen Schmied an, der sie um Arbeit bat. Die ganze Nachbarschaft vertraut ihm alsbald Schmiedearbeit gegen mäßigen Lohn an. Viele Jahre währte der redliche Handel, und die Bauern standen sich gut dabei, bis einer von ihnen auf den Gedanken kam, statt des Geldes schmutzigen Lohn zu zahlen. Da zischte das Wasser auf, und ein aus dem See geschleuderter Speer durchbohrte den Frevler. Das Hämmern des Schmiedes aber verstummte. Man darf In der westfälischen Sage eine Weiterentwicklung der Wielands mythe erblicken. Ergreifenden Ausdruck findet die Klage um die Knechtung der Arbeit auch im „Mühlenlied" der Edda: Fenja und Menja, die Riesentöchter — mythische Sinnbilder der Naturgewalten — müssen dem König Frote unaufhörlich den schweren Mühlstein drehen. Geduldig fügen sie sich in das harte Los, ja, sie mahlen dem König „Macht und Heil auf der Mühle des Glücks". Doch wie sie mit der Arbeit aussetzen wollen, um Luft zu schöpfen, treibt sie der König Frote zu neuer Fron. Wieder schwingen sie den mächtigen Stein, aber sie mahlen nicht Glück und Heil, sondern Rache und Tod. Da lodert der Brand auf im Osten der Burg. Ein feindliches Heer dringt in die Burg ein, und im Kampf fällt Frote. Die Knechtung der Arbeit ist damit gerächt. Mit diesem Sagenkranz um Unterdrückung und Freiheit der Arbeit urverwandt ist jener, der sich um die Würde bäuerlichen Sckasfens rankt. Alle deutschen Gaue kennen die fogenannten „Brotfrevelsagen", von denen die elsässische Mär vom Riesenspielzeug auf Burg NIedeck wohl am bekanntesten ist. Arbeitsstil- und Bauerntrotz geben dieser Sage ihr eigen artiges Gepräge. Die Mythenwelt unserer Vorfahren ist von arbeitsethi- schen Vorstellungen beherrscht. Die Arbeit gilt als göttlichen Ursprungs, und das ganze Polk der Germanen betrachtet die Feld- und Schmiedearbeit als heiliges Werk. Das goldene Zeitalter, von dem die Edda berichtet, die Epoche, da Habgier und Mord die Erde noch nicht entweiht hatten, wird nicht etwa als eine Zeit des Müßigganges ausgefatzt. Die Äsen selbst haben vielmehr während des goldenen Zeitalters Schmiede- und andere Handarbeiten verrichtet. Die Götter an lohender Esse — fast scheint es, als klänge auf der Stahlgesang unseres technischen Zeitalters: Im Dröhnen der Hämmer, im Brausen der Maschinen tönt machtvoll der Arbeit eherner Rhythmus. Jetzt wie in der Vorzeit ist Arbeit Kampf! Der Werkmann schlägt und schmiedet wie ehedem, wirkt und schasst, er selbst vergeht, sein Name verweht, doch, was er schuf, besteht.
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