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Ostern der Okristen Dürer: Die ^ukerstekung (1501) O8terZlÄube unä OsterkokknunA Dis /^ukerstskunL )ssu Von Zcknorr von Caroiskoiä von die wir als den wir das «er den, wie dein soll ihm Liebe wachsen, aus der Unwahrhaftigkeit die Wahrheit, aus der Enge die Wette. In der Unsicherheit bewährt sich sein Glaube, in der Unklarheit seine Gewißheit. So tut es dem Christen nichts, selbst wenn es richtig ist, daß menschliche Wissenschaft allein die Auf erstehung Christi nicht erweisen kann. Rein menschlich nicht erweisbar sind auch Christi Taten und Worte, nicht beweisbar ist seine Person. Doch die Welt wird nie dem bewegt, was der Verstand durchschaut und Sinne demonstrieren. Denn die Welt ist größer, als sie erleben. Gott ist „jenseits" und doch wirklicher unsere Wirklichkeit. Wir können ihn nicht mit engen Maschen unserer Kategorien fassen. Aber sollen von Gott erfüllt sein wie einst die Jünger. Dann ist der Zweifel überwunden. Dann überzeugen wir, ohne zu beweisen. Dann reden wir, und unsere Worte haben Gewicht. Dann kommt auch der Scharfsinn des Unglaubens nicht auf gegen die Torheit des Glaubens. Dann wird selbst im Widerspruch der Welt die Wahr heit Gottes offenbar. In solcher Haltung stehen wir heute im Geist vor dem offenen Grab. Die Erde erbebt. Die Wächter liegen wie tot am Boden. Der schwere Stein, der den Leichnam verschließen sollte, ist weggewälzt. Wir glauben den Männern im weißen Gewand, die sagen: „Der Gekreu zigte ist auferstanden." Und wir wissen, daß wir ihn sehen werden. Im Lichte des Ostertages erhellt sich das Dunkel des Karfreitags, und diese Erhellung kommt dadurch zustande, daß Christus selbst seinen Durchgang durch die Nacht des Leidens als einen notwendigen bezeich net und ihn so dem Glauben einsichtig macht: „Mußte nicht Christus leiden und so in seine Herrlichkeit ein gehen?" Er sagt nicht etwa, daß der Wechsel von Tod und Leben die Signatur des irdischen lind menschlichen Daseins, daß das „Stirb und Werde" für den Menschen der alleinige Weg zum rechten Daseinsbesitz sei, daß man den durch die Erfahrung ständig bezeugten Kreis lauf von Vergehen und Entstehen tapfer hinnehmen müsse, — oder irgend etwas, was die Menschen von sich aus angesichts der Todeserfahrung sagen können. Er sagt vielmehr etwas, was über alle diese menschlichen Erfahrungen hinausgeht, er weist darauf hin, wie sein Tod das ganze irdische Gefüge durchbricht und den Weg frei macht in eine ganz andere Wirklichkeit, eben in die Herrlichkeit Christi, in der Ein Mensch, der Bruder und das Haupt aller Menschen, mit Leib und Seele zum Erstling der Verklärung, zum Anfang einer ganz neuen Daseinsmöglichkeit der Menschen wird. Den Emmausjüngern, die irre geworden waren an ihrem Glauben und ihrer Hoffnung, weil sie Christus hatten leiden und sterben sehen, macht er selbst Herz brennend und die Augen sehend durch seine klärte Leibhaftigkeit: sie erkennen ihn wieder als der mit ihnen gelebt hat, und zwar an der Art, er das Brot bricht, und sie erschauern zugleich vor Leuchten jenes anderen Lebens, das nun die vertraute Gestalt durchklttrt. Und im selben Augenblick stehen sie unter der Forderung und im Dienst der vollen Gottes wirklichkeit, die durch den Auferstandenen an sie heran getreten ist: sie brechen ihren Weg ab und eilen nach Jerusalem, um fortan nichts anderes zu sein als Zeugen der Auferstehung Christi und der Herrschaft Gottes über das irdische Dasein. Was geschehen wäre, wenn die Menschen die Buß predigt Jesu angenommen und dem kommenden Reiche Gottes Raum gegeben hätten in ihren Herzen und in ihren Lebensordnungen, wissen wir nicht, und wir kön nen es auch nicht ausdenken. Tatsächlich haben ja die Menschen sich gegen die Predigt Christi auf die Ordnun gen ihres Blutes und auf ihr Herkommen berufen: um den Gesandten aus dem Herzen des Vaters mit seinem Eintreten für die totale Souveränität Gottes nicht mehr anhören zu müssen, schlugen sie ihn ans Kreuz. Indem aber Christus von den Toten auferstand, brach die Herr schaft Gottes, gegen die die Menschen sich durch die Hin richtung Christi glaubten wehren zu können, dennoch an: der Auferstandene bezeugt in seinem verklärten Leibe, daß Gottes Souveränität eine totale ist und an den Erfahrungen, Wollungen und Verhärtungen der Men schen sich weder begrenzen, noch sich in sie einordnen läßt. Wie Christus in seiner Predigt gesagt hatte, daß er nicht gekommen sei, die Ordnungen des Gesetzes, nach denen das Volk lebte, aufzulösen, sondern sie zu er füllen, so hat Gott den menschlichen Leib seines Söhne nicht in der Verwesung gelassen und ihm etwa einen neuen Leib gegeben, der mit dem früheren nichts gemein gehabt hätte, sondern er hat diesen selben Leib auf erweckt und verklärt. Die Totalität Gottes, seine Reichs herrschaft, ist den Ganzheitsordnungen und Reichen sei ner Schöpfung nicht feindlich, sie will sie nur ausrichten auf sein Gottesreich hin und sie darin vollenden. Er hat in der Auferstehung seines Sohnes bewiesen, daß er seine Herrschaft geltend machen kann, auch wenn die Menschen seinen Gesandten töten mit bitterer Schmach; dieser hat im Garten gebebt vor diesem bittersten aller Tode und hat den Sendenden gebeten, ihm diese Bitter keit zu ersparen. Aber dennoch hat er durchgehalten, als kein anderer Weg zur Offenbarung der Herrlichkeit und des Reiches Gottes blieb als eben das Zeugnis durch den Tod. Er hat sich dem auferlegten „Muß" des Tode gebeugt: in ihm konnte die weltjenseitlge Herrlichkeit und Herrschaft Gottes auch denen noch aufgewiesett werden, die den Glauben und den guten Willen ver sagen. Die im Glauben an den Auferstandenen Anteil an der Herrlichkeit seines neuen Lebens, Teilhabe an der göttlichen Natur gewonnen haben, die Christen, müssen in ihrem Glauben und Leben die totale Souveränität Gottes ebenso bezeugen wie Christus selbst, wenn ander ste seinen heiligen Namen zu recht tragen wollen. Aber die Kirche, der auf Erden fortlebende Christus, und der Christ, jeder ein zweiter Christus, müssen zu allen Zei ten grundsätzlich gewärtigen, daß auch ihr Zeugnis durch das Blut hindurch gefordert werden kann. Das Gottes reich vernichtet die natürlichen Ordnungen der Schöp fung nicht, aber sein Anspruch, daß sie sich an ihm aus richten und in ihn einordnen, ist unabdingbar, unbe dingt und ohne Ausnahme. Werfen sich die Menschen im Namen der inbrünstig erlebten relativen Ganzheit ihrer Lebensordnungen gegen den Anspruch Gottes, den Christus und in seiner Vollmacht die Kirche zu vertreten haben, auf, so wird aus dem Frieden, den die Engel über Bethlehem verkündet haben und der durch den Auferstandenen in den Herzen frohlocken soll, ein Anlaß des Schwertes. Dem Christen, dem der Vater in seinem Sohne alles geschenkt hat, ist nicht sein irdisches Leben versichert, sondern das ewige verheißen. Auch dem Christen ist es auferlegt, wie Christus die Herrschaft und die weltjenseitige Totalität Gottes zu bezeugen bis zur Hinopferung seines Lebens. Eine Kirche, die nicht mehr von der Notwendigkeit überzeugt und von dem Willen beseelt wäre, wenn es Gottes Wille ist, bis zum letzten für seine Totalität einzustehen, würde heillos verbür- gerlichen, in die Ordnungen dieser Welt eingeebnet werden und aufhören, Salz der Erde zu sein. Sie hätte nicht mehr das Recht, sich nach Christus zu nennen: denn wenn sie aufhärt, ihn vor den Menschen zu bekennen, würde er aufhören müssen, sie vor dem Vater im Him mel als seine Kirche zu bekennen. Der ganze Christus — Haupt und Leib Ein Christus — muß leiden, um so in die Herrlichkeit einzugehen. Gerade weil sie sich des Auferstandenen rühmt, heute, an dem Tag der Tage, dem Fest der Feste, weiß die Kirche Christi, daß sie auf hören würde, sie selbst zu sein, wenn sie sich nicht auch zur Nachfolge seiner Leiden, seines Zeugnisses, seines Gehorsams bekennte. Hätte Christus seine Sendung nach den irdischen Wünschen seines Volkes begrenzt, so hätte es ihn zum Die Welt feiert heute Ostern. Der Sinn der Feier Ist die Auferstehung Christi. Nicht alle anerkennen diesen Sinngehalt. Schon die jüdischen Zeitgenossen der ersten Gemeinde raunten sich ins Ohr, Christus sei gar nicht auferstanden. Das sei aufgelegter Schwindel. Sondern die Jünger hätten bei Nacht den Leichnam des Meisters gestohlen, als die Grabwache schlief. Und so gab es zu allen Zeiten Zweifler, und es gibt sie noch heute, die nichts von der Auferstehung wissen wollen. Denn sie können nicht daran glauben. Die Tatsache aber besteht, daß Ostern seinem eigentlichen Sinne nach das Fest der Erinnerung ist an den Tag nach jenem Sabbath, dem das Kreuz von Golgatha vorausging. Es gibt Menschen, die schwächen diese Bedeutung ab. Sie sagen, Ostern sei das Fest der Frühlingssonnen wende, des im kosmischen Rhythmus neu erwachenden Lebens. Die Umdeutung zeugt immerhin von gedank lichem Bemühen. Es gibt Gedankenlose genug, die weder den Sinn deuten noch ihn umdeuten. Beides scheint ihnen gleich unwichtig. Sie schenken sich bunte Eier und Süßigkeiten mit schönem Seidenband und großer Schleife. Am Morgen wünschen sie sich gegenseitig ein rohes Fest, und am Osterdtenstag fragen sie bei Ve rarmten und Freunden, wie man „die Feiertage ver lebt" hat. Wir gehören zu einem guten Teil selbst zu jenen Gedankenlosen. Aber wir entrüsten uns, wenn andere über das Fest sich Gedanken machen, die nicht dem ent- svrechen, rvas wir darüber zu hören gewohnt sind. Nütz licher ist es, das, rvas wir zu hören gewohnt sind, zu vertiefen. Wenn jemand, dann sollen die Christen den rechten Sinn des Festes, die Botschaft und die Tatsache Jesu Christi erfassen. Wir wüßten aber heute gar nichts von Christus, wenn nicht am Anfang seine Jünger ge wesen wären. Sie haben aus ganzer Seele an ihrem Herrn gehangen. Sie haben der Welt von ihm Zeugnis gegeben, so nachhaltig, daß nunmehr seit zweitausend Jahren unsere Zeitrechnung durch Christus, seine Geburt, sein Leben und seine Auferstehung bestimmt "wird. Deswegen gehört es zum Sinn des Osterfestes, daß der Meister und die Jünger zusammenstanden. Seinen Jüngern kündete Christus die Botschaft. Sie hat er auf gerichtet und ihnen hat er gedroht. Er lehrte sie, nicht über jene zu richten, die außerhalb des Glaubens stehen. Es ist Sache der Christen, das Christentum zu leben; und es ist Sache der Christen, das Christentum zu kün den. Durch die Christen muß das Christentum lebendig und glaubhaft werden. Die Christen sollen leuchten wie das Licht auf dem Leuchter und Kraft haben wie die Kraft im Salz. Wie die Jünger und der Meister zusam mengehörten, so gehören die Christen und das Christen tum zusammen. Das Christentum dürfen die Christen nicht von den Nichtchristen fordern. Am wenigsten kön nen das die Christen, wenn sie nicht selbst das Christen tum erfüllen. Das Christentum wird erst glaubhaft aus feinem eigenen Leuchten und aus der Kraft der inneren Gewalt. Neußere Stützen sind für das Christentum nicht wesentlich. Wesentlich ist der Glaube der Christen. Das Christentum lebt in der Spannung. Die Auf erstehung am Osterfest ist nicht zu trennen von dem Kreuz auf Golgatha. Die Verherrlichung ist der Gegen pol des Leidens. Man kann nicht nach Belieben das eine oder das andere streichen. Es gibt im Diesseits Gutes lind es gibt Böses: wir stehen mitten drin. Christus hat gesagt, daß das Unkraut im Weizen wächst bis an das Ende der Zeiten. Es gibt im Jenseits Himmel und Hölle. Ueberall gibt es die Spannung, selbst in der Wahrheit Gottes. Keine Theologie hat sie je in einer durchsichtigen Gleichung auflösen können. Dem ehernen Gesetz der Spannung ist in beson derer Weise der Christ unterworfen. Christus hat seine Jünger gelehrt, daß für sie der Kampf nie aufhören wird. Iinmer wird es Verleumdung und Verfolgung geben. Der Schmerz wird auf Erden immer sein. Deshalb kann der Christ nicht staunen, wenn ihm ein Leid wider fährt. Er kann nicht Klagen, wenn ihm die Spannungen nie ganz gelöst sind. Ja er müßte beunruhigt sein, wenn um ihn alles ruhig und gesichert wäre. Dann stände er außerhalb der Linie seines Meisters. Das Böse soll ihn aber nicht erzürnen, sondern kräftigen. Aus dem Haß