Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 02.08.1938
- Erscheinungsdatum
- 1938-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193808021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19380802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19380802
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1938
-
Monat
1938-08
- Tag 1938-08-02
-
Monat
1938-08
-
Jahr
1938
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 02.08.1938
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erzieher iin Aus tausch l<rg er Das Schullandheim einer Dresdner Mädchenbildungs- anstalt in Gohrisch im Elbfandsteingebirge hatte vierzehn Tage lang in den Sommerferien eine Belegschaft von Lehrern. Einer der fünfzehn Schwaben, die mit zehn Thüringern und fünfzehn Sachsen diese Belegschaft bildeten, erzählte mit der klaren und von launiger Aufrichtigkeit getragenen Anschaulich- hcit, die eigenste Gabe aller schwäbischen Erzähler ist, von den Erlebnissen, Beobachtungen und Erfahrungen der Württem berger im „unbekannten" Land Sachsen, in das sie als Ange hörige eines der Austauschlager des NS-Lehrer- bundes gekommen waren. Er verhehlte auch nicht, daß die Vorstellung, die sie sich von diesem „unbekannten Land" ge- macht hatten, nicht eben übermäßig gut gewesen sei, was nicht wunder nimmt, wenn man weih, ivas und wie manchmal auch jetzt noch von Sachsen und seinen Bewohnern „drautzen" geschrieben und gesprochen wird. Sie sind nun gründlich bekehrt. Die Thüringer, unsere Nachbarn, haben das ja nicht so nötig; die kennen Sachsen und die Sachsen immerhin schon ganz gut, auch ohne diese Belehrung durch Anschauung und Erleben. Das sagte auch ihr Sprecher. Aber was der Schwabe erzählte, hätte ganz Sachsen mit anhören sollen; schade, datz kein Mikrophonträger vom Reichssender Leipzig dabei war. Aber dann wäre diese Erzählung vielleicht nicht so unvorbereitet herzlich und einfach ausgefallen. Das schönste und zugleich bildhafteste ihrer Bilder war das von den zwei Uhren, deren Pendel mlt ganz ver schiedener Schnelligkeit ausschlagen, aber merkwürdigerweise die Uhrwerke doch so antreiben, datz schlietzlich die Zeiger immer die gleiche Stunde anzeigen. So soll es sein, und so ist es. Aber datz der Württemberger nach Sachsen und der Sachse nach Württemberg gehen mutz, um die Erfahrung zu machen, datz die zwei Uhren trotz des verschiedenen Ausschlags der Pendel auf das gleiche Ziel hin laufen und zur gleichen Stunde ankommen — das ist nur eine der vielen gesunden und schönen und zugleich notwendigen Lehren, die man aus solchen Austauschlagern mitnimmt. Wenn man auch wünschen möchte, datz möglichst viele Berufsstände Lager mit ähnlichem Zwech einrichten, so ist es doch besonders wichtig und gut, datz gerade die Lehrer — aus Anordnung übrigens der Reichswaitung des NGLB — sie haben. Denn sie sind zugleich die richtigen Lerner. Die wenigsten, die im Lager Gohrisch waren, sind es allesamt; das haben mir in der ausgiebigen Unterhaltung mit ihnen gründ lich erfahren. Und weil sie beides, Lehrer und Lerner, sind, so sind sie Erzieher. Und eben diese Berusenheit zum Erziehen gibt die Gewifthel«, datz die im ganzen Reich jetzt durch geführten Austauschlager reiche Früchte tragen werden. Alle diese Lehrer werden ihre Schüler daheim, und ein wenig hoffentlich auch die Männer und Frauen, erziehen Helsen zum Willen des richtigen Wissens von den anderen deut schen Gauen und den anderen Stämmen. Und sie werden damit festigen und kräftigen das schöne und stolze Bewußtsein von dem, was allen Stämmen gemeinsam ist und sie alle zu Deutschen macht. Das ist dann rechtverstandene politische Erziehungsarbeit. Von dieser politischen Ausgabe des Erziehers sprach sehr eindringlich und getragen von einem gesunden Stolz aus die Gröhe dieser Aufgabe der Gauamtsleiter des NSLB, Güp fe r t, der den Besuch der Schriftleiter in dem Lager auch dazu benutzte, die Notwendigkeit des gemeinschaftlichen Wirkens von Erzieherschaft und Zeitung zu begründen und diese Not wendigkeit gerade auch aus Sinn und Zweck der Lehrer-Aus tauschlager entwickelte. Sechs solcher Lager gab es in diesem Sommer in Sach sen; mit dem 2. August sind sie aufgelöst worden und die Teilnehmer wieder in ihre Heimat gereist. Neben Gohrisch waren es die Lager in Waltersdorf bei Zittau, in Gei sing und Löwen ha in im vsterzgebirge, Kreuztanne bei Sayda und Ostrau bei Bad Schandau. Ueberall bestand die Belegschaft neben der sächsischen Stammannschaft aus je zehn bis fünfzehn Lehrern aus zwei anderen deutschen Gauen. Schullandheime waren die Stätten der Lager, bis aus Ostrau. Hier hatte die Gauschule des NSLB das Lager ausgenommen, das von den anderen sich auch noch dadurch unterschied, datz die Belegschaft weiblich war. Neben zwanzig sächsischen Lehrerinnen waren -hier je etwa fünf aus den Gauen Ober bayern, .Kurhessen, Hessen-Nassau und Weser-Ems zu gemein samem Lernen und Erleben versammelt. Und es scheint, datz gerade diese besonders „bunte" Zusammenstellung sich außer ordentlich fördernd und vielseitig ausgewirkt hat. Und wenn schon die Lehrer im Schullandheim Gohrisch versicherten, datz sie „Propheten" des Sachsenlandes geworden seien, so war der Eindruck der Landschaft des Elbsandsteingebirgcs aus die Erzieherinnen, sogar auf die aus Oberbayern, nachhaltig grotz und stark. Aber nicht nur das Land und die Landschaft haben die Lagerteilnehmer kennen gelernt, sondern auch die Menschen dieses Landes. Und das ist das Wichtigste. Und wenn die rund 400 sächsischen Erzieher und Erzieherinnen, die vierzehn Tage in Austauschlagern in anderen deutschen Gauen zugebracht haben, ähnlich bereichert an Wissen und Kennen von anderen deutschen Landen und Menschen in die Heimat zurückkehren wie die Gäste der sächsischen Lager, dann braucht man um den Segen der guten Durchführung dieses vortresslichen Gedankens keine Sorge zu haben. K. P. daß plötzlich doch eine Aehnlichkeit mit Vater oder Mutter „herauskomml", die jedoch ost nur eine Aehnlichkeit des momentanen Ausdruckes ist. Ein mit seinen Puppen spielendes Mädchen, das sonst seinem Vater ganz ähnelnd scheint, wirkt plötzlich bei dieser Beschäftigung als der Mutter ähnlich. Gleiche seelische Einstellung bewirkt ost eine scheinbare Aehnlichkeit der gesamten Physiognomie. Auch die Aehnlichkeit zwischen Ehegatten Ist oft nur Ausdrucksähnlichkeit. Zusammenleben und Sympathie be wirken eine Aehnlichkeit der Ausdrucksgewohnheiten, man nimmt voneinander die Art des Lachens, bestimmte Gesten oder Sprachgewohnheiten an, wie man ja auch typiscl>e Redensarten von anderen annimmt. Solche Ausdrucksgewohnheiten wie Lächeln oder bestimmte Blickweisen ändern ost das ganze Ge sicht in so charakteristischer Weise, datz man vermeint, aus den Zügen des einen Ehegatten schaue der andere uns an. Die Angleichung geht ost sehr weit, zum Beispiel auch in der Handschrist, und es war sicher eine begründete Beobachtung, wenn Goethe in den „Wahlverwandtschastcn* erzählt, datz sich die Handschrift Ottiliens der Schrift des von ihr geliebten Eduard angeglichen habe. Obwohl an sich eine Ausdrucksgewohnheit noch nicht eine Aehnlichkeit der gesamten Physiognomie zu bedingen braucht, kann sie doch, wenn länger geübt, auch die dauernde Physio gnomie umgestalten. Jede Gewohnheit lätzt Spuren zurück und formt allmählich die Züge selbst um. Nimmt jemand die Gewohnheit hämischen Lachens an, so bekommt sein Gesicht dauernd einen hämischen Zug, der selbst dann nicht ganz schwindet, wenn der Betreffende seinem Gesicht einen liebens würdigen Ausdruck geben will. Jede Sprache erfordert, wenn sie richtig gesprochen wird, eine ganz typische Mundstellung. Diese ist zum Beispiel beim Englischen anders als beim Deut schen. Daher bekommen Deutsche, die in England leben und nur englisch sprechen, allmählich ein typisch „englisches Gesicht". Sie werden den anderen Engländern ähnlich. Die Funktion formt das Organ, der Ausdruck formt die Züge. Alles das erklärt, datz es nicht „Einbildung" zu sein braucht, wenn man zwischen Ehegatten oder sonst sich nahe stehenden Menschen Aehnlichkciten bemerkt. Schillers Wort: „Es ist der Geist, der sich den Körper baut" besteht gerade für die Physiognomik zu Recht. Man spricht von typischen Gelehrtenköpsen, von typischen Ossiziersgesichtern oder typischen Bauernphysiognomien. Bei beträchtlicher Unähnlich keit der einzelnen Züge entsteht infolge der gemeinsamen Lcbenscinstellung in den Bernsen ein ähnlicher Gesamteindruck. Die Wissenschaft sckiebt immer stärker in der neuesten Zeit den Begriss des „Typus" in den Vordergrund und arbeitet dabei körperliche und seelische Uebercinstimmungen heraus, die nicht aus Vererbung zurückzugehen brauchen. Hat man erst den Blick aus ckrarakterliche oder geistige Typen eingestellt, so findet man in der Körperlicken Erscheinung mannigfache Aehn- lickkeit, die sich dem oberflächlichen Hinsehen natürlicherweise nicht offenbaren. Die Frau, Vie ein Genie retten sollte — Von Irmgard Johanne» treten. Es ist durchaus möglich, datz diese Schilderung des Dichters dem Leben entnmmnen ist. Indessen mutz die Wissenschaft einen Unterschied zwischen vorübergehender Ausdrucksähnlichkctt und dauernder »chysio- gnomischer Aehnlichkeit machen, was in der Alltagsbcobachtung nicht immer kiar geschieden wird. Man erlebt es oft bei Kin dern, die man nicht als ihren Eltern ähnlich angesehen hat, Aunftrverte in Venedig für da» Reichs* propagandarninisteriun» «rrvsvben Mailand, 2. August. Rcichsminister Dr. Goebbels hat für das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda in Berlin eine Reihe von Kunstwerken, die im Deutschen Pavillon der Internationalen Zweijahreskunstausstellung In Venedig ausgestellt sind, erworben: die Gemälde „Blumenstück mit Tulpen und Anemonen" von Leo Frank, „Arbeitskame raden vom Niederrhein" von Julius Paul Iunghanns, „Mäd chen in gelber Jacke" von Rassaef Schnster-Woldan und „Fraucnkopf" von Adolf Ziegler, ferner die Graphiken „Glan taler Landschaft" und „Mutterliebe" von Switbert Lobisser und „Bildniszeichnung" von Carl Blos. Maria Ruthven trat ein schweres Erbe an. Das Verhält nis van Dycks zu den Frauen ivar der Punkt, an dem der lebens- und schönhcitshungrige Künstler sich zugrunde richtete. Zudem machten die Frauen es dem „pittore cavaiieresko" leicht. Mit Geld streute er um sich, denn er hatte riesige Ein nahmen. Mit großem Aufwand lebte er teils in dem Atelier haus in Blacksriars, teils in dem Atelier in Ellham, oder tn dem Landhaus in Kent, oder aus seinem Gut in Flandern, ne ben dem Schloß von Rubens. Er hatte eine Hofhaltung wie ein Fürst, mit Lakcien, Karossen. Pferden, Musikanten, Narren. Wen er malte, wurde abends zur Tafel geladen. Viele schöne Frauen wurden von ihm gemalt. Kühle Aristokratinnen, hö fisch. distanziert, malerisch repräsentativ gesehen, in weichen Farben, in virtuoser, geistreicher Art. verschönend, was ihm, dem Schönhcilshungrigen, häßlich erschien. Er malte auch seine Geliebte Margaret Lcmons, der der König die Hauptschuld an van Dycks Lebenswandel zuschob. Ihre Derbheit war ihm Gegengewicht gegen die Zartheit der Hofdamen. In Antwer pen lebte unter der Obhut von van Dycks Schwester seine na türliche Tochter Maria Therese im Kloster der Beginen Dao waren die Verhältnisse, in die die junge Maria Ruthven eintrat. Hier sollte sie ihr Erlösuugswerk beginnen. Sie kam zu spät. Sie war auch zu zart, verträumt, überzüchtet und zu schwermütig, um van Dyck all die Frauen vergessen zu lassen. Er hat sie mehrfach gemalt. Wir haben in der Mün chener Pinakothek ihr Bildnis an der Baßgeige. Große dunkle Augen blicken sinnend, träumerisch aus dem blassen, feinen Gesicht, und die junge Frau ist voll Liebreiz. Sie trägt ein Seidenkleid in barocker Schwingung und sitzt aus einem roten Sessel vor dunklem Hintergrund. Das helfe Haar um die hohe Stirn gleitet in das Rötliche. Ein Jahr lebte das junge Paar in England abwechselnd in Blacksriars und dem Landsitz in Kent. Dann gingen sie auf Reisen. Auf das Festland, wo er, lungenleidend. Erholung suchte. Im Herbst zeigte er seiner jungen Frau Antwerpen, seine Heimatstadt. Dann kehrten sie nach London zurück. Der Künstler begab sich im Jahre lütt wieder auf den Konilnent zur Erholung und auch in der Hoffnung auf Aufträge in Pari» von Ludwig XIll. Aber cs wurde eine Enttäuschung, der König gab die Aufträge an Poussin. Allein war er diesem Schlag preisgegcbcn. Maria, die ein Kind erwartete, hatte ihn auf der zweiten Festlandrcisc nicht begleiten können Als ein Sterbender kehrte er im November heim. Der König schickte den Leibarzt. Er versprach ihm 800 Pfund, wenn er das Leben van Dycks rettete. Kurz nach der Heimkehr des Künstlers schenkte Maria einer Tochter das Leben. Diese Freude hat van Dyck »och erlebt. Iustlniana wurde die Kleine getauft. Das einzige, was der Vater noch für die kleine Tochter tun konnte, war, Ihre Zukunft wirtschaftlich slcherzustcllen in Erwägung, daß nichts gewisser als der Tod und nichts ungewisser als die Sterbestunde", wie er schreibt, hatte er ein Testament aufge setzt. Seine Schwester Susanne bekam eine Summe Geld: „Von diesem Gelbe soll meine junge Tochter Maria Therese van Dyck erhalten und erzogen werden... Den Rest meiner Güter, Gelder, Schuldforderunqen, Bilder, Rechnuiuzen, Wechsel, Schriften irgendwelcher Art, die ich im Königreich England zu- Kraft nur -em Lötz Geschichte und Gewinnung der Heilerde Wir haben heute die menschliche Verbundenheit mit der Natur wieder stärker ersaht ais die Jahrhunderte vor uns. „Blut und Boden" ist für uns keine leere Formel, sondern der Inbegriff unseres Naturverbundenjeins. Dabei ist die Erde mehr als reine Symbolik, sie ist in der Lage, in sehr greif barer Weife auf unser Dasein einzuwirken. Tiere fressen bei Krankheiten Erde und bedecken ihre Wunden mit Erde. Bei den Naturvölkern ist der Gebrauch verschiedener Erden ein ost angewandtes Heilmittel, das den mannigfaltigsten Zwecken dient. Auch das Altertum mit seiner Heilkunde, die bei den Aegyptern, Indern, Griechen und Römern auf einer vergleichs weise hohen Stuse stand, konnte die Verwendung der Erde nicht in seinem Arzneimittelschatz missen. Heute ist die wissenschaftlich« Medizin im Begriss, sich dieses ivertvoilen Mittels zum Nutzen der leidenden Menschheit wieder mehr zu bedienen. So ist man beim Forschen über naturgegebene Heilweisen und durch Beobachtungen in der Tierwelt, neben der Erkenntnis über eine zweckmäßige Lebens weise mit entsprechender Ernährung, auch wieder auf den Wert der Erde als Heilmittel gekommen. Heute ist diese Erkenntni» bereits Gemeingut eines großen Kreises, auch innerhalb der Aerzteschaft geworden, und die Heilerde gilt al» Arzneimittel, das man In jeder Apotheke erhält. Heilkraft wohnt natürlich nicht in jeder beliebigen Erde, vielmehr ist das die Gabe be sonders begünstigter Erde. Am Rande des tannenbestandenen Harzes hat man eine Ansammlung von Lößboden aus der Eiszeit gefunden, die allen Anforderungen in bezug auf Rein heit, Keimfreiheit und Zusammensetzung genügt. Diese Erde wird unter gewissen Vorsichtsmaßregeln abgebaut und dann in einer großen Anlage nochmals gesäubert, getrocknet und durch Saugstromfilter nach der Größe der Körner eingeteilt. So geht dann das Material in alle Länder des Erdkreises hinaus. Die Bewohner des Fernen Ostens, in Südamerika und in unserer Heimat haben Bedarf siir diese neuentdeckte Medizin. Doch niemand soll glauben, nun des heilkundigen Helfers gänzlich entraten zu können und in der Lage zu sein, sich selber zu behaickeln. Im Gegenteil: je einfacher ein Heilmittel erscheint, um so schwieriger kann es sein, nutzbringend damit zu arbeiten. Es kommt nicht allein darauf an, was gegeben wird — noch dazu die meisten Menschen immer noch dem Grundsatz „Viel hilft viel" huldigen —, sondern sehr viel mehr noch, wie etwas gegeben wird: in der Dosierung liegt ein großer Teil des Er folges der gesamten Heilkunde. Dle Heilerde nimmt man nicht nur In wechselnden Mengen und zu den verschiedensten Zeiten ein, sondern sie dient auch in äußerlicher Anwendung, sei es nun zu einem Umschlag oder einem Sitzbad oder einer ganzeg Packung, gleich einer erdenen Badewanne. Können Ehegatten einander ähnlich ^»^**^^**^ 6*"* phsstssnoinische Studie TV V LI» / von sprof. Richard Müller, Freienfels Man nimmt im allgemeinen an, -aß die Aehnlichkeit zwischen Menschen auf Blutverivandtschast beruhe. In der Tat findet man ost verblüffende Aehnlichkeit zwischen Eltern und Kindern oder zwischen Gesckpvistern, ja sogar zwischen ent fernteren Blutsverwandten. Die moderne Erbforschung hat eine interessante Gesetzlichkeit siir diese Tatsache ermittelt, daß häufig Aehnlichkciten zwischen Großeltern und Enkeln sogar dann auftreten, wenn die Eltern, also die Iwischengencratton, weder ihren Eltern, noch ihren Kindern ähnlich wird. Die Vererbung scheint also hier eine Generation zu überspringen, also daß in dieser die bei der dritten Generation wicderkehren- -en Merkmale latent blieben. Besonders die oft geradezu er staunliche Aehnlichkeit zwischen einigen Zwillingen sind Gegen stand der neuesten Forschung. Die Volksmeinung schließt un bedenklich bei aller Aehnlichkeit auf Verwandtschaft, und selbst in -er Wissenschaft spricht man von „verwandten Erschei nungen", etwa bei Sprachen oder Kunststilen, wenn Ähnlich keit besteht, obwohl von gemeinsamer Vererbung gar nicht dle Rede sein kann. Dieser Sprachgebrauch ist nicht korrekt. Bei aller Anerkenung der Bedeutung der Vererbung muß man jedoch feststellen, daß nicht alle Aehnlichkeit zwischen Menschen auf Blutsverwandtschaft beruht. Aehnlichkeit braucht nicht angeboren zu sein, sie kann sich auch bilden. Dafür gibt es in der Natur Beispiele genug. Delphine und Wale sind wirklichen Fischen in ihrer Gestalt sehr ähnlich, obwohl sie den Fischen nicht verwandter sind als andere Säugetiere auch. In der Pflanzenwelt haben wir entsprechende Erscheinungen. Pflanzen verschiedener Art, die aus feuchtem In ein trockenes Klima versetzt werden, entwickeln auf den Blättern über- etnstimmend ein Haarkleid, durch das sie einander ähnlich werden, obwohl keinerlei Verivandtschaft besteht. Solche Aehn- lichkeiten gehen auf Anpassung an gleiche Lebensverhältnisse zurück. Natürlich ist nicht, wie man früher angenommen hat, das „Milieu" als solches formbildend. Aber aktive Anpassung der Lebewesen an gleiche Umstände bringt ähnliche Formen hervor. Solche Fälle nicht angeborener, sondern sich bildender Aehnlichkeit gibt es auch im Menscl-enieben. Der meist beachtete Fall ist der, daß Ehegatten, ohne daß Blutsverwandtschaft bestünde, einander In längerem Zusammenleben ähnlich werden. In Otto Ludwigs Roman „Zwischen Himmel und Erde" be merkt Fritz Nettenmeier mit Entsetzen, -aß bei seiner Frau und seinen Kindern, die seinen Bruder Appolonius weit mehr »eben als ihn, Aehnlichkciten mit diesem verhaßten Bnider auf- Lady Maria van Dyck Als im Jahre 168g in einer Kirche Londons ein Paar zum Traualtar schritt, geschah das unter äußerlich glänzenden Um ständen. Der Hof. der Adel, in allem Prunk, nahmen an der Feier teil. Es handelte sich bei dem jungen Paar um den be rühmten, gefeierten, in großen Verhältnissen lebenden Hofmaler Karls I.. Sir Anthony van Dyck. Und um Maria Ruthven, die schöne Hofdame im persönlichen Dienst der Königin. Tochter des schottischen Earl of Gowrle, verwandt mii den ersten Familien Englands, sogar mit den Stuarts selbst. Acußerlich also glänzend, war innerlich Grundlage zu einem Glück kaum gegeben. Als van Dyck sich verheiratete, war er ein Mann, der die Höhe des Lebens überschritten hatte. Zwar war er erst 40 Jahre alt, aber dem Lcbenshunger und Lebensgenuß verfallen, mar er in diesem Alter bereits ein mü der, kränkelnder Mann. Karl I. von England hatte diesen Bund von van Dyck und Maria Ruthven gewünscht, weil er glaubte, durch eine Ehe den Künstler vor dem Untergang retten zu können. Und die zarte, schöne und sehr junge Maria Ruthven ent schloß sich zu ihrem Ja, vielleicht weil es ihrer Jugend schmei chelte, den grohen Künstler, dem Ehren und Güter zusiclen, den von Frauen verwöhnten Mann zu heiraten, vielleicht auch, um der Enge des Daseins eines armen Hossräulcins zu entgehen. Graf Gowrle, Ihr Vater, war unter der vorhergehen den Regierung in den Verdacht des Hochverrats gekommen. Er war im Tower eingekerkert gewesen und darüber war der Rest des Jamilienbesitzes verlorengegangen. Liebe wird bei diesem Bund nicht die Grundlage gewesen sein, aber wohl Zuneigung und bei beiden der Wunsch nach einer Zuflucht.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)