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172 IV. Der innere Ausbau. Auf die von Oberbaurat Morlok zahlreich angestellten Versuche spezieller einzugehen, müssen wir uns hier versagen und wird auf dessen Original- Bericht *) verwiesen. Im allgemeinen ergab ein Züricher Cylinderofen von Ingenieur Seitz, ein Blechofen mit Sand- und Thonausfütterung und drei auf- und absteigenden vertikalen Zügen aus Backsteinen hergestellt einen Nutzeffekt von 86 Prozent. Ein Berliner Mantelofen, dessen innerer Teil aus einem eisernen Cylinder ofen bestand, der ferner einen für Kohlenbrand günstigen Zug und zweckmäfsig angeordneten Rost hatte, hatte 76 Prozent Nutzeffekt. 72 Prozent ergaben die Heizversuche mit einem eisernen Wiener Patent- Ofen von Joh. Zeh, dessen unterer Teil aus einer Steinkohlenfeuerung besteht, welche von drei Seiten mit Backsteinen ausgefüttert und überdies bis auf eine Zugöffnung mit feuerfestem Material überwölbt ist. Ein beweglicher Treppen rost wird von oben mit dem Brennstoff beschickt und läfst sich der Luftzutritt dazu äufserst sorgsam regulieren. Die Feuergase steigen in das ganz aus Eisen hergestellte Ofengehäuse an der hinteren Seite bis zur Ofendecke auf, ziehen nach vorn und fallen an der vorderen Seite herab , so dafs sie am Ende des fallenden Zuges in das Rauchrohr abgeleitet werden. Infolge der bedeutenden Steinmasse, welche sich in dem unteren Teile dieses Ofens befindet, erweist sich der Zeh’sehe Ofen gegen Abkühlung von aufsen besonders wirksam. 66 Prozent Nutzeffekt ergab ein in Wasseralfingen gegossener Salonofen, wie ein solcher auf der Tafel XVI in Figur 3 und 4 dargestellt ist. 58 bezw. 56 Prozent ergaben Thonöfen nach Tafel XIV, Fig. 14 und 17. Die hier mitgeteilten Resultate haben sich bei Heizversuchen ergeben, welchen unter der Leitung von gebildeten Technikern eine ganz besondere Auf merksamkeit zugewendet wurde; bei weniger aufmerksamer Bedienung unserer Oefen werden sich jedoch kaum so vorteilhafte Erfolge erzielen lassen und nur zu häufig haben wir in dieser Beziehung mit grofsen Mifsständen zu kämpfen; ja ! das rationelle Heizgeschäft ist und bleibt in den meisten Fällen eine Utopie, die wissenschaftliche Theorie wird hier von der praktischen Heizarbeit, welche meistens in den Händen von Dienstboten liegt, vollständig im Stich gelassen, und mufs leider immer noch zugestanden werden, dafs im allgemeinen viel mehr Wärme durch den Schornstein in die Luft abgeführt wird, als wir in Wirk lichkeit für unsere Heizzwecke verwenden. Die Centrallieizung. (Luft-, Wasser-, Dampf-Heizung.) Bei der Centralheizung werden stets mehrere Räume von einer Feuerstelle aus geheizt und wird letztere sehr häufig im Kellergeschofs angelegt. Im allgemeinen wird hierdurch in grofsen öffentlichen Gebäuden das Heiz geschäft sehr vereinfacht, wobei eine Dienstpersonal-Ersparnis besonders ins Gewicht fällt. Von einem Punkte läfst sich eine Heizanlage besser beauf sichtigen, regulieren und in Betrieb erhalten, als dies bei Feuerungen der Fall ist, welche in grofsen Gebäuden weit verteilt, zum Teil in verschiedenen Ge schossen angelegt sind; es entfällt dabei die Belästigung der Hausbewohner durch Heizer, Schornsteinfeger, Kohlenträger u. s. w. fast vollständig und in den meisten Fällen ist auch eine Ersparnis von Brennmaterial zu verzeichnen, wodurch bei manchen Anlagen die gröfseren Anlagekosten wenigsten zum Teil aufgewogen sein möchten. *) Die Heizung durch Zimmeröfen von Morlok (Stuttgart 1870).