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Morgen-Ausgabe Bezugspreis: L M »ilN,U«1>ttIch «. «H» !«k *»h,l»k »„«tllch Vi. L0». t»»ch m»t— ,a«i»4rlt««» SsUI«l«» 1»« -««1 ««»rächt „nattlch M, »l«r»«U IRHrUch Mk- 7^t> d»rch dt« V»ft l»««rhald D«ut,chla»»« ch«s«W»-B»<«ib« »«««t lch M. »I«rI«I!I»rIIch M. »LS; M,r««ri A«1««»« 1«. 1.7^ «d»-»-Ai,«««»e M. 1.0» Ssn-tt-.l-B.«,,». «. «ZV —»«titch 1a»«1»It«»tt» D.Nd«!,«llo.dI»r,. Gl«j« ««»»«r: M»r««i,.B,<«-d« I» V. >ldrn».B»«««»« >« VS Hauptschrlftleiter: Dr. Erich Everth, Leipzig. tzcm-els-IeUung /Untsblntt des Rotte« und des pollretarutes der Stadt Lelp-i- UL. Jahrgang «,,etgeivr«is: LLrK'LL'K Ä«^«»««» » ««b»,»«» u» «Mtt. r«u »I« n»l»»«it«ili »u V», » «»«» » v<- r—'»»§«uisch<«D. »>^! »<«!»« »,« Nol»»«l,,il« «V«. «»«»4««« »u«.; V»,t«r»«»,.,ch<a^ >«d«r »z» 5«t!.. u»,an« e«^» ee« «w A«s«»» Sv«». »«IchLttsaxjele»« mlt ^»laü»»rlchkill«i» t» Vr«II« «rd»»t. «««»<«»: Ät. 7.— da« laal«,» »»«Ichl. V-NxedSdr. I«„1,r«ch.A»IchI»It»«.I4 5»r, ,«««, an» I4-i»>. — 7ÄL vchrtttl»!!»»« «>» »«IchSttlIt.il« 3a»«,»I«ao«« «r.», Verlag: Dr. Reinhold L L», Leipzig Nr 893 I8l8 Donnerstag, den 2l. November Ein Völkerbund vor Friedensschlnß? Wilson« Grundsätze einer Weltorganisation Rokkerdam, 20. November. (Drahtderlcht.) Rach dem «Nieuwe Noklerdamsche Lovranl" meldet «.Daily Telegraph" aus Ne» Bork: Präsident Wilson wünscht, daß der Völker bund nicht erst nach dem Frledensschluß als eine Art akademisch« Kompilation von den Völkern gebildet wird, sondern als «ine lebende Vereinigung von Völkern, die sich durch wechselseilige Ucbereinkünfte zur Verhütung von Kriegen verpflichten. Ja einigen amerikanischen Kreisen wird verlangt, daß zu diesen Besprechungen auch Neutrale hinzugezogeu werden. Wilson ist davon überzeugt, daß die den Völkerbund be treffenden Einzelheiten von den Delegationen auf der Friedens konferenz auSgearbeitet werden können, sobald die allgemeinen Grundsätze angenommen sind. Wilson wird bei seiner Rückkehr nach den Vereinigten Staaten den Amerikanern die Grund sätze einer Weltorganisation, in der die Vereinigten Staaten eine wichtige Rolle spielen werden, vorlegen. 20 N-Boote ausgeliefert London, 20. November. (Revier.) Der Konteradmiral TyrwHill übernahm heule nach Tagesanbruch 30 Mellen von Harwich von seinem Flaggschiff aus die ersten 20 U-Boot«, die ooSgellefert wurden. Die Boote gehen mit ihren eigenen Be satzungen nach Harwich. Rotterdam, 20 November. (Drahtbrricht.) Der englische drahtlose Dienst meldet, daß di« deutschen Kriegsschiffe Amtliche Bekanntmachungen des A- und S.-Nates Pla-vorrchrift für die Zeitungen Verl in, 19. Ravender. (Amtlich.) Der BollzugSrat des Ar- heiler- und Soldaleurales leill amtlich folgendes mil: . Sämtliche Erlasse and Proklamationen d«S VollzugSraleS des Ar- belter and SoldatcuraleK welche den Zeilangea dm ch V T. B. oder aas direktem Weg« zogehen, haben mit dem Bermcek .Amtlich" am Kopf der Zeitung in Feit- oder Sperrdruck zu erscheinen. Der Abdruck hat nicht bloß auszugsweise, sondv.n vollständig zu erscheinen. — Sollt« durch zu späte« Eingang der B-Kauntmachung aus technischen Gründen der Abdruck an bezeichneter Stelle nicht mehr möglich sein, so Hal di« Veröffentlichung unter »Letzte Nachrichten' za erfolgen. 3« diesem Falle ist jedoch die Bekanntmachung in der nächsten Nomina: als Kopsdrvck zu wiederhol n. — Ueberlrctungen vorstehender Ver fügung würden die Schließung deS gesamte» ZcilungSbelriebeS zvr Folge habe». Der VollzugSrat des Arbeiter- und SolbatenrateS. gez.: Molkenbuhr. Müller. Entlassung der Heimaturlauber Berlin, 20. November. (Amtlich.) Aste ln der Heimat an ihrem Wohuorl od r ihre« Arbeitsorten mil UrlautSsche.nen «»»«senden Offi ziere bcS BcurlaoblcnftandeS, Unteroffiziere und Mannschaften aller Jahrgänge, mil AoSnal/me der Jahrgänge 1893, 1897, 18S8, 1899, find bis zum 3V. November d. 3. aus ihrem Dienst besehlsmätzig zu enllasfen. Sie erwirke» sich bet der nächste« militärischen Dienststelle einen Ent lassungsschein. Die gesetzlichen VrrsorgunxS- und LnNafsungSansprüch« Liser befehlSmätzig an ihrem UrlaubSort Entlassenen werden später durch BezirkSkommandoS und Mrldeämler geregelt. Urlauber, di« sich vor de« SO. November bei ihre« Ersatzformakionen melden, «erden dort mit ihrem Jahrgang ordnungSgemüh entlassen. Urlauber der Jahr gänge 1896, 1897, 1898 und 1899 begeben sich zur nächste« Ersatzsorma- iiov, wenu sie ihre« Truppenteil nicht erreichen können. KriegSminister Scheüch. UnlerstaalSs.kretckr GShre. An das Sanltatsper oria« Berit«, M. November. (Amtlich.) Do« verschiedenen Seile« wird mktgeieilt. bah Angehörige deS Pflege-, Warle- und Sauilätl- personalS l« de« Lazarette« ihr« Tätigkeit »ab ihre» Poste« verlasse« habe«. Lazarettzüge habe« sich geweigert, i« di« Etappe auSzufahrea, und find nach ihrer Heimat gerollt. Ander« habe», die Ausfahrt von der Genehmigung des zuständig:« SokdalenraleS abhängig gemacht. Ls liegt auf der Hand, daß durch «l« derartiges Verhalten di« Versorgung der Verwundeten und Krank«« aufs schwerste bedroht und das Lede« olelcr Kameraden gefährdet wird. JmldLsvndere ist zu bedeuke«, daß gerade jetzt jede Verzögerung in der Hilfeleistung und Rückbefövdrrung der Verwandele» u»d Kranken, die dann i» FeindeShanb fa ie«, ei« grotzeS Unrecht gegen di« leidende« Kameraden ist Das i« Lazarett.« sowohl l« der Heimat all auch i» Feldheer tätige SaultSlSpersonal wird daher dringend «mfg fordert, seinen bisherige« Di«»st weiter za Ver sorge» »ab be» Anordnungen der bisherig«« Vorgesetzte« t« Kranken pflege and TranSporldieafi unbedagt Fog« Pi leiste». Di« Soldal«»- räte «llste« «S als ihre Pflicht betrachte», dafür z« sorgen, bah de» vernmadeten oder kranke» Kameraden di« «ötig« Fürsorge znieU werde. D«r KriegSmi»ister Scheüch. Unterpaattfekretär im KriegSmi«ifi«ri»m Göhr«. Verll», 20. November. (AmMch) Am« Erlaß über di« Ent- lastung l» die Heimat. Z» de« ,Leite» i» unentbehrlich:m Dienste', die a»f di« E«tlast«»g warte» »üste». bis sie ersetzt find (Absatz 2 d«S Er laßes^ gehört das gesaarl« SanitölSpeesonal. Kri«gSoünip«r Scheüch- - U»l«rstaalSs«krrkä, Göhr«. Die Erploftonstatastrophe bei Hamont Haa^ 2V. Novomber. tSlgener Drahtbrricht.) Von der holländisch«» Grenz« wird über die Etsendahnexploflon bei Hamont noch gemeldet: Gassensangen,-i« deutsch« Signalrevolver gesund:» ha ken, schoss«» dies« »n der Näh« der Züge ab. Eine dies«, Stzmalrakelen drang i» «in« mA Gaüdamb«« gefüüb» Wag«» »ad »««facht« di« furchtbar« wahrscheinlich tn dem Hafen von Seapaflow aus den Orkney- Znseln inlernlert werden. NülLkehr der deutschen Verwaltuniobehörden von Brüssel und Antwerpen Amsterdam, 20. November (Drahtbericht.) Di« h atschen Ver waltungsbehörden von Brüssel and Antwerpen find gestcr» and heule über Oide»zaal nach Deutschland zurückgckehrt. Die deutschen Verluste im Weltkrieg Auf Grund zuverlässiger Unterlagen könne« wie (entgegen einer Danziger Melkung in unserer DieaStag-AbendauSgade) dii Verluste Deutschland« bis zum 31. Oklober 1918 genas ongeben. Deulschland Hal 1 380 000 Tote za beklagen. Als vermißt werben 260 060 Mann gemelket, wovon ober ebenfalls ein großer Teil nicht mehr unter ben Lebenden w ileu wird. Die Zahl der in FeindeShand befindlichen deut sch, n Gefangenen belrägl 490 000. Verwandel worden 4 Millionen Soldalen, wobei aber eine wiederholte Zählung in den Fälle» vorge kommen ist, wo ei» Soldat mehrmals verwundet worden ist. Amerikas Hilf« für Europa Haag, 20. November. (Elge»«r Drahtderlcht.) Aus Wa shington wir- gemeldet: Schiff« mil Ladungen von Lebensmitteln, wobei sich anch Fletsch befindet, sind in einer Gesamtmenge von ungefähr 100 000 Tonnen nach Europa unterwegs. Haag, 20. November. (Eigener Drahtderlcht.) AuS Halifax kommt die Nachricht. Hatz an der Küste von Neufundland große Stürme wüten, wodurch di« Schiffahrt erheblich gefährdet wird. In der Provinz Ouebeck hat «tn Taifun grotzen Schade» in Dörfern and Städten an- gerlchtot. Der St. Lorenzfirom ist über die Ufer getreten and hak große Uederschwemnumgen angerichtet. Explosion Em zufällig anwesender holländischer Major hatte die Geiste«, isgenwort, einige Wagen, die mit Gasbomben gefüllt waren, von dem brennenden Auge zu entfernen. Sech« holländisch« Soldaten sind mnge- >oen»nen. Der ganz« Bahnhof bietet ein EhaoS von zertrümmert« Vagen, «nter denen noch viel« nicht expediert« Granate« sich b finden. Die Bewachung der Trllmmerflälte ist jungen Leuten aut Hamont, die ein« Düvgerwehr gebildet Haden und mU deutsche» Gewehren bewaffnet sind, arwMrant worden. Schwierigkeiten im deutschen Rückmarsch Berlin, 20. Novrmber. (Drahlbericht.) Wie dl« deutsche WafscnftlllflanbSkommisflon in Spa «eldel, vermehre» sich lässige des ausgezumngene« übereilte» Rückzuges die Marfchschwlerig- kelte« d<S deulscheu Heeres trotz d«S bisher günstige» Wetter«. Dl« Franzose« scheine» sich ans kein« Verlängerung der Räu- mungSsrlsl einlasten .n> «ollen. Die Katastrophe. h. die Auf lösung des Heere«, zügellose« ZurLckfirömen unter Plünderung de« Lan de«, bewaffneter Widerstand gegr» ben »achrückende» Feind könne» jeden Tag «Lntrelen, namentlich wenn schlechte« Wetter kommt. Frankfurt a. M, 20. November. (E i g. D r a h t b « r i ch t.) Ao« Freiburg l. Br. wird der .Franks. Ztg.' von einem Teilnehmer am Rückmarsch geschrieben: Die Truppen der Südwestfront habe«, ent gegen der Behauptung des .Vorwärts', in vollst«. Ruh« und Ordnung sich vom Feind« losgelöst. Allerdings wvrde ihnen diese Aufgabe durch di« feindselige Haltung eines Teile« der Elsässer befon- derS erschwert. Seit Mittwoch nehme ich an diesem Rückmarsch« teil, der für ein« straff« ManneSznebt Zeugnis ablegt, bi« auch durch die Soldalenrät« der Frontlrnppen kcmcSwegS gelockert wurde. Beim Brückenkopf Neuenburg haben die Truppen in wohigevrdneten Marschkolonnen den Rhein überschrillen uud tn Nah« und Ordnung das badisch« Land betreten. Der Kampf «m Lemberg Warschau, 20. November. (Drohlberlchk.) DI« Kämpfe zwischen Polen «nd Ukrainern ln Lemberg haben noch nicht aufgehört. Die Ukrainer wurden zwar vou den Polen aus dem SlaLNr.uern verdrängt, aber sie haben dafür ihrs ArMrrie auf den Hügeln ausgestellt und schießen nun mil Granaie» in die sonst sehr beleb!«« Straßen. Viele der i» »Lraiulschc E.sangenschasl geratene» Polen wurden gehängt. Die Tschecho-Stowaken Wien, 20. November. (Eigener Drahlbericht.) Der tschecho slowakisch« Gesondle ln Wien, Tusar, erklärt« in der .Neuen Freien Preise', daß der lschecho slowakische Staat mil Deutsch-Oesterreich in Frcvudschaft und Frieden leben wolle »nb bah ihm nicht« ferner lieg«, als Wien auSzuhungern. Pra^ 20. November. (Eigener Drahtderlcht.) Der tsche- chtsche ErnädrungÄntnister erklärt« in ein« Red«, daß der tschecho-siowa- kisch« Staat di« Eoziousievang der Bergwerke, Eisenbahnen und Groß- belr.«b« durchführe» »erde. Unwürdige Behandlung von Deutschen in Rußland Kow«o, 19. November. (Drahkb:richk) Ein soeben ans PeterLBurg hter etngetroffenvr Osstzter berichtet: Da« deutsche Generalkonsulat soll!« am 18. November adrnd« von Petersburg nach Moskau ad- tranSportlert werde». Die Behandlung war di« zu meiner Ab reise gestern unsäglich schmachvoll Da« Archiv »nd sämlNch« Gelder, soweit st« nicht schon gestohten waren, blleben tn Petersburg in de» Händen verbrecherischer Jnk«rn»kt»na!lste». di« rufftscherfelt« bet chre» Dorgeh«» »atersttltzt werden. Selbst da« Prlvatgepäck ist ketlwetse go- stohlen. Der mtt der Wahrung -er deutsche» Interessen in Petersburg beauftragt« schwedisch« Generakkonsul Hrildr»»» wurde gestern rosstsch«rs«itS tnt lz«fängni« abgeführt. Riga, 18. November. (Drahkberlcht.) Rach M tkeikvng von H«r- mmm Sa»db«rg, dem Bevollmächtigten de« deutschen General- kons»lat« in Moskau, -er hier als Kurier «tngetroffe» ist, befinde» stch t» Moskau mchr al« 230 Deutsche, »eist Reichsdeutsche, darunter mindestens 42 Offiziere, ferner KonsulolSb«,»»« und Mitglieder de« politischen Komitee« In Host ,»d In Gefahr de« HuagrrtoöeS. Schleu nigst« Maßregeln find erforderlich. . Berh8ttniswah!en vr. 3. Wie heliannt, hat die neue NetchSregierung dikta torisch — das soll kein Vorwurf sein, sondern ergibt sich zwingend aus dem Wegfall mindestens des em-m Faktors der Gesetzgebung, nämlich des VundeSrats, und ferner des Kaisers — angeordnct, daß in Zukunft alle Wahlen zu öffentlich-rechtlichen Körperschajten nach den Grundsätzen der Verhältniswahl slatt- sindcn müssen. Also auch die Wahlen zur NalionaiversLmmlungl Nebenbei bemerkt: die Wahlvorschriften der Neichsrcgierung decken stch durchaus mit einem Anträge, der noch am 6. Juli 1S17 von der Unabhängigen Sozialdemokratie im Reichstag vertreten wurde: Verhältniswahlsystem, Beginn des aktiven und passiven Wahlrechts schon mit dem vollendeten 20. Lebensjahre, aktive- und passives Fraucnwahlrecht, der Wahltag muß ein Sonntag oder ein Feiertag sein. Man sieht hier den Einfluß her Unab hängigen Sozialdemokratie, die übrigens den Gedanken der Nationaloersammtung an sich nicht grundsätzlich abzulehnen scheint, von einzelnen .gänzlich unabhängigen" natürlich abge sehen. Es wird also zur Nationalversammlung wohl kommen. Unter -lesen Umständen werden tz. igende kurze Bemerkungen über daS Verhältniswahlsystem vielleicht Beachtung verdienen. DaS Schrifttum darüber ist außerordentlich groß. Einzel vorschläge sind in den letzten Jahren wie Pilze aus der Erde ge schossen. Jeder glaubt, nun en-lich daS Nichtige gefunden zn haben und bezeichnet seinen Vorschlag als das Ei des Kolumbus. Man darf trotzdem wohl behaupten, daß die Materie noch nicht ganz geklärt lst und auch -er Reichstag, der ln Ucbercinstrmmung mit der allen Regierung bekanntlich Verhältniswahlen für ein zelne besonders volkSreich« NeichSkagswahIkreise (darunter auch Leipzig-Sta-t und Land) eingesührt hat (wosür in Süddeutscl-tan- der. fürchterliche Ausdruck .temperierter Proporz' geprägt wurde), hat nicht gewagt, den Gedanken gleich aus das ganze Nelch auszudehnen. Alan hielt das für einen .Sprang in« Dunkle". OK die« «richt «ckzrr vorsichtig nxrr, wird man heule be zweifeln -L?fen. Der Sturm der Revolution hat alle Bedenke« hinweggesegt und inan steht stch jetzt unmittelbar vor dem .Reichs proporz". Die Verhältniswahlen stehen im Gegensatz zu den Einzel wahlen, insofern ja für den einzelnen Wahlkreis, der demzufolge -rötzer gestaltet werden muh als bisher, mehrere Abgeordnete ge wählt werden, und zwar so, -aß über die Personen der Ge wühlten daS Verhältnis der für sie abgegebenen Stimmenzahicn entscheidet. Das läßt sich geordnet nur durchführen, wenn vor der Wahl Vorschlagslisten eingerejchk werden. Um ein ganz einfaches Beispiel zu bilden: Zn emem Wahlkreise, der 10 Abgeordnete za stellen hat, werden 10 000 Stimmen (je auf eine Liste lautend) abgegeben, und zwar auf List« 8000, auf Liste 0 4000 und auf Liste L 2000 Stimmen. Gewählt sind von Liste sechs Personen, von List« L vier und von Liste L zroei. Ob die Vorschlagslisten zweckmäßig sog. freie oder gebundene (wobei es noch eine lange Reihe von Zwischengliedern gibt) sein sollen, ist Gegenstand leb hafter Auseinandersetzungen. DaS jüngste NeichSgesctz hatte sich für dle unbedingt gebundenen Listen entschieden. Man wird davon ansgehen dürfen, daß gleiches auch für -le Wahlen zur Nalional- rersammlung gellen soll. Wie man sich überhaupt in allen Einzel heiten an jenes Aeichsgcsctz anjchließen dürste. Die Verhältniswahl hat ln Deutschland erst seit der letzte» Jahrhundertwende Eingang gefunden, und zwar bei den Parla- mentswahicn in Württemberg und Hamburg, bei den Kommunal wahlen in Payern, Württemberg, Baden und Oldenburg, bei den Mahl.n nach dem preußischen Be'-ggesetz und von Reichs wegen im öffentlich-rechtlichen Versicherungswesen, bei den Gewerbe- und Kaufmannsgericyten und schließlich beim vaterländischen Hilfs dienst. lieber die Vorteile und Nachteile des Systems wird eben falls heiß gestritten. Von den Vorteilen kann hier nur auf folgende hingewtesen werden: die Verhältniswahl sichert, daß jede am Wahlkampf beteiligte Grupp« eine entsprechende Vertretung lm Parlament erhält; daß also große Minderheiten nicht durch geringe Mehrheiten ausgeschallet werden können, wie dies bet den Einzelwahlen der Fall ist; daß der Wahlkampf mehr von Partei zu Parket als von Person zu Person ausgesochten wird und deshalb zweifellos an Sachlichkeit gewinnt, wahrend die üb lichen persönlichen Verunglimpfungen zurücktreten. Die Ver hältniswahl zwingt die Parteioraanlsalioncn zu stärkerem Zu sammenschluß und größerer Festigkeit. Unnatürliche Wahlbünd nisse, insbesondere die unmoralischen Slichwahlabkommen, sind nicht mehr nötig. Die Nachteile, dle stch aus alledem ergeben können, liegen freilich auf der Hand: die Macht der Partei organisationen wird zweifellos gestärkt, dle Freiheit des Wählers beschränkt und das persönliche Band zwischen dem Gewählten un feinem Wahlkreis gelockert. Außerdem ist die Durchführung deS Systems technisch außerordentlich schwierig. LS soll und muß aber zugegeben werden, daß die Vorteile überwiegen. Zudem hat eS keinen Zweck mehr, darüber nachzustnnen, i^nn die Würfel sind bereits gefallen. Außerordentlich wichtig ist, wie groß die neuen Wahlkreis« sein werden. Daß etwa das ganze Reich einen einzigen Wahl kreis bilden sollte, innerhalb dessen dann mit Listen von mehreren hundert Namen zu arbeiten wäre, dieser Gedanke bleibt dem deutschen Volk« hoffentlich erspart. Vielmehr kann, soviel biS setzt durchaeflckert ist, wohl angenomemn werden, daß man zunächst plant, ln Zukunft aus se 1SV00V Einwohner (also nicht, wie bisher 100 000, ober gleichmäßig über das ganze Land) einen Abgeord neten «ntsallen zu lasten, woraus sich eine Abgeordnetenzahi von etwa 422 ergäbe; hinzu kämen dann noch 50 bis 60 Deutsch- Oesterreich«. ES scheint ferner, baß Wahlkreise etwa in der Ausdehnung größerer Regierungsbezirke (in Sachsen drei, ober im übrigen ohn« Bindung an di« Landesgrenzen kleinerer Staalen) gebildet werden sollen und daß in jedem Wahlkreise höchstens 15 Abgeordnete z« wählen find. Wieviel Wahlkreise sür ganz Deutschland gelte» sollen, ist noch ungewiß; wir nehmen an, zwischen