Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.11.1918
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1918-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19181119013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1918111901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1918111901
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-11
- Tag 1918-11-19
-
Monat
1918-11
-
Jahr
1918
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Morgen-Ausgabe «—»"ch M. L75. 4N. llS; «. «**»-««»««»« «. I^>» M. UM >»n«Mch Wo»»!»»«»«,: At»k,,»-A»«^d« li Ps, ll Pb Hauptschrtftleiter: Dr. Erich Lverth, Leipzig. TLNH Handels-Fettung küntsblult des Lat« urrd -es pvUzeurmLes der Stadt Leipzig 112. Jahrgang Anzeigenpreis: LLS'L NM Anj»i»«n ,. Ledikden «m «mll. Teil dl« 8tl Vs. ». «n«» W Vsl: r«»«r»nß«i»lchlaa: !«n^; »I«ln, Anzeigen dl« Neloneizeil» N>Vf- n»1»LN« «Vs.; Vaplernelznlchln«: lieber Lliv Zeile» U«s«n, A N,, g»„ Zuo Zeilen: LVN». «Selchlstlanzelg«» »U Viatzp»rschrlsr«i i« Vreil« «rhbbl. Dellngen: <S«la«la»slan» ilk. 7.— p»e Teasend antichl. Vnilgebldr. -«e»tpr»ch-«»schI,g„e.i<»»L «iE >«» I«6»4. — p.ftlch.-dd»»«« NXN V<hrlIII»i»»,g p»d Seschöfllsiell«: ^ehnnnilgnil« 4i».i^ Äerlag: Dr. Reinhold L To» Leipzig. Nr 5SV Dienstag, den IS. November 1S>8 Der Schutz der deutschen Ostmark > < Die Gültigkeit der bestehende« Gesetze Berlin. 18. November. Dekannlmachung. E« wird hiermit darauf hiagewlesen. daß di« bestehenden Gesetz« und Bervrd- nungcn, soweit p« nicht ausdrücklich durch dl« Regierung ausgehob.u sind, tu Kraft bleiben und von sed«rmana zu beachte« pnd, wie auch jedermann in dem ungestörten G«nuh der dadurch gewährt:» Recht« verdleidt. Danach besteht sür alle Staatsangehörigen d>« D «rp stich - t» ng zur Entrichtung der disherigea Steuer» und Abgabe« fort. Berlin. 14. November 1V18. Namen« der preußische» Negierung: Dr. Breitscheld. Dr. Südedum. Eine neue No e Solfs an Lanfing Neue dringende Vorstellungen. Haag, 18. November. (Eigener Drahtberlcht) Holl. Rieuw« Bureau berichtet, daß Staatssekretär Dr. Sols an S aat«- sekreiör Lansing «ine ueu« Not« gerichtet hat. Ja dieser wird «. a. erklärt, daß es bei dem heut gen Stand des deu.sch.n rollenden Eisen- bohumatertal« und bei dem Kohlenmangel unmSgl.ch sein w rd, «ine auch nur in bescheidenen Grenzen gehaltene Versorgung der Städte mit LebenSm tleln sicher zu stellen. Wir sind, heißt e« in der Role, außerstande, auch nur sür eia« Woch« dl« Versorgunggarantieren zu können und müßlen, da die Verhältnisse im Osten und Westen, Rcrdea »ud Süden gleich liegen, damit rechnen, daß in vielen Teilen de« Reiche« gleichzeitig Hungerrevolte» al« Folge der Lronrportjchwierigketcn «nlstehcn. deren Folge» unberechen bar wäre». Endlich hat die Fortsetzung der Blockade, lnSbcsondere tu der Osts««, zur Fo!g«, daß sowohl die sür unsere Industrie «St gen Transporte aus dem Norden, wie di« für Ckandiavieu unenlbehriiche Lieferung deutscher Kohle unmöglich gemacht werden, wa« die von der Küfl« abhängig« dealsch« und skandinavisch« Industri« zu Arbeit in- schrantvagcn, wen» nicht gar zur Stillegung veranlass«« würde. Aach bi« völlig« Lahmlegung der Nord- und Ofiseefischerei würde während einer Blockade fondauern. Wir haben unsere Beitreler la Sva ia- gewiesen, obige dringend« Wünsche mit den Vertretern der «uu erten Regierungen zu bespreche», hallen a»er keinen Er.o g, da d « Ver re-er der Alli erten kein« Vollmacht za Berhandtungcn zu haben schienen. Wir Killen angeflcht« der dro.-eaden Gefahr, die un« ao> den er drückenden Pätfenftikstandsbedik-gungen erwächst, uns möglichst um gehend einen Orl zu bezeichnen, an den unsere Vertreter ml beooll- mäch igle» Vertretern der alliierten Regierungen zur Beratung ker obigen Fragen Zusammenkommen können. Da dl« Traasporlsrage zu Wasser und zu Laad lägl ch schwieriger wird und die zurückf utenden Truppen alle Organisationen aufzulvscn droh n, bi'ten wir keine A ll zu virileren, damit wir imstand« sind, di« bisher noch aufrcchterhaltcne Ordnung auch weUer aufrechterhalten zu könne». gez. Solf. * Basel, 18. November. (Lig. Drahtbericht.) Die .TimcS' melden au« New Bork: Die Regierung eröffnete Annahme st eilen für freiwillig« Lebensmittelabgaben sür die not leidende Bevölkerung Europas. Soweit bis jetzt Dispositionen vor liegen, werden'im Dezember etwa 20 Dampfer noch Europa abgehcn. Ehristianla, 18. November. (Drahtbertcht.) Dar RezterungSb akt .InlellA<nzse>dler' schiebt zu der gestern geme de en Anforderung der norwogichen Arbeikerparteileitung an die norwegtsvüe Nea erung, der not eldenden dcu schen Brvö kcrung norwegische Fisch waren zu jenven: Dieser Aus.oridecung hätte es gar nicht bedurjk, da die nor- wegis h« Ragievung sofort aus eigener Initiative Schritte b.i den E.itenkereg «rungen imlernommei hat. um non die)rn die «rfor- d « r l i ch e Hu st l m m u n g zu der bisher ve.tr. gsmähtg ausgcschlo ,encn Ausfuhr noruxigischer Fischwaren über ein gewisses Quantum h naus zu erlangen. Es beständen auch gute Au^siw'en. daß sehr bedeul nd« Mengr« norwegischer Heringe ba d gst nach Deutsch and veikaust wer den könnten. Die norwegische Re-g ^rung bade alle nötigen Vcrkrh- rungen getroffen, um die bereilgchaltenen Sendungen sofort zu v:r- schtjfen, sobald die zu erwartende Zust.mnrunq der Ententeregierungrn vorlieg«. PolnearS verwirft die Volksabstimmung in Elfatz-Lothrirrgerr Genf, 18. November. (Eigener Drahtbertcht.) Havas metdet au« Pari»: An> gestrigen Sonntag fanden auj Anlaß der «Wieder gewinnung' Lljaß-LochnngenS in Paris große Kundgebungen statt. Prä sident Poincar 4 führte dabei in feiner Rede u. a. auS: 48 Jahr« lang ist di« Statu« der Stadt Straßburg mit Kranz un- Trauerschteiern ge schmückt gewesen. Wir konnten nicht an ihr vorübergehen, ohne in diesem Denkmal das Standbild im Unglück zu erblicken, ohne die gshelme Schmach unserer Niederlage zu fühlen und ohn« etwas wl« ein«n dauern den Vorwurf für unser« Untätigkeit zu verspüren. Wir warteten schweigend in Ergebenheit aus das Erwachen der schlummernden Ge rechtigkeit. Deutschland, da« dieser Gerechtigkeit d«n letzten Dolchstoß versetzen wollte, hat sie auS ihrem langen Schlaf gerockt. Der Krieg, der unS erklärt wurde, und der di« so w derwärtige Reih« der Heraus forderungen schloß, hat un« schließlich von dem Drucke befreit, unter den wir uns dl,folge unserer Riederlag« und unsere« Abscheu« vor dem -Blutvergießen befunden haben. Ich erlnneve an die Kammersihung vom 4. August 1V14, in dn wir seierl chst gelobten, di« Waffen nicht eher uiederzulegon, bevor Elsaß-Loihringen uns wiedergegeben sein würde. Während mehr als vier Iahrek haben di« Armeen und da« Land ständig im Kampf und !m Leiden gelebt. Wir haben die qualvollen Wechselfälle von Hoffnung und Enttäuschung erlebt. Die siegentschlosfen« Nation Hal furchtlos und ohne Murren die Blüte ihrer Jugend dahingegeden. Nichts hat ihren Willen ge brochen. Diese standhafte Energie ist endlich belohnt worden. Elsaß un- Lothringen werden »virder französisch. Deutschland muß «S zugeben, und e« hat sich sogar genötigt gesehen, sich an un« für sein« Arme« um Schutz gegenüber der Bevölkerung zu wenden. Bald wird Frankreich (F aß-Lothringen sympathisch be- grüßen können. Welch ein Gefühl sür alle, die diesen seit SO Jahren erwarteten Ruhmestag erleben, welch ein Gefühl für den Minister. Präsidenten, der mit solchem Feuer, solch klarem Blick, solchem Glauben und solchem Erfolg an der Brsrriung der gefangenen Provinz ge- arbeitet hat. Elsaß and Lothringen sind wieder französisch. Ich er innere daran, daß L!saß-Lolhringen infolge seiner geographischen Lage za Frankreich gehört. Um di« Rückkehr Llfaß-LokhrtnyenS an Fraich- relch zu rechtfertig«», genügt der Hinweis auf die Jahrhunderte gemein samen Ruhme«, auf die gxmelnsam durchllttenen schweren KriegSsahre. Ein« Volksabstimmung würde an derWachkder Tat sachen nicht« ändern können. E« hieß« di« Gerechtigkeit beravSfordern, wollte man die Rückkehr der vergewaltigten Völker zur Freiheit von einer neuen Befragung abhängig machen. Di« Recht«- ansprüche, die man bei ihnen unterdrückt hat, bleib«, unwandelbar. D Berlin, 18. November. (Drahtbertcht »nserer Ber liner Schriftleitung.) Wie wir aut Straßburg erfahren, er- wartet man den Einzug der Franzosen nunmehr für Donner«, tag. V.ele altdeutsch« Element« Haden die Stadt, di« ihnen in langen Jahrzehnten zur zweiten H«imat geworden ist (es gibt z. B. Professoren an der Universität, die se't der Gründung dort leben), zum Teil be reit« verlast«» Di« .Straßburger Post', di« durch Dezennien treu und tapfer die deutsche Fahne geführt hat, rüstet sich zur Liquidation. Auch di« Universität, «ine sto'ze Pflanzstätte deutschen Geiste-, wird kanm mehr ihr« Pforten offen halten. Belgische Truppen in Brüssel und Antwerpen Haag, 18. November. (Elg. Vrahtkericht.) «, drahtlos«» Tel,gram» b«« Lhef« be« Goeralstabe« b«r belgischen Ar««« an bas Oberkommando der »i««t«n denischen Arme« lautet: Ja folg« der zur zeit herrschenden Z«flöad« in Brüssel find belgisch« Kavallerie »d Nab- fahrer nach Brüssel abgesandt warben, um bi« Stadt zu befetzen. Welter- hin habe» kölsch« Trupp«« b«n Befehl erhalt««. di« Fori« b«, «rste» Linie na» Antw«rg«n. bl« »o» b«n venlfch«, »ertaff«, »nrd«». z, besetze». -«»g, 18. November. (E»g. Drahiberi cht.) I» delgischen Kreis«» verladt, dah König Albert und Königin Elisabeth watzrsche'nstch «st End« diese« Monat« in Brüssel ein ziehe« w«rden, nnb zwar »gchnollßlä, di gar ««»»»», des betgtschen Gebia«. Au« Bern w'rd »n« noch gemeldet, dah der schweizerisch« Bun de «rat brschlossen habe, dem König von Be gier, bei seinem Einzug t» Drüffel ein Glückwunschtelegramm zu sch'cken. Belgien verzichtet auf di« Neukroliläksgaranlien. Basel, 18. Novembxr. (E i g. Drah 1 b « ri ch t.) Nach einer Mel» düng der .Neuen Korrespondenz' aus Washington brachte die belgische Gesandtschaft in Washington offiziell die Absicht ihrer Rrgierung zur Kenntnl«, in Zukunft auf dt« ReutralitätSgar.anEien zu vekzichten. Die Sorg« um Ostpreußen Sin Telegramm de« Reich-Kanzler«. Königsberg l. Pr^ 17. November. (Drahtbertcht.) Dem Ober präfldenken ist vom Reichskanzler folgendes Schreibe» zugegangen: «I» den letzten Tage» ist der Reichsregierung auS allen Kreisen der Provinz ein« überwältigende Anzahl von Kundgebungen zugegangen, ln der die Treue zwn Reich und die Sorge für die Zukunft der Provinz erschütternde« Ausdruck findet. Die Reichsregierung hat von diesen Kundgebungen mit tiefer Anteilnahme Kenntnis genommen und sie zur Bearbeitung und Verwertung d«S darin enthaltenen wert- vollen Materials den zuständigen Behörden überwiesen. Da eS nicht möglich ist, allen Einsendern persönlich zu danken, bitte ich Euere Ex zellenz, den Dank der RelchSregierung öffentlich zum Ausdruck zu bringen. Di« Regierung hat sich fest auf den Boden der Wilsonschen Grundsätze gestellt. Sie ist deshalb auch gewillt, unberechtigten Forde rungen in^t allem Nachdruck enkgegenzutreten. Ebert.' Da- W. T. B. bemerkt zu dem Schreiben: Diese Kunögebunq der ReichSregterung, t4« dl« schweren Sorgen der treudeutsch gesinnten Ost preußen um ihre nationale Zukunft lindert, wird von den Bewohnern Ostpreußen« aller Stände und Beruf« mit aufrichtigem Dank begrüß! werden. Di« Bestrebungen nach Absplitterung ostpreußlfcher Gebtetstell« zur Vergrößerung de« polnischen und litauischen Staate« dauern fort. Die Agitatoren wenden sich weniger an die nationalen Empfindungen der Litauisch oder Masurisch sprechenden Be völkerung, al« an die niedrige Ligensucht der Besitzenden in diesen Gegen- den, denen vorgeredet wird, daß sie unter litauischer oder polnischer Herrschaft — weniger Steuern zahlen würde» als unter devlscher. Ader dies« Machenschaften werden an der gesunden Vernunft und der Vater landsliebe der übergroßen Mehrheit aller Ostpreußen scheitern und denen, die st« betreiben oder sich au« Eigensucht dafü, gew,.«nen lasten, nur die Verachtung aller anständig Gesinnten etntragen. Sroblttarrische Bestrebungen O Berv», 18. Rovember. (Drahtbertcht «nserer Ber liner Schriftleitung.) Ein Königsberger Telegramm des .Lok.-Anz.' meldet: In Lilsite» litauischen Blättern veröftentl'cht ein« sogenannte .preaßtsch-lttouische" Volkskommijsion einen Aufrnf, worin zum Anschluß an Groh-Litauen aufgesordert wird. Labtau, Wehlau, Insterburg, Darkehmen, Goldap, werden als litauische« Gebiet in Anspruch genommen. Für Stadt- und Land- krei« Tilsit haben 14 Radikal« aus Litauen bereit» «ine» Utauischen VandeSrat gegründet. Ein LeadeSrat für ganz Litauen soll denmächst in» Leben gerufen werden. Auch von der westpreußischen Grenze erhält der .Lok.-Anz.' »erzwe felte Schilderungen: Di« Polen plündern, raube» und drangsalieren die Einwohner auf all« möglich« Art und Weife. Wie da« Blatt am, au« maßgebend«? Quell« erfährt, sin- endlich geschloffen« Formation«» «nserer Truppe« nach de« Ost«» unterwegs. Estland selbständige Republik Hamburg, ,18. Rovember. (Eigener Drahlbericht.) Da» Hamburger .Fremd«nblait' meldet aus Helsingfori«: Laut .Heising n Sanomat' haben di« Estländer «n letzten Dienstag di« Lettuna d«S Land«« sekdst tibernomm«». ««'chzeitig ward« Estland »1« s«lbstän - dlgr Rrpnbli» erklärt. An« Schutz gegen d«n Bolschewiümn« find au« M tg'iod«r» aller Partei«» Schahkorps gebildet worben. Rach de» neuesten Meldungen ist die Ruh« im Land« überall w eder «ingetreten. Di« deutschen Truppen stad in» Begriff, per Schiff oder Eisenbahn ab- mfatzren. Da« deutsch« Mtl tär verhült sich loyal und hat mit d« tftländifche« R«gi«rm»g »eret^art, nicht« »ÜMnehmen. «U heLlsche« »iMUrischa« Lig«»». - Hangen und Dangen Don Emil Nihsc./Ke-Leuhsch, Mitglied der Zweiten Kammer. Das deutsche Volk ist über Nacht auf die Schwelle deS An- kunftssiaalcS gestellt worden. Die Sozialdemokratie beider Rich tungen hat das ausjchließliu-e Regiment im Reiche und in den ditz- her.gen Bundesstaaten in Händen. Eifersüchtig wird nach außen die Parität gewahrt. Wo die Unabhängige Sozialdemokratie jedoch die Macht besitzt, duldet sie keine anderen Götter neben sich. 3m Reiche üben sechs Manner die Gewalt aus, drei Mehrheits sozialisten und drei Unabhängige. ü)ie Partei der letzteren lebt außerdem mit den Spartakusicuten in wilder Ehe. Das Bürger tum beginnt, nachdem es sich von der ersten Ileberraschung erholt hat, sich darauf zu hesinnen, daß auch ihm, schon auS Eetbfi- erhaltungsgründen, eine ernste Pflicht erwächst. Am leichtesten werden sich die Kreise zurechlfinden, die immer aus dem Boden einer liberalen Weltanschauung gestanden haben. Sie erkennen de» demokratischen Volks st aat aufrichtig und ohne Vor behalt an. Eie sehen in der Herbeiführung und Festigung des selben die einzige Möglichkeit, um zu verhüten, daß, wir mit unserer ganzen Entwicklung auf eine schiefe Ebene geraten, deren Ende die von den radikalsten Strömungen gewollte Anarchie bedeutet. Gewiß wird es vielen nicht leicht sollen, sich mit den neuen Ver hältnissen abzufinden. Aber auch diese Kreise darf man nicht auf geben. Es sind oft nicht die schlechtesten, die sich innerlich erst zp einer neuen Stellungnahme durchringen müssen. Dazu kommt, daß auf unserem Volke die Ungewißheit über daS, was uns die nächsten Wochen, namentlich in Verbindung mit der Demobilisation, bringen werden, schwer lastet. Auch der Aus hau unseres Wirtschaftslebens läßt sich unter dem gegenwärtigen Zeichen der Unsicherheit, obgleich er dringend notwendig ist, kaum in die Wege leiten. An dem guten Willen der jetzigen ReichS- leitung darf nicht gezweifelt werden. Aber aucy hier zeigt stch bereits der Wurm im Gebälk. 3n der Presse der Unabhängigen wird versucht, die führenden Männer um jeden Kredit zu bringen. Sie werden von dieser Seite, wie jeder, der Ruhe und Ordnung aufrechterhallen will, als Vertreter der kapitalistischen Interesten verdächtigt. Man arbeitet offenbar auf ihren Sturz hin, um die Einberufung der Nationalversammlung zu verhindern Ls wirb offen zugegeben, daß man die Revolution zunächst im kommunisti schen Sinne durchzusühren beabsichtigt, bevor man dem deutschen Volke Gelegenheit geben will, über sein eigenes Schicksal zu be finden. Das ist Terror, aber keine Demokratie. Die liberalen Parteien, die stch bereits vor der Revolution zur Demokratie be kannt und sie im Reich und den großen Einzelstaaten zur Geltung gebracht haben, sowie die Mehrheitssozialisten fordern mit Nach druck, daß das gesamte Volk umgehend um seine Meinung gefragt wird. Hierin liegt sür die genannten Parteien der Ausdruck -et guten Gewissens. Anders bei der Unabhängigen Sozialdemokratie. Sie sacht di« Massen mit dem Hinweis auf eine Gegenrevolution gruselig zu machen. Den Gefallen, auch nur mit einem solchen Gedanken zu spielen, wird ihr niemand tun. Es ist wahrlich genug deutsches Blut gefloßen, und das Herz krampft stch zusammen, wenn man daran denkt, daß unter den letzten Opfern deS krieget stch solch« befinden, die getreu ihrem Eide bei Verteidigung der deutsche» Flagge durch deutsch« kugeln gefallen find. Was dat deutsch« Volk in feiner überragenden Mehrheit will, dat ist daS, waS ihm gerade von der Seite, die eS bisher als höchstes Ideal gefordert hat, vorenkhalten wird, nämlich die Gleichberechtigung aller Staatsbürger. Die einseitige Herrschaft einer Klasse ist nicht nur ungerecht, ste wirkt auch mehr als lähmen- aus unsere ganze Entwicklung. In einer Zelt, in der es mehr alt je mals notwendig ist, alle Kräfte frei zu machen, um die schrecklichen Wunden des Krieges zu heilen, werden jene in Fesseln geschlagen. Wenn unser schwer geprüftes Volk wieder bester« Tag sehen soll, dann muß dafür gesorgt werden, daß sich auf allen Gebieten Leben und Streben entwickeln kann. Wird daS von den Unabhängigen bekannkgegebene Pro aramm durchgeführk, dann werden wir bald auf allen Gebieten -1« Ruhe des Friedhofes haben, dann wird unserem Volk niemals ein Aufstieg möglich sein. Die neuen Machthaber suchen für Hr System sich die Stimmung dadurch zu erhalten, dah ste dem Arbeit geber zugunsten des Arbeitnehmer- finanziell Lasten auferleaea. Geld übt gewiß eine Wirkung aus, aber nicht auf die Dauer. Do zu kommt, daß die jetzt getroffenen Verordnungen stch nur durch führen lasten, solange daS Unternehmertum imstande ist, die Laste» zu tragen. Den schlechtesten Dienst jedoch leistet man dem deutschen Arbeiter, wenn man die Industrie wirtschaftlich ruiniert. Man wird einwenden, daß dann der Staat die Erzeugung übernimmt. Die Absicht besteht, aber so viel ist ebenfalls sicher, dah dann auch die Bewegungsfreiheit des Arbeiter- zu Grab« getragen sein wiri^ DaS mag der Teil der Arbeiterschaft, der gedankenlos dieser For derung zustimmk, sich gesagt sein lassen. Die Demokratisierung der Reichs- -nd Staatsregierungen war in vielversprechender Meise eingelettet worden. Der Krieg hart es mit sich gebracht, dah viel Trennendes weggefallen und das Einigend« viel mehr in den Vordergrund getreten war. Di« liberalen Parteien und das Zentrum erkannten rückhaltlos di« gewaltigen Leistungen des gesamten Volkes einschliehstch der deut schen Arbeiterschaft an Die letztere sollte nach dem Kriege nicht m«hr verdrosten beisettestehen, st« fvllke zur freudigen Mitarbeit herangezogen und auch in den höchsten Stellen vertreten sei«. Die Sozialdemokratie trat, selbstverständlich unter Wahrung ihre« vollen Selbständigkeit, in di« verschiedenen Regieruimen «in. Für j«d«n wahren Volksfreond war «S erhebend und die Erfffllun- einer langen Sehnsucht, als sich das deutsch« Bürgertum mit der deutschen Arbeiterschaft ehrlich die Hand reicht«, um, nachdem ft« über vier Jahre das Leid gemeinsam getrogen hatten, non auch zusammen die Zukunft unseres Volkes zu zimmern. Nna ist ln dl« FrllhUa-Snacht d«s neue» Deutschlands «S»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite