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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.11.1918
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1918-11-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191811255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19181125
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19181125
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-11
- Tag 1918-11-25
-
Monat
1918-11
-
Jahr
1918
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Seite 2. Nr. bvl. Abend-Ausgade Leivziger Tageblatt Montag, 25. November 1LL8 Chaot vüre schon »venn nicht -tn KLrgerUchen Behörden und Beamten weiter seartettet hätten. Di« nächsten, dringendsten Ausgaben kann di« Revolution «ssenbar nicht «füllen: st« heißen griä«, geordnet« DemobUtsterung. Nahrung »nd geregelt« Ar- hetttoerhLltniss«. Den Frieden wird sie nicht allein herveiführen, nicht einmal den Borfriedeu wird st« alletn zustande dringen, son dern sie wird vielleicht sogar den Rntchstag dop» brauchen, da der rechtzeitig« Zusammentritt d«r Nationalversammlung ihr .technisch zu schwierig' ist. Die Demobilisierung ist ihr zum Teil unter de« Hände« zerronnen, st« hat vleisach die Form der Auslösung an genommen, wobei besonder«, plötzliche LrnährungSschwierigketten ausgctaucht und große Dorräte eingebüsit worden sind. Wenn die Arbeitsbeschaffung gelingt, so geschieht es unter ungeheuren Opfern des Bürgertums, aber nicht durch ein Berdlenst der Revolution. ES geht eben nicht fo einfach mit der rein proletarischen Re volution. Nicht zu leugnen ist ja, datz die Bewegung dtS zur Vollendung des limsiurzeS. daS heisst bis zur Zerstörung deS Be stehenden, also im negativen Teile, rein proletarisch war. DaS Bürgertum hatte keinen Teil daran und nahm innerlich nur tn sehr geringem Umsange zustimmend daran Anteil. Dana «der erklärte «S sich bereit, die Ergebnisse der Revolution, soweit man sich damit abfinüen konnte, zu festigen, jedenfalls die bestehende revolutionäre Macht zu stufen, wenn auch nicht für die Dauer, — doch das alles wurde ziemlich schnöde abgciehnt. .Das machen wir alles allein", dieses Wort, das i» dicsein Kriege schon manche tragikomische Rolle gespielt hat, ans unserer Seite wie ans der unserer Bundes genossen, schwebt auch hier über dem Ganzen. Jetzt zeigt sich, daß daS Proletariat cS eben nicht allein machen kann. ES spielt nun einmal heule nicht die Nolle, die 178V daS französische Bürgertum spicke: und unser Bürgertum hat andere Kräfte und einen anderen Geist als daS heutige russische, mit dem nicht viel anzusangcn mar vnd mit dem man leicht fertig wurde. DaS deutsche Bürgertum ganz ausschalken zu wollen, wenn auch nur auf Monate, war un sinnig ES ließ sich einfach nicht entbehren. Man braucht sich bloß »aä Alter derer zu vergegenwärtigen, die heut an vielen Steilen die Gewalt aucüben: Die Lebensalter von 19 bis zu 25 Jahren spielen eine wunderliche Nolle auf Posten wie dem eines Polizeipräsidenten oder eines Vorsitzenden deS Soldalenrales. Wer tn irgendeiner der entscheidenden Versammlungen eine Rede schwang, konnte damit die Leiter zur höchsten Macht erklimmen, für die er keinerlei Vorbedingungen mitbrachle. (lind ähnlich ^eht eS bei der Wahl der Bclricbäausschüsse in industriellen Be trieben zu; erfahrene Arbeiter, die etwas vom Betriebe verstehen, spielen keineswegs immer führende Rollen.) Zufall und eine rein äußerliche Redegewandtheit, daS war die neue Wahlmelhode, die nur als eine Karikatur des gleichen Wahlrechts gelten kann; wobei noch zu bemerken ist, daß an manchen Orlen drei bis vier mal gewählt werden musste, bis der Ausfall den eigentlichen Lenkern der Sache gefiel. Dies war daS neue Auslescversahren, daS das alte ablöscn sollte, aber nicht einmal— bei weitem nicht — jenes gkwijz sehr mangelhafte Verfahren zu ersehen imstande war. Man braucht noch nicht einmal auf bekannte .Fälle" zu verweisen, die eine besonders peinliche Belastung dieser neuen Methode der Auswahl bedeuten... Jetzt sind wir glücklich — und wir wollen noch sagen: Golt sei Dank — so weit, daß die Regierung anscheinend daran denkt, In der Eile den zuerst ziemlich nichtachtend weggeschtckten Reichs tag zu Hilfe zu rufen, uni daS Volk zu retten und sich selber wenigstens eine bessere Beglaubigung nach innen und nach außen zu verschaffen. Denn daß eine sehr große Mehrheit deS Reichs tags hinter ste treten würde, daran ist la nicht zu zuxiseln. AuS Berlin kamen mancherlei Andeutungen, die wohl als An kündigungen der Wicdcreinberusung deS Reichstages auszusassen waren. Der auf den 1. Dezember von den Soldatenräten deS Feldheeres einberufene Vcrkrctcrtag der Saldatenräte Ist auch ein Zeichen, daß sich eine Wendung vorbereitet, und der Dresdner Wahlsieg der alten Sozialdemokratie, die auf schleunige Wahl der Nationalversammlung drängt, spricht ebenfalls laut und bezeichnet hoffentlich eine Umkehr für ganz Sachsen! Selbst die .Leipziger Volkszeitung" schrieb am Sonnabend: .Die Mitteilungen deS Genossen Wurm zeigen die ernste Lage, in der Deutschland sich zurzeit befindet Diese Lage kann die Regierung -er Volksbeauftragtcn zu politischen Handlungen nötigen, die vom Zwange diktiert sind und nicht der freien Wahl entspringen." Man kann das auf -le Einberufung -er Nationalversammlung oder auch deS Reichstages beziehen. DaS Blatt weih eben ganz gut, datz unter den jetzigen Verhältnissen selbst ein Vorfriede von den Feinden nicht zu bekommen ist; sic verlangen andere Garantien. Auf den Präliminarfrieden aber kommt es Henle vor allem an. Lr tst auch di« einzige Möglichkeit für die Revolution selber, sich vor dem Fluch« »er erdrückend« Mehrheit des Volkes za retten. Ber-arbeiterstreik i« ganz Oberschlesien Mid. Veothen, 28. November. (Dvahkberlcht.) Der Berg- arbetterstretk hat sich fast auf daS ganze oberschlcsifch« Kohlen revier ausgedehnt und überall einen recht erheblichen Umfang an genommen. Die Kohlennot ist ebenso bedrohlich wie die ErnährungSnot. In vielen Städten verfügen die Gasanstalten nur noch aber einen Vorrat, der für wenige Tage reicht. Um so beänstigenoer ist die in verschiedenen Kohlenaebieten zutage getretene Streik bewegung. Di« preutzisch« Regierung hat, wie wir erfahren, Vertreter der DerufSgenosfenschasten der Bergarbeiter mit großen Vollmachten zum Verhandeln tn die betressenden Revier« ent sandt, di« b«n Streikenden klar machen, tn welch« groß« Be drängnis ste die Allgemeinheit bringen. Kohlenrrot in Dresden Dresden, 23. November. (Drahtberichi unserer Dresdne r S ch r i s t l ei t u n g) Die Kohlennot veranlaßt den Rat der Stadt Dresden zu scharfen Elngrljsen in den Verbrauch des elekti schen Stromes. Elektrische Heizöfen dürfen übel Haupt nicht benutzt werden. Dt« elektrisch« Beleuchtung in den Fabriken, Geschäftsräumen, Läden und Wohnungen ist aus daS äußerste zu beschränken. In jedem Zimmer und Raum darf nur ein« Lampe benutzt werden. Die Ladcn- beleuchiung mit elektrischem Sirrm wird auf die Stunden von 8 Uhr früh bis 4 Uhr nachmittags beschränkt. D e Straßenbahnen ver kehren von jetzt an nur von früh bis nachmittags 2 Uhr. Nach 3 Uhr nachmittags rücken alte Wagen in ihr« Depots. Vertretung der Derrrssorganlsatlonen im Franlrsurter Arbeiterrat Der Frankfurter Arbeilerrat plant eine Erweiterung der Zahl der Deleg.e-len. ES sollen nämlich auch Vertreter der Frank furter Standes- und B.rusSorgan«iakioneil ausgenommen werden. Man sctzt einen Ausschuß von 22 Mitgiicdern ein, der die Frage der Mitarbeit und den Beitritt zum Arbeilerrat prüfen soll. Ver treten sind städtische Beamte, verschiedene Kategorien von Lehrern, kaufmännische und technische Angestellte, die freien Berufe und die Kriegsbeschädigten. Deutsche demokratische Partei Die .Demokratische Parkeikorrespondenz' schreibt: ,Jn den letzten Tagen sind verschiedentlich, nainenllich von der .Vossischen Zeitung", unrichtig« Darstellungen über die Gründung der Denk- scl>en demokratischen Partei verbreitet wo'den, in denen auch be stimmte Persönlichkeiten genannt wurden. Lediglich, weil diese Dinge in der Ocffentlichkeit berührt worden sind, halten wir uns für verpflichtet, folgendes festzustellen: Persönlich hat es sich darum gehandelt, einzelne durch ihr Verhalten im Krieg« be sonders kompromittierte Führer in ihrer Führe re igen- schaft auSzuschallen. Vor allen Dingen kam hier Herr Dr. Strcsemann in Frag«. Selbstverständlich ist eS jedem Po litiker, der sich auf den Boden -eS Programms vom 16. November stellt, unbenommen, der neuen Deutschen dcn.»krallschcn Partei als Mitglied beizutretcn. Von der Person des Herrn Dc. Friedberg ist, wie ausdrücklich feslgcstellt sei, tn den ganzen EinigungSverhandlungen überhaupt nicht die Rode gewesen." H- * Die Haltung der Kölner NaNonalilberalen. Der Vorstand deS Natiomckcheralen Vereins in Köln hat einstimmig sein« Auffassung dahin bekunden. Hatz unter den gegebenen Verhältnissen als Realerangtfocm für Den'schsan- nur di« groß« deutsch« sozial« prrcht sozia listische) Republik in Frag« kommen könn«. Weiter wurde gleichfalls einstimmig beschlossen, einer sofort einzuberusenden Vereins- veriammlang vorzuschlagen, mit der Fortschrittlichen Volkspartei and der Demokratischen Vereinigung dt« Gründung einer «tntgen Freiheit lich«« Volkspart«t vorzvhereilen. * Dl« Kaiserin and d»e Familien dar bi-herig?» KSnigstchen Prinzen sind durch Verordnung des PolSdamer Svldatenraies den Ratio nierungen fßr Lebensmittel unterworfen worden. Ms!)«« waren die Milglieder des Herrscherhaus«- von jeder gesetzlichen Be schränkung im Bezug von Lebensmitteln befreit. Unser Ostheer tn Bedrängnis Ma« Abordnung bet Sotdatenratt der 1V. Arm«« hat, wt« wtt erstchi««. aea Sonntag mit der Berliner Regierung ,«rhaäde.t und ihr dt« Bedrängnis darg«lkgt, in h e unser« noch etwa ein« Haid« Million Sowate, umsasteirdeS Ojshoer gelangt ist. Das groß« D«ck«1, dnA tin Osten besetzt ist, soll orögltchst dckb geräumt werd««, aber es stechen der 1V. Arn»«« z. B. nur SOO Ww^ons zerr Verfügung die gl«ichz« t g dsr Verpflegung der Siäds« bienen nrüssen. Dt« wenigen Straß«« stad in d m bekannten trvft»s«n Zuskmd, der durch d«n Schneeschkunm noch verschärst ist. Die Trnpoen müssen endlos« Strecken zu Futz mar chieren, um d!« »en gen EIs«nbahnkuo4enpnnkl« zu erreichen, wad«i der arg« Kräfteoeisall d« Vierde, di« d«» ganzen Sonnner hindurch nicht «tn Kern Haier erhielten, noch «rschweren- miiwkt. Dazu komimrn »och Dondenüoersäll« aus den wochenlang«,, Märschen. Die größ« Desahc ober hedeuicn d'e Masscnaujamm.ungen russischer Kriegsgefangener, bi« d>« gewannten Lisenbmmknolenpunkle he'agorn und >ür die »m der Un'erkünsl«, noch Lebensmiltei vorhanden sind, so Latz es schon »>.ed«r- holt zu Plünderungen der Prvvian/ämlec gekommen ist. Die jetzt zn Zehntausend«» wegen mangelnder Bewaftnung nach Rußland heim- geschickten Kriegsgefangenen ver perren unseren Truppen den W^. Wohl fat, wie wir ersth^en, die d.-ulfche R-Gierung «inen Funkspruch an ti« russisch« Regierung entsandt, daml d°cs»^ Lisenbahiunaierial zum Abtransport diesig Masten und LebcnsmMel zur Verfügung stelle. Aber eS ist wenig Hoffnung vorhanden, datz Rußland selbst über solch« Mittel vetsü'st, und jv wrrdcn Liese vvrzw'.'iie.ten, hungernden und sr'crenLen Gefangencnschnr<n sür las Land und unser« Truppen zu ener Gefahr. De So d.ientä'e -er 10 A mee bitten darum deinzrnd ihre Kameraden in Ler Heimat, datz kein Wacht,nann seinen Posten tn den G<hangrnc».ogern verpasse. Em Vertreter dieses Soidaienrals wird in dcscn Tagen die wichtigsten. rufst chen Gesaugeneniagcr be such.'», um dcn Kameraden k ar zu machen, w « dringend ihr Wachtdienst zur Rettung deS OsdhecreS ist und werden gietchzeitg dt« KriegS- gcsaugeuen warnen, sich dem Elende monatelang«» Wartens auf Metterbe'Scderun-g im Osten cuiszusetzen. Auch die tn der iikcans stehenden Tiuppcn müssen zum Teil denselben Weg naknrrn. Da es auch Loei an Verkehrsmitteln jehit, müssen sie v clsach lange Suecken zu Futz zurück egen, und es w cd noa) Monat« dauern, eh« der letzte Mann in er« H« mat ge'ange.i kann, in die alle, den großen Hinüer- n ss.n zum Trotz, mit größter Eneig e streben. ' Die Ostirant lfeoen d e Sportakusqrnppe Verl'n, 22. November!. (Dralttberickt) Die In Berlin anwesenden Vert-'r-cr Ler Ostfront, rgr Huiil-ecttanftud« von Kamerad»«! vertreten, wenden sich auf daS Schärfst« gegen, das Auftvtten der Spartakusgruppe n Berlin. Sie erk's^en sich gegen die Diktatur, vo wo sie auch kommen mag, gegen jeden Bolschewismus, w«ü di« Diktatur zum Bürgerkriege führt und sür die Kameraden in Nutzland «inen nopoleoncschen 2i.ückzug über dl« Sä-ueeselder von Rutzland Hedeulen würde, Kurt Eisner gegen Hindenburg München, 25. November. sDrahlberlcht.) Der bayerisch« Ministerpräsident Kurt EiSner verossenilicht folgende amtliche Er- klätung: Der bisherige Generalscldmcnschall von Hinden burg erlässt In lctzier Zeit wiet-erhott Kundgebungen, die geeignet sind, aus das empfindlichste die bevorstehenden Friedensverhond- lungen zu stören. Der Ncinisterpräsident des VolkSslacites Bayern nimmt Anlatz, gegen diese ihm so unglücklich wie unzulässig er scheinende Einmischung deS bisherigen GeneralseldmarschallS in die Politik cnischicden Protest einzulcgen. ES ist nicht mehr an ter Zeit, den im deutschen Volke anzcsammeltea Zorn aus das feindliche Ausland absenken zu wollen. " Polnische Touppertüörper aas deriischem Dodrrr. Die polnischen Soldaten aus Preutzen, deren Zahl in Warschau aus 5000 und in ganz Kckngretz-Polrn auf 10 000 geschützt wird, haben e.ne polnisch« Legion gebildet In Ostrowo hat sich ein polnischer Truppcnkörpcr von 10 000 Mann unter dem '-Kamen erstes polnisches änsanlerie-Noglment ge- Ktdet und die deutschen Kasernen bezogen. In einem Ausruf Ler Kommissare des obcrst'.n po irischen VolkSrateS werden die polnischen Soidaten, die von der Westfront konrmen, gebeten, sich aus dem Helm woge Nirgends aufzuh-alten, sondern sofort tn die polnisch«» Volks wehren l» den prcutziscken Landesteiien einznireten. * Englisch-französisches Tonnageabkommen. .Echo de Paris" ver öffentlicht e ne Noie über ein sehr wichtiges eng isch-sranzösischoS Ab kommen, das soeben vvm br lisch en Kriegskabinett sanktioniert wurde und Frankreich di« Abtretung von beträ bt icy«r Tonnage sow « neue Schisse, dir jvrtig sind oder aus engsiscken W-n'ien noch g»Bru> w-rdnr, eusichert. Der Vertrag besorg, datz England eine Halde Mil lion SchifsSlonnen au Frankreich abgibt, also rund 35 Prozent der Tonnage, die Hou!« unter französischer Flagge fährt. Die Schiss« wurden la drei Abstufungen diS zwei Jaihoe nach Fliedens- schlutz geliefert. - Der englisch« llnte-rslaalssekretär -es Innern Brak« Ist onS der Koalitionsregierung ausgetreten. Er hat sich dem Parteitags^ beschlah der Arbeiterpartei gesägt. Die Revolution in der Schule Von Professor Dr. Paul Hildebrandt. Wir strhen mitten in d^r Entwicklung einer neuen Staats- nnd Gescllsci^sttSordnung. D e Umwä'zung, die sich vollzogen hat, wirb ihre Folgen in unserer Wirtschaft in kürzester Fr-st zeigen; aber das erste Gcblct, daS sie notwendig erfassen matz, wird das der Erz'chung und deS Unterrichts se'n. Der Grundsatz des gleichen Rechts für alle ohne jede Rücksitz« auf Vermögen und Religion muh hier ganz bcstcmnU« Folgerung«» noch sich zirhen. Di« erste Ist de .Einheitsschule". Bereits hat das neu» Kultusministerium A cht inicn d^r neuen Schulpolitik veröstentucht, unter denen an erster Stelle die Einsühnung der Einheitsschule sicht. WaS an dem früher-:» Sklmisvsiem »lii Recht gelaLelt wurde, nxrr d< Abgeschlossenheit der einzelnen Echui-staltnrvgen gegeneinander. Ls gab kaum Möglichkeiten des Uebrngpng; von der Volksschu'e in di« höheren Bi dungranstallen. Sie in e'nen lebensvollen Zusommenhong zn bringen, ist eben der Gedanke der Einhe'tsschul«. Si« lagt dcchei das größte Gewicht aus den Lh^rrakter sämtlicher Lehranstalten als Ec- -tehungSschulen und rück! das B ldun^doal in zweite Lim«. Vor allem ober gründet sie sich auf d«n Gedanken -cs Ausstiegs der Degabien und prägt die Forderung, datz Kraft Ihres Systems jeder an -te Stelle Komma» soll, an die ihn sein« Begabung und sein Wille weisen. Ls liegt nun auf der Hand, datz )»ef« Wü'lch» »in« «InbeilLch« Grundschule zur notwendigen VorcmÄsehong Haden. Dieser sollen sämt liche K »der des Volkes angebörcn. Dis sctzt aber bestanden neben der allgemeinen Volksschule namentiich in Deutschlands Norden Dor- chuien, di« — weil mit Schulgeld belast'l — ein Privileg der B«- itzeniLen bild-eten. Um ste tcb'.e heftiger Kampf der Meinungen, der chlietzi ch auch «In AuSkunstsmlktel brachte, näml ch die DOsercnz!«- -ung der Kinder nach Anlagen bcreUS In den linieren Klassen der Volk-schule. AuS den Bedürsntssen der Gem^ndeschui« hecous hat Stad! sch ul rat 6 Ickinger in Mannheim ein System geschaffen, das, noch Ausscheidung der mangelhaft Befähigten, zwsch«» Normalschülern, schwach Befähigten und gut Besähtglkn unterschied und d«s« Kategorien «n drei Klassen: die Normolklassen, di« Förderk!ossen und di« Dor« bereitunas- später Sprochkiosscn schied. Da mit diesem System vor- ttefflich« Erfahrungen gernochtzsind, so steht seiner Durchfährung heatt nichts mehr im Wege. Dannt ober kämen ohne wellereS die Vor schulen in Wegfall, und an ihr« Stell« treten eben jenu Vorbeveilungs- klassen. Von ihnen aus mützt« sich der Uedergang tn die untersten Klassen der höheren Schulen vollziehen. Die normal Befähigten bleiben auf der Vorschule, bi« besonders Be- fäh gten treten in die höheren Schule« «in. Da sich aber Begabungen oft erst später entwickeln, so bleibe« die Klotz«, sür gut Besäkiztt «ch in d«n späteren Jahrgängen txr Volksschule besteh«»: in ihn», «hotten bi« Kinder in »n»r Fr«mdsprach< Unterricht «nd gewinn-«« s» Ech später den Anschluß an «in« der Häher»« Schul««. Aber dem Grundsatz d«r Einhe'tsschul« gemäß muß mm auch Ernst mit der .«egakiven Auslese" gemacht werde«. Nur wirkttch Begabt« dürlen di« böberen Schulen besuchen. Versagt bei einem Schüler, der zu Ihr übc,getreten ist, W Ne oder -Anla^, so datz er innerhalb zweter Iahe« nicht tu die näcksthäh«r« Klasse «msräek«! Kon«, so muß er mW L«br»ns»»t1 ««a^s«« iv», Gvch«U»jch»I« »st nicht stw« eins leichlere Schule als die seist bestehenden, sondern e'ne schwerere; dir Betonung deS Grundsatzes der Begabung schtietzt den .Ballast", über den jetzt tn den höheren Lehranstalten dnrchgohcn- geklagt wird, an^. Dies« gesamten Neuerungen, so oinschnedend sie sür unser Schul system auch sein wtbvden, dedeulen keinen Bruch mit dec Vergangen heit, sondern eine Entwicklung In der R chtung aus gröbere Einhcil.i.h- kcit und Geschiossenhett. Dt« Entwicklung w rd danebcn aus «n« be- dealrnde Erweiterung der Freistellen und vergäbest« Mögt chkeit dec Gewährung von Lehrmitteln hlnörängen. Be o«- darf nicht als Ver- günsi gung aus Antvag, sondern auf Grund der Verhältnisse und Lei stungen des Schülers gorvährt werden. Einer allgemeinen Schulge'd- fre heit wird die Erwägung entgegenlreken, datz dadurch die DcmiNe ien von e wer Abgabe besreit werden, die sie leisten können, und datz für ihr« Kinder dl« Allgemeinheit, als» auch bi« Unbemiilertepcn, ta Form von Steuern zahlen müßt«. D esen Erwägungen mehr allgemeiner Natur stehl nun als be sondere Frage die des künftigen Religlonsunt«r,chies gogen- liber. Die Forderung St,M>r>enrokralie Ist h er durchaus eindcul'g: sie verlangt Uedergab: des Religion; unterr chlet an die e nze nrn Kirchenlzemcinschalten. DaS bedeutet also, datz In allen Schulen, höheren wie n »deren, die Art nnd d»e Ziele dieses Faches grundsätzlich obge- Lndert werden sollen. An Stelle des Ne'ig.onSuntcrrichlos tritt Reli- g onS^eschichte und Moral. D « Klrchengemetnschaften übernehmen da rein Konfcssienrll«. 2kvf der Odersiufe wird hier ohne weiteres der Anschluß an LaS früher« System erreicht: ist doch gerade vor krrr'-m erst dnrcv einen Miniskrlaierlatz tn Preußen angeordnet werden, daß in der Prima «in« Ilebrrlicht üoer die Hauptlehren der verschiedenen Weltreligionen gegeben werden soll!!«. Hierzu schl'ckk sich bann von selbst eine Art Einführung In die Phlo- soph'e, di« schon lang« von verschisdenen Seilen gewünscht wurde. Der Sprung, den unsere deutsch« Schule durch -tese Neuerungen vorwärts machen würde, ist groß, größer als auf den ersten Buck scheinen wll. Die Lehrpläne aus beden Seiten werden völlig um- gcarbei.'el wenden müssen, und »4 wirb für die geordnet« Ueberlclkung in den neuen Dekr et» durch angestrengte Arbeit zu sorgen se n. Dl« neuen Männer im Kultusministerium — daran zweifle ich nach einer llnkerrodung, di« ich mit Konrad Hänisch batte, durchaus nicht — werden mit Besonnenheit Vorgehen vnd dies« Ziele auch ohne SchLdi- ipurg und Erschütterung unseres Schulsystems erreichen. StSdstsch« Tßeoier. Als diesjährige- Märchen für di« Weih nachtszeit gelangt Görn«r- .Aschenbrödel" Anfang Dezember im Alten Theater zur Aufführung. Konzert de- Kirchenchor«- za Sl. Pauli. Da- Konzert, zmn ehrenden Dedächlni- der im letzten Jahr« Gefallenen veronstoltel, ward mit HanS Hister- für Streichorchester, Trompet«, Chor and Orgel komponier»«« .1« memorinm" «röfsnet, «in«m stimmung-vvll-klangsch-nen Orchestersatz«, dessen inmitten einstimmig erklingender Ontu« lirnnrs am Schluss« tn mehrstimmigem Satz« wt«d^rholt wird. Di« Wiederoab« von Liszt« darauf folgendem 1-7. Psalm bedeutete ben künstlerischen Höhepunkt des ?st>end-. Neben den outföhrenden Instrumental sten Fräulein KS!« Häblcr fViolia«) und b«n Herren Fritz Schorfs (Harfe) and Mar Fest (Orgel) war die- oor ollem Fräulein Erna tzäynel zu danken. Mußte »lon schon an dem Wohlktoag Ihr« s«ing«bNd«s«, Sopremstimm« sein« Freud« hoben, so noch Mshk MU -o« shoÄ^o WW^ÜMÜjck Wlo Iiml'A Ws dringenden Vortragsweise, hierin mit Fräulein Häblers auSdrucksrcichcm Spiel welleisernd. Bei wcttcm nicht aus gleich hoher Siuse stand di« Vorsührmrg von BeevhoverrS C-Dur-Messe, mit der LoS recht gut desuchle Konzert beschlossen wurde. Durch mancherlei Umstünde ward dies ver ursach!: bald spirlke daS durch Künstler verstärkte Studenlenocchesler, daS sich Im übrigen recht wacker hielt, zu stark, bald srhlie eS an dynamisch feinerer Ausarbeitung im Chor — der Echlutzirit des -Vxnus Vai machte eine rLhnriiche AuSnahm« —, bald lieh die JntonationSr-eckhcil zu wünschen übrig. Insbesondere gilt dies vom E-Horsopcan, der an mehreren Stellen nur mit ALüh« die Hohe nahm, ohne sie linmcr ganz zu erreichen. Als Desamlleistung betrachtet, Halle n»L» den Eindruck, daß Herr Prof. Hans Hcsimann gewiß alles fleißig «instudiert hatte und das löbliche Bestreben vorhanden war, dem Jnlxüt der einzelnen Teile dieses Weckes nach Mög- lichkell gerecht zu werden, wennschon sich der Künstler.sih« Erfolg nicht in den» Bloße, wie man gewünscht, einstellcn wollte. ?!nch dos aus den Damen Hähue! und Ebert und den Herren Dr. Ro.'h und Dr. Bloßner bestehende Soloquarlett vennochte an dem Endergebnis nur wenig zu ändern. Lurt Herniann. .Der Tod des TiulagilcS." Maekerl'.nck grausig« Ndillonetlen- trnaddi« von dem erbarmungsiosen Ungeheuer Leben wurde gestern im Variete Drei Linden vor einiem breririnkenden und rauchenden Puhl kum ausgeführt. Verübt Hal desen Racheakt an dem großen belgischen Dichter, der sich zu Anfang d«s Krieges mehrfach sehr un freundlich über Deutschland geäußert Hai, Herr Hans Peter Sckznicdel, der Apostel de« .Phantastischen Theaters'. Racheakt — denn ander- kann man ein« Ausjührung nicht gut nennen, die sicy auch in den oer- einz.lien lichten Momenten nicht über Len üblichen Bühnendurchschn tt er hob. die durch völlig unmot vierle violett« Sheinwerserbeieuchlung .Slim- MllNg' zu machen versuchte und Gluck und Dricg als g-eignele mus.ka ische Ergänzung zu Maeterl nck ansah! .Aases Tod" als Einleitung zu dem scl>iu-rll r-en fünften 2lkt d«S TIntagi eS! Das Allerbeste aber kam zum Schluß: .Für den Te l des Publikums, der gern noch etwas mch-r gesehen hü te (-und es erwies sich, daß dicser .Te l' da- ganze Publi kum wari), wurden noch di« .lebenden Porzcllansiguren" aus dem täg lichen Borieteprogoamm vorgesührti Linen passenderen Epilog konndr man sich zu dieser Maeterlinck-Ausführung wirklich nicht denken. l- Mannheimer TheaK». Iln- wird geschrieben: Am Neuen Theater erlebte Eugen Burgs nnd Otto HärlingS Schwank .Sprühtenfel- ch « n" unter Karl Marx' Lcitung seine U r a a f s ü h r u n g und er- wieS sich dad«i a'S leichte War« billigster Machart, die aber gefiel, weil ihre zwei Lonkbaren Hauptrollen geschickten Darstellern reichlich aus genützt« Gelegenheit za befreiewder HeiierkcttSwirkung gab. Fron Lis so war das Sprühteusechen, da- den Kammerdiener, den Schmitz mit unnachahmlicher Komik gab, alt Galten ouSgibt, und schließlich doch von «ine» pcinzlichen P«tr»chio für die Eh« gezähmt wird. K. H. * .Deutscher Kalender ISIS' heißt da« Novomberbesk der .Süddeutsch«» Monntshiste" (München und Leipzig, Preis lM M ). Auszer dem Kal«», dariom enthält der Kalender ». Trost ou< den dunkelsten Tag«« dentsch« Geschicht« von Heinrich von Treilschke: Fünf Legenden von C<»«sario- von H«ifl«rbach: Kindheit «Ines Einsamen von Ludwig Genner-Haim; Paul Heys« von Joses Hofmilter; Nobinsoa and DU Bla no ko^aWoz Gedlstzaa, nsm^
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