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Sonntags-Ausgabe Bezugspreis: L N? »i«U«>I^lUH "7/l. v.vu jür dd!>»l«k monatlich M. Ll>0, dsrch »n!«r« „«würliitn Filialen In« Han« grdracht monatlich M. 2^,. »lertel. >4dritch Vtl.7LU »arch di« P»st Innerdaid Denltchland« Delamt-'i.iilaod« »snat ick M. 2.7 >. oi«ri«lii!drl>ch ^ttt. 8.23: Margtn-Bnsgab« M. 1,7^ Ädend-Aalgade M. 1,00. Sanntaa«. Andgad« M. V.M minallich Iaa1>chll«hllch VosidefttUpebildr'. Oinz« >a«m«r: Morqtn-Autgab« > - v , 2d:nd-Bi>1gabe III Pt» Hauptschrlfileiier: Dr. Erich Everlh, Leipzig. Amtsblatt des Rates und des poiiieiamtes de« Stadl Lerpzig 112. Jahrgang Anzeigenpreis: !L.»L»L A»z«<a«.< ». o«d»li>«n I» «mtl. L«Il di« g»l»nelj«!I« txi Pi, 0. aa»» 0ä Pfli Tell«lnng«zulchlag: 2"»i,: kleine Anzeigen di« 1<olonti!«ll« lkt Ps, auturäkt« Pk-l Papiernoizulchlig: li-der 7l>0 A«ll«n Umiang 30ki,. üder 330 Z«II«n: SOI». iüelchz,ilanz«i-«n mit P>aij0»lichr,it«n im prell« «rhSdt. B«llag«n: D«laml«»flag« Ät. 7.— da« La»I«nd aullchl. P»stg«i>llkr. F«,»ipr«ch ii >IchI» , -Nr. II I«m und III >1. — Vosilch« tikont» 7AL Lchrilil«ii»u, «nd <?elchLtlss'«lI«: 3»Kanni«qa!ie 4!r.ch Verlag: Dr. Neinhold L Lo., Leipzig. Sonnlag, den 21. November Nr. SVS NN 8 Einberufung des Reichstages 2 Amtliche Manntmachtingeil d« A.- M S.-Nüies Bekanntmachung über die Mahlen zu den Gemeindeverlretungen vom 23. November 1918 Für die Wahl der Sladlverordnelen und Gemelnderäl« wird dal allgemeine, gleiche, geheime und direkte Stimmrecht aller Männer und Frauen eingcsührt dir Dcuische find, das 20. Lebensjahr vollende! Haden und am Tage des Nbschtiitses der Wahllisten im Gemeindebezirk ihren wesentlichen Wohnsitz haben. Pilsrncn des Soldalenstande» sind wahl berechtigt. Der B.'Zm rvn Arm< i.unlerstützung aus össeullichen Mit- telv Hal ans das Wahlrecht keinen Eln'luh. Die Wahlen sinden nach dem Grundsätze der Verhältnis wahl mit gebundenen Listen stall. Niemand Hal in der Gemeinde mehrfaches Stimmrecht. Weder juristische noch physische Versor.c« oder Personenverein« haben An spruch aus Sonderverlretung im Gemeinderate. Wählbar sind alle Wahlberechtigten. Die Zahl der zu Wählenden wird durch Orlsgesctz festgesetzt. Vorbehaltlich späterer gesetzlicher Regelung find, soweit vorstehend nichts anderes bestimmt ist. die für das Neichslagswahlrcchl gellenden Vorschriften entsprechend anznwcnden. Di« Form d r Wahl listen kann ortsgcsetzlich anders geregelt werden. Das Verfahren der Verhältniswahl regelt sich nach den Vcstimmvngen der §8 10—15 d«S Neichsgesctzcs vom 21. August 1918 (NcichSgrsetzblalt Seile 1979). Wahlkommissar ist in Städten mit revidierter Slädleordnung eia Mitglied des Sladlrales, im übrigen der Bürgermeister oder Gemeinde vorstand. Das Recht der Gewählten zur Ablehnung oder Niederlegung eines Amtes richlel sich nach den bisherigen Vorschriften. 2m übr gen werden die Bestimmungen der Gemeindeordnungen über Zusammen setzung und Wahl der Sladlverordnelen und Gemelnderäl« ausgehoben. In besonders kleinen Landgemeinden, wo die Bildung eines Ge- melnderats undurchführbar scheint, kann durch Orlsgesctz bestimmt wer den, daß di« Eemeindeverlreler in Wcgsall kommen. An di« Stelle 1 Hel Eemeinderales treten dann alle stimmberechtigten Gemeinde- mUg'leder. , Der Wahltag mutz ein Sonnlag sein. Die Wahlzell kann nur auf die Tagesstunden von 10—6 Uhr festgelegt werd«n. Eine kürzere Wahlfrist ist zulässig. Die zur Ausführung erforderlichen orlsgcletz- Lchen Bestimmungen sind ohne Verzug zu erlassen. Die Ncuwahlcu müssen ln sämtlichen Gemeinden spätestens bis zum 81. Dezember 1918 durchgeführt sein. Diese Bekanntmachung hat Gesetzeskraft und Geltung US zum Erlatz eines RcichSgemeindewohlgesetzcs. Dresden, den 23. November 1918. Das G « s a m t m i n l st e r t u m r Dock. Fleitzner. Geyer. Gradnauer. Lipinski. Schwarz. (WTB.) Nur die „Arbeiter in den Betrieben" Auf die Kundgebung der großen Leipziger bürgerlichen Verbände und Vereine, die im Namen der Freiheit und sozialen Gerechtigkeit die Teilnahme einer angemessenen Anzahl oon Vertretern an der politischen Leitung forderte, hat der Leipziger Arbeiter- und Sol- dalenrak, wir wir hören, folgende Antwort erteilt: Leipzig, 23. November. Der Arbeikerrat seht sich zurzeit aus den Vertretern der Arbeiter in den Betrieben zusammen. Line Ver tretung kann daher den Vereinen, in deren Auftrag Sie uns schreiben, nicht zugestanden werden. Der Arbeiter- und Sotdatenrat Leipzig. 3. A.: Karl Schrörs. Der erste brandenburgische Vauernrat Berlin, 23. Rovembev. (Drahlberlcht.) Der erste Bau-rnrak der Mark Brunbenburg hat sich nach dem .VorwLls" in Bredereiche ge bildet. Lr fordert: 1. Bessere V v l k » e r n L h vu n - durch möglichst frei- willige Abgabe der Lebensmittel. 2. Ein« Bauer »wehr !m Interest« der Aufrechterhaltung der Ordnung und Volksernährung. S. Mitwirkung der Bauernräke bet allen Entscheidungen des öffenl-lichem Wirtschaftslebens. 4. M tarbeit in der Uebersührung deSlandwirtschast- Ilchen Grotzbesitzes tu den Besitz von Bauern 5. Rücksichtsloses Vorgehen gegen die bisherige Scho nung der Großgrundbesitzer bei der Abgabe von Lebens- milscin, Vieh usw. zum schweren Schaden der Bauernwlrlschaslvn. Für einen Präliminarfrieden! Wir haben in den lehken Tagen mehrfach gehört, daß die Relchsleitung den schleunigen Zusammentritt der Nationalver sammlung dringend wünscht, daß sie ganz davon überzeugt sei: Ohne diese Nationalversammlung, ohne nachdrück liche Legitimierung der Macht, die sie einstweilen nur äe lscio be sitzt, kommen wir nicht zum Frieden. Daneben aber haben wir vernommen — zum Teil von den nämlichen Männern —, Laß der Erfüllung dieses Wunsches, außer den Hemmungen, die die Unabhängigen und die Epartakusleute bereiten, sich auch noch allerlei technische Schwierigkeiten enlgegenstcllen. Das wird ohne weiteres zuzugebcn sein: 40 Millionen Seelen zu registrieren, ist keine Kleinigkeit und wenn zu solchem Werk nur wenige Wochen zur Verfügung flehen, unter den gegenwärtigen Um ständen bet dem derzeitigen Beamtenapparat vielleicht fast un möglich. Dennoch: Wir brauchen den Frieden! Mir brauchen zum mindesten den Präliminarfrieden ln allerkürzester F rist. Man macht sich im Lmrde vielfach wohl nicht ganz klar, wie ernst und verzweifelt es mit uns steht. Von einzelnen örtlichen Arbeiter- und Soldalenräten ist im Nausche der langen Freiheit sündhaft gegen di« Versorgungsorganisation ge fehlt worden. Vorräte, die aus lange hinaus reichen sollten, sind in herrischer Laune zerstreut worden, sind zum Teil überhaupt nicht mehr vorhanden. Es hilft nichts, mit offiziösen, beschwich tigenden Motiven darüber hinweg zu täuschen: Der Hunger nrlt allen seinen Folgen von Ausruhr, Elend und Not sieht vor der Türe, wenn wir noch länger vom Ver kehr mit der Weit und deren Vorräten abgeschlossen bleiben. Also: Mir brauchen den Präliminarfrieden und zu dem Zwecke eine Negierung, welche die Entente als verhandlungsfähig ansieht und deren Auftreten man nicht nur von einer Gruppe, sondern vom ganzen Volke herzuleiten vermag. Da die Wahlen zur Na tionalversammlung einstweilen nicht vorgenommen werden können, bleibt unseres Erachtens nur eins übrig: Wir müssen uns mit einem Surrogat behelfen, müssen noch einmal den Reichs tag einberufen, dessen Mandat rechtlich sa noch nicht erloschen -st und von ihm die gegenwärtige Regierung anerkennen und be- lkätigen lassen. Das ist eln Auskunftsmittel der Verlegenheit: Mag sein. Aber leben wir in diesen Tagen, sofern wir leben, denn überhaupt von etwas anderem als von Auskunftsmilkeln? Daß sich im Reichstag, so wie er ist, eine große Mehrheit für die der zeitige Regierung ergeben wird, unterliegt keinem Zweifel. Tat sächlich gibt es im Augenblick nur eine Gruppe in Deutschland, welche die Regierung Haase-Ebert zu stürzen wünscht: Das sind die Spartakusleute. Ein« „Deutsche Volkspartet" o Berlin, 23. November. (Drahtbericht unserer Berliner Schristleitung) Die .Voss. Ztg.' halt« beut« trüh gemeldet, daß Verhandlungen zwischen den früheren Bührern der Fortschrittlichen Volkspartet und der nationastibera- en Partei wegen eines Zusammenschlüsse» schwebten. Die Nachricht trisft zu und noch mehr als daS: Dieser Zusammenschluß ist inzwischen zu einer Tatsache geworden und aus ihm ist die so genannte «Deutsche Volkspartet* entstanden, die sich heute bereits mit einem Aufruf an die deutsche Oeffentllchkelt wendet. Die wichtigsten Stellen dieses Aufrufes lauten: .Der Ernst der Stunde verlangt den Zusammenschluß aller Volkskreise, der die Reichseinheit schirmen, die freien Errungen schaften sichern und ein geordnetes Staats- und Wirtschaftsleben aufrechkelhalten soll. Noch diesem Gebot will die Deutsche Volks partei handeln, di« sich aus Grund von Vereinbarungen zwischen Mitgliedern der bisherigen Fortschrittlichen Volkspartei und der nationalliberalen Partei unter Zugrundelegung eines den Forde rungen des gesamten Liberalismus entsprechenden Pro gramms gebildet Hot. Wir fordern alle Anhänger einer freien StaalSaufsassung, di« jegliche Reaktion entschieden bekämpfen, aber auch jeder wirtschaftlichen und politischen Vergewaltigung entschlossen entgegentreten wollen, zum Beitritt zur Deutschen Volkspartet auf.' Der Aufruf tritt dann weiter ein für den Zu sammentritt der Nationalversammlung als erforderliche Voraussetzung für eine demokratische Staatsentwicklung. Weiter fordert der Aufruf ein auf dem Boden der durch die Umwälzung geschaffenen Talsachen stehendes Grohdeutschland vom Brenner bis zum Belt. Er tritt ein für Freiheit, Ord nung und Gemeinwohl. Zusttmmungserklärungen sind zu richten an die .Geschäftsstelle der Deutschen Volkspartei' Berlin V? 6g, Milhelmstraße 46^47. Der vorläufige Ausschuß besteht aus: Friedberg, M. d. R., Prinz Schönaich-Caroiath, M. d. R., 3 u l l u S K o psch , M d. R., Frau Clara Mende - Völker, Wiemer, M. d. R., Dr. Rteßer, M. d. R., Dr. Stresemann, M. d. R. Man wird einstweilen noch bezweifeln können, ob diejenigen Elemente des Fortschritts, mit denen die alle nationaliiberale Partei sich nun verbindet, besonders zugkräftig sind. Es sind im wesentlichen die Gruppen, die sich um die Herren Kopsch und Wiemer scharen. Indessen kommt, wie wir meinen möchten, im Augenblick so viel nicht daraus an. Es sind noch immer Be mühungen im Gange, die nationalliberale Partei wie die sehr kleinen Reste deS Fortschritts, die außerhalb der Demokratischen Partei geblieben sind, mit ihr zu verschmelzen, und wir wollen hoffen, daß dieser Verschmelzungsprozeß gelingt. * (-> Berka, 23. November. sDrahtbericht unserer Ber liner Schristleitung.) Neben der .Deutschen demokratischen Partei" ist heute, wie w!r unseren Lesern bereits mtlgeleiti haben, d'e .Deutsche Voikspartei" getreten. Beide Parteien rekrutieren sich au- fortschr lliichen und nationalliberalen Wählern, beide auS fortschritt lichen und national iberalrn Parlamen'arlern. Be de bekennen sich zur Demokratie und unterscheiden sich sachlich kaum wesentlich voneinander. Da- ist auch kein Wunder, denn beide bestehen au- Männern und Frauen, die ursprünglich — was man In diesen Tagen überstürzten Ge schehen- so .ursprünglich" he ßt — zusammen zu gehen geneigt waren, die ober einen Zusammenschlutz wiederholt und «rnstllch verhindert haben. Da die Berschmelzung einstweilen sich zerschlagen hat, gibt «- zwischen den Führern der beiden Parteien allerlei hitzig« Polemiken, d'« für uns«r Gefühl von hüben und drüben m k allzu großer Schärf« geführt werd«». Wir gedenken un- an dieser Brodersehd« nicht zu be teiligen. Zu unserer Genngluung hören wir, daß von besonnenen Männern die Elnigong-verhandtu». gen trotz de- bis- hörigen Mißlingens weitergeführt werden. Hlcranf sehen wir unser« Hoffnung. E- Ist jetzt ke'ne Zelt zu Svihflndlgkeiken und zu persönlichem Zwist. Richt- tut «n< mehr not at« die unbedingte Einheit und Geschlossenheit Kes liberalen und demokratisch empfindenden deutsche« Bürgertums. Den heimkehrenden Kriegern zum Nachdenken! Von LandtagSobgcordneten Dr. Zöphsl. Wie mächtig hat sich das Bild gewandelt, das unser geistiges Auge während dieses Krieges wiederholt schaute, wenn uns die Worte des großen Dichters in den Sinn kamen: O schöner Tug, wenn endlich der Soldat ins Leben heunueyrt, in die Menschlich keit, zum frohen Zug die Fahnen sich entfalten und heimwärts schlägt ein sanfter Friedensmarsch! — Wie verschieden mag sich auch im Geiste der Krieger das Bild ihrer Sehnsucht von der W.rkltchkcit abgehoben haben, die ihnen heule entgegentritt. Nicht zur Ruhe kehren sie heim, sondern in einen bitteren Streit werden sie wieder hineingeworsen, in dem sie das entscheidend« Wort sprechen müssen. Die Soldaten haben das Wafsensiillstands- angebot erzwungen, indem sie das Heer auslosien. Die Arbeiter schaft hat den Soldaten den Zaum über den Kops geworfen und lenkt nun mit deren Hilfe daS innere Mesen. Das Bürgermm steht unorganisiert zur Seite und begreift erst jetzt langsam, was die Politiker ihm schon immer gepredigt haben, daß es für die Macht bedeutungslos ist, ob sie etwas Vernünftiges oder Unver nünftiges erstrebt, daß die Macht pets dem organisierten Willen zufältt. Der Wille der Soldaten war nicht organisiert, der Wille der Arbeiterschaft ist es! So spielen die Soldaten die wenig beneidenswerte Rolle der Handlanger für den Arbeiterrat. Als 1871 die deutschen Heere vor Paris lagerten, erhob sich in der französischen Hauptstadt die Kommune. Angesichts der Feinde, die Parts umschlossen hallen, vollzog sich ein Kampf, m dem auf beiden Seiten etwa LOOOO Mann zum Opfer fielen. Stakt gemeinsam dem Feinde die Stirn zu dielen, erwürgte sich das Pariser Volk untereinander. Wie ein entsetzliches Verhängnis scheint im Gefolge der großen Niederlage, die ein Volk erlebt, der Bürgerkrieg zu mar schieren. Noch ist er im Deutschen Reiche abwendbar, wenn di« Besonnenheit zur rechten Zelt wiederkehrt- Hojsen wir, daß di« Krieger die Besonnenheit mitbringen! Aus einer dahinrasenden Schncllzugslokomotive erhebt sich zwischen dem Lokomotivführer und dem Heizer ein furchtbarer Kamps von Mann zu Mann. Die tiefsten Instinkte beherrschen Len Kampf, und jeder der beiden will den anderen von der Loko motive herabstürzen, um ihn zu vernichten. Inzwischen rast die Lokomotive führerlos weiter und wird in einem entsetzlichen An prall die beiden Feinde und den hinter ihnen herraienden Zug begraben. — Der französische Dichter Zola hat in seiner bei« kumuine jenes grauenhafte Bild entworfen, das sich dem besorgten Vaterlandsfrcund ausdrängt, wenn er den Kamps im Deutschen Reich beobachtet. Als ob wir wirklich nichts anderes zu tun hätten; als ob nicht die Lokomotive Unabhängige wie Revisionisten, Bürger und Bauern in einer furchtbaren Explosion vernichten müßte! Der Franzose wartet nur daraus, den Vorwand zu sinden, um dem deutschen Boden dieselben Wunden zu schlagen, die der Deutsch« der französischen Heimat schlug. Die Früchte der Revolution will man in Sicherheit bringen! Auch die Kommune von 1870 tobke gegen die Klassenherrschaft und den Kapitalismus und glaubte mit einem Zaubcrjchlage eine Welt wandeln zu können. So gewiß ihr das unmöglich war, so gewiß wird es der Unabhängigen Sozialdemokratie Mißlingen. Sie ver leugnet Ihre eigene Vergangenheit, ihren Heiligen Marx und dcssen Lehren von Grund auf. Eie weiß nur zu gut, daß W.rt- schaflsprozesse sich nicht durch Gewalt erzielen lassen, und sie weiß ebensowohl, daß auch Gesetze Gewalt sein können, so gut wie jeder andere von außen kommende Einfluß. Was sie immer und immer wieder predigte, daß der Umschwung sich nach und nach vollziehen werde und nicht auf einmal zu erzwingen sei, das verwirft st« heute. Und sie versündigt sich gegen den zweiten ihrer Glaubens sätze, gegen den Fluch, den sie gegen die Klassenherrschaft je und je aussprach. Erkennen wir einmal ras Ideal des Bolschewismus oder Kommunismus oder Sozialismus an, — keine Stunde wird ungeeigneter sein, als die des nationalen Zusammenbruches, um eine neue Wirtschaftsordnung heraufzuführen. Alles muß viel mehr herbeicilen, um zu retten, was von unserem Wirtschafts leben noch vorhanden ist. Nur der noch vorhandene Bestand dielet dem Feinde Gewähr für den Frieden, und es ist kein blinder Lärm, wie die Unabhängige Sozialdemokratie gern glauben machen möchte, daß der Feind den Bolschewismus stürzen wird, sobald der sich im Deutschen Reich seslzusehen sucht. Auch der über zeugteste Bolschewist wird anerkennen müssen, daß ein elnzelnrt Land in der umgebenden Welt von kapitalistischen Staaten un möglich den Kommunismus durchführen kann. Er müßte zum Bettlerstaat werden, der abseits von den führenden Mächten ver kümmerte. Man träume nur nicht davon, als ob siegreiche Völker: Frankreich, Großbritannien und Amerika, die Wirtschaftsform, unter der sie gesiegt haben, abschüttelken, bloß um irgendeinem deutschen Träumer die Solidarität der Internationale zu beweisen. Der Sieg stützt die Wirtschaftsform, wie er den deutschen Mili tarismus gestärkt hätte! Ein Sah, den wohl auch ein Bolschewist nicht bestreiten wird. Man verfolge doch auch dle ausländische Presse. Wenn die Unabhängigen Sozialdemokraten der bürger lichen Welt einen Vorwurf mit Recht machen konnten und auch gemacht haben, so empfand ich dies immer, wo sie Ihr vorwarfen, man habe kein Augenmaß für dle Vorgänge im Ausland« und kümmere sich zu wenig darum. Jetzt wäre es Zelt für die Un abhängigen, Ihre eigene gefärbte Brille abzusehen und einmal scharf hlnzvsehen! Aber der alte Parteihader scheint wiederum znm obersten Gesetz unserer Politik erhoben zu werden, droht dvch schon an dem unerträglichen Widerstreit unter den Arbeiter- und Svldatenräten di« deutsche Einigkeit in -le Brüche zu gehen. Dt*