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Nummer 87 37. Iahrg <kr>-«!xt I «al «SchenINch. «ronaINcher vezug,pr«I, durch IiSgee «InM w Pfg i»«> « yf,, rrigerlahn 1.70; durch dl« Post l.7O eiulchllrbllch Possüberwelsungsgebllhe, zuzUgllch X Psg. Post-Bestellgeld. SInzel-Tle. 10 Pf«., Sonnabend- und lleft!ag«>Rr. » Psg. Abbestellungen müssen spiltesten, «I«, wach« vor Ablauf dar vezugazett schriftlich i«Im Verl-, «Ingegangen sei«. Unfer« Irilg«, dürfe, leiu« «bbestellunge» «ni,e,ennehme«, Verlags,rt Dresden. Anzeigenpreis,: dl« Ifpaltig, 77 «m breit« gell« I Vfg-k für Familienan,eigen b Psg gllr Pl-tzwllnfch« kbnnen mlr t«In« veroil-r leiste ürWsch e volkssettung Schristleilung: DreadeuM., Pollerstrech« 17, Ferunif 70711 ». 11011 Lefchilftestell«, Druck und v«rlag: «enuanla vuchdruckerei uu» Verla, Ich. und <». Winkel, P-lierstrahe 17, Severus 71011, Postscheck: «r. 107S, v-nk: «adtbauk vr«»«, Ad. «7«7 Dienslag, 12. April 1938 2m Fall« XON hi derer Tewalt, «erbot, «iulreiender ««Kleba» ftSwngen ha« d« vejieher oder Werbungtreibend« Ui» Anfprüch«, soll, dl« Zeitung In befchrilnNem Umlang«, oee- spütet oder nichk erscheint, ikrsllllungaor« ist Dr«,»««. Das englisch-italienische Abkommen Unterzeichnung in Rom Ende der Woche? Umfassende Klärung der itallenlfth-englischen Vezlehungen vorgesehen London, 12. April. Das Hauptinteresse der Londoner Morgenpresfe konzen triert-sich am Dienstaqmorgen auf die baldige Unterzeich nung des englisch-italienischen Abkommens. Der Diplomatische Korrespondent des „Daily Telegraph" erklärt, man hoffe in London, dah das Abkommen spätestens am Donnerstag unterzeichnet werden könne. Ein Zu satzabkommen sehe das Inkrafttreten des Vertrages zu einem gegenseitig zu vereinbarenden Zeitpunkt vor. Die britische Regierung bestehe darauf, dah das Abkom men nicht in Kraft treten könne, bevor nicht die italienischen Freiwilligen aus Spanien zurückgezogen seien, und zwar ent weder nach dem Endsieg Francos oder, falls der Krieg fort gesetzt werde, in Uebereinstimmung mit den vom Nichtein mischungsausschuh getroffenen Abmachungen. Don den Doku menten, aus denen sich das Abkommen zusammensetze, befasse sich eins auch mit der Zukunft Palästinas. In diesem Punkte habe Italien sich geweigert, England einen Blankoscheck zu geben, bevor nicht der Bericht der Palästinakommission vor liege. Ein anderes Dokument befasse sich mit der Frage der britischen und italienischen Interessen in Ara bien, dem östlichen Teil des Roten Meeres und enthalte eine volle Anerkennung des britischen Hinterlandes von Aden. Der unter dem Namen Clyton-Abkommen be kannte Gehelmvertrag hinsichtlich des möglichen Eingreifens dritter Mächte in die beioerseitigen Interessensphäre in Arabien werde durch das Dokument bestätigt werden. Das Abkom men über Aethiopien beziehe sich im besonderen auf die Festlegung der ostafrikanischen Grenzen. In einem Sonder dokument würden dann diejenigen Nahostfragen behandelt, an denen Aegypten interessiert sei. Teile des ursprünglichen Gent- lemen-Agreements vom Januar 1937 seien in das eine oder andere Dokument des neuen Abkommens eingebaut worden. Schließlich werde die italienische Oberhoheit in Aethiopien in einem besonderen Dokument behandelt. Schon seit einiger Zeit sei die britische Regierung der Ansicht gewesen, dah die tatsächliche Lage anerkannt werden sollte. Wie er, der Korrespondent erfahre, sei die französische Regierung derselben Ansicht. Nur noch ein oder zwei Punkte seien zu erledigen. Das werde wahrscheinlich bei einer neuen Zusammenkunft zwischen dem britischen Botschafter in Rom, Lord Perth, und dem italienischen Außenminister Graf Ciano geschehen. In der „Daily Mail" heißt es, man erwarte die Unter zeichnung am Sonnabend. Das englisch-italienische Abkommen sei ohne Schwierigkeiten, die von den Pessimisten vorausgesaqt worden seien, zustande gebracht worden. Alle Meinungsverschie denheiten zwischen den beiden Ländern, meist psychologische, seien geprüft und aus dem Wege geräumt worden. — Im Leit artikel schreibt das Blatt, das Abkommen, das bindenden Cha rakter habe, werde nicht nur die Störungen zwischen England und Italien beseitigen, sondern könne auch einen beruhigenden Einfluß auf Europa ausüben. Wenn England in Genf zum Handeln übergehe, so würden andere Mitglieder der Liga wahr scheinlich folgen. Die Oppositionspresse malt dagegen in schwärzesten Far ben. Der Diplomatische Korrespondent des „Daily Herald" meint, Chamberlains englisch-italienisches Abkommen werde im nächsten Monat schon in Genf erledigt werden, bevor es über haupt in Kraft getreten sei. „Folgerung aus der Lage in Abessinien" London fordert Vehandlung -er Abessintenfrage durch den Genfer Aat — Wortlaut der engl. Aote Genf, 12 April. Die Note des Foreign Office an den Generalse kretär der Genfer Liga über die Abessintenfrage lautet folgendermaßen: „Herr Generalsekretär! Im Auftrage des britischen Au ßenministers beehre ich mich, Ihnen folgendes mitzutetlen: Die britische Regierung hat die anormale Lage geprüft, die sich aus der Tatsache ergibt, daß viele Mitgliedsstaaten der Liga, darunter nicht weniger als fünf im Rat vertretene Staa ten, die Ausübung der Souveränität der italienischen Regierung über Abessinien anerkennen, oder Beschlüsse gefaßt haben, die diese Anerkennung beinhalten, während andere Mitglieder der Liga das nicht getan haben. Die britische Regierung glaubt, daß diese Lage geklärt werden muß. Demgemäß bin ich beauf tragt, Sie zu ersuchen, auf die Tagesordnung der nächsten Rats tagung der Liga folgendes zu setzen: „Folgerungen aus der gegenwärtigen Lage in Abessinien". gez. Philipp Nicols." Die 5 Ratsmitglieder, auf die in dieser englischen Mit teilung angcspielt wird, sind offenbar Polen, Belgien, Rumänien, Lettland und Ecuador. Der Generalsekretär hat, wie man hört, die englische Mit teilung in der üblichen Welse den Ratsmitglieder» sowie den übrigen Mitgliedern der Liga zur Kenntnis gebracht. Wenn kein Widerspruch erfolgt, wird der Punkt Abessinien in der von der englischen Regierung gewünschten Fassung auf der Tages ordnung der am 9. Mai beginnenden Tagung erscheinen. Ztal. VMcr beariißen die Saltnng Sngland- lllld den AortschM der Verhandlungen In Rom Mailand, 12. April. Die Meldung, daß die eng lische Regierung in einer Note die Regelung der Abessintenfrage anläßlich der nächsten Ratstagung beantragt hat, hat zusam men mit den Versicherungen über den guten Fortschritt der italienisch-englischen Verhandlungen in der nordttalientschen Presse ein sehr zuversichtliches Echo ausgelöst. Der „Corrtere della Sera" hebt die Bedeutung des englischen Schrittes hervor, durch den die rechtliche Anerkennung der italienischen Ober hoheit über Aethiopien elnaeleitet werden solle. Die britische Regierung habe ihren Entschluß im Geiste des Abkommens gk- troffen, das soeben in Rom besiegelt wurde. „Popolo d'Italta" erklärt, in dem Schreiben des britischen Auswärtigen Amtes an das Sekretariat der Genfer Liga lt?ge die Bestätigung dafür, daß die italienisch-englischen Aussprachen zu einem.g lücklichen Abschluß gekommen seien und daß nur noch der Text dieser Vereinbarungen redaktionell zu vervoll ständigen sei. Auch die „Stampa" begrüßt den Londoner Schritt und spricht von einer europäischen Entspannung. Das italienisch englische Abkommen sei mit einer Schnelligkeit unter Dach und Fach gebracht worden, die alle jene aus dem Gleichgewicht bringe, die ihre Politik auf die hartnäckigste Unversöhnlichkeit Englands gegenüber dem faschistischen Italien abaestellt hätten. Zwei Monate nach dem Rücktritt Edens hätten jedoch genügt, um eine gefohrengeladene Atmosphäre zu bereinigen. Besonders lebhaft sei das Echo in Paris, wo sich nun auch die Stimmen für eine Besserung der Beziehungen Irank- reichs zu Italien mehrten. Freilich verfolge Italien mit Auf merksamkeit die neue Phase der tiefen Krise, die Frankreich durchmache. Volschewlstlsche Gegenangriffe zusammen- gebrochen Die nationalspantschen Truppen weiter im Vormarsch — 54 politische Kommissare übergelaufen Salamanca, 12. April. Wie der nationale Heeresbericht mltteilt, wur den am Montag in der Provinz Castellon heftige bolsche wistische Gegenangriffe im Abschnitt des Vallibona- Gcbirges abgewiesen. Die Angreifer verloren zahlreiche Tote und Gefangene sowie bei der sofort aufgenommenen Ver folgung neben anderen Positionen die Höhen 889. 1992 und 938 nördlich Cinctorres an der nach Morell« führenden Berg straße. Nördlich des Ebro stürmten die Navarra-Brigaden zwei feindliche Stellungen und besetzten sechs Ortschaften. Die marok kanischen Streitkräfte schlugen einen Gegenangriff der Bolsche wisten ab, wobei sie dem Gegner schwere Verluste zufügten. Der Frontbcrichterstatter dos nationalspanischen Haupt quartiers berichtet, daß im vergangenen Monat an der Aragon front 54 bolschewistische politische Kommissare zu den National spaniern übergelaufen seien. Daladler berat mit dem Arbelismlnlfter die Streitfrage Paris, 12. April: Ministerpräsident Daladier hatte in den Abendstunden des Montags mit Arbeitsminister Ramadier eine mehrstündige Besprechung, bei der, wie „Petit Parisien" berichtet, die beiden Minister die zur Lösung des Streikes geeigneten Maßnahmen prüften. In diesem Zusammenhang meldet das Blatt auch eine Unterredung des Ministerpräsidenten mit den Anführern der Kommunisten, Duelos und Gitton. Straßentämpfe tn Allahabad Zwei Tote und zahlreiche Verwundete London, 12. April. Wie aus Allahabad berichtet wird, kam es dort am Montag zu Straßenkämpfen zwischen Moslems und Hindus, tn deren Verlauf zwei Personen getötet und 16 verletzt wurden. Zur Wiederherstellung der Ord nung muhten Truppen herangezogen werden. Vie Umwandlung der Wiener ungarischen Gesandtschaft in ein Generalkonsulat Sin« amtlich« Mitteilungen. Budapest, 12. April. Amtlich wird mitgetetlt: Der Reichsverweser hat auf Vorschlag des Ministers des Aeußeren gestattet, daß die unga rische Gesandtschaft in Wien zu einem ungarischen General konsulat umorganisiert werde. „Beide gehören zujammen!" Als tm Jahr» 1866 der Bürgermeister der mährischen Stadt Brünn, Giskra, an der Tafel des Deutschen Kron prinzen von den vermutlichen Friedensbedingungen ver nahm und davon hörte, daß Oesterreich aus dem Deutschen Bund« austreten solle, brach er ganz erschüttert in den Aus« auf aus: „Das kann Oesterreich nicht zugeben, ohne sein Todesurteil zu unterschreiben! Oesterreich besteht nur durch Deutschland!" Der alte Vorkämpfer des großdeutschen Gedankens in Oesterreich, der in Wiesbaden geborene, aber mit Leib und Seele in sein österreichisches Adoptivvaterland übergegangene große Nationalökonom und Schriftsteller Alexander von Peez, der diesen Ausspruch berich tet, schreibt dazu 1905 in einer seiner politisch-historischen Studien: „Wer möchte in Abrede stellen, dah die Aeuße» rung Giskras aus richtigem historischen Gefühle entsprun gen ist? Dah die Schwierigkeiten, mit denen seither da» Habsvurger Reich zu kämpfen hat, durch die Trennung vom Deutschen Reich ungemein vermehrt wurden? Dah unser Gemeinwesen einem Schiffe gleicht das einen Teil seines Ballastes über Bord geworfen hat?" Und er fährt an an« lerer Stelle fort: „Oesterreich ist ein historischer Staat, und eine Historie deutet auf Deutschland. Beide gehören zu« ammen! Von der günstigen oder ungünstigen Lösung un« eres Verhältnisses zum Deutschen Reiche hängt wahrschein« ich unser Schicksal ab, und im Verlause des Jahres 1905, als die Gefahr eines Krieges Deutschlands mit England und Frankreich drohte, ist auch im Deutschen Reiche das Es« fühl wahrnehmbar geworden, dah ein gutes und unbedingt festes, womöglich ein engeres Verhältnis mit dem Donau« staate, auch Deutschlands Stellung befestigen würde." Alexander von Peez, damals der führende Geist auf dem handelspolitischen Teilgebiet der österreichische» Volks wirtschaft, der bedeutende Jünger Friedrich Lists, hat in diesen Sätzen eine politische Situation erkannt, die schon neun Jahre später sich, in der Gedeih und Verderb der deutschen Stämme im Reiche u»d in der österreichischen Monarchie umschliehenden Kampsgemcinschaft des Welt«, krieges als das tatsächliche Schicksal der verbündeten Länder erweisen sollte. Aus Oesterreichs Krieg gegen Serbien ent stand Deutschlands Krieg nicht nur mit Frankreich und England, sondern auch mit Rußland und dann mit der ganzen Welt. Oesterreich baute auf Deutschlands Bundes hilfe; Deutschlands Nibelungentreue sprang dem Verbün deten an die Seite, und vier Jahre lang standen die beiden Großmächte, die deutsche und die von den deutschen Macht« faktoren unter den Fremdvölkern des Landes geführte, Schulter an Schulter und Rücken an Rücken im Kampfe um Sein oder Nichtsein. Und als Oesterreich zusammenbrach, zog es das Reich mit sich: so wie beide Mächte auseinander angewiesen waren in den Jahren des Kampfes, so stjirzten sie zugleich in den Abgrund, und ob ihr Schicksal „Versail« les" oder „St. Germain" hieh, — es war das gleiche Schick sal; wie völlig sie „zusammengehörten, zeigte fast mehr noch als einst die Zeit des Glanzes diese Stunde des Nieder» bruches von 1918/19. Zu denen, die mit scharfen Augen und heißem Herzen schon früh erkannt hatten, was dem deutschen Volke Oester reichs ebenso nottat, wie dem Reiche, dem seit 1866 seine südöstliche Mark mit den deutschen Menschen ihres Lebens raumes fehlte, gehört dieser Alexander v. Peez, dessen alle Deutschen im neuen Reiche Groß-Deutschlands in diesen Wochen mit tiefer Dankbarkeit gedenken sollten. Als die Industrie Nordböhmens in der Zeit ihres Eintritts in den Welthandel, in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts, die Leitung der „Neichenberger Zeitung" übernahm, und Peez bald in Wien Generalsekretär des Vereins der In dustriellen wurde, kam ein Mann an die rechte Stelle, der in der alten österreichisch-ungarischen Monarchie als Vor kämpfer der deutschen Idee eine außerordentlich segensreiche Tätigkeit entwickeln sollte. Viele von den Keimen, die er ausstreute, werden jetzt aufgehen; die Gedanken, die er aus warmem nationalen Gefühl heraus über die Notwendigkeit eines engeren Zusammenschlusses Oesterreich-Ungarns mit Deutschland lehrte, werden jetzt zur Wirklichkeit werden. Aus dem Gesichtswinkel der damaligen Zeit heraus war er zwar ein Gegner der „Loslösung" Deutsch-Oesterreichs von der Habsburgischen Monarchie und der Angliederung an das Deutsche Reich, aber seine Stellungnahme richtete sich nicht gegen Deutschland, sondern ein Mann jener Zeit konnte naturgemäß nicht den Zusammenbruch und die Auflösung Oesterreich-Ungarns mit ihrer Folge der völligen Isolierung Deutsch-Oefterreichs voraussehen. Hätte der wettblickende Politiker, der, von Kaiser Franz Joseph geadelt und für Lebenszeit ins Herrenhaus berufen, 83jährig tm Januar 1912 das Zeitliche segnete, knappe sieben Jahre später das Ende der Monarchie erlebt, so wäre er zweifellos einer der begeistertsten Vorkämpfer des Anschlußgedankens geworden- Die Zeit, die wir erleben, bestätigt die Gedanken dieses Mannes, der, nach einem Worte des „Nembrandtdeutschen", „der neuen Geschichtsschreibung vortreffliche Winke gegeben" hat. indem er Deutlckland „aus der Voaelperspekttve" be-