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Mittwoch. S. April 1938 Sächsisch« Volkszeitung Nummer 82, Seite 7 Dr'e koinsn von sctt^iioiZkklrs UtI>ed,r.e««I>««»«I>n«»i 0r«I 0uiU«».VkI,,, König,dr«-» r »». LS. Fortsetzung. Das jubelnde Kinderkachen verstummte. Sie sah, wie er den Kleinen rasch auf den Arm nahm und dem Haus» zulief. Wenige Augenblicke später stand er auch schon im Zimmer. „Was ist?" Sein Blick fiel auf die Gruppe, auf den am Boden lie genden Bruder und auf Margret, dis sich um ihn bemühte. Al» sie sich jetzt aufrichtete, war sie weiß bis in di» Lippen. Eie hätte den Schwager nicht rufen brauchen: sie wußte jetzt, weshalb Hanns hier lag! Und auch Wilhelm wußte es in der nächsten Minute, denn als er sich über ihn beugte, schlug ihm ein starker Alkoholgeruch entgegen. Es war kein Zweifel, der dort lag in einem schweren Alkoholrauich! Und ebenso jäh wie Margret kam auch Wilhelm eine furchtbare, niederschmetternde Erkenntnis: Hanns war zum heimlichen Trinker geworden! Auch sein sonderbares Wesen in letzter Zeit fand damit eine Erklärung. So tief war er also gesunken! „Gott im Himmel! Ist das Maß denn noch nicht voll? Ist es des Elends denn noch nicht genug?" dachte Margret. Grauen, Abscheu und Ekel schüttelte sie. Ein Würgen saß ihr in der Kehle, das ihr fast den Atem nahm. Ihr Blick irrte über den Schwa ger hin. Hätte sie ihn doch nicht gerufen! Dann wäre ihr wenigstens diese Beschämung erspart geblieben! Aber er würde es ja doch erfahren; es war nun alles gleich! Alles! Wilhelm fühlte unsägliches Mitleid mit dem Unglück- ichen, jungen Weibe. Er sah in Verachtung, in grenzen- osem Zorn auf den am Boden Liegenden. Er hätte ihn Hütteln, schlagen, treten mögen. Er hätte ihm ins Gesicht lyreien mögen: Du Schwächling! Du Ehrloser! Du Lumpl Minutenlang herrschte qualvolle» Schweigen, dann raffte Wilhelm sich auf. „Wir wollen ihn ins Veit legen; da kann er weiter schlafen", sagte er rauh. Er hob den schweren Körper auf und legte ihn im Bette nieder. Jetzt sah er auch die fast geleerte Kognak flasche, die neben dem Sessel lag und der Hand des Trun kenen wohl entfallen war. „Komm, Margret!" bat er in dem Bestreben, der jun gen Frau so rasch wie möglich diesen Anblick zu entziehen. Sie folgte ihm willenlos, aber im Nebenzimmer blieb sie stehen. Ein Schauer rann durch ihre Gestalt. Dann wandte sie dem Schwager das Gesicht zu. „Wär' ich doch tot!" So echt klang dieser Wunsch, so aus den tiefsten Tiefen einer gemarterten Seele kam er, daß Wilhelm seine Augen feucht werden fühlte. Zum ersten Male sprach sie direkt zu ihm von ihrem Jammer, ihrer Not. Nie war bis jetzt ihm gegenüber ein Wort der Klage, der Anklage über ihre Lippen gekommen. „Ein solcher Wunsch ist Sünde. Denk' an dein Kind, Margret", mahnte er. So lange du diesen Jungen hast, ist das Leben doch immer noch lebenswert." „Und was soll aus ihm werden, wenn — wenn alles zusammenbricht? Aus ihm und aus mir?" „Ich bin auch noch da; ich verkäste euch nicht. Morgen werde ich erst mal mit Hanns ein sehr ernstes Wort reden." „Versprichst du dir wirklich etwas davon?" fragte sie bitter. „Ich weiß nur zu gut, es ist alles vergebens." „Das werden wir erst noch sehen." Wilhelm suchte seiner Stimme einen zuversichtlichen Klang zu aber er glaubte selbst nicht an seine Worte. Ende September feierte Dietrich Meinhart seinen sech zigsten Geburtstag. Tante Berta hatte sich mit ihrem Manne dazu angemeldet. Auch die Nachbarn würden den Tag wohl nicht unbeachtet vorübergehen lasten. Margret mußte wohl darauf gefaßt sein, heute viele Menschen im Elternhause anzutresfen, und aus diesem Grunde wäre sie am liebsten nicht hingegangen. Aber sie wußte auch, wie schmerzlich der Vater gerade ihr Fern bleiben an seinem Ehrentage empfunden hätte, und des halb entschloß sie sich schweren Herzens, doch zu gehen. Es war ein Sonntag. Margret hatte am Vormittag ihren Mann gebeten, mitzugehen. Eie hätte es der Eltern und Tante Bertas wegen gern gesehen. Aber Hanns lehnte kurz ab; er habe keine Lust. So ging Margret denn allein. Den Kleinen ließ sie auch daheim, weil es ihr zu beschwerlich war, ihn mitzu- nehmen. Es war sehr ungemütliches Wetter. Ein scharfer, naß kalter Wind fegte über die Felder, jagte die Wolken am trüben, schmutzig-grauen Himmel. Ueberall hatte der Herbst der Natur schon seinen Stempel aufgedrückt. Kahl und öde lagen die Felder; welkendes Laub raschelte am Wege. Margrets Blick ging in die nebelgraue Ferne. Ein Bild ihrer Zukunft! Sie hatte sich fest vorgenommen, heute heiter und unbefangen zu erscheinen, aber — war's das trübe Wetter, das beginnende Welken und Vergehen, das sich ihr plötzlich so schwer und beklemmend auf die Brust legte? Das Stormsche Herbstgedicht kam ihr in den Sinn: „Neber die Heide hallet mein Schritt; Dumpf aus der Erde wandert es mit. Herbst ist gekommen, Frühling ist weit — Gab es denn einmal selige Zeit? Brauende Nebel geistern umher; Schwarz ist das Kraut und der Himmel so leer. Wär' ich hier nur nicht gegangen im Mai! Leben und Liebe — wie flog es vorbei!" Jäh aussteigende Tränen verdunkelten Margrets Blick. Ja, gab es denn wirklich einmal selige Zeit? So fern, so unbegreiflich, unfaßbar fern lag sie, wie — nun, wie der Frühling! Drüben an den Aeckern lief der Feldweg vor bei, den sie einst in wunderseliger Frühlingsnacht mit Hanns gegangen war, damals auf dem Heimwege vom Schützenfest. Was war aus dem Glück dieser Frühlings nacht geworden? Margret preßte die geballten Hände gegen die Schlä fen. Nur jetzt nicht grübeln! Nur jetzt nicht weich werden! Das Elternhaus tauchte ja schon in kurzer Entfernung vor ihr auf, und sie wollte doch um jeden Preis dort ruhig und unbefangen erscheinen. Sie wußte, die Leute redeten schon so genug, besonders seit Hanns sich in letzter Zeit immer mehr dem Trünke ergab, aber sie wollte ihnen wenigstens nicht das Schauspiel der unglücklichen, beklagenswerten Frau bieten. Ihr Stolz ihr fester Wille waren noch immer nicht ganz zerbrochen, aber es gab doch Stunden, in denen eine grenzenlose Gleichgültigkeit, eine stumpfe Ergebenheit in ihr Schicksal sie überfiel. Margret fand im Elternhaus» zunächst nur Tante Berta und ihren Mann als Gäste anwesend. Tante Berta war noch etwas rundlicher geworden, sonst aber in ihrer Art dieselbe geblieben. Dietrich Meinhart nahm die Glückwünsche der Tochter mit stummem Händedruck entgegen. Die Mutter hatte Margret lange nicht mehr gesehen, aber sie schien sich nicht über tbr Ausleben zu wundern. Sie war überhaupt noch immer viel zu sehr mit ihrem Schmerze um Annemarie be schäftigt, um auf andere Dinge zu achten. Eine andere an meiner Stelle würde vielleicht mit ihrer Not zur Mutter flüchten können! dachte Margret. Ach, wie glücklich ist doch der Mensch, der eine gütige, ver stehende Mutter hat! Sie hatte dieses Glück nie gespürt, in ihrem ganzen Leben nicht Sie wußte, was sie dadurch entbehrt hatte, und wollte ihren eigenen Kindern darum eine gute Mutter sein. Ihre Hand griff nach dem Herzen in jähem Schmerz, aber dann suchte ihr Auge das faltige, wetterbraune Ge sicht des Vaters. Ja, der Vater hatte ihr reichlich alles ersetzt! Der Bruder und die Schwägerin begegneten Margret mit einer warmen, wohltuenden Herzlichkeit, und Tante Berta deutete mit keinem einzigen Wort an, daß sie um ihr Unglück wußte. Sicher hatte der Vater sie vorher darum gebeten. Tante Berta war anscheinend in ihrer zweiten Eh» recht glücklich. Sie schien überhaupt recht zufrieden. Als Fritz m gerechtem Vaterstolz sein Töchterchen bewundern ließ, kam das Gespräch aus einen Schwager Tante Bertas, der plötzlich gestorben war und fünf unmündige Kinder Hinterlasten hatte. „Eins sollten wir davon nehmen", erklärte Tante Berta, „aber ich habe abgelehnt. Ich habe die Nase voll und will mich nicht wieder mit anderer Leute Kinder herumärgern. Ich will auf meine alten Tage Frieden haben. Wenn mich sonst einer braucht und ich helfen kann, bin ich natürlich immer bereit." Frau Luise verzog weinerlich das Gesicht, aber Mar gret dachte, daß man der Tante ihre Ansicht nicht verübeln konnte, denn Annemarie hatte ihre Güte ja wirklich schlecht gelohnt. Ein wenig später kamen auch die Nachbarn, unter ihnen Boltmanns. Margret hatte es nun sehr schwer, der versteckten Neugier, den verstohlenen Blicken und den scheinbar harmlosen Fragen standzuhalten. Aber sie hielt tapfer aus und gab sich äußerlich so ruhig und freundlich, daß die Leute noch aus dem Heimwege darüber sprachen, daß „man der Heidbrinkschen doch nichts habe anmerken können, wie ste's daheim liegen habe". Währenddessen saßen die beiden Brüder im Wohn zimmer beisammen, Wilhelm mit dem Kleinen beschäftigt, Hanns anscheinend in die Zeitung vertieft. Die alte Len» saß mit ihrem Strickstrumpf dabei und versuchte ab und zu, ein Gespräch in Gang zu bringen, aber mit wenig Erfolg. Nach einer Weile erhob sich Hanns und ging in das Schlafzimmer. Kurz darauf trat er zum Ausgehen gekleidet wieder heraus. Wilhelm warf ihm einen kurzen Blick zu. Das Ver hältnis zwischen den Brüdern war ziemlich gespannt. Wil helm hatte den Bruder allerdings nicht zur Rede gestellt, wie er sich vorgenommen hatte, als er ihn sinnlos betrun ken im Schlafzimmer fand. Er fürchtete, durch Vorwurf» seinen Trotz hervorzurufen und alles noch zu verschlim mern. Aber er suchte in Güte aus ihn einzuwirken und verdoppelte seine Aufmerksamkeit. Er sorgte dafür, daß Hanns nie allein war, und daß ihm so wenig wie möglich Gelegenheit geboten wurde, seinem Laster nachzuhängen. Wenn Hanns dann fortging, in irgendeine Wirtschaft, so war Wilhelm auch bald da u»d erreichte dadurch, daß er bald wieder ging. Er ließ sich auch nicht dadurch beirren, daß Hanns ihm nachgerade deutlich zeigte, wie wenig an genehm ihm seine Anwesenheit auf dem Heidbrinkhofe war, und war fest entschlossen, jetzt nicht zu weichen. Mit Empörung sah Wilhelm, daß Hanns nun doch ausgehen wollte. Und Margret hatte ihn vorhin ver gebens um seine Begleitung gebeten! Er hatte sie ruhig zu Fuß durch das schlechte Wetter gehen lasten, statt anzu spannen und mit ihr hinzusahren, weil er keine Lust hatte zum Ausgehen. Und nun ging er doch fort! Diese Riick- sichtslssigkeit! tJorlsetzung folgt.» Lragen hinter der Wand Freundliche Antworten für humorige Leute Erinnerung an Toni W. T. in D. — „Kannst Du uns sagen, ob Körners Braut Toni Adamberger eine geborene Wienerin oder ob sie nur am Vurgtheater tätig war?" — Antonie Adamberger, mit der sich Theodor Körner Im Mai 1813 verlobte, war am 30. Dezember 1780 in Wien geboren morden. Sie war also ein paar Monate älter als unser Frei heitsdichter, der in Dresden am 23. S. 1781 das Licht der Welt erblickt hatte. Körner lernt die jugendliche Heroine des Burg theaters zum ersten Male bei der Generalprobe sür die Aus führung seiner Lustspiele „Die Braut" und „Der grüne Domino" kennen. Das war Im Januar 1812. Die tiefe Zuneigung, die die beiden jungen Menschen zueinander gefaßt hatten, führte in verhältnismäßig kurzer Zett zur Verlobung, über die Theodor Körner in überströmendem Glück schreibt: „Vater! Treuer, treuer Freund, ich habe mein Ziel gefunden, wo ich Anker werfen soll Vater, Ich liebe! Sieh, es ist mein größter Stolz, daß ich mit dieser Freiheit der Empfindung Dir ins väterliche Auge blicken darf und sagen kann: Ich liebe, ich liebe einen Engel!" Anfang August kamen die Eltern Theodors nach Wien; sie waren entzückt von der Anmut und dem Herzensadel Anto- nies; Insbesondere dem Vater erschien sie als der gute Engel seines Sohnes. Wie stark Antonie das dichterische Schaffen Körners beeinflußt hat, ist bekannt. Unter ihrem Einfluß erst wandte er sich vom heiteren Lustspiel zur ernsten Dichtung, schuf >n verhältnismäßig kurzer Zeit die Dramen „Toni" sder Titel Ist eine Huldigung für leine Braut), „Die Sühne", „Zriny", .Hedwig" und „Rosamunde . — Die Liebe zwischen dem Dres dener Theodor Körner und der Wienerin Toni Adamberger ist nicht nur eine der liebenswürdigsten Episoden der Literatur geschichte. Sie ist zugleich ein Sinnbild für die innigen Beziehun gen herzlicher Sympathie und Freundschaft, die immer zwischen Dresden und Wien bestand« qaben. Du erinnerst zur rechten Zeit daran: Am 10. April, bei der im Zeichen der Ostmark stehenden Abstimmung wird Dresden diese Sympathie aufs neue unter Beweis stellen! Das Geheimnis der Wäschemangel I. R. In D. — „Mich interessiert, warum die Wäsche nach dem Mangeln schwerer ist al» vorher. Lache nicht über die seltsame Frage! Als Ich kürzlich meine Frau zur Mangel beglei tete, machte Ich die Feststellung, daß der Korb auf dem Heim weg schwerer war." — Beim Mangeln, also beim Glätten durch die Rolle, wird die Trockenwäsche leicht angeseuchtet. Wenn Du ein frisch ge mangeltes Stück Wäsche anfaßt, wirst Du feststcllen können, daß ein wenig von dieser Feuchtigkeit auch noch nach dem Mangeln vorhanden ist. Viele wenig machen ein viel. Ein Pfund Wasser ist genau so schwer wie ein Psund Eisen. So mag es schon sein, daß die Wäsche unmittelbar nach dem Mangeln gegenüber der gleichen Mcnge ungemangcltcr Trockenwäsche eine leichte Gewichtszunahme zeigt. — Diese Erwägung allein erklärt vielleicht noch nicht völlig die (weit verbreitete) Mei nung, daß die Wäsche nach dem Mangeln ein erhebliches Mehr gewicht zeige Das Mangeln selbst bedeutet für die daran Betei ligten eine Anstrengung: Sie müssen die ganze Zeit Uber stehen, die Wäsche aus dem Korb nehmen, anlcgen und wieder ein packen. Heute lausen ja die meisten Mangeln mit elektrischer Kraft; früher, als mit der Hand gedreht werden mußte, war die Anstrengung noch erheblich größer. Der ermüdete Körper emp findet eine Arbeit selbstverständlich schwerer als der noch frische. So fällt der Heimweg von der Mangel, nach der Arbeit, saurer als der Hinweg, auf dem man noch besser bei Kräften ist. Dieses rein subjektive Gefühl der Ermüdung verstärkt den Eindruck, daß der Wäschekorb auf dem Rückweg schwerer sei als auf dem Hinweg. — So also erklärt sich wohl die auch von Dir gemachte Beobachtung. Zwei erfahrene Hausfrauen habe ich konsultiert, um Dir zutreffenden Bescheid geben zu können. Doch kenne ich die Sache auch ein wenig aus eigener Beobach tung, denn schon als Junge habe ich mit Vergnügen beim Man geln geholfen. Damals wurde die Mangel noch gedreht, und ich fand das lehr lustig. Trotzdem freue ich mich mit allen Hausfrauen, daß die Elektrizität Inzwischen den Hauptteil der Arbeit übernommen hat. Sonst wäre der Korb auf dem Nach hauseweg noch schwerer . . . Dle „Löhnitz-Schaukel" P. B. in D. — „Seit wann ist denn die „Löhnitz-Schaukel", in die man srilher In Mickten umsteigen mußte, auf Vollspur umgestellt und mit der Dresdner Straßenbahn verbunden wor den: Wclck-e Gründe waren wohl seinerzeit maßgebend, daß man zuerst nur eine Schmalspurbahn gebaut hat?" — Dle alte Lößnltz-Bahn wurde 18SS gebaut. Sie war aus Schmalspur eingestellt, wie damals alle Straßenbahnen ähnlicher Art, z. B. die Klrnltzschtalbahn bei Bad Schandau und dle Bahn durch das Lockwihtal. Sie war auch gar nicht als Verlängerung des Dresdner Straßenbahnnetzes gedacht, sondern als ein Netz von Bahnen, das alle Orte der Lößnitz miteinander verbinden follte. Das linke Elbufer sollte Anschluß an dieses Netz erhalten durch eine Linie, die von Naundorf über dle Brücke bei Nieder wartha nach Castebaude führen sollte. Auf der «Inen Seite sollte das geplante Netz Dresden, auf der anderen Meißen erreichen. Von diesen Plänen wurde nur «In geringer Teil Wirklichkeit., Am 21. August 1888 wurde die Strecke Mickten—Weißes Roß eröffnet, am 12. Oktober 1888 die Verlängerung dis Kötzschen- broda, Bahnhofstraße. Dann blieb der allzu groß gedachte Plan In der Entwicklung stecken. Erst am 21. Dezember 1!>2l> jolgte die Strecke bis Zitzschewig. Während der Inflationszeit, vom November 1822 bis Dezember 1824, mußte der Betrieb aus diesem Slreckenteil aber wieder eingestellt werden. Nach der Wiedereröffnung machte man sich 1828 an den Weiterbau bis Coswig. Inzwischen aber siel die Entscheidung im Sinne eine» Anschlusses an das Dresdner Strahenbahnnetz. In den Jahren 1829 und 1830 wurde die gesamte Strecke Coswig—Mickten aus Vollspur umgebant und In Mickten unmittelbar an die Geleise der Dresdner Straßenbahn angcschlossen. Am 24. Nov. 1831 ist die Verlängerung der Pollspurstreckc bis Weinböhla In Betrieb genommen worden. Und wohl nur wenige Dresdner find sich auf der Fahrt mit der Linie 15 bewußt, daß Dresden diese lebensvolle Schlagader des direkten Ans!!iio<'^"''?hrs mit der Lößnitz erst seit einem Knappen Jahrzehnt besitzt! Eisenbnhn-Fnhren macht Appetit D. G. in D. — „Ist Dir noch nicht ausgefallen, welch stau nenswerten Appetit manche Menschen in der Eisenbahn ent wickeln können? Mir gegenüber saß heute aus der Fahrt nach Berlin ein Herr, der zwischen Radebeul und dem Anhalter Bahnhof folgendes „verdrückte": sechs Apfelsinen, eine Bock wurst mit Semmel, eine Schachtel Leibniz-Keks, eine Tasse Kaffee und eine Flasche Apfelsast. Wirkt das Eisenbahnfähren so appetitanregend?" — Die Appetite, mein lieber Freund, sind je nach Alter und Begabung verschieden. Nicht nur in der Hinsicht, daß dem einen süß, dem anderen sauer schmeckt, dem einen der Käsekuchen, dem anderen der Käse, dem einen Gekochtes und dem anderen Gebratenes — sondern vor allem hinsichtlich des Umsanges der Nahrungsaufnahme. Also brauchst Du Deinem Gegenüber aus der Eisenbahn an sich keinen Borwurs aus seinem vortreff lichen Appetit zu machen. Bedenklich stimmt freilich, wenn Du weiter schreibst, es sei ein unmenschlich dicker, schwer asthma tischer Herr gewesen. Dann hätte er freilich besser getan, etwas forgsältiger auf Diät zu halten. Aber schließlich hat er einen etwaigen Schaden zu tragen, nicht Du. — Verschieden sind die Menschen übrigens auch in der Art, wie das Eisenbahnfähren auf sie wirkt. Bei den einen regt es den Appetit an. andere verlieren den Appetit und die Dritten werden beinahe seekrank. Wenn Du also einem Reisegesährten gegeniibersitzt, der es sich mit vollen Backen schmecken läßt, dann mache künftig keine boshaften Glossen, sondern freue Dich, daß Du kein Gegenüber, hast, dem es vom Rattern der Räder und Schaukeln der Federn schlecht wird! Einen Seekranken Im Abteil zu haben, das Ist eine wesentlich unangenehmere Reiseüberraschung als so ein starker Esser, der durch seinen überlebensgroßen Appetit die Umsihenden erheitert . . . Marabu. Hauplschrlstleiter: Georg Winkel. verantwerllU» sllr Inhalt und Wider: <L«»rg Winkel >n Weeden. verant«»ill!ch«r Anjetgenlelter: Id«»der Winkel in Dr»»d»n. »IN« NN» veel-e: tSermanl« vnchdenckeeet 1,«»»»,. P»II»»N>ad« II. D. A. IN. 38: über 4300. — Z. Zt. ist Preisliste Nr. 4 gültig.