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Sächsische Volkszeitung : 06.04.1938
- Erscheinungsdatum
- 1938-04-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193804064
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19380406
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19380406
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1938
-
Monat
1938-04
- Tag 1938-04-06
-
Monat
1938-04
-
Jahr
1938
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 06.04.1938
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Sächsische Volkszeitung Nummer 82. Seit« S . Mittwoch, 6. «prlt 1938 !«lt- r lti -er ach von I c r Beifall chscnland Hirach n zur m Iah- Unter« inen das ,'ugenden Geltung das sein fest ins utig", so k Denn hat er, nin nur ein kleines erzbischöflichen Schlosses am Oesterreichs als Erholungs- Minister Halle eine onen des >n Kreis- Es han- eichischen rbeit eine Die Jugend hat wieder eine Zukunft! Sie liegt begründet im ewigen grohen Deutschland, das der Führer schuf! i« i« )« >« anatllch Jahren ng der ,'ürzung zekürzt, sich be- ehoben. öffent- zoersor- Bernfs- egelung Nische eneia noch ge« Vie >en :re >o- ?r« he sums ! zur Nach ums fung Wir alle danken ihm dafür am 10. April mit einem freudigen: Jak Deutscher rvill der Cardinal bleiben! In dem Lebensweg des Kardinals, so wie wir ihn hier kurz skizziert haben, ist nichts oon einem blinden Walten des Zufalls zu merken. Diese hohe kirchliche Persönlichkeit verdankt ihren Aufstieg ausschließlich ihren ungewöhnlichen Fähigkeiten, aber auch der Geradheit ihres echt deutschen Charakters Deut scher war dieser Bischof immer und Deutscher will er bleiben. Das ist für ihn keine Sache politischer Geschästemacherei, sondern eine Frage des Bekenntnisses zur großen deutschen Bolksgcmein- - schäft. Und hier verstehen ihn wir Deutsche am besten. Hier liegt auch kein Problem vor, zu dem etwa italienischen oder französischen oder englischen Federn die Berufung zuerkannt werden kann. Kritik zu üben. Hier hat der Kardinal fern von jeder Politik für sich allein die Entscheidung getroffen u. dieses Recht kann ihm niemand bestreiten. Und so, wie er selbst der Stimme seines deutschen Blutes Rechnung getragen hat, so hielt die ihm anvertraute katholische Gemeinde ihrem geistigen Führer auch bei diesen Entscheidungen die Treue. Man hat in den letzten Tagen sein Bekenntnis verglichen mit dem Aufruf der Saarbischöfe bei der Saarabstimmung. Die Parallele ist ohne weiteres gegeben. Wenn aber in der aus ländischen Presse vielfach die hämische Bemerkung hinzugefügt wurde, dass gerade diese deutschen Bischöfe in der Zeit nach der Saarabstimmung Kämpfe hätten führen müssen, die sic nicht er wartet hätten, so ist demgegenüber zu sagen, dass keiner von den in Frage kommenden Bischöfen heute seine Stimme gegen das Reich einsehen, und wenn er noch einmal vor die Wahl gestellt würde, etwa sein Bekenntnis zur deutschen Volks gemeinschaft auch nur irgendwie einschränken würde. Daran zu zweifeln, bedeutet eine Beleidigung dieser Bischöfe. Schließlich liegt die Frage nahe, was entstanden wäre, wenn Kardinal Inniher in entscheidender Stunde eine andere Parole gegeben hätte. In seiner letzten Erklärung sagt der Kardinal aus drücklich, datz er die Schwierigkeiten und Mitzverständnisse, die in den Verhältnissen zwischen der deutschen Regierung enk in n. fersied- -beiten rg be- thesl. Innitzer Sftevvekehisctzen Natholizismu« auch als Student hat er durch Stundenacben und durch Werk arbeit sich die notwendigen Mittel schaffen müssen. Inniher ist Im Angesicht der Not, durch die er sich durch kämpfen muhte, und der er dann immer wieder bei vielen be gegnete, ein einfacher und schlichter Mensch geblieben. Noch als Universitätsprofessor begnügte er sich mit dein kleinen ein fenstrigen Studienzimmer im dritten Stockwerk eines Hauses in der Habsburgerstrahe. Und heute Beispiel zu nennen, einen Teil des Kranichberg den Hausgehilfinnen heim zur Verfügung gestellt. Das ist es, was Inniher die «richtet, it nicht tiefem, zenwart chtlg es .Ichtlgen scnnkeit > nig- »er Bei- ms beu- > in der lllsettige chts der früherer our mit zetetkten lister in ht mehr Nen des zeschicht- oerde so Nörgeln dem Dr. f Harte Schule -es Lebens Die Wissenschaft, in der Innitzer so führend und maßgeblich tätig war, hat es aber nicht vermocht, ihm den Blick für die Wirklichkeit des Lebens zu verschließen. Er hat ja von Jugend auf die Härte des Daseins kennenaelernt. Sein Groß vater war Rohrleger, fein Vater war Posamentierer, der sich in Sudetendeutschland in harter Arbeit fein Brot verdienen mußte. Auch Innitzer ist von der Schulbank weg in die Fabrik gekommen. Hier hat er ein ganzes Jahr für die fllnfköpfige Familie mit verdienen helfen. Dann erst eröffnete ihm die Gunst geistlicher Gönner die Möglichkeit des Studiums. Aber Fuß des KcUberges, des höchsten Gipfels im sächsischen Erz gebirge, stand sein Vaterhaus. Mit Stolz hat sich Inniher beim Prager Katholikentag im Jahre 1035 als „deutschen Sohn der sudetendeutschen Heimat" vorgestellt. Er hat auch sonst seiner Volksdeutschen Gesinnung auch im Nachkriegsöster reich wiederholt Ausdruck gegeben. Immer, auch in schweren Tagen, muhte er das christliche mit dem nationalen Empfinden in Gleichklang zu bringen. Als nach 1018 der Staat zusam menbrach und die unheilvolle Entwicklung oer nächsten Jahre scheinbar hoffnungslos sich anbahnte, da hielt Innitzer, der da mals Univerjitätsprofessor war, nicht von ungefähr allgemein zugängliche Vorlesungen über das Leiden Christi. Bei seiner Bischofsweihe versäumte er nicht zu betonen, dah er sich gelobt habe, „ein deutscher Bischof" zu sein: „Treu dem Glauben Volk und Heimat, sei unser Wahispruch!" Wie sehr Inniher auch als Erzbischof mit seiner sudetcndeut- schen Heimat verwurzelt blieb, dafür zeugt, dah er sich als bischöfliches Wappen das Wappen seiner Heimatstadt erwählte: „Als ich mir ein Wappen wählen muhte, glaubte ich kein bes seres finden zu können, als das meiner Vaterstadt: die fallende Tanne, die vom Sturm geknickt, eine Silberader unter ihren Wurzeln blohlegt." In sinnfälliger Weise brachte schließlich Erzbischof Inniher seine Zugehörigkeit zum deutschen Volkstum bei seiner Kardinals-Ernennung zum Ausdruck, als er in Rom die Glückwünsche der päpstlichen Sendboten in deutscher Sprache erwiderte und betonte, er sehe in seiner Ernennung zum Kar dinal eine Ehrung seiner deutschen Heimat. Wie im Rahmen der katholischen Kirche — so fügte er hinzu — die Pflege jedes Volkstums Raum habe, so wolle er dem deutschen Volk die Treue halten und ihm dienen. Der Laus der Dinge, den keiner voraussehen konnte, als diese Worte gesprochen wurden, hat gezeigt, wie ernst es Inniher mit der Treue zum deutschen Volk ist. Bolschewismus u. Nationalsozialismus Ebenso eindeutig wie das volksdeutsche Bekenntnis Innihers, das er erst in diesen Tagen gegenüber ausländischen Entstellungen noch einmal und unmihverständlich bekräftigt hat. war auf der anderen Seite von jeher seine Stellung zum Bol schewismus. Den Menschen in Sowjetruhland hat er zu helfen gesucht, weil er sehr wohl wuhte, dah das russische Volk nicht nur unter dem schweren Schicksal der Hungersnot, sondern vor allem auch unter der Diktatur eines volkssremdcn Regimes leiden muh. Dieses Regime selbst hat er von Anfang an mit der ganzen Leidenschaft seiner gläubigen und seiner deutschen Seele bekämpft und vor ihm gewarnt und das gerade in einer Zeit, in der Oesterreich selbst eine Beute der roten Hetze und Vernichtung zu werden drohte. So hat Innitzer einmal in einer grohen Rede im Oktober 1936 in Mödling bei Wien im Hinblick aus die bolschewistische Gefahr warnend gerufen: „Ein Weltbrand droht sich zu ent zünden. Wenn auch heute bei uns noch keine Kirchen brennen u. nicht Priester und Ordensleute hingemordet werden, so müssen wir uns doch bang fragen, was wird vielleicht schon morgen sein". In scharfer Form zeichnete er den Bolschewismus als einen „Kampf der Finsternis gegen das Licht". ..Tausende leben in den Tag hinein", so rief damals warnend Innitzer, „als ob nichts geschehen könnte, und sind sorglos: ja. die Staatsmänner schlichen angeblich im Interesse der Wirtschaft Bündnisse mit der Macht des Bolschewismus. Es ist. als ob die Menschheit blind wäre und nicht mehr sehe, woher das Unheil kommt. Wo immer der Sowjetstern Moskaus erscheint, bedeutet er Blut und Hah und Feuer." Für Oesterreich hat der Anschluss an das Reich die rote Gefahr gebannt. Und so konnte Innitzer namens der öster reichischen Bischöfe in der feierlichen Erklärung vom 18 März 1838 freudig der Uebcrzeugung Ausdruck geben, „dah durch das Wirken der nationalsozialistischen Bewegung die Gefahr de» alles zerstörenden gottlosen Bolschewismus abgowehrt wurde." Das ist es, was Innitzer die Not des Lebens lehrte: sein ! grohes und tiefes soziales Verständnis. Es ist nicht Zufall, wenn in der Erklärung der österreichischen Bischöfe mit beson derem Nachdruck darauf htngewiosen wird, dah die Bewegung „für die ärmsten Schichten des Volkes Hervorragendes geleistet hat und leistet". Man mutz als Hintergrund dazu nicht nur die sozialen Verhältnisse in Oesterreich und besonders in Wien nehmen, man mutz sich vor allem daran erinnern, mit welchem Nachdruck Innitzer, auf dessen Anregung jenes Schreiben ent stand, seit jeher die sozialen Wunden zu lindern und zu heilen bestrebt war. Soziale Gesinnung und soziale Taten In allen nur möglichen Formen und Organisationen hat er sich betätigt, um den bedürftigen Volksgenossen zu Helsen. So wirkte er im Zweigverein Wien-Stadt vom Roten Kreuz. Er war besorgt um den Aufbau der Mittelstandskiiche. Er be kümmerte sich um die notleidenden Studenten. Zum Wiener Erzbischof ernannt, lietz er das sonst übliche Festmahl ausfallen und überwieg den hierdurch ersparten Betrag dem Caritas- verband für Wohlfahrtszwecke; doch diese Einzelheiten waren nach seinen eigenen Worten „nur ein winziges Wassertröpflein auf einen heißen Stein". Kardinal Innitzer ist nie müde ge worden. die Gläubigen zu sozialen Abwehrmaßnahmen grotz- zügiger Art aufzumuntern. Schon im Jahre 1932 förderte er den Gedanken und den Ausbau einer „Katholischen Winterhilfe" und einer „Katholischim Notstandsaktion". Damit wollte Kar dinal Innitzer In keiner Weise die soziale Betätigung aus- schlietzlich auf kirchliche Kreise beschränken. Wie wenig das der Fall st, bezeugt die gemeldete Nachricht über die künftige Zusammenarbeit zwischen dem österreichischen Caritasvcrband und der NSV. Innitzer hat einmal in besonderer Weise Gelegenheit ge funden, seinen sozialen Interessen nachzugehen. Das war im September 1929, als er im dritten Kabinett Schober zum Minister für soziale Verwaltung ernannt wurde. In dem einen Jahr seiner Ministerttttigkeit hat sich Innitzer, wie auch sonst, niemals parteipolitisch, sondern immer nur sozial betätigt. Un ter seiner Leitung kam damals die Novellierung des Klcin- rentnergesetzes zustande, durch die Tausende von kleinen Spa rern fühlbare Hilfe erhielten; die Wohnbausiirsorge, die In validenentschädigung und die Akadcmikerhilfe zur Unterstützung notleidender Studenten waren weitere Betätigungsfelder des da maligen Bundesministers für soziale Verwaltung Aller Welt aber ist Innitzer bekannt geworden durch das interkonfessionelle Hilfswerk für die Hunger gebiete in der Sowjetunion, das auf seine Anregung im Herbst 1933 gegründet wurde, und das unter seiner Leitung vielen Tausenden Hilfe gebracht hat, bis schliehlich das brutale Dazwischentreten der sowjetrussischen Machthaber das edle Werk der Menschlichkeit und Nächstenliebe unmöglich machte. Es ist bemerkenswert, dah im Dienste solcher Ideen schon im Jahre 1933 auf Initiative Innitzers die katholische Kirche in Oesterreich und dem früheren Reichsgebiet sich zum gemeinsa men Handeln zusammenschloh, und dah auch im Dienste der christlichen Liebe selbst an den Grenzen der anderen Konfessio nen nicht Halt gemacht wurde. Dio von Kardinal Innitzer unterzeichneten Aufrufe haben dann auch in der Weltöffentlich keit einen vielfachen Widerhall gefunden. Zugunsten hungern der und sterbender Menschen, die in Sowjetruhland unter der Meißel einer furchtbaren Hungersnot litten, wurden auf diese Aufrufe hin von allen Seiten Im reichen Maks Mittel zur Lin derung der Katastrophe zur Verfügung gestellt. „In dieser Zeit schwerster geistiger und leiblicher Rot", so sagte damals einmal Kardinal Innitzer, „ist die dienende Liebe allen Menschen gegenüber ohne Unterschied der Gesin nung heilige Pflicht". Und er fügte mahnend hinzu: „Wer nur immer kann, gebe von dem, was ihm zu eigen ist; keiner ver gesse, daß wir nur Verwalter unserer Habe sind, daß wir Gott Rechnung legen müssen, ob wir unsere Liebespflicht den Armen gegenüber erfüllt haben." Die soziale Gesinnung und die soziale Betätigung Kar dinal Innihers kann man mit Recht mit den Worten seines Wahlspruches kennzeichnen, der da heißt: „In earitate servire", d. h.: „In Liebe dienen". Niemals hat Inniher seine priester liche oder bischöfliche Stellung als äußere Machtposition, sondern immer nur als innere Verpflichtung im Dienst der Liebe emp funden. Die Liebe und der Dienst an den Seelen war und ist ihm Leitstern aller seiner Handlungen und Entscheidungen S-Hir -e» Srr-etenbeutschen Heimat Ls würde aber ein wesentlicher Zug im Bilde Kardinal Innihers fehlen, wollte man nicht seines Volksdeutschen Cha rakters Erwähnung tun. In Weipert in Nordböhmen, in Su detendeutschland also, hart an der Grenze gegen Sachsen, ist er am ersten Weiynachtsfelertag 1875 geboren worden. Am Die Fühue»i>«usSnlrcheelt des Mit der Veröffentlichung der Stellungnahme der öster reichischen Bischöfe zum Nationalsozialismus ist der Wiener Erzbischof, Kardinal Dr. Theodor Innitzer, in den Vor dergrund des öffentlichen Interesses getreten Das mag Anlaß sein, einmal Wesen und Art dieses Mannes in kurzen Umrissen näher zu betrachten. Was Kardinal Innitzer auszeichnet, ist seine aus schließlich priesterliche Gesinnung. Niemals in den fast vierzig Jahren seines Priestertums hat er andere, als nur seelsorgliche Interessen gehabt. Alles, was ihm im persön lichen Umkreis und in der Welt begegnete, sah er immer in christlich-religiöser Perspektive. Es war kein Wunder, datz er schon als junger Kaplan, als er nach einjähriger Tätigkeit von D der ersten Stätte seines seelsorglichen Wirkens schied, die Sym pathien aller erobert hatte. Als er anschließend das verant wortungsvolle Amt eines Präfekten und Vizedirektors im Wiener Priesterseminar übernahm — für das junge Alter eine W hohe Auszeichnung! —, da lietz er es nicht bei der Theorie W bewenden. An der Herz-Iesu-Kirche In Wien 3 widmete er M sich, so oft es irgendwie seine Zeit erlaubte, der praktischen M Seelsorge. Seit 1910 hat er dann die Herz-Iesu-Gemeinde in Wien durch 26 lange Jahre als ihr erster Seelsorger und Kirchendirektor geleitet. Vor allem die Seelfssge! Eine Frucht dieser langjährigen praktischen Arbeit sind die Erkenntnisse, die Innitzer später als Wiener Obcrhirt seinem Klerus in Form grundsätzlicher Richtlinien unterbreitet hat. So bezeichnete er in einer Kleruskonferenz vom Oktober 1935 als Ausgangspunkt aller Seelsorge mit grotzem Nachdruck die P fa r r fa m i l i e. Die Pfarreien müßten wieder Pfarr familien werden. Die Pfarrgemeinden mühten neu aufgebaut und verlebendigt werden. Der Pfarrer und seine Mitarbeiter, wozu alle religiös aktiven Kräfte unter den Geistlichen und den Laien zu zählen sind, sollten In regelmäßigen Konferenzen zusammenkommen. Der Pfarrer sollte mit seinen engeren Mit arbeitern ein festgefügtes Gemeinschaftsleben führen. Mit seiner Gemeinde müßte er stets in lebendiger Fühlungnahme stehen. Die Laien sollten auf weite Strecken hin im hierarchischen Apostolat mitwirken. Der Mittelpunkt der Pfarrfamilie aber sei stets der ge meinschaftliche Gottesdienst. In dieser Hinsicht forderte Innitzer die bewußte Pflege und den systematischen Ausbau der liturgischen Gemeinschaftsgottesdienste. Größere Stadtgcmeinden könnten im Choral geschult werden. In allen Gemeinden aber müsse der deutsche volkskirchliche Gesang eine ganz besondere Förderung erfahren. Unschwer erkennt man hinter all diesen Richtlinien und Forderungen, wie sehr das Hauptziel der Seelsorge des Wiener Oberhirten im rein reli giösen Bereich in der Aktivierung des christlichen Gemeinschafts lebens liegt. lieber Innihers sonstige seelsorgliche Interessen könnte man im einzelne» noch sehr viele Einzelheiten erzählen. Man könnte das Missionswerk für Indien nennen, das er leitete, die rührige Missionsgesellschaft „Königin der Apostel", die er stiftete und deren Superior er gewesen ist. Man könnte er innern an die Monatsschrift „Der Seelsorger", die er ebenso redigiert hat wie die Monatsschrift der Priestervereinigung. Man könnte seine Arbeit im „Canisiuswerk zur Heranbildung katholischer Priester" nennen, und vieles mehr. Aus Schritt und Tritt begegnet man immer in Innitzers Laufbahn, von feiner Priesterweihe im Jahre 1899 bis zu seiner heutigen Tätigkeit als Wiener Erzbischof, jener idealen und selbstlosen Gesinnung, die keine anderen Interessen und kein anderes Gesetz kennt, als dem Heil der Seelen in Christus zu dienen. M Vie Gerrir-lageir -ev rviffeirfchaft Innihers seelsorgliche Tätigkeit ist aufgebaut auf einer umfassenden und soliden wissenschaftlichen Grundlage. An schließend an seine pflichtgemäßen theologischen Studien ver tiefte er sein Wissen durch ergänzende Studien in der Archäo logie, Epigraphik und Paläographie. Durch Reisen nach Ita lien Kleinasien, Syrien, Nalästina und Spanien lernte er in persönlichem Augenschein die Stätten kennen, von denen die biblische Wissenschaft, der er sich widmen wollte, ausaeht. Es war seit jeher Innihers Grundsah, die Theorie der Wissenschaft mit dem wirklichen Leben zu verbinden. Als erste Frucht seiner Forschungen legte er eine umfassende und grundlegende I Studie. „Johannes der Täufer nach der Heiligen Schrift und I Tradition . der wissenschaftlichen Welt vor. Was Innitzer ge- I rade für dieses Thema begeistert hat. war ohne Zweifel die religiöse Führerpersönlichkeit des Täufers und seine Lebendig keit, der er nun wissenschaftlich soweit als möglich nachzugehen suchte. Dieses Buch, das überall in Fachkreisen und in der Oesfont- ! lichkeit die verdiente Anerkennung fand und auch mit einem wissenschaftlichen Preis ausgezeichnet wurde, war der Anfang s einer fruchtbaren und langen akademischen Laufbahn Innihers. Nach seiner Promotion zum Doktor der Theologie im Jahre 1906 wurde er 1908 Privatdozent an der theologischen Fakultät der Wiener Universität, 1911 wurde er außerordentlicher und 1913 ordentlicher Universitätsprofessor. Als Mitarbeiter und Nachfolger des Neutestamentlers Prof. Pölzl las er dann bis zum Jahre seiner Berufung auf den erzbischöflichen Thron von Wien im Jahre 1932 über das Neue Testament. Wie in seinen Vorlesungen so suchte Inniher auch in seinen zahlreichen wissenschaftlichen Werken immer die Ver bindung zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis und praktischer Lebensführung anzustreben Von seinen Schriften seien nur genannt die Studie über „Die Parabeln der Evangelien" und die gründliche Umarbeitung des Kommentars zu den vier Evangelien, der zuerst von Innihers Vorgänger, Pros. Pölzk, herausgegeben war. Inniher war zu vielseitig, als daß er sich nun auf die Er forschung des Neuen Testaments beschränkt hätte. Sein wissen schaftliches Interesse betätigte er auch im Rahmen der vester- reichischen Leogesellschaft für Wissenschaft und Kunst, deren Ge noralsekretariat er etwa zwanzig Jahre geleitet hat. Zeuge dieser Mitarbeit sind die „Theologischen Studien der Leogesell- schäft", ferner auch die „Zeitschrift für Kirchenkunst", die unter seiner Mitwirkung ins Leben gerufen wurde. Weiterhin war Inniher Mitarbeiter der Christlichen pädagogischen Blätter, der Linzer theologisch-praktischen Quartalsschrist, der Innsbrucker Zeitschrift für katholische Theologie, des Allgemeinen Literatur- mattes, des Literarischen Anzeigers, des Jahrbuches für Philo sophie und spekulative Theologie.
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