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45 1 A h. 14. An dem Gürtel trägt er den Dolch oder- kleinen Degen, den wir schon an einigen der vorigen Figuren gefunden haben. Er machte ein Hauptstück von den Offensivwaffen der Ritter feit den ältesten Zeiten aus. Dieser Dolch (äaßue) erhielt bey den fränkische» Rittern den Na, men lVUskricorZs; hatte nämlich ein Ritter seinen Gegner mit Hülfe der Lanze oder auch des Degens vom Pferde gestürzt, so ergriff er nun den Dolch, der leichter zu regieren war, als die schweren Schwerter, und gab ihm den tödtlichen Scoß, wenn er sich nicht sogleich zum Gefangenen ergab, um Erbarmung flehte, und lVIisericoräe! rief"). Diese Dolche und Couceau'ö. haben sich sehr lange als Mode erhalten. Die Bewegung der rechten Hand, die ihm der alte Zeichner hier gegeben hat, scheint nicht ohne Absicht gewählt; sie ist die eines Mannes, der sich in sein Schicksal ergiebt, das er nuir einmal nicht zri ändern vermag. Es ist, als hörte mm, dazu den guten Churfürsten die Worte sprechen, die seine Söhne zum Wahlspruche nahmen und sie in die Stammbücher zu schreiben pflegten: „Hin ist hin, War hin nicht hin, So wär ich reicher als ich bin." — So war also der Churfürst Johann Friedrich gekleidet, als er aus seiner fünfjährigen Gefangenschaft über Nürnberg nach Koburg in seine Erblande zurückzog, mit 8o Personen und eben so vielen Pferden im Gefolge. Am 10 Sept. kamen ihm seine Gemahlin und Söhne nach Koburg entgegen. Von da gingen sie alle nach Hummelöhayn bey Kahle, und beltrftigten sich einige Tage mit der Hirschbrunst; zuin Andenken erhielt das dabey liegende Jagdschloß den Namen die fröhliche lViederkunfc, welchen cs noch bis jetzt führt. Am 24. Sept. wurde dem Churfürsten zu Ehren in dem Thal bey Jena auf der Welniß noch eine Jagd gehalten; die fürstliche Tafel war gerade über einen unter ihr wegstießenden klaren Bach iw jener schönen Gegend gefetzt, der seitdem und noch bis jetzt der Fürstenbnmnen heißt. Als er an dem selben Abend in Jena einzog, ging ihm der Magistrat, die Professoren und Studenten, und di« ganze Stadt entgegen. Auf der Kutsche (so drücken sich die alten Nachrichten aus) saßen roth und halb weiß, und eine Kappe eben so, mit einem rothen Halbsticfcl und einem weiße« und vergoldeten Sporn." S. Blicke in die Modengallerie der französischen Vorzeit, in dem Hamburg. Addrcßcomtoir Nachrichten ,8c>;- Ti. 98. »*) Siehe On in glossgrio, ». voce wisericoräis. — Iranist dlntoire äs l» millc« krsnyoiss l'cnn. I. 302. — Im Roman äs lia koke heißt es: kieke», gni a ton» dien s'sccoräv, tenvik nne miserieoräe etc, Iweytes Heft. 7