Volltext Seite (XML)
Sonnlags-Ausgabe Bezugspreis: L M »eil«,,«drli<» M. »«r N»d-l« «suslll» M. L«: »««» »nsers „«»»rllaes Filiale, l»« -«»« ,«»:«chi »»n-tllch M. L» »<»r«»l- lld'ilch M. 7 LU durch dl« Psst lunerhali veullchlaud« Vilsmt-Bulaad« «pst Ich M. L.7>. »I«rI«II1drIIch M. S^i»; Morgeg-Audgsd« M. 1,7^ Bdchld-Äudgad« M. 1,00. Ssnulagd-Aidgud« Bl. ULÜ «»östlich «„«lchll.tzll» V,Nd«lI«ll,rdd»k'. Gtsz« «»«««: Msrgtu.L,«,,»« l > VI. Adrud-Bulgid« 1<> Pb Haupkschrlftleller: Dr. Erich Everih, Leipzig. Nr. 887 Hmrdels-IeUüng Küntsblatt des Rate» und des pvUzeisruLes der Stadt Leipzig Sonntag, den 17. Nosemder UL. Jahrgang Anzeigenpreis: K'LL LLW «1 I,«s ». ^>«»»r»«i I» ,«11. Leu »I« N»I»s<!z«Il« SD V«. «««, St p,.: r«»«r»»^lz»kchl^: »>^r Kleins Anzeigen »I« S»l»n«U,il« ivVi. a»L»1rl« Li Pf.: V»pl«r»,tz»lchl,g: U«d«r 7U0 Z«Il«n UmsunD lider ckX) Zeilen: 20GeichLiitanzelg«» »U Vladosrlchiiite« I« prell« «rdddt. «illu^n: a»s,«k„N,s« M. 7.— da« T»»l«»d «»Ischl. P,lip,dldr. -er»Ipr«ch-A,«chl»z4lr.l«4nr.,«,!» und ldünl. — Ppsllch.ckdsnls TAL chchrl»Il«>in«g »«» S»lchSsl«ss«I>»: ?shennl«g»»« Be.4 Verlag: Dr. Reinhold L Lo^ Leipzig. I»I8 Räumung und Nachrücken der Entente Fachs Einzug in Elatz-Lothringen Köln, 16. November. (E l g. D r o b e r i ch t.) Mle di« «Kölnische Zeilung' meldet, nach Pariser Btäilermel-uagen benb^ sichligk, daß Marschall Foch am nächsten So:..Uag, dem Jahrestag« der Ernennung Llemenccaus-zum M n stcrpräsidcnlcn, seinen Einzug in Elsah-Lolhringen hält. Die französische Trikolore wird in ölratzturg, Metz und Ko mar oehißl werden. Et gilt alt wahrscheinl ch, daß auch Elementeao Elsaß-Lolhringc» «inen Besuch abstatle« wird. Genf, 16. November. (E i g. Drahlberichk.) Die «Nouvelle Eorrespondence' meldet: Vriey mit seinem Kohlenbecken wnrde von don Amerikanern besetzt. Der neue Ilnterpräfekl Massonl Hal sein Amt angelrete». Io Lothringen sind bereits französisch« Trup pen cinmarschilkt. Sirahburp, 16. November. (Drahtber cht.) Wie zuverlässig ver lautet, rückt die französische Armee am morgigen Tage auf einer Linie vor, die sich über emon großen Teil Lothringens von E s ch—H agenslnge n—S k. Avoldin Gegend von Hohen- selben und weikcrhn zwischen MolSheim und Straßburg durch nach Schletkstadt, tat von den Franzosen besetzt wird, er- streckt, und schließlich gegen den Rhein verläuft. In Mülhausen ist gestern eine französische Division eingerückk. Kol mar soll heute von den Franzosen beseht worden sein. Die französischen Behörden erwarten, daß de Industriellen Betriebe, Handel und Ver kehr in Elsaß-Lokhringen voll aufrechterhalten werden und daher auch die alten rcichsdcutschen Beamten, Angestellten und Arbeiter auf Ihrem Posten bleiben, denen jedweder Schutz fürLeben undElgentum zugesichert wird. Am 21. November muß das ganze Elsaß mit Einschluß Straßburgs von den deutschen Truppen geräumt sein. Die Ablieferung der U-Boote London, 16. November. (Drahlberichk.) Reuter erfährt: Der deutsche Kreuzer .Königsberg' unler dem Befehl deS Admirals Meurer mit einer aus drei Marineosslzkren und v er Mitgliedern des Mairosen- und SoldatenraleS bestehenden Kommission an Bord wird hcuie abend am Treffpunkt vor dem Firth of Forth mit dem britischen Ober kommandierenden, der von französischen und amerikanischen Schif fen begleitet sein wird, zusammenkommen, um dir Einzelheiten der Auslieferung der Ucberwasserfchisfe und der U-Boot« zu ver- e'nbaren. Mahrscheinl ch werden dl« deutschen Schisse nach d:m verein barten Ort der Zusammenkunft gebracht und nach vorhergehender Inspek tion von den NavigationSableulungen übernommen werden, die sie an den Platz ihrer Bestimmung führen werden. Die zehn auSzulie- fern den Schlachtschiffe werden wahrscheinlich folgende sein: .Kaiser', .Prinzregent Luitpold', .Kaiserin', .König Albert', .Mark graf', .Kronprinz Wilhelm', .Großer Kurfürst', .Bayern', .Friedrich der Große' und .König', außerdem sechs Panzerkreuzer nämlich «Dersf- linger', .Hindenburg', .v. -. Tann', .Leydlitz', «Malik«' und noch ein anderer. Unter Len auszulirfernden leichten Kreuzern werden sich .Brum mer' und .Bremse' befinden. Die se t Beginn Les Wassenst llstandcs in Schweden internierten deutschen U-Boote müßen den Alliierten übergeben werden. Außerdem wurden Vorkehrungen zur Uebernahme aller deutschen Schiffe im Schwarzen Meer getroffen. Der.in^ 16. November. (Drahtbrrichk) Urb r die Fortführung der Waffenstillstandsverhandlungen zur See erfahren wir an zuständiger Stelle: Admiral M e u r e r hat nun öle folgenden Einzelheiten gemeldet: Die abzullefernden U-Boote sollen In Gruppen zu zwanz g Booten se an e nein noch bekannt zu gebend:» Tage die Aus reise anlrekcn und sich mit Len englischen Seestreitkräften an einem Punkt am Eingang deS Kanals treffen. Jeder Gruppe ist als Geleit ein deutscher TranSporkdampfer unter deutscher Fiagge bel- zugebrn, der alsbald nach der Abgabe der Boote die Besatzungen nach Deutschlandzurückbringen wird. Heber die Frage der Internierung der großen Schiffe und Ü-Boote werden noch weitere Ab machungen folgen. Schützt die Dolksgesundheitk vtd. Berlin, 16. November.- (Drahlberichk.) -- Männer un- Frauen! Soldaten und Malrosen! Das höchste Gul des Volkes Ist seine Gesundheit. Der Volksgesundheit droht schwerste Gefahr, wenn bei der schnellen Demobil machung Seuchen und sonstige ansteckende Krankheiten auflrelen oder gar sich häufen. Diese ungeheure Gefahr muß abgeweadek werden. Jeder So! dal, bei dem der Verdacht einer ansteckenden Krank heit besteht, suche sofort einen Arzt oder Lazarett auf und verblribe so lange so Behandlung, bis der Arzt ihm sagt, daß sein Leiden nicht mehr ansteckend fei. Die bewährten Maßnah men der Heeresverwaltung sind aufs peinlichste zn befolgen. — Wer vc *iust ist, sorge für schleunige Entlausung. Anstecke ide Krankheilen sind besonders: Fleckfieber, Rohr, Cholera, Typhus, Diphtherie und Ge schlechtskrankheiten. Wer sich nicht tn Behandlung gibt oder das Lazarett vorzeitig verläßt, versündigt sich schwer: Erstens an sich selbst, weil fein Leiden später schwer oder gar nicht zu heilen ist; zweitens an seiner Familie und seinen Angehö rigen, die mit Ansteckung schwer bedroht sind; drittens au der Gesundheit des ganzrn BolkeS. Das ist der Rat, den Euch erfahrene, um daS BolkSwohl besorgte Aerzte geben. Der VollzugSrat des Arbeiter- und SoldatenrakeS. Molkenbuhr. Rich. Müller. Die Beoollmächtiglen des VollzugSrakes. Gerson. Wegler. Korpsbefehl! Diejenigen Nenkenempsänger, welche Aufforderung zur Unter suchung zwecks erneuter Feststellung ihrer Rerttenansprlich« (Prüfungs geschäft) seitens des Bezirkskommandos (VersorgungSabkellungen) er halten haben, werden ausgesorbrrt, zu den angesetzten Zeiten bei den betreffenden Dteirststellvn zu erscheinen. Der Arbeiter- und Soldatenvat XIX. A.-K. Stein». Voigt. Korpsbefehl Zur Regelung der KraskfahrbekriebeS lm Bereich« deS XIX. A.-K. ES wird folgendes best mmk: 1. Der gesamte Krajlsahrbekrleb lm XIX. A.-K. wird durch die Dienststelle Hauptmann der Kraskfahrkruppen XIX. A.-K. Leipzig, Nordstraße 44, 1^ Fernsprecher 4840, geregelt. . Diese Dienststelle ist einytg umb allein befugt, die ihr zur Ver fügung stehenden Kraftwagen für Zwecke der Volkswohlfahrt, In- bustr'e und öffenllichen Sicherheit «inzufetzen. Sie ist ferner ermäch tigt, dl« Im Korpsbereich XIX. AK. lagernden Betriebsstoffe zur Aufrechterhaltung des DienstbetrledeS durch Be schlagnahme sicherzustellen und nach Bedarf zu enteignen. 2. Di« Dienststelle H. d. K. ist allein zur Ausübung der Kon- troll« über alle Im diesseitigen KorpSberelche zugelasienen Kraft fahrzeug«, auch ber Privatkrastfahrzeuge, ermächtigt und befugt, Ihr unterstellte Militärpersonen mit der Kontrolle zu beauftragen und gültige Ausweis« auszostellen. All« seit dem 8. November 1918 seitens anderer Stellen oder Per sonen verfügten Beschlagnahmungen, getroffenen Anord nungen ur.d ausgestellten Ausweise werde» hierm't als »»- gllltig erklärt. tz. Anforderungen Irgendwelcher Art ans Kraftwagen find nur a» den Hauptmann der Kraftfahrtrupp«» XIX. A.K., Leipzig, Norbstraß« 44, zu richte». 4. Der Dlenstbetrleb bzw. dl« Dienstanweisungen der Kraft- iabr-LrsaH-Abteilung IS, deS Iuunod. Kraftwagendepots 11 und der Haupknachschubstell» (H. N. Sk.) werLva durch diesen Befehl nicht berührt. Der Arbeiter- und Soldatenvat XIX. A.-K. : Geschwandtner. Dank an die Matrosen Der Arbeiter» und Soldatenrak Leipzig fühlt das dringende Bedürfnis, Euch für die lalkrL.'t ge Unterstützung bet dem Umsturz der alten Regien g feinen wärm st «n Dank auszu.preä^n. Unser Ziel ist errelchll Roch aber obliegen Euch andere Aufgaben und Psllchkeni Ja den Was'fenst Usiand-bedingungen der Lnlenke ver- langt man von unS Ueberführunz fast sämtlicher U-Boote und an-Lerer Kriegsschiffe in feindliche Hä^en. Daher ist sofortige Rückkehr aller Makro fen an ihre Denslstellen unumgäng.ich nölig. Der Arbeiter- and Soldakenrat erwartet, daß Ihr auch weiterhin ihn nicht lm Stiche laßt. Laß Ihr auch weikerh n Euere Pflicht lut! Kehrt deshalb an Eure Standorte unverzüglich zurück! Sichert die unbedingt notwendige Durchführung der Waffen- st UstandÄbedinuungen! Eine bakige Heimkehr ist Euch gc-w ß! Der Arbeiter- und So.dakenral XIX. A.-K. Geschwandtner. Korvsbekebl Alle Zlvll- uud Militärbehörden werden hlerdurch glelchzcllig an- gewiefe», dleMatroseazur Rückfahri zu ihrenTruppea- teile» zu veraalafsea und ihnen mit allen Mitteln behilsilch zu s in. Der Arbeiler- und Soldaienrat XlX. A.-K. G e s ch w a n d 1 a e r. Die Derwattungsbesustniffe des Bundesrats Berlin, 16. November. (Drahlberlchl.) Der «Re chSanzelger' »er- ösfeaillrht folgrnd: Verordnung über bl« Ermäch.igung b:S Bundes- ratS zur Ausübung von Derwallungsbesugniflen: g 1- Der Bundesrat wird ermächtigt, dl« ihm nach den Gesetzen und Verordnungen des Reiches zustehendcn BerwallangSbefagnlss« auch ferner- hin aaszuzübe«. 8 7 Diese Drrordaong hat Gesetzeskraft uud tritt mit Verkündung ln Kroft. Berlin, 14. November 1918. Der Rat der Bolksbeauslragten: Ebert. Haase. Der SlaalSsekrelär des Innern. 2. D.: Dr Lewald. (Mir heben hervor, daß «S sich h er nur um bis Verwaltungs befugnisse des Bundesrates Hand lt. In seiner E genschoft als gesetzgebende Körperschaft ist er indes nach Erklärung der ReichSregicrung aufgehoben. Die EchrifSettung.) Besonderer Ausschuß für Demobilmachunasmaßnahmen Berll», 10. November. (Drahlberlchl.) Zur Durchführnug d«r »Irisch aflliche» Demobilmachung ist di« Aufrecht erhaltung eine« -eordael«, Zahluagsverkehr« nolwncklg. Da« Denwl»Umach«ng«am1 hat, um über dl« auflrelende» Mißstände foforl mtterrichtet zn werden und die erforderlichen Mahnohm « einleilea z» könnr«, «ater Mitwirkung de« Nelchsschatzamle« und der Reichsbank, und »aler Zuziehung von Vertretern der Banken, je cine« ArbellgeberS uad eine« Aagestelllea, eine» besondere» Ausschuß gebildet. Der Wahltermin oD « r 1 i», 16. November. (Drahlber. unsererBerliner Schriftlellong) Der lm NelchSamt de« Innern aaSgearLellei« Entwarf über di« Wahlordnung sürdi« konstilnierrad« NaNoaaloersommlnag sieht al« Termin sür di« Auslegung d« Wählerllflen den 2. Januar 1919, al« Wahltag de» 2. Februar 1919 vor. Der Enkwnrs Ist hent« serliggestellt und b^eil« heul« nach mittag von der Regierung dnrchderale» worb«». E« ist utchi »«möglich, dah diese «och groh« Adäudernngen au ihm vornimmt. Hoover kommt nach Europa Washinglon, 16. November. (Drahlbericht.) Der LcbeukmiNel- Kontrolle», Hoover relst am Sonnabend an Borb de« Dampser« -Olymplc' »«h Europa ab, m» bas Problem der Ledenlmiilelversorana» ber Beo»l»er«g »o, Frantreich, Belgien und den Länder, ber MUlel- «ächte sowie b«S nab»» ONe»« « Indiereo Sammlung 1^. L. Cs Ist kein Zweifel, daß lm Augenblicke die Stimmung LeS BüraeUumS von dem einen Wunsche nach Sammlung b»» herrscht ist. Man hat der erdrückenden Gefahr gegenüber da» Bedürfnis, zusammenzuhatten, und glaubt, nur die Bereinigung möglichst großer Massen könne die Selbstbehauptung deS Bürger tums gewährleisten, und schon sie allein reiche dazu auä. Zudem erscheinen manche alten Unterschiede überholt und winzig, man hat dcä Kampfes nachgerade genug und will nach dem großen Kriege keinen unnötigen Parteislreit mehr. DaS ist die Stimmung, auS der heraus auch die sozialdemokratischen Soldaten entschieden auf die Einigkeit der beiden sozialiftischen Richtungen dringen. Allel» l^eim Bürgertum besteht nun die Gefahr, daß die Sammlung zu weit greift und damit die Stoßkraft der Bewegung schwächt. In großen, einigermaßen unpolitischen Kreisen, die auch jetzt noch für Politik eigentlich kein Znlercsse, jedenfalls nur geringes Verständnis haben, sorgt man sich fast allein um daS Privat eigentum und wünscht eine möglichst breite Phalanx aller derer herzustellen, die eS erhallen wollen. Ganz folgerichtig möchke ma» deshalb auch die Konservativen elnbeziehen, deren besonders stark entwickelter Sinn für den Besitz sa bekannt ist. Indessen, auf diese Weise würde man sich nur über verschwindend wenige Punkt einigen können, und oas Ganze würde wahrscheinlich eine schwer fällige und unbewegliche Masse bilden. Die Masse darf eben nicht zu groß sein, wenn sie aktionsfählg bleiben soll. ES kommt über haupt, auch tm politischen Felde, nicht bloß auf die Zahl an, son dern auch auf die Führung, und wenn die Führung gelähmt ist, kann die große Zahl wenig helfen. Danach, was die Bevölkerung will, darf man jetzt nicht allein fragen, sondern mehr danach, was ihr dient, und das müssen die Führer bedenken. Ihr« Sorge muß jetzt nicht nur die sein, daß sie das Publikum Hinte» sich haben, sondern sts müssen vor allem vorangehen, müssen es leiten, ihm sagen, was zu seinem dauernden Besten ist, nicht fragen, woS nach seinen ouaenblicklichen Wünschen iE. Honst geraten wir ln die Gefahr des Dilettantismus, die vielleicyk deshalb yoch besonders sorgsam zu vermeiden ist, weil jetzt eine große Zahl von Frauen, die noch wenig politisch vorgebildet, ge schweige geschult sind, dem politischen Leben Zuströmen wird. Um so mehr ist ein« rein stimmungSmäßtg bewegte allzu große Mast» jetzt zu scheuen. Führung tut mehr not als je. Die Führung o^rr wird un möglich gemacht, wenn man die Bewegung beschwert mit Par- teien, deren ganze Politik nun einmal durch die Ereignisse al» unheilvoll gekennzeichnet ist, die den Radikalismus der andere» Seite erst recht hochgekrleben haben; und von denen auch jetzt Bestrebungen nach einer Reaktion zu fürchten sind, die weder lm Sinne deS nunmehr demokratischen Bürgertums liegen, noch von der herrschenden Sozialdemokratie geduldet werden können. Boa dieser Seite würde mindestens Hohn gegen die ganze bürgerliche Bewegung einsehen, wr^nn man sie mit einem Scheine des Rechts reaktionär gefärbt nennen könnte. Argwohn, -aß man für daS Schicksal der Revolution zu fürchten hätte, könnte erbitternd wirken und die Lag« des Bürgertums übler gestalten, als wenn es sich überhaupt nicht sammelte. Ein gelegentliches vertrauens volles Zusammenarbeiten mit der alten Sozialdemokratie wäre unmöglich, und auch die bisher am weitesten links stehenden Kreise des Bürgertums würden von vornherein nicht mitmachen. Aehn- liche Bedenken bestehen gegen die Verwendung von hervorragen den Mitgliedern der ehemaligen Valerlandsparkei in künftige» Führerstellungen, oder gegen eine besonders auffällige Teilnahme von Persönlichkeiten, die sich in der alldeutschen Bewegung her vorgetan haben. Schon innerhalb der liberalen Parteien selber wird daher eine Umschichtung stattzufinden haben, da mancher der bisherigen Führer nach außen nicht mehr wie bisher in den Vor dergrund treten darf und die eigenen Angehörigen der Parteien vielfach nicht mehr von den allen Führern geleitet zu werden wünschen. Dies nebenbei. Eine Hauptsache ist aber vor allem, daß nicht bloß der Schutz des Privateigentums die Sammelparole abgeben darf, da sonst die ganze Bewegung als Rettungsaktion für den bedrohten Besitz hingeskellk und verspottet werden könnte. Angst darf nicht die einzige Triebfeder sein, und etwas Negatives allein kann über haupt nicht die einigende Losung bilden. Die Bewegung muß auch in ihren Zielen und Motiven vor ollem politisch sein, auS der Sorge um das Ganze des V'olkeS und Landes hervor gehen und sich positive Ziele setzen im Sinne einer neue» Zeit. Wenn nur augenblickliche Befürchtungen um das Eigen, tum maßgebend wären, würde die Herrlichkeit nicht lange dauer» und die Aktion schnell zerfließen, so bald sich herauSstellte, dah der gröbste Kommunismus unS erspart bliebe. DaS Bürgertum würd» sich lächerlich machen. Die Sammlung muh also notwendig beschränkt bleiben auf daS, was erreichbar und nützlich ist, tm wesentlichen auf die beide» liberalen Parteien. Natürlich ist nichts dagegen einzuwende», es ist lm Gegenteil zu begrüßen, wenn sich einzelne oder auch zahl reich« bisherige Angehörige der Rechtsparteien aus den neue» Boden stellen und zur ehrlichen Mitarbeit in dem Sinne sich bereit erklären, in den» di« liberalen Parteien sich zu betätigen ge denken. Aber mit der konservativen Partei als solcher, als Ganze» zusammenzagchen ist unmöglich. Di« Hilse d«S Zentrums mag eher zu haben und — wenn auch mit Vorsicht — anzunchmen sein. Daß von Fall zu Fall eln Zusammenarbeiten auch mit ber alten sozialistischen Partei anzustreben ist, worbe bereits gestreift, lieber bis Einigung deS Liberalismus und über die Neu- bllbung, die sich auf demokratischem Boden ankündtgt, wird noch ausführlich zu sprechen sein.