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Seite 2. Nr. 568. Morgen-Ausgabe üb« Sicherst aus der Aut sein müsse«. Vielleicht dürfen wir hoffe«, daß der Präsident auch aus der Friedenskonferenz das Gewicht feiner SSnnne für die mildere Lofsasstwg cjnsetzl, ivt« er -aS nach mancherlei Meldungen der ietzten Tage bet dee Aernbmß ^er Mafsimstillstandsbedimgungen getan haben foü. G Berichtigung. Durch elnen Hörfehler ist bei der telefonischen Uebennittelung der Wiisonnote ein stnneatsteNeader Fehler tn deren letztem Absätze entstanden. Wilson erklärt, daß er in bor Aus legung seiner Punkte mit de» Verbündeten übereinstimme (nicht: nicht übereinsliinme). Er lehnt also gleichfalls einige der mög lichen Auslegungen der Freiheit der Meere ad und unterstützt die Forderung nach .Wiederherstellung'' der besetzten Gebiet«, d. h. nach Entschädigung der Zivilbevölkerung für den entstan denen Schaden. Das Beamtendienststrafgefetz im Landtag Zweite Kammer sDrahlbe richt unserer Dresdner Schrislieitung.) H Dresden, 6. Rovc.mber. Präsiden! Dr. Vvgel erosinct die Sitzung kurz nach 1t Uhr. Auf der Tagesordnung steht d>« alijsemcin: Vorberatung über das königliche Dekret Nr. 43, den Entwurf eines Gesetzes über das Dienst straf recht für Beamte der bürgerlichen Gemeinden und über Emslellung städtischer Beumien gegen Kündigung betreffend, und die allgemeine Vorberatung über d.s D?l,rei Ar. iä zu einen! Entwurf eines Rbände- lungSgesetzc-, zum Organisationsges.tz. Minister des Innern Dc. Kvth begründe! die Vorlage» das Dienst strafrecht für Beamte sei nicht mehr zeitgemäß. Freilich können nicht alle Wünsche befriedigt v rden. Man müsse sich aber mit dem Erreich baren begnügen Ohne e.n solches Gesetz könne man allen Einwendun gen zum Trotz nicht auckommen. Abg. Dr. Noch (Fertschr. Vpt.): .Ist eS ein Zufall, daß die erste Vorlage unter dem neuen Regime ausgerechnet ein Dienststrasgesetz be trifft? Die Beamten haben im Kriege vorzügliche Dienste getriftet, so daß sic Dank verdienen. Die Vor'age bedarf der genauesten Prüfung, ein dringc.-.dcs Be-dürfni; liegt nicht vor. Wir haben andere Sorgen. Bor allem aber mutz gefeldert werden, l-atz die politische und rcligitse Betätigung autzcrl-alb dc^ Dienstes durcliauS frei sein mutz. Zur Be gründung vcrrvc st er aus die Vorgänge bei der letzten Reichstagswahl In Dresden, wo einem Beamten wegen seiner liberalen Ansichten ge kündigt wurde. Dr. Schanz (Kons.): .lebe Verschleppung des Rechtsweges muh »erm'eden werden. DI? Regierung darf sich bei der Begründung beS Gesetzes nicht eines veralteten und schwer begreiflichen Ausbruches be- btenen, sondern soll ei" einfaches, lstareS Deutsch schreiben. Abg. Klcinhen-pcl <RatI): Die Entscheidung über daS neue Gesetz Ist nicht leicht. D e Vorlage bietet viel Gutes, das Beamten Gslxr entbehren mutzten. Dlc endgültige Stellungnahme bekäll sich die Partei für die Dcpuiatronsb.lalungen vor. Abg. Caftan (Soz): Das Gesetz bedeutet nach verschiedenen Rich tungen hin einen Forlschr tt. Aber der Kreis der Personen, die es l»ctrifst, muß erweitert w.rdcn. Die Beamten müssen bet der Auf stellung d«S Gesetzes gehört werden. Die Vorlage geht an die Gesetzgebungs-Deputation zur Weiter- beratong. Hierauf folgt die allgemeine Vorberatung über den Ent wurf e nes AbändcrungSgesetzrs zum Organisalionsgvsctz Abg. Döhler sRall.) erklärt im Rainen seiner pol tischen Freund«, baß st« keine Bedenken gegen daS Gesetz haben, und beantragt Iteber- Vetfurrg an die GcsetzgcbungSdepulalion. Abg. Dr. Mehncrl s.Kons): D e Verordnung über Tagegelder rrnd Rciseunkostcn für Mitglieder der Bez'rkSversammlungen muh rasch erledigt werden. ML. Dr. Roth (Fprtjchr. Ppt.) erklärt, dah seine Partei ebenfalls ^te uebenocisung des Entwurfes an di« Gesetzgebnngsdeputatton ^antengi. .... Damit schlicht die Debatte. Schlutz kurz nach 12 Uhr. — Nächste Sitzung Donnerstag -Hv Uhr. Tagesordnung: Dekret über Gewährung von Teuerungszulagen durch die Schulgemeinden. ' ' - Erste Kammer Am RegierungStische: Etaatsminister Dr. Heinz«, von Wilsdorf, Ritzschke, Dr. stoch, Dr. Schröder, Günlher, von Nostitz, Frätzdorf »nd Heldt. Der Präsident Obcrstmarschall Dra'f Vitzthum von Eckst äbt erössiret die Sitzung nach 12 Uhr. Auf der Tagesordnung steht die Entgegennahme einer Erklärung der Kgl. Staatsregierong. Staatsminister Dr. Heinze: Gestern habe ich vor der Zweiten Kammer das Programm der neuen Regierung in eingehender Weise entwickelt. .Ich habe namentlich klar gelegt, welche Wege die neue Regierung in bezug auf die innere Politik gehen wtrd. Ich kann die Rede in diesem Hause nicht wiederholen. Ich kaum ober nicht umhin, die großen Grundzüge d«r verfassungsrechtlichen Arnderungen, in denen wir begriffen sind, auch hier noch einmal zu entwickeln. Der Kunst und Wissenschaft .Das Tanzlcgendchrn. Vom Verein für dos Deutschtum Im Ausland« wurde gestern im Schauspielhaus eine Vorstellung zum Besten der Flüchtltngsfürsorge veranstaltet. Sie ward« eingelettel durch Liszts „Eoncerto patkdiiguo" für zwei Klaviere, vorgelragcn von Herrn und Frau Proseflvr Pembaur mit vertrauter Meisterschaft. Dann folgte etwas Seltsames und L ebliches, sozusagen ein« Dottsried-KeliopUraufsührung. Frau Am ölte Ri Kisch und Fräulvm Ilse Friedländer halten die letzte und beinah« dir schönste seiner .Sieben Legenden', benannt .DaS Tanzkegend- ch en', als Pantomime bearbeitet und die Beglc.tung aus alter und neuer Musik bedachtsam und mit glücklichster Wirkuirg zusammengestellt. Dabei soll nicht verschwiegen werden, dah manches von dem olympischen Humor, der stellen in seinen besten Stunden und gerade hier in den Legende« erfüllte, d«r Pantomime notwendg verloren g^en mutzt*' dem Worte des Dichter s allzu innig verhaftet. Dies las Stella Davld^ als alles Mütterlein verkleidet, mit aller Schlichtheit, «ar etwas zu leise für den großen Raum. Dann folgte in fünf prächtigen, von Erich Gruner entworfenen Bildern da- Leben der kleinen Muso, der heiligen Tänzerin. Rora Ridisch stand oder vielmehr kanzle tm Mittelpunkt. Mitglieder des S<t>ausptelhauses und andere Damen, Herren und Kinder umgaben das .anmukvolle Iungfräntein'. König Davids Partie tanzte Fräulein Agalbe Schlesinger. Die kleine Musa erwacht schon am frühen Morgen zum Tanz, schwebt an- hüpft durch die Welt, Männlein, Meibleln und Kindlein zum Touze ver führend. Vor der allerheiligsten Jungfrau <di« wunderschön war und bewunderungswürdig stille hielt) tanzend wird sie vom König David al- b'MmUsche Tänzerin verpflichtet durch das Versprechen, aller irdisch«« Tanzlust zu entsagen. (Wo doch alle Well selbst in den bösesten Zetten vom Tanze« nicht lassen mag.) Wir sehen sie als fromme Bützeri«, der alle Glieder von unlerdrückler Tanzlost zUtern, uirb sehen die Ab geschiedene endlich eingehend, eintanzcnd in die himmlische Glorie. Das heilig«, ianzfrend ge Iungsräulein war voller Musik and Uelxrmui, wie sie, mit sich allein, tanzend den Morgen begrüßte, wie st« ei« paa« winzige, allerliebste stinderpüppchen z»m Tanz« lockt« und dann, frömmer und frömmer »erdend, tanzend dlenk« vor de» Wolken der heilige» TrbrUäl. Man dankte mit Blume« und Beifall alle« Mitwirken-«« für einen Abend, der so schön, friedlich und sanftmütig war, wie es diese Welt nicht ist und dies« Tage am allerwenigst«» tt O K Lieber abend von Annie Iasft. Gin zartes, feines Sttmmche«, das stch im Konzertsaal ui« heimisch fühlen «virö, ließ sich gestern in einer Reche von Liedern zett-enösflscher Lyriker höre«, darinnen reichlich viel vo« kleb« und Küsten die Rede war. Frönte« Annie Iaffö tot dies aus je«« anmvt.g-zierlich« und reizende Art. durch die man sich gern einmal „f kurze Zelt a^enchm unterhalten lietz. Der inuere Mensch freilich B»g dabei Lemkich leer a»s Do dl« Sängerin, v», Harr» Maz vchmi« Leip., gsr Tageblatt Donnerstag, 7. November ISIS Minister legt« dann nochmals dke geplant«« Aendermrge« und di« dafür maßgebenden Gründ« tm einzetue« dar. Präsident Gras Vitzthum vo» Eckstädl begrüßt namens des Hauses öl« veoeu StaaköchkretSre t» der MverstchMchea Hojjnuag. Hatz di« gv- »elnsaW» ArbE, «krage« vom gogmrsettlg»» Vertrauen, nnsevam Sachseulond« z»m Segen gereiche« möge. Ebenso spricht der Prä- ftdent den «MgefchMdäuen Minister» für Ihr» dem stöach and dem Vaterland geleistete Treue und erfolgreichen Dienste Herzticheu Dank aas. Hteran schließt sich di« Aussprache. Wirklicher Geheimer Rot De. W«h«ert: Wir betrachten cS als die oberste Aufgabe, gemeinsam mll den gegenwärtigen Ministern für unser Land zu rocken. Mit Freud« begrüße ich die Zusage des Ministers, daß man tn Berlin künftig mehr als bisher zur rechte» Zeit eingrelfen will. Die Verwaltung muß vereinsacht werden. Man pell« nicht zu zeitig neue Beamten an. dam t nicht neue Beamkcnstellen geschaffen werden müssen Dem Mittelstände, dem Kleinkcusiuan» und dem Handwerker mutz bei der DemobiUsterung rasch« und ausgiebige Hilfe geleistet werden. Vorsorge ist dafür zu treffen, dah beim Friedensschluss Beziehungen zu den Rachbarslaake», besonders zum tschechischen Staat, bereits ar.geknüpst sind: sie hungern geradezu nach deutschen Ma schinen, vor allem landwirtschaftlichen. Deshalb sollte die Regierung d?m bayrischen Antrag auf Errichtung von AuSlandSkonsulokcn im BundcSrate möglichst Geltung verschasjen. Von überragender Be- deutung ist die E r n ä h r u n g s s ra g e. Als ihre Hauptaufgabe hak es die StaakSregierung zu betrachten, die Inlensilül der landwirtschaft lichen Betriebe zu steigern. Redner macht sodann die Wünsche der Landwirtschaft jür die DcnrvbU sierung geltend Oberbürgermeister Blühen D e Zeit ist nicht angetan zn großen Reden, sondern zum Handeln. Wir wcrdrn harte Wafjenjtillslands- und ungünstig« FriedenSbed'.ngungen erhallen. Möchten die feindlichen Staatsmänner, besonders die angelsächsischen, weitsichtig genug le!«, um sich zu sagen, daß man ein ilb-Millioucn-Voik nicht ungcsttcst kneclrtcn, nn-hrenhasl und seiner ^tzillenSsreiheit und Entwicklungs möglichkeit berauben darf. Die Tschechen sollten in ihren wirtschaft- kchen Fr eöcn^nicrcsjrn cs sich angelegen sein lassen, guke Beziehungen zu uns anznbakncn. Diese knüpfen sich besonders an die gerne nsaincn Wasserwege der Elbs und ihrer Rebeuslüsse. Finanzmiuister Dr. Schröder ist. wie die Vorredner, der festen Ueb r- zevgung, daß die Ernäl-rungSsrage und die Kaclossclvcrsorguug fetz! ds wichtigst« seien. Die Nachricht n auS Prcußisch-Polen klingen besser. ES ist gelungen, die Kortossclversendung zu beschleun gen. Der WohnungSl ürsorge widmet die Regierung große Aufmerksam keit. Scvlc! er wist:, sei die betreffende Vorlage lm Bundes rat schon veral sctstcdek und wird d.in Reichstag schon in nächster Zett zogehen. Die sächsische Reg erung habe RotsiLndsgrbcUe« im Betrage von 5Ü Miv!c«en Mark vorbereitet, die sofort zur Ausführung kommen sollen, sobald die Not wendigkeit dafür rwrllcgt. Kommerzienrat Leonhardt betont, daß die Wahlrechtsreform be schleunigt wcrdrn mutz. Den einzelnen Beamten müsse mehr persönliche Verantwortung Zufällen. Sachsen müsse anregend auf Berlin wirken und nicht nur beralcnd an den Relchsgeschicken Mitarbeiten. Oberbürgermeister Dr. Rolhc Leipzig: Die städtischen Kollegien Leipzig- und die Bevölkerung der Stadl werden sich rückhaltlos zum Programm der Regierung bekennen und sind zur Mithilfe bei ihrer Durchführung bcicil. Die Mitteilungen der Regierung häUen insofern überrascht, als l-eadsrchtigl sei, dle Rechte der Ersten Kammer ein- zufchränken. Gründe hierfür habe dte Regierung nicht genannt. Eine Feststellung des grundsätzl'chen Einverständnisses mit der Regierungs erklärung sei schon deshalb nölig, well man auch i» de« Kreisen des gebildeten Bürgertums einer Kopflosigkeit begegn«, die durch die Lag« nicht geboten sei. Di« neuen Minister aus dem Parlament möcklen eS als eine ihrer Hauptpflicht betrachten, auf- klärerrd zu wirken, damit man nicht versuch«, durch Gewalt und Zuel-t- losigkeik daS zu erreichen, was fetzt auf gesetzlichem Wege dnrchgeführt werde« soll. Dann werd« das Volk auch den nächsten schwere« Wochen mit Ruhe enlgegcnsehe« können stonrmeezienrst Sieivecker äußerl Wünsch« der Metall- und Ma- schlnen-Industrie. Dr. Romuavx bietet die Mitarbeit der Bodenreform er zur Be hebung der Wohnungsnot an. — Damit schließt di« Aussprache. Der Präsident schiletzt di« Sitzung kurz nach Uhr. — Rächst« Sitzung unbestimmt. Die Heimkehr unserer U-Bootleute aus Pola S B«rVm 6. November. (DraHk-erichl unserer Ber liner Schrtfkletkung^ Rach Uobergabe der Marlnebehöcden von Pola wvrde d«r öentsch« Unterseeboots-Stützpunkt in Pola aufgelöst. Offizier« rmd Ingenieur«, UnkerieedookS- MämHchasten und di« Arbeiter der Werft, zusammen mehrere tausend Person««, traten üb« Laibach die Heimreise nach München an. Der Abtransport in mehrere« Lisenbahazügen erfolgte so, daß auch alles persönliche Llgenta« mttgenvmrne« werden konnte. Auch ist kein ein ziges deutsches Unterseeboot in die Hände der Slldskawen gefallen. In Laibach wurden den Marinemannschaften von den slawischen Be hörden all« Waffe« und Munition abgenomme« mik der Begründung, daß der nene südslawische Staat sich im Kriege mit Deutsch land befind«. Verständigung zwischen de« beide« sozialdemokratischen Parteien? (S BerüM, ü. Rovamb«. (Drahtbericht I»nserer Berliner Schrtftiettang.) Wie das «Berliner Tage blatt' erführt, wirb innerhalb führender sozialdemokratischer Kreise der ernslhasle Versuch gemacht, die beiden feindlichen sozialdemokratischen Flügel wtcDer zu vereinigen. ES ist zu diesem Zweck« bereits etne VerstöndigungSkommisstou in Aussicht genommen, tn die von beiden Selten, das l>eißt von der Scheidemann-Grvppe und von der Haase-Gruppe, Vertreter ent sandt werden sollen. Einer Berliner Nachrichtenstelle zufolge war vom den Unabhängigen Sozialdemokraten an den Abge ordneten Stahl, der seit der gerichtlichen Verurteilung Lieb knechts den Wahlkreis Potsdam 7 für die MehrheitSsozialüemo- kraten im Reichstage vertritt, mehrfach das Ersuchen gerichtet worden, Liebknecht wieder seinen alten Pietz einzurärrmen. Stahl Hai aber gar nicht daran gedacht, diesem Ersnchen nachzu kommen. Nun sollen angeblich Verhandlungen mit -em Unab hängigen Vertreter des Wahlkreises Tellow-Lbarlotienburg Znbeil schweben, der, wie es heißt, eher geneigt wäre, fein Mandat niedcrzulcgcn, um Liebknecht erneut den Weg in den Reichstag zu bahnen. Die non uns angehündiglc Fraktionssihung der Sozialdemo kraten hat am 6. November tatsächlich nachmittags um 2 Uhr be gonnen. Es ist anzunshmcn, daß die Besprechungen der Sozial demokraten längere Zeit in Anspruch nehmen worden. Für den 6. abends haben auch die .Konservativen eine Sitzung <m- bcraumt, und morgen nachmittag worden Zentrum, Fortschrittler und Naiionalliberaie tagen. Wiens NslS'iüirq des MffmWsiMWkttrWs Wien, 5. Norember. (Drahsberichl.) Amtlich wird vcrlau'.barl: Im Punkt 1 der zwischen dem Armeeoberkommando und der ualicnischen Heeresleitung abgeschlossenen Wasfenstill- ssandsbodinstu gen wurde die sofortige Einstellung der Feindseligkeiten zu Lande, zu Wasser und in der Lnft vorgesehen. Am I. November 3 Ukr früh wurde an die Armee der Befehl zur Einsiestung der Feiudseligkeitcn gegeben. Acht Stunden später erfuhr das Armeeoberkommando, daß die italienische Heeresleitung nachträglich fest gesetzt habe, die Feindseligkeiten erst 24 Stunde» nach der Unterzeichnung einzustell e». Das Armee oberkommando legte gegen diese plötzliche Aen-cnrng der bereits unkerzeichnessn Bedingungen Verwahrung ein. CS wreS auf die technische Unmöglichkeit hin, den dem eigenen Heere bereits ürlcslkcu Waffenstillsta^dSbcsehl zurückzunehmen, und verlangte neuerdings sofortige Einstellung der Feindscligkeileu. Die ita lienische Heeresleitung zeigte sich aber nicht geneigt, den durchaus berechtigten Wünschen des Armeeoberkommandos zu willfahre«. Die italienischen Truppcn nützten vielmehr die Unklarheit der Lage ans, um noch miltivriscbr Erfolge zu erringen. So fuhren im engen Zillertal n-chpren dicht aufgeschloffenen Kolonnen plötzlich italienische PanzeraukoS mit Maschines gewehren und Geschützen vor, machten schließlich halt und er klärten die überholten Trappen — mehrer« Di visionen — als Gefangene. Auf Widerstand wäre» ft« nicht gestoßen, da u»sere Leute die Feindseligkeiten bereits ein- geslcllt hakten. Das Armeeoberkommando protestierte gege» dieses Vorgehen nochmals »nd forderte die Freilassung aller auf so ge waltsame Weise gofangcngenonnnenen Leute. Die Antwort ifi noch nicht eingetrosfeu. , Kein Anlaß z«r Beunruhigung Eine Mahnung des bayerischen KriegsmlniflerL Müuche», 6. November. (Drahkbericht.) Die «Korrespondenz Hoffmann" meldet amtlich: Die Masfenstillslandsb«ingungcn, die unserem bisherigen österreichischen Verbündeten cmferlegt worden sind, eröffnen dein Feind die Möglichkeit, unser« Süd- und Ostgrenze militärisch za bedrohen. Das bayerische Volk, das tn diesem Kriege beronndernS- wertcn Opfermut gezeigt hat, kann auch dieser LUöglichkeit zuver sichtlich entgegensetzen. Zur Beunruhigung liegt kein Anlaß vor; Vorkehrungen für den Schuh der Heimat sind ge troffen und im Gang«. Di« Bevölkerung darf daS höchste Ver trauen haben, daß sie rückhaltlos davon unterrichtet wird, falls wider Erwarten eine unmittelbare Gefährdung des Landes ein treten sollte. Deshalb Ruhe und Zuversichtt (gez) v. HelliugratP, General der Kavallerie und Kriegömßstsker. Di« Z«i»msl der Wieuer Hvflheater. AuS Wien metöet die .Voss. Zt-.": Di« Wiener .Arbeiterzeitung' fordert di« Umwandlung der detde» Ho ft Heater In deutsch-österretchtsch« National- kühnen. Nnr -le Umwandlung von Grund auf kann beide stonst- tnstiinke lebensfähig machen. Richard Strauß wird übrigens bereit- 1« der nächsten Woche gemeinsam mit stapellwetfter Schalk die Wi:ncr Hvjopcr übernehmen. — Nachdem die endgüllig« Lulschcidüng über die künstlerisch« Leitung der beiden Hosbühnen gefallen ist, wild demnächst «roch er«« ateninsstrakive Leitung ernannt werde«, di« ter künstlerischen Auswärtige Theater. Aus Gera wtrd uns geschrieben: Am Fürst lichen Hoftheater sind, wie kürzlich mrkgeketlt wurde, sonnkägliche Mor genfeiern eingefükrk. Vergangenen Sonntag begann Walter Harla» mit der sehr wirkungsvollen Vorlesung seiner behaglichen, fetn-iroutfch«« Novellen und Gerichte. ES war die Einleitung « seinem am Dienstag ausgeführten Lustspiel .Di« vorsichtige Jungfrau'. Unser neuer Dramaturg Dr. Friedrich Seb« echt stellte stch darin mit gutem Gelingen als Spielleiter vor. VA. »- Vo« der Universität Leipzig. Der vo» DerlagSbuchhändker Hoi rat Dr. Alfred Ackermann-Teubner in Leipzig tm Jahre 1S12 bet der Unt- verfllät Leipzig errichtete A l f r ed- A ck e rm an«-T eu b» «r- GedächtnispretS zur Förderung der mathematischen Wissenschaften' ist in diesem Jahre durch das Preisgericht dem Ordinarius -er dlUrthemotik Prof. Dr. Ludwig Prandtl t« Göttingen sttr die Arbeit über de« .Lofttotderstand vo« Kugel«' in de» .Gölttager Nachricht«' von 191s zaerkannr worden. Au de« Fürst-Lropotd-Akademie zu Detmold wird mtt be« 1. De zember eine Abteilung für Presse- «ad Werbewesen «r- richtet, deren Leitung als ordentlicher Dozent Herr Arthur 2a»g, Ehefredaktcur des Stadt-Anzeigers zur .Kölnisch«« Z«ltuag', über nimmt. Herr Jung, der bisher schon dem Lehrkörper der Akademie als nebenamtlicher Deyeat und Mitglied des Senats «mgchörte, IP der Gründer «nd Leiter des Seminars für Reklame und Organisations kunde an der Handelshochschule zu st öl», dessen Arbeiten zukünftig in Detmold writergeführt uxrden. Zeitgemäße Vorlesung««. An den Akademischen Kursen für Hmrdels- wtssenschasten und allgemeine Fortbildung ta Essen wird am 13. No vember der Domprodiger Dr. DoaderSavs Münster ein« Vor lesung .Die Kirch« «ad der modern« Mensch' halten. A«I- vcrsilätSprofessor Dr. Don«, Direktor dec Handelshochschule München, wird am 13. November über das Thema .Weltwirt schaft oder geschlossener Handelsstaat' vartragen. Winzige Wellkörper. Sehr merkwürdig« Bahnoerhältniff« »ad Größen weisen die äußersten Mond« des Jupiters, der acht« und der neunte Mond, auf. Nichvlsoa hat in den Jahren 1914 und 1V1S eine Anzahl von Aufnahmen hergestellk und vermessen; den» dies« Wellkörperchen sind für das bloße Auge auch in den mächtigsten Tele skopen noch z« schwach. Sie beschrviden. wie die .Naturwissenschaft lich« Wochenschrift" mitkeitt, gar keine geschlossene« Kurven, weil weg« der großen Abstände der Monde vom Hanplkörper dl« Störungen durch die Sonne sehr groß sind. Ans gewissen Annahmen über das Ltchk- rückstrahlunaSvermögen schließt Nicholson, daß der aeunt« Mond des Jupiter einen Durchmesser von nur etwa 30 Kilometer habe, er würb«, bei Vollmond oom Jupiter aus gesehen, ein Sternchen 1t. bl- 12. Größe sein und erscheint uns geringer als von der 18. Größe. Daß es über-. Haupt möglich war, solche Liliputaner unter de« Weltkörpern wahr.' zunchme« und thr« Bahnen zo berechne», muß otö etae -ung «ß«-, ordentliche Lrifkmg angeseh« werde». mit ausdrucksvollem Empfinden am Flügel begleitet und von einer dank- baren Zuhörerschaft aas mancherlei Weis« geehrt, infolge nicht genügen der Modulakiontsöhigkelt ihrer kleine», fast durchgängig gut gebildeten und wohltönenden Stimme klanglich in jedem Ltede ziemlich dasselb« bot, machte sich bald «in« gewisse E'ntönigkeit geltend. Musikalisch gcschr.rack- voll rmd «ngekü«st<lter Vortrag, wie di« Wahl zom guten Teil wenig oder gar nicht bekannter Lieder, ließ dies <stxr weniger merklich hervor- kreten. Das Verlangen nach mnsikalisch kräftigerer Kost, nach tieferen Eindrücken »nd gesteigertem Ausdruck ward durch Herrn OSwtn KelterS Klavierspiei nur teilweise gestillt. Wohl wurde d'dtLerts Jts-Dor-Scherzo virtuos vermittelt, auch tn den anderen Stücken von Ehopin, BrahmS und K«hl alles klar und sauber davgestellt. Ja, cS geschah dies zum Teil fast Mit zu großer Sorgfalt, so daß die Innigkeit und Ties« des Ausdrucks darunter zu leiden hatten. So kam der trotzig-dämonische Zug In BrahmS' Es-Dur-Rhapsodi«, den Elly Ney neulich so packen- wiederzugeben wußte, längst nicht zu seinem Rechte. So sehr es anerkannt zu werden verdtent, mit neu«, Sachen bekannt za machen, wir- doch der nicht das mindeste «knbüßen, der die drei spanische« Tänze von Granados nicht kennen lernt. Eurt Herman». Läsor Flaischlen-Adenö. Der württem bergisch« Dichter Cäsar stlatschlen trug am Mittwoch un Kaufmännischen Verband für weib liche Angestellte, Ortsgruppe Leipzig, eigene Dichtungen vor. Wi« Herr Flaischlen t« einer einleitenden Ansprache betonte, ist der Dichter ein schlechter Dolmetscher seiner Werke, Insofern er nicht di« sprachliche«, technischen Mikkel wi« der Schauspieler besitzt. Während dieser aber Lyrlk vergröbert, will der Dichter beim Vortrag eigener Werke verfeirxra «nd vergeistigen. Nach einigen Streiflichtern über Rhvthmus un- Kunst lm allgemeinen, sprach der Dichter Lieder, Zettgedichte, Stimmungen, «eist «ms seinem feinen, weit bekannt gewordenen Buch .Von Alltag und Sonne" — Togeduchblöttcr und Briefe. Er war, wle er schon vorbereitend dargeleai Hoti«, kein guter Interpret seiner Dichtungen. Allzu gleich förmig floh die Rede dahin. Es gab nur gedämpfte, zarte Farben, kein« Höhe» und Ties««, -l« aber FlaischlenS liedcnSwürdlg-versonnener Art ooch nicht liegen. Eine helker-zufrie-en«, eia werrig behaglich« Poesie, die «Ine groß« Lieb« zu ollen Dingen offenbart und mit Map IungnickelS sanfte«, verträumtem Dichtergemöt verwandt ist. Im Kahn' unü .All« Di»g« haben Sprache seit du da bist' zeiglcn FlalschlenS einfach klare, von echter Stimmung erfüllt«, wenn auch eng begrenzte Kunst in besonders Lustiger Weife. lt. lr.