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Sächsische Volkszeitung : 17.06.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-06-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193906176
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19390617
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19390617
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-06
- Tag 1939-06-17
-
Monat
1939-06
-
Jahr
1939
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 17.06.1939
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Wer kann der Treu vergessen... Iu einen Schriftenreihe -es „Sckart-Rreises" Heiliger Sommer Nun ist die Stille Herrin und das Werden. Nun müht die Blüte sich zur reisen Frucht. Nun schasst die Gottesschöpferkrast aus Erden, Und alles Wachsen nach Erfüllung sucht. In dem Band geistlicher Gedichte, den Rudols Alexander Schröder 1930 unter dem Titel „Mitte des Lebens" (Insel-Ver- lag, Leipzig) herausgebracht hat, sindet sich auch ein „Lobgesang", ein Lobpreis Gottes, der inmitten dieser schönen Reihe hoch wertiger dichterischer Bekenntnisse christlich-religiösen Erlebens immer wieder besonderer Beachtung wert zu sein scheint. Denn in diesem Gedicht, dessen Eingangsstrophe anhebt mit dem ge waltig umfassenden: „Wer kann der Treu vergessen, , Di« Du an uns getan, / Der Gaben unermessen, / Die wir von Dir emp' sahn?" — >md das in seiner Mitte den Kristall persönlichen Bekennens trägt, um dann schließlich von neuem dem Gemein schaftlichen sich zuzuivenden und im gläubigen Hinblick aus jene Herrlichkeit zu enden: „Da die vollkommene Klarheil / Sich allen offenbart", in diesem Gedicht wächst der Dichter schon inmitten der Zeit des sich ja muh auf dem Gebiet der religiösen Lyrik sehr stark auswirkenden Individualismus' hin aus über die Grenzen individuellen religiösen Erlebens. Rudolf Alexander Schröder wird, wenn auch gewiß nicht nur in diesem einen Gedicht, so doch in diesem Zeiten und Weiten umfassenden Lobgesang am greifbarsten und eindrucksvollsten zu einem Sprachrohr für viele. Und das bedeutet bei einem Dichter, der schon in der Zeit des großen Krieges nur das eine Bekenntnis kannte „Für dich will ich leben, / für dich will ich sterben, / Deutschland, Deutschland!", daß er zum Sprecher seines Volkes wird, der in diesem „Lobgesang" seinem Gott danksagt für die seinem Volke angetane Treue. Es ist denn auch kein Zufall, wenn wir gerade diesem „Lobgesang" auf den ersten Seiten des schmalen Bändchens begegnen, das Kurt Ihlenfeld unter dem schlichten Titel „G e i st- liche Gedichte" in der Schriftenreihe des Eckart-Kreises herausgebracht hat und daß es seine Eingangsverse sind, die den Einband zieren. Nicht nur, daß Rudolf Alexander Schröder zu den markantesten Vertretern des Eckart-Kreises gehört, mit diesen Versen ist auch zugleich volltönend der Akkord angeschla gen, der wie kein anderer die Grundmelodie sowohl des eben genannten Bändchens, als auch darüber hinaus der gesamten Arbeit des Eckart-Kreises beherrscht. Denn Zeugnis abzulegen von der Treue Gottes und seinen „Uncrmesscnen Gaben", wie er sie dem deutschen Volke in dem Geschichte gewordenen Ein klang von Deutschtum und Christentum angedeihen ließ, Be kenntnis laut werden zu lassen, sei cs durch die Stimme der Lebenden oder durch das Wort der Großen, die in diese christ lich-deutsche Geschichte eingegangen sind, und zugleich auch im mer wieder aus dem Leben und Erleben selbst heraus über Wesen und Wahrheit des christlichen Glaubens auszusagen, dies ist ja das eigentliche Ziel dieses Arbeitskreises, der sich um die Zeitschrift „Eckart" zusammengefunden hat. Sein besonderes Gepräge aber erhält dieser Kreis dadurch, daß er sich ausschließ lich aus Dichtern und Schriftstellern, also aus Nicht-Theologen zusammensetzt und so gewissermaßen eine „christliche Laien schaft" bildet, die ihren Beruf und ihre Berufung einzig und allein aus dem eigenen Erleben des christlichen Wahrheits gehaltes empfängt. Will man nun auf das Schrifttum selbst Hinweisen, das in den letzten Jahren aus diesem Kreis hervorgewachseu ist, so wird man wohl vor allem das nicht nur dem äußeren Umfang nach bedeutendste Werk „Die Stunde des Christentums" nennen müssen, das den Untertitel „Eine deutsche Besinnung" trägt. sEckart-Verlag, Mrlin-Steglitz. 311 S.) Denn in diesem Buch hat das gesamte Wollen des Eckart-Kreises seinen bisher eindringlichsten und umfassendsten Ausdruck gefunden. Wie Kurt Ihlenfeld im Vorwort ausgeführt hat, verdankt es seine Entstehung der Ucberzeugung, daß cs vor allem di« Dichter sind, denen das Volk „den immer erneuten Anblick seines Wesens" verdankt, und diese darum auch Gehör beanspruchen dürfen, „wenn sie im Ringen um die innere Gestalt des Volkes als Denker und Mahner, als Deuter und Warner die Stimme er heben". Sein Ziel aber ist, für die Frage „Nach dem Christen tum und seinem Stande in deutscher Geschichte und Gegenwart eine Antwort aus Dichtermund zu gewinnen", die an Ernst und Gewicht dem entspricht, was aus den Büchern, die wir lieben, an christlichem Gehalt uns begegnet". Es ist wohl von vornherein klar, daß ein derartiges Buch nicht mit den heut« nur allzu leicht schematisch angewandten üblichen Maßstäben gemessen werden kann. Wer ihm etwa mit einer dogmatischen Richtschnur zu Leibe rücken wollte, würde dem, katholische und protestantische Stimmen gleicherweise in sich vereinigenden Werk ebensowenig gerecht werden, wie der jenige. der es einseitig irgendeiner „Richtung" zuordnen oder für sie In Anspruch nehmen wollte. Mag man hierin je nach dem eigenen Standpunkt nun eine Stärke oder eine Schwäche des Buches sehe», — eines ist sicher: hier spricht das Leben selber! Hier werden nicht irgendwelche Meinungen über irgendeinen Glaulnm vorgetragen, sondern hier ist Leben aus dem Glauben, hier singen und sagen deutsche Dichter und Schriftsteller, in deren Leben sich deutsche Wesensart und christlicher Glaube zu einer, ihr Schaffen immer wieder von neuem befruchtenden Ein heit verschmolzen haben. Immer ist darum auch. — an welcher Stelle man das Buch auch aufschlagen und sich darin vertiefen mag, — In jedem der Beiträge ein inneres Müssen zu verspüren, dem, wie wir glauben, auch der Andersdenkende seine Achtung nicht wird versagen können. Mag es sich nun dabei um die das gesamte Werk umrahmenden und durchslechtenden Gedichte, wie etiva das eindringliä>e, von starker visionärer Kraft zeu gende „Magnifikat" von Albrecht Scl»aeffer oder den tiesinner- llchen „Schlichten Psalm" von Hermann Claudiu-r handeln, oder mag man di« kulturhistorischen und philosophischen Abhandlun gen. wie z. B. das kraftvolle Bekenntnis von Werner Bergen- gruen „Die Antwort der Geschichte", Wilhelm Micl>els umfassende Betrachtung „Der Zusammenklang" oder Paul Fechters tief gründige Abhandlung „Die christliche Wendung" auf sich wirken lassen, immer wird man ersaßt werden von dem ernsten, jedem hohlen Pathos und jeder leeren Rhetorik abholden Perantwor- iungsbewußtseln, das aus diesen Beiträgen spricht. Wer sich aber einmal von den Aussätzen dieses Buches l;at ansprechen lassen, der wird dann von hier aus auch von selbst den Weg finden, zu den kleineren Bänden des Eckart-Kreises. Denn durch Beiträge etwa wie „Das Gespräch von der Deutscl>- heit und der Christlichkeit" von Otto Gmelin oder das auf einem eigenen Erlebnis beruhende „Gespräch" mit einem Gelehrten, das August Winnig beigesteuert hat und in dem er bis in die letzten Tiefen der religiösen Fragen vorstößt, werden wir von selbst auf jene Gattung von Dialogen hingewiesen, der wir in der deutschen Geistes- und Literaturgeschichte ja immer wieder begegnen, und von denen uns Kurt Ihlenfeld unter dem Titel „Deutsche Gespräche von ewigen Dingen" (wie alle weiterhin genannten Bücher im Eckart-Verlag, Berlin-Steg litz erschienen) eine gehaltvolle Auswahl vorgelegt hat. Und da mit tritt dann neben die Zeugnisse der Gegenwart, sie ergän zend und erst das rechte Verständnis sür sie schaffend, die Stimme der geschichtlichen Vergangenheit, denn es ist ja in der Tat so: „Niemals hat dieses Gespräch von den ewigen Dingen in Deutschland geruht". Es mag denn sür den Herausgeber auch nicht leicht gewesen sein, aus der Fülle des sich Darbietcnden jene 13 Dialoge auszuwählen, die, von Ulrich van Hutten bis Paul Ernst einen Ausschnitt aus vier Jahrhunderten gebend, jeder l» seiner Art einen vortrefflichen Einblick geben in die Fragestellungen, dle den nach Gott suchenden Menschen ihrer Zeit gerade In besonderer Weise aufgetragen waren. Mächtiger aber vielleicht nach als aus den „Deutschen Ge sprächen" tönt die Stimme christlich-deutscher Vergangenheit ans dem anderen Bändchen, dem Kurt Ihlenfeld den Titel „Preußischer Choral. Deutscher Soldatenglaube in drei Jahrhunderten" gegeben hat. Anhebend mit den alten Fahnen sprüchen aus der Zeit des Großen Kurfürsten und ausmündend in die Bekenntnisse der Gegenwart wird hier — sei cs durch die Stimme vieler Tausende wie im gewaltigen Choral von Lcuthcn, oder durch den Mund einzelner wie der sridcrizianischen Generale, der Sänger und Helden der Freiheitskriege, der Führer und Staatsmänner des deutsch-französischen und des Weltkrieges oder auch durch den Mund des unbekannten Sol daten — Zeugnis abgelegt von der Kraft, die christlicher Klaube deutschen Menschen bet der Ausübung des harten Kriegshandwerkes im Leben und im Sterben gab. Aber es ist doch nicht so. daß die kleineren Einzelbänd- chen des Eckart-Kreises ausschließlich historischem Rückblick die nen möchten. Wie das zuerst genannte große Werk „Die Stunde des Christentums" neben den Aussätzen, die der christ- Aus heißem Felde wird die Aehre schwer Jin Weinberg glutet Säst hinaus zur Traube, Und auch die Seele bittet: Herr, vermehr' Die Gottesliebe mir. Gib, daß ich glaube, Daß auch die Seele dir ein Rebzweiq ist, An dem die Gnadensonne Früchte schasst. Und daß die Lebcnswurzel, Jesus Christ. Uns nährt und stärkt mit seiner Gotteskraft! Anna Hils. llllllllllillllllillllllllllllllllilllllllllllllllllllllllllllllillllllllllllllillllllllllllllllllllilllllllllllllllllN llch-deutschen Geschichte und einigen großen Gestalten in ihr gewidmet sind, eine ganze Reihe von Beitragen cntlmlt, die >vie etwa Martin Beheim-Schwarzbachs „Vom leibhaftigen Schmerz", H. Wolfgang Seidels „Der Meister" oder nicht zu letzt Rudolf Alexander Schröders „Einer trage des anderen Last" über Wesen und Wahrheit des christlichen Klaubens aus sagen, so tritt auch in der Schriftenreihe selbst neben die Ver gangenheit das Zeugnis der Gegenwart Außer der bereits erwähnten Sammlung „Geistliche Gedichte", deren Beiträge auch in bezng ans die künstlerische Gestaltung durchwegs so hoch stehen, daß wir uns einzelner Hervorhebungen enthalten möchten, wären hier etwa die an Bilder altdeutscher Maler er innernden Gedichte zu nennen, die Rudolf Alexander Schröder unter dem Titel „Ein Weihnachtslled" in einem schmalen Bändchen herausgegeben hat. Oder es wäre auf die kleine Le- gcndensammlnng „Licht und Schatten" hinzuweisen. in der sich neben Werken von Martin Beheim-Schwarzbach, Karl Nötiger und Fritz DieUrich Selma Laaerlöfs wundervoll tiefsinnige Er zählung „Das reine Wasser" sindet. Aber auch die Vänd'e, die der Besinnung ans die geistigen Grundlagen des Menschen von heute dienen möchten, gehören hierher, .vie etwa das zwar schon vor Jahren erschienene, aber auch heute noch sehr lesens werte Rundgespräch „Die Ungeboraenen". Doch genug der Beispiele, denn es geht uns hier ja nicht um eine vollständige Aufzählung. Dlese kurze Betrachtung über die Schriftenreihe des „Eckart-Kreises" wollte vielmehr nur in ein paar großen Zügen aus ein Schrifttum Hinweisen, das aus stiller, verantwortungsbewußter 'Arbeit heraus ent standen, heute vielfach noch nicht die Beachtung gesunden hat, die es verdient, und das doch durch seinen völlig unpolemischen, ganz und ausschließlich aus dein Leben selbst erwachsenen und auf das Lebeu Hingerichteten Charakter berufen erscheint, tn einer der entscheidungsvallsten Fragen unserer deutschen Gegen wart an seinem Teil klärend und befriedend zu wirken. Oskar Koch. Vor Stifters Wohnhaus von Larl Venns von Mechow Die Straßen der Stadt waren schon still, als wir einsuh- ren. Die Bahnwagen ivaren fast leer, und die Menschen gingen eilig, weil es kühl war. Uns zog es noch einmal zum Strom hinunter. Die Brücke ivar von Lampen angestrahlt, und auch auf das Wasser der Donau fiel das Licht. Sie war nun wieder zu rückgesunken, und man sah die breiten Steinbänder an ihren Ufern, die während der Regenzeit ganz verschwunden gewesen waren. Ihr Fließen war wieder ruhig und säst lautlos. Sie hatte sich uns in dieser kurzen Zeit mit vielen Möglichkeiten gezeigt. Vor das Wohnhaus Stifters hat sich im Wandel der Jahr zehnte ein großes Hotel gestellt: Autos halten davon, und viele von ihnen tragen sremdländiscl)« Zeichen. Aus einem Seiten eingang kommt Tanzmusik, und Frauen gehen hinein. Das dreistöckige Bürgerhaus dahinter, an dem die Gedenk tafel kaum mehr zu finden ist. ist fast ohne ein erhelltes Fen ster. Im Erdgeschoß sind die Läden geschlossen. Darüber, wo Stifter gewohnt hat, sind keine Läden, sondern wciszlcuchlende Doppelfenster. Wir wissen nicht, wer jetzt hinter ihnen wohnt, was er tut, wie er denkt, ob er dort zu Hause ist. Geist des Hauses — so salzen die Menschen ast. Hat ein Haus einen Geist? — Wenn Ntenschen cs erbaut haben und Menschen in ihm gewohnt haben, die Menschen gewesen sind, so ist es so. Menschen aber sind nur die gewesen, die gelitten haben, und wer unendlich gelitten hat, nur der ist ein ganzer Mensch geivcsen. Wer van den L'nzer Bürgern in den sechziger Jahren hat wohl gewußt, daß der Schulrat mit den seltsamen Gewohnhei ten litt? Sic sahen ihn zur Winterszeit, wo kein Hund den Ofen verläßt, in das verödete Kirchschlag hinausfahrcn. Sie hörten, daß er iveit drüben im böhmischen Gebirge immer wie der für lange Wochen ein Haus bezog. Sie lasen, daß er zur Erhaltung eines wurmstichigen Altarcs im armseligen Nest Kefermarkt heiße Worte gefunden und viele Gesuche geschrieben hatte. Sie hatten auch erfaßrcn, daß er Büclrer schrieb, die in der Ferne Anklang fanden. Manche lieblicke Schilderung, die er „Studie" genannt hatte, halte auch ihren Tieifall gefunden, und eine von ihnen, „Aus der Mappe meines Urgroßvaters", war von dem Dichter Eichendorfs geliebt und verteidigt worden. Was dann spater noch erschien, inußte manche Erwartung ent täuschen. Es war lehrhaft und ins Unendliche gedehnt. Das große Vorbild in Weimar schien den Schulrat um alle Beschei denheit gebracht zu haben, so daß er ihm Nachfolgen wollte. Ganz unverständlich aber blieb, warum er sich in den letzten Jahren seines Lebens derart an böhmische Angelegenheiten ver schwendet hatte, Land und Leute einer versunkene» Zeit hcr- aushotte und so haargenau beschrieb, als sei er mitten unter ihnen gewesen. Unter dem Namen Rosenberg kannte man wohl ein Städtchen, das an der Moldau übrig geblieben war. aber dem Namen Witiko war man kaum irgendwo begegnet. Dieses mehrbuchige Werk eines kranken Mannes war dann auch noch unvollendet geblieben. Zu welchen Maßen wäre es noch angewachsen, hätte der Tod es mit dem Schulrat nicht so ernst gemeint? Ob nicht, indes die Jahre weitergingen, der eine oder andere daran dachte, daß aus diesem deutsä)«» Donau land noch ein anderes Werk unvollendet geblieben ist, das aber zu einem Herzstück der deutschen Musik geworden ist und so unvergänglich wie kaum ein anderes jener Zeit? Hat es nicht dem Menschenlos, Angefanqenes nicht selbst vollenden zu dür fen. ein herrliches Denkmal gesetzt? Die Stadt hat in einer Anlage dem Dichter ein würdiges Denkmal ausgerichtet, eine sitzende Gestalt in der Kleidung ihrer Zeit, genau und nicht ohne Innigkeit gebildet. Die Stadt Linz besitzt aber von Adalbert Stifter ein viel scizöneres Gesicht. Es ist die Maske, die dem Toten abgenommen worden ist. — nicht ohne einige Schwierigkeit, denn die furchtbare Wunde, von der nur wenige erfahren haben, hinderte den Bildhauer und Freun dessohn an seiner Arbeit. Aber sie ist ihm doch gelungen, und er hat den Nachleben den mit ihr vielleicht den größten Dienst seines Daseins er wiesen. Es gibt kein geheimnisvolleres Totenangesicht als das Adalbert Stifters. Das letzte Wort, das uns von Stifter im Druck geblieben ist. steht in einem Aussatz, der am 8. Januar 1808 in der Lin zer Zeitung erschienen ist. Er behandelt nichts Persönliches — er gibt keine Rechtfertigung Uber sein Scizassen und Leben, er verteidigt nicht eine Weltansämuung, die andere nicht mit ihm k-atten teilen wollen. Er handelt ganz schlicht von den Zeich- WWWWWW!!^!>VWW!jWWMWWjj!jWWWW!WWWWWWWWWM»Wjj!jWWWWj!W!W!W!>j!!j^ Martin Greif Zum 100. Geburtstag des Dichters am 18. Juni Der feinsinnige und formgewandte Dichter Martin Greif, der am 18. Juni 1839 in Speyer geboren wurde und im Alter von 72 Jahren in Kufstein starb, scheint In unverdiente Ver gessenheit geraten zu sein. Nur wenigen noch sind seine Gedichte bekannt. Sehr zu Unrecht,- denn es ist unendlich viel Schönes in ihnen enthalten. Daß Greif auch uns Heutigen noch mancl-es zu sagen hat, beiveist sein Gedicht: Wohlan, o Knab! Sie gruben einen Soldaten ein, sie trommelten, präsentierten. Sie schossen ihm ins Grab hinein, die Degen salutierten: Leb wohl, Kamerad, leb wohl! Und wie ihm nach die Trommel schlug. Dem Kriegsmann in der Erden, da schwur der Knab', der's Kreuz ihm trug, auch «In Soldat zu werden: Wohlan, o Knab, wohlan! Martin Greif war Soldat, war bis 1807 Offizier und macht« als bayrischer Artillerieleutnant den Krieg 18W mit, ehe er den Degen mit der Feder vertauschte. 1868 gab er einen Band „Gedichte" heraus, 1902 „Neue Lieder und Mären". Van den Dramen, die durchweg Historistin- Stoffe behandeln, seien „Prinz Eugen" (1880), „Heinrich der Löwe" (1887), „Ludwig der Bayer" (1891), „General Park" (1899) und ein Nachspiel zu Schillers „Demetrius" genannt. In seiner ganzen lyrischen Art erinnert Greif an Ludwig Uhland, namentlich in der Wiedergabe menschlichen Fühlens wie tn der Darstellung kleiner, prächtig gesehener Naturbilder durch jene klare, schlichte und ergreifende Form, die sich dem Volks lied nähert. Seine Dramen verraten zwar Gedankentiefe und rhetorischen Sclpvung, stehen aber zu sehr im Schatten der Klassiker, um eigenes, nnvergänglicl-es Leben zu halicn. Keins von ihnen ist In den Bestand der deutschen Bühnen überge- gangen. Greifs Geburtstag fällt in die Jahreszeit, da das Korn der Ernte entgegenreist. Er hat diese Zeit geliebt und ihre Fülle mit gläubigem Herzen empfuirden: Stille richt die weit« Welt, Schlummer fiilll des Mondes Horn, Das der Herr ln Händen hält. Nur am Berge rauscht der Born — Zu der Ernte Hut bestellt Wallen Engel durch das Korn. lSommernacht.) A. E. nungen eines befreundeten Künstlers und lobt deren Einheit in Gegenständlichkeit und Geist: „Ein Hauch der Reinheit, der Sanftheit, der Lieblichkeit, der Innigkeit ist über diesen Arbei ten und teilt sich uns mit und bringt ein befriedigtes Gefühl tn uns zu sanfton Abschluß." Sein letzter Brief aber, geschrieben zwei Tage vor dem Ende, enthält am Schluß den Satz: „Es wird sich alles wieder ausgleichcn." (Aus Karl Benno von Mechows „Leben und Zeit — Aus dem Land Obcrdonau". Herder, Freiburg i. Br.) Gedenkstein für Heinrich Lersch Der vor einigen Jahren in Bodendors verstorlienc Dichter Heinrich Lersch lebt im Gedächtnis der deutschen Jugend fort. Diese starke Verbundenheit des Menschen und Dichters mit der Jugend und seiner Heimat, dem Ahrkroise, sindet ihren äußeren Ausdruck in einer Gedenkfeier, die die Hitler-Jugend des Ahr kreises am heutigen Samstag, dem 17. Juni, in Badendorf veranstaltet. Sic ist mit der Einweihung eines Ge- denk st eines verbunden, der zur Erinnerung an Heinrich Lersch errichtet worden ist. Er besteht aus einer sechseckigen Basaltsäule, die auf einem starken Sockel ruht. Gemeinsam« Lieder und Medichtsvorträge aus den Werken des unvergeßlichen Dichters werden di« Feier wirkungsvoll umrahmen. Den Tatsachenberlcht „Tragvdlen ohne Ende" setzen wlr In der nächsten Nummer fort.
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