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1SL0 114. Jahrgang Illig! mell! raufF en. »gen. r, mpswolle ratze 3. 67ÜO. klein. Posten atur »ier n ». Wunsch ab telvk, !-Handlung, 3. Tel. 3451:;. "MIIsBIMV ' tunkenI !K8SL!'!L Lttkkl 18«:«;. cherstr. 11j13- ». Fern porte, usfülirung. ahrung. » und LÜZlo. itterslr. >r. 3914 M waren, Laden Nur Grini- rsttr.. Martt, Zffcrlen umcr sörd. RuNoU NM stch einer gr. ihn. lm Ollen u Jnnenklos. p.dlLp;.rgbl. Ne z rtbatznvol, D en gesucht. > pz. Tagbl. W lnnimvriitüvr livre'« kaNUllUm Ittel — kvetlo»« an?- 7«i eddrt. I del: «teruassv II l)uluar»tr. 13 erlangen. 48^ cd3SN>. >en»n. NU.-. «».— l. Uli.—. 8U.- . Mk. 38.- 2«.—, I8.LV 22..">N, 2U.- . KL.-, S8-- . Mk. 1LÜ0 vtler» tjaan- fik, stbeuö-ftusgobe t^orrdEls -IMrrny ftrrUsblcttt Les NrNLs unO Les l-oUALLcurrtes Lse StcrüL LeLpziN 9!k. 227 Haupkschriftietter: Dr. Lverth, Leipzig Dienstag, dkN 18. Mai Verlag: Dr. Reinhold L Lo., Leipzig 1820" Ein neues Ministerium Nttti Einspruch gegen die Einführung der Kronenwährung in der NordmarL Berlin, 18. Mai. (Drahtber.) Die -enksche Regierung hat gegen hie beabsichtigte Einführung der Kronenwährung in der ersten schleSwigschen Abstimmung-Zone durch eine Note Protest ein gelegt, die von dem deutschen Geschäftsträger in Paris und den deutschen Delegierten bei der internationalen Abstimmung-Kommission für Schles wig überreicht wurde. In der Note wird darauf hingewiesen, daß das Münzrecht, solange die erst« Aon« nicht «ndgültig Dünemartz zuge- Vonomi verzichtet auf die Kabinettsbildung Nitti erneut mtt der BUdung des Kabinetts beauftragt. Lugano, 18. Mai. (Drahtbericht.) Die Entschliessung der katholi ¬ schen Volkspartei zugunsten eines Ministeriums Bonomt ist von Bo- nomt als ungenügend erachtet worden, weil die Partei gleich zeitig es für nicht notwendig erklärt, bah sie sich mit eigenen Vertretern am Ministerium beteiligt. Infolgedessen hat Bonomt dem König daS Mandat zur Kabinettsbildung zurückgegeben. Der König berief daraus zunächst de Nava zu sich und ersuchte, nachdem auch dieser auf das Mandat verzichtet, Nitti, die Neubildung des Kabinetts zu übernehmen. Nittt hat angenommen. auSführuna de Nach dem .Secolo' ist Bonomt der Ansicht, daß infolge des Verhaltens der Katholiken die gegenwärtige parlamentarische Lage so ungünstig ist, daß keine Regierung mit der nötigen Ruhe weitgehende Reformen vorbereiten kann, da sie fortwährend durch die stärkste Par lamentsgruppe mit einem Angriff bedroht werde. Die Oeffenlltchkett glaubt, daß keine Regierung bis zum nächsten Herbst dauern kann, worauf darin die allgemeinen Neuwahlen unumgänglich notwendig wären. .Giornale -'Italia' veröffentlicht ein« Unterredung mtt Dtolitti, nach dessen Ansicht der Augenblick gekommen wäre, «ln« Zusammenarbeit zwischen Nitti und Giolitti zu ver suchen. Giolitti habe die Möglichkeit und Fähigkeit, «ine beruhigend« und Reformpolitik zu verfolgen, Nitti könnte die Kontinuität der Außen- Bayerische Erfolge im Kampf gegen die Warenverfchiebung Münch««, 18. Mat. (Gig. D r a h l d « r t ch t.) Zur Schließung des Loches im Westen hat Bayern «ine großzügige Organisation durch geführt, die den gesamten Verkehr zu Wasser und zu Lande strengstens überwacht. Der Erfolg ist außerordentlich. In wenigen Tagen konnten annähernd 208 Waggons Holz im Werte von Hunderttausenden von Mark, die nach Frankreich verschoben werden sollten, abgefangen werden, ferner Gekreideschiebungen In großen Mengen unterbunden und viel« Waggons Tabak, Leinen und anderes beschlagnahmt werden. Politik sicke-^'Nen A«hnltch drückt sich Turati ln seinen Zeitungs artikeln au". Die ArbeitsLrifis in der Industrie Jena, 18. Mat. (Drahtbericht.) Aus Weida wird gemeldet, daß in der Schuhfabrik von Selle sämtlichen Arbeitern und Beamten ge kündigt worden ist. In der Weberei von Weidauer wurde allen Arbeiterinnen gekündigt, deren Männer mit auf Arbeit gehen. In der Iutcspinnerei, in der Pfeiferschen Weberei und in der Dixschen Gerberei müssen ebenfalls die Frauen die Betriebe verlassen. Aus Unter wellenborn wird das AuSblasen des Hochofens auf der Maximilians- Hütte und dis Kündigung von einigen 50 Arbeitern gemeldet. In Bürgel befinden sich die Arbeiter der Stockfabriken im AuSltand. Millerand über die Beschlüsse von Hythe 120 Milliarden Goldmark Kriegsenschädigung? Paris, 18. Mai. (Drahtberlcht.) Ministerpräsident Millerand sagte dem Vertreter des «Matt»' nach Schluß der Konferenz von Hythe, man sei übereingekommen, daß Deutschland nur nach Spa kommen solle, um Aufklärung zu geben, namentlich über die Nlicht- er militärischen Bestimmungen des Ver trages. Man sei sich auch darin einig gewesen, daß man die Erläute rungen nicht abzuwarten brauche, die die deutsche Regierung den ver einigten Alliierten geben werde, um alle Maßnahmen zu treffen, die die interalliierten Kontrollkommissionen für nötia erachteten. Auch wegen -er nicht ausgeführten wirtschaftlichen Klauseln wolle man die Konferenz von Spa nicht abwartrn, um ihr« Ausführung sicherzustellen. Dem Vertreter des .Journal' sagte Millepano, man wolle für die deutsche Entschädigung eine f«ste Summe festsehen, da mit die ehemaligen Feinde die Schwere ihrer Losten erkennen, um sie zur baldigen Tilgung zu ermutigen. Der festgesetzte Betrag werde aber nur ein Minimum sein, unter das man nicht herunkergehen werde; die Tür bleibe aber für Erhöhungen offen, denn, wenn sich die wirt schaftliche Lage Deutschlands im besonderen Maße verbessere, dann sei es nur gerecht, das auch die Alliierten Anteil an diesem Nutzen hätten. Der Vertreter der .Agence HavaS' in London hat über di« Bera tungen von Hythe erfahren, daß die Ministerpräsidenten an den 120 Milliarden Goldmark als von Deutschland zu bezahlende Ent schädigungssumme festhielten, doch scheine kein Einverständnis über den Zahlungsmodus erzielt worden zu sein. — Für die Einzelheiten sollten di« französischen und englischen Sachverständigen einen Entwurf aus arbeiten, der demnächst den alliierten Ministerpräsidenten in Ostende unterbreitet werden solle. Von der EntschäoigungSzahluna solle, wi« bei -en Frledensvechandlungen festgesetzt wurde, Frankreich 55 Prozent und England 25 Prozent erhalten. Die Entschädigung für die Generalstreiktage Ablehnung des Verordnungsweges durch den Reichsrak. Berlin, 18. Mai. (Drahtberlcht.) Der Reichsrat hak in öffentlicher Sitzung einen Entwurf über die Entschädigung der Arbeitnehmer für Verlust« am Arbeitseinkommen anläßlich des Generalstreiks aogelehnt, nachdem der Vertreter Preußens erklärt hatte, daß der Reichsrat zur materiellen Prüfung der Vorlage im Weg« der Gesetzgebung bereit sei. — Der ReichSrat stimmte der Errichtung eines Verkehrsbelrats beim Reichs- postministerium zu. Angenommen wurde u. a. der Entwurf eines Gesetzes über Entschädig um gsanspr.Ächie Ve/rhafteter oder verurteilter Elsaß-Lothringer. Konflikt in der Grenzkommisfion für das Saargebiet Saarbrücken, 18. Mal. (Drahtberichk.) Die Blätter melden: Die deutschen Mitglieder der Greuzkommission für das Saargebiet haben, wie zuverlässig verlautet, Vorbereitungen zu ihrer Abreise getroffen. Man glaubt daraus schließen zu dürfen, daß Meinungsverschiedenheiten zwischen den deutschen und Entenkemitaliedern der Grenzkommission ent stand«» sind, und es hat den Anschein, daß entgegengesetzte Aus legungen des Sinnes des FriedenSvertrages von Versailles -en Grund dieser Meinungsverschiedenheiten bilden könnten. 413 ovo: 321000 DaS AbstirmmingSverhalinis bei der Volksentscheidung über de» Bettritt der Schweiz zum Völkerbund. Bern, 18. Mai. (Drahtbericht^ Di« gestrige VolkSentschei- dung über den Beitritt der Schweiz zum Völkerbund hak an einem Haar gehangen: ein einziger Kanton mehr auf der Seite der Gegner und der Völkerbund war verworfen, denn die Entscheidung lag nicht nur bei den gesammelten Stimmen des Volkes, sondern auch bei den Kantonen, die gleichfalls eine Mehrheit ergeben mußten. Da eS 22 Kantone sind, so betrug die Majorität 11>j, und nicht weniger als 10Zj Kantone haben den Völkerbund, verworfen. Nach genauer Zahlung haben sich für Annahme deS Völkerbundes 413 000, dagegen 321000 Stimmen entschieden. DaS letzte Wort zugunsten deS Völkerbundes wurde von den welschen Kantonen Waadt, Genf, Neuenburg, Wallis und Tessin gesprochen, die allein rund 150 000 an nehmende gegen nur 22 000 verwerfende Stimmen aufbrachten. An der Spitze der Kantone, die mit einem Nein entschieden, marschiert Zürich. Von den Urkantonen haben Schwyz und Uri den Völkerbund verworfen. Basel und überraschenderweise Sankt Gallen sind auch bei den Gegnern, ferner Aargau, Schaffhausen, Solothurn und Glarus. Im Kanton Bern gaben die Bauern den Ausschlag zugunsten des Beitritts bei 65 000 Ja gegen 56 000 Nein, während die Bundeshauptstadt Bern selbst den Völkerbund ablehnte. Die Sozialdemokraten sind ziemlich geschlossen gegen -en Völkerbund ausgetreten, und da, wo ihre Stimmen den Ausschlag gaben, wie vor allem in Zürich, Basel und in der Stadt Bern, wurde der Beitritt mit großer Majorität abgelehnt. Kreditabkommen zwischen den Alliierten Ben», 18. Mai. (Diahtbericht.) AuS Parts wird gemeldet, daß -te Regelung der Schulden unter den Alliierten den Zahlungen entsprechen werde, die Deutschland macht. Wenn di« deutschen Zahlungen sich auf mehrere Jahre verteilen, so verteilen sich auch di« Zahlungen -er alliierten Schuldner an die alliierten Gläubiger jenen deutschen Zahlungen entsprechend. Bleibt Deutschland z. B. zwei Jahre mit seinen Zahlungen im Verzug, so unterbrechen die alliierten Schuldner zwei Jahr« ihre Zahlungen an die alliierten Gläubiger. Die Daily Mail' sagt darüber: .Diese Regelung, die ein britisches Entgegenkommen gegen Frank reich ist, hat moralisch« und materielle Vorzüge, die auf der Hand liegen. Der britische Steuerzahler interessiert sich sehr ievhaft dafür, -aß Deutschland rasch zahlt, da England seinerseits Schulden an die Vereinigten Staaten zu begleichen hat, die keinen Aufschub gewähren. Was die Internationale Finanzkonferenz anbelrifst, so wird sie wegen -er Vertagung der Zusammenkunft von Spa auch vertagt werden, denn -le Beschlüsse von Spa werden für Brüssel maßgebend sein. Der Prozetz geqen Räuber Hölz Dresden, 18. Mat. sDrahtbertcht unserer Dresdner Schriftleitung.) Die Meldung einiger Blätter, daß der Prozeß gegen den RäuberHölz im Juli stattftnden werd«, entspricht nicht der Wahrheit. Hölz befindet sich, wie wir an zuständiger Stelle büren, noch immer in Eger in Haft und wird sich erst vor den tschecho slowakischen Gerichten wegen verschiedener Vergehen zu verantworten haben. Wenn er dort feine Strafe abgebüßt hat, wird er an die säch sische Regierung auSgeliefert werden, die dann erst ihm den Prozeß machen kann. Im Juli wird nur der Prozeh gegen die Angehörigen d«r Hölzschan Ban-an in Dresden zur Verhan-tnn- k«Mp«n. sprachen sei, unter die Hoheit-recht« fall«, die bl- zur endgültigen Entscheidung Deutschland zuständen. Die Einführung der Kronen währung würde außerdem die wirtschaftliche Lage der in Mark be zahlten deutschen Beamten so außerordentlich erschweren, daß ihnen die Weiterführung der Geschäfte nicht zugemutet werden könnte. Im übrigen aber wird darauf Hinoewlesen, daß die internationale Kommission zurzeit ihrer Kopenhagener Vorarbeiten dem ihr zuge teilten deutsch«» Vertreter die Beibehaltung der Markwährung zugestanden und sich auch in ihrer Proklamation in gleichem Sinne ausgesprochen hatte. Ablehnung der deutschen Protestnote über Eupen und Malmedy Frankfurt, 18. Mai. (Eig. Drahtberlcht.) Aus Rom meldet man der Frankl. Zkg.': Die römische Tagung des Völker bundes beschloß auf die deuische Protestnote za antworten, der Völkerbund sei nach Art. 34 nicht berechtigt, in das Abstimmungs verfahren von Eupen und Malmedy einzugreifen, sonder könne erst nach Ablauf eines Halden Jahres nach Inkrafttreten des Vertrages die unter der belgischen Leitung erfolgte Abstimmung prüfen und danach seine Entscheidung treffen. Ferner sei der Völker- bund einflußlos in bezug auf die Zuweisung der Bahnlinie Rären— Kaltenherberg. Außenpolitik und Wühlen 6. ^l. Man macht unserer gegenwärtigen Außenpolitik viel fach den Vorwurf, daß ihr jede große Linie und jedes feste Pro gramm fehle. Vielfach schweifen dabei die Blicke der Kritiker zurück in die Wilhelminische Zeit, wo zwar die politische L nie im Zickzack verlief und Programme keine praktische Bedeutung hatten, diese Mängel aber und die Unfähigkeit der Diplomatie (Versumpfung des ganzen auswärtigen Dienstes) durch die Ent faltung einer großen Macht glänzend verdeckt wurden. Bis es die Gegner eben aus die Probe mit dieser Macht ankommcn liehen. Der Unterschied zwischen damals und heute füllt ohne weiteres in die Augen. Ls fehlt uns alles, waS wir unter Wilhelm II. be saßen: die Bewegungsfreiheit — unsere gegenwärtige Enge würde unS nicht einmal den Luxus eines Zickzackkurses gestalten —, die versteinerte Diplomatenzunft, der Machtsaktor, mit dem staats männisches Vermögen Erfolge nicht nur vorzutüuschen versteht. Es fehlt uns aber noch mehr: die Grundlage, auf der seinerzeit freie Gestaltung möglich war, und das Gleichgewicht der Lage. Wir schleppen eben die Kette eines verlorenen Krieges. Nun machen eben dieselben Kritiker dein deutschen Volke vielfach den Vorwurf, den sie von einem englischen General gehört haben, daß es sein an der Front kämpfendes Heer von hinten erdolcht und daß die Revolution die beklagenswerte Entmachtung herbelgeführt habe, von der alles Unglück kam. Dcu:fchnationale suchen jetzt wieder in Flugzetteln das Denkvermögen des Volkes festzuhalten bei englischen Zeugnissen dafür, daß dis Deutschen nur wenige Tage vor der endgültigen Erschöpfung deS Gegners die Nerven verloren hätten, womit sie aber doch die Frage an regen, welch frevle Spieler es denn auf jenen angeblichen ZusallS- augenblick ankommen ließen. Das Thema ist so oft angeschlagen worden, so oft gesprochen worden von der zu großen seelischen Belastung und körperlichen Entkräftung des geduldigsten und pflichtgetreuesten Volkes, von seiner falschen Behandlung durch eine psychologisch unerfahrene und unkluge Regierung, die, anders als Lloyd George, keine düstere Schilderung jemals wagte, son dern nur mit Versprechungen und Hoffnungen operierte, so ost die erdrückend« feindliche Uebermacht dargestellt worden, daß wir unS von einer Wiederholung nichts versprechen. Ls ist jedoch merkwürdig, wie bei jenen häufigen Debatten der wichtigste Um stand allmählich ganz vernachlässigt worden ist: der Zusammen bruch unserer Bundesgenosten. Ein Denkfehler aus dem Kriege. Wir hatten es nicht gelernt, «in Bundesgenossenschaften' zu den ken und zu beachten, daß die Kraft und die Dauer unseres mili tärischen Widerstandes nicht nach dem stärksten, sondern nach dem schwächsten Partner zu bemessen war. Ende Oktober 1918, als der Mißerfolg unserer Offensive feststand, brach die Balkan- und österreichisch-ungarische Front zusammen. Selbst wenn es dann bei uns nicht zur Revolution gekommen, sondern das letzte natio nale Aufgebot organisiert worden wäre, war unser Schicksal un abwendbar, waren wir dem Millen der Entenle ausgeliefert. Kein realpolttischer Sinn wird das leugnen, in Anbetracht, daß wir nicht nur im Westen, sondern auch an der baycrschen, säch sischen, schlesischen, posenschen, west- und osipreußischcn Grenze angegriffen worden wären und daß die gegnerische Heeresmacht, durch Amerikas Teilnahme vornehmlich, durch den Beitritt der Tschechen zu unseren Feinden und die polnische Kriegslast, immer noch Verstärkung erfahren hätte. Das ist das Ausschlaggebende. Wir waren durch den jähen Wandel der militärischen Lage zur Machtlosigkeit verurteilt, und diese wiederum eröffnete den Weg nach Versailles. ES hing lediglich vom Willen der feindlichen Regierungen ab, ob wir ihn gehen mutzten. Nach den heutigen Erfahrungen wird man wohl sagen können, datz keine Beredsam keit und keine ttoch so große Staatskunst das Schicksal von Ver sailles hätte von unS ahwenden können, weil es in der Ent schlossenheit der westlichen Ententemächte lag und wir dieser nichts entgegenzusehen hatten. Die Rechtsparteien sind stolz darauf, datz sie gegen den Friedensvertrag gestimmt haben; aber das Vorhandensein einer anders gerichteten Mehrheit nahm ihnen -le Sorge um die praktischen Folgen ihrer Abstimmung, machte ihr Votum zu einer angenehmen Geste. Man hört jetzt vielfach im Wahlkampf die Meinung, datz man es damals ruhig zum weiteren Einmarsch in Deutschland hätte kommen lassen sollen, zumal Frankreich davon, wie die Besetzung Frankfurts beweise, doch nicht Abstand nähme. Dennoch ist auch dies nur eine oberfläch liche Betrachtung. Zwischen einem militärischen Vorgehen im Frieden als Druckmittel und einem kricgeriscycn Einbruch ist ein Unterschied, den zu spüren uns zum Glück erspart geblieben ist. Es wird niemand von denen, die heute Kritik üben, die Feinde für bester halten als uns. Also werden sie nicht die Möglichkeit be streiten können, datz eine Ablehnung der Versailler Bestimmungen uns ein Nordfrankreich innerhalb Deutschlands beschert hätte. ES sollte doch nicht vergessen werden, datz gerade die, denen ein solches Schicksal drohte, für dte Unterzeichnung waren; daß aus allgemein menschlichen Gründen und Im Interesse der Reichs- einyett auf die Stimmen der aufs schwerste gefährdeten west- und süddeutschen Gebiete Rücksicht zu nehmen war. Und Nichttinler- zeichnung wäre gleichfalls nur schwächlicher Widerstand gewesen. Mtt ihr konnte nichts abgewendet werden, da uns aus Lein mili tärischen Zusammenbruch nur die völlige Machtcnkblößung ge blieben war. Von ihr sprechen die Kritiker nicht. Ganz im Gegenteil: ste werfen sogar daS Stichwort einer «starken Politik' in den Wahlkampf. Auch Professor Otto Hötzsch, der als Autzcnpolitiker immer hin Qualitäten besitzt, verfällt dieser Methode. Dabei ist auch er nicht in der Lage, über programmatische Erklärungen hinaus positive Mittel zur Durchführung einer starken Politik an die Hand zu geben. Auch er übersieht, datz die Nichtausstelluna eines Programms — Programm in dem Sinne, wle ihn die Rechts parteien meinen — nicht ein Mangel der jetzigen Regierung ist, sondern sich aus den Faktoren Machtlosigkeit und Versailler Vertrag notwendig ergibt. Zur aktiven Politik mit völlig freier Entschlußkraft fehlt uns die reale Macht. Wir haben keine mill- LSrijche nvtzj, iOk «js Wertobjekt jür Freundschaften und