Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 29.04.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-04-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193904292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19390429
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19390429
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-04
- Tag 1939-04-29
-
Monat
1939-04
-
Jahr
1939
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 29.04.1939
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Sonnabend Sonntag. 29. 30. April 1939 Sächsische Bolkszeltung Nummer 101. Seite 12 Je mehr dieser Staat dieser seiner Ausgabe entsprechen wollte, um so größer wurde der Widerstand der sich dem widersetzenden nationalen Minoritäten. Je größer sich aber dieser Widerstand auswuchs, um so stärker mutzte die Unter drückung einsctzen. Diese zivangsläusige Versteifung der inne ren Gegensätze führte wieder zu einer um so gröheren Ab hängigkeit von den demokratischen europäischen Staatsbegrün dern und Wohltätern. Denn: sie allein waren ja in der Lage, aus die Dauer die unnatürliche künstliche Existenz dieses Ge- dUdes wirlsct>aflllch aufrcchtzuerhaltcn. Primär hatte nun Deutschland im wesentlichen nur ein Interest«: Nämlich diese säst vier Millionen Deutschen in diesem Land aus ihrer unerträglichen Situation zu besreien und ihre Rückkehr in Ihr« Heimat und damit zum tausend- phrigen Reich zu ermäglichen. Datz dieses Problem sofort das gesamte übrige Nalio- nalitätenproblem ausrollte, war selbstverständlich. Ebenso aber auch die Tatsache, datz das Erziehen aller Nationalitäten den Reststaat um fede Lebensmöglichkeit bringen mutzte, etivas, was den Versailler Staatsgriindern klar war, denn weil sie dieses mutzten, haben sie ja die Vergewaltigung der anderen Minoritäten beschlossen und diese gegen ihren Willen in diese dilettantische Staatskonstruktion hincingezwungen. Ich habe nun über diese meine Auffassung und Einstcl- Auch die sinanzielle Förderung dieses Staates verfolgte nur einen leitenden Gedanken: einen militärisch hochgcrüstetcn Staat zu schassen mit der Aufgabe, ein« in das Reich hinein reichende Bastion zu bilden, die — sei cs als Ausgangspunkt militärischer Unternehmungen in Verbindung mit westlichen Einbrüchen in das Reich oder auch nur als Flugzeugstützpunkt — «Inen unzweifelhaften Wert versprach. Was man von die sem Staat erwartet hatte, geht am eindeutigsten aus der Fest stellung des französischen Luftsahrtministers Pierre Cot her vor, der es ruhig aussprach, datz es die Aufgabe dieses Staa tes wöre, in jedem Konfliktsfall Bombenlande- und Bomben abslugplatz zu sein, von dem aus man die wichtigsten deutschen Industriezentren in wenigen Stunden würde vernichten kön nen. Es ist daher verständlich, wenn die deutsche Staats führung ihrerseits ebenfalls den Entschlutz faßte, diesen Bom- menabflugplatz zu vernichten. Sie hat diesen Entschlutz nicht gefotzt etwa aus Hotz gegen das tschechische Volk, eher im Gegenteil. Denn im Laufe eines tausendjährigen Zusammenlebens Hot cs zwischen dem deutschen und tschechischen Volk oft jahrhundertelange Perioden engster Zusammenarbeit gegeben und dazwischen allerdings nur kurze Perioden von Spannungen. Ich selbst trat auch in den Jahre» des Kampfes dem tschechischen Volk nie anders gegenüber denn als Wahrer nicht nur eines einseitigen Volks- und Neichsintcresses, sondern mich als Achter des tschechischen Volkes selbst. Das nationalsozialistische Deutschland denkt nicht daran, di« Rassengrundsätze, die unser Stolz sind, jemals zu verleugnen. St« werden nicht nur dem deutschen, sondern auch dem tsche chischen Volk zugute kommen. Was wir verlangen, ist die Respektierung einer geschichtlichen Notwendigkeit und einer wirtschaftlichen Zwangslage, In der wir uns alle befinden. Als ich die Lösung dieses Problems am 22. Februar 1938 tm Reichstag ankündigte, war Ich überzeugt, hier einer mittel europäischen Notwendigkeit zu gehorchen. Denn noch im März 1938 war ich des Glaubens, daß cs gelingen könnte, ans dem Wege einer langsamen Evolution die Minoritätensrage in die sem Staate zu lösen und früher oder später durch eine ver tragliche Zusammenarbeit sene gemeinsame Plattform sichcr- zustellen, die nicht nur politisch, sondern vor allem auch wirt schaftlich für unser aller Interesse nützlich sein konnte. Erst, als der sich resttos In den Händen seiner international-demo kratischen Finanziers befindliche Herr Venesch das Problem zu einem militärischen auftrieb und eine Welle von Unter drückung über das Deutschtum loslietz, zugleich aber durch die bekannte Mobilmachung versuchte, dem deutschen Staat eine internationale Niederlage zuznnigen und sei» Prcsliae zu schä digen, wurde mir klar, datz auf diesem Wege eine Lösung nicht mehr gelingen konnte. Denn die damalige Lüge einer deut schen Mobilmachung war ja ersichtlich vom Auslande inspiriert und den Tschechen unterbreitet worden, um dem Deutschen Reich eine solche Prestige-Niederlage beizu'oringcn. Sie kennen, meine Abgeordneten, meinen damals sofort gefotzten Entschluß: 1. Lösung dieser Frage, und zwar noch Im Jahre 1938, spätestens am S. Oktober; 2. Vorbereitung dieser Lösung mit all jenen Mitteln, die keinen Zweifel darüber lasten konnten, daß jeder Versuch einer Einmischung nunmehr von der geeinten Kraft der Nation ab gewehrt werden würde. lung ebenfalls niemals einen Zweifel gelassen. Gewiß, solange Deutschland selbst ohnmächtig und wehrlos Ivar, konnte man, die Vergewaltigung von fast vier Millionen Deutschen ohne praktischen Widerstand des Reiches eben durchführen. Nur ein politisches Kind aber durfte glauben, daß die deutsche Nation für alle ewigen Zelten im Zustand des Jahres 1919 bleiben würde. Nur solange die vom Ausland ausgehaltencn internat. Landesverräter die deutsche Staatssührung innehattcn, war mit einer geduldigen Hinnahme dieser scliandbaren Zu stände zu rechnen. Sowie seit dem Sieg des Nationalsozialismus diese Landesverräter ihr Domizil dorthin verlege» mußten, woher sie ja auch ihre Subsidiengelder bezogen hatten, mar die Lösung dieses Problems nur eine Frage der Zeit. Und es handelte sich dabei ausschließlich um eine Frage der davon betroffenen Nationalitäten, nicht um eine Frage West europas. Datz sick Westeuropa für den in seinem Interesse geschaffenen künstlichen Staat interessierte, war ja wohl be greiflich. Daß aber die um diesen Staat liegenden Natio nalitäten dieses Interesse als für sie maßgeblich ansehen wür den, war ein vielleicht für manche bedauerlicher Trugschluß. Insoweit dieses Interesse nun auf die sinanzielle Fundierung dieses Staatswesens gerichtet war, wäre von deutscher Seite nichts einzuwcnden gewesen, wenn nicht dieses finanzielle Interesse letzten Endes ebenfalls ausschließlich den macht politischen Zielen der Demokratien unterstellt gewesen wäre. von der Zustimmung aller an diesen Staat angrenzende» In teressenten und damit von der tatsächlichen Lösung der diese Interessenten berührenden und noch ossengebliebenen Fragen. Folgende Fragen aber waren offengeblieben: 1. Rückkehr der magyarischen Teile zu Ungarn; 2. Rückkehr der polnischen Teile zu Polen; 3. Lösung der slowakischen Frage und . 4. Lösung der ukrainischen Frage. Wie Ihnen bekannt ist, haben nun, nachdem kaum die Verhandlungen zwischen Ungarn und der Tschecho-Slowakei begonnen hatten, sowohl die tschecho-slowakischen als auch die ungarischen Unterhändler an Deutschland und an das an un serer Seite stehende Italien die Bitte gerichtet, als Schieds richter die neue Grenzziehung zwischen der Slowakei, der Karpato-Ukraine und Ungarn vorzunehmcn. Damit haben die Betroffenen selbst von der Möglichkeit — an die vier Mächte zu appellieren — keinen Gebrauch gemacht, sondern ausdrück lich Verzicht geleistet, das heißt sic abgclchnt. Und dies war verständlich. Alle in diesem Lcbensraum Wohnenden wollten Ruhe und Frieden erhalten. Italien und Deutschland waren bereit, diesem Ruf zu folgen. Ein Einspruch gegen diese, an sich ja schon die Münä)encr Abmachung formell verlassende Abmachung wurde weder von England noch von Frankreich erhoben und konnte nicht erhoben werden, denn cs wäre ja wahnsinnig gewesen, etwa von Varis oder London aus zu protestieren gegen eine Handlung Deutschlands oder Ita liens. die allein auf Grund des Ansuchens der Betroffenen selbst stattfand. Der Schiedsspruch von Italien und Deutschland hat — wie In solchen Fällen stets — keine Seite restlos befriedigt, er krankte von vornherein daran, daß er von beiden Selten frei willig anerkannt werden mußte. Als daher dieser Schieds spruch zur Verwirklichung kam, erhoben sich sofort in kurzer Zeit nach der Annahme von zwei Seiten heftige Einsprüche. Ungarn sorderte aus allgemeinen und besonderen In teressen die Karpato-Ukraine, Polen forderte desgleichen eine direkte Verbindung mit Ungarn. Es war klar, daß unter sol chen Umständen auch der Reststaat dieser einstigen Versailler Geburt zum Tode bestimmt war. Tatsache war, daß an der Aufrechterhaltung des bishe rigen Status vielleicht überhaupt nur ein einziger Staat in teressiert war, nämlich Rumänien, das durch seinen be rufensten Mund mir persönlich zum Ausdruck brachte, wie er wünscht es wäre, über die Ukraine und Slowakei vielleicht einen direkten Weg nach Deutschland erhalten zu können. Ich erwähne dies als eine Illustration für das Gefühl der Be drohung durch Deutschland, unter der die rumänische Regie rung nach den Auffassungen amerik. Hellseher gelitten haben soll. Es war aber nnn klar, datz es nicht die Aufgabe Deutsch lands sein konnte, sich auf die Dauer einer Entwicklung zu widersetzen oder gar für einen Zustand zu Kämpfen, für den wie niemals eine Verantwortung hätten übernehmen können. Es kam daher jener Augenblick, in dem ich mick namens der Reichsregierung entschloß, zu erklären, daß mir nicht daran dächten, uns länger mit dem Odium zu belasten, um etwa eine deutsche Vormarschstraße nach Rumänien offcnzuhalten, dem gemeinsamen Grcnzwunsch der Polen und Ungarn zu wider spreche». Da außerdem die tschechische Regierung zu ihren alten Methoden zurückkehrte und auch die Slowakei ihre Selb- stündigkeitswünsche offenbarte, war von einer weiteren Erhal tung des Staates keine Rede mehr. Die Versailler Konstruk tion der Tschecho-Slowakei hat sich selbst überlebt. Sie verfiel der Auflösung, nicht weil Deutschland dies wollte, sondern weil man am Konferenztisch auf die Dauer nicht künstlich lebensunfähige Staaten konstrnlcren und auf rechterhalten kann. Deutschland hat daher auch auf eine wenige Tage vor der Auflösung dieses Staates non England und Frankreich eingegangene Anfrage Uber eine Garantie diese abgelehnt, denn es fehlten ja alle seinerzeit in München dafür vorgesehenen Voraussetzungen. Im Gegenteil. Als sich endlich die deutsche Reichsregierung — nachdem das ganze Gebilde in Auflösung begriffen war und sich auch schon praktisch aufgelöst hatte — entschloß, nunmehr ihrerseits ebenfalls einzugreifen, geschah dies nur im Vollzug einer selbst verständlichen Pflicht, denn folgendes Ist noch zu bemerken: Die deutsche Reichsregierung hat bereits beim ersten An trittsbesuch des tschechischen Außenministers Chvalkovsky in München ihre Auffassung über die Zukunst der Tschecho-Slo wakei klar zum Ausdruck gebracht. Ich selbst habe damals dem Herrn Minister Chvalkovsky versichert, datz wir unter der Voraussetzung einer loyalen Behandlung der In der Tschcchei verbliebenen großen deutschen Minderheiten und in der Vor aussetzung einer Beruhigung des ganzen Staates eine loyale Haltung Deutschlands sichcrstellcn würden und von uns aus diesem Staat keinerlei Hindernisse bereiten wollten. Ich habe aber auch keinen Zweifel darüber gelassen, datz, wenn die Tscheche! Irgendwelche Schritte unternehmen würde tm Sinne dec politischen Tendenzen des abgetretenen Herrn Dr. Benesch, Deutschland eine Entwicklung in dieser Richtung nicht hinnehmen, sondern schon im Keime auslöschen würde. Ich wies damals auch darauf hi», datz die Aufrechterhaltung eines so gewaltigen militärischen Arsenals in Mitteleuropa ohne Sinn und Zweck nur als Gefahrenherd angesehen werden müßte. Wie richtig diese meine Warnung mar. wurde durch die spätere Entwicklung erwiesen. Durch eine fortgesetzt sich stei gernde Flüsterpropaganda sowohl als durch ein allmähliches Abglciten tschechischer Zeitungen in die frühere Schreibart mutzte auch dem Einfältigsten klar werden, datz in kurzer Zeit die alten Zustände wieder vorhanden sein würden. Die Gefahr einer militärischen Auseinandersetzung war um so größer, als ja immer damit gerechnet werden mutzte, datz sich irgendwelche Wahnsinnige der aufgestapeltcn ungeheure» Kriegsmatcriallc» bemächtigen koimtcn. Dies barg In sich die Gefahr von Explo sionen unabsehbaren Umfanges. Ich kann nicht umhin, zum Beweis dessen Ihnen, meine Abgeordneten, einen Einblick zu geben in die geradezu glaantisch anmutenden Zahlen die ses mitteleuropäischen internationalen Sprengstofflagers. Seit der Besetzung dieses Gebiete» wurde» beschlagnahmt und sichergcstellt: a) Luftwaffe: 1. Flugzeuge 2. Flakgeschütze b) Heer: 1. Geschütze (leichte und schwere) 2. Minenmerfer 3. Panzerkampfwagen 4. Maschinengewehre 5. Pistolen 9. Gewehre c) Munition: 1. Inf.-Munition über 1 »09 »0» »0» Schutz 2. Art.» und Gas- Munition über 3 »90 »6» Schuß djSonstiges Kriegsgerät aller Art wie: Briickengcrät, Horchgerät, Schcinwcrfcrgerät, Meßgerät, Kraftfahrzeuge und Eonder-Krastsahrzcuge in größten Mengen! Ich glaube, es ist ein Glück für Millionen und aber Millionen von Menschen, datz eg mir gelungen ist, dank der in letzter Minute wirksam werdenden Einsicht verantwortlicher Männer auf der anderen Seite eine solche Erplosion verhindert und eine Lösung gesunden zu haben, die meiner lteberzeupunq nach dieses Problem als «inen m"«-leurop8Ischen Gefahrenherd endgültig aus der Welt geschasst hat. Deutschlands Verhältnis zu England Wie die Tscheche»' der Auflösung verfiel 1582 501 2175 785 409 43 870 114 000 1 090 000 Ich habe damals den Ausbau unserer Westbefestigungen angeordnet und besohlen. Sie war bereits am 25. September 1938 in einem Zustand, der die Widerstandskraft der einstigen Slegfrledslinle des Krieges 30- oder 40mal übertraf. Sie Ist nunmehr im wesentlichen fertlggestellt und erhält zur Zeit die spater von mir neu angegebenen Linien vor Aachen und Saar brücken. Auch diese sind bereits in einem hohen Ausmaß verteldlgungsfcrlig. In dem Zustand, in dem sich dieses ge waltigste Festungswerk aller Zelten heute befindet, kann die deutsche Nation die beruhigende Neberzeugung Ihr eigen nennen, daß es keiner Macht der Welt gelingen wird, diese Front je mals zu durchbrechen. Nachdem der erste Provokationsvcrsuch durch die tsche- ckischc Mobilisation noch nicht zum gewünschten Ergebnis sührte, begann die zweite Phase, indem die Tendenz für diese ausschließlich Mitteleuropa angehende Angelegenheit erst recht »»verhüllt zutage trat. Wenn heute der Schrei In der Welt erhoben wird: „Nie mals wieder München!" dann ist dies die Bestätigung dafür, daß den Kriegshetzern die friedliche Lösung des Problems als das verderblichste erschien, was jemals geschah. Sie bedauern, daß kein Blut gestossen ist. Nicht ihr Blut natürlich: denn diese Hetzer stehen ja nicht dort, wo geschossen, sondern nur dort, wo verdient wird. Sondern es ist das Blut vieler namen loser Soldaten. Es wäre im übrigen aber auch gar nicht notwendig ge wesen, datz die Konferenz von München stattsand, denn diese Konferenz war nur deshalb zustande gekommen, weil die erst zum Widerstand um jeden Preis aushctzcndcn Staaten später, als das Problem so oder so zur Lösung drängte, In einer mehr oder weniger anständigen Form versuchen mußten, sich den Rückzug zu ermöglichen, denn ohne München, das heißt ohne die Einmischung dieser westeuropäischen Staaten wäre die Lö sung des ganzen Problems — wenn cs überhaupt je zu einer solcl)en Zuspitzung gekommen sein würde — wahrscheinlich spie lend leicht möglich gewesen. Die Münchener Entscheidung führte nun zu folgendem Ergebnis: 1. Rückkehr der wesentlichsten Teile der deutschen Rand besiedelung in Böhme» und Mähren zum Reich. 2. Offenhaltung der Lösung der übrigen Probleme dieses Staates, das heißt der Rückkehr bzw. des Ausscheidens der noch vorhandenen ungarischen und slowakischen Minoritäten. 3. Blieb noch ossen die Frage der Garantie. Die Garan tie dieses Staates war, soweit cs sich um Deutschland unh Italien handelte, von vornherein abhängig gemacht worden Die Behauptung, daß nun diese Lösung im Gegensatz zur Abmachung von München stünde, kann durch gar nichts be gründet oder erhärtet werden. Ob die Lösung, die Deutschland gesunden hat, richtig oder nicht richtig ist, wird die Zukunft erweisen. Sicher aber ist das eine, datz die Lösung nicht einer englischen Kontrolle oder englischen Kritik untersteht. Denn die Länder Böhmen und Mähren haben als letztes Rcstgebiet der ehemaligen Tschecho- Slowakei mit der Münchener Abmachung überhaupt nichts mehr zu tun. Wie man aber die in Mün6)en zwisä)en Herrn Cham berlain und mir persönlich betätigte Abmachung aus diesen Fall beziehen kann, ist mir gänzlich unverständlich. Denn dieser Fall der Tschecho-Slowakei war ja in dem Miinci-- ner Protokoll der vier Mächte geregelt worden, soweit er eben damals geregelt werden konnte. Darüber hinaus war nur vor gesehen, daß. wenn die Beteiligung nicht zu einer Einigung kommen würden, sie sich an die vier Mächte würde» wenden können. Und diese wollten dann nach drei Monaten zu einer weiteren Beratung zusammcnlreten. Nein, die Abmachung, die zwischen Herrn Chamberlain und mir getroffen wurde, hat sich nicht aus dieses Problem be zogen. sondern ausschließlich aus Fragen, die das Zusam menleben Englands und Deutschlands betreffen. Ich habe während meiner ganzen politischen Tätigkeit immer den Gedanken der Herstellung einer engen deutsch-eng lischen Freundschaft und Zusammenarbeit vertreten. Ich fand in meiner Bewegung ungezählte gleiä-gcsinnte Menschen. Viel leicht schlossen sie sich mir auch wegen dieser meiner Einstellung an. Dieser Wunsch nach einer deutsch-englischen Freundschaft und Zusammenarbeit deckt sich nicht nur mit meinen Gefühlen, die sich aus der Herkunft unserer beiden Völker ergeben, son dern auch mit meiner Einsicht in die Im Interesse der ganzen Menschheit liegenden Wichtigkeit der Existenz des britischen Weltreiches. Ich habe niemals einen Zweifel darüber gelosten, datz ich im Bestände dieses Reichs einen unschätzbaren Wertfaktor für die ganze menschliche Kultur und Wirtschaft sehe. Wie immer auch Großbritannien feine kolonialen Gebiete erworben hat, — ich weiß, es gescl-ah dies alles durch Gewalt und sehr oft durch brutalste Gewalt — so bin ich mir doch im klaren, daß kein anderes Reich aus anderem Wege bisher ent standen ist und das letzten Endes vor der Weltgeschichte weni, ger die Methode als der Ersolg gewertet wird, und zwar nicht im Sinne des Ersolges der Methode, sondern de» allgemeinen Nutzens, der aus einer solchen Methode entsteht. Das angelsächsische Volk hat nun ohne Zweifel eine un- ermcßliä-e kolonisatorische Arbeit aus dieser Welt vollbracht. Dieser Arbeit gehört meine ausrichtige Bewunderung. Der Ge danke an eine Zerstörung dieser Arbeit erschiene und erscheint mir von einem höheren menschlichen Standpunkt aus nur als ein Ausfluß menschlichen Herostratentums. Allein dieser mein aufrichtiger Respekt vor dieser Leistung bedeutet nicht einen Verzicht auf die Sicherung des Lebens meines eigenen Volkes. England hat der Welt viele große Männer geschenkt, Deutschland nicht weniger. Der schwere Kampf um die Lebens behauptung unseres Volkes hat im Laufe von drei Jahrhun derten nur In der Verteidigung des Reichs von uns Blut- opfer gefordert, die weit darüber hinausgingcn, was andere Völker für ihre Existenz zu bringen hatten. Wenn Deutschland als ewig angegriffener Staat aber troschem seinen Besitz- stand nicht zu wahren vermochte, sondern viele Provinzen opfern mußte, dann nur insolge seiner staatlichen Fehlent wicklung und der daraus bedingten Ohnmacht! Dieser Zustand ist nun überwunden. Wir haben daher als Deutsche nicht im geringsten die Empfindung, dem britischen Volke etwa unter legen zu sein. Die Achtung vor uns selbst ist genau so grotz wie die eines Engländers vor England. Die Geschichte unseres Volkes hat in ihrer nunmehr fast zweitausendjährigen Dauer Anlässe und Taten genug, um uns mit einem aufrichtigen Stolz zu erfüllen. Wenn nun England sllr dies« unser« Einstellung kein Verständnis ausbringt, sondern in Deutschland glaubt vielleicht einen Vasallenstaat erblicken zu können, dann ist allerdings unsere Liebe und unsere Freundschast an England umsonst dargeboten worden. Wir werden deshalb nicht oerzweiseln oder verzagen, sondern wir werden dann — gestützt auf das Bewußtsein unserer eigenen Kraft und aus die Kraft unserer Freunde — die Wege finden, die unsere Unabhängigkeit sicher stellen und unserer Würde keinen Abbruch tun. Ich hab« die Erklärung des britischen Premierministers vernommen, nach der er meint, in Versicherungen Deutschlands kein Vertrauen setzen zu können. Ich halte unter diesen Um ständen es sür selbstverständlich, daß wir weder ihm noch dem englischen Volk weiterhin eine Lage zumuten wollen, die nur unter Vertrauten denkbar ist. Als Deutschland nationalsozia listisch wurde und damit seine Wiederauferstehung «lnleltete, habe ich im Verfolg meiner unentwegten FreundschaftspoliUK England gegenüber von mir aus selbst den Vorschlag einer freiwilligen Begrenzung der deutschen Seerüstung gemacht. Dies« Begrenzung setzte allerdings eines voraus, nämlich den
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)