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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.02.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-02-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191802104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19180210
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19180210
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-02
- Tag 1918-02-10
-
Monat
1918-02
-
Jahr
1918
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ZeKiill, ;o sei» tieu - dst m u, äati 1 2 sd - 2 Vor- z Aolcl iäonäo a Nach» a. O-Üe. -V«r -'>d in Ichka. i>«e. 112. Jahrgang Sonntags-Ausgabe brr Staot Leipzig llu Lttpzl, und Dol»Nr zweimal tteNch tn« Ka-j gedracht mnnallich M. LOO, vlerteltShrltch M. 6 00: su: Ldholec monatlich M. 1.75: durch oniere outwürttaan IZUialen in» Kau« gebracht monatlich M. 2L5, viertel- ISHrltch M. ÜLO: durch die poft innerhalb veullchland« >?esamt-2u1gade monat >l>1> Ai. 2Li. viertellährlich Ai. K7a; Alorgen-BuSgabe M. 1,50. Abead-Aa-gade M. 0,90. Sonntag« Svtgad« M. 0,50 uronatltch laurlchllehltch Postd«steUgrd.1hr>. Hauptschriftleiler: Dr. Erich Lverth, Leipzig. Os—tür Sl^velpzlg u. Umgeb, dl« etnfpall. «irzelgenpreis. «0100.,,.». F. Pt. 0. --«w. so v?.: Anzeigen o Behdiden im amll. Teil bi» ttolonelzetle 80 Ps^ ». au«». g> Ps.: klein« Anzeigen di« Nolonelzell« 30 Pt» aurwbrt« Zs ps» Delchbfllanzetaen mit Pl-tzvorlchrlsten lm Prell« erhSd«. Beilagen: chelamtauflage Ai. 7.— da« Tanten» -u«lchl. Poftg-dShr. k,nze rnmmer l0 Pt. — Sonn- und Festtag« li Pt. Aernsprech Snlchluz Är. 14802. l46^> und l >->84. — Postlchrchkont» 72UU, Schrittleitung und Veichätllftell«: 3ohanni«gatle Ar. 8. Vertag: Dr. Reinhold L Lo., Leipzig. Sonntag, den 10. Februar Nr. 78 1918 AllMifW der fremden Vertreter W Petersburg? Oesterreich D In der deutschen Oesfcntltchkeit — und nicht nur in der Öffentlichkeit — ist man seil einiger Zeit verstimmt über Oester reich. Daß die Tschechen und Südsiawen niemals unsere Freunde waren, haben die Leute, die bei uns zulandc die österreichischen Dinge kennen, freilich von Kriegsbeginn an gewuszt. Und unsere österreichischen StammeSgcnossen haben eS uns fort und sort gepredigt. Mittlerweile ist die Erkenntnis wohl durchgedrungen, üatz die österreichische Slawenweli, mit einziger Ausnahme viel leicht der Polen, ihre Sache auf die Entente gestellt hat. ZndeS, bei den Verstimmungen von heute spielen doch auch noch andere Dinge mit. Es gibt in Wien eine Boulevard-Presse» die seit .'tahr und Tag schon in einer spitzigen Feindseligkeit gegen daS Deutsche Reich sich gefällt, die das Helle Entzücken aller unserer Feinde Her vorrufen mutz. Und man findet, datz die österreichische Regierung, in deren Hand sich noch ganz andere Zensurgerechtsamc ver einigen als bei der unsrigen, diesem gehässigen Treiben behag licher zuschaute, als ste es von Rechts wegen nötig hatte. Man hat an Herrn von Seid ler mancherlei auszusetzen gehabt und hatte auch nicht viel Verständnis für deä Grafen Toggcnburg allzu wienerst che Bonhomie. Und wenn dann wieder einmal die GetreidcwaagonS über die Grenze rollen, rufen bei uns soundso viele in nicht ganz unberechtigtem Unmut: wächst nicht auch in Böhmen und Mähren reichlich Korn? Lebt man nicht in Buda pest und auch schon in Pretzburg und Oedenburg unendlich besser als bei uns? Müssen wir es denn gerade sein, die von unserem eigenen Mangel aushelfen? Verstimmungen unter Bundesgenossen werden immer sein. Eie sind ebenso unvermeidlich, wie die gelegentlichen Verstimmun gen unter den Menschen überhaupt. Selbst unter den Im staats rechtlichen Verbände des Reichs Geeinten hat eS an ihnen, bis weilen sogar im Kriege, nicht gefehlt. DaS macht noch gar nichts. Man muß sich nur einmal offen aussprechen. Und soll vor allem sich klar werden, an wessen Adresse man Klagen und Beschwerden zu richten hat. Bel uns hat sich, nicht erst während des Krieges, aber in ihm doch erst recht, der Sammelbegriff des «Oester- reichers" herausgebildet. Darunter versteht man alles, was süd wärts, von Oderberg und Tetschen und Kufstein siedelt, die Deut schen und die Tschechen, die Südslawen und — selbst unter an sich gebildeten Leuten — nicht selten sogar die Ungarn. Gelegentlich lpricht man wohl auch in diesem Zusammenhang von einem „öster reichischen Volk". Mit Verlaub zu sagen: ein solches Volk gibt cs nicht. Oder höchstens in dem Sinne von Staaksvolk. Der Irrtum wird besonders schmerzlich, wenn wir für alles, was uns das eine Mal oder das andere an den österreichischen Dingen nicht behagt, die Schuld unseren Stammesbrüdern zuschicbcn. DaS entspricht dem partikularistischen Hang deä Deutschen, der sich unter allen Zonen am liebsten an seinesgleichen reibt, aber ver kehrt bleibt eä darum doch. Gewiß, ein großer Teil des öffent lichen Lebens in der österreichischen Hälfte der Monarchie spielt sich in deutscher Sprache ab. Auch die Regierenden sind vielfach Deutsche oder reden wenigstens deutsch. Aber der Staatswille ist cs nicht, und auf ihn, auf den eS schließlich doch ankoinmt, haben unsere Volksgenossen (beiläufig: im besten Falle) nur soviel Ein fluß, wie 8 Millionen unter etwa 28 zukommt. Ohne Frage: in Böhmen — schon eine flüchtige Eisenbahnfahrk von Nord nach Süd genügt, unl daS festzustellen — gibt es Bezirke, wo noch MUch-Und Honig fließt, wo die Bozena ihrem Stancek Eier reicht und Schinken und Wurst und sogar rociheS, ganz weißes Brok. Aber dos ist eben die Kriegswirtschaft der tschechischen Nation, zu deren erfolgreicher Durchführung sich alles verbunden hat, was tschechischen (Geblüts ist, vom Bczirkshauptmann bis zum letzten Häusler. Dicht daneben, in den deutschen Randgebieten Nordböhmens, herrscht bittere Not, räumt der Hunger unter den Daheimgebliebenen auf, wie schon der Krieg unter ihren Wehrfähigen aufgeräumt hat. Und ferner ist cs richtig, daß in Wien in deutscher Sprache — nebenbei in einer unerträglich ' manirierten, geistreichelndcn, witzelnden, überladenen Sprache — Blätter geschrieben werden, die von waffcnbrüderlichen oder gar gemeindeutschen Empfindungen keinen Hauch verspürt haben. Aber «mch an dieser Presse, deren finanzielle Hintergründe meist unklar und undurchsichtig sind, hat das deutsche Volk Oesterreichs keinen Teil. Gewiß gibt cs auch in Wien, auch in feinem Stadtrcgiment, treffliche deutsche Männer, die treu und beharrlich für ihr Volks tum zu Kämpfen wissen. Aber das deutsche Herz Oesterreichs pulst in der Provinz und bei ihrer Presse; bei diesen mitunter ein wenig langweiligen und altmodischen, aber immer todanständigen Blättern in den Hauptstädten der einzelnen Kronländcr muß man nachfragen, wenn man erfahren will, wie in Wahrheit die österreichischen Deut schen denken. Ls ist ein Jammer, mehr noch, cs ist ein politischer Fehler, daß oicsc Presse im großen ganzen uns stumm bleibt. Daß ihre Stimme i.cin reichsdcutsches Ohr vernimmt. Daß auch unsere amtlichen und halbamtlichen Stellen sich nicht die Mühe geben, ihre Kenntnis uns zu vermitteln. Es ist ja nicht nur, daß bei uns so ein schiefes und verzerrtes Bild der in Oesterreich vorhandenen Strömungen in o Stimmungen erwächst, daß wir unbillig und ungerecht werden gegen die, die uns in der Reihe unserer Verbündeten am nächsten stehen. Diese Kreise werden allmählich müde, wenn zu ihnen kein l cundlich oufmunterndes Echo aus dem Reich herüberschallt. Wenn man sic. die auch in den letzten Wochen erst wieder zwischen Streik und Delegationen unsere Sache mannhaft und zuverlässig geführt bcl cn, sort und fort als die Herren Niemand bcyandclt, die durch aus Unbeträchtlichen, auf die hlnzuhören überhaupt keinen Sinn l>ai, io helfen wir selber die Einflußlosigkeit mehren, die wir im Q ne der Vorwürfe unseren österreichischen Volksgenossen oorzu- hahcn IKben. Die Einflußlosigkeit jener Schichten, die die treuesten und. neben den Madjaren, die einzigen Stützen unseres Bünd nisses mit der Habsburger Monarchie sind. * Aus Wien wird uns geschrieben: sim Jun, vorigen IahrcS, als Graf Heinrich Elam-Martinih zum Gencralgouoernur von NUmtenegro ernannt wurde, erhielt jein Nachfolger ü» d« Mlnlflerprästdentfchaft Dr. Ernst von Scidler die Aufgabe, ein Deamtenministerium zu bilden. Er tat dies in durchaus korrekter Weise, indem er den größten Lcii der Sektionschefs in den Ressorts zu Ministern machte. Bei der Um wandlung deä „provisorischen" Kabinetts Seidlcr in ein dcsiniliocs (im Herbst 10l7) wurden aber auch vier neue Persönlichkeiten in das Kabinett ausgenommen, die als „inoffizielle National täten- Vertreter" dem neuen Ministerium gewissermaßen einen halb- politifchcn Anstrich geben jollicn, und zwar der Vizep.äsid^n' des Herrenhauses Graf Ernst Silva-Tarouca, der a!S Mitglied der Rechten des Herrenhauses den Tschechen nobcsteht, als Amerbau- minister; der Professor an der Un'velsilät Wien Dr. Friedrich Freiherr v. Wisiec, ebenfalls Mitglied des Herrenhauses, als »an- delsm'nistcr: der Professor der tschechischen iirnvc rsität in Prag, auch Mitglied deä Herrenhauses, Dr. siohann Herbaczcwski, ein Ukrainer, vorläufig als Minister ohne Portefeuille, aber nuScrschen zum Leiter des neu zu gründenden Ministeriums für Volksgejundhcst; und der bisherige SektionSchcf im Minislerpräsidium Dr. Johann Ritter n. Zolger, ein Slowene, als Minister ohne Portescui'lc. Es war das zahlreichste Kabinett, daS in Oesterreich jemals ans einer Miniflcrvank gesessen hat. Es bestand aus nicht weniger als 15 Ministern. Es war aber auch gewissermaßen ein Nattonalitätenkabinett. Es enthielt zwei Polen, einen Ukrainer und einen Slowenen. Es war das erstemal, daß Südslawen und Ukrainer einen Sitz im Kabinett hatten. Nur die Tschechen waren wegen ihrer eigensinnigen Haltung leer ausgegangen, und ste haben sich dafür gerächt. Scidler, der mit einem Programm der Völkerversöhnung mit stark demokratischer Färbung vor daS Parlament getreten war, schien anfänglich einen guten Boden für seine Bestrebungen zu finden. Trotz häufig ausflammcnder Gegensätze zwischen den Die Ukraine DrrNn, 9. Februar. (Drahtbertcht.) 5n der „Rordd. Mlz. Ztg." schreibt Professor Dr. Albrecht Pcnck unter der Uebersch>.lft ..D c Ukraine" u. o.: Aus des zarlschcn Rußtaj'ds Trümmern erhebt sich ncbe.i Finnland als erster neuer Staat die ukramische Volksrepublik, etwa 7M0V0 Quadratkilometer messend mit 23 Millionen Einwohnern. Sic knüpft sich in erster Linie an dos Volk der Ukrainer oder Kleincutso». aber sic umfaßt ein ganz bestimmtes Stück europäischen BodenS. Mer in dem großen Flachlande Europas, das sich von der Rheinmündung bis zum Ural und Kaukasus erst echt, natürliche Abschnitte sucht, wird unschwer einen solchen zwischen den Prtpetsümpfcn und dem Schwarzen und dem Asowschen Meer erkenn:». Das Land am mittleren und unteren Lauf des Dnjegr ist anders als das in der Mitte von Rußland n. oberen Gebiet der Wolga. Es bat noch einen Hauch von Eccklima. Der Aufbau seines Bodens lsi ein ganz verschiedener, seine Ober- slüchcngestaltung vielfach sehr abweichend. Es spiel' !n der europäischen Geschichte eine andere Rolle. DaS südöstliche Rußland ist ein großer einheitlicher Lebensroum für sich, von ebenso starker Eigenheit wie die Kernlandschaften Rußlands. Alles was nordwestlich der Linie Kiew b's Czernowitz liegt, also das Land zwischen den großen Sümpfen am Pripet und den Karpathen, ist ukrainisches Slammland, alles was süd östlich genannter Linie sich befindet, ist junges Kolonialland, dos sich zum Slanunlande in ähnlicher Weise verhält, wie Ostelbien zum übrigen Rorddeutschland. Hier haben sich die Ukrainer ausgedehnt, im Osten bis zum mittleren und unteren Don, wie erwähnt, über das Asowschc Meer sowie in einzelnen allerdings größeren Inseln bis falt an die Wolga. Erst nach der Unterwerfung der Tataren und Besiegung der Türken ist die gewaltige Ausdehnung erfolgt, die wir als ein Hineinwachsen in einen großen naturgemäßen Lcbenäravm auffassen können, . dec sich von den Prtpetsümpfcn bis zum Schwarzen Meers und dem Asowschen Meere erstrerkt. So wlld uns verständlich das Zusammenfällen von Volk und Land. Kiew tst der älteste KristallisrtionSpunkt russischer Slaakenbil- dung, die unter germanischer Mitwirkung geschah und vielleicht zu einer Verknüpfung dcs ukrainischen Landes mit Westeuropa geführt hätte, wenn sie nicht dos Christentum von Byzanz erhalten hätte. Alles ver einigt sich dem neuerstandcncn Staate, eine feste Stellung unter den Staaken Europas zu gewähren, Bevölkerung, Land und das Vorhanden sein eines Zentrums, tn dem sich die Hauptphasen seiner Geschichte ob spielten, Wald im Noidwesten, unerschöpflicher Boden u rd Grassiurcn lm Südostcn, welücreiche Steppengründ: am Meere, Kahlenschätze im Donetzgebiet östlich vom Dnjepr, westlich vom Durchbruche des Stromes zum Schwarzen Meere Eisenreichlum, Im Süden eine Küste, die die Ausfuhr der reichen Bodcnerkrägnisse über See ermöglicht, im Norden niedrige Wasserscheiden gegen das Memel- und Weichsclgebiet, über >ic bereits Kanäle hinwegführen und an deren Ausbau sich eine große w.'i- tere Enlwbklung knüpfen wird. So weisen die natürlichen Verkehrs beziehungen der Ukraine nach Westen. Der Entwicklungsgang von Bulgarien zeigt der Ukraine, wie ein Staat sich entwickeln kann auf demokratischer Grundlage bei einem Volke, das dcs Adels entbehrt, und wie Bulgarien wird die Ukraine in Deutschland immer einen war men Freund finden, wenn ste sich selbst treu bleibt und vorwärts strebt. D Berlin, S. Februar. (Drahtbertcht unserer Ber liner Schriftleitung.) Von guinnterrichleter Seite hören wir, daß es, bei aller gerechten Freud« über de« Abschluß dcs Friedens mit der Ukraine, gerade jehl gilt, sich nicht Hofsnongen hinmgcden, deren Erfüllung vielleicht noch in weiter Ferne liegt. Wenn auch mit Genug tuung festgefiellt werden Kana, bah wir den ersten Markstein auf dem Wege zum allgemeinen Frieden erreicht haben, so ist man in poli tisch gut uaierrichielen Kreisen doch der Ansicht, daß dies« Art von Erfolg nicht überschätzt werden darf. Aus Brest klingt noch immer die anmaßende Sprache des Herrn Trotzki zu uns herüber» die uns den Frie den mit den Maximalisten Rußlands nicht um einen Schritt näher gebracht hat. Aach die Stellungnahme Rumäniens ist noch nicht geklärt. Einen Frieden mit unseren östlichen Rachdarn bedeuket der Abschluß mit der Ukraine unter diesen Umständen noch nicht, wohl aber das AoSschaUen eines «ichligea Teil s unserer Ostfront. Von diesem Ge- sichlspuaki« aus tst die Genoglovng und di« Frcodc über den Frieden durchaus berechtigt, vor alle«, weil er uns bewiesen bat, daß sich die Letter unserer auswärtige» Politik auf dem richtige» Weg« befinden, der uns über alle Hinderniff« hinweg dem ersehnten Ziele doch einmal zufShrea muh. Freilich dürfte wohl längere Zett vergehe«, dis die Transporimittek der Ukraine, die sich in trostlosem Zustande befinden, deutschen Parteien und den Slawen wurde eine Reihe wichtiger Gesetze verabschiedet. Die Amnestie, die mehrere tschechische Führer auä dem Gefängnis befreite, erregte bei den Deutsch radikalen schwere Bedenken, schien dagegen die Stellung Seidlers bei den Slawen zu stärken. Dies war jedoch, wie sich später er wies, ein .Irrtum. Die Tschechen, die sich bezüglich ihrer politischen Zukunft aus den Standpunkt gestellt holten, daß über ihr Schicksal nickt durch Verhandlungen im österreichischen Parlament, sondern auf der Friedenskonferenz entschieden werden sollte, gingen bald in die Opposition. Die Deutschen, die dem Dr. v. Zeidler ein zu weites Entgegenkommen gegen die slawische Partei nun Vorwurf machten, kündigten ihm ebenfalls die Freundschaft, und die mächticze Partei der Wiener Christlich-Sozialen entzog ihm wegen der scylechlen Verpflegung dcr Reichshauptstadt ihre Gunst. Auch die Polen, die für die Sclbslregicrung in Galizien immer weiterreichendc Forderungen stellten, ließen ihn fallen, so daß die Regierung, als sic cs wagte, den Reicksrat wieder zu er öffnen, keinen Mchrhcitsblock kalte, auf den sic sich Härte stützen können. Das Nationalitätcnkabinett wurde von den Nationali täten im Glich gelassen. Die k. und k. Regierung sieht sich wieder einer Aufgabe gegenüber, die nock im Kriege gelöst werden muß, weil Oesterreich- i Ungarns äußere Politik davon abhängt. Es handelt sich um die Befreiung dcr Parteien vom Starrkrampf des nationalen Mißtrauens. Es ist das innere Kriegs ziel Oesterreichs. Daß auch Deutschland an der Erreichung dieses Kriegszicls ein lebhaftes Interesse besitzt, braucht kaum gesagt zu werden. Die inneren Voraussetzungen dafür muß sich die Wiener Regierung durch ein starkes österreichisches Ministerium schaffen, das die Nationalitäten führt und nicht von ihnen geß"' wird. soweit wiederhergestellt fein werden, dah an eine« Warenaustausch in größerem Umfange herangetreten werden kann. Dje Aufnahme der Friedenänachricht ln Oesterreich-Ungarn < Köln, Y. Februar- (Eigener Drahlbericht.) Der Wiener «lorrespondcot der „Köln. Zkgi" berichtet: Der FricücnSschluß mit dcr Ukraine wurde hier mittags durch Extrablatt verbreitet und er weckte überall lebhafte Freude. Dcr größte Teil der hiesigen Bc velkerung hält den Fricdcnsschluß mit der Ukraine für den wichtig sten Teil des Friedens im Osten, weil ec weiß, daß die Ukraine dcr wirtschaftlich bedeutendste Teil des ehemaligen Rußlands ist, was man deshalb nicht nur für die Versorgung der Mittelmächte mit Lebensmitteln und Rohstoffen von höchster Wichtigkeit hält, sondern auch durch ihren Vorantritt im Friedciisschluß Herrn Trotzki zum Trctz diese., vus Sorge um den Verlust dieses an Noiurschätzen reichen Lau de- zwingen wird, sich dem Fricdcnsschluß schleunigst anzuschließcn, so wie auch Rumänien aus Furcht vor der Entblößung seiner Flanke zu Fncdcnäocrhandlungen zuaängiger zu machen. Wirt schaftlich, politisch und strategisch erscheint der Bevölkerung und jeden falls allen politisch denkenden Kreisen daher der Friedensschlust mit dcr Ukraine als ein entscheidendes Ereignis auf der Bahn dcr Kriogsbccndigung. Budapest, l). Februar. sE i gc n c r Drahtbertcht.) Die Nach richt vom Fricdcnsschluß wird von den M tglicdcrn sämlticher Parteien mit aufrichtigster Freude begrüßt. In vielen Kreisen ist man davon überzeugt, daß die Frage dcs wirtschaftlichen Verkehrs gelöst ist, so daß der Handelsverkehr Ocstcrrcich-UngarnS mit der Ukraine bereits in der nächsten Zeit w'rd ausgenommen werden können. — Graf Andrassy äußerte sich über den Fricdcnsschluß mit dcr Ukraine, daß dieser weitaus wichtiger sei als dcr Friede mit Rußland. Der Friede mit der Ukraine sei säst über Nacht gekommen. Der Friedens schluß habe aber auch gezeigt, daß geheime Verhandlungen eher zum Ziele führen. Prag, il. Februar. (Eigener Drahtbertcht.) Der Obmann des ukrainischen Klubs des Abgeordnetenhauses Pctrusch- kiewiecz äußerte sich zum Vertreter des „Prager Tagblattcs" tn Wien: Wir als Ukrainer müssen große Freude empfinden, daß unsere Brüder heute schon einen souveränen Staat haben und selbständig ge worden sind. Wir schöpfen daraus die Hoffnung, daß dies auch auf unser Schicksal zurück« rken wird. Wir kennen noch nicht die Be dingungen des Friedensschlusses, aber wir halten es auch nicht für un möglich, daß Ostgaliztcn der Ukraine ange gliedert wer den soll, wenn das auch nicht der Fall werden sollte, so glauben wir doch, daß sich unser Schicksal nun viel besser gestalien wird. Oesterreich muß den Bestrebungen der ukrainischen Völker Rechnung tragen sowohl aus wirrschastl eben als auch aus politischen Gründen: aus wirtschaft- lichen Gründen deshalb, weil die Ukraine mit ihrem Korn, Kohlen, Metallen usw. Oesterreich helfen kann und weil es dcr österreichischen Industrie ein reiches Absatzgebiet eröffnet, in politischer Hinsicht deshalb, wc l durch den selbständigen ukrainischen Staat Rußland vom Schwär- zen Meer getrennt Ist und dadurch alle die einst zwischen Rußland und Oesterreich gewesenen Streitfragen beseiltgk sind. Petruschkicwiecz sagte zum Schluß: Wir streben die vollständige Restitution des Fürstentums Halicz zu einem an Oesterreich angegliedcrten Reichslande unter König Karl an. Pressestimmen Die Berliner Abendblätter beschäftigen sich mik dcr Bedeukung des Friedensschlusses mit der Ukraine. Sic heben vor allem her vor, daß der Ring der Feinde nunmehr zum ersten Male durch brochen ist, und betonen ferner die wirtschaftliche Seile. So sagt die „Vossische Zeitung": „Im Augenblick sehen wir vor allem den moralischen Wert dieses Friedensschlusses. Ec verringert die Zahl unserer Gegner und schlägt eine Bresche in den eisernen Ring von Feinden, dec den Vier bund seit Kricgsbcginn umklammert gehalten Kat. Er ist ferner die erste praktische Anerkennung unserer Stärke: denn wir erblicken zu nächst sein Wesen darin, daß ein werdendes Staatswesen sich tn den Schutz unserer Freundschaft begeben hat, um seine gefährdete Ent Wicklung zu sichern. Diese Tatsache bleibt ein Aktivposten, gleichgültig, wie die Dinge sich weiter entwickeln werden. . . . WaS unsere Di plomatie in dieser Angelegenheit geleistet Kat, werden wir erst dann beurteilen können, wenn uns die Linzelhcllen des Friedensschiusfes und seine weiteren Folgen bekannt sein werden. Rach dem Plane unserer politischen Leitung ist dieser Friede» offenbar «tn Teil eines größeren Der Friedensschlust mit der Ukraine
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