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84 HauptschrtfNetter: vr. Everth, Leipzig MvUtag, düN 4. AebkUak Verlag: Dr. Reinhold L Co., Leipzig 1818 ! > .1 " > -.7-^ Das Ergebnis von Versailles Der Kriegsrat vo» Versailles Basel, 4. Febraar. (Elg. vrohtberlcht.) Eine Pariser Havasdepesche veröfseaiücht b«sErgeb»lg de» Oberst« Krlegs- rateS der Eakeule, der vom 80. Iaauar bis 2. Februar uuler dem Vorsitz von Lleuiencea» i» pebea Vollversauuniougea tu Versailles ab gehallen wurde. Angeblich waren für die Vereinig!« Staat« die Generale Blitz und Pershlug, stlr Frankreich Llemeuceau, Pichon, die Gmerole Fach, Psialn und Weyaaub, für Eng land Lloyd George, Lord Milner, Geaeral Robertson, sfeldmarschall Haigh und Seueral Wilson, für Aiali« Orla » b », Sonnino, die General« Alsl« ri und Labor»« «weseud. Der Oberste Kriegsrat prüf!« sorgfältig di« fängst« Erklärung« von Herlllng und Ezeraia. Er »«möchte darin keinerlei Annäherungen an die von all« Regierung« der Alliiert« fvr- mulierlen mahooll« Bedingung« zu erkennen. Der Andruck, d« mau davon halte, sei der Kontrast zwischen den angeblich ideal« Zielen, ra deren Verwirklichung die Mittelmächte di« Verhandlung« von Breft- Litowsk eröffnet hätl«, und dem nunmehr off« zutage liegend« Streb« nach Raub und Eroberung. Unter dies« Umstände« «rachiel es der Oberste KriegSrak als seiue unmittelbare Pfllcht, bi« Fort dauer des Krieges unter äußerster Energie and durch die strassste und wirksamste Vereinheitlichung der militärisch« Haapt- arbeit der Alliiert« stcherzustell«. Diese Arbeit mutz getan werben, bis sie bei d« feindlich« Regierungen und Völker» eiu« Gesin nungswechsel herbeisährt, der Aussicht auf «in« Fried« bietet, vereinbart unter d« Bedingung«, die nicht darauf hiuaaslaofe», baß die sämtlichen Prinzip!«, denen zum Triumphe zu verhelfen die Alliierten entschlossen sind, nämlich dl« Prinzip« der Freiheit, Derer!» tigkeit und Achtung vor dem Rechte der Rationen, den aggressiv« Militarismus zusammenbrechen. Die Entscheidung«, die der Rat getroffen hat, umfass« nicht nur all« militärisch« Angelegenheiten der Alliiert«, sie betreff« lus- besondere die strikte und wirksamste Vereinheitlichung sämt licher Anprenguuge» der i» Kampf« a^z« bi« Zentralflaat« vereinigten Mächte unter der Kontrolle des Krlemtrates mit erweitert« Befugnissen desselben. Die im Rovember zu Rapallo ausgestellt« Grundsätze der politische» Einheit uub der Mu heil der Aktiva ward« tu konkreter und praktischer Weis« ausgebaut. 2a all« diese» Frage» wurde »ach eingehender Erörterung b«r et»z»schlag«»d«n Politik m»b der Aussührungsweis« eine Ei»ig««g erzielt. Vollständiges Ein ver nehm« zwischen den Regierung« und den leitend« Mmtärpersonea besteht hinsichtlich d«r rationellste» Durchführuug der übereinstimmend gefahren Beschlüsse. Hieraus erwächst uns all« «in sicheres Gefühl der Stärke, die bekräftigt wiick durch di« Einheit der Anschau»»-«. Koalition der Gewiß« »»d d«s Willens erstrebt als einziges Ziel bl« Vertretung der zivilisiert« Welt gegen bas brutal« Dor hab« der Unterjochung der Well. Sie seh« den Gewalttätigkeit« des Feindes jene Ruh« «tgeg«, die der Besitz der höchst« Energie verleih. Di« tapfer« Soldat« »nserer Demokrat!« hab« sich durch aiw«rgleichvche tzeldenlogendea ihr« Platz iu der Geschichte schon bestimmt. Die edle Sttmdhaftigdeit feboch, die unsere Zivilbevölkerung bei den furchtbaren Prüfungen iedeu Tag beku»det, bestätigt nicht minder, dah der kräftig« Schneid unserer Arme« de» moralischen Sieg durch einen militärischen Endsieg der befreiend« Entente glorreich verkünd« wird. Genf, 4. Februar. (Drahtberichk.) Nach einer Londoner Meldung wird Lloyd George Anfang dieser Woche eine wichtige Rede halten, die sich auf dte diplomatischen Entscheidun gen der DersatllerKonferenz stützen wird. Der deutsche Heeresbericht Amtlich. Großes Hauptquartier, 4. Februar. Westlicher Kriegsschauplatz A» vlele« Stellen der Front ArtlllerletLtigkest, dte sich namentlich ln Flauderu zwischen de« Houthoulster- Walde und der Lys sowie beiderseits der Scarpe gegen Abend steigert«. Westlich von Belllcourt scheuerte eiu starker Lrkuuduu^vorstotz der Engländer; an der Allette nördlich von Braye drangen die Franzosen vorübergehend l» unsere Posten stellung ei«. » Eigene Infanterie nnd Pioniere Holken nordwestlich vo» Be- zouvaux IS Gefangene aus -en französischen Gräbeu. An Luftkämpfen und von der Erde aus wurden la de» beide» letzten Tagen 18 feindliche Flugzeuge und zwei Fesselballone zum Absturz gÄracht Statteaische Front Kölschen Etsch uub Piave vielfach Arkilleriekkmpfr. Do» de» andere» Kriegsschauplätze» nichts Neues. Der Erste Geueralquartiermeister. Der Chef des SeneralstadeS. (M. L B.) 18 ovo Tom»« versenkt vtd. Berlin, S. Februar. (Amtlich.) A-Bootterfol« auf dem nördliche» Kriegsschauplatz 18000 Br.-R.-To. Die Schiffe wäre« fast sämtlich tiefbeladen und wurden zum grötzten Teil im Aermelkanal veralchkek. Anker anderem wurde hier eiu großer Frachtdampfer in gewandtem Angriff aus einem Geleitzug Her aasgeschossen. Namentlich festgefieük konnte der englische Dampfer .HonSgrooe" (3062 To.) werden. Der Chef des AdmiralstobeS der Mariae. Kommisfionsberatung tu Brest-Lttowsk vtb. Brest-Lltowsk, 8. Februar. fDrahkbericht.) Heute vor mittag hielt die deutsch-österreichtsch-russtsch« Kommt sslonzur Regelung der politische» »nd territorialen Fragen eine weitere Sitzung ab. Dte Besprechungen begannen mll einer Aeußervng des Staatssekretärs von Kühlmann zu der Frage der Einladung bezw. Zulassung vo« Vertreter« der westliche« Randstaate« zu den Verhandlungen in Brest-Litowsk. Der Staatssekretär erklärt«, brr frühere Stanbpunkt brr Mittelmächte in dieser Angelegenheit sei vollkommen uu- veränd «rt. Herr Trotzki führte demgegenller aus, dte Frage der Zuziehung einer Abordnung der polnischen Regierung alt der Regierung eines selbständig« Staates zu d« hiesig« Verhandlung« sei aufgetaucht, alt dte russische Delegation diesen Gegenstand gestreift hab«, um das Aiigenmerk darauf zu lenk«, daß die deutsche »nd die österreichisch-ungarische Delegation zwar dte Selbständigkeit des. polnischen Staates anerkannt«, die Heran ziehung einer Vertretung Polens zu d« Derhandlunegn jedoch nicht an geregt hätte». Darauf hab« die Gegenpartei allerdings erklärt, daß sie diese Frage einer wohlwollend« Prüfung unterzieh« würde. Hierauf fuhr Herr TrotzÜ fort: Mr ouferfetts erk«»« die SelbfiüubtgkeA uub A»abhä»g!gk«8 des polnischen Staates im voll« Umfange an, ab« wir köuuea uicht bl« Auge« vor der Tatsache verschNetz«, daß dies« Selbständigkeit nur «tu« scheinbare ist, solang« Pol« «»ter dem Regime d« VefeSmg sieht. Gerade deswegen, weil wir die Selbständigkeit des polnisch« Volkes und seines Staates anerkenn«, können wir, ohne di« Selbständigkeit deS polnischen Staates anzutasten, doch nicht di« fetzig« Vertret«, bi« durch den Will« der besetzenden Behörde» eingesetzt worben sind, als dte Vertreter des polnkfchea Volkes anfehen. ÄS bevollmächagt zur Teil nähme an dies« Verhandlungen könne « nur eine Vertretung Polens ansehen, di« sich auf die breiten Massen stützen würde. Er möchte darauf aufmerksam machen, datz die russische Dele gation. wenn sie die Regierung Kucharczewskis nicht als bevollmächtigte Regierung deS polnisch« Volkes ansehe, damit durchaus nicht sag«, batz sie dte Unabhängigkeit des polnisch« Staates nnb des polnisch« Volkes nicht anerkenn«. 2» Erwiderung hierauf wies Staatssekretär von Kühlmann .,«rrst auf die Aeußerung« hin. die die Vertret« b« Mittelmächte bei den KommlsflonSfltzunaen am 11. und IS. Januar zu dieser Frag« ab gegeben haben. Anknüpfend hieran bemerkt« d« Staatssekretär, « wisse nicht, warum der Vorsitzende der russischen Delegation v« den polnischen Randvölkern heute die Pol« aMwesondert Hube. Die An- gelegeuheiten der Polen, Litauer und K»rlü»der sei« bis- der zusammen erörturt wmck«. Er Glaub« ober. «tn« gewiss« Fortschritt darin «kenn« zu könne», daß Trotzki dte Seldständigkett des polnisch« Staates in vollem Umfang« anerkannt habe. Wen» b« Vorsitzende b« russisch« Delegat!« a»ch für bi« web«« westlich« Randvölk« Rußlands dl« Selbständigkeit ««b«»« wollt«, so würde» dl« Verha»dl»»ge» hiermit eine» erhebliche» Schritt vorwärts kommen. — 3» Beantwortung «tu« vorher gefall«« Bemerkung Trotzkis, daß dte Regieruna« der Mittelmächte dte ««« finnisch« Regierung noch nicht anerkannt hätten, «klärt« Kühl mann. « sei üb« die Vorgänge l» Fiunland noch nicht ge nügend unterrichtet, doch sei« ihm von zuverlässiger finnischer Sette zahlreiche Klag« darüb« zuaekomm«. daß di« russisch« Arm« dort tu die inneren Kämpf« eingegriffen habe, und daß die mehrfach geäußert« Wünsche auf Zurückziehung der russischen Truppen vom finnischen Territorium von der russischen Regierung nicht in befriedigender Weise beantwortet worden seien. Ab« er wolle nicht die Aua« davor verschließ«, daß dies« pol nische Staat jetzt von fremd« Truppen beseht sei und daß dte söge- nannte polnische Regierung sich nur innerhalb der Grenzen bewegen dürfe, dte ihr von oben her gesteckt würden. Set der polnische Staat ein Staat, so müsse « geograpbische Grenzen haben, sei das vol- Nische Königreich ein Königreich, so müss« es ein« König haben. W«u ein Staat weder Grenzen noch eiu« König hab«, dauu sei es kein Staat «ab kei» Königreich. Man habe es hi« mit »och nicht endgültig gestaltet« Verhältnissen zu tu». Auf die Bemerkung« des Vorsitzenden der österreichisch-ungari schen Delegation hob« « zu erwidern, daß seine Regieruna durchaus nicht als Schiedsrichter in diel« Frage austreten wolle. St« schlag« nur ein« Weg für die Nachprüfung der Berechtigung der polnischen Re gierung vo^. « (Fortsetzung auf Sette 3.) Radoslawow »mb Brest-Litowsk Wie», s. Februar. (Etgeuer vrahtbericht) Vie «Reue Freie Preß«' veröffentlicht «1» Gespräch, das b«, bulgarisch« Vesandt- schaftssekretär a. D. Georghlew mit dem Mlnlsterpräsib«!« Ra- doslawo« tu Wi«, «läßlich seiner Durchreis« »och Brest-Lttowsk, hatte. Roboslawmo sogt«: «Dte bulgarisch« Ansprüche, betreff«b di« »aüoual« Elnhett, begeg»«, keineswegs Ht»de«ifl« a»f der Konferenz t» Brest »nd bild« et»« wichtig« Punkt in dem Programm der Zen- traluiächt«. V» Fried« ohne gewaltsame Vebietservberung« wider- spricht nicht b« Ansicht« der bulgarisch« »okioaal« «nheltttchkeU. Dl« Dobrubfch», M»r«vsk» «nd Mazedonien sind bulga rische Gebiet« mck «leb« befreit wnrd«.' A»f eine Frage a» b« Mtntsieepräsibent«, in welch« Sttaumntg « »ach Brest-Litowsk reise, anttooetete « «K «N optlwlsitsch« «»Ssprüch«. Rabaslawaw glanbi, datz nach «ine« sofortig« Fried« aüt Rußland es vier «her zu «i»«w allgemein« Fried« koaun« werd«, ad« w« darf je»« Schwierig- keilen nicht »nlerschätze» »ach überschätze», «ns jeden -all wtlrb« es »iewand« wnnder», batz M Schwierigkeit« gibt; den» «a» hat es nicht mit «ine» Staat allein z» In», smrbe« mtt «in« Grupp« vo« »e»«stand«en «d sich erst entwickel»»« Repndlik«. Ra- bist»»-» sagte, er glaube an «in« Fried« Misch« bew Vieednnb «ch —n, e E» —- - Die ukrainische Frage Als die Ukraine zuerst Friedensmöglichkelten zeigte und die Nachricht kam, sie würde Vertreter nach Brest-Lttowsk schicken, da meinten viele bei unS, daä wäre eine Hilfe für unser Auftreten gegenüber den Rusten, man werde die Ukraine vielleicht gegen ole Petersburger Regierung ausspielen und diese so unter zwei Feuer nehmen können. Bald jedoch, nach den ersten Erklärun gen der ukrainischen Abgesandten bei den Beratungen, schien es, als sei -aS ein vollständiger Irrtum gewesen, als würde umgekehrt die Stellung der Rusten unS gegenüber gestärkt, und wir sähen unS nun zwei Verhandlungsgegnern gegenüber, die am gleichen Strange zögen. Die Grundauffastungen nämlich, die die Abgeord neten der Kiewer Zentralrada programmatisch verkündeten, stan den den Forderungen der Bolschewik! weit näher als unseren An sichten. Aber auch dieser Eindruck war nicht von Dauer. Es zeigte sich, daß doch mit den ukrainischen Vertretern leichter zu verhandeln war als mit den Petersburger Herrschaften, daß sie sehr bald dennoch selbständig zu verhandeln wünschten — die deutsche Oeffenklickckelt verstand freilich den Wechsel nicht ganz und kann ihn auch erst seit dem vorletzten Bericht auS Brest-Lttowsk verstehen — und eS ergab sich die ziemlich bestimmte und nahe Aussicht auf einen befriedigenden Abschluß Mischen uns und der Ukraine. Da tauchte ein neuer Faktor aus, der die Berechnungen störte. ES stellte sich eine zweite ukrainische Gesandtschaft et», die der ersten ihre Vollmachten bestritt. Diese zweite Abordnung vertrat und vertritt die Sowletkreise von Charkow, wo dte Bol schewisten die Oberhand haben, und behauptet, der Kiewer Ientral- rat habe lediglich die Bourgeoisie hinter sich, — während sie selber offenkundig auch nur sehr einseitige Interesten zur Geltung brin gen will. Ferner erklärten die Leute aus Charkow, ihrerseits nur im Rahmen der gesamtrussischen Abordnung zu verhandeln, also im Sinne etneS zukünftigen gesamtrussischen Bundes von Re publiken. Der Bericht über die vorletzte Sitzung in Brest-Litowsk, den wir vollständig heute morgen veröffentlichten, ist nun an sich so klar, daß er kaum einer Auslegung bedarf. Aervorgehoben zu werden verdient immerhin, dah die Regierung der ukrainischen Volksrepublik von ihrem anfänglichen Bestreben, einen Bund aller Republiken zu schaffen, die auf dem Gebiet deS früheren russischen Kaiserreiches entstehen würden, und demgemäß eine ge meinsame Bundesregierung zu bilden, abgekommen ist! Hier liegt die Erklärung für den bei den Verhandlungen in Brest-Litowsk selber zutage getretenen Frontwechsel, von dem wir soeben sprachen. Der Grund für diese Wandlung liegt darin, daß ein gemeinsames BundeSorgan trotz aller Bemühungen bisher eben nicht zustande- gekommen ist, und dah eS nach Ansicht der ukrainischen Zentral- rada auch nicht Zustandekommen wird! Im übrigen ist die Dialek tik der Kiewer Abgesandten der deS Herrn Trotzki anscheinend durchaus gewachsen. Für uns ist natürlich vor allem die Frage wichtig, wie die Macht der Ukraine zwischen Kiew und Charkow verteilt ist. Davon hängt eS ab, ob Abmachungen, die wir jetzt mit der Zentralrada treffen, im Lande selbst nachher anerkannt und durchgeseht werden. Dabet kann eS uns verhältnismäßig gleichgültig sdin, ob nun Herrn Trotzki auS seinen früheren Aus sprachen logisch oder philologisch nachgewiesen werden kann, dah er sich widersprochen hat, oder ob er seine früheren Erklärungen in einer gewissen .Voraussicht' der jetzt eingetretenen Schwierig keiten vorsichtig abgefaßt hat. Nach der Darstellung, die in der vorletzten Sitzung von ukrainischer Seite gegeben wurde, sind die Macht und dos Recht allerdings sehr deutlich auf feiten der Kiewer Rada, und deren Anerkennung durch die Mittelmächte erscheint danach wohlbegründet. Die Charkow« Abordnung aber ist, abermals nach ukrainischer Darstellung, von Petersburg aus künstlich geschaffen worden. WaS Trotzki in der vorletzten Sitzung über die Stärke der .se paratistischen' Bewegung bei den Grenzvölkern sagte, zeigt deut lich, dah er das Selbstbestimmungsrecht in der Tat so auffoht. wie es nachher der Vertreter der ukrainischen Zentralrada ihm vor warf. Trotzki meinte nämlich, dah die Verselbständigungsbestre bungen der Randvölker im Grunde nur auf die Kreise zurück gingen, die früher mit dem Zentralismus, also auch dem Zarismus verbunden gewesen feien; diese Bestrebungen seien also lediglich auS Besorgnissen vor der Revolution erwachsen; jene Klassen wollten nicht in den bolschewistischen Strudel yineingezogen wer den und sich deshalb selbständig machen. Nun mag eS zum Teil zutreffen, dah die Revolution mancherorts daS Bedürfnis nach einer Trennung von Rußland verstärkt hat. Für unS aber ist im Augenblick vor allem wichtig die Erkenntnis, daß Trotzki selber der fortschreitenden Verselbständigung der Randstaaten Schwierig keiten zu bereiten sucht. Kurz gesagt: er faßt das Selbstbestim- mungSrecht vor allem innerpolttisch auf, als eln Recht zur Selbstbestimmung der niederen Volksmasten innerhalb d«S bis herigen russischen Reiches. Die Selbstbestimmung soll also lm Ge gensätze zu den früher herrschenden Klassen geschehen, nicht so sehr lm Gegensätze zu einem fremden Staate. Auch in den Rand staaten sollen sich die bolschewistischen Schichten zwar gegenüber den bürgerlichen .selbst bestimmen', doch gegenüber der bolsche wistischen Regierung von Petersburg nur insoweit, als fte mit dieser auch weiterhin mindestens förderativ zusamenhalken wollen. Trotzki» Hauptinteresse gilt eben, wie an dieser Stelle wiederholt betont worden ist, vor allem der Propagierung seiner revolutio nären. wirtschaftlichen und sozialen Ide«, und so saht er auch daS Selbstbesttmmungsrecht der Völker mehr sozial als national auf. Der Kiewer Sprecher konnte mit Leichtigkeit darauf Hinweisen, dah das Treib« der Rot« Garde bet den Grenzvölkern von ein« Anerkennung deS nationalen Selbst- bestimmongsrechtes ziemlich wett entfernt ist. DaS Bild der Trotzkischen Politik wird also immer klarer, und dartn ltagt ein gutes Teil der Bedeutung, die bl« vorletzt» SttzÄüg luBrest Lttowfk gehabt hat. >