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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.02.1918
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1918-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19180202015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1918020201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1918020201
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-02
- Tag 1918-02-02
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Monat
1918-02
-
Jahr
1918
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Die Ausstandsbewegung im Reiche Die Aattrmg -er Regierung w». Veeli». 1. gebe»«. (AmMch.) Se^nWer Kn» «eil». Slnstelnngcn in Grvtz-Berlin Hal die Regierung von vvrnheretu den Slnnbpmrkt nertreien, datz p« nicht ln der Loge sei. mU «ine« von streikenden Arbeiter» ohne Hede gesetzlich« Grundlage gewähiien Arbeiierrat In Verhandlungen über politisch« Fragen elnzutretea. Da gegen hol sie sie» ihr« Bereitwilligkeit bekandet. di« Lane mit de» politlsrhe» and gcrverkschasllichen Führer« z» erörtern. Diesem Grnnd- sotz hat »m gestrigen Tage anch der Reichskanzler del einer Be sprechung mit den Abgeordnete» Baner und Schmidt Ausdruck gegeben. Er erhielt indes bald darauf «in von den Abgeordneten Ebert. Haase. Lededonr and Scheidemann unterzeichnetes Telegramm, worin dies« ersuche«, zusammen mit fünf Vertretern der G«roerkjchastsorganisaUon«n. die von de« Streikende» a s ihr« Der IravenSpersoncn ernannt worden seien, vom Kanzler empfangen zu «erden, und zwar zur Erörterung deü Vcrsammlungsrcchl«S. Da dieses Ersuchen mit der oben erwähnten gesetzlichen Stellungnahme der Re gierung nicht in Einklang zu bringen mar. lieh der Reichskanzler mit dem Vorschlag erwidern, dah an der gewünschten Besprechung je zwei Vertreter der beiden sozialdemokratischen RcichStagSsraktione« und der Generalkommission der Gewerkschaften teilnehmea sollten, und Pellte sogleich anheim, den Leitern der gewerkschaftlichen Organ sallone« zu ihrer Unterstützung noch drei weitere Vertreter der Gewerkschaften bei- zugebcn. Die Eegenieilc ging jedoch daranf nicht ein, sondern schlug nunmehr vor, die Abordnung auS je zwei Vertret«:« der ReichsragS- fruktionen und aus den in dem oben erwähnten Telegramm bezeichneten Gerverkschasläsuuklionären zusommenzufchen. Unter den beiden Mit gliedern der sozialdemokratischen Rcichslagssraklionen sollte sich der Abgeordnete Bauer befinden, der zwar der Gencrolkommijflon der Ge werkschaften angrhört, jedoch als Vertreter der Parteileitung an de: Bespritzung tei nehmen sollt«. Vie vom Reichskanzler oorgeschlagcnc Zuziehung besonderer Vertreter der EewerkschaslSi« lung sollte mithin unterbleiben. Der Reichskanzler konnte sich mit diesen Vorschlägen nicht einverstanden erklären, da die sogenannte Abordnung sich wiederum als eine von der Sl.-ciklcilung bevollmächtigte Vertretung der streiken de», Arbeiter darstelll« und nicht alt Vertretung der Arbeiterschaft in ihrer Gcsamihcit. Infolgedcsscn hielt der Reichskanzler an seiner Antwort fest, di« er ans das obenerwähnte telegraphische Ersuchen gegeben hatte. Von der Gegenseite wurde jedoch erklärt, dah unter diesen Umständen aus den Empfang der Abordnung verz chtet werde. Wie der geschilderte Sachverhalt ergibt, ist die Regierung jederzeit bereit, berufene Ver treter der werktätigen Bevölkerung zu empfangen und mit ihnen zu beraten. Als berufen zu solchen Verhandlungen sieht sie di« Abgeord neten aller Fraktionen und auherdem, für die Erörterung d:r besonders die berufenen Interessen der Arbeiter betreffenden Fragen, auch die Der- trelcr der gcwcrkschafil chcn Verbände an. Sie muh eS aber als un vereinbar mit dem Wesen unserer staatlich n Ordnung ablrhnen, über polir.sche Lebensfragen des ganzen Volkes mit Vertretern einer Son- arrgluppe zu verhandeln, die durch Niederlcgcn der Arb.it im Zeichen valeriändischcr Rot den Beweis dafür liefern, dah sie den Ernst ihrer schweren Verantwortung als Gl cdcr der Gesamtheit des Deutschen Reiches nicht erkennen. Verhandlungen be'm Reichskanzler <Dra hl bericht unserer Berliner Schrlstleiknng) D Berlin. 1. Februar. Wenn sich die Zahl der Streikenden Heu e nachmittag kaum geändert hat, so Hai sich dos Bud doch insofern verschoben, als eine Reihe von Arbeitern in verschiedenen Betrieben die Lröeil wieder aufaenommen. dagegen ander« erst in den Ausstand getreten sink. Henle ist in Ker Mehrzahl der Fabriken Lohntag. Wenn die Arbeiter. Hanl« «ach strei ken, so ist ihnen ein ganze« Wochenverdienst verlorengegangen. Rechnet man. dah «in Arbeiter 5li Mark verdient, ein qualifHicrter Arbeiter 15V Mark, viele haben sogar noch eine größere wöchentlich« Einnahme, io darf man aus «inen Gesaintlohnbelrag — bei 180 000 Streikende« — es« 18 Millionen Mark die Woche kommen. Da unier den Streikenden oiele jugendliche Arbeiter sind, die diesen Lohnsatz nicht erreichen, so kann man immerhin annchmen. daß iS Millionen Mark de« Arbeitern in dieser einen Woche an Loha oerlorcngegangeu sind. Bei Bäckern nab Fleischern ist es vielfach vorgedomm n, dah heute di« Arbeiter and Arbeiterinnen ans ihr« Lebensmittelkarte Waren ohne Geld verlange«», ein Zeichen, dah sie in dieser Woche sehr verschwenderisch mit dem Gcsdc vmgcgangen sind. Zwischen den Abg. Sch«ideman« und Eberl elnerselts und den Vertretern der Regierung auderseits haben heul« aachmit ag V«r- Handlungen siaklgesunden, die ober zn keinem bestimmt«» Ergebnis führten. Der Konferenz, die beim Reichskanzler abgehallen wurde, wohnte auch Staatssekretär Wallraf bei. Eine Bekanntmachung für Berlin Di« AussiandSbewegung, in der eia Teil der Arbeiterschaft vou Gros,-Berlin noch verharr», bcelnlrächkigt die Versorgung des Heeres und de, Marine mit Massen und Munlkion. Ich habe daher zunächst folgende Betriebe 1. die Waffen- und Munitionsfabriken in Markinikenleld« and Willcnau, T bi« B«eü>« Maschtn«nk«»M.-G^ von» L. Si-,«HknM 1» 4^ bl« *Allgem«z«< LteK, ^i l ätS-Geselstchaft. F«ch«SK«a 1« H«» ntngSdors, s. die ArgllS-Wotor«n-«s«0schof1 1» Berlin-Reinickendors. k. bi« Luft-Verk«hr Sefellfä-afl ln B«M»-2ohaa>Mthal «mb 7. bl« Daimler-Molo re»-Gesellschaft, Zn»«tMt«b«r1afl»», in B«r. li»-M«rte«felde «nter Militärische Leitung nestelt and de« Mrd«ft«r, dl«i«r Beiried« aus gegeben, di« Arbeit spätesten« am Montag, de» 4. Fedrnar ISIS, dis amrgeas 7 Uhr. «nieder aufzunehme». Znwiberhandelnde fetze« fich fchioerer Bestraf,,« nach de» Boe- schrlslea des VclogeningSgeseke« na«. Di« Wehrpsllchllgen anier ihnen werden aoherbea» »mlitarisch et»g«z»G«a «enderr. Der oberdefehtthnber in d«n Marke», non Reff El, Generaloberst. AuS dem übrigen Reiche Dresden, 1. Februar. (Drahtderlcht unserer Dresdner S chr i s l l e i t u n g.) Die Ausstandsbewegung Im Dresdner Gebiet hat nach Mittel,ung der .Dresdner Volkszeitung' gestern nach mittag und heut« ein« wertere Ausdehnung erfahren. Im Plauen- scheu Grund fand gestern eine Versammlung der Streikenden statt, die sich den in Berlin gestellten Forderung:« anschlotz. Di« Forderungen sollen durch einen Ausschuß der aus v er Ausständischen und je einem Vertreter der soztaldemoklakischen Partei und der Unabhängigen zu sammengesetzt wurde, der Regierung gegenüber vertreten werden. In den Eis.n- und Stahlwerken von Zitkov in Dresden. Löbdaucr Strohe, haben heute früh fast sämtliche Arbeiter die Arbeit nieber- gelegk. Köln, 1. Februar. (Eigener Drahtbericht.) Nach dem d.c kölnische Arbeiterschaft beschloss, die Arbeit morgen wieder auszunehmcn, dürfte die Bewegung mit Montag völlig erledigt sein. Auch im Ruhrgebiet läßt die Gesamt lage ein weiiereS erhebliches Abflauen der AussiandSbewegung erkennen. München, 1. Februar. (Drahtbericht unseres Mün- chener Mitarbeiters.) Das Bekanntwerden der Verhaf tung von 1V Streikfahrern rief in der heutigen Morgenver- sammlung der Streikenden hrstige Erregung hervor. Bet der Versamm- lung in der Schwabinger Brauerei wurde eine Entschließung an- genommen, die die sofortig« Entlastung der Verhafteten fordert, und In der erklärt wird, dah die Arbeit nicht eher wieder ausgenommen würde. Sodann wurde eine Kommission gebildet, die diese Erklärung Sem Polizeipräsidenten übermitteln sollte. In langem Zuge bewegte die Versamnuung sich zum Wikkelsbacher Palais, wo Militär ihnen den Weg sperrte und sie .zur Umkehr zwang. D>« Kommission der Streikenden wurde vom Polizeipräsidenten empfangen, d«r erklärte, daß di« Ver haftungen auf Grund gesetzlicher Bestimmungen erfolgt seien und nun di« Gerichte zu entscheiden Kälten: «in beschleunigtes Verfahren sei za erwarten. Pol zelpräsiden! Beckh erklärte sich bereit, der Kommission am Sonnabend, vormittags 10 Uhr, über die Stellungnahme deS Ge richts zu berichten. Ein Kowmissionsmitglted forderte daraufhin die unten wartende Menge auf, sich zu zerstreuen und sich dar Nachmittoos- versammlung in der Schwabinger Braaerei «inzafinden, wo weitere Er- Klärungen abgegeben würden. Dl« Streikenden folgten dieser Auf forderung in aller Ruh«. — Nach amtlicher Feststellung ist di« Streik- Bewegung keine allgemeine geworden und hol seit gestern nur geringe Zunahme erfahren. Rach einer Betriebsversammlung der Bayerischen Motorenwerke im Maihäscr-Bräu setzten di« Unabhängigen den Ar- deiterauSschuh ob. Die Versammlung nahm ein« Entschliehung an, in der eine einheitlich« Leitung der Bewegung angestrebt wird. Die Vereinigung der verschiedenen EkretkauSschüst«, die Stellungnahme bet englischen Arbeiter and der Albert-Laü zu London W«rd«« trendig de- - grüßt und erklärt, die deukschen Arbeiter würden die HeereSfola« ver- weigern, wenn die deutsche Regierung kein neues Friedensangebot auf der Grundlage: keine Annexion und kein« Entschädigung mache. Die Arbeiter der Metallwarenfabrik Göggel und Sohn and die Motoren- werke erklärten sich mit den Streikenden solidarisch und stelllen den Anschluß der Arbeitsniederlegung für den Abend in Aussicht. Auf Wunsch des Königs wurde die militärische Absperrung des WtttelSdacher Palais aufgehoben. Sir SojlMWltrille md ter Streit AnS der bayrische« Kammer. München, 1. Fedrnnr. (Drahtbericht.) In der Helltigen Sitzung d«r Kammer der Abgeordneten fordert« der Abgeordnete Segitz (Soz), dah mit Ruh« ond Besonnenheit geg«n die Streikenden vargegangen werde, damit «S nicht za Ausschreitungen komme. Di« sozialdemokratisch« ParielleUong hab« fich nun der Sach« angenommen und such« die Bewegung in ruhig« Bahnen zu lenken. Redner unter breitete der Regierung iie Forderungen der Parteileitung und verlangte vom Ministerpräsidenten, dah er sich klar und bündig über die Kriegs- und grlodensziele der deutschen Regierung Luhere, die im Mittelpunkt der Ausstandsbewegung stünden. Ministerpräsident von Daudl erwidert« hieraus u. a.: Der Haupt- «sfchntz des Reichs ta»^ hak hinreichend« Klarheit geschaffen, mar di« RnichSlnftnna >md bl« Mehrhett bar Volksvertretung in den Friedens- rluftragen will. Gegen das. »aS der Kanzler über die belgische Frage sagte, kann berechtigter Widerspruch wohl nicht ausgesprochen worden. Ich glaube nicht, dah »ir von vornherein alles preiSgeden können in einem Moment, wo die Feind« noch Forderungen stellen, di« an die LebenSnotwendigketten des deutschen Volkes rühren. (Stürmische Zustimmung.) DaS wär« «ln« falsch« Diplomatie. Richt annexionlstische Bestrebungen, nicht ei« Geioallsrie-e, nicht «in Schwertsriede ist das Ziel der ReichSlellnng. sie will nur den Bestand des Reiches sichern gegen llebersälle, ml« wir st« erlitten haben. Ich bitte, doch n'cht immer Misstrauen zu hegen, sondern Vertrau««. Ich dank« Ihnen (zu den Soz), wenn Sie fetzt die Führung in di« Hand genommen hoben. Ich hasse, dah dadurch bi« Bewegung in ruhig« Bahnen gelenkt und der Ausstand baldmöglichst zu Ende gebracht wird. Auf innerpolitischem Gebiet wirb alles ge- ichehen, um die Zusagen der Neichsleitung zu ersüsten. Die Warnung, b'e Polizei möge nicht nervös werden, hat mein vollkommenes Ein- Verständnis, aber ich bitte, aus der anderen Seite auch kein« Nervofilä- zu zeigen. Der Haushaltausschutz über de« Streik G Berlin, I. Fedrnar. (Drahtbericht unserer Berliner S ch r l s k l e i t u n g.) In der DonncrStagsihung des SlaatShauS- haltausschusses deS Abgeordnetenhauses kamen anher dem fort schrittlichen Redner auch noch Vertreter anderer Parteien auf die Streikbewegung zu sprechen. Der ZenlrumSrrdner, ein christ licher Gewerkschaftsführer, führte auS, dah die von ihm vervrtellie Streikbewegung In Deutschland durchaus nicht diesen grohen Umfang hätte onnehmen können, wenn man bei der Behandlung der Arbeiter eine größere Einheit häkle wallen lasten. Wetter wollte er auf diese Sache zur Zeit nicht einaehcii. Der Sozialdemokrat erklärte ebenfalls, aus die Streiksrage nicht eingchen zu wollen, da er von den Streikenden weder dazu ermächtigt sei, noch sich auch sonst berechtigt stihlr, im Namen dar Streikenden irgendwelche Ausführungen zu machen. Er begnügt« sich damit, festzustellen, dah sowohl ein Delegiertentag der christlich, demokratischen Dewerksoerein« im Bezirk Düsseldorf als auch «in Delegiertenlog der christlichen Gewerkschaften im Bezirk Essen, nach dem sie sich gegen d>c Streikbewegung gewendet hattan, in ihren Ent schließungen erklärten, dah di« Regierung die Arbeiterforberungen nach besserer Ernährung berücksichtigen müsse und bah bi« Verzögerung der inneren Resoim, namentlich di« Verschleppung d«r Wahl reform, in der Arbeiterschaft böses Blut gemocht habe. AuS diese« Aeuhcrvngen von am Streik gar nicht beteiligter Arbeikergruppen könnten sowohl die Bürgerlichen als auch die Regierung ersehen, wo der Hebel zur Besserung eingesetzt werden müsse. Der Handels- mtntster äuh«rte sich zu dem Streik nur mit den Worten, er wolle in der gegenwärtigen Sitzung auf di« Bewegung nicht «ingehen, er bedauere nur, dah durch die Arbeitseinstellung ein« Verlängerung deS Krieges elntrete. G Berlin, 1. Februar. (Drahtbericht n»s«r«r Ber liner Schrisllellung.) Wie wir in später Stund« höre», werde» die Verhandlungen zwischen den ReglerangS- vertrelern vnd dc« foziald«mokralisch«a Abgeord neten, die bisher ergebnislos verlaufe», waren, wieber ausgenommen. Di« Unabhängigen Sozialdemokraten beschlolfen heut« in einer Frak- tionSptzang im Reichstage, sich an den Verhandlvngea nur unter der Voraussetzung z» beteiligen, dah zu ihnen auch di« Vertreter der Aus- stSadtsch«« zugelassen werden. In Treptow sand heute «ine groß« Demonstratio« statt. Bei den gestrigen Moabiter Unruhen wurd«»» anher be» beiden schon erwähnten Schuh euten noch weiter« zwei verwandet. .aurs .7:»« r. -n'." - - . > * * Entschädigung für Feierschichten. Vom BundeSrate find Bestim- mungen erlösten worden, die die Bereitstellung von Relchsmitteln für die Entschädigung der infolge Kohlenmangels feiern, den Arbeiter und Arbeit ««innen kriegswichtiger Betriebe der Rüsiungs- und Ernährungsindustrie vorsehen. Die Bestimmungen beziehen sich nur aus solche Einstellungen und Beschränkungen der Ar beit. bi« in die Zelt vom 2. Januar bis 31. März 1918 fallen, und un- mittelbar oder mittelbar durch Kohlenmangel herdeigeführt sind. Di« Entschädigung wird für dle Stunden gewährt, um die di« detriedSübllche Wochenardeliszelt (ohne Ueberstunden) gekürzt wirb, sofern «S den Arbeitgebern nicht ermöglicht wird, gegen «inen der Entschädigung mindestens gleichwertigen Lohn geeignet« andere Arbeit zu übernehmen. Wer durchschnittlich weniger als daS Doppelte deS auf Grund der RetchSverstcherungSordnung festgesetzten OrtSlohnes verdient, erhält seinen vollen durchschnittlichen Verdienst für die ausfallenden Arbeitsstunden, wer mehr als das Doppelte verdient, erhält sieben Zehntel seines durchschnittlichen Verdienstes, jedoch mindestens das Doppelte und höchstens das Vierfache des OrtSlohnes. Dte durch dis Entschädigung entstehende Belastung trägt für fünf volle Arbeitstage oder die ihnen entsprechende Anzahl von Stunden der Arbeitgeber allein. Für den 6. Arbeitstag wird keine Entschädigung gewählt, wäh- rend für die fernere Zett zwei Siebentel der Entschädigung der Arbeit- geber und fünf Siebentel daS Reich trägt. dt« W li. Wi« da« Aus Leipziger Kunstsäle« In -em neuen Kunstsalon i, -er Reichsstraße (o. Pofio- dony) sind neben bekannten Werken einiger hiesiger Künstler ältere Werke zum Verkauf gestcstl. Wenn auch öie zuerteilten Etilret en strittig sind, so verdienen diese Gemälde und Handzcichnungen unser Inler^fl:. Leider wir es mrr nicht möglich, bei den Handzcichnungen dte P.ovenie.iz festzustctlen. Zuschreibungen in bekannten Sammlungen lasten sich leichter auf kyrcii Grund und Ursprung hin vei olgen. Der Ian Steen lOel- bild) dürste von einem guten zeitgenössischen Nachahmer des Mcist.rS fein. Derartige Gemälde, allerdings nicht immer von dieser Quall.äl, finden sich viel ans dem Markt. Die mit Rasfael bezeichnete Hand zeichnung würde ich mindestens fünfzig Jahre nach dem Meister einem oenczianisrben Künstler zuschcctben. Der Michelangelo hat mit dem grohen V ldner gar nichts zu tun, stammt von viel zahmerer Hand, nach m. E. eines Fcrraresen. Der Breughcl hingegen dürfte diesen Namen verdienen. Meine Urteile fuhen allerdings nur auf einer knapp brmestcnen Vesichiigung, bei mehr gebotene, Zeit liehen sich festere Datierungen und Namengebungen leicht machen. Auch das Ätedcr- melerblldn'Z Heike seinen Wert. Freunde alter deutscher Kunst seien auf «tne Handzctchnunq aufmerksam gemacht. Jedenfalls lohnt für Kenner der Besuch. Bei P. H. Beyer 8» Sohn herrscht mit ihren breiten Pinsel- strich«« und frischen Farben im Hauptsaal M. Langer st rah- Ublig. Die Porträts von Soldaten, V-rwunteien in ihren Kittcln «1t den Binde«, reizlrn di« Künstlerin, eine Arzlsrau. Auch Landschaften gibt sie in ibrcr siokt zupackenden Art bedeutende Form. Noch lehnt sich die Künstlerin an Vorbilder an, und inan spürt hier und do Vcr- ivandklcbotl mit Neutönern. Dabei fußt Frau Langenstrah in der Art der Anlsestunq im Porträk noch in de» guten Tradition drS Imprcssio- ntsmnS. D'.: S«d' iften der Hildegard Hennig, der wir die Tonen ver- dank««, «it denen !m Haus der Frau auf der Bugra gedruckt wurde, ver- dtzen-n w«gen de" Eleganz der Linienführung, dem Anschmieoen der Form «n den Inbalt unser«' Bewunderung. Freilich, wer ist in der tage, stt) ein B'<b, das er Oedt, schreibe« zu lasten. O, das lctdiae Geld! Auch dl« H»k,.'chnisse verrat«« die Gewandtheit in der Behandlung der Fläche tznech die Künstlerin. Walker Schmidt besitzt in nwnchen seiner Zeichnungen e'waS »»» der sfimM-rnden Sirichlükrang Hans Mcids. Ande-eS wieder er- innert »n L. v. Hofmann. Deide Vorbilder find gut. Vielleicht findet d«, Künstler d'e Synthese. Melj»r-Knrl«f«ld sieht »i» Träomeraogen in G, gewinnt in seinen Radierungen daS Unbelebte L«d«n. gen der Bäumlein der Frühling zittert, weih er gut zu empfinden. Solche Künstler reden nur zu wenigen, aber Treuen. Walter Zetstng Hot eine Meng« feiner Soldatenköpfe aus- arstellt. Einige Szenen erweisen ibn auch als begabten Krieg.schtt erer. Gottlob bleibt er dabei vor allem Maler. Mik lctchtgestrtchenen Aqua rellen erreicht er dia feinsten Wirkungen. Jedenfalls verleugnet Z.i- st.ig ü.er dem Krieg nie dte Kunst. Dafür schon gobühr! ihm Dank. Eine kleine Ausstellung von Erich Gruner läßt uns wieder die starke Begabung dieses vielseitigen Künstlers bewundern. In den gr eher O».Gemälden versteckt sich Gruner immer noch. St« bilden Wegsterne eines Weges nach aufwärts, aber noch nicht Endgültiges. Anders seine Zeichnungen. Hier ist alles so voller Leben, so gerund«t trotz des EktzzcncharoktcrS. dah sie mehr vom Künstler aussagen. Be sonders die Weichheit einzelner Frauenakte ist mit den knappsten Mit- teln gelungen, tast man selbst, wenn Gruner sich noch wandeln sollte, diese Blätter als fertige Leistungen onsprechen muh. Einige Holzschnitzereien tas eigenartigen Mauerbacher seien herrorgeyobrn. Trotz ih^er Kleinheit tragen sie in Anlage und Umritz Gröhe. Dr. R.C. Eugen bBlbert- neuestes Werk. Im Leipziger Stadt theater wird gegen Mitte März di« UraufsShruno von Eog n d'Alverts nevcsier Oper <D«r Stier von Olisora" statt,inden; ,üc dte Leipziger Oper der erste Versuch einer planmähiaen Heranziehung allerersten Komponisten und Pfleg« deren Gesamtschassens, seitens dös Komponisten, wie er ausdrücklich hervorhob, der Dank an Leipzig für die ausgezeichnete Ausführung seines letz en Werkes .Die toten Augen'. Die Leipziger Oper veranstaltet deshalb auch eine ganz« d'Alberi- Woche, in ter (unter des Komponisten Leitung) zum 25. Mals .Die loten Augen', zum 75 Mal« .Tiefland" und neueinstudtert .Die Adrei «' sowie .Flauko solo" gegeben werden sollen. In den Haupiroll'n sind Walter Soomer als General Guillaume, genannt der Stier von O.'iv ra Allne Sanden als Juana und Alfred Käse ulS Marques Barrtos. Hans Llhmann als Perez tätig. Die Titelrolle ist für einen sogenannlcn Bah chantant geschrieben, als dellen idealer IvpuS dem Komoontsten et.i Schaljapin voraeschwebt hat. Mit .Tiefland^ hak dte neue Oper als ein Werk vertstischen Eharakkers von all:n früheren d'Alberls am inetstcn Vrrwandischaft: ia, der spanische Lharakter, hier in der besonderen kasttlianishe« Färbung in einigen ttedariiaen Melodien zum Ausdruck kommend, ist hier noch stärker ausgeprägt. Textlich von Richard Batka nach Lilien seins gleichnamigem Schauspiel versaht, geht di« Dich tung aus Emil Sonvestres .nisioires I'-utr-etois' zurück, deren ein« im Sch'psse des Margnet von BarrioS in Olivera wahrend des. Spanisch- Französischen Kriegs spielt und die Napoleonische Zeit in Erinnerung dringt. Batka hat das Dnchdrama Ltlienfeins stark gekürzt, «Intaet für bi« Op«r Geeignet«, besonders stedarliq, Einlagen, hlnzugrdichket. in» übrigen aber di« Handlang and groh« Teil« bet Dialogs wörftich Gh«e- nommen. Der Komponist wird schon End« Februar zu den Proben ln Leipzig anwesend sein. «Zehn Mädchen nab kein Mann' (Modeschauskück) betitelt sich dte heurig« Ausführung des Vereins der Künstlerinnen am 17. Februar, II Uhr, im Schauspielhaus, zu der die Vor bereitungen berelis im vollen Gange sind. Das Modeschaustück soll keine neu erfundenen oder extravaganten Moden zeigen, sondern eine Gelvandong, dte sich der persönlichen Eigenart des Trägers anpaht und daä Zweckmäßige, Harmonisch« und Eigenartig« in vornehm-künst lerischer Weise verbindet. Deutsch ist diese Gewandung insofern zu nennen, als deutsche Künstlerinnen und Kunslgewerblerinnen nach eigenen Entwürfen ond aus Erzeugnissen heimischer Handarbeiten ond Webereien eine Bekleidung schassen, dte unseren Frau«" in jetziger Zeit angemessen ist. Im Anschluß an das Modeschaostück im Schauspielhaus wird eine lauernd« Ausstellung von Bekleidungsgcgrnständen ln der Scidenhandlung Gr?h, Markt 13, vom 3. März ab staitftnden. Lhenterchronlk. Der Oberspielletier der Fürstlichen Hosoper in Gera, Paul Medenwaldt, ist vom Fürsten Reuh j. L. zom Intendanzrat ernannt worden. Neue« Ehrlstenlom. In der antisemitischen Zeitschrift .Hammer' wird von Philipp Staufs Stimmung gemacht für «in neue« Ehrt sie ntom und einen neuen Gott. Staufs schreibt in der Nummer vom 1. Februar: .In den Jahren dieses morde,ischcn Krieges Haden viele den Gott ihrer Christenlehre verstoßen und haben dann zum eigenen Erstaunen in sich das Empor wachsen eines neuen Gottes erlebt.' Zur Pflege des neuen Christentums, das Staufs .Deuksch-Chr'stenlum' nennt, erstand der .Deutsch« Orden' und hinter ihm die .Deutsche religiöse Gesellschaft' als .eine Lebensführung deutscher Seelen und Heimstätte durch religiös gegründete WillenSkättgkeit'. ÄiS Führer zur Propaganda für den .Deutschen Glaub«»' möchte Staufs Männer gewinnen, dle .den Mot haben, zeit- ond sach'rrig« Beeinflussungen deS im Christentum ent- haltrnen GotteSbegrifseS rücksichtslos abzostohen', dir den Wein ln den Schläuchen des evangelischen Christentums noch für gut, aber «durch unsauber« Beimengungen als muffig geworden' anseh«n und ihn non rstnigen ond neu klar gäron wollen. LoS dem Juden Chriftrntam soll ein Deutsch Christentum werden. Als Apostel dieses neuen Lhr'sten- tums nennt Slouff den friesischen Prediger Friedrich Anders«», den Dichter Adolf BartelS, den sächsischen Kirchencrk Ernst Kötzer rmd d«n Freiherrn Hans von Weszogen in Bayrrulh. Diese elstreben eine n«>« Reformation and haben 05 Thesen veröffentlicht, .die den Inhalt des neuen oder erneuerten chrEtlichen Glaubenswollens in sich schlich«»'. — So «eit Philipp Stonft. Wir g«st«d«a -erne, daß »vir uns «in« .Refor- mavoa* «nd noch R«formakor«n bisher etwas anders vorgcflelk habe».
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