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«orgen»Au»gabe «r so Sonnabend, den S. Februar «e,ua^re>s: L M «terlelsldilk» M. «00 <«,«dh»lee »onatttch «. L.7S: »ar» »»t«» «dwSrtLn FUtelen In« Lee« »»k«ö» «»«"»« «. o»oe<^. Arltch M.E »nrch »le V-ft tnnerdeL veellchlee»« «o,a»l.«n»«»a „»»» Ich M. LLL, »lerlelltd'llck MI. «.7b; Moraen-Anlied« M . tzlv, 2be»d-Aii«,«de Ml. S.VV, Sonntaßt-AntHad« Ml. OLÜ ««»«»Ich - <an«schll,»ll» Voftdeft«ll,«d-dt). -auptschrifkleiter: Dr. Srtch Lverlh, Leipzig. UL. Jahrgang Anzeigenpreis:.^."L ^n»i-»» ». «edlrden im emil. I«I, !i. g»i»n,tj«N« m Vl. ». an«» »i Vf-- diel», An,et,«, »,« «oionrlzell, Sii ps_ an«»«!«» 3d . . . . . „ »«Ichlft—nzeiaen mil Vl«tz»orichrM«n Im -reise erddht. -Kursblatt des Rates und des vollretarnle» LA-" MIKS«k»Ipr<ch.A»ichIi,zRr.ie«»L, »<»«» vnd —Vöstlch«»»on», rrou «Als S H Schriltteiinn, und S«sch»il«ft»a,: 5odanni«^fie Mr.d. Verlag: Dr. Reinhold » Co^ Leipzig. Kiew in der Hand der BolschewiLi Der Abendberlcht Verl!»». 1. Februar, abends. (Amtlich.) Don de« Kriegsschauplätzen nichts Neues. Oesterr.-ungar. Heeresbericht Wien, 1. Februar. Amtlich wird milgeteilt: Oestlich von Aflago stürmte gestern der 3t<üiener viermal gegen unsere neuen Stellungen. Jeder Angriff scheiterte bereits im eigenen Feuer unter schwersten Verlusten für den Gegner. Unserer Artillerie gebührt bei diesem Erfolg besonderes Verdienst. In den Kämpfen am 28. und 29. Januar haben sich da- Eger länder Schützen-Regiment Nr. 6 und das Landsturm-Regiment Nr. 6, das Pilsener Schähen-Neglment Nr. 7 und das Mährische Landsturm-Reaimeuk Nr. 23, das 3. Bataillon des 2. Regiments der Tiroler Kaiserjäger sowie die Tiroler Landsturm-Bataillone Nr. 168 und Nr. 171 besonders ausgezeichnet. Der Ehef des Generalstabes. (W. T. B.) Köln, 1. Februar. (Eia D r ah t b e r i ch 1.) Der .Köln. Zig.' «folge besagt eine römische Meldung der «Slampa', man wünsche In den politische« Kreise« Roms, dah die Pariser Konferenz auch den all gemeine« Friedenswillen des Verbandes betont. Immerhin müsse sich die Konferenz in erster Linie mit der bevorstehenden Wiederauf nahme der militärischen Operationen aus den Kriegs schauplätze« belasten. Italienischer Heeresbericht vom 31. Januar. In der Gegend der Hochfläche, auf demse.ben Schauplatz, auf dem sich das glänzend« Vor gehen der Truppen de» ersten Armee in den letzten Tagen absplelte, setz ten unsere Streikkräfte gestern ihren energischen Dorstotz südlich von Astago und westlich des FrenzetakaleS fort. Sie bauten das roieder- basetzke Gelände aus und erweiterten es etwas nordöstlich des Lol del Rosso. Unsere Batterien hielten die Hinteren gegnerischen Linien unter Feuer und beschossen fortgesetzt die Punkt«, an denen der Feind sich vvrüberbewegen mutzte. Von der übrigen Front wird bemerkenswerte Artlllerlelätigkeit im Lagarinakale und zwischen Posina und Astlco ge meldet. Der Fliegerangriff auf Paris Französischer Bericht Paris, 31. Januar. (Havasmeldung.) Amtlich wird mitgeteilt: Vier feindliche Geschwader überflogen unsere Linien nördlich Lom- piegne und erreichten Paris. Sie flogen wegen des klaren Himmels sehr hoch und näherten sich so dem Bezirk Paris von Osten her, wobei sie nacheinander Bomb.n auf verschiedene Gemeinden der Pariser Bann meile abwarfen. Sie überflogen hierauf Paris hauptsächlich auf dem rechten Ufer, wo sie in einigen Augenblicken nahezu ihre sämtlichen Bomben cbwarfen. Cie v.rnichlrten dabei viele Menschenleben, besonders Frauen und Kinder. Zwei Hospitäler wurden gelro'sen. meh- rer« Gebäude durch Brände geschädigt. Die Zahl der Getöteten beträgt 20, dir der Verwundeten 50. Mehrere Kämpfe wurden nördlich der Hauptstadt geliefert. Lin deulsches Flugzeug wurde abgeschossen, die beiden Ansätzen gefangen. Lin fran zösisches Flugzeug mntzke landen, beide «Insassen sind verwundet. Lin späterer Bericht wird die Zahlen unserer Verluste angcben. * * * Paris, 31. Januar. (Drohtbericht.) Die Agence HavoS meldet amtlich: Die Zahl der Verloste infolge des Luftangriffes am Mittwoch ist jetzt bekannt. 36 Tote, darunter 22 in Paris und 14 in der nächsten Umgebung, und 100 Verwundete, darunter 114 in Paris und 76 in der nächsten Umgebung, waren die Opfer, darnnler eine grotze Anzahl Frauen und Kinder. Drei Hospitäler wurden von Bomben getroffen, in einem davon brach ein Brand aus. Der Alarm wurde sogleich in der gewöhnlichen Weise geschlagen. Der Rettungsdienst trat mit be merkenswerter Schnelligkeit in Tätigkeit. Die Feuerwehr wurde namentlich von 11'-l Uh» bis IjH Uhr an 32 verschiedene Orte gerufen, somchl in Paris als auch in der Umgebung. Es war möglich, allen An forderungen gleichzeitig nachzukommen. Das Material Kam in kürzester Zeit an den verschiedenen Ung'ücksstcllen an, die Hilfsorganisation war vollkommen, insgesamt waren etwa 60 unserer Flugzeug« aufgestleaen, von denen etwa 30 beständig in der Lufl blieben. In wenigen Minuten halten sich die Verleidigungsgcschwader mil der Patrouille vereint, die vor dem Alarm über Par s kreuzte. Der«, 31. Januar. (Drahtbcricht.) Lyoner Blätter melden aoS Lal als: Am letzte« Freitag überflogen mehr«re deutsche Flugzeuge Lalats. Sie konnten trotz heftiger Flugabwehr eine grotze An za hl Bomben abwerfen, die ziemlich bedeutenden Sachschaden anrichteten. Mehrere Personen wurde« gelötet. Die Schlacht i« der Ukraine Rotterdam, 1. Februar. (Eig. Drahtdericht.) Die Petersburger Zeitung «Rjetsch" meldet, datz Kiew in die Hände der Bolschewik! gefallen ist. Petersburg, 31. Januar. (Petersb. Tel.-Agentur.) Truppen des Sowjets bemächtigten sich des wichtige« Bahnhofs Bachmatsch lm Gouvernement Tschernigow. Di« Offiziere und die adlige« Unter offizier« zogen sich «och Kiew zurück, das von allen Seite« » mrl« gt ist. Da di« Zeutralroda das Vertrauen za de» ukrainischen Soldaten und Arbeitern verlöre« hat, errichtet sie «ine Weihe Garde aus adligen Unteroffizieren und degradierten russischen und polnischen Offizieren. Aas Sewastopol wird gemeldet: Die Städte Kertsch, Feo- bosia und Jalta sind i« die Hände der Sowjetlruppen gefallen. Bei Slmferopol leisten 7000 tatarisch« Soldaten Widerstand. Man erwartet jeden Augenblick die Einnahme von Orenbarg. — Der Kofakengeaeral Dutow wurde geschlagen. Radoslawow über die Kriegsziele Bulgariens Sofia, M. Januar. (Meldung der Bulgarischen Telegraphcn- Agenkur.) In der heutigen Sitzung der So dran je hielt Minister präsident Radoslawow vor gutbesuchtem Hause und überfüllten Tribünen seine bereits angekündtgte längere Rede über die Kriegs- ziele Bulgariens und dessen Teil,rahme an den Friedensverhand. lungen mit Rutzland. Der Ministerpräsident wies darauf hin, datz olle Völker sehnsüchtig den Frieden wünschen, und datz auch d'e Bulgaren ihn anstreben, jedoch nur einen solchen Frieden wollen, der chre nationale Einheit besiegelt. In der Tat, wenn Bulgarien den schweren Opfern, die es im Kriege getragen hat, zustimmt, so geschieht dies, um olle seine zerstreuten Stammesteile zu einem einzigen Staat zusammen- zudringen. Bulgarien rechnet mit dem Anschluss der Dobrvbscha, des Morawa-Landes und Mazedoniens an das Mutterland und steht keineswegs im Widerspruch zu der Frledenssormel: Kein gewaltsamer GebiekSerwerb und freies Selbst bestimmungsrecht der Völker, denn die Völker der erwähnten Gegenden haben schon zu wiederholten Malen ihr bulgarisches Volkstum sowie den Willen bekundet, ihre Rationalität zu bewahren. Die Verwirk lichung dieses nationalen Willens hat die bulgarische Abordnung in Brest-Litowsk zu vei leidigen, und das tat sie bisher mit Erfolg. Der Ministerpräsident verlas «in« vor einiger Zeit gemeldete Depesche, die dekannkgab, datz die russischen Abgeordneten selbst vor geschlagen haben, zu erklären, daß der Krieg zmischen Ruhlaub n«b Bolgarie« beendet und der Zustand wie vor dem Krieg', wtederhergest'.llt sei. Diese Depesche wuide, so erklärte der Ministerpräsident, von einigen fälschlich als FriedenSfchloh auSgelegk. In Wirklichkeit wurde der russisch« Dor- schlag grundsätzlich angenommen. Er wird im Frledenüverlrag, der die gegenwärtigen Verhandlungen zwischen dem Vlerbunde und Rutzland brend'.n wird, bestätigt werden. Der Ministerpräsident wiederholte die Geschichte der Verhandlungen und gab der festen Hoffnung Ausdruck, datz die Verhandlungen schliehlich zu einem Sonderfrieden mit Rußland führen werben. Bei der Besprechung der Verteidigung der bulgarischen Interessen auf der Konferenz tn Brest-Litowsk erklärt« Radoslawow, daß die bulgarischen Ansprüche einen wesentlichen Punkt des Pro gramms der verbündeten Staaten Oesterreich-Ungarn und Deutschland bildeten. Bulgarien kennt die Roll«, sagte er, die ihm zofällt. ES weiß auch, daß «S in diesem BllndntS noch Interessen gibt, die anders sind, als die seinen, und dah folglich das Kriegsende nicht nur von seinem Willen abhängt. Die Rede des Ministerpräsidenten ivurde von den» Hause bei- filtttg anfganomma«. Rach der Red«, die aas al« Abgeordneten einen auSaezelchneten Eindruck machte, ergriffen alle Opposibtonsgruppen das Wort, um den rückhaltlosen Beitritt der Fraktionen zu dem von der Regierung vorgetragenen Programm de: nationalen Einigung aus- zusvrechen. Lord Lansdowne über den Frieden Haag, 1. Februar. (Eig. D r a h t b e r i ch t.) Dem .Nieuws- Bureau' wird aus London gemeldet: Eine Deputation von Schrift stellern und Journalisten hat Lansdowne ein« Adresse überreicht als Anerkennung für seine Dienste, die er dem Lande in seinem be kannten Briefe erwiesen hak. In seiner Antwort protestiert Lansdowne gegen die Behauptung, dah sein Brief die Klage eines Feiglings sei. Er erklärte: Ich und meine Freunde halten genau so auf die Ehre des Landes und sind genau so fest entschlossen, den Krieg mit einem ehrenvollen Frieden m beenden, wie irgendeiner, der Kritik an meinem Briefe geübt hak. Die Besten im Lande sind vollständig im ungewissen, welches die Ziele sind, für die der Krieg wcitergeht. Wenn es gelingt, diese Leute, die sich jetzt argwöhnisch zur Regierung verhalten, wahrhaft zu überzeugen, dah die Ziele, für die wir uns einsehen, berechtigt sind, werden auch sie bis zum Ende mitkämpfen. Es haben sich heute Tatsachen ergeben, mit denen ursprünglich bei der Auseinandersetzung über die Kriegsziele nicht gerechnet wurde, und deshalb war es nötig, diese Kriegsziele wieder neu festzuschca. Wir stehen in diesem Kriege nicht allein, wir haben den Wünschen unserer Bundesgenossen Rechnung zu kragen, und zweifelsohne sind Schwierigkeiten vorhanden, vor denen wir uns büken müssen. Ich glaube, dah jeder von uns bereit ist den Krieg fortzusehen, bis wir einen wirklichen Frieden erreichen. Einige klammern sich an die Hoffnung, dah ein solcher Frieden nur durch Unterhandlungen zu erlangen ist, andere wiederum sind der Ansicht, dah dies nur durch einen über wältigenden Sieg auf dem Schlachtfelds zu erringen ist oder durch Er- schöpfen deS Gegners. Lansdowne sprach sich dann darüber aus, was ein Krieg von weiteren zwei Jahren bedeuten würde: Lin Wachsen der nationalen Schuld, Mangel an Lebensmitteln, der zur Hungersnot führen würde, Krankheit. Schmach und Elend für die gesamten zivisierten Völker. Trachten wir also danach, rechtzeitig einen ehrenvollen Frieden zu erhalten. Das einzige Mittel dazu ist die Vereinigung sämtlicher Mächte. Eine Vereinigung, bei der alle ihre internationalen Be schwerden einem internationalen Gerichtshof vorlegen können. Wenn Deutschland einem solchen Frieden beistimmt, dann würde das eine vollständige Verleugnung des vrcuhischsn Mili tarismus bedeuten. Ich bin mit Llovd George darüber einig, dah Sie territorialen Differenzen beigclcgt werden mühten auf der Grundlage des nationalen SelbstbcstiwmungSrechtes. Ich erkenne, dah die lehls Rede H-rilings enttäuschend war, sie scheint uns drohender und unbeugsamer. Ich bin aber geneigt, seine Rede nicht aufrichtig und ernsthaft aufzufasscn. Gleichzeitig mit Heriling hielt auch Graf Lzernin eine Rede, die viel hoffnungsvoller ist. Mehr als auf die Staatsmänner aber muh ich meine Hoffnung auf die Völker sehen, die hinter ihnen stehen und mit denen wir in letzter Instanz noch rechnen müssen. Mir hoffen stark, dah der Friede baldmöglichst zustande kommen wird. Wir kosten, dah keine überflüssigen Ausflüchte gemacht werden. Wir hosten schliehlich. daß unser Volk zur Erreichung dieses Zieles keinen Versuch unterlassen wird, wenn sich auch noch Schwierigkeiten ergeben würden. Brasiliens Teilnahme am Kriege Rio de Janeiro, 31. Ian««. (Havas.) Zu den zwischen dem Minister des Arabern Rilo Pecanha und Artur Peel Über bi« Beteiligung der brasilianischen Flotte am Kriege gewechselten Rote« schreibt «Journal d« Lommercio": Brasilien ist fest ent schlossen zu handeln. Es wirk Flieger «och England schicken, and sich durch Kreuzer und Torpedobvotszerfiörceqescheoader am Krieg« beteiligen. Der Streik Man darf sich durch die Ausschreitungen, die flellen- weiS in Berlin vorgckonunen sind, nicht täuscyeu lassen. Sie bedeuten nur eine örtlich beschränkte Verschärfung der Lage — die allerdings in diesen Tagen an sich schon jctüimm genug ist —, sie bedeuten aber keine Erweiterung dcS Streikes. Zwar nimmt auch der Umfang der Ausstände hier und da wohl noch zu, während er an anderen Stellen zurückgeht, aber von irgendeiner Annäherung an den Generalstreik ist nirgends etwas zu spüren. Der Massen- ausftand ist nuhlungen. Die Bewegung im ganzen scheint zu stagnieren. Deshalb brauchen wir uns auch durch Aufbauschungs versuche der Ententeprcsse nicht über Gebühr beunruhige»» zu lassen. Dem jetzigen Jubel drüben wird die Enttäuschung folgen, von einem .Zusammenbruch der Mittelmächte — so hoch Hai man die Hoffnungen drüben gespannt — ist innerhalb der Mittel mächte selber niemandem etwas bewußt, auch den Streikenden nichts WaS aber an Ausschreitungen vorgckonunen ist, daS ist im Frieden gelegentlich weit schlimmer dagcwescn. Zu irgend einer Aufgeregtheit ist also kein Grund vorhanden. Wir sprachen schon neulich von der Möglichkeit, dah die Be teiligung der sozialdemokratischen Mehrheitspartei an der Leitung des Streiks ebensogut aus Absichten der Beruhigung entstanden sein könnte wie auS dem Vorsatze, den Streik zu schüren. Da nun inzwischen die Leitung der freien Gewerkschaften erklärt hat, dah dieser Streik als eine rein politische Angelegenheit sie nichts an gehe, so ist nicht glaublich, dah die politische Leitung der Sozial demokratie, selbst wenn sie eine Ausdehnung des Streiks wünschte, sich große Hoffnungen machen könnte. Sie wünscht aber, nach einer Erklärung, die der Ausschuß der sozialdemokratischen Partei Deutschlands an die Reichsregierung gerichtet hat, die Bewegung rasch, ohne Schädigung der Allgemeinheit zum Abschluß zu bringe»». Die Partei hat nicht zum Streik aufgefordert und stellt fest, daß er sich nicht gegen die Landesverteidigung richte. (Daß deren Auf gaben dennoch durch den Streik leiden, ist natürlich nicht zu leugnen.) Daß die Partei den Generalstreik ganz entschiede» nicht will, erscheint uns selbstverständlich. Wir können die pvll- tische Leitung der Mehrheit der Sozialdemokratie nicht für so un verständig halten, dah sie sich von einem solchen Streik in diesem Augenblicke für die Herbeiführung des Friedens irgend etwas versprechen sollte. Die Widerlegung solcher Hoffnungen liegt ja so nahe, dah sie mit Händen zu greifen ist, und dah eS einem geradezu widerstrebt, daS Irrige solcher Rechnungen erst im ein zelnen nachzuwcisen. Selbst wenn man die Ziele billigte, mühte man solche Mittel zu ihrer Erreichung als völlig verfehlt be zeichnen. Etwas anders liegt eS mit den innerpolitischen Wünschen für die KriegSzeit und für die Zeit nach dem Kriege, die mit dem Streik in Verbindung gebracht werden. Dafür scheint sich die Partei von den bisherigen TeilstreikS doch etwas zu ver sprechen. Sie sucht augenblicklich zwar diese Ziele zu erreichen, um den Streik zu beeirden, aber sie wird, wenn sie jene Ziele mit Hilfe deS Streiks, durch entsprechenden Druck auf die Regierung und die anderen Parteien erreicht haben sollte, gar nicht böse sein, daß er gekommen ist. Auch hier müssen wir sogen: die Ziele werden zum Teil auch von anderen Parteien gebilligt, aber als Mikkel zu ihrer Erreichung erscheint uns auch ein bloßer Tellstreik durchaus verwerflich. So sehr wir bedauern, dah manche politische Vorgänge, wie namcnltich die Verschleppung der preußischen Wahlreform, eine gewisse Mitschuld an der Entstehung des Streikes trifft, so entschieden müssen wir doch den Streik als Kampfmittel dagegen ablehnen. Auf der anderen Seile aber müssen wir auch den Versuchen widersprechen, die jetzigen Vorgänge für entgegengesetzte inner politische Ziele auSzubeutcn und den Streik als Beweis für die Richtigkeit einer Parkeipolitik anzuführen, die ihn zum Teil — unabsichtlich — selber mit hat herbeilühren helfen, wenn sie auch keineswegs als Entschuldigung für iyn angeführt werden kann. Gewisse Teile der Presse waren verdächtig schnell bei der Hand, um die sozialdemokratische Mehrheitspartei in ihrer Gesamtheit wieder in einen Topf mit den Unabhängigen zu werfen und wo möglich die ganze sozialdemokratische Arbeiterschaft als Landes verräter zu bezeichnen. Das geht denn doch nicht an. Woraus diese Urteile HInauSwollen und dah sie bestimmten innerpolitischen Zwecken dienen sollen, wird völlig klar, wenn man sich vergegen wärtigt, dah der Streik eine einseitig innerpolitische Würdigung und Ausschlachtung findet gerade in Blättern, die sonst während dcä Krieges ebenso einseitig die außenpolitischen Gesichtspunkte zu bevorzugen gewohnt waren, um die inncrpolitische Entwicklung hin tenan zu hallen. So benutzen sie denn auch dieses neue Ereignis vor allem dazu, darauf hlnzuweisen, dah die Masse des Volkes eben doch die politische Reife noch nicht besitze, die alle diejenigen ihr zu sprechen, die, einschließlich der preußischen Regierung und Krone, eine Reform des preußischen Wahlrechtes befürworten. Nun kehren aber in fast jeder Meldung über den Streik als hervor ragend Mitbeteiligte die Jugendlichen und die Frauen wieder, die für die Wahlrechtsfrage gar nicht in Betracht kommen. Im übrigen hätten die Streikenden diese Angriffe auf ihren politi schen Sinn voraussehen können, sie hätten sich sagen müssen, daß sie mit ihrem jetzigen Beginnen nicht nur den äußeren Feinden, sondern auch ihren innerpolitischen Gegnern in die Hände arbeiten würden. Auf diese Weise beschleunigen sie die Durchführung der Wahlreform nicht, im Gegenteil, sie machen auch unvorein genommene Betrachter, die nicht zu lenen eingeschworenen Wahlreformgegnern gehören, irre. r) Als Mitglieder des beim Reichsschatzomt errichteten Finanz beirates sind unter anderem berufen worden: Geheimer Kommerzienrat Arn hold - Berlin, Geheimer Regierung-rat Dr. Ditzel- Bonn, Geheimer Kommerzienrat Kopetzky. Berlin, Dr. Lohmann- Bremen, Geheimer Kommerzienrat Marwitz, Wirkt. Geheimer Rat Mehnert - Dresden, A. Oswald- Homburg, Präsident der A. E. G Dr. Rathenau - Berlin, Geheimer Rat Prof. Dr Sckan , - Würz- - bürg, Generalsekretär Stege rwald-Berlin. Wirklicker Geheimer Obervegterungdvut Dr. S k r » tz - Berlin.