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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.05.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-05-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192005155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19200515
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19200515
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-05
- Tag 1920-05-15
-
Monat
1920-05
-
Jahr
1920
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Lichtspiele unö Schau siellongsunternehmungen aller Art und der öffentlichen Badeanstalten zu sinken ist. Für die Kommunalisierung derartiger Betriebe soll eine Genehmi gung des Reiches nicht nötig sein, sobald ihre Aedersührvng in die Gemeinwirkschast .wirtschnftliche oder soziale Vorteile für die An gehörigen der Gemeinde voraussichtlich zur Folge haben wird'. Für den ersten Teil der Unternehmungen darf man noch sehr große Bedenken haben. Verkehr, Gas, Wasser und Elektrizität sind aber bereits so weit vorgeschritten in der Kommunalisierung, daß bei ihnen deutlich die Entwicklung schon entschieden ist. Nach einer Statistik vom Zähre 1908, die sich aus 2309 Stadtgemeinden er streckt und damit fast die Gesamtheit der -eutsci-en Städte ersaht, waren bereits damals über die Hälfte dieser Städte im Besitze von kommunalen Wasserwerken, etn Drittel im Besitz kommunaler Gaswerke und fast ein Fünftel im Besitz städtischer Elektrizitäts werke. Die Denkschrift deS Reichsschatzamtes vom Jahre 1908 hat ergeben, daß die E i n n o h m e n aus den kommunalen Wernen allein in den deutschen Städten und Landgemeinden mit mehr als 10 000 Seelen durchschnittlich rund 26 Prozent allergemeindlichen Einnahmen ausgemacht haben. Der Anlagewert der städtischen Betriebe in Deutschland wurde um dieselbe Zeit nach verschiedenen Schätzungen auf rund 5 Milliarden Wert angenommen. Diese wenigen Zahlen genügen, um davzuiun, wie weit der Kommunalisierungsgedanke sich bereits lange vor der Revolution praktisch durchgesetzt hat. Man wird ohne weiteres zugeben müssen, daß die alte Zu sammensetzung der Gemeindeparlamente nicht kmmer geeignet war, die Entwicklung des Kommunalisierungsqedankens zu fördern. Man wird ebenso einräumen, dah In der Zusammensetzung vieler Gemeindevertretungen von heute die Gefahr liegt, dab um des Prinzips und nicht um der Sache willen eine Kommunalisierung angestrebt wird. Man wird aber nicht behaupten können, dah ein wirtschaftlicher Gedanke,zdessen Entwicklung sich unter Hemmungen und ungünstigen Umständen aller Art so stark durchgesetzt hat, einer Förderung nicht wert wäre. Deshalb wird das neue Kommunalt- sierungsgeseh unbedingt Wert darauf legen müssen, daS Recht -er Gemeinden zur Kommunalisierung so klar als irgend möglich festzulegen. Die Frage der G n t- schädigungshöke bet Zwangsenkeignung muh un bedingt schärfer formuliert werden, als eS allem Anschein nach in dem neuen Entwurf geschehen soll, damit nicht auS privat interessierten Kreisen Hemmungen entstehen, die den großen Ent wicklungszug abbremsen. Die Gemeinden werden in Zukunft bet der Ausschaltung der Einkommensteuer aus ihrem Machtbereich tn ihren Einnahmen gerade auf kommunaltechnische Werke stark an gewiesen sein. Die Erfüllung sozialer Forderungen wird von der Kommunalisierung derartiger Werke viel stärker abhängen, als eS bisher der Fall war, und der neu zu wählende Reichstag wird bet der Beratung des neuen Entwurfs für ein Rahmengesetz zur Kom munalisierung von Mirtschastsbetrieben vor eine Äufnäbe gestellt, die vielleicht eine der wichtigsten ist, über die er auf wirtschaftlichem Gebiete überhaupt zu entscheiden haben wird. — Deutsch-demokratische Wahlversammlung Z-vei Reden von Gustav Schneider und Dr. Weber-Löbau. LelpziL 14. Mal. Mit der heutigen Wahlversammlung tm Großen Saal« deS Aoologi- chen Gartens hat die Deutsch-demokratisch« Partei Le pzigs den eiaenk- ichen Wahlkampf ihrerseits begonnen. Sladtrvt Graf, der die Ver- ammlung eröffnete und leitete, sprach das aus und betanke das unbedingte Festhalten der Partei an dem eigenen Programm, auch gegenüber den anderen Koalitionspartcien, mit denen zusammen aber als Rogierungsblock viel geleistet wordrn wäre. Dr. August Weber-Löbau hielt sodann di« erste Wahlrede in Vertretung von Professor Goetz, i-cr genötigt war, in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des w ssenschaft- lichen Beirates des deutschen Ausland-Institut- nach Stuttgart zu fahren. Dr. Weber ging davon aus, datz eine historisch objektive Betrachtung natürlich heute nosch nicht mbgl'ch wäre, aber manches liehe sich setzt schon seststellen. So, daß der Zusammenbruch im November 1919 die Folge deS unglücklichen KriegSauSganges war, und dah sich in ihm, dem Zusammenbruch, auch gewissr Versäumnisse d«s alten Regime s, die am besten in -er zähen Verweigerung des gleichen Wahlrechts in Preußen zu erkennen waren, nun mit einer ge waltigen radikalen Reflexbewegung rächten. Die Mannigfaltigkeit im deutschen Parteiieben liehe nicht, w'e in England, eine klar« Partei- regierung ^u, sondern führe notwendigerweise zur Koalition. In dieser hab« die Demokratische Partei, positiv mit aufdauend und soz'alistische Ueberspannunaen ausgleichend, unentwegt «ine mittler« Linie verfolgt und auie Ergebnisse erhielt. Auch Rechtsparteien hätten in der gle chen Lage nur «ine Politik der mittleren Linie treiben können, denn es unter allen Umständen zu beachten, daß sich 47 Prozent der deutschen Wähler bet den Wahlen vor einem Jahr« um das sozialistisch« Bonn«r geschart HLtt«n. Ob ein vernünftiger Politiker tatsächlich glaube,'daß sich ein so großer Volktbetl aussschalten liehe. Das zwinge zu einer Politik demokratischer Entwicklung, wie auch dieRücksichtaufdleaußen- polittsche Lag«. Dewaltpolltik, wie st« von recht» oder links an» verschiedenen Gründen befürwortet werde, vermtchten niemals eine R e - vislon das Versailler Vertrages dvrchzusetzen. Auch ein Bismarck hab« der preußischen Bataillone bei seiner Politik bedurft; aber dies« seien nun einmal nicht mehr da. Und deshalb set, eben schon auS Zweckmäßigkeitsgründen, «tne Politik des Ausgleichs, auch nach außen, notwendig. Den demokratisch aufgebauten gegnerischen Staaten gegenüber könne eine solch« Politik nur von Erfolg deschleden sein, wenn in Deutschland demokratisch regiert würde. Gerade aber die in einer Koalition notwendigen Kompromisse führten di« Demokratische Partei noch enger zu ihren Grundsätzen hin, di« gegen über Zentrum und M«hrhettsfozia ldemokratie scharf betont würden. So set von den Sozialisten in der Koalition zu fordern, daß sie einmal sachkundig« Männer an die verantwortlichen Stellen ließen und dann das Erfurter Programm, wenigstens vorläufig, beiseite setzten, da «s in dem gegenwärtigen wirtschaftlichen Niedergang nicht durchführbar wäre. An dem Grundsatz de» individuellen Wirtschafts form müsse festgeholten werden, und in dieser Hinsicht seien die sogialisti- ichen Führer ihren Anhängern Aufklärung schuldig. Anderseits solle dem Verlangen der Mafien unbedingt Rechnung getragen werden. Anteil an dem Produktionspfozeß zu haben. Dos sei mit dem B«tri«bsräle- geseh geschehen. Zu diesem Gesetz habe man kommen müssen, wenn alle Deutschen an dem Wiederaufbau mit Leib und Seele beteiligt werden sollten. Dewlh habe das Bekiebsrätegesetz noch manche Schwächen, aber es handle sijch doch auch um etwas ganz Neues. Irden falls werde das Gesetz auf Arbeitgeber wie -nehmer erzieherisch wirken; es werde lehren, dah «inseitige Interessenpolitik, komm« sie von welcher Seit« Immer, nur vom Uebel wär«. Die Arbeiter dürften nicht mehr auä- geschallat werden. Was den Deutschen fehle, set die sozial« Menschenliebe »nd Herzenswärme. Mit Maschinen gewehren könne man große Ideen nicht nlederringen. (Lebhaftes Bravo.) Wer ohne weitere» Haube, der Zusammenbruch komme sa doch, oder ihn sogar aus Haß gegen die demokratische Republik herbelwünsche, der sei etn leichtsinniger Mensch. Man solle doch nicht sagen, daß der wirtschaftlich« Ntederbruch nur durch di« Revolution gekommen wäre. Schon 1917/16 hätten sich die Ansätze zu ihm gezeigt, als wir immer mehr von Rohstoffen entblößt wurden. Ilm wieder auf da» rechte GleiS zu kommen, bedürfe es der Mttarbett der Arbeiter. Wenn di« MehrheitSsozialdemolrraten mit der Deutschen Volkspartei zusammengingen, würden sie ihren Anhang ver lieren. Im üdrtgen aber könnte die Deutsch« Volkspartei tn der Koalition keine andere Politik treiben, als sie di« Demokratisch« Partei getrieben habe. Der Redner glaubt, daß sich die Parteikonsteüation mit den Wahlen nicht sehr ändern werde. Nur der wachsend« Radikalismus auf der Linken sei sicher. Würden die bürgerlichen Parteien dl« M«hr- heitssoztaldemokraten abstoßen, so stärkten sie damit den Links radikalismus. DaS müsse verhütet werden. Deshalb sei eine ruhige Weiterenkwicksiing nur auf demokratischer Grundlage möglich. Sach lich« Opposition könne gute Früchte tragen, nicht ader Unternehmungen wie der stapp-Putsch. (Stürmischer, lang anhaltender Beifall.) bodanu ' Abg. Gustav Schneider. Er ging auS voa den Verwüstungen an der Seele des deutschen Volkes. Noch nie hätte ein Volk mit solchem Ver trauen zu einer Regierung oufgeschaut, und noch nie wär« ein Volk in solchem Vertrauen derart getäuscht worden wie das deutsch«. Das letzte Fünkchen Hoffnung habe bat deutsch« Volk walter auSharren lassen. Der Zusammenbruch set erst erfolgt, als die künstlich hochgezüchteten Hoffnungen Zusammenbrüchen und dies« härteste Täuschung von dem ausgehungerten Körper nicht mehr getragen werden konnte. Pne schmählich« Lüg«, bah das deutsch« Heer von hinten erdolcht worben wäre. Wer voa den törichten Schreiern im Saal« nach dem starken Manne ruf«, dem sei gesagt: Der Diktator Ludendorff war sa da, ader hakt« er es durchgesetzt, dah Offiziere und Mannschaften alle au» einem Topf aßen? (Stürmische Zu stimmung.) Es hunger« sich leichter, wenn alle hungerten, diese Wahr heit sei vergessen worden. Aber wie der Krieg, habe auch die Revo lution den Mafien, die an das Evangelium des Sozi.alt»muS glaubten, eine große Enttäuschung gebracht. Sie fanden nicht das Glück, das ihnen versprochen worben war, und so würden setzt die Massen'hin- und hergeworsen in dem Suchen nach einem AuSweg. Die Sozialisten hätten darin gefehlt, dah sie den Mafien Ziel« vorgaukelten, die sich nicht erfüllen liehen. Man hab« ihnen gesagt, st, brauchten uur zu marschieren, aber das sei so eine Sache: wenn die Führ liefen, käme meistens der Kopf zu kurz. Das sei im Krieg so gewesen und sei seht in -er Revolution so. Ja solchem Falle komme eS auf die Führer an. Jedoch di« Mafien liefen noch weiter, selbst wenn sich die Lage ge ändert habe und die Führerschaft verschwunden sei. (Zuruf: Schmeißt die Juden raus! Schneider zu den Rufern: Ihnen fehlt die Reise und das Verantwortlichkeitsgefühl.) Wir sind gewillt, so fährt der Redner fort, dem Arbeiter bet seinem Kampfe um dir wirtschaftliche Freiheit zu helfen. Aber zu beachten Ist, dah wir, einer vom andern, abhängig sind, und daß die Bemessung des vollen Ertrage» der Arbeit des einzelnen von seiner Leistung abhängt. Es ist schon so, wie Naumann gesagt hat: Den domouratlfchen Dolksstaat za schaffen, ist auch ein moralischer Entschluß. Heute wollen di« Arbeiter, di« Ange stellten, di« Beamten angeglledert sein. Ist es nicht notwendig, dieser wertvollen Arbeitskraft die Pforten des Staates wett zu öffnen? Es geht nicht an, den Arbeitern die nationale Gesinnung abzu sprechen. Sie Haden sich tn den bedrohten Gebieten mit Streiks gegen die Losiösungsdestredungen gewandt, die vielfach von Lea Kreisen auS- gehen, die hier in Leipzig mit Plakaten -em Volke Butter um den Mund schmieren. (Sehr gut! Stürmischer Beifall. Widerspruch ein zelner.) Doß die nationale Gesinnung auch in der Stunde der Not tm deutschen Volke nicht auskommen will, daran ist der Volkstell schuld, der die deuischnatwnale Gesinnung tn Erbpacht genommen zu haben glaubt. Der Klassenkampf ist politisch und wirtschaftlich rin großer Fehler. Wir wollen auf eine Klassengemeinschaft hinwirken. Das erfordert ein Linfühlon in die Gedankengänge der Adassen. Heute ist alles ins Ungemessene, ins Groteske verzerrt, auch die Vorstellung der Arbeiterschaft über ihre Kraft ist überspannt worden. Hierin einen Gesundungüprozeß herbeizuführen, soll das Ziel unserer Arbeit sein. Wir mässen an den Forderungen der Arbeiter und Angestellten daS Un berechtigte von dem Berechtigten scheiden lernen. Ts ist sehr viel Be rechtigtes in ihnen. Schneider kam dann auf den Generalstreik während deS Kapp-Pursü-es zu sprechen. Dieser Streik wäre im Einverständnis mit den Arbeitgebern gemacht worden. Außerdem sei wichtig, daß die Taktik der Putschisten Berlin mit solchen Lügenmeldungen überschwemmt habe, die von sich auä die allgemeine Arbeitseinstellung als notwendig erscheinen ließen, wenn eln großer Bürgerkrieg verhütä werden sollte. Schließlich sei ja auch die Parole Generalstreik nur da auSgcgeben wor den, wo das Militär putschistisch oder unzuverlässig war. In Leipzig beispielsweise habe die Demokratische Partei mit der Parole gewartet, biä die Haltung deS AÜlitärS einwandfrei war, und dann auf sie ver achtet. Die Rechtsparteien trieben eine lügnerische volksverhetzende Parteiagitation. Einesteils hieße eS, die Demokratische Partei sei Ke Vertreterin des Großkapitals, anderseits werfe man ihr die Schaffung der neuen Steuern vor. Dos set ein unehrlicher Kampf. Nicht Volks- vechehung solle getrieben, sondern alle deutschen Kräfte zur Schäftung deS deutschen Volksstaates zusammengefaßt werden. (Stürmischer Beifall.) In -er Aussprache Kamen zum überwiegenden Teile Vertreter der Rechtsparteien zum Wort. Pfarrer Mühlhausen machte den Demokraten den Vorwurf: sie glaubten zu schieben, aber würden tn Wirklichkeit geschoben; tatsächlich regierten die Sozialisten. Ein jugendlich stürmischer Feldgrauer, von Stockhausen, ließ den Kampfruf gegen die Juden ertönen, und Dr. Stabiler wiederholte seine hinreichend bekannte Fehde gegen die bestehenden Parteien überhaupt. Den Demokraten bestritt er, Sammelpolitik betrieben zu haben. Von demokratischer Seite wandte sich dann noch Frl. Stadtverordnete Sander an die Frauen. In ihrem Schlußwort gelang es den beiden Hauptrednern mühelos, ihre Gegner zu widerlegen, soweit dies überhaupt mit Sachlichkeit möglich war. Denn es muß Loch noch festgestellt werden, daß hier Lin unsachlicher systematischer Kampf von rechts geführt worden ist. Schon vor dem Zoologischen Garten wurden, auch von Zeitfreiwilligen, Flugzettel verteilt, die nicht nur van der .verfassungswidrigen' Regierung Ebert-Bauer handelten, sondern sich in folgenden politischen Unsinnigkeiten und einzigartigen Geschmacklosig keiten gefielen. Ans diesen Zetteln wird nämlich gefragt: .Wer gab den» dem demokratischen BürgerauSschvß (in Leipzig) daS Recht, nach der politischen Stellungnahme der Truppen (während des Kapp-Pntsches) zu fragen? — Die durch demokratische Schuld gefallenen Helden werden auch durch die nachträgliche Lüge deS Bürgerausschusses nicht wieder lebendig. Die Entscheidung, ob Herr Goetz den offenen Gräbern nicht besser hätte feradlelben sollen, möchten wir dem Taktgefühl der Demokratischen Partei überlasten.' Da» spricht allein für sich. Wir halten eS tm übrigen nicht für angebracht, auf das würdelose Flugblatt einzugehen, aber festgestellt werden muß, dah eS ebenso anonym an die Oeffentltchkeit ging, wie die hinlänglich bekannten Plakate der letzten Zeit. Und dann: Während schon mehrere Versammlungen der Deutschnationalea Volkspartei in völliger Ruh« abgehalten werden konnten, hatten die D eu t s ch nat i ona len ^n Saal bei der ersten großen demokratischen Versauunlnng beseht gehalten und durch massig« Segenkundgebunfi^n den geschlossenen Eindruck zu stören gesucht. An dem Grad der Gegnerschaft kann schließlich die Deutschdemokratisch« Partei sa nur ihren Wert ermessen. Aber es lag in der ganzen Art der Zurufe eine solche Unsachlichkelt und systematische Hetz«, daß man diese Kampfesart tm Interest« des DolkSganzen nur aufs tiefste bedauern kaum Der Schreiber dieser Zeilen hat beobachtet, wie sich der obengenannte jung« Herr von Stockhausen mit einer ganzen Schar voa Gesinnungsfreunden, über deren Wahlalter man wirklich im Zweifel war, im Hintergrund« de» Saales dauern- bemühte, dle Ver sammlung zu stören. Wie wenig «s diesen Herrchen auf die Sache selbst ankam, beweist der Umstand, daß von Stockhausen gar nicht daraus ge achtet Hal, als ihn Schneider sachlich widerlegte, sondern mit den anderen Allotria trieb. Auf direkte Fragen sachten die jungen Herren den Namen voa Stockhausen, obwohl er doch sjchon genannt war, za ver- heimlicher», ein Zeichen dafür, daß ihr« Straachrtttermanier ihnen wohl dunkel zum Bewußtseingekommen war. ES wäre dojch interessant, zu wissen, ob beispielsweise ein Mann wie Direktor Westphal mit diesem Treiben einverstanden ist. Der Wahlkampf ist unseres Erachtens eine zu ernste Sach«, als dah er zam Tummelplatz unreifer Elemente werden dürfte. Die hier befolg!« Ta.ttik haben sogar dle Unabhängigen längst aafgegeben. Die politische Verwilderung ist jetzt dort, wo man einem Manne wie Goetz mtt einem .Rollkommando' droht. Für di« Sach« der Deutschnattonalen spricht daS nicht. , w. Erwärmt die Heimat! Was heiß; Las? Die Ueberschrift kommt den meisten dumm vor. Aber ich find« keine bessere, um daS anzudeuien, wat mir eine unsrer aller größten und ganz gewiß nicht nur künstlerischen Ausgaben scheint. .Farbe in die Heimat!' Klinat das vernünftiger? Und dabei sagt rs nicht alles! Auch de bewußte Pflege der Bepflanzung, die .n»n' schön ist, gehört dazu, daS Erhalten und Schaffen schöner Baumgruppen, das Anlegen von Hecken zum Vogelschutz, daS Offenhalten oder Wiederöffnen der A u ss i ch t sst « l l« n sür alle, da» Zugänglichhalten der See- und Flußufer und ihr Bepflanzen mit Baum und Busch — KU7Z: alles gehört dazu, was einen .Wohnort' und seine Um gebung zur Heimat macht, was ihn — ja: erwärmt. Natürlich auch das schlicht-schöne Bauen selbst. Ein recht gebautes Haut wird niemals mit sich selbst auftrumpfen, es wird entweder so in die Landschaft einiauchen, daß man das Haus in der Landschaft nur steht, wie das Nest im Baum, oder es wird si « schmücken. Sie, die H ei mo t — «in gurrs Schmuck stück ist ja daran zu erkennen, dah das geschmückt« Angesicht schöner geworden scheint. Macht die Stätten, die wir bewohn«n, liebenswert!' Das will die Ueberschrift sagen. Und doch von allem, wat da michelfe» kann, ist zumal in diesen Ae',t«n der Arnutt das Wichtigste die F a r b«. Für dir Erkenntnis dieser Wichtigkeit der FarNe arbeiten manche mit uns seit einem Menschenalter, aber erst im vorigen Jahr hat ei» größerer Kreit von Baukünstl«rn öffentlich für den gl« chen Gedanken erzeugt. Der großen Menge ist er noch durchaus fremd. Auf den schönsten Hügel- -änaen und W «senpianen sind trotz aller modernen Kunstdeweaung dsr Häuser und die Villen, ob st« .Zinsvillen' oder .Luxusvillen' sind, tn der weit überwiegenden Mehrzahl wie weihe oder grau« Bausteine aus geschüttet, höchstens, daß sie mit «twaS .Lehmfard«' oder .Strinfarbe'ge strichen sind, worüber dann etwa e'n möglichst solid rotes Doch knallt. Wi« es früher war, zeigen uns alte Dörfer und Kleänsiädl« noch: jedes »der fast jedes HauS trug »inen herzhaften Gesamtton, blau, rot, braun, grün, gelb, den Wind und Wetter äu die Lehr« genommen batten, so daß er mit Baum und Garten zusammen «in fröhliches Farbenspiel trieb. Ich ent sinn« mich noch ganz entzückender Bilder solcher Art au» fast jedem deut schen Landstrich, den ich tn meiner Jugend kannte. Schon durch Sonne und Regen wurde di« Farbe überall schön, überall harmonisch, wo sie ans» Vrohe ging. Aufs Große aehn, freilich, das muh st«. Nicht aus dies« Wand oder dieses Haut allein, nein, auf di« Häusergrupp«, auf -en Ort, auf das Sanz«, soweit es sichtbar ist. Et kann auch sein, dah «'ne weihe Wand mit einem ausgemalten Bild« nicht kleinlich wirkt — wo eine gut« Ueber- lieseruna hilft, wie etwa in Bayern. Ungefährlich ist derlei nicht. Recht gefährlich dagegen ist das .Dekorieren', und höchst gefährlich das Orna mentieren, doppelt, wenn's mit Schnitzen oder sonstig:«« .plastischen Schmücken' zulammengeht. Voa hundert Fällen in neunzig und neunen schadet das .Dekorieren'. Rahe ist da» erste. Niemals zwei Formen, wo'» «ine tut, und niemals zwei Farben, wo eine langt. Größe, Schlichtheit, Wett,. Aber auch Kraft! Wogt was tn der Farbei Mischt sie nicht mtt Weih, damit str gleich anfangs .harmonisch' ausseh«; mit Weih »der gar mit Kreide vermanscht« Farbe sieht schon tm nächsten Iadr« jämmerlich flau aus. Nur ungeweißte Farbe wird durch Wetter und Wind schön — rechnet also mit dem Verschießen! Das Aller- schlimmste ist das, was der Sachs« .Pimpeln' nennt, das .Gebimmel mit kleinen Glvckjchen', daS Buntmachen mit allerlei Förmchen und FLrdchrn. Jedes Haus «ine Farbe und womöglich gar kein« .Auszeichnung' dazu. In Kopenhagen hat man einmal noch in der Neuzeit einen ganzen Platz so gestimmt, dah nur jedes Haus oder auch mehrere zusammen einen Ton zum Akkorde gaben — wie satt und ruhig, wie saftig und lebensvoll war das! Und ob wir noch so ausgeraubt, auSgeorrht, aoSgegaunert, ja: ob wir bettelarm oeworden sind — unsre Heimat braucht deshalb nicht häßlich zu werden. Selbst dann nicht, wenn wir zu so einfachen Baustoffen zurück müssen, wt« Leymwänden. Ader wir müssen da umdenken vom Grundstein auf. .Erwärmt di« Heimat!' Als wichtigstes Mittel dazu: lernt das Haos, iernt di« Straß«, lernt -en Ort auch als eine koloristisjch « Aufgabe sehn. Lost ihr diese Aufgaben, so mag es gelingen, nur mit einem Nichts an Mehraufwand herzustellen, wat beruhigt und zugleich entzückt, wo sonst Häßliches und Blödes den Bewohner und sein« Be sucher verstimmen würde. Die kommenden Dörfer, die kommenden Städte, di« kommenden HeimstLtten der deutschen Menschen Lbrrhaupt werden Fordenmelodien tönen. (Aus dem 1. Mothest des .Kunst- wart»'.) Das Dresdner Alderttheaier wird wahrscheinlich vom Staate übernommen werden. Damit wärd» eln alter Plan, nämlich das Albert- theater zu einer Volksbühne zu machen, Erfüllung finden. Die Reg'erung hat, wie unser« Dresdener Schristleikung hört, dem Ersuchen, das Alderttheaier zu übernehmen, grundsätzlich zugestimmt; st« will sich ader erst noch die Unterstützung der Gewerkschaften sichern, um den finanziellen Untergrund sür da» neue Unternehmen sicherzustellen. Di« yauptvedinguna ist eben dabei, daß dem Staate keine neue Belastung erwächst. Selbswersiändilch wird di« Volkskammer, bevor definitive Ent scheidungen fallen, um ihre Eimoilllaung ersucht werden. Das Albert- theater hat bekanntlhch früher dem königlichen Haus« gehört, dos noch Forderungen ln beträchtlich« Höhe an das Albertlheaier hat. Mal-Premiere bei Reinhardt. Unser Mitarbeiter schreibt: Im Mat dringt da» Deutsch« Theater «tn Bühnenwerk heraus, da» der einen L^telplan Schätzend« nächt nur den letzten Winter hindurch tn Berlin vergeblich suchen mochte: Bernard Shaws .Candida'. Aufrichtige, gereifte Werte, wi« si« anderwärts selten sind: phrasen fremd« Lied« zu Wahrheit und Klarheit, Leuchten von Menschlichkeiten, oft jtef geäußert durch da» schön« Mittel der Poesie; dazu einige wort- skritdiiswe TUeatrr. Di« Intendanz mach» wiederdott darauf aufmertsa«, dab die 1l6 «nrc<v»«-vorsielluna Sola« 2b <ron bereit« morgen. «onnta, abend litt. d. SN.) ml» ,L r a v t a » a' vorgespulr wird, um t» dieser «nrrchlS- folae mcbrerc LetxnUpirle tur, dinterkin.mder vermeiden. — Am Montag wird sofort die IIS. «nrcchts-tiorslclluua Solg« U, (grü») mit .Jug«w' vuchgetzott. de chwerte Theatergerechthett. — An dem wohltuenden Abend waren E se Heims und der nicht völlig moisstfteie, doch jung und elaen be gabte, Helle WalterZaussen beteiligt, die beide manche» hübsch und besser noch machten. E. R. * Sächsische Akademie der Wissexschafteu. Sitzung der mathe- mattsch-phystsche» Klass«. Profefior F. Kohmat berich tete über die Beziehungen zwischen dem geologischen Bau und den Schwerestörungen der Erd-rtröd«. Während die jungen Kettengebirge Europas durch negative Schroerean»malten ausgezeichnet sind, zeigen dle nordwestlich gerichteten Aufwölbungen der Rumpfgeblrge Mittel- und Westdeutschland» Scheoereüberschuh^ der sich zum Teil unter di« Tiefebene fortseht und del weiterer Verdichtung de» Beobachtungs netzes noch erlauben dürst«, für di« Frage der Aufsuchung einzelner Stücke der im allgemeinen tief versenkten Fortsetzung -es westdeutschen Kohlenreviers Anhaltspunkt« zu liefern. — Herauf trag Herr Le Blanc vor: .lieber opttschleere Flüssigkeiten.' Nach Bersten von Herrn Wolski. Unter optisch leeren Flüssigkeiten versteht man solche, die, von einem starken Lichtstrahl durchsetzt, kein« Erhellung de» vom Licht« getroffenen Teiles, keine» sogenannten Lyndaälkegel zeigen. Bis- her war ,S nicht gelungen, derartig« opttschke«r« Flüssi^elten her zustellen. Es erhob sich nun die Frage, ob -i«se optisch« Heterogenität durch fremde Beimengungen wie kleine Staubteilchen und dorgl. oder durch Komplexmolekeln der Flüssigkeiten selbst hervorgerufen würde. Zur Klärung der Sachlage wurde von neuem di« Herstellung vpttsch leerer Lösungen ang«strebt, und zwar diesmal mtt Hilf, der Ultra filtration, wodurch äußerst kleine Teilchen der Flüssigkeit getrennt werden können. Nach den btsherigen Vorschriften über die Her- Herstellung von Ultraflltern gelang die Gewinnung optisch leerer Flüssig keiten nicht, im Ultramtkroskop konnte ohne weiteres ein« groß« An zahl leuchtender Punkte, deren jeder einem diskreten Teilchen ent sprach, nachgewiesen werden. Dl« Zahl der leuchtenden Punkte konnte zunächst im destillierten Wasser nicht unter 22 000 in 1 ccra herab gedrückt werden. Durch Verwendung besonders präparierter seidener Ultrafilter gelang ader schließlich di« Herstellung von optisch leerem Wasser und van anderen Flüssigkeiten bzw. Lösungen. Die Konstitution dieser Lösungen ist also nicht derarl, dah bei Anwendung d«r benutzte« Hilfsmittel Komplexmolekeln zu entdecken sind, die «tne optisch« Haseeo« genität gegenüber der Umgebung zeigen.
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