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Sächsische Volkszeitung
- Erscheinungsdatum
- 1939-04-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193904158
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19390415
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19390415
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-04
- Tag 1939-04-15
-
Monat
1939-04
-
Jahr
1939
- Titel
- Sächsische Volkszeitung
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Albert der Grotze Es ist eigentl'ch zu verwundern, daß Köln nicht die erste deutsche Universität erhielt, bald nach der Pariser, die den Ruhm, die erste zu sein, filr die ganze Welt hat. Denn der Aufstieg des mittelalterlichen Bildungswesens, der in den Uni versitäten gipfelte, hätte nach den Verheißungen des 10 und 11. Jahrhunderts leichter für Deutschland als die romanischen Länder erwartet werde,, liönnen. Denn das deutsche Bildungs wesen war damals führend in der Christenheit. Die Bildung der Antike hatte während der Stürme der Völkerwanderung Ihre Zuflucht in den Irischen Klöstern gesunden und war her nach bei den Angelsachsen zu jener hohen Blüte gelangt, deren schönste Früchte in der karolingisä-en und ottonischen Renais sance die Abteien und Stifte Deutschlands zur Reife brachten. Wie konnte cs nur geschehen, dass Deutschland den Vorsprung seines Bildungswcsens vom Ende des 11. Jahrhunderts an wie der verlor? In dem spät christianisierten Deutschland über wogen lange die zivilisatorisch-kolonisatoriscl-en Ausgaben, wäh rend das eigentlich kulturelle Leben auf wenige führende Zen tren beschränkt blieb. Die Klöster und Domstifte, die einst Träger der höheren Bildung gewesen waren, wurden durch die Verflechtung mit dem Lehensivesen immer mehr zu politisch militärischen Machtfaktoren des Reiches. Sie waren, zumal als der edelsrcie Adel, der allein Zugang zu ihnen hatte, aus zusterben begann, völlig von den politiscl)«n Aufgaben und der Verwaltung ihrer Bistums- und Abteiierritorien erfüllt. Die Dom- und Stiftsschulen sanken auf das Niveau kleiner Lateinschulen, die sich von den städtischen Ratsschulen Konkur renz machen lassen muhten. Die Kirche tat kaum etwas gegen die erschreckende Unbildung des Klerus. Die Kirche fand im 13. Jahrhundert keinen Ausweg aus der Verbindung mit dem Feudalismus; in dieser Zeit der Auflösung der alten Reichs- ver-assung muhte sie sich mit dem neu heraufkommenden Mach ten, den Städten und Territorialfürsten, auseinandsrseizen. In dem sie ihren weltlichen Besitz rettete, verlor sie die wurzel- hafte Fühluna mit dem geistigen Leben der Nation und erst recht seine Führung. Es ivaren nachmals immer nur einzelne Kleriker, die für Deutschland Träger der Bildungsentwicklung wurden, die Kirche als Reichsstand tat ivenig dafür. Vas Genei-alstubrum bev ^vebigevbvübev im IS. Jahrhundert Kanzeln an der Pariser Universität berufen wurde. Diese Be ¬ rufung war eine der wichtigsten und umstiirzendsten Tatsachen der abendländischen Geistesgeschichte überhaupt. Denn Albert gelang es, in den Pariser Jahren Aristoteles wieder in das abendländische Philosophieren einzusühren, und das bedeutet, daß er die Gefahr eines überspitzten Platonismus, der die Wirklichkeit ter Schöpfung nicht ernst zu nehmen bereit war, weithin bannte. Er wurde so der Reiter des Menschlichen und Natürlichen in, abendländischen Denken. Damit hängt es zu sammen, dah für ihn die Geistes- und die Naturwissenschaften, Uebernatur und Natur nicht zwei völlig getrennte Gebiete wa ren, deren jedes einer eigenen Weltschau entsprach. Das Welt bild. innerhalb dessen man nach Alberts Vorgang in Paris die Wissenschaften betrieb, war von einer überwältigenden Ein heitlichkeit, wie sie nachmals nie mehr verwirklicht wurde. 1218 kehrte Albert von Paris nach Köln zurück, um dort ein Keneralstudium der Predigerbrüdcr zu begründen. Selten hat eine Hochschule als Gründer einen Mann gehabt, der das Wissen seiner Zeit so überschaute und ihrer Wissenschaft so ziel klar die Mege weisen konnte. Diese Ordenshochschule. auf der man Pariser Niveau hielt, hätte die Kernzelle der ersten deut schen Universität werden können, ja sic hätte es werden müssen, wenn damals die deutsche und die Kölner Kirche in der Pflege der Wissenschaft eine vordringliche Sorge gesehen und alle ihre Mittel für den Aufbau einer Studicnorganisation und eines Wissenschaftsbctriebes eingesetzt hätte. Aber gerade die Kölner Kirch? stand damals in heftigen Kämpfen zwischen dem Erz bischof auf der einen, der Stadt Köln und den rheinischen Für sten auf der anderen Seite. Albert hat in diesen jahrzehnte langen Streitigkeiten, die ja nur ein Teil der Erschütterungen waren, von denen während des Intcrregnunms der ganze Reichskörper l)eimgcsttcht wurde, unendlich viel Frieden gestif tet, aber es wurde ihm nicht der Auftrag, der seiner säkularen Bedeutung am meisten entsprochen hätte, die Begründung der ersten deutschen Universität. Es verging noch sehr viel Zeit nach seinen! Tode, ehe weitblickende Landessürsten in Böhmen, in Oesterreich und in der Pfalz die ersten deutschen Universi täten gründeten, und noch mehr, bis auch Köln eine bekam. Der von ihm ausgestreute Same wissenschaftlicher Erkenntnis und Arb.itsivcise ging zwar nicht verloren und brachte viele Frucht, aber es fehlte an der großen Zusammenfassung, die die gesamte Wissenschaft einheitlich entwickelt hätte, so wie Albert sie erlebt und gefördert hatte. Nur einzelne Linien seines Werkes setzten sich jeweils fort. Während sein größter Schüler Thomas von Aquin das aristotelische Snstem auobaute und zur Grundlage fast des ge- samten scholastischen Studienbetriebes machte, hat sein Lieb lingsschüler Ulrich von Straßburg in seiner Sumin« das Haupt werk des von Albert ausgehenden deutschen Neuplatonismus geschaffen. Von Albrecht und Ulrich ist Dietrich von Freiberg beeinflußt, der mit Meister Eckhart zusammen Professor in Paris war. Albert wurde so der eigentliche Vater der deut schen 'Mystik. Aber auch rein wissenschaftlich erhielt sich die albertinische Eigenart gegenüber der thomistischen noch bis zum Ende des 15. Jahrhunderts lebendig. An der Kölner Univer sität entstand damals ein Streit zwischen Thomisten und Alber- tisten, bei dem die Predigerbrüder trotz der Verehrung ihres seligen Albert durchweg auf lhomistischer Seite standen; die Albertisten ivaren meist Weltgeistliche. Bei den zum Teil sehr subtilen Differenzen handelt es sich hauptsächlich um Dinge, die mit dem ausschließlicheren Aristotelismus des Thomas und der -em Platonimnus sin der Form des Neuplatonismus) ausge schlosseneren Haltung Alberts zusammenhingen. Der bedeu tendste Aibertist war Heimcrich von Kamp. Von ihm beein- slußt waren seine Schüler, der große Kardinal Nikolaus von Kues an der Mosel, und der berühmte Kartäuser Dionysius Rykel, die bedeutendsten Mystiker am Ausgang des Mittel alters. Bis zum Vorabend der Reformation war Alberts Ruhm in ganz Deutschland groß und sein Werk wirksam. Ein Stich Albrecht Dürers für ein 1502 erschienenes Werk des Humani sten Conrad Celtes stellt im Mittelpunkt die thronende Philo sophie dar. die umgeben ist von Medaillon-Bildern der größten Philosophen: Ptolomäus, Plato, Cicero, Albert. Albert aber nimmt den Ehrenplatz zur Rechten der Philosophie ein, von der die Unterschrift sagt: Aegypter und Chaldäer erfanden mich, die Griechen schrieben mich nieder, die Lateiner übersetzten, die Deutschen machten mich groß. Die Deutschen — das ist vor allem Albert, der Schwabe, der von Köln aus genial und universal die Wissenschaft der mittelalterlichen Universität befruchtete. Er ist der höchste Ruhm rheiniscl>er Wissenschaft und der geistig« Schutzherr der Kölner Universität. Vorn Eharakter der Nationen vsn pvsfessov Otto Uvbach Das war um so bedauerlicher, als es genug Deutsche gab, die die Entwicklung der neuen Wissenschaften mit bewirkten. Aber sie mußten mit ihrem Wissensdrang und ihrer sckzöpse- rischen Gelehrsamkeit ins Ausland gehen, nach Italien oder Frankreich... In Italien hatten die Bedürfnisse der aufstre benden Städte schon in der Salierzeit den Ausbau des Bil- dungsnesens gefordert. Man konnte dort an die nie ganz aus- gestorbenen Traditionen der antiken Rhetorenschulcn anknüpfen. In Italien wurde besonders das kaiserlich-antike Reckt gepflegt und die griechisch-arabische Medizin übernommen. In Italien entstand die weltliche Universität. In Frankreich dagegen ent wickelte sich die Universität im Zusammenhang mit einer Hoch blüte des kirchlichen Lebens; Frankreich mar das Land der Kreuzfahrer, der gotischen Dome, der Ordensgründer und Hei ligen. Eine begeisterte Jugend scharte sich um berühmte Lehrer, die, obseits von jeder behördlichen Planung, die Zentren eines gcisteswissensci)aftlichen Studienbetricbes wurden. Die Orga nisation neuer Bildung konnte im Norden an Kloster- und Domschulen ankniipfen, die den Verfall der deutschen nicht mit gemocht Hatton. Vom Süden her befruchtete sich das Bildungs wesen durch die Berührung mit der antiken Mittelmeer kultur. Die Kirche Frankreichs brauchte für die Auseinander setzung mit den Ketzern vor allem gebildete Männer: die ihr diese Bildung geben wollten, waren berauscht von der Hoff nung, mit Hilfe der didaktischen Künste des Altertums die ewigen Wahrheiten des Christentums einer ringenden Zeit Mu überzeugend zu machen. Dio lebendigsten Kräfte dieser neuen Geisteswissenschaft konzentrierten sich um 1200 an der Uni versität Paris, wo die freie Initiative einzelner Gelehrter zu erst eine schulmäßige Anstalt mit strenger Lehrdisziplin und Kirchenzucht schuf. Die mittelalterliche Universität war eine staatlich und kirchlich privilegierte Körperschaft öffenUicl)«n Rechtes, aber eine freie, im wesentlichen sich selbst verwaltende Organisation. Die meisten Dozenten waren Kleriker und ihre Dotation erfolgte meist aus kirchlichen Pfründen. Der Mann, der am mutigsten und umfassendsten die neue Offenbarung. Geist und Natur umfassende Wissenschaft richtung gebend beeinflussen sollte, war ein Deutscher ritterbürtiger Ab stammung. Albert aus Lauingen in Schwaben, Albert der Deutsche, den schon seine Zeitgenossen Albertus Magnus nann ten. Er war als junger Mensch durch die Natur geschweift und hatte mit einer ungewöhnlichen Beobachtungsgabe sich an ihre Geheimnisse herangemacht und dann in Padua Natur- Wissenschaften studiert. Dort wurde er für den Predigerorden gewonnen und der deutschen Provinz zngeteitt und innerhalb dieser dem Konvent zu Köln. Hier studierte er Theologie, zu nächst für die yzedilrsnissc der praktischen Seelsorge. Nach seiner Priesterweihe wirkte Albert In mehreren Konventen des Prcdigerordens als Lektor der Theologie, der sunge Ordens brüder für die Seelsorge auszubilden l-atlo. in Hildesheim, Freiburg Im Breisgau, Regensburg und Straßburg. In Straß burg kam er auch an größere wissenschaftliche Aufgaben heran und die Ordensoberen scheinen bald erkannt zu haben, -aß hier Allerts Stärke lag Als der Ordensmeister Johann von Wil- deshausen daran ging, die Dorherrsclwft der französischen und italienischen Konvente zugunsten eines ak^ndländischen Uni- versalismus zu brechen, setzte er cs durch, daß Albert als erster Nichtfranzose auf eine der beiden dem Orden gehörenden Lehr- vr. Lapl Sonnenschein fr Unser Weitzer Sonntag Ucberall im Lande heute Glockengeläut. Schlagende Her zen. Leuchtende Nutzen. Wehende Schleier. Myrten im ivei- chen Haar und Sträußchen am feierliclien schwarzen Anzug. Selige Kinder! Im Mittelpunkt des Geschehens! Verrostete Väter und mondäne Mütter werden Innig. Durchleben diesen Morgen wie eigene Jugend. Das ist lange, lange her? Und sie hatten lange geglaubt, die Bäume blühten nicht mehr und im Schmutz und im Eise seien di« Seelen erstarrt. Nun dieser Tag, Am Abend vorher hat das Kind sein« Mutter und nachher den Vater still beiseite genommen und hat beide ausdrücklich um Verzeihung gebeten. Für alles, was es ihn'n unrecht tat. Für alles, was ihr Herz betrüge. Aller Nebel ist so aus der Seele gewichen. Alle Wolken beiseite geschoben. Heute am Weißen Sonntag lacht die Sm «e noch einmal so wunderbar. Heute grüßt die ganze Natur, veugt sich jedes Bäumchen am Weg«. Lispelt die Dornenhecke. Sing« der Fink im Garten- zaun ein eigenes Lied. Das er nsu komponiert hat für diesen Tag. Die scheuen Osterhasen ducken sich irgendwo Ins Feld. Während das alücklicl« Kind vorilberrauscht Vorübergeht. Das neue Gebetbuch mit dem goldenen Rand in der Hand. Den Haben die einzelnen europäischen Völker ein verschiedenes „Gesicht"? Die Frage ist manchmal verneint worden. Kommen wir mit einem Franzosen oder Italiener zusammen, so scheint es uns, als ob sie im Wesen kaum anders seien als manche deutsche Volksgenossen, die wir kennen. Wer beispielsweise auf dem Markt in Nizza Butter, Gemüse oder Südfrüchte einkaust, könnte vielleicht einen Augenblick meinen, seine Buttcrhändlerin, Gemüse- oder Obstverkäuferin aus München, Frankfurt oder Hannover dort in Südfrankreich wiederzutrcfscn. Nur die Sprache ist anders: die Menschen erscheinen ivenig unterschied lich. In der Tat ist auch wohl der Unterschied zwischen den einzelnen Menschen nicht so sehr groß. Das rein menschlich ge lebte Leben meist große Gemeinsamkeiten auf. Oder besser ge sagt: In Frankreich und in Italien leben — ivie in unseren! Vaterlands — Leistungsmenschen neben Verharrungsmenschen. Darbictungsmenschen, Enthebungsuienscheu und anderen Men schentypen. Da die echten Franzosen und Italiener gleich uns zur indogermanischen (arischen) Rasse gehören, so ist diese Fest stellung nicht sonderlich überraschend. Jedoch, wenn wir zehn, fünfzig, hundert oder noch mehr Deutsche oder Italiener oder Franzosen in einer Gruppe an treffen. so spüren wir, ja erkennen wir bald, daß es völkische Verschiedenheiten gibt. Und nun gar, wenn wir längere Zeit in einem italienischen Dorfe, einer französischen Provinzstadt leben! Der Lebensstil, der auch das Leben und das Lcbensgesühl des einzelnen prägt, ist ein anderer. Manche Dinge, die uns wichtig sind, haben für das Nachbarvolk kaum Wert; Dinge die uns gleichgültig sind, erscheinen ihm höchst wesentlich. Kann man die Wesensart eines Volkes bestimmen? Leicht Ist das fraglos nicht, denn dazu ist ein tiefes, inneres Berständ- nis für das in seinem Charakter zu erfassende Volk notwendig. Gute Sprachkenntnisse und eine durch längeren Aufenthalt im Ausland« erworbene Sachkenntnis genügen nicht. Ein fremdes Volk muß in seiner Eigenart erlebt werden. Und selbst dann Ist man noch nicht gesichert gegen Fehlschlüsse, di« sich ost aus falschen Verallgemeinerungen ergeben. Einige persönliche Ein drücke In Italien oder Erlebnisse mit Franzosen sind noch lange kein Beweis dafür, daß die Franzosen oder Italiener so oder so beschaffen sind. Diese irrigen und irreführenden Verallgemei nerungen treffen mir immer wieder in Rcisebcsckreibungen und völkerkundlichen Büchern an. — Ebensowenig kann man aus literarischen Lesefrüchten völkische Charaktere konstruieren. Ueber diese Manier urteilt A. E. Brinckmann treffend: ..Er staunlich ist, auf wie primitiven Grundlagen die gegenseitigen Urteile der Völker über einander beruhen. Meist gelten litera rische Typisierungen. Wir machen uns noch oft von dem Fran zosen ein Bild zurecht nach dem Riccant de la MarliniSrc in Lessings Minna von Barnhelm, ...von dem Italiener nach den Rosenkranz darum geschlungen. Mit dem weißen Tüchlcin die Kerze gefaßt. Weitzer Sonntag? Erstkommunion der Kinder. Blüten weiße Jugend. Lauter Frühling in jubelnden Herzen. Nun ist alles gut All die bösen Worte sind vergessen. All die Not Ist in die Truhe geschlossen. In den Hades geschickt. Daheim das Zimmer festtäglich gerichtet. Blumen auf dem gedeckten Tisch. Die Gardinen leuchten hell. Alles ist gescheuert. Scheu drücken sich die kleinen Kinder in die Winkel. Denn nun stehen der größere Bruder, die größere Schwester ganz allein im Glanze da. Woher kommt dieser Glanz? Hast du in der Kirche gelauscht, wie die Erstkommunikanten das Glaubens bekenntnis gebetet? Mit fester Stimme! Hast du oehört, wie sie widcrsagten? Das ivar Erneuerung des Tausgclübdes. Das klang wie Glockengeläut an einem Tage voll Glanz und Per spektive. Heute, am Weißen Sonntag, ist ihr Herr und Hei land zu ihnen gekommen. Die Erivachsencn stehen ganz hinten. An die Pfeiler gelehnt. Die Eltern neben den Bänken und sckauen und schau«n. Ach. wie glücklich diese Kinder sind! Bist du es nicht mehr? Hast du nicht auch einen solchen Tag gehabt? Wo ist dein Gebetbuch? Dein Rosenkranz? Ist alles in dir welk geworden? Du bist einsam und verbittert? Weil du den Heiland nicht mehr in der Seele trägst. Wenn die Kin der aus der Kirche ausgezogen sind, dann ist für dich vorne an der Kommunionbank Platz. Knie wieder einmal hin und bete. Dann gibt es einen Weißen Sonntag auch für dich. sehr veralteten und einseitigen Eindrücken deutscher Romantik«« von Wilhelm Heinse bis Böcklin." Man kann auch nicht den Charakter der einzelnen Völker aus einige handliche Formeln bringen. Alle solchen Versuche müssen scheitern. Wer wollte heute noch im Ernst glauben, mit der Etikettierung „statisch" sei das Wesen des französischen Geistcs, mit der Kcnnmark« „dynamisch" das deutsche Wesen umschrieben? Leistungswille und Vcrharrungslricb, statische un dynamische Eigenschastcn gehören notwendig zu jeder völkischen Kultur: zur französischen wie zur deutschen und zur japanischen. Zudem sind gewisse Wandlungen innerhalb der völkischen Eigen art unverkennbar. Geschichtliche Ereignisse können völkische „Eigenschaften" wecken, an die vorher niemand gedacht hat. Das Deutschland der Bismarckischen Zeit hatte ein anderes Gepräge als dos Deutschland der Vorkriegszeit. Geistvolle Gegenpaarun gen (Antithesen) wie die von A. de Chateaubriant, einem moder nen französischen Dichter, der sich bemühte, das neue Deutschland zu erleben, sind stets zeitgebunüen. Trotz ihrer scharfsinnigen Beobachtungen, die Richtiges enthalten, sind sie leicht anfechtbar, so z B.. wenn A. de Chateaubriant sagt: „Der Deutsche liebt das ernsthafte Vergnügen, der Franzose die heitere Mühe" oder „Deutschland ist nie vollendet. Frankreich ist abgeschlossen" oder „der Deutsche kennt die Lächerlichkeit nicht, der Franzose hat Angst vor ihr". Solche Gegenpaarungen sind zu geistreich, um in allem wahr zu sein. Die neuzeitliche Völkerpsychologie und ebenso die Sprachwissenschaft warnt daher vor der theoretischen Konstruktion etna eines „Dauersranzosen". Wie also kann man die — zweifellos vorhandenen — völ kischen Verschiedenheiten fcststellen? Der Knnstgeschichtslehrer Prof. A. E. Brinckmann (Frankfurt am 'Main) wählt in seinem Buche „Geist der Nationen" (270 T„ 10 M„ Hamburg. Hoffmann und Campe) einen Weg. der Beachtung verdient. In der rich- tigcn Erkenntnis, daß kein Mensch die unermeßliche Vielgestalt einer völkischen Kultur ganz übersehen kann, beschränkt sich A. E. Brinckmann für seine Untersuchung auf sein Fachgebiet, auf dem er anerkannter Forscher und Kenner ist. Di« Kunst ist eine der vollkommensten Aeußerungeu des nationalen Lebens und Geistes. In der Geschichte der nationalen Kunst spiegeln sich Geist und.Charakter der Völker etwa ähnlich wieder wie die Eigenart des Einzelmcnschen beispielsweise in. der Handschrift. Es kommt nur darauf an. diesen Ausdruck des inneren Wesens richtig zu erfassen und zu deuten. A. E. Brinckmann versteht die Kunst als bedeutenden Aus druck des Geistes einer Nation und vergleicht, von dieser Bor aussetzung ausgehend, hochwertige deutsche, französische und ita lienische Kunstwerke miteinander. 60 Bildtafeln und 5 Textabbil dungen veranschaulichen die klaren Ausführungen. Die fran zösischen Kathedralen. Plastiken. Gemälde haben ein anderes Gepräge als die deutschen oder die italienischen. — Es ist un möglich. im Rahmen eines Aussatzes den Weg Brinckmanns im einzelnen nachzuzeichnen; wir müssen uns mit einigen Ergeb- nissen des Vergleichs begnügen. Wie anders entfaltet sich die Form der Kunstwerke in der französischen, stalieniscl-en und deutschen Geschichte! Schon um 1140 n. Chr. erscheint das typisch Französische — der französische Geist und Charakter — in den Kunstwerken von Saint Denis z. B. den Skulpturen. Gemälden, Glaemalercicn: „Einsicht in die Bedingungen des Vorhandenen und damit der Wille zur Synthese erweisen sich... als Prinzip der französischen Gestaltung." Französisch ist es „sich in ver nünftig besonnener Art ein fast konventionell (d. h. dem Her kommen gemäß) gebundenes Problem zu stellen", Maßhalten, Vernünftigkeit. Ordnung, Klarheit, Harmonisierung einer „im tiefsten und letzten auseinandcrstrebcnden Welt durch kluge Kräfte des künstlcriscl)«!! Empfindens und darüber hinaus durch die stärkeren Kräfte des rationalen (verstandesmäßigen) Denkens", — dieser Wesenszug begegnet uns immer wieder in der franzö sischen Geschichte, und bis in die Gegenwart ist er unverkennbar geblieben. Lebendiges Dcutschscin weist andere Züge auf. „Wir haben nie die Ruhe in der Art des type moyen (d. h. des initiieren Typus, in welchem die Spannungen ausgeglichen sind) erreicht. Wir haben sie aber gar nicht haben wollen oder sie uns höchstens einmal fälschlich von Winckelmann anpreisen lasten als letzt« Schönheit der Antike." Die Stärke des Deutschen besteht weni ger in der logisch-mathematisch rechnenden, schlußfolgernden Ver nunft als In der schweifenden, formüberfüllten Phantasie, die sich ost wie nordisches Liniengeslecht im Grenzenlosen verwirrt. „Unsere Vergeistigung Ist nicht Cartesianisch", d. h. ihr ist nicht wie dem großen französischen Denker Cartesius lDescartes) di« NllllIIIIIlIIII>i>IIlIlIIIIIlliIlIlIlIlIlllIIIlIIlIlIIlIllIIilIlIIII>IIIIllIII>lllli>llIlIlIlIIllIIIIllIllIlIIIIIIIIIIIIIliI»IIIlI!IIillIlIIIIIIIIIIIIIli!illIIllillIliIIIIIiIiIIIIllIIIIililIlllllIllllIi!lIlIIII!II>iIIIIII,IlIIiIIIIIII!i!IIIIIli Trinkt KaÄRrvLirer, den guten Kneipp-Mahknsfee/
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