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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.05.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-05-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192005092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19200509
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19200509
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-05
- Tag 1920-05-09
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Monat
1920-05
-
Jahr
1920
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i.)l Lu-.cujat dem SL)ickjal der Gesamtheit ab. Sie müssen dedcnken, das; A),rliu)ailc,iul)ruttll ohne Arbeiter und Angestellte ebensowenig möglich ist, wie Regieren ohne Beamte. Wahrend des Krieges ist doch gerade von den militärischen Machthabern täglich und stündlich den Arbeitern und Angestellten versichert worden, wie unentbehrlich sie seien. Kann dm» jetzt wieder ge leugnet werden? Nachdem die kaiserliche Regie rung in vier Zähren sertig gebracht hatte, was der Sozialdemokratie in vierzig Zähren nicht gelungen war: üeir Arbeitnehmern das Be wußtsein ihrer Macht zu geben, ist dicEntwicke- lung nicht mehr znrückzuschrauben. Auch wer aus dem S.andnunkt steht, daß diese Entwicklung ein Anglück ist. muß s,c alo -oalsache hinnehmen und sein Handeln darauf ein stellen. Die tiescre Ursache unseres staatlichen Niederganges ist ja schließlich darin zu juchen, daß nach dem Aufstieg des Bür gertums ins staatliche Leben um die Mitte des vorigen Jahr hunderts die herrschende Schicht der Z u n lr e r sich hartnäckig vnd engstirnig jeder großzügigen Beteiligung des Bürgertums an den Slaatsgeschäseen widersetzte. Das Bürgertum sollte sich jetzt hüten, gegenüber den Angestellten oder Arbei tern in denselben Fehler zu verfallen. Zn der Zeit des gleichen Wahlrechts hätte die Absperrung keine Aussicht auf Er folg. Es gibt nur eines: Die Anerkennung der Arbeiter und Angestellten als gle.-hbcrechligle Faktoren des politischen und wins..,ch.liehen Lebens. Das ist, zumal in der Uebergangszeit, wo die Wünsche vielfach über das AUrgliche hinausgehen, nicht immer leicht, aber der Versuch muß gemacht werden, weil in seinen! Gelingen die einzige Rettung liegt. Man spricht heute vielfach verächtlich von der .Masse', die? in ihren Gefühlen und Wünschen hin und her schwanke und stets den Führern folge, die ihr am meisten versprechen. Gibt es diese Zrrungen und Schwankungen in den Kreisen, die weniger Masse sind, nicht auch? And sind sie nicht Folgen der bösen Kriegserfahrungen, die das Vertrauen so grausam zerstörten? Nach solchen Erfahrungen läuft das Volk auch falschen Propheten nach, weil es eben Führer braucht. Bringt uns die rechten Führer, und das rechte Vertrauen wird sich wieder ein stellen. Hier liegt der Hebel für die Ge'undung unseres Volkes. Das tiefgewurzelle Mißtrauen in die Absichten des Bürgertums muß beseitigt werden, und kann es nur durch eine großherzige, demokratische Politik, die auch den Arbeitern, Angestellten und Beamten den gerechten Anteil an der Macht gibt. Zede Abkehr von diesen Gedanken muß die Kluft erweitern, die sich ausgctan Hut und unser Volk auseln- anderfpallct. Der demokratische Volksstaat ist nicht in wenigen Monaten zu schassen, er braucht des Wachstums, nicht nur seines Staatsbaues, sondern auch der Menschen, die darin schaffen und arbeiten sollen. Er wird aber um so fester stehen, je mehr Männer und Frauen sich zum demokratischen Staalsgedanken be kennen. Das Bekenntnis zu ihm bedeutet Abkehr von Rechts oder Links und schließt in sich den Willen zur Gesundung, zum Aufbau und zur Größe des Vaterlandes. Demokratische Kandidaten Berlin 8. Akai. (Drahtbe richt unserer Berliner S ch r I f I! e i r u n g.) Zn Berlin wurden außer den beiden demokrati schen Kandidaten von Siemens und Gustav Ha rtmann noch fol gende Kandiwlen ausgestellt für den Wahlkreis Berlin: Frau Marie Baum, Obermeister Schneider, Stadtrat Löhnt ng, Syndikus Dr. Engel undan IS. Stelle Frau M a r i a o v n B u n s r n. Für den Wah kreis 18 lBraunschweig) sind ausgestellt: Wil helm Heil«, BUiufter Rönne borg und Professor Blume- Hannover. - - - G Eine Kousiimnnsgrupp« der Hamburger Demokraten. Nachdem vor einiger Zeit der PartclauSschuß der Deutschen Demokratischen Partei in Hamburg dem Antrag einer Anzahl von Kaufleuten zur Gründung einer Fachgruppe einmütig zugestimmt hatte, hat in diesen Lagen, ein größerer Kreis bekannter Kaufleute di« .Gruppe für Handel und Industrie' vorläufig gegründet und wird demnächst sämtliche der Partei angehörige Kaufleute und leitende An gestellte des Groß Handels und der Industrie zusammen schließen. Zn den provisorischen Borstand wurden gewählt ble Herren: Senator Z. H. Garrels, Karl Vorwerk, Dr. Karl Melchior, Klart Bunzel, Arthur Darboven, Anton NathufluS, Max Nonnenkamp und Marlin Schröder. O Die Deutschnationale Volksparlei. LandeSverbanb Münster, Mi n de n, Lippe, bat sollende Reichstagswahlliste aufgestellt: 1. Ge- yrimcr Finonzral Hugenberg- Rohrbraken a. Wes., 2. Liz. O. Rein hard Mumm- Berlin, S. Landwirt Nienhausen-Rotthausen, 4. General- iekretär Rüster-Beciin, b. Frau Oberin Löhe-Bieleseld, tt. Handwerkü- nommersyndikus Sackmann-Bielesebd, 7. Frau Hojft.jann-Bochum, 8. Loaemann, S. Lehrer Hejdemann-GülerStoh, 1ö. Professor Hoffmann- MWKster. Der Wahlkampf in Ostsachsen Dresden, 8. Mai. (Drahtbericht unserer Dresdner Schristlettung.) Der Wahlkampf in Ostsachien hat nunmehr be- ognnen. Auf den R« chss nanzm,irisier Dr. Wirkh für das Zentrum hat auch der zweit« Kandidat der Demokraten für Ostsachsen, Bankdirektor Dr. Weser, «inen großen Vortrag über die politische Lag« oehalien. — Die Kandidatenliste der Deutschnalionalen V olkspar tet für Ostsachsen beginnt mit den Namen: Syndikus Dr. R eb ch e r t - Dresden, Bauern-zutsbesttzer D o m s ch - Großhenners dorf, ?Aalermeister Lhrist - Radeberg. Bautzen 7. Mai. (E i g. Drahtbericht.) Die katholischen Wenden haben beschlossen, von der Aufstellung einer eigenen Liste zur Reichskagswahl abzusehen und dafür die Liste der Zen trumspartei zu unterstützen, auf der als ihr Kandidat der Kaplan Zohann Zlesch aus Crostwitz an Zweiter Stelle steht. Dle evangelischen Wen den dürften sich den Deuischnationalen anschließcn. Die Grzbergersche Steuerangelegenheit als Wahlpropaganda Berlin, 8. Mal. sDrahtbertcht unserer Berliner S ch r i f t l e i t u n g.) Der Fall Crzberger taucht wieder einmal auf, und man spürt gewisse Kräfte rumoren, um die EicuerangelegenheU für den Wahlkampf der Rechten auSzuschlachlen. Zn der Sitzung der preu ßischen Landesversammlung fragte der Abg. Garnlch-Berltn (D. Volksp.) über dasUntersuchungSergebnls hinsichtlich der Crzberger- schen Steuerangelegenheit an und erhielt durch den Regie rungsvertreter di« Antwort, daß die Regierung die Frage wegen der Geheimhaltungsvorschristen über die Steuererklärungen nicht beant - Worten wolle. Sin Konservativer über die Deuischnationalen Di« von Adam Röder herausgegebene .Süddeutsch« Konservativ« Korrespondenz' sagt in ihrer letzten Nummer: .Unser Standpunkt zur Deutschnalionalen Volksparlei ist noch wie vor derselbe: sie s oll die für die deutschen politischen Lntwicklungsmög- llchkeiten notwendig« Partei der Rechten sein; sie kann es aber nicht sein, wenn etn Konsortium von Apostaten, das den demokratischen und liberalen Parteien dovongelaufen ist — aus Gründen, die sich meist der moralischen Wertung entziehen — sich nun den Führern und Ver tretern des östlichen Großgrundbesitzes und der westlichen lndustrialtstischen Großbourgeoisie verbünden, um mit den Schlagwörtern chauvinistischen Alldeulschtums eine durch sichtige «inseitige Znteressenpolilik zu treiben . . . Statt (Männern wie Posadowsky, Delbrück und Behrens) geben Leute wie Graf Westarp, ein Mann der Mittelmäßigkeit, der nur in den ein gefahrenen Geleisen politischen Denkens zu arbeiten vermag und v. Gräfe, der kleine Sohn eines großen verehrungswürdigen Vaters, mit seinem Husarenleutnantston, etn ehemaliger Liberaler wie Dr. Rvstcke und «in früherer extremer Linkser wie Pastor Traub den Ton an, denen sich der ehemals nallonalllderale Hugenberg, ein Mann von großem Wissen, aber durch seine Vergangenheit ein seitig kapitalistisch engagiert, hinzugesellt. Die Leute, die jetzt der Deutsch nationalen Volksparlei zugehen, seien Leute, die plötzlich in sich «in nach rechts gerichtetes Herz entdeckt haben, weil die Arbeiter und Angestellten mit neuen Ansprüchen oufireten und «ine zugreifend« Finanz- und Steuerpolitik, .die doch garnicht zu umgehen ist, Ihre wah rend d«S Krieges gefüllten Kassen leeren will.' And Leut«, .bi« den .Freihandel' für eine Teufels-Erfindung erklärten, für oolizetltch festzusebende Martzt- und Brotprelse schwärmten, reden jetzt für Hiv .Frki« Wtrtichaft", weil st« bet der heutigen Zett- und Wirt- schasistage dek Produzenten ungeheuren Gewinn bringen muß. Daß die vollkommen« Aufhebung der Zwangswirtschaft den kleinen Mann, den kleinen und mittleren Beamten, den Arbeiter, den Geistesarbeiter dem Verhungern überantwortet, weil die Schieber, Wucherer, Groß kapitalisten jeden Preis bezahlen werden für Butler, Eier, Schinken, MHl, Milch, Gemüse — daran wird nicht gedacht. DaS platteste mate riell« Interesse ist maßgebend'. S DaS preußisch« Beamtendesoldungsgesetz ist in der preußischen Landesversammlung in dritter Lesung einstimmig angenommen worden. . Dl« Welfenparkel ln Braunschweig-Südhannover stellt auf: Zustizrat Colshorn und Redakteur Landhut, ferner den früheren Stadtdirektor Tramm und den kürzlich zurückgelrelenen braunschwei gischen Zastizminister Oberlandesgerichtsrat .«Zompe. * Berichtigung. An -der Sp tze der einheitlichen Zentrumswahlliste für die drei sächsischen Wahlkreise ist An verstlätsprosessor Dr. Strieder- Leipzig (nicht Strieda) ausgestellt worden. LozialdemokraLLscher Wahlaustakt Von unserer Berliner Schriftleitung. tr. Berlin, 7. Mal. Die Reichskonferenz der «Iten sozialdemokratischen Partei ist von einem ihrer Leiter als Austakt für den Wahtkimpf der Partei bezeichnet worden. Ihr Hauptzweck war, Klarheit über die «lnzunshmend« Kampf- fteilung zu schassen, und inan dars sagen, daß dies« Klarheit ziemlich er reicht worden ist. Das Wahlziel der Sozialdemokratie ist die Gewinnung einer solchen Stärke im neuen Reichstag, daß sie sich von der Koalition loäsagen kann und die Mehrheit behält. Ob diese Mehrheit unbedingt nur auS Angehörigen der alten Sozialdemokratie bestehen müßte, ob man nicht auch eine Koalition nach stnks schließen würde. Ist nicht ganz klar zum Ausdruck gekommen. 2Uan hat den Unabhängigen sehr gründlich und sehr scharf ihre Sünden vorgeballen, ihnen immer wieder zu hören ge geben, daß die rein sozialistische Mehrheit und damit die rein soziali stische Regierung längst da wäre, hätten nicht sie diese im November 18 glänzenden Aussichten sabotiert: man hat sie auch gewarnt vor zukünfti gen Schädigungen der allgemeinen sozialistischen Znteressen. Aber alles das war auf einen so brüderlich schonenden Ton gestimmt, und dieser Ton wurde so bewußt unterstrichen durch die rückhaltlose Kampf ansage gegen alles, was rechts steht, daß es fühibar wurde: Ast eine sozialistische Mehrheit durch Koalition mit den Unabhängigen zu gewin nen, so wird die alt« Sozialdemokratie diesen Weg beschreiten. Es würde sie vielleicht einige Ueberwindung kosten. Aber — das hörte sich fast an wie ein Seufzer der Erleichterung — einsichtige Führer glauben noch nicht an die Möglichkeit einer sozialistischen Mehrheit. Und da man entschlossen ist, das demokratische Prinzip zu pachten, wird man sich nicht zu einer reinen Arbeiterregierung verstehen, solange nicht eine klare Arbeitermehrheit im Parlament verkörpert ist. Di« Unlust zu Koaltt-on ist mit mehr Deutlichkeit von allen Red nern der sozialdemokratischen Neichskonserenz, von Scheidcm-ann, von Nooke, von dem Reichskanzler Müller betont worden, o s nölig ge wesen wäre, um den beiden anderen Koalitionsparieien klarzumachen, daß ihr linker Bündnisgenosse auf die Gelegenheit wartet, sich aus- zuboolen. Gelingt es freilich nicht «ine Mehrheit der sozialistischen Stimmen zu erreichen so hat man damit zu rechnen, daß die Sozial demokratie alter Schule bet der Koalition in ihrer jetzigen Zusammen setzung bleiben wird, die von den maßgebenden sozialdemokratischen Par lamentariern und Ministern, soweit wir uns informieren konnten, bis her In der Erkenntnis ihrer Notwendigkeit ehrlich gehalten wird. Auch für das demokratische Bürgertum muß die letzte Erkenntnis die sein, daß die bisherige Verbindung nolwendig war, daß sie notwen dig bleiben kann, daß aber das erstrebenswerte Ziel sein müßte ein Machtgewinn an eigener Kraft, der die Verbindung derartig gestaltet, daß der eigene Einf.uß in ihr gestärkt und vertieft wird. Diese Lehre sollen und wollen wir aus der sozialdemokratischen Ausmarschparole ziehen. Um noch ein Work über den Gesamteindruck der Neichskonserenz zu sagen, so ist auf dieser Konferenz zum ersten Male Noske nicht mehr imstande gewesen, mit seinem Temperament und seiner rücksichtslosen Draufgängerei seine Gegner und Kritiker zu überrennen und sich das Vertrauen der Versammlung zu sichern. Von den Männern die an den beiden Tagen hervorgetreten sind, hak unstreitig Scheide mann den Vogel abgeschossen — der .Vorwärts' führt das freilich ein wenig lieblos auf seine gute Kenntnis von den akustischen Voraussetzungen des Rcichstagssaales zurück, und ln dieser Aeußerung liegt bis zu einem gewissen Grade auch eine Kritik der ganzen Veranstaltung: Ls ist sehr viel auf ihr geredet worden. Das soll aber niemanden, vor allem nicht die Demokratie, zu dem Zrrwahn verleiten, als habe dir Sozial demokratie nicht auch den Willen und die Kraft, allerhand zu leistrn in dem Wahlkampf. Und je mehr sie diesen Willen und diese Kraft gegen links zu zügeln entschlossen ist, um so ungehemmter wird sie sich nach rechts auSleoen. . Dr. F. H. WilhelmHerzogalsKalididatderUnabhanyiien Hamburg, 8. Mai.. (E i g. D r a h! b e r I ch t.) Zn einer Mitglieder versammlung der Unabhängigen in Hamburg referierte Wilhelm Herzog. Er sagte, man müsse in das Parlament hineingehen, um die Verbindung mit der Straße ausrechtzuerhalten und daS Parlament dann auseinanderjagen. Das Zentralkomitee der U. S. P-, Crispien und die .Freiheit' riß er gewaltig herunter, c>a diese gar nichts täten, um den Anschluß an die dritte Internationale öurchzusehen. Zn der Debatte wurde zwar Wilhelm Herzog sehr kritisiert, trotzdem wird be kannt, daß er von den Unabhängigen an dritter Stelle auf die Kandidatenliste gesetzt wird. Der .Vorwärts' knüpft daran die Frage, ob die Unabhängigen wohl einen solchen Kandidaten mit solchem Programm als Parteikandidaten anerkennen werden. (-) Neuregelung des Beamtenurlaubs. Die Deutsche Demokratische Partei, Ortsgruppe Neukölln, hat die demokratische Fraktion der Na tionalversammlung ersucht, dahin zu wirken, daß die Beurlaubung von Beamten nicht mehr ausschließlich von den Leitern der Behörden be stimmt wird, sondern unter ausschlaggebender Mitwir kung der Beamtenausschüsse eine Regelung erfährt, bei der für die Dauer des Urlaubs in erster Linie das Lebensalter der Beamlen und erst danach die Anstellungsklasse und das Dlenstaiter maßgebend sind. ihnen etn armer Mann. Au dem sprach der Engel: .Mein L «ber, zeige unS doch den Weg nach jener Stadt': der Arme aber dreh!« sich um und zeigte mit dem Finger nach der Richtung derselben. Wie er sich aber umgebreht Halle, faßt« ihn der Engel plötzlijch bei der Schulter und warf ihn üder dir Brücke hinab, und der Arme versank alsbald. Wie daS ber Einsiedler sah, sprach er in seinem Herzen: ^Zetzt we ß ich, daß das der Teufel Ist, nicht aber ein guter GotteSengel. Was hat denn der Arme BäseS getan, und doch hat er ihn umgebracht.' Er gedachte sich nun von ihm loSzunnHen, allein aus Furcht sagt« er ihm nichts. Wie sie nun aber tu der Abendstunde zur Stadt gelangten, traten sie in daS Haus e nes Reichen und baten um Gottes willen um «in N-cjchtlagrr. Der oder schlug «S ihnen rund ad. Darauf sprach der Engel des Herrn also zu ihm: U.m VotteS willen laßt unS nur auf das Dach Eures Hauses steigen, damit unS nicht di« Wölf« und wilden Tier« fressen.' Zener aber ant wortet«: .Sehet, hier ist der Stall, in welchem meine Schwein« wohnen: wenn «S euch gefällt, könnt ihr euch zu ihnen legen, wenn nicht, so weichet von mir, denn Ich werd« «ujch keinen andern Platz einräumen.' Darauf entgegnete ihm der Engel: .So eS nicht anders sein kann, wollen wir bü Euren Schweinen bleiben'; und also geschah es. Früh am Morgen standen sie auf, der Engel rief den Wirt heikel und sprach: .Mein Lieber, hier schenke ich dir e nen Decher', und mit diesen Worten gab er ihm den Becher, welchen er jenem Bürger gestohlen hatte. W'.e daS der Einsiedler sah, sprach er bei sich: .Zetzk weiß ich gewiß, dak daSber Teufel ist: das war ein guter Mann, der uns mit aller Demut aumahm, und dem hat er leinen Becher gestohlen und ihn jenem Schurken geschenkt, der uns bei sich nicht hat au nehmen wollen. Hierauf sprach er zu dem Engel: .Zch will nicht weiter bei Luch warten und befehl« Luch za Gott.' Darauf entgegnete der Engel: .Hört mich, und dann mögt Ihr gaben. Du lebtest früher tu einer Einsiedlerwohnuna, und der Herr jener Schafe schlug seinen Hirten tot. Wisse, daß jener Hirt damals den Tod n chl verdient hat, denn ein andrer hatte daS Verbrechen begangen, als» hätte er nicht sterben sollen. Gott ober lieh zu, daß er gelvlet wurde, auf daß er durch dies« Straf« dem ewigen Tod« entging wegen einer Sünde, di« er etu andermal begangen und für dle er niemals Buhe getan batte. Der Räuber aber, der mit allen Schafen entwischt ist, wird ewige Pe n leiden, und der Besitzer der Schaf«, welcher den Hirten umbrachle, wird sein Leben durch reichliche- Almosenspenden und Werke der Barm herzigkeit für daS» waS «r »nwillentlich begangen hat, sühnen. Nachher yab« ich aver den Sobn jenes KrleaerS, der unS eine gute Herberg« ge währt hat, ln der Nacht erwürgt. Wiste aber, dah, eh« jener Knabe ge boren ward, dleser Krieger der koste Almosenspender war und viel« Werke der Barmherzigkeit ooSübte; seitdem aber der Knabe auf di« Welt kam, ist er sparstim und habsüchtig geworden und sammelt alles nur mö^lche, am den Knaben reich zu machen, s» dah dieser die Ursache feinet Verderbens ist, und darum habe ich den Knaben umqebracht, und jo ist er wieder, waS er früher war, nämlich «ln guter Christ geworden. Dann hab« lch auch den Becher jenes Bürgers, der unS mit solcher Demut bet sich ausnohm, gestohlen.. Mstr aber, daß, ehe jener Becher gefertigt war, auf der ganzen Erde kein Mensch lebte, der nüchterner war als dieser; allein nachdem jener gemacht war, freute er sijch so über denselben, daß er den ganzen Tag aus ihm trank und jeden T«g.-u»ei. »der dreimal betrunken war; darum habe Ich ihm den Becher genommen, und letz! ist er wieder nüchtern geworden, wie früher. Dann yab-e lch den Armen ins Wasser gestürzt. Wisse, daß jener Arme ein guter Christ war, allein wenn er noch die Hälfte seines Weges rveilergezogcn wäre, würde er in einer Todsünde einen andern erschlagen haben: nun ist er aber gerettet und thront jetzt in himmlischen Ehren. Endlich habe Ich den Becher jenes Bürgers dem gegeben, weijcher uns die Aufnahme verweigert Halle. W sse aber, daß auf Erden nichts ohne Grund geschieht. Er hat uns doch noch den Schweinestall zugestanden, und darum habe ich ihm den Becher ergeben, und wenn er aufgehört hat zu leben, wird er in der Hölle thronen. Lege also künftig deinen Mund einen Zügel an, auf daß du Gott nicht tadelst, denn er weiß alles.' Wie das der Einsiedler hörte, fiel er vor die Füße deS Engels nieder und flehte ihn um Vergebung an; hierauf machte er sich nach seiner Linsiedlerwohnung auf und wurde ein guter Christ. Kater Lampe Ne« einstrOiert vom Schauspielhaus» Di« erzgebirgische Fassung von Hauptmanns .Biberpelz' hat ein zähes Leben. Zäher als di« berühmte Katze, welche bekanntlich von einer mit ihrer Verwahrung betrauten Behörde freventlich aufgefressen wird. Was aber an der herzhaften, obschon nicht ganz eigenwüchiigen Arbeit des verstorbenen Sozialdemokraten Emil Rosenow nicht totzunriegen ist, was alle Tage und in dielen Tagen ganz besonders lein Gewicht behält, das ist nicht so sehr die tressliche Verullrung einer nicht sehr hohen Behörde und ihres albernen, ungewaschenen FürstandS, sondern eS lst di« heilsame und bittere Schlußmoral, die man -leider um einer spitzigen, aber minder wesentlichen Pointe willen, Im Schauspielhaus ärmlich unterschlagen t-atte. Die Lehre nämlich, daß eine ausgesressene Katze keine Katze mehr ist, daß keine Verfügung aus nichts etwas machen kann und daß, wenn nichts mehr da ist, immer die Gemeinde di« Kosten trögt. Es ist Lach sehr zu erwägen, ob man sich heute nicht in ganz Mitteleuropa in solch einem kläglichen Zustand befindet. Wir fressen alle miteinander di« Katze auf und niemand weiß, wer eines Tages für di« Kosten aufkommen wird. Nur daß wir schließlich doch zahlen müssen, rose der dumm« Ermlscher an den buckuaen Kahensreund Neumerkel, der geduldig, aber beharrlich ist wie daS Schicksal, das wissen wir. Der krumme Geselle hat die groß« Ruhe derer, di« nichts zu verlleren hoben auf der Welt und lst mit seiner märchenhaften Erbtante und seinem Zwanzigtalrrglück eigentlich der feinste Kerl von allen. Gustav Zaolich war eine ganz bodenständige Märchensigur, schwermütig und vorlaut durcheinander, nur «ine Spur zu trocken dabei. Aber er hob sich gut ab von dem dick aufgeiragenen Ilik der anderen, die unter Wildenhains, des versoffenen Briefträgers, Lei tung hin und wieder zu tief in den Schwank gerieten und den Beifall vor offener Szene herausforderten. Sie sind entschuldigt, denn der selige Rosenow hat selber ein bißchen um dos Parterre gebuhlt. Der Höhe punkt der Darstellung war die Mordnocht im Haos« des Polizeiers, den Balquö, der zwar keinen König, aber einen Kater umzubringen hatte, alS - Höchst rührenben Lrottel gab. Rio» geh« aber unbedingt in die Sophie»- Bon des Teufels Arglist, und Wie Gottes Gerichte verborgen find Ein« Legend« o»S den .Gesta Romanonnn'. *) TS lebte einst ein Einsiedler, der sich in seiner Höhl« aushielt und Tag und Nacht Golt ouss frömmste diente. Nun war aber eines TaaeS neben seiner Zelle ei» Schafhirt, der se ne Schafe weidete. ES begab sich aber eines Tages, daß der Hirt vom Schlafe überfallen wurde und eia Räuber kam, der ihm all« seine Schafe w-ogtrieb. Darüber kam aber d« Herr der Schafe hinzu, der den Schäfer fragte, wo sein« Schafe wären. Der aber begann zu schwören, daß er zwar die Schaf« verloren hab«, aber wie, das wisse er -durchaus n cht. Wie daS der Herr hörte, geriet er in Wut und erschlug Ihn. AIS daS der Einsiedler sah, sprach er ln seinem Herzen: .O mein Golk, siehe, dieser Mensch hat einen Ünschol- > vaUu gi und gelötet. Weil du erlaubst, dak so etwas geschehen ' 'v i in «der in Sie Welt HInauSgchen und leben wl« dl« andern. Wie er daS gedacht hatte, verließ er sein« Einsiedelei und «achte stch co.e ec au,, um in die Well zu gehen. Gotl aber wollle ihn nicht verderben, sondern sendet« einen Engel ln Menschengestalt zu ihm, daß er sich zu ihm geselle. Als nun -er Engel selbigen auf der wlraße getroffen hatte, sprach er zu ihm: Mein Lieber, wo gehl dein Weg hin?' Zener aber entgegnete: .Nach jener Stadt zu, die da vor mir siegt.' Der Engel aber sprach zu ihm: .Zch will unlerwegs dein Begleiter sein, denn ch bin ein Engel Gottes und za dlr gekommen, auf daß wir auf diesem Wege miteinander Zusammengehen.' Hierauf zogen beide nach der Stadt; wie sie ober hinelnkamen, da baten sie einen Krieger, ihnen um Gottes w llen Herberge zu geben. Dieser Krieger aber nahm sie sehr freundlich auf und bewirtete sie In allem mit großer -Demut auf das ehrenvollste und glänzendste. Nun hatte ober dieser Krieger seinen einigen Sohn in der W ege l egen, welchen er zärt- Uct> lieble, und als man zu Abend gespeist holte, wurde das Schlafgemach geöfsnel und für den Engel und den Eremiten Betten auf- anständigste zurechkgcmacht. Um Mitternacht aber stand der Engel auf und erwürgt« »en Knaben in seiner W ege- Wie das der Etnsiedier sah, -achte er bet stch: .Das ist nimmermehr ein Engel GolteS: jener gut« Soldat hat tdm um Gottes willen jegliche Notdurft verabreicht und hat nichts als dieses unlbuldige Söhnle n, und dle'es bat er getötet.' Zndessen wagt« er nicht, hm irgend etwas zuFoaen. Früh standen nun beide auf und machten stch nach e ner andern Stadt aus den Weg, in welcher ste lm Hause «ineS Bürgers mit großen Ehlen ausgenommen und glänzend bewirtet worden. Dieser Bürger nun be^oß einen goldenen Becher, den er gar wert hielt und aus wcscbcn er sehr stolz war; um Mitternacht stand der Engel auf -und stabl dielen Becher. W « das der Einsiedler sah, dockte er bei stch: Dos Ist me nes Erachtens nach ein böser Engel; jener Bürger bat unS Cules getan, und dafür hat er i-bm seinen Becher gestohlen. Zndessen sagte er ihm nichts, denn er fürchtete sich vor lhm. In der Frühe ob« standen ste auf und zogen ihres Weges, bis sie an ein Gewässer kamen, über welches «ine Brücke führte. Sie betraten dieselbe, and «S begegnet« - --- WitfiUUtt tteAem «bei» ,ischt«i,»« «. Heft d»S .Znfelschifft'.
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