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stbeud-Ausgabe Nr. S7S Sonnabend, den 28. 3uli 1V17 Schrlftl«ll»n- »nd D-schLsllfiell«: Zohannltgafie Rk. 8 S«rnlpr«»-Änlchl»ö: Re 14 892, 14898 vn» «894 Paris mit Bomben belegt Der deutsche Heeresbericht Das Wolffsche Bureau meldet amtlich: Grotzes Hauptquartier, 28. Juli. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht Bi ; auf kurze Unterbrechungen blieb -le Kampftätlgkelt der Artillerie an der flandrischen Schlachtfront unver mindert stark. Heule morgen fehle auf breiter Front wieder heftige- Trommelfeuer ein. Auch im Artois kam es zeitweise zu lebhaften Feuer kämpfen. Heeresgruppe Deutscher Kronprinz Südlich von Ailles schlugen zwei neue französische Angriffe gegen die am Lhemin deS-Dame- von un gewonnenen Stellungen verlustreich fehl. Sonst blieb die Gefechtslätigkeit, abgesehen von vorüber gehender Steigerung des Feuers in der Weft-Lhampagne und an der Maas, gering. Heeresgruppe Herzog Albrecht Richt- Wesentliches. In zahlreichen Luftkämpfen verloren die Gegner 13 Fiugzeuge. Bcchnhöfe und militärische Anlagen von Pari- wurde« heute nacht mit Bomben beworfen; Treffer in-Ziel wurde« er annt. Unsere Flieger sind trotz starker Abwehr unver sehrt zurückgekehrt. - ' > , - Oestlicher Kriegsschauplatz Front des löeneralfeldmarfchalls Prinz Leopold von Bayern Heeresgruppe des Genera lobersten v.Böhm-Ermolli. Unsere Divisionen gewannen östlich und südöstlich von Larno pol weiter Gelände. Beiderseits des Dnjestr fehlen die geschlagenen russischen Armee» unter zahlreichen StrasjM- und Eisenbahnzerstörungen i' ren Rückzug fort. In -er Verfolgung haben unsere Armee korps die Linie Iagielniea —Horodenka—Zablotow überschritten. Front des Generalobersten Erzherzog Joseph Die Truppen des Nordflügel- nähern sich der Pruth- Niedcrung unterhalb Kolomea. Westlich der Straße Selekin —Fundol Moldov! den Waldkarpathen entrissen deutsche ünd österreichisch- ungarische Truppen dem noch haltenden Feinde einige Höhen- sleilunge». An der oberen Putna gingen Kräfte -e- Südflügels ,r überlegenem feindlichen Druck auf die Oslhänge des Be re cz Ker-Gebirge- zurück. Bei der Heeresgruppe -e- Generalfeldmarschall- von Mackensen und an der Mazedonischen Front eb die Lage unverändert. Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff. ————— O Türkischer Heeresbericht vtb. Konstantinopel, 28. Juli. (Drohlberlcht.) Amtlicher >eer«Sbericht vom 27. Juli. KaukasuSsronl: Mehrfach« Zusammenstöhe .kindlicher Aufklärungsabteilungen mit unsere« Sicherungen verliefen zu vnseren Gunsten. Sinalsront: In der Nacht zum 26. Juli lebhafte gegenseitige Ar- lilkerielätigkeU. Eine von uu< »orgcsandl« SO Mas« stark« Patrouille stieß mit einem an Zahl überlegenen englische« Stoßtrupp zusammen, der mit automatischen Gewehre« ausgerüstet war. Unsere Patrouille griff den Feind mit Handgranate« und Bajonett an und warf ihn zurück. Mer Engländer wurden gefangen «ingebracht. Die Engländerherrschast an der Murmanküfte fr.) Wien, 28. Juli. <E i g. Drahlbericht.) Nach Meldungen Budapester Zeitungen berichten russische radikale Blätter, daß die Eng- läader Alexandrow, den wichtigen strategischen neue« Hase« an der Murmanküst«, diese» einzige, stü«dig eisfreie« Hase« am Weißen Meere, befestigt habe« und eig«»müchtlg besetzt Halle«. England Hal zwei große rrnPPntranspvrt« »ach Alexandrow gesandt, die la der Stadt einquartier« wnrden. Di« politisch« Benvalstmg, die «andarmerie, di« Paß- »»d Hafen- Kontrolle, die Hafen- »nd Eisenbahn Verwaltung, mit einem Wort: di« ganze Mach» befindet sich in den Händen der Engländer. Der englisch« Druck wird mit jedem Tage kräftiger, »nd di« Engländer gehe» Henle schon so weit, daß sie viele russische Staatsbürger aus Alexandrow ausweisen. Die Blätter fordern die Regierung cuf, diesem unleidlichen Treibe« ein Ende zu machen und die Engländer aus Alexandrow zu verjagen. England kündigt seine Handelsverträge * Berlin, 28. Juli. (Drahtbericht.) Wie das «Berl. Tgbl.' auS dem Haag erfährt, hat sich die englische Aegierung entschlossen, dem Vorbild Frankreichs und Italiens zu folgen und alle englischen Handelsverträge zu kündigen. Sie beabsich tigt zugleich, die Verhandlungen der Pariser Wirtschaftskonferenz wieder aufzunehmen. Dieser Schritt gilt als notwendig, um dem Wirk- schaftsfrieden, den man in englischen industriellen Kreisen als neues deutsches Kriegsziel betrachtet, rechtzeitig durch Gegenmaßregeln zu begegnen. Demission Baron Veyens vtb. Havre, 27. Juli. (Drahlbericht.) Der Minister des Aus wärtigen Baron Beyens hat aus Gesundheitsrücksichten u m seineEntlassung gebeten. Mit dieser Meldung wird der von uns schon vor einigen Tagen als bevorstehend angekündigte Rücktritt des belgischen Ministers des Aus wärtigen bestätigt. Die offiziös angegebene übliche Ministerkrankheit kann nicht darüber Hinwegtäuschen, daß die Gründe des RümkrittS in ge wissen Unstimmigkeiten zwischen den englischen Politikern und den Wünschen der belgischen Regierung in Le Havre bestehen. Die belgische Flüchtlingspresse befindet sich seit einiger Zeit in einer ständig zu nehmenden Gereiztheit der Stimmung, die auf schwerwiegende sachliche Differenzen schließen läßt. Auch der Umstand, daß König Albert sich ständig in England aufhält und es nicht für nötig hält, seiner Regierung in Le Havre einen Besuch abzustatten, dürfte in diesem Zusammenhang nicht ohne Bedeutung sein. König Nlktta — eine qriLnMS LSgUeeadlv (r.) Men, 28. Juli. (Eigener Drahtb« richt.) Der .Neue« Freien Press«' zufolge verlautet, daß König Nikita von Monte negro bei der französischen Regierung feine Teilnahme an d«r soeben beendete« Pariser Konferenz, auf der auch die montenegrinisch« Frag, Mr Erörterung kommen sollte, angereqt hätte. Diese Forderung tws Königs wurde französischerselts abgelehnt. Die Umgestaltung des österreichischen Ministeriums (r.) Wien, 28. Juli. (Drahtbericht unseres Sonder berichterstatters.) Auch lm Laufe deS gestrigen Tages ist eine Klärung der politischen Lage noch nicht eingetreten, obwohl die Be- sprechungen des Ministerpräsidenten mit den Vertretern verschiedener parlamentarischer Gruppen fortgesetzt werden und Anzeichen für die Lösung der Kris« zu erkennen waren. Die Tatsache, daß eine Reih« von Parlamentariern ihre beabsichtigte Abreise von Wien ver schoben haben, deutet darauf hin, daß di« Vorschläge des Kabinettschefs hinsichtlich der Umgestaltung des Ministeriums eine Entscheidung der führende« Persönlichkeit«» notwendig machen. Alle» Wahrscheinlichkeit nach wird «och lm Laufe der nächste a Woche das Verhältnis der Parteien z«r künftige« Regierung festgestrltt werd««. Die Kämpfe im rumänischen Parlament (r.) Stockholm, 28. Juli. (Drahtbericht unseres Son- derberichter st alter s.) Die von Bratianu vor das Parla ment gebrachte Regierungsvorlage zur Verfassungsände rung und zur Agrarreform, sowie «in Vorentwurf sollen auf den heftigsten Widerstand sowohl der äußersten Rechten, als auch dev äußersten Linken gestoßen sein, die beide den Fortbestand eines Koalitionsministeriuips aufs heftigste bekämpfen. Wie ver lautet, erregt der sich immer mehr geltendmachende Einfluß den stärksten Unwillen der Konservativen und Liberalen, die jetzt um jeden Preis eine Entscheidung herbeiführen und die russisch rumänischen Beziehungen endgültig klären wollen. Offiziell legt jetzt die rumänische Regierung gegen die vom Sozialistenführer Rakowsky auf russischem Boden betriebene antirumänische Agitation, die auf einen Sturz des Königshauses abzielt, Verwahrung ein und protestiert gegen die Einmischung der Arbeiter- und Soldatenräte in die inneren Angelegenheiten Rumäniens Verlegung der Grenzen des gefährdet erklärten Seegebietes vtb. Haag, 27. Juli. (Korrsp.-Bureau.) Nach Mitteilung des Marinedepartcments sei von der b r lt t s ch e n R e a ie ru n g die Nachricht eingetroffen, daß die Grenzen des für gefährdet er klärten Seegebiet- bis zum 1. September oder bis zu einem früheren, noch genauer bekanntrugebenden Zeitpunkt verlegt seien. Im Zusammenhang damit feien die Leuchtschiffe Dogger bank Nord, Dogaerbanck Süd und Terschellinger Bank verlegt und das Leuchtschiff Haak- und 7 Leucht- und Heulbojen auf gelassen worden. — Das Korrespondenz-Bureau meldet, daß das allgemeine Ausfuhrverbot für niederländische Schiffe, die die sogenannte freie Fahrtrinne benutzen müssen, be stehen bleibt, daß aber beschlossen sei, kleinen niederländischen Schiffen, die für skandinavische Länder bestimmt seien, die Aus- fahrtzugestatten. Zur armenischen Frage Von Generalleutnant z. D. Imhoff-Pascha (Berlin). Die Pariser Meldungen, laut welchen in Siwas schreckliche Armeniergemetzel stattgefunden haben und 6000 Armenier jener Stadt fast gänzlich verschwunden sind, werden von der Agentur Milli in Konstantinopel am 4. Zu k d. I. dahin erläutert und richtiggestellt, daß zu Beginn des Weltkrieges die armenische Bevölkerung der Türkei sich mit den Massen in der Hand erhob und die Kaiserliche Regierung sich genötigt sah, die Betreffenden aus den militärischen Operationsgebieten zu entfernen. Die Armenier aus Siwas sind daher schon vor zwei Jahren in die Umgebung von Ilrfa befördert worden. Die Agentur Milli be tont, daß die fragliche Meldung nur eine erfinderische Verleum dung sein kann. Zur Erläaukerung der vorgekommenen Unruhen sei nach stehendes bemerkt: Die Armenier befinden sich etwa in derselben Lage wie die Polen. Das Reich der letzteren ist im Jahre 1795 bei der dritten Teilung an Rußland, Oesterreich und Preußen ge fallen, und das frühere armenische Reich ist in Rußland, Persien und der Türkei ausgegangen. In Polen wie in Armenien sind die Gedanken an den früheren Glanz niemals ganz erloschen, und in manchen Köpfen haben sich die Bestrebungen bis zum offenen Widerstand gegen die betreffenden Staatsgewalten verdichtet. Je nach dem Gesichts winkel kann man diese Bestrebungen nun milder oder strenger beurteilen. Man stelle sich jedoch vor, welches Schicksal z. B. den russischen Polen zuteil geworden wäre, wenn sie vor dem Kriege oder noch vor der russischen Niederlage hinter dem Rücken des russischen Heeres ein neues polnisches Königreich proklamiert haben würden! Es ist klar, daß Rußland rücksichtslos mlt der äußersten Strenge gegen diese Ausrührer vorgegangen und wohl vor keinem Mittel zurückgeschreckt wäre, sie zu unterdrücken. Hätte dann wohl die Ententepresse dieselbe Entrüstung gezeigt, wie sie es tat, als die türkische Regierung in Wahrung ihrer Rechte und aus reinem Selbsterhaltungstrieb zu scharfen Mitteln griff, um die Erhebung zu ersticken und in den nicht vom Feinde besetzten Ländern unmöglich zu machen? Daß die Ansichten über die Ursachen der Metzeleien ver schieden sind, beweist u. a. das Urteil über die Armenier, welches im Iuniheft 1916 der „Kevua politigue intsruatiouals" aus der Feder eines englischen Orientalisten ersten Ranges veröffentlicht wird, den gewiß niemand als Anhänger der amtlichen Türkei zu betrachten wagt. Dann sei auch das Urteil des schwedischen Majors Pravitz angeführt. Angebliche Grausamkeiten gegen die Juden in Palästina sind ja auch vom geistlichen Ober haupte derselben bereits wiederholt dementiert worden. Betreffs der englischen Politik in Armenien betont auch der Bericht eines katholischen Ordensgeistlichen in der .Kölnischen Volkszeitung' vom 15. Juni 1916 u. a., daß das in Armenien ge flossene Blut ein furchtbarer Ankläger gegen England und Frank reich ist, wobei der Vorwurf zurückgewiesen wird, daß deutsche Konsularbeamte für die Vorkommnisse in Kleinasien verantwort lich seien. Bei Beurteilung jener Ereignisse müssen unparteiisch auch die Vorgänge in den Ländern der Entente, in Irland, Marokko, Tunis, Tripolis, Aegypten und Indien zum Vergleich heran gezogen werden. , . Die „Entdeutschung" Rußlands X8. Die Nummer vom 29. August 1914 der .St. Petersburger Zei tung" trug zum ersten Male den Kopf .Petrograder Zeitung". Sie Kat ihn nicht lange aufbehalten. zum Jahresschlüsse wurde sie verboten. Ein tragisches Ende dieser ältesten Zeitung Rußlands mit ihrem ruhmvollen Ursprung und ihrer fast zwei Jahrhunderte rmspannenden ehrenreichen Geschichte! Die erste Nummer ist Anfang Januar 1727 erschienen. Die Zeitung ist .mittelbar eine Schöpfung Peters deS Großen", wenn sie auch erst zwei Jahre nach seinem Tode daS Licht der Welt erblickt hat. Peter hatte der Akademie der Wissenschaften die Aufgabe zu gedacht, durch eine Zeitung die Nachbarstaaten über di« Kulturfort- schritte in Rußland auf dem laufenden zu halten, aber erst Katharina l., die Fortseherin des Werks ihres Gatten, konnte den Plan durch die Akademie zur Ausführung bringen lasten. Die Verwandlung der .Petersburger Zeitung" in .Petrograder Zeitung' hat sich in aller Stille vollzogen. In der denkwürdigen Num mer vom 20. August 1914 wird die Umtaufung von .Petersburg' in .Petrograd" gär nicht erwähnt. An einer ganz versteckten Stelle fin- det sich dafür di« Notiz, daß .viele russische Städte mit deutschem Namen demnächst ihre früheren russischen Namen erhalten" würden. Erst die Nummer vdm 22. August weist ausdrücklich auf die Umbenen- nung der Zeitung hin. In derselben Nummer findet sich weiter di« Bemerkung, daß Reval und Hungerburg nächstens in Kolywan bzw. Ust-Narowa umgetauft werden würden. Aus einer späteren Nummer erfahren wir aber dann, wenigstens speziell betreffs NevalS, daß gegen den NamenSwechsel erhebliche Bedenken vorgebracht worden find: Kolywan sei aar nicht russischen, sondern finnischen Ursprungs, ander seits sei der Name Renal auch von den Rusten fett Jahrhunderten ge braucht worden, und endlich geb« eS bereits ein Kolywan im russischen e Reiche, so daß Verwechslungen unvermeidlich sein würden. Die Sache scheint dann eingeschlafen zu sein. In Kurland sollten die Städtenamen Frauenburg, Friedrichstadt und Iakobstadt russisiztert werden. Der Name der Hauptstadt Mitau blieb unangetastet, weil undeutschen Ursprungs, doch mußten sich hier einige deutsch« Straßennamen die Umtaufung ins Russische gefallen lasten. Die Gräbnerstraß« wurde in Nowotorshksche (nach dem dort in Garnison liegenden Infanterieregiment), die Wilhelmfirahe in Rigasche und di« LupwigSstraße in Lidoufch« umbenannk. Der Name Gräbner- strahe ist der russischen Polizei ein Greuel gewesen, weil der Besitzer