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«onnabend/Sonntag. 18.14 Nov. 1987 Söchflfche Volkszeitung Nummer S«7, Seite 14 „Was denn, Pa?" Eie steht sofort neben ihm. „Du, sag mal, wie denkt man im Betrieb eigentlich über mich?" fragt er unvermittelt. Das ist eine Frage, die Hannchen verblüfft. K0K1-M von kKNSI f. XVkö5k c»pyNz!>« dx x»n rodle- ii co„ beetl»-r»l>I«iidori » ilicddnicd verboien jeZer ^rt >1» r-icl>er ^u,vl>t <7, 9« lnbaber j. tt. l.eopolck OeGXtGN, N <b'r«1e »m p>r»»i-vl>»a PI»e» „Ganz bestimmt, Herr Tubemanns" Er schaut den drei mit Wohlgefallen nach und öffnet da» Fenster, um sie drüben im Schuppen, durch dessen große Fenster man von hier aus sehen kann, besser beobachten zu können — und als die drei nun unten aus dem Haus treten, da hört er, daß der Jüngste, der Dieter, sagt: „Mensch Ernst, daß der alte Sudemann so ein Brumm« kteisel ist, habe ich dock nicht gedacht!" „Bist du still!" Aber der Rippenstoß, den er Dieter gibt, füllt ganz kameradschaftlich aus. Da» kann ja nett werden! denkt der alte Sudemanck und schaut zu, wie Ernst und Fiete drüben im Schuppen am Werk sind. Fiete nimmt einen Fernsprechhörer, spricht offenbar etwas hinein, Ernst arbeitet derweil an dem so sonderbar verunstalteten Grammophon. Sonderbare An gelegenheit, denkt der alte Sudemann — hm, er kann es nicht lassen, er geht in den Schuppen hinunter, um sich dle Sache aus der Nähe zu betrachten. „Na, und Ihr Vater kommte heute?" erkundigt er sich. „Ja, Herr Sudemann!" nickt Fiete und hängt den Hörer zurück. „Und Mutter bringt ihn dann mit hierher!" „Recht so!" Derweil ärgert der alte Sudemann sich, daß die beiden nun Erammovhon und Fernsprecher in Ruhe lallen und nur einige Hebel festschrauben. „Hm ... Sie sind doch der Fiete, nicht wahr?" „Gewiß, Herr Sudemann . . . immer noch!" grinst Fiete. „Sie arbeiten auf der Hamburger Reismühle, hm!" „Seit gut einem Jahr, Herr Sudemann!" „Was machen Sie denn da, wenn man fragen darf?" „Ich schlepp« Reissäcke . . . jeder wiegt zwei Zentner . . . acht Stunden täglich, da werden die Knochen hart und die Schultern breit, Herr Sudemann!" Fiete ist ganz un behaglich zumute, daß der alte Sudemann ihm soviel Auf merksamkeit schenkt. „So, so!" Mehr sagt Sudemann nicht, denkt aber da bei: Eigentlich zu schade dafür, der Junge! Und derweil läßt er sich nichts entgehen. Ernst Steding packt behutsam einige Erammophonplatten aus, offenbar bestehen diese nur aus Wachs. Daneben stellt er eine kleine, sauber gearbeitete Maschine hin — und aus einer Aeuße- rung Dieters kann Sudemann entnehmen, daß diese dazu bestimmt ist, die Wachsplatten immer wieder abzuschleifen. Zum Donnerwetter, flucht Sudemann innerlich, bin ich denn so dumm, oder ist die Sache wirklich so schwer zu durch schauen? Währenddessen packt Fiete vorsichtig einen flachen, schwarzen Kasten aus, der sorgsam in Holzwolle gepackt ist. Die eine Schmalkante des Kastens läßt sich öffnen, an der anderen Seite entdeckt Sudemann einen Steckkontakt. „Dle Sache hängt wohl mit dem Fernsprechwesen zu sammen?" meint Sudemann gedankenlos und nicht gerade sehr geistreich. Dieter sieht lächelnd auf. „Stimmt, Herr Sudemann!" platzt er heraus, beißt sich aber sofort auf die Lippen, weil Ernst ihm verstohlen «inen derben Rippenstoß versetzt hat. „So, so!" Sudemann zuckt die Achseln; er scheint hier recht überflüssig zu sein. Inzwischen taucht draußen im Hof die Musikkapelle auf. Sudemann erinnert sich der angekündigten Tages einteilung. Er geht, ohne sich weiter zu äußern — ver schwindet drüben im Wohnhaus, um erst im richtigen Augenblick mit seiner Tochter zu erscheinen. Aber vom Fenster aus steht er inzwischen nachdenklich zu, wie seine Gefolgschaft sich im Hof sammelt und geordnet Aufstellung nimmt. Hannchen tritt ein. „Na, Pa, hast du dich mit Ernst unterhalten?" erkundigt sie sich. Sudemann zuckt die Achseln. „Gesprächig ist der Ernst gerade nicht!" meint er — und während er so in den Hof hinunter auf seine Gefolgschaft steht, mit dem Kontorperso nal alles in allem hundertdreiundzwanzig Personen, wird sein Gesicht immer versonnener. Sehr ernste Gedanken scheinen ihn zu beschäftigen — schließlich äußert er halblaut: „Komm doch mal her. Hannchen!" 14. Fortsetzung. Spitzbübisch neigt sie'sich zu ihm, ganz dicht ans Ohr, und flüstert: „Daß Ernst Steding mal dein Schwiegersohn wird!", und huscht dann schleunigst davon, eh« der alte Sudemann als Antwort gehörig lospoltern kann. Am Kaffeetisch sprechen sie über den weiteren Verlauf des Tages. Zum Mittagessen sind Mutter Steding und ihre drei Jungens eingeladen mit dem heimgekehrten Vater, Otto Steding, natürlich werden sie auch über Nach mittag bleiben. Da kann Pa sich mit Ernst über die Zu- kunstsmöglichkeiten der Erfindung unterhalten, das heißt, sofern da» Geburtstagskind Lust dazu hat — wenn nicht, dann wird Vater Steding von den wilden Indianern unten in Südamerika erzählen. „Nachmittags*' fährt Hannchen fort, „werden wohl die Lieferanten und Kunden Glück wünschen kommen... und für den Abend habe ich eine kleine Gesellschaft eingeladen." „Doch nicht viel?" horcht der alte Sudemann auf. „Nein, Pa, mit den Stedinas etwa fünfzehn Personen . , > mehr nicht!" Schon lacht sie wieder. „Wenn du brummst, dann schicken wir dich ins Bett . . . dann feiern wir deinen Geburtstag allein!*' Sie drohb ihm scherzend. Heute bist du nicht der Chef der Firma Gebrüder Sude mann, sondern das Geburtstagskind, das hübsch nett zu jedem sein muß, weil es doch von allen Glück und Gesund heit gewünscht bekommt." Seiner Tochter zuliebe ist der alte Sudemann nun heldenmütig entschlossen, all das Uber sich ergehen zu lassen, obgleich er von solchen Feiern, in deren Mittelpunkt er steht, gar nichts hält. Er möchte nur erst mal wissen, was Ernst Steding ihm vorzusühren hat, darauf hat er seiner Tochter wegen ja nun eben ganz bestimmte Hoffnungen gesetzt. So schaut er sehr neugierig zu, als gegen halb zehn sein eigener Lastwagen in den Hof rollt, der die drei Jungens Mutter Stedings und die ganze Anlage dazu bringt. Als die drei nun Uber den Hof kommen, um ihn zunächst zu begrüßen, denkt er bet sich: prächtige Jungens, muß man schon sagen! Dann stehen sie vor ihm, der Ernst, der Fiete und der Dieter. Sie gratulieren, jeder mit schlichten, aber herzlichen Worten. „Danke, danke. . ." nickt der alte Sudemann, ohne daß sein Gesicht sonderlich freundlich wird. „Na, wird alles klappen, Herr Steding?" wendet er sich dann an Ernst. „Wieso, Pa?" „Ach, nun red' nicht lange drumrum... zu dir sprechen sie doch mal eher ein Wort!" wird der alle Sude mann ungeduldig und sieht Hannchen mißtrauisch an. „Du sollst mir sagen, wie man so von mir redet ... im Be trieb drüben, meine ich!" Das klingt bedrohlich un geduldig. . Und schon leuchtet aus Hannchen» Hellen Augen der Schalk. „Ach, so meinst du'», Pa ... na, man hält dich für einen großen Grobian und . . ." „So, dafür hält man mich, wie?" fährt er herum. „Gewiß, Pa. Man sagt, du brummst viel und knurrst sehr oft, aber sonst bist du ein herzensguter Kerl und vor allen Dingen immer gerecht und anständig!" „Na, stimmt das?" Er will schon schmunzeln, traut ihren Worten aber noch nicht ganz. Soll man ihn einen Grobian nennen, wenn man nur anerkennt, daß er ge recht ist! „Doch, Pa . . ." Sie schaut ihn ernst an. „Die ganze Gefolgschast ist dock, bis auf wellige junge Leute schon jahrelang bei uns beschäftigt . . . und sie kennen dich alle ganz gut, Pa. Vor allen Dingen, weil sie ja bemerken, daß du nicht nur zu dem einen oder dem anderen knurrst, sondern zu jedem so bist, auch zu dem Betriebsleiter Müller oder zu mir . . . siehst du, und daran erkennen sie: das ist eben so deine Art, und du meinst es gar nicht so?" „Hm!" nickt der alte Sudemann und schmunzelt. „Da läßt sich wohl annehmen, daß dieser ganze Rummel dort unten ehrlich gemeint ist?" „Aber, Pa . . ." „Na ja, Mädel... ich meine doch nur so, sonst will ich davon nichts wissen!" In diesem Augenblick schmettert unten die kleine Kapelle los, sie macht mehr Lärm als Musik, aber es ist herzlich gut gemeint. Das glaubt der alte Sudemann nun auch, und deshalb freut er sich mehr, als er eigentlich zeigen will. Hannchen braucht ihn gar nicht erst beim Arm zu nehmen, um ihn hinunterzuführen — im Gegenteil, er selbst gibt ihr einen Wink, und dann begibt er sich mit ihr in den Hof hinunter, steht auf der Türschwelle und wartet ge duldig, bis das Ständchen beendet ist. Da dröhnen Uber hundert Stimmen herüber, die ganze Belegschaft gratuliert im Sprechchor: „Zum sünfundsechzig- sten Geburtstag viel Glück und gute Gesundheit wünscht die Gefolgschaft ihrem lieben Herrn Sudemann!" Und dann kommt der Vertrauensrat und schüttelt dem alten Sude mann im Namen der Gefolgschaft herzlich die Hand. „Na, schön!" brummt Sudemann. „Ich danke... freut mich sehr!*' Er bemerkt erstaunt, daß Hannchen ihn mehr mals in die Seite knufft und zur Gefolgschaft hinüberblickt — und dann schmunzelt der alte Sudemann ganz vergnügt: er versteht! Mit raschen Schritten geht er quer Uber-den Hof aus die Gefolgschaft zu — und nun dankt er einem nach dem anderen mit herzlichem Händedruck, und alle fühlen sie genau, daß er sich wirklich ehrlich freut. sFortleftung 'otgt.t sisov» Arbeitslose weniger al« lm Vorjahr Stur geringe Zunahme im Oltober. Die deutsche Volkswirtschaft pflegt im Oktober im Zeichen des Überganges von der Sommerarbeit zur Winterbejchästt« gung zu stehen. Die hierbei austretenden Beschäftigungsschwan kungen sind daher gerade für diesen Monat charakteristisch. Hin zu kommen Rückwirkungen aus den Entlassungsterminen des Arbeitsdienstes und der Wehrmacht. Wenn gleichwohl die Zahl der Arbeitslosen im Monat Oktober nur um 33000 ge stiegen ist, so prägt sich darin einmal die außerordentlich milde Witterung aus. Zum anderen läßt dieser geringe An stieg der Arbeitslosenzahl den Schluß zu, daß es den Arbeits ämtern bereits im Oktober weitgehend gelungen ist, die aus der Wehrmacht Ausgeschiedenen planmäßig wieder in Arbeit zu bringen. Die Zahl der Arbeitslosen betrug Ende Oktober 1037 rund 802 000. Sie lag damit um rund 575 000 unter dem Stand von Ende Oktober 1036. Von der Gesamtzahl waren rund 160 000 oder säst ein Drittel nicht volleinsahsähig, rund 255 000 voll- einsatzsähig, aber nicht ausgleichssähig, während rund 87 000 volleinsatzsähige Kräfte auch für den Ausgleich zur Verfügung standen. Von den nicht mehr volleinsatzsähigen Arbeitslosen entsielen rund 80 000, also die Hälfte, allein aus die Berufs gruppe „Ungelernte Arbeiter". In den einzelnen Berufsgruppen hat der Arbeitseinsatz im Oktober im Einklang mit der allgemeinen Entwicklung keine größeren Veränderungen erfahren. In der Landwirt schaft erforderten die Beendigung der Kartoffelernte und die voll in Gang gekommene Bergung der Zuckerrüben noch einmal den höchsten Einsatz; in Anbetracht der außerordentlich großen Ernteerträge waren die Arbeiten wie im Vormonat zum Teil nur unter Mithilse von Wehrmacht», und Arbeitsdienstangehö- rigen zu bewältigen. In den Forsten hat der Wtnterein- schlag des Holzes fast überall eingesetzt. In den übrigen Außen- berufen, insbesondere im Baugewerbe und in den Bau- stossindustrien, hat sich bet der günstigen Wetterlage eine Ab- schwlichung des Beschäftigungsgrade» kaum bemerkbar gemacht. Angesichts der Millionenzahl der im Baugewerbe und in der Industrie der Steine und Erden beschäftigten Volksgenossen bedeutet die in diesen beiden Berussgruppen eingetretene Zu nahme der Zahl der Arbeitslosen um zusammen rund 10 000 nur sehr wenig. Im Metallgewerbe scheint jetzt eine gewiss« Sättigung der Betriebe mit Arbeitskräften erreicht zu sein. In den Verbrauchsgüterlnduftrien wirkte sich das Weihnachtsgeschäft vielfach weiterhin günstig auf den Beschäftigungsgrad aus. Eine saisonbedingte relativ stärkere Zunahme der Zahl der Arbeitslosen war im wesentlichen nur im Gast- und Schank- wirtschastsgewerbe und im Verkehrsgewerbe zu verzeichnen; aber auch hier hielt sie sich gegenüber früheren Jahren in ver- gleichsweise engen Grenzen. Die Gesamtzahl der Unterstützungsempfänger der Reichsanstalt nahm »m rund 15 000 aus rund 257 000 zu. Di» Zahl der Notstandsarbeiter konnte im Hinblick auf di» günstig» Eesamtentwtcklung der Beschäftigung noch weiter, und zwar um rund 2000 auf rund 50 000, planmäßig gesenkt «erden. Die Verbürgerlichung / L^raw- Wie' kam es zu der heillosen „Verbürgerlichung des Chri stentums", die vom heroisck)en Anruf Christ: nichts mehr spüren läßt? Nicht durch die Kirche, den Leib Christi, der in seiner Kirche das erste heroisck)e Leixm und Sterben fortseht bis zum Ende der Zeiten, sondern durch die Menschen in und außer der Kirche, die in der geistigen Luft ihrer Zeit leben und wie Juden und Heiden dem Wandel der Lebensantvicibe unterworfen sind. Das bürgerliche Zeitalter hat also auch die Christen verbürge» licht. Der liberale Zeitgeist hott das Lhristli<l)e verharmlost. Der herrschende Subjektivismus außerhalb der Kirche hat un merklich auch das Denken und Fühlen der Kirchenchristen in Abivehr und Angriff erfaßt und „weltförmig" gemacht. D'e christliche Klugheit, die wesentlich und ursprünglich Seinsgemäß- heit betreutet, ist zu taktischer Schlauheit geworden, die ledig lich den persönlichen, augenblicklichen Vorteil sucht und als solche mit Recht in Verruf gekommen ist. Die christliche Ge rechtigkeit, die alle seinsgemäße Erkenntnis auf das praktische Leben der Menschen zueinander anwendet, ist zum bloßen In teressenausgleich der Einzelnen geworden, als cck es außer den Individuen nicht ebenso ursprünglich Gemeinschaft gäbe, zu der die Einzelnen und di« selber zu den Einzelnen in einem origi nalen Verhältnis steht, so daß Gerechtigkeit viel weiter und tie fer greisen muß, um di« Wirklichkeit zu umspannen. Die christliche Tugend der Mäßigung, die ihr zugeordnetes Objekt in der Zügelung -er Egen liebe und selbstischen Begier hat und sinngemäß aus Klugheit und Gerechtigkeit aufgebaut ist, ist zu reiner Nützlichkeitserwägung herabgesunken, die nichts mehr von der Hierarchie der Werte und der natürlichen Ordnung der Scelenkräste iveiß, die christliche Sittlichkeit auf das Niveau kleiner Bravheit oder Leidenschaftslosigkeit herabgedrückt hat. Am wenigsten Verständnis hat der liberale Zeitgeist sür die Tapferkeit aufbringen können. Für ihn gibt es nicht di« fundamentale Tatsache des Bösen in der Welt, das alles durch zieht und heroische Gegenwehr verlangt. Er kennt iveder Schuld noch Strafe tm eigentlichen Sinne — das ist alles nur Schwäche oder mangelnde Einsicht — und erkennt weder die dämonische Macht des Bösen schlechthin, nach die menschliche Verblendung und Verstockung des Herzens als tatsächliche Gegebenheit dieses Lebens. Er hat somit keinen Platz für wehrhaft« Tapferkeit. Sein höchstes Ideal ist, es hier auf Erden gut zu haben, bequem zu leben und leicht zu sterben, und aller Einsatz des Tapfern gegen das Böse zur Verwirklichung des Guten in sich selbst und in der Gemeinschaft erscheint ihm als Dummheit, die etwas verschämt „Idealismus" genannt wird. Man meint aber eine dickre Dummheit, und das ist das schlimmste für einen freien Geist, der alles von seiner Intelligenz erwartet. Nur nicht dumm sein, dann braucht man nicht tapfer zu sein! Kein Minder, wenn das gesunde, starke Lebensgesühl als Protest gegen solche Entnervung des Lebens ins entgegengesetzte Extrem ausschlägt und Tapferkeit als blinden Einsatz, als Glaube und Hingabe schlechthin, ganz gleich wofür, versteht und fordert! Was heute an herviichcm Willen ausgebrochen ist, kann nur als leidenschaftlich« Reaktion gegen die sau!« Ver bürgerlichung der Zeit verstanden iverden, und das Extrem muß - lebensgesetzlich so weit ausschlagen, wie der Liberalismus nach der andern Seite von den wirklichen Erfordernissen des Lebens abgeirrt ist. Soweit die Christen daran teilhatten, muß di« Reaktion sich auch gegen sie wenden. Da ist iveder Grund zur Klage noch zur Anklage, sondern nur zur Selbstbesinnung. Wir sind nicht unschuldig daran, daß ein falsches Bild vom Chri stentum entstanden ist. Es ist glaubwürdig zu korrigieren, ift uns beute aufgegeben. Und indem wir die Wahrheit von Tap ferkeit und Todesfurcht aus der Fragestellung der Zeit heraus neuentfalstm und einsichtig machen, lösen wir di« Heroisten au» ihren verkrampften Fesseln und helfen, an unserem Teil, ihr« Kvaft freimachen sür ein starkes, heroisches Christentum. Nur so wird die Jugend, die sich, nach einem ihrer Wortführer.- in einer katastrophalen religiösen Krise befindet und keinen Weg mehr zum alten Christentum zurück sieht, zu einem erneuerten Christentum vorwärts schreiten können, wie es in der uni versalen Schau der klassischen Theologie grundgelegt ist. Deutschlands ältester Radfahrer gestorben Trier, 13. Nov. Im Alter von S1 Jahren ist der als ältester Radsahrer Deutschlands bekannte Heinrich Werner aus Trier nach kurzer Krankheit gestorben. Noch kürzlich war er trotz seiner 01 Jahre mit dem Fahrrad zur Pariser Weltausstel lung gefahren. Schon in der Jugend hatte sich Werner dem Radsport hingegeben und bis in sein hohes Alter hinein mit dem Fahrrad große Wanderfahrten durchgesührt. Auf einer Fahrt nach Berlin wurde er auch in der Reichskanzlei vom Führer und Reichskanzler empfangen. Zwei Menschen von Erbmassen verschüttet Gdingen, 13. Nov. In einer stark unterhöhlten Kiesgrube stürzten plötzlich große Erdmassen nach und verschütteten zwei Arbeiter, während mehrere sich noch rechtzeitig retten konnten. Erst nach stundenlangen Bemühungen der Feuerwehr und Ar beiter der Kanalisationswerke konnten die Leichen geborgen werden. Werberat fordert gewissenhaftere Heilmittelwerbung In einer Bekanntmachung vom 80. Oktober stellt der Präsident des Werberats der deutschen Wirtschaft fest, daß die Richtlinien des Werberats für die Heilmittelwerbung vom 5. Mai 1936 von einzelnen Äerbungtreibenden noch nicht mit, der nötigen Gewissenhaftigkeit beachtet würden. Noch in letzter Zeit seien Verstöße gegen völlig eindeutige und klar« Bestim mungen zu bemerken. Mit Rücksicht aus die Interessen der Volksgesundheit und die berechtigten Belange einer ernsthaften und anständigen Arzneimittelindustrie und ihrer Werbung mußte gegen offenkundige Uebertretungen rücksichtslos vorgegangcn werde». Unabhängig von etwaigen polizeilichen Strafverfahren werde daher solchen Werbungtreibenden, die die geltenden Be stimmungen mißachten, in Zukunft ohne vorherige Verwarnung die Genehmigung zur Wirtschastswervung aus Zeit oder Dauer entzogen iverden.