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vopxrlgdt UM ^u»a»t kodsrl 8. m. d- S . UorUv. <7. Fortsedungt Sie hört sich reden, als spreche ein fremder Mensch neben ihr. „Dieter ist in Berlin und bringt die Sache in Ordnung. Wir habe» Nachricht von ihm: Er kommt morgen zurück. ES wird alles übertrieben sein . . . Sic wissen ia selber, wie die Dinge hier im Osten liegen?" „Das weist ich. Ich war besorgt um Sie. Christa. Des halb kam ich." „Sie lächelt. „Und Sie sehen, dah eS mir gut geht. Ich danke Ihnen für Ihr Interesse, Vetter Karzin!" „Kann ich Ihnen helfen?" kragt er. . „Nein." Seine Augen bitte». „Ich Hülse Ihnen gern, wenn eS irgend möglich ist. Meine Geschäfte eilen nicht. Der alte Neetzke bringt mich siir eine Nacht wohl noch einmal unter, und ich spreche morgen mit Herrn von Natzlafs." DaS will sie nicht, und deshalb sagt sie das eine, von dem sie hofft, dah eS ihn svrttreiben wird: „Seien Sie nicht böse, Vetter! Wir haben morgen einen besonderen Tag, und Tante Alma ist so angegriffen, dah wir ihn nur in engster Familie feiern wollen. Morgen wird mein und Dieters Aufgebot in der Kirche verkündet!" Sie sieht, dah er zulanimenzuckt. Er soll doch nicht denken, der reiche Herr auS Amerika, dah man nur im Vor beigehen durch Pommern kommen darf, um ein Abenteuer zu erleben! Man hat hier schon manchen Dingen getrotzt: dem eigenen König, wenn eS sein muhte: man wird auch dieses Mal nicht untergeben. Er hat kein Necht. sie zu fragen und sie zu stören: Menschen im Unglück haben ein Necht für sich allein. Er steht auf. „Ich wuhte daS nicht, Cousine. Und eS lag mir fern, Ihnen lästig zu fallen." Als Tante Alma zurückkommt, sprechen sie über belang lose Dinge. Die MittagSeinladnng kann unter einem Vor wand abgelehnt werden. Heino beugt sich über die Hand der Erzellenz. „Ich habe mich schon zu lange ausgehalten." Als der Wagen davvnglcitet, steht die kleine Tante neben der hochgcwachienen Nichte hinter den Gardinen. „Er hat wohl nichts von unseren Sorgen gemerkt . . . Meinst du nicht auch, Christa?" „Bestimmt nicht, Tantchen." „Und du warst bei Billinger?" „Ia, Tante Alma: ES ist alles besprochen für morgen..." Die kleine Iran seufzt auf. „Ich bin io froh. Christa! Siehst du: Dieter ist kein Mensch, der allein sein kann. Er wird iinii für dich sorgen müssen, und daS wird ihm einen Hal» geben." „Ja, Tante", sagt Christa. * Statt nach Berlin zu fahren, fährt Heino Karzin nach Stolp. Er erinnert sich von früher her eines ManneS, an den sich sein Vater stets gewandt hatte, wenn wieder mal Ebbe in der Karzinschen Kasse war und man — der alte Karzin nannte daS „Abrundung des Grundbesitzes" — ein Waldstück oder einen Grenzwiesenstreiscn an einen Nachbar abgeben muhte. Und Benno hatte den alten Nathan Avin immer das ..Konversationslexikon von Hintcrpommern" ge nannt: denn er wuhte über den wirklichen Stand eines Gutes ost heiler Bescheid, als der Besitzer selbst. Nathan Levin wohnte noch drauhen an den Kasernen, in demselben HauS, das er vor dem Kriege innehatte: sitzt in seinem kleinen Kontor vor dem Nollpult, daS er erst vorsichtig abschlicht, ehe er dem Besucher cntgcgenkvmmt, und in überhaupt unverändert. „Gott — der Herr Leutnant!" sagt er. „Ich hab' schon gehört, dah der Herr Baron wieder im Lande sind. Grohc Ehre, dah der Herr Baron auch mal beim alten Levin vor sprechen! Sehr grohe Ehre!" Und während er spricht, ver suchen seine schlauen Augen zu ergründen, waS den anderen zu ihm führen könne. „Ich komme in einer sehr diskreten Angelegenheit", be ginnt Heino. Nathan Levin hebt beide Hände. „Sie werden cs nicht glauben, Herr Baron, wieviel diskrete Angelegenheiten hier in den vier Wänden besprochen worden sind in den letzten Jahren! Wenn mer nicht verschwiegen wär' wie c Grab — man könnt' sein Geschäft znmachen. Sehen Sc: Iblonowo —! Der alte Herr ist noch rechtzeitig gestorben, dah er das nicht hat erleben müssen. War doch ein schönes Gut, das Iblo- nowo! Nur: Der selige Herr Baron war kein Landwirt, oder, sagen nrer, er war zu grohzttgig . . . Und was des Herrn Barons Bruder war, der von den Kürassieren, der hätt's auch nicht mehr rauSreißen können — so, wie'S setzt ist." Heino unterbricht den Redeschwall. „Ich wollte nicht über Iblonowo mit Ihnen sprechen. Herr Levin." „Ich weih! Ich weih!" jNathan Levin hat immer schon alles gemuht, auch wenn er nichts muhte.» „Der Herr Baron sind in anderen Geschäften in Deutschland — in groben Geschäften . . . Aber der Stanislaw" — Stanislaw ist der Litauer in Danzig — „ist kein Vermittler sür Sie, Herr Baron. Mit dem Stanislaw sollten Sie sich nicht ein lassen!" Nun muh Heino lachen. „DaS missen Sie also auch schon?" „Man muh alles misten ... IS nicht mehr so mie früher. Herr 'Leutnant. Früher sahen die Herren Ritt- meister und Majore ans den Gütern, und sie mären eigent lich mehr der Herr Mafor und der Herr Rittmeister, als der Herr Gutsbesitzer. Und Kaufmann waren sie gar nicht. Nur bei den Pferden, Herr Baron . . . Ich hab' immer gesagt: Unsre Herren geben den ungarischen Zigeunern nichts nach: Pferde kaufen iS 'ne Kunst sür sich — muh mer verstehn. Wahrscheinlich denkt der Herr Baron an Wald?" „Nein: Ich will — ich will mich über Güterpretse im Kreise Stolp informieren." Wieder bedächtiges Kopswiegen. „Man hat'S nicht mehr leicht, wenn mer als ehrlicher Makler sein Brot verdienen will. Jetzt sind die Gesellschaften und die Konkurrenz in Berlin — alle haben se Autos. Hab' mer auch so 'n Wagen anschassen müssen: 'nen billigen Wagen, 'nen kleinen Wagen: er zieht auch die Iran und die Familie, wenn mer mal nach Stolpmünde fahren will. Gott, wer fährt noch nach Stolp- münde? — Güter sind billig geworden, Herr Baron. Ich sag': Sie können haben, was Sie mögen, wenn Sie zahlen wollen. Alte Herrschaften, Schlösser mit Zentralheizung. Wer hat heutzutage noch bares Geld?" Heino hält eS nun doch für richtig, auf sein Ziel los- zugchen. „Ich denke an Rassehnc", sagt er. Nathan Levin zählt auf. „Drcizchntausend Morgen: da- von siebentausend unter dem Pfluge, vicrtauscndsünfhnndert Wald und eintauscndsünshundert Wiese. Der Anteil am See ist dabei, aber die Fischerei ist schlecht: die Jagd soll auch nicht gut sein. Mer muh alles ehrlich sagen, Herr Baron, und im Wald ist der Kiefernspanner gewesen. Unter der alten Exzellenz ist'S noch gegangen. Nur die Mühle hätte der Herr General nicht bauen sollen: die Mühle ha« ihn reingerislen. War e Betrüger, der Mensch, der sie ihm ge- baut hat: einer von Stettin war's. WaS muh der alte Herr General Exzellenz nach Stettin gehn, wenn er 'ne Mühle haben will? Früher hatte n»r die Landschaft ihre Hypothek — die mar goldsicher. Aber dann sind andere dazugekommen: ist stark belastet, der Besitz, viel zu stark. Der junge Herr Baron hat gedacht: ES muh gehen mit intensiver Wirt- schäft.- Hat nicht damit gerechnet, dah die Ernte schlecht werden könnt' und bah mer nix verkaufen darf, was mer noch nicht hat. Vergangenes Jahr hat er noch mächtig Kali aus den Boden geschmissen, dieses Jahr keine Handvoll. Ist die Flockenstützungsaktion gekommen, weil mer nicht so viel Sprit brennen darf, wie mer mochte: aber wenn die Fabrik nicht da ist, ist die Aktion sür die Katz'. Den Kunstdünger hat er nicht bezahlt, die Futtermittel hat er schuldig bleiben müssen, und sonst hängt er noch, wo mer Hinhört. Wenn die Zwangsversteigerung da ist, kommt nix 'raus." Dieses Mal hat Heino genau zugehört und weih nun, mie die Dinge liegen. „Was zahlt man jetzt für den Morgen?" will er noch misten. „Wie'S heute steht, sind hundertfünszig Mark gutes Stück Geld, Herr Baron. Mer mühte alles genau sehen: de Leute häuser, de Stallungen. Vieh iS schlecht: das weih ich. Sagen Se hundcrtfünfundzmanztg — und er wird zugrcisen, wenn er noch kann." Heino hat sich Notizen gemacht. „Versuchen Sie einen Akkord mit den Gläubigern, Levin! Versuchen Sic, die Zwangsversteigerung zu unterbinden! Besichtigen Sie alles! Nehmen Sie sich als Sachverständigen mit, men Sie wollen! Und machen Sie mir Ihre Vorschläge so. dah ein kleines Kapital fiir den Besitzer gesichert bleibt!" Nu« macht Nathan Levi« groß« Auge«. «Für den Natz. lass, Herr Baron?" »Lkch denk«, St« haben mich verstanden? Ich will nicht Überzahlen, aber ich will anständig bezahlen. Und ich will besonders wissen, ob für Fräulein von Rebenthin eine Grundbuchforderung eingetragen ist und wie st« gesichert ist." „Wenn ich den Leuten sag', Herr Baron, baß Sie hinter der Sache stehen, ist das gleich gemacht. Mer lebt sa in Htnterpommrrn, aber mer w«iß doch, wer der Mister WU- llamS istl" „Mein Name dars nicht genannt werben!" betont Heino. „Ebensowenig der von Williams! Denn der ist an der ganzen Geschichte unbeteiligt. Jonglieren Sie vorläufig mit dem grohen Unbekannten! Und beschleunigen Sie die Sache!" Er denkt nach. „Ich möchte in etwa drei Wochen " ,Hn acht Tagei^ können Sie Herr aus Rassebne sein, Herr Baronl" „Bleiben wir bet den drei Wochen! Sie ermschen mich in Berlin. Wenn es an der Zett ist, baß ich Mt meinem Namen hervortrete, erwarte ich Ihr Telegramm." AIS der Wagen abgefahren ist, steht Natan Levin immer noch in seinem Kontor und schüttelt den Kopf. „Goll einer sagen, bah die Menschen drüben in Amerika nicht ebenso meschugge wär'n wie hei unSl Wenn er auf die Zwangs versteigerung wartet, kaust er um zwanzig Prozent billiger. Was muh er ein Gut im Herbst kaufen, wo alles schon weg ist? Und er hat die Leut' auf dem HakS und kann sie den Winter über füttern . . . Hab' nicht gedacht, bah es solche Geschäfte heute noch gäb'." Dann geht er ins Nebenzimmer, wo seine Frau schon mit dem Esten wartet. * In die Wartezeit in Berlin — am liebsten wäre Heino in Stolp geblieben und hätte die Verkaufsverhandlungen selber geführt, statt sie Levin zu überlasten — bringt ein Brief Sam Williams' Abwechslung. Eln echter, grantiger Williams-Brief. „Ich habe Deine Idee, Dich wieder in Europa uieder- zulassen, immer für verrückt gehalten» mein lieber Schwieger- sohn, und ich habe diese Ansicht nach den Kabelerkundigungen, die Du über verschiedene Unternehme» bei uns etnzogst, nicht ändern können. Du solltest rasch Deine Koffer packen und ein Ticket bet einer Schiffahrtslinie bestellen sich sur meine Person ziehe amerikanische Schiffe vor. Du wahr- scheinlich die deutschen) und zurückkommenl Wir haben ans den GolflinkS in Santa Cruz einen neue« Trainer, von dem Du viel lernen könntest: ich spielte neulich gegen Berkley und hab' ihn wett zurückgelassen. Bet Berkley fällt mir der Grund dieses Schreibens ein. Du kennst ihn ja. Er ist ebenso einfältig an der Börse wie schlecht als Golfspieler, aber er hat Glück in Geschäften, mit man muh wohl mit ihm rechnen. Er hat auch Glück gehabt, als er heiratete. Sara Berkley ist die häßlichste Frau in ganz Kakifornt«n gewesen, und sie hat eine bildschöne Tochter. Ich meine, Du solltest sie kennen?^ Sie ist wohl gelegentlich mit Mary im K'lub zusammengemesen: außerdem haben st« auch im College eine Stube gemeinsam gehabt. Sie heißt Bridget Berkley. Wieder „Berkleys weil sie den Namen ihres Mannes lste sind nur vier Monat« verheiratet ge- wesen, und die Scheidung war nicht billig) abgelegt hat. Man sollte sich abgewühnen, seine Sätze so ineinanderzu schachteln: man findet dann selbst das Ende nicht mehr, und es ist auch schwierig, es zu verstehen. Ich wollte von Bridget Berkley sprechen. Sie ist aus der Reise nach Europa, und sie will in Deutschland Thiirin- gen, den Rhein, Berlin und Bayreuth sehen. Sie hat nicht viel Zeit für -aö, und Du bist ihr wohl behtlflich? Ich denke, es wird nicht schwer sein für Dich: Deutschland ist ja nicht groß, und man hat bald alles gesehen. Ich denke, Du wirst zwei Tage übrig haben? Mein Sekretär wird die An kunst des Steamers feststellen und ein Blatt beilegen. Bridget Berkley ist eine sehr schöne Frau — und ich Habs dem alten Berkley versprochen. Er steht auS, als habe er in Kanada ein Warenhaus für Pelzjäger gehabt. Aber di« Tochter hat spanisches Blut, und das gibt mit unserem eine gute Mischung . . . Ich denke " itzortletzung folgt.) Familien Dresden und Berlin, den 3. August IS33. l)g8 cfsufscfie koitbsiinstp. 30 Goftyof LLllerSdorI Jeden Freitag SMIaMIt«« Ssnnlas» der «all OoyttferWtndmiryle Sonnabend, den S. Buaust, veranstaltet der deuttctie Männer - Geiana - Verein .. FUrU Biamarrtc", Dresden, ein asSszosiDlSS?« wow wir unirre wrrirn Gäste und Gönner benliäill «inlabrn. Besinn 7.3» lldr. Eintritt tret. Familien «zeide u Heaer. In tiefstem Schmerz: Direktor Earl Hermanni Anna Hermanni geb. MoSkopp Karl Hermanni Helga Bierling geb. Hermanni Wolfgang Hermanni Robert Vierling. Die Beerdigung findet Sonnabend, den S. August, l-t Uhr aus dem Trinitatis- Friedhvie statt. Bon Beileidsbesuchen bitten wir absehen zu wollen. Aach langem, mit großer Geduld ertragenem Leiden verschied Mittwoch nachmittag '/,3 Uhr an den Folgen einer Operation unsere lwrzensgute, über alles geliebte Mutter, Skllll Sotllmisin Ella »em. Jost ged. Tchlobach Bad »beul. Georgstraß« 12 3« tiefem Weh den 3. Auau» >s33. Dorothea, Ilse und Lore Jost. Dl« Einäscherung lindel Sonnabend, den S. August, tt.sr Uke. Im Krematorium Dreeden- Tolkewit, statt. Beileldebeluch« dankend abaeleknt. Ain 22. Juli verunglückte unser lieber Junge Dieter Herrnonnt Unterprimaner der Kreuzschulc beim Baden in der Drau (Jugoslawien). 70 S2§ öäiirdesebLek , w Suis 8ebokols6v Vottmltlb, ketbsiw, Nu0 L latetn >« UX> gr 0sutseber8sso N1mboer-8irup,... lottottvnseifo,« ° ° — NSIntoch oäer l-avonäet — . . . unck b"/o in bsr sm Iskresencke vomurkn Sokoebter 8eblnkon 34^ 4S§ 4S§ 86^ 30-H Lum k^übstllekl LröbeorkonMUrs lrisrke kinkockiung neuer Lrnte Pl6. Rosinenbrot Kskso..8eb^srrslsssl starte »ntütt ptä. vosenmileb °tz:," I»«« Ui» meinen 8ekik» I Set c. z. petsMke «U^euNee «te I, e»«I»e «teil« >c tl»»U»a«te»I« 7 onoc-c- »VN AN« ourgeivkrl Or«r«i»n. Morien,ir Z8 L-n'.'Ä.'.n°.^'Ä7d! -YalledaeErläuincndn Leitung lntolae boderee Gewalt. Betrieb,itowni. Nachlieteruna oder Ru»> Tagen sowie aut bekömmt« LL'ÄLr'LNL