Volltext Seite (XML)
Sonnabend/Sonrikag, 22./23. Oktober 1938 2m Fall« o»n h»he«i Sew-lt, «««bot, ftüiunzen hat d«l »«zieh« «,« W«rtningIi<!ixiUx Ui» «nspiüch«, lall, di, Zeitung U, »«IchcllnNrm Uml-»,,, »» Ipiilei ad« nicht «Ich,int. iritllll««, ,,,»«» v, v,ilog»ort Dl««d<». kinziigknpity«: di, Ispaliig, S «m tr«it< Zeil« I Vllt Illi Famlli«nant<tg«n I «iS gll, Vl-tzwllnlch« »nn<» »i, Ui» »«orhi UI»«>. Lchristleitung: Drealxn.A., P»»«rstiatz, 1?, Zemiul Ü071t ». klOlr Ltlchllsi,still«. Dm« und v«lagr Teemania Buchoru«,r«l und «,«!-, lh nnd S. WInUl, «oN.lftr-b, N, g«nliu, Illltr, Postsch«!: M. lor». Sank: Stadibanl Veesden M. »<7«7 __ , Nummer249—Z7.Iaftra MonaINch« V«jugsi>r«I, durch TrSg,r «inlchi. « M d,»>. « «Ig Irllgeilohn t.TV: duich »i, «ast 170 «Inlchlirhtich , Pallllb.rw-ilungsg.bllhr, »u,°giich »« P,g. V«st.v«st.Ng.Id. M W W LtNj«I-Ri. 10 VIg.. Sonnabtird. und g-stlag^M » VIg. W W W W W W W W üdb-ii«Ilungrn mllsttn Ioi»«st«n, «In« Wach« DD M W B«,u^«u Ichriltlich b«Im «erlag «Ing.gang.n W W WWW W W W W Irlg«, »llst«» Ul» «bbepellungr» W W W W voltssettuns Auch Sanlau nicht mehr zu hatten Nach -er Einnahme Kantons Räumung Sankaus fast beendet Hciukau, 22. Oktober. lOstasicndicnst des DNB.) Nach Gerüchten, die hier umlaufen, haben japanisch« Kriegsschiffe die Schisfsfpcrre Hmangliang-Ochcng 95 Kilometer flussaufwärts pas- ficrt und sind im Begriff, auch die Sperre bei Tivanseng 70 Kilo- metcr unterhalb von Hankiau zu Überwinden. Au einer Umfas sung vom Siiden her gegen die Bahnlinie Hankau-Tsckmngsckm nnzesetzte .Kolonnen sind In nächster Nähe In Sienning angelangt. Bom srUhen Morgen an herrscht regste Fliegertä- tlglieit, auch iiber Hankau, wo gegen 10 Uhr mehrere leichte Bomber bei einein Borortsbahnhof der Peiping-Hanliau-Bahn Bomben obwarscn. Gleickzeitig flogen 27 schwere Bomber nord wärts an den ckinesiichen Riickzuqsivcgen der Nordfront entlang, dem Vernehmen nach belegten die fapanischen Flieger sämtliche TIcatzeu im Umkreis der chinesischen Hankanfrontcn mit Bom ben. Die Räu m u n g von Hankau ist f a st beendet. Die Stadl Wutschang, gegenüber dem südl. Jangtse-User, ist eben- salls saft vollständig geräumt. Wie Kanton fiel Schanghai, 22. Oktober. (Ostasiendicnst des DNB.) Japa nische Truppen haben Freitag Mitternacht nach Ortszeit den prägten Teil Kantons ohne ernsthaften Wider stand besetzt. Nact)dem am Nachmittag die ersten Panzer wagen vle Stadt erreichten, ergossen sich niotorisierte Abtei lungen in ununterbrochener Folge in die Stadt und dehnten ihre Stellungen innerhalb der Strotzen ständig weiter aus. Die noch in der Stadt verbliebene Bevölkerung verhielt sich ruhig. Das Auslnudervierlcl wurde von den Japanern nicht in die Aktion einbegriffen. Freitag früh wurde von den Chinesen die grotze Brüche über den Perlslutz gesprengt. Dese Sprengung kündigte der Bevölkerung den japanischen Angriff unmittelbar an. Die Chinesen sollen noch andere Bauten gesprengt haben, das Aus matz der Zerstörungen ist jedoch noch nicht genau bekannt. Tokio, 22. Oktober. sOstasiendicnst des DNB.) Der Hong- bongcr Vertreter der japanischen Zeitung „Nichi Nichi Schim- kun" berichtet, der Oberbefehlshaber der chinesischen Truppen :a Kanton, General Auhanmon, habe den Rückzug be sohlen, als die Japaner aus Schutziveitc herangekommen seien. Cr habe den Wunsch gehabt, die Stadl vor der Zerstörung zu retten und seine Truppen kampffähig zu erhalten, die bet einem Zusammcnstotz mit den Japanern mit grösster Wahr scheinlichkeit eine vernichtende Niederlage erlitten hätten. Zentrale Zlugzengfabrik entsteht London, 22. Oktober. Die Riistungsfrage oder, wie die Blätter sich ausdriicken, „die Frage des Ausbaues des englischen Bertcidigungsspstems". beschäftigt auch weiterhin die Londoner Blätter, und zwar einheitlich sowohl die Regierungsblätter wie die vppositionszeitungcn. Die meisten Blätter erwarten jetzt, datz die britische Regierung sich zu einem Munitions m i n i- slcrium entschlictzen wird. Ein Teil der Blätter setzt sich heute auch dafür ein, datz endlich die sogenannte Stamm rolle gcschafsen wird. Nicht umsonst schreibt heute die „Ti mes" in einem Leitartikel, der sich mit der Frage der umstrit tenen Dienstpflicht befasst, welche Schritte die Regierung auch immer zu ergreifen gedenke, um den Verteidigungszustand Englands auf einen den Verhältnissen entsprechenden Stand zu bringen — eine Voraussetzung sei unumgänglich, nämlich irgend eine Methode der Registrierung müsse gesunden werden, damit man wisse, welche Hilfsquellen die Nation besitze und wie man sie am besten anwenden könne. Bezüglich der Frage des Mu- mlionsnstnisteriums sagt das Blatt dann, wenn man das System der Riistungslieferungen einer drastischen Reform unterziehe, dann werde man leicht den Verteidlgungsstand Englands „auf einer breiten Grundlage zufriedenstellend ausbauen können". Grosses Aufsehen hat die gestrige amtliche Mitteilung des Luftfahrtministeriums hervorgerufen, wonach der grötztck Kon zern der britischen Rüstungsindustrie, die Vickers-Armstrong- Werke, eine neue Zentralfabrik schassen sollen, in der in Massenproduktion Flugzeuge für die britische Luftwaffe hergcstcllt werden sollen. Die Einzelteile dieser Flug zeuge sollen in besonders dazu bestimmten Werken im ganzen Lande hcrgestellt werden und dann an dieses Zentralwerk ge liefert werden, wo die Flugzeuge also praktisch nur zusammen- gestellt würden. Es handelt sich bei dieser Ankündigung um eine Matznahme der Vereinheitlichung und Beschleunigung. Nor dem pariser Ministerrat Deutsch-französische Frage auf der Tagesordnung. Paris, 22. Oktober. Dem um 10 Uhr statlsindcnden Mi nisterrat sehen die Pariser Friihblätter vom Sonnabend mit Spannung entgegen, doch sind die Meinungen, welche Themen in dieser Sitzung besprochen werden, noch autzcrordentltch weit Tokio im Zeichen des Sieges Tokio, 22. Oktober. sOstasiendienst des DNB.) Tokio wie überhaupt ganz Japan steht völlig unter dem Eindruck der raschen Einnahme Kantons, die selbst die kühnsten Erwartun gen übertroffen hat. Die gesamte Presse spiegelt diese freudige Uebcrraschung wider, wobei die autzerordentlichen Leistungen der japanischen Landungstruppen in den Vordergrund gestellt werden. Allgemein schätzt man die Bedeutung des Sieges höher ein als den lctztjährigen Erfolg der Einnahme Schang hais. „Tokyo Asahi Schimbun" fasst darüber hinausgchcnd die Bedeutung des grotzen Erfolges dahin zusammen, datz mit dem Fall von Kanton der H a u p t v e r s o r g u n g s w e g sür den Teil Chinas, der noch Widerstand leiste, abge schnitten. datz jetzt die wichtigste Zentralstelle der anti japanischen Ntachenschasten zerstört und datz schlietzlich der japanische Angriff auf Hankau nunmehr wesenllich erleichtert sei. Das Fehlen eines jeglichen ernsten Widerstandes im Sü den Chinas erklärt das Blatt mit den inneren chinesischen Spannungen. Tas Blatt schliesst seinen Artikel mit der Mah nung an das chinesische Volk, den aussichtslosen Widerstand gegen Japan jetzt endlich auszugeben. „Ein beachtlicher Erfolg" England und der Fall Kantons London, 22. Oktober. Der Fall Kantons hat in London tiefen Eindruck gemacht. In ausführlichen Berichten schildern die Zeitungen die Bedeutung dieses japanischen Sieges. Die meisten Blätter zweifeln nicht daran, datz auch Hankau sehr bald von den Japanern erobert werden wird. Gleichzeitig wird aber auch der britische Standpunkt wieder hervorgeho ben, datz das siegreiche Vorgehen der Japaner die eine Seite, die „endgültige Beherrschung des eroberten Gebietes aber die Kehrseite der Medaille sei, wobei sie insbesondere auf die Schwierigkeiten hinzuweisen suchen, ein derartig grotzes Ge biet wie China militärisch besetzt zu halten. Die „Times" schreibt, der Fall Kantons sei ein beacht licher Erfolg für die japanischen Truppen. Japan werde in der Stadt jetzt wohl eine Regierungsbehörde cinrichlen. Die Provinz Kanton aber werde sich den Japanern weiter hin widersetzen. „Daily Telegraph" meint, in einem derartig grotzen Lande ivic China Garnisonen einzurichtcn sei eine schwierige Frage. anscinandergehend. Lediglich die Tatsache des bevorstehenden Diplomatcnschubs wird einstimmig hervorgehobcn In diesem Zusammenhang glaubt der dem Quai d'Orsay nahestehende „Petit Parisien" zu wissen, datz der bisherige politische Direktor Massigst, der als Botschafter in Ankara vor gesehen sei, vom bisherigen stellvertretenden Direktor des Quai d'Orsay, Chervcrian, ersetzt werden solle, und der Unter direktor für europäische Angelegenheiten Rochat, Nachfolger auf dem bisherigen Posten Cherverians melden solle. Des wei teren, so meint das Blatt, dürste eine Reihe von Geschäfts trägern zu Botschaftern ernannt werden. Die „Epoque" ist der Ansicht, datz der Ministerrat sich in erster Linie mit der deutsch-französischen Frage zu befassen haben werde — Auch das „Ordre" meint, datz beson ders die aussenpolitische Lage zur Sprache kommen werde und vor allem die deutsch-französischen Beziehungen. Reue plane der sranzdWen Kommune Paris, 22. Oktober. „Madin" meldet, datz die kommunisti schen Drahtzieher mit der augenblicklichen Ruhe in den Betrie ben nicht zufrieden seien und mit allen Mitteln neue Unruhen in den Werken hcraufzubrschwören versuchten. Die Fabrikbeset- zungcn seien ihrer Ansicht nach durch die Haltung der Regierung und den Einsatz der Mobilen Garde zur Räumung eines bestreik ten Werkes überholt. Sie hätten daher einen neuen Plan ausgearbeitet. Den kommunistischen Betriebszellen seien fol gende Anweisungen erteilt worden: Im Streikfallc keine Be- setzung des Werkes mehr. Es müssen aber Massnahmen getrof fen werden, datz „sicl-ere Genossen" sich im Falle eines Streiks der Zentralstellen des betreffenden Werkes bemächtigten, die als einzige besetzt iverden, wie Telephonzentrale oder elektrische Sta tionen. Das Blatt fragt, wie man amtlicherseits auf diese er neute Provokation zu antworten gedenke. Moskau, 22. Oktober. Das amtliche Gesetzblatt der Sow« setregierugn enthält eine Verfügung des Volkskommissarcn- rates, wonach der bisherige stellvertretende GPU Kommissar Sch u kowski seines Amtes enthoben worden ist. Schukowski hat diese Stellung nur wenige Monate bekleidet. Die besagte Verfügung ist vom 2 Oktober datiert, wurde jedoch nicht kn der Presse veröffentlicht. Von Indien aus gesehen Wie Europas Krisenlage in Indien betrachtet wurden Die Kriegsgefahr in Europa ist nun vorüber, und die indische Oesfentlichkeit findet sich allmählich, wenn auch äußerst indigniert, mit der Löjung des fudetendeuifchen Problems durch die „Grossen Vier" in München ab, obwohl der Kampf der Meinungen noch unvermindert fortdauert. Es war äusserst interessant und ausjchlustreich, die össentliche Meinung, soweit sie sich in der hiesigen Presse, insbesondere der indischen Zeitungen widerspiegelte, zu versolgcn. Man mutzte trotz des Ernstes der Situation über diese ganze Hilf- und Kopflosigkeit manchmal lächeln. Man wusste nicht, ob man sich im Falle eines Krieges, in den das Britische Im perium möglicherweise verwickelt werden konnte, für oder gegen eine Unterstützung der Briten entschliessen sollte. Man sloß znxir über von Sympathien sür die „arme, vergecval- tigte" Tschecho-Slowakei und tat gerade so, als ob die Sudctcndeutschen die Unterdrücker seien und nicht die Tsche. chcn, konnte sich aber trotzdem nicht rückhaltlos zu einer wirtlichen Unterstützung Großbritanniens entschließen. Nebenher feierte der Has; und die Hetze gegen die sogenann ten „Diktaturstaaten", insbesondere Deutschland, geradezu Orgien. Dazu kam noch, das; die Entwicklungen in dieser Frage sür indische Verhältnisse viel zu schnell vor sich gingen. Man ist ein solches Tempo hier nicht gewohnt, um politische Probleme zu lösen. Am schnellsten hatten sich d I c i n d i s ch c n Fürsten entschlossen, etwa dreißig der größten und eine Anzahl kleinerer hatten Loi-alitätserklärungen dem Vizekönig gegenüber abgegeben und i h r e D i e n st e d e m E m p i r o zur Verfügung gestellt. Sie waren wenigstens ehrlich genug, znzugeben. daß ihre Existenz unlöslich mit dem Bestand der britischen Herr schaft in Indien verbunden sei. Dagegen herrschte inBr i- tisch - Indien Kopslosigkcit. Ganz besonders hat sich der Kongreß blamiert, der ja immer großsprecherisch von sich be hauptete, er sei die einzige maßgebliche Vertretung des in-- dischen Volkes. Hier hatte er einmal die Gelegenheit, zu be weisen, daß er einen einheitlichen politischen B l o ck darstelle und eine einheitliche Haltung in dieser für Indien so wichtigen Frage einnehmen würde. Aber weit gefehlt. Er geriet in ein schreckliches Dilemma. Außer den üblichen Sympathien sür die „vergewaltigte Tschecho-Slowakei" und den Schimpstiraden gegen die „faschistischen Diktatoren" brachte cr nichts zustande. Tage lang wurde auf der Sitzung in Delhi, an der der Ma hatma und sämtliche Pro ierminister der Kongressprovinzen teilnahmen, geredet und geredet, und das Nesnltat war, daß man dem A r b c i t s k o m i t e e die Entschci- dung im Ernstsalle überlassen wollte und dieses wieder den armen alten Mahatma mit der letzten Autorität in dieser Frage betraute. Man erging sich in Haarspaltereien darüber, wie weit England im Kriegsfälle wirklich die Sache der Demokratien vertrete, wenn ja, dann müsse man sich die Sache überlegen, wenn nein, dann müsse man eine Beteiligung ablchnen. Viele Vertreter des Kongresses lvaren aber bereits der Ueberzeugung, daß England den Faschismus unterstütze, und so entschloß inan sich, die Entwicklung abzuwarten. Adolf Hitler ist aber dem Kongreß durch die schnelle Einberufung der Viermächtekonferenz zu Hilfe gekommen, und während der Mahatma noch über eine mögliche Lösung für Indien meditierte, war das Abkommen von München bereits unter zeichnet und der Friede in Europa gesichert. Diese Lösung, verbunden mit dem deutsch-englischen Ab kommen, daß keinerlei Dispute mehr durch kriegerische Maß nahmen zwischen beiden Ländern gelöst werden sollen, schlug hier wie eine Bombe ein. Alan erging sich in den höchsten Tönen des Lobes über die große Friedensrat Chamberlains, natürlich unter Ignorierung der Tatsache, daß der Führer das Verdienst an dieser Lösung hatte, so daß im ersten Jubel sogar Kongreßblätter, wie die „Hindustan-Times", sich zu anerkennenden Worten Chamberlains „hinreißen" ließen, was vom Pandit Iawaharlal Nehru sehr übel ver merkt wurde. Da nun die Angstpsychose dieser großsprecherischen Kreise aber schnell verslogen war, besann man sich wieder seiner wirklichen Ausgabe, und nun hagelte es die wüstesten Beschuldigungen gegen Chamberlain im besonderen und gegen die Briten im allgemeinen. Noch heute sind die Zeitungen, die angeblich die indische öffentliche Meinung wiederzugeben behaupten, voll von Hetzcxrt 1 keln gegen Chamberlain und die britische Pol'itik, man schreit nun in allen Tonarten über den „Verrat an der Tschecho- Slowakei", „Zerstückelung einer Demokratie", „Hinschlach- tnng eines unschuldigen und anständigen demokratischen Staates" und ähnlichen ilnsinn. Man sieh« den erlangten Frieden nicht als einen dauernden an. sondern phantasier, von einem kurzen Auf- Llm Muniiionsminisierium und Stammrolle Vas Rüstungsproblem beherrscht nach wie vor die englische presse